Schwarzach (Odenwald)
Schwarzach ist eine Gemeinde im Neckar-Odenwald-Kreis in Baden-Württemberg und staatlich anerkannter Erholungsort. Sie gehört zur europäischen Metropolregion Rhein-Neckar (bis 20. Mai 2003 Region Unterer Neckar und bis 31. Dezember 2005 Region Rhein-Neckar-Odenwald).
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Karlsruhe | |
Landkreis: | Neckar-Odenwald-Kreis | |
Höhe: | 219 m ü. NHN | |
Fläche: | 8,36 km2 | |
Einwohner: | 2907 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 348 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 74869 | |
Vorwahl: | 06262 | |
Kfz-Kennzeichen: | MOS, BCH | |
Gemeindeschlüssel: | 08 2 25 116 | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptstraße 14 74869 Schwarzach | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Mathias Haas (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Schwarzach im Neckar-Odenwald-Kreis | ||
Geografie
Lage
Schwarzach liegt im Naturpark Neckartal-Odenwald am Südrand des Odenwalds (im Kleinen Odenwald) mit Blick auf den Kraichgau. Im Westen grenzt sie an den Rhein-Neckar-Kreis. Der Waldanteil beträgt nahezu 48 Prozent.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde besteht aus den ehemaligen Gemeinden Unterschwarzach und Oberschwarzach. Zur ehemaligen Gemeinde Oberschwarzach gehört das Dorf Oberschwarzach und der Ort Forsthaus. Zur ehemaligen Gemeinde Unterschwarzach gehören das Dorf Unterschwarzach und der Schwarzacherhof (Diakonische Einrichtung für Menschen mit Behinderung) zwischen Unterschwarzach und Oberschwarzach.[2]
Die drei Orte Unterschwarzach, Oberschwarzach und Schwarzacher Hof werden vom Schwarzbach durchflossen.
Geschichte
Schwarzach wurde 1143 erstmals urkundlich erwähnt. 1823 wurde die Gemeinde in die selbständigen Gemeinden Unterschwarzach und Oberschwarzach geteilt. Mitte des 19. Jahrhunderts wanderte etwa ein Drittel der Bevölkerung aus wirtschaftlichen Gründen nach Nordamerika aus. Am 1. Januar 1972 wurde Oberschwarzach nach Unterschwarzach eingemeindet. Am 20. Januar 1972 wurde die Gemeinde Unterschwarzach in Schwarzach umbenannt.[3]
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat hat normalerweise 14 ehrenamtliche Mitglieder, die für fünf Jahre gewählt werden. Häufig erhöht sich die Zahl der Mitglieder durch Ausgleichssitze (gesamt 2019: 16 Sitze). Hinzu kommt der Bürgermeister als stimmberechtigter Gemeinderatsvorsitzender.
Dabei garantiert die Unechte Teilortswahl den Ortsteilen eine festgelegte Anzahl von Sitzen: Aus Unterschwarzach kommen mindestens elf, aus Oberschwarzach mindestens drei Gemeinderäte.
Die Kommunalwahl 2019 führte zu folgendem Ergebnis (in Klammern: Unterschied zu 2014):[4]
Gemeinderat 2019 | ||||
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Partei / Liste | Stimmenanteil | Sitze | ||
Wählervereinigung Schwarzach (WVS) | 42,6 % (+0,5) | 6 (±0) | ||
CDU/Schwarzacher Bürgerliste | 29,8 % (+29,8) | 5 (+5) | ||
SPD | 23,8 % (−7,7) | 4 (±0) | ||
Grüne | 3,8 % (+3,8) | 1 (+1) | ||
Wahlbeteiligung: 49,1 % (+1,4) |
Wappen
In Silber (Weiß) an pfahlweise gestelltem, belaubtem grünem Zweig drei rote Äpfel (1:2).
Wirtschaft und Infrastruktur
Ansässige Unternehmen
Der Schwarzacher Hof der Johannes-Diakonie Mosbach ist der größte Arbeitgeber und hat beim zwischen Ober- und Unterschwarzach gelegenen Wasserschloss inzwischen eine eigene Siedlung ausgebildet. Die ältesten Gebäude des „Schwarzacher Hofes“ datieren von 1914/15, der Großteil der Gebäude der Einrichtung entstand jedoch erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Schwarzacher Hof bietet 780 Wohnplätze und Außenwohngruppen für Menschen mit Behinderungen. Außerdem bieten die Schwarzacher Werkstätten 800 Plätze und die Fachschule für Sozialpädagogik 240 Plätze.
Während der NS-Gewaltherrschaft wurden im Jahr 1940 von den 200 Heimbewohnern 167 im Rahmen der „Euthanasie“-Tötungsaktion T4 in die Mordanstalt Grafeneck deportiert und umgebracht. Nachdem in den letzten Kriegsjahren die Gebäude als Hilfskrankenhaus von der Daimler-Benz AG requiriert wurden, kamen die verbliebenen Jugendlichen in die Anstalt Eichberg, wo sie ermordet wurden.[7]
Von 1945 bis vermutlich November 1948 befand sich im Schwarzacher Hof das Internationale Kinderzentrum Aglasterhausen.[8] Die Namenswahl erfolgte nach Jim G. Tobias, „weil sich in der nur wenige Kilometer entfernten Gemeinde Aglasterhausen die Bahnstation befunden hatte“.[9] Das Kinderzentrum verfügte über einen eigenen Kindergarten und eine Schule und bot diverse berufskundliche Lehrgänge an. Auch eine eigene Fußballmannschaft war gegründet worden.[9] Über das Schicksal der Kinder heißt es bei Tobias:
„Manche musste länger als erwartet in Aglasterhausen ausharren. „Unsere Hoffnung, dass wir die Kinder schnell aus Deutschland herausbringen, erfüllte sich nur schleppend“, erinnerte sich Rachel Greene Rottersmann. Das erste Kind konnte erst im Januar 1946 in seine ungarische Heimat repatriiert werden. Im April wanderten zwei Jungen nach Palästina aus und im Juni gelang es, eine Gruppe von polnischen Kindern nach Hause zu schicken. Im Frühling des selben Jahres erhielten die UNNRA-Betreuer auch erste Informationen hinsichtlich einer Auswanderung in die USA oder nach Kanada. Die kanadische Regierung erklärt sich bereit, Waisen aus den Children’s Centers aufzunehmen, darunter über 1.000 jüdische Kinder und Jugendliche. Aglasterhausen wurde nun für viele elternlose Jungen und Mädchen zum Sprungbrett nach Nordamerika.“
Die Ende 1948 noch im Schwarzacher Hof verbliebenen Kinder wurden in das DP-Lager und Children's Village Bad Aibling gebracht, und die Diakonie erhielt den Schwarzacher Hof zurück.[9]
Bildungseinrichtungen
Schwarzach verfügt über eine eigene Grundschule und mit der Schwarzbachschule über ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (Förderschwerpunkte geistige Entwicklung, Lernen und emotionale und soziale Entwicklung) der Johannes-Diakonie Mosbach.
Freizeiteinrichtungen
Schwarzach verfügt über ein beheiztes Schwimmbad, über eine Alla Hopp-Anlage und im großen Wildpark gibt es einen Streichelzoo und einen Afrikaspielplatz. Ebenso verfügt Schwarzach über einen Wohnmobil-Platz mit Kiosk.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Das Wasserschloss Schwarzach geht auf die mittelalterliche Wasserburg Schwarzach zurück, die später Lehensgut und ab dem späten 17. Jahrhundert kurpfälzische Kellerei war. Der verputzte längliche Hauptbau steht noch über dem alten Wassergraben und lässt sich über eine steinerne Brücke erreichen. Von der Wasserburg sind außer Teilen des Grabens noch Mauerreste und ein Eckturm erhalten. Heute befindet sich in dem Gebäude das staatliche Forstamt.
- Die um 1750 im Barockstil erbaute katholische Kirche in Unterschwarzach hat einen außergewöhnlichen runden Kirchturm. Die evangelische Kirche wurde 1914 im Jugendstil erbaut. Das Rathaus in Unterschwarzach ist ein schlossartiger Backsteinbau mit einem Brunnen von 1990. Das historische Rathaus in Oberschwarzach ist heute Geschäftshaus.
- Die Gemeinde Schwarzach ist reich an Fachwerkhäusern, Gasthöfen, Brunnen- und Dorfteichanlagen
- Mörserglocke (größte und tontiefste Glocke in Baden-Württemberg), Wildpark Schwarzach
- An der Straße nach Michelbach befindet sich ein historischer Wasserhochbehälter von 1913
- Wasserhochbehälter von 1913
- Fachwerkhaus von 1805, Oberschwarzach
- Altes Rathaus Oberschwarzach
- Villa Döbert von 1907
- Kriegerdenkmal
- Euthanasie-Mahnmal Schwarzacher Hof
Natur
- Wildpark in Unterschwarzach
- Um die Gefahr von Hochwasser in der Tallage des Ortes zu dämmen, wurde oberhalb von Oberschwarzach ein Regenrückhaltebecken errichtet.
Theater
Auf der Freilichtbühne im Birkenhof führt das Amateurtheater des Vereins Freilichtspiele Kleiner Odenwald, kurz KleinOd, hervorgegangen aus dem Theater im Birkenhof, Stücke auf.[10]
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2020 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- Landesarchivdirektion Baden-Württemberg (Hrsg.): Regierungsbezirk Karlsruhe. Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2 (Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band 5), S. 261–262.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 477.
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Gemeinderatswahlen 2019, Schwarzach; Gemeinde Schwarzach: Gemeinderatswahl 2019 (PDF); Rhein-Neckar-Zeitung, 27. Mai 2014: Kommunalwahl in Schwarzach (2014); abgerufen 22. Juni 2019.
- https://www.nokzeit.de/2014/10/19/mathias-haas-wird-buergermeister-von-schwarzach/
- http://www.mathias-haas.de/Mathias_Haas_-_Ihr_Burgermeister_fur_Schwarzach/Home.html
- Ulrike Puvogel, Martin Stankowski: Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0 (Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Band 1), S. 81 f.
- After the Shoah: Aglasterhausen – Internationales UNRRA/IRO DP-Kinderlager
- Jim G. Tobias: „Selten gab es eine herzlichere Stimmung als hier…“ Das Internationale Kinderzentrum Aglasterhausen 1945-48, hagalil.com, 8. Dezember 2013
- RNZett, das Veranstaltungsmagazin der Rhein-Neckar-Zeitung vom 12. Mai 2016.
Weblinks
- Schwarzach auf badischewanderungen.de