Pöschendorf
Pöschendorf (niederdeutsch Päschendörp[2]) ist eine Gemeinde im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein und zählt zur Metropolregion Hamburg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Schleswig-Holstein | |
Kreis: | Steinburg | |
Amt: | Schenefeld | |
Höhe: | 23 m ü. NHN | |
Fläche: | 5,92 km2 | |
Einwohner: | 265 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 45 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 25560 | |
Vorwahl: | 04892 | |
Kfz-Kennzeichen: | IZ | |
Gemeindeschlüssel: | 01 0 61 085 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Mühlenstraße 2 25560 Schenefeld | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Norbert Graf (AKW) | |
Lage der Gemeinde Pöschendorf im Kreis Steinburg | ||
Geografie und Verkehr
Pöschendorf liegt etwa zwölf Kilometer nördlich von Itzehoe und direkt südlich von Schenefeld an der Bundesstraße 430. Wenige Kilometer westlich befindet sich die Abfahrt Wacken der Westküstenautobahn (Bundesautobahn 23 von Hamburg nach Heide). Durch den Ort fließt der Pöschendorfer Graben. Zur Gemeinde gehören die Ortsteile Klint, Holzbaum, Hohenesch und Breitenfelde.[3]
Geschichte
Bereits in der Steinzeit haben Menschen auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Pöschendorf gelebt. Zeugnis hierfür ist der Krinkberg, eine Gruppe von Hügelgräbern, wovon einst mindestens 29 in der Umgebung nachweisbar waren.
Als typisches karolingisches Hufendorf hat Pöschendorf seinen Ortsnamen vermutlich um 811 n. Chr. von fränkischen Eroberern erhalten. Davor lebten die Menschen in der Gegend auf weit zerstreut liegenden Einzelhöfen. Eine geschlossene dörfliche Siedlung vor dem 9. Jahrhundert ist nicht nachweisbar. Charakteristisch für Ortsgründungen im frühen Mittelalter ist die Aufteilung der Felder in so genannte Fränkische Hufe. Diese streng festgelegten langen und relativ schmalen Agrarflächen sind noch heute auf Satellitenbildern von Pöschendorf deutlich zu sehen.
Unmittelbar am Krinkberg befand sich bis in die Neuzeit eine verkehrsgeografisch wichtige Kreuzung des westlichen Ochsenweges. Dieser zentrale Verkehrspunkt soll zu Ostern ein Sammelplatz der ersten Christen in Holstein gewesen sein. Nach einer Theorie leitet sich davon der Ortsname ab: Das christliche Osterfest hieß im norddeutschen sowie romanischen Sprachgebrauch früher Paschen, skandinavisch Påske, plattdeutsch PÂÖschen (Diphthong aë, ao, aö). Anderen Theorien zufolge war Papst Paschalis I. der Ortsnamengeber, diskutiert wird aber auch die Ableitung von Esch. Bis ins 19. Jahrhundert sind in der Literatur verschiedene Schreibweisen des Ortsnamens zu finden: Paeschendorf, Paschendorf, Päschendorf, Pöschendorf etc. Erst seit 1867, als Schleswig-Holstein preußische Provinz wurde, ist die offizielle Schreibweise Pöschendorf.[4]
Im Jahre 1885 wurden bei Ausgrabungen am Krinkberg wertvolle Schätze aus verschiedenen Epochen gefunden. Darunter waren 91 Münzen aus dem 8. Jahrhundert sowie der vergoldete Bronzebeschlag eines Schwertknaufes und andere Waffen. Auf dem Pöschendorfer Wappen sind aus diesem Fund ein grünes Schild, ein goldenes Schwert und zwei silberne frühmittelalterliche Münzen abgebildet. Auf der linken Münze steht die Aufschrift CAROLUS; auf der rechten ist die Prägung DORSTAD zu sehen. Carolus ist Karl der Große, der im 8. und 9. Jahrhundert auch im Norden viele Siedlungen begründet und in Dorstad (Dorestad), der bedeutendsten friesischen Handelsstadt zu dieser Zeit, nahe dem heutigen Utrecht, ein Münzhaus hatte. Die gewölbte Teilungslinie im Schildhaupt des Wappens stellt den Krinkberg als Fundort und somit die Verbindung zwischen Besiedlung in der Bronzezeit und Dorfgründung in der Karolingerzeit dar.[5]
Politik
Gemeindevertretung
Seit der Kommunalwahl 2018 hat die Wählergemeinschaft AKW alle neun Sitze in der Gemeindevertretung.
Wappen
Blasonierung: „Unter silbernem, in der Mitte eingebogenem Schildhaupt in Grün ein wachsendes goldenes Schwert zwischen zwei silbernen frühmittelalterlichen Münzen, die rechte mit der Aufschrift CAROLUS, die linke mit der Aufschrift DORSTAD.“[5]
Sehenswürdigkeiten
Pöschendorfer Ehrenmal
Das Pöschendorfer Ehrenmal für die in der Fremde verstorbenen Einwohner beider Weltkriege befindet sich in der Ortsmitte und besteht aus einer kleinen gepflegten Anlage in deren Zentrum eine Doppeleiche steht. In der Mitte des Ehrenmals steht ein großer Findling als Gedenkstein für die Gefallenen Pöschendorfer des Ersten Weltkrieges mit zwölf Namen; auf der Spitze befindet sich die Plastik eines Adlers auf einer Kugel. Zu beiden Seiten steht jeweils ein weiterer großer Granitstein für die Gefallen und Vermissten Pöschendorfer des Zweiten Weltkrieges sowie für die auf der Flucht aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten ums Leben gekommenen, deren Hinterbliebene in Pöschendorf ein neues Zuhause fanden. Diese beiden Steine führen zusammen 38 Namen.[6][7]
Am Volkstrauertag und zu anderen Anlässen finden regelmäßig am Pöschendorfer Ehrenmal Gedenkfeiern statt.[7]
Die vorgenannte Doppeleiche gilt als Prachtexemplar, da nur in sehr seltenen Fällen zwei junge Bäume bereits im oder am Boden zu einem Stamm zusammen wachsen und eine gemeinsame Krone bilden. Ähnlich der Doppeleiche in Pinneberg ist auf den ersten Blick kein zweiter Stamm zu erkennen. Die Pöschendorfer Eiche hat jedoch an der ersten Gabelung eine deutliche „Narbe“, die bei Bäumen aus zwei Trieben Zwiesel genannt wird.
Weitere
Beliebte Ausflugs- und Wanderziele sind der archäologisch bedeutsame Krinkberg und der große Mischwald Richtung Looft.
Einzelnachweise
- Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2020 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Pöschendorf Gemeinde Pöschendorf, abgerufen am 1. August 2019
- Schleswig-Holstein-Topographie. Bd. 8: Pölitz - Schönbek. Flying-Kiwi-Verl. Junge, Flensburg 2007, ISBN 978-3-926055-89-7, S. 10 (dnb.de [abgerufen am 22. Juli 2020]).
- Michael Bellmann: Pöschendorf. Das christliche Urdorf in Holstein? Itzehoe 2015, ISBN 978-3-00-047773-7, S. 36–39.
- Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
- Uwe Schärff: Onlineprojekt Gefallenendenkmäler: Von Ahnenforschern für Ahnenforscher. Pöschendorf, Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler (Thilo C. Agthe), April 2011, abgerufen am 13. Oktober 2015.
- Gemeinde Pöschendorf. Das Pöschendorfer Ehrenmal. In: poeschendorf.de. Gemeinde Pöschendorf, abgerufen am 13. Oktober 2015.