Blomesche Wildnis
Blomesche Wildnis (niederdeutsch: Bloomsche Wildnis) ist eine Gemeinde im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Schleswig-Holstein | |
Kreis: | Steinburg | |
Amt: | Horst-Herzhorn | |
Höhe: | 1 m ü. NHN | |
Fläche: | 6,91 km2 | |
Einwohner: | 639 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 92 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 25348 | |
Vorwahl: | 04124 | |
Kfz-Kennzeichen: | IZ | |
Gemeindeschlüssel: | 01 0 61 012 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Elmshorner Straße 27 25358 Horst (Holstein) | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Niels Schilling (KWV) | |
Lage der Gemeinde Blomesche Wildnis im Kreis Steinburg | ||
Geografie und Verkehr
Die Gemeinde Blomesche Wildnis liegt direkt nördlich von Glückstadt und besteht aus mehreren Straßensiedlungen an der Elbe.
Geschichte
Die heutigen Siedlungen entstanden aufgrund der Eindeichungen Anfang des 17. Jahrhunderts. Frühere Siedlungen im Gemeindegebiet mussten aufgrund von Überflutungen im 14. Jahrhundert wieder aufgegeben werden. Infolge dieser heißt das Vorland an der Elbe Wildnis oder Wüstenei, was sich auch heute noch im Ortsnamen widerspiegelt. Der erste Teil des Ortsnamens geht auf die Blomes, die letzten Besitzer des 1667 gegründeten Guts zurück, denen die Ländereien im heutigen Gemeindegebiet gehörten. Vorher wurden die Besitzungen entsprechend als Ahlefeldsche bzw. Plessensche Wildnis bezeichnet.[2]
Die Gemeinde ist seit 1889 selbständig.
1909 und in den folgenden Jahren stand die „Blohmische Wildnis“ im Zentrum reichsweiter Presseberichterstattung, nachdem der Leiter des hiesigen Mädchenheimes („Provinzial-Fürsorgeerziehungsanstalt“ Asyl am Neuendeich) wegen des Foltertodes von fünf (bzw. acht) Mädchen in der Anstalt verurteilt wurde. Der Leiter (gen. Hausvater) Friedrich Wilhelm Joachim Colander (seltener: Kolander) wurde wegen der Tode erst zu neun, nach Revision zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. In einem nachfolgenden Prozess vor dem Amtsgericht Altona wurde Colander zusätzlich zu anderthalb Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust verurteilt, weil er die Überlebenden zu Meineiden angestiftet hatte. Das Urteil wurde durch das Reichsgericht für Strafsachen in Leipzig bestätigt. Die Vorfälle wurden anschließend jahrelang als eines der extremsten Negativbeispiele der Jugendfürsorge zitiert (siehe dazu Protokolle der Reichstagssitzungen; überregionale deutsche Presse; deutschsprachige Presse in den Vereinigten Staaten), weil sich hierin veraltete, drakonische Erziehungsvorstellungen, fehlende Qualifikation des Personals, mangelnde Aufsicht durch die übergeordneten Stellen, Vetternwirtschaft (Einfluss des Direktors der „Korrektionsanstalt Glückstadt“ und Vaters von Colander auf die Vergabe der Hausvater-Stelle) und weitere Aspekte vereinigten.
Abtretungen
Am 1. Januar 1974 wurde ein Teilgebiet mit damals mehr als 300 Einwohnern an die Stadt Glückstadt abgetreten.[3]
Politik
Seit der Kommunalwahl 2013 hat die Wählergemeinschaft KWV alle neun Sitze in der Gemeindevertretung.
Wirtschaft
Die in der Marsch gelegene Gemeinde ist landwirtschaftlich geprägt, wobei vor allem der Gemüseanbau dominiert. Größter Arbeitgeber im Ort ist die Firma Otto Piening, die Schiffspropeller herstellt. Seit 1933 gibt es eine Außenstelle der Stiftung Alsterdorf im Ort, in der Behinderte betreut werden. Vorher befand sich dort das 1850 gegründete Asyl am Neuendeich.
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Willi Holdorf (1940–2020), Olympiasieger im Zehnkampf
- Elke Wriedt (* 1941), niederdeutsche Schriftstellerin
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2020 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Wolfgang Laur: Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein, 2. Aufl., Neumünster 1992, S. 159.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. Mai 1970 bis 31. Dezember 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 186.