VW Iltis
Der VW Iltis (Typ 183) ist ein Geländewagen, der von Ende der 1970er- bis gegen Ende der 1990er-Jahre als LKW 0,5 t tmil gl Teil des Bundeswehr-Fuhrparks war. Auch bei verschiedenen anderen Nato- (z. B. Belgien) und Nicht-Nato-Staaten (Mitte der 1990er Jahre wurden 175 Fahrzeuge aus Depotbeständen an Litauen geliefert) war er in Gebrauch.
VW Iltis | |
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VW Iltis Standardausführung | |
Basisinformation | |
Hersteller | Volkswagen |
Modell | Iltis |
Produktionszeit | 1978–1988 |
Vorgängermodell | DKW Munga |
Nachfolgemodell | Wolf (Fahrzeug) |
Technische Daten | |
Eigengewicht | 1.340 kg |
Nutzlast | 500 kg |
Länge | 3972 mm |
Breite | 1520 mm |
Höhe | 1837 mm |
Radstand | 2017 mm |
Motor | Ottomotor: 1,7 Liter (55 kW) Dieselmotor: 1,6 Liter (52 kW) |
Drehmoment | 140 Nm |
Geschwindigkeit | 130 km/h |
Elektrik | 24 V Bordnetz |
Bereifung | 205 R 16 auf Felge 5.5 J 16 H2 ET 65 30 x 9.5 R15 auf Felge 7J x 15 H2, ET 25 |
Modellgeschichte
Allgemeines
Der VW Iltis wurde nicht bei Volkswagen in Wolfsburg, sondern bei der Volkswagen-Tochter Audi in Ingolstadt entwickelt und unter anderem auch dort produziert. Er war Ersatz für den DKW Munga („Mehrzweck-Universal-Geländewagen mit Allradantrieb“), dessen Produktion bei Auto Union Anfang Dezember 1968 ausgelaufen war. Bis zur Auslieferung der ersten Iltis-Wagen beschaffte die Bundeswehr den VW Typ 181. Der LKW 0,5 t tmil gl (0,5 Tonnen Zuladung, teilmilitarisiert, geländegängig), wurde zum Beispiel als Führungs- und Fernmeldefahrzeug eingesetzt, zum allgemeinen Transport von Personen, als Träger-Kfz für Panzerabwehrwaffen und zum behelfsmäßigen Verwundetentransport.
Vor seiner Markteinführung wurde ein Iltis-Prototyp zusammen mit Limousinen von Audi unter winterlichen Verhältnissen in Skandinavien bei Fahrzeugtests als Begleitfahrzeug eingesetzt. Der Quattro-Antrieb von Audi wurde durch das Allradantriebssystem des Iltis inspiriert: Jörg Bensinger, damaliger Testleiter und gedanklicher Vater des Audi quattro, fuhr den Iltis bei diesen Tests und legte danach dem damaligen Vorstand der Audi-Fahrzeugentwicklungsabteilung, Ferdinand Piëch, nahe, ein allradangetriebenes Straßenfahrzeug zu bauen.
Der Iltis wurde auch für den zivilen Markt produziert, erreichte jedoch wegen des hohen Preises nie eine größere Käuferschaft. 1982 betrug der Preis mit 39.300 DM etwa das Dreifache eines VW Golf in Grundausstattung. In heutiger Währung und inflationsbereinigt entspricht dies einer Summe von 39.900 Euro.[1]
Nach Einstellung der Produktion bei Volkswagen wurde die Fertigungsstraße an das kanadische Unternehmen Bombardier verkauft, das den Iltis in minimal modifizierter Form unter anderem für die kanadischen Streitkräfte herstellte. Die belgische Armee bezog ebenfalls Iltis von Bombardier; diese Fahrzeuge wurden mit kanadischen Teilen im belgischen VW-Werk Brüssel montiert und sind dem deutschen Ur-Iltis in vielen Punkten ähnlicher als der kanadische. Die deutsche Bundeswehr ersetzte ihre Iltis-Fahrzeuge durch den Wolf gl, der auf der Mercedes-Benz G-Klasse basiert. Mit diesem Typ hatte Mercedes-Benz bereits in den 1970er Jahren an der Ausschreibung teilgenommen, die damals jedoch mit der Beschaffung des VW Iltis endete.
- VW Iltis, flecktarn, offen
- Iltis, geschlossen
- Iltis im Konvoi
- Cockpitansicht
Karosserie
Die Karosserie war aus der des DKW Munga, verlängerte Pritsche, Munga 8, weiter entwickelt. Der Iltis ist ein Geländewagen mit Kastenrahmen und Phaeton-Karosserie (offen mit Klappverdeck und vier Türen). Die Windschutzscheibe lässt sich nach vorn umklappen. Anfänglich auftretendes Einknicken der Karosserie unter der A-Säule wurde durch ein innenliegendes Verstärkungsblech behoben. Das Planenverdeck sowie die herausnehmbaren (Planen-)Türen ermöglichen den Einsatz im offenen wie im geschlossenen Zustand. Die Sanitätsausführung wurde mit einem verlängerten Verdeck ausgeliefert, um einen liegenden Transport von Verwundeten zu ermöglichen.
Vor dem Montageplatz der Batterien unter den Rücksitzen ist ein Abdeckblech untergebracht, das bei Gewässerdurchfahrten als Schwallblech vor den Kühlergrill gesteckt wird.
Abmessungen:
Länge | Breite | Höhe | |
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Standardausführung: | 3972 mm | 1520 mm | 1837 mm |
Sanitätsausführung (verlängertes Verdeck): | 4540 mm | 1720 mm | 1855 mm |
Motor und Antrieb
Angetrieben wird der Iltis entweder von einem wassergekühlten Vierzylinder-Ottomotor (VW EA827) in Reihenbauweise mit 1,7 Liter Hubraum und 55 kW (75 PS) oder in den Baujahren 1987 bis 1988 von einem Turbodiesel mit 1,6 Liter Hubraum und 52 kW (70 PS). Das maximale Drehmoment liegt bei 140 Nm bei 3000 min−1. Iltis mit Dieselmotor wurden bei VW in Belgien in rund 880 Einheiten ausschließlich für das deutsche Heer gefertigt. Die parallel dazu in Belgien produzierten Iltis waren ausnahmslos mit Ottomotoren versehen.
Das an die Bundeswehr gelieferte VW-Modell hatte keine vordere Differentialsperre, alle anderen Modelle konnten mit einer solchen Sperre geliefert werden. Die Fahrzeuge haben Hinterradantrieb, der Vorderradantrieb ist zuschaltbar. Die Differentialsperre hinten und (sofern vorhanden) vorne sind manuell einschaltbar, wobei die vordere Achse nur bei eingeschaltetem Allradantrieb gesperrt werden kann. Der Allradantrieb und die Differentialsperren können bei beliebiger Geschwindigkeit eingeschaltet werden. Der Vorderradantrieb ist im Schaltgetriebe integriert. Dieses hat vier synchronisierte Vorwärtsgänge sowie einen Rückwärts- und einen Geländevorwärtsgang, die nicht synchronisiert sind. Der kurz übersetzte Geländegang kann nur bei zugeschaltetem Vorderachsantrieb (Allradantrieb) eingelegt werden.
Wie beim Munga sind die Radaufhängungen vorne und hinten gleich und in der Tradition von DKW mit Querlenkern unten Doppelquerlenker und radführender Querblattfeder oben ausgeführt. An der Vorderachse sitzt eine Zahnstangenlenkung, hinten sind die Spurstangen an der über den Federn liegenden Quertraverse des Rahmens gelagert.
Der Radstand beträgt nur 2017 mm; damit ist der Rampenwinkel groß und die Gefahr des Aufsetzens beim Überfahren von kleineren Hügeln gering. Jedoch leidet der Fahrkomfort darunter; auf kurz aufeinanderfolgende Bodenwellen reagiert das Fahrzeug mit starken Nickbewegungen. Das Fahrzeugleergewicht beträgt 1340 kg.
Fahrleistungen
Der VW Iltis beschleunigt in 21 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h. Die geringen Fahrleistungen sind auf das relativ hohe Fahrzeuggewicht und den hohen Luftwiderstand der Karosserie zurückzuführen.
Die Bundeswehr empfiehlt ihren Fahrern, das Fahrzeug nur mit zugeschaltetem Vorderachsantrieb (Allradantrieb) zu fahren, um die Fahrsicherheit zu erhöhen.
Versionenvergleich zwischen Bombardier und Volkswagen
Die Unterschiede zwischen dem frühen deutschen Modell und dem belgischen (manche Details wurden beim in Belgien gebauten Turbodiesel übernommen):
- Armaturenbrett-Anzeigen für Allrad und Sperren, mit entsprechenden Schaltern an den Getrieben
- Zusatzinstrumente für Bordspannung, Funkbatteriespannung und Kühlwassertemperatur
- Vorderachssperre (serienmäßig)
- Seitenblinker
- geänderter Kabelbaum
- am linken vorderen Kotflügel entfernte bzw. geänderte Antennenaufnahme
- am rechten Heck teilweise keine Schraublöcher für Antennenwinkel
- Spatenhalterung unter der Motorhaube für US-Spaten geändert
- verstärkte Antriebswellen rundum
- Reifen UNIROYAL T9 oder MICHELIN X
- Sperrenhebel aus Kunststoff gegen metallische Exzenterhebel getauscht
- Türen haben 2 Reißverschlüsse, hinterer und unterer Rand der Scheibe
- hintere Türen haben rechteckige Fenster
- breiter Kühler
- Verteiler luftgekühlt
- Wagenheber im rechten Staukasten verschraubt
- Karosserie und Rahmen mit 6 statt 4 Gummilagern verschraubt
Motorsport
1980 erzielten alle vier bei der zweiten Rallye Oasis (der heutigen Rallye Dakar) gestarteten VW Iltis Spitzenplatzierungen. Den ersten Platz belegte das Team Kottulinsky/Löffelmann, deren Siegerfahrzeug mit der Startnummer 137 im Originalzustand im Automuseum Wolfsburg ausgestellt ist. Die anderen drei Mannschaften belegten die Plätze 2, 4 und 9. Diese Ergebnisse sind auch deshalb besonders erwähnenswert, da es sich weitestgehend um Serienfahrzeuge handelte.
Literatur
- Kai Sippel: VW Typ 183 „Iltis“ – Der Allrad-Geländewagen von Volkswagen 1976–1988. Selbstverlag, 2004, ISBN 3-00-014113-8.
- Willy Queissner: VW Iltis. Schiffer Publishing Ltd, 2001, ISBN 0-7643-1309-6.
Weblinks
- Volkswagen Classic Dossier zum VW Iltis
- Bundeswehr: 60 Sekunden CLASSIX - Der Geländewagen VW Iltis (YouTube-Video, 14. Januar 2022)
- Bundeswehr Classix: Der neue Bundeswehr-LKW 0,5t (1979) (YouTube-Video)
Einzelnachweise
- Diese Zahl wurde mit der Vorlage:Inflation ermittelt, ist auf volle 100 Euro gerundet und bezieht sich maximal auf den vergangenen Januar