Rosie Gaines
Rose Mary Gaines (* 26. Juni 1960 in Martinez, Kalifornien)[1][2] ist eine US-amerikanische Sängerin, Begleitsängerin, Songwriterin und Keyboarderin. Sie arbeitete unter anderem mit Prince zusammen und war Ende 1990 Gründungsmitglied in dessen Begleitband The New Power Generation.
Gaines veröffentlichte bisher neun Studioalben, die kommerziell allerdings nicht erfolgreich waren. Der musikalische Stil ihrer Alben ist den Musikrichtungen Contemporary R&B, Funk, Popmusik und Rockmusik zuzuordnen. Zudem veröffentlichte sie seit Mitte der 1990er Jahre EPs, auf denen Remix-Versionen ihrer Songs im Genre Elektronische Tanzmusik, Eurodance und House vorhanden sind. Ferner ist Gaines als Gastsängerin auf einigen Tonträgern vertreten.
Leben
Kindheit und Jugend
Rose Mary Gaines wurde 1960 in Martinez in Nordkalifornien geboren und wuchs dort als jüngstes von insgesamt zehn Geschwistern auf,[3] von denen zwei bei der Geburt gestorben sind. Ihre Mutter Mattie Mae (* 20. August 1929; † 12. Juli 2019) war von 1944 bis 1961 mit Gaines’ Vater verheiratet,[1] der 1966 erstochen wurde.[3] 1974 heiratete sie Curtis West (* 5. Juli 1934; † 24. Juni 2011),[4] den Gaines ebenfalls als „Vater“ bezeichnete.[5] Von Rosie Gaines’ Geschwistern leben noch zwei Brüder und drei Schwestern (Stand Juli 2019).[1]
Familie
Gaines war zweimal verheiratet. Ihren ersten Ehemann Curtis Ohlson (* 1957) lernte sie auf der Highschool in Pittsburg in Kalifornien kennen. In der dortigen Marching Band spielte Gaines Piccoloflöte, während Ohlson Bandleader war. Die beiden wirkten für insgesamt fünf Jahre – von denen sie zwei Jahre miteinander verheiratet waren – in der Band mit. Später arbeitete Ohlson als Musiker, Musikproduzent und Komponist und veröffentlichte in den 1980er Jahren zwei eigene Studioalben.[6]
Das zweite Mal war Gaines mit dem Holländer Francis Jules verheiratet, den sie im Sommer 1990 während der Nude-Tour kennengelernt hatte.[7] Gaines hat eine 1978 geborene Tochter mit Namen Latoya, die ebenfalls Sängerin ist und zwei Söhne hat.[3] Zudem ist Gaines die Tante des US-amerikanischen R&B-Sängers Ro James.
Rosie Gaines glaubt an Reinkarnation und sagte im Jahr 1995, dass sie unter Berücksichtigung aller Leben, die sie bereits gelebt habe, „wahrscheinlich 400 bis 500 Jahre alt“ sei. Sie zählt ihr eigenes Lebensalter nicht im herkömmlichen Sinne und vertritt die Meinung, Menschen würden niemals sterben.[8]
Gesundheitliche Probleme (seit 2009)
2009 wurde Rosie Gaines zur stationären Behandlung in eine Psychiatrie in Rotterdam eingeliefert, nachdem sie sich eine Überdosis Insulin gespritzt hatte; sie ist Diabetikerin und hat seit Jahren Übergewicht. Im Jahr 2014 verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand und Gaines verbrachte die meiste Zeit des Jahres in Krankenhäusern, weil sie eine Insulintherapie verweigerte. Infolgedessen schwollen ihre Beine an und infizierten sich.[3]
Neben ihren körperlichen Beschwerden nahmen im Laufe der Jahre auch Gaines’ psychische Probleme Einfluss auf ihren Lebensstil; 2014 übernachtete sie gelegentlich vor dem U-Bahnhof in Bay Point (Kalifornien). Zwar wohnte sie vorübergehend sowohl bei einem ihrer Brüder und ihrer Tochter als auch bei ihrer Mutter, die ihr allesamt Hilfe anboten, bestanden aber darauf, dass Gaines einen Arzt konsultieren solle. Diesen Vorschlag lehnte sie jedoch wütend ab und verschwand, worauf ihre Tochter eine Vermisstenanzeige aufgab; sie fand ihre Mutter schließlich in einer Telefonzelle, bekleidet mit einem Schlafanzug. Gemäß Curtis Ohlson, Gaines’ erstem Ehemann, boten ihr Freunde eine Unterkunft an und ein nicht genannter prominenter Musiker habe ihr ein Haus in Hayward in Kalifornien samt Klavier und Swimming-Pool zur Verfügung gestellt. „Ich mag Hayward nicht. Hayward ist böse“, habe Gaines geantwortet und das Haus abgelehnt. Ferner organisierte ihr die US-Sängerin Brenda Vaughn (* 1958), eine Freundin von Gaines, eine Unterkunft in einem Gästehaus in Vallejo in Kalifornien, was Gaines aber ebenfalls ablehnte. „Sie hätte ihr eigenes Zimmer und drei Mahlzeiten pro Tag gehabt, aber sie hat psychisch nicht mitgemacht“, sagte Vaughn. Gaines wolle „mit uns nicht zusammenarbeiten“ und nur in Antioch oder Pittsburg leben [Entfernung ungefähr 9,2 km]. „Danach suchen wir“, ergänzte Vaughn. Einige Musiker versuchten, Gaines zu kontaktieren, aber da sie weder Internetzugang oder Telefon besitzt, „hat sie von nichts mitbekommen.“ Beispielsweise wollte ihr Bootsy Collins für den Song Don’t Let ’Em (2002) Geld zukommen lassen, sagte Vaughn. Zudem habe auch Prince Hilfe angeboten.[3]
2015 wohnte Gaines in einem Obdachlosenheim in Richmond in Kalifornien,[3] wo Personal darauf geachtet hatte, dass sie regelmäßig ihre Medikamente einnahm.[9] Am 31. Januar 2015 fand ein Benefizkonzert zugunsten von Rosie Gaines in Oakland in Kalifornien im Musikklub Geoffrey’s Inner Circle statt, der eine maximale Zuschauerkapazität von 1.255 Plätzen hat. Je nach Preiskategorie kostete der Eintritt entweder 20 US-Dollar oder 30 US-Dollar. Moderatorinnen des Benefizkonzerts waren Luenell Campbell und Nikki Thomas.[10] Das Benefiz-Motto lautete „I Am My Sister’s Keeper“ (deutsch: „Ich bin der Beschützer meiner Schwester“) und das Konzert organisierte Gaines’ Freundin Brenda Vaughn, die in Oakland geboren ist.[9] An dem Konzert nahmen Musiker wie beispielsweise D’wayne Wiggins von der US-Band Tony! Toni! Toné!, Otis Redding III von The Reddings, Lenny Williams von Tower of Power, Maxine Jones von En Vogue und Levi Seacer Jr. teil. Die Konzerteinnahmen sollten für ein Haus für Rosie Gaines investiert werden, das sich in Pittsburg oder Antioch (beide im US-Bundesstaat Kalifornien) befindet, wo auch ihre Tochter mit ihren beiden Söhnen wohnt.[3]
Anlässlich Prince’ Tod im April 2016 fand am 29. April in Pittsburg im California Theatre ein Tribute-Abend zu Ehren des Musikers statt, an dem auch Rosie Gaines hätte auftreten und singen sollen. Sie konnte aber aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen und wurde durch ihre Tochter Latoya vertreten. Gemäß Latoya Gaines sei ihre Mutter über Prince’ Tod „am Boden zerstört“ gewesen.[11]
Seit 2017 wohnt Gaines im Haus ihrer Tochter[2] und im März des gleichen Jahres gab Morris Hayes, ehemaliger Keyboardspieler in Prince’ Begleitband, die Neugründung der Urformation von The New Power Generation bekannt, woran Gaines aber nicht mitwirken kann.[12] Im Oktober 2018 bestätigte Latoya Gaines Berichte, ihre Mutter habe weitere gesundheitliche Rückschläge hinnehmen müssen und leide noch immer an Diabetes sowie an Depressionen.[13][14]
Im April 2019 sammelten lokale Künstler aus Minneapolis in Minnesota Spenden für Rosie Gaines, die weiterhin an gesundheitlichen Problemen leidet. Anlass dieser Spendenaktion war der dritte Todestag von Prince, an dem eine viertägige Feier im Paisley Park Studio in Chanhassen, ebenfalls in Minnesota, stattfand.
Karriere
Musikalische Anfänge
Rosie Gaines’ musikalische Entwicklung begann in ihrer Kindheit; ihre Mutter hörte Musik aus den Genres Blues, Country und R&B, ihr Vater mochte Funk. Als musikalische Einflüsse in ihrer eigenen Musik gibt Gaines unter anderem Aretha Franklin, Bessie Smith, Billie Holiday, Chaka Khan, Ella Fitzgerald und Tina Turner an. Zudem nennt sie Musiker wie beispielsweise Bob Marley, Curtis Mayfield, Donny Hathaway, George Clinton und Stevie Wonder. Außerdem wurde sie von Charlie Parker und Duke Ellington beeinflusst, ihr Keyboard-Spiel hingegen wurde von Kirchenmusik geprägt. Noten kann Gaines nicht lesen.[3][15]
Ursprünglich wollte Gaines Musikerin werden. Als Kind bekam sie von ihrer Mutter eine kleine Orgel geschenkt, aber ihre Mutter förderte auch ihren Gesang. Bereits im Alter von vier Jahren hatte Gaines ihren ersten Liveauftritt, der im Cotton Club in Pittsburg (Kalifornien) stattfand. Nach eigenen Angaben wusste sie ab diesem Zeitpunkt, dass sie für den Rest ihres Lebens Musik machen wollte.[8] Im Alter von fünf Jahren sang und spielte sie in der Band Unity, die sich aus Mitgliedern ihrer Familie zusammensetzte; ihr Bruder Carl spielte E-Bass, ihre Schwester Mal Schlagzeug, ihr Cousin Gitarre und ihre Schwägerin übernahm die Backing Vocals. Unity war den Musikgenres Funk und Soul zuzuordnen, Alben oder Songs nahm die Band aber nicht auf. Als Teenager sang Gaines in diversen Bands mit Namen The Oasis, A Touch of Class und Flash.
Anfang der 1980er Jahre war Don Cornelius der Musikmanager von Gaines, die in dieser Zeit unter anderem mit The Whispers zusammenarbeitete. Doch ihr musikalischer Fokus lag in Auftritten als Solosängerin in Musikklubs von Nordkalifornien.[3][15]
1985 unterzeichnete Gaines einen Schallplattenvertrag bei dem Label Epic Records und veröffentlichte ihr Debütalbum Caring, das kommerziell nicht erfolgreich war. Auf dem Album wirken unter anderem Dann Huff, Paulinho da Costa, Altsaxophonist Marc Russo von den Yellowjackets, Wilton Felder, Greg Phillinganes und E-Gitarrist Levi Seacer Jr. mit. Produzenten und Arrangeure von Caring waren Don Cornelius und Gaines’ erster Ehemann Curtis Ohlson.[16]
Gaines’ zweites Studioalbum No Sweeter Love sollte ursprünglich im Jahr 1987 bei Epic Records erscheinen. Doch das bereits fertiggestellte Album wurde nicht veröffentlicht und die Singleauskopplung Crazy wurde zurückgezogen, nach dem diese anfangs käuflich zu erwerben war. Die Gründe dafür wurden öffentlich nicht bekannt gegeben. Letztendlich erschien das Album erst im Jahr 2000 bei dem Label Expansion Records.
Für das Debütalbum So Fast (1987) von Curtis Ohlson schrieb Gaines den Song You, zudem sang sie die Hauptstimme des Titelsongs. Auch auf Ohlsons zweitem Album Better Than Ever (1989) wirkte sie mit und übernahm beispielsweise den Hauptgesang des Songs A Thousand Years.
Zusammenarbeit mit Prince (1989–1992)
Mitte Dezember 1989 lud Levi Seacer Jr. Rosie Gaines nach Chanhassen in Minnesota in Prince’ Paisley Park Studio ein. Seacer spielte mittlerweile als Gitarrist in Prince’ damaliger Begleitband und kannte Gaines von den Albumaufnahmen ihres Debütalbum Caring aus dem Jahr 1985. Gaines sollte im Paisley Park Studio den von Prince geschriebenen Song I Want U einsingen, den Seacer ursprünglich für The Pointer Sisters produzieren wollte. Seacer arrangierte aber auch ein Treffen zwischen Gaines und Prince: „Ich überzeugte Prince davon, dass er sich von ihr What’s Going On von Marvin Gaye anhören sollte. Er konnte nicht glauben, was er hörte“, erinnerte sich Seacer.[17] Prince fragte Gaines, ob sie seiner damals neu zusammengestellten Begleitband beitreten wolle. Doch Gaines wollte als Solokünstlerin arbeiten,[18] worauf Prince entgegnete: „Nimm’ bei uns teil und ich werde dann mit dir eine Platte aufnehmen.“[19] Gaines willigte ein und Prince engagierte sie als Sängerin und Keyboarderin für seine Nude-Tour im Sommer 1990.[15]
Doch Gaines fühlte sich in der Begleitband nicht wohl; im Tourbus war sie die einzige Frau und verbrachte die meiste Zeit nach Konzertende oftmals allein. Sie war der Meinung, dass verschiedene Bandmitglieder neidisch auf sie waren, weil sie eine prominente Rolle auf der Nude-Tour innehatte. Zudem wurde sie aufgrund ihres Übergewichts gehänselt. Nachdem Gaines schließlich damit drohte, die laufende Nude-Tour zu verlassen, reagierte Prince und Gaines konnte gemeinsam mit Mavis Staples – sie trat im europäischen Teil der Nude-Tour im Vorprogramm auf – in einem separaten Tourbus fahren.[20]
Im Sommer 1990 begann Prince mit den Aufnahmen für Gaines’ Album, das er ihr versprochen hatte. Es sollte Concrete Jungle heißen und er nahm für sie einige Songs in London auf.[21] Anfang Dezember 1990 integrierte er Gaines in seine neue Begleitband The New Power Generation.[22]
Mitte September 1991 gerieten Gaines und Prince in einen Streit. Gaines hatte in Los Angeles in Kalifornien mit Schallplattenfirmen über einen möglichen Vertrag verhandelt, obwohl sie zu der Zeit bei Prince’ Label Paisley Park Records unter Vertrag stand. Sie war von Prince enttäuscht, da dieser wenig Arbeit in ihr Album Concrete Jungle investierte. Zudem half er ihr nicht, eine Solokarriere zu starten. Prince hingegen war über Gaines’ Verhandlungen mit anderen Schallplattenfirmen verärgert und bestand auf dem laufenden Vertrag, den Gaines bei ihm unterschrieben hatte. Beide verständigten sich schließlich darauf, dass Gaines für die anstehende Diamonds-and-Pearls-Welttournee im Jahr 1992 zur Verfügung stehe und nach Beendung dieser Tournee The New Power Generation verlassen könne. Dafür werde Prince keine weitere Arbeit mehr in das Album Concrete Jungle investieren.[23]
Ab Oktober 1991 steigerte sich der Bekanntheitsgrad von Rosie Gaines. Auf dem damals von Prince veröffentlichten, international erfolgreichen Album Diamonds and Pearls wirkt Gaines bei einigen Songs als Sängerin mit, beispielsweise bei den Top-Ten-Singles Gett Off, Cream und Diamonds and Pearls. Über die Albumaufnahmen von Diamonds and Pearls sagte sie: „Man musste sich daran gewöhnen, nur drei Stunden zu schlafen, neun Stunden zu proben, und wenn man Glück hatte, mittags was zu essen zu bekommen“.[24] Dennoch sei das Jahr 1991 ihre „schönste Zeit“ bei Prince gewesen, weil die gesamte Band am Album mitgewirkt habe, meinte Gaines später.[18]
Unmittelbar nach Beendigung der Diamonds-and-Pearls-Tour im Juli 1992 verließ Gaines The New Power Generation und fuhr nach Hause in ihre Heimatstadt Pittsburg. Sie hatte sich in Prince’ Begleitband weiterhin unwohl gefühlt und war der Meinung, einige Bandmitglieder seien eifersüchtig auf ihre Zusammenarbeit mit ihm gewesen. Sie habe Prince darauf hingewiesen, doch dieser habe sich nicht darum gekümmert.[8] Während der dreimonatigen Tournee verdiente Gaines pro Woche etwa 2.200 US-Dollar (damals ungefähr 3.500 DM), wovon sie das meiste Geld nach Hause schickte. Am Ende der Tournee hatte sie nach eigenen Angaben nur noch 800 US-Dollar (damals ungefähr 1.286 DM) übrig.[25] Ferner entließ Prince sie nicht aus dem Dreijahresvertrag, den sie bei ihm unterschrieben hatte. Deswegen konnte Gaines vorerst keinen Vertrag bei der Plattenfirma Motown unterzeichnen.[18] Erst im Jahr 1996 arbeitete sie mit Prince wieder zusammen.[26]
Rückblickend sagte Gaines über die Zusammenarbeit mit Prince unter anderem: „Wir haben nicht wirklich gesellschaftlichen Umgang miteinander gehabt.“ Beispielsweise habe sie ihn in ihr Haus gebeten, damit er ihren Ehemann treffen könne. Doch Prince kam nur ein einziges Mal zu ihr, parkte sein Auto vor dem Haus und rief sie aus dem Wagen an, damit Gaines sich in sein Auto setzen und neue Songs anhören konnte. Ihr Haus betrat Prince nie.[17] Laut Gaines glich die Beziehung zu Prince einer „Hassliebe“. Außerdem warf sie ihm vor, er habe sie und The New Power Generation nicht ordnungsgemäß bezahlt.[27]
Gaines sagte aber auch, dass Prince ihr Selbstbewusstsein gestärkt habe. Beispielsweise wollte sie nicht in Musikvideos mitwirken, da sie sich aufgrund ihres Übergewichts unwohl fühlte. Mittlerweile besitze sie aber lieber eine hervorragende Stimme als dünner zu sein.[17] Zudem sagte Gaines, Prince habe ihr die Möglichkeit gegeben, Dinge zu tun, zu denen sie normalerweise nie die Möglichkeit gehabt hätte. Sie betrachte ihn als „die vermutlich aufregendste und großartigste Erfahrung“, die sie in ihrem Leben gehabt habe.[28]
Die Zeit danach (1993–2011)
Im September 1993 wurde Prince’ Greatest-Hits-Kompilation The Hits/The B-Sides veröffentlicht, auf der der Song Nothing Compares 2 U in einer Liveversion von Gaines und Prince zu hören ist.
Als Warner Bros. Records am 1. Februar 1994 die Zusammenarbeit mit Prince’ Musiklabel Paisley Park Records beendete, gründete Prince sein neues Label NPG Records. Gaines’ Vertrag, den sie bei Paisley Park Records unterschrieben hatte, existierte nun nicht mehr und das Album Concrete Jungle konnte nicht veröffentlicht werden.[29][30] Ursprünglich sollte es im März 1994 erscheinen und als erste Singleveröffentlichung war My Tender Heart geplant.[31] Gaines nahm dennoch weitere Songs für Concrete Jungle auf und benannte das Album in Closer Than Close um. Die damals aufgenommenen Songs, die nicht auf Closer Than Close vorhanden sind, veröffentlichte Gaines im Jahr 2005 auf dem Album Try Me.[32]
Nach dem ihr Dreijahresvertrag bei Prince abgelaufen war, unterzeichnete Gaines im Jahr 1995 bei dem Label Motown einen neuen Vertrag. Am 13. Juni 1995 veröffentlichte sie bei dem Label das Album Closer Than Close, auf dem drei von Prince geschriebene Songs vorhanden sind. Als Motown von Polygram übernommen wurde, wurden auch Mitarbeiter ausgetauscht. Vertragliche Inhalte, die Gaines zuvor mit Motown-Mitarbeitern vereinbart hatte, verloren an Bedeutung. Das schottische Label Big Bang kaufte einige Songs des Albums Closer Than Close und veröffentlichte Remixe, die dem Musikgenre Elektronische Tanzmusik, Eurodance und House zuzuordnen sind. Ferner wurde 1995 der Soundtrack des Walt-Disney-Films Goofy – Der Film veröffentlicht, auf dem Gaines gemeinsam mit Tevin Campbell den Song I 2 I singt.[33]
Im Jahr 1996 wirkte Gaines an den Prince-Alben Chaos and Disorder (Juli 1996) und Emancipation (November 1996) bei einigen Songs als Gastsängerin mit. „Wir hatten ein Jahr lang nicht miteinander gesprochen, als Prince anrief und sagte: ‚Das ist doch dumm. Wir lieben einander.‘“ Gemäß Gaines sei die Zusammenarbeit mit Prince an den beiden Alben „wesentlich ruhiger“ als im Jahr 1992 gewesen, da er mittlerweile alle Musiker von vor vier Jahren ausgetauscht hatte.[34] Für ihren Beitrag auf dem Song Jam of the Year (Emancipation) bekam Gaines kein Honorar.[35]
1997 erschien Gaines’ Album Arrival, das anfangs nur über ihre damalige Homepage käuflich zu erwerben war und auf 2.000 CDs limitiert war.[36] Am 10. November 1997 erhielt sie den britischen Musikpreis MOBO für die Single Closer Than Close in der Kategorie „Best International Single“.[37] Im Vereinigten Königreich verkaufte sich die Single 260.000 mal und ist weltweit auf über 200 Kompilationen zu finden.[38] Im Jahr 2014 sagte Grace Chatto von der Band Clean Bandit, dass ihr Hit Rather Be (2014) von Gaines’ Song Closer Than Close inspiriert worden sei. Clean Bandit habe explizit Musik aus den 1990er Jahren gehört und wollte einen Song schreiben, der im ähnlichen Tempo und ähnlichen musikalischem Stil wie Closer Than Close sei.[39]
Von 1998 bis 2002 legte Gaines eine künstlerische Pause ein und widmete sich ihrer Familie.[38] In dieser Zeit trat sie nur gelegentlich in der Öffentlichkeit auf; beispielsweise gastierte sie am 4. Januar 1998 auf Prince’ damaliger Jam-of-the-Year-Tour in Kansas City in Missouri in der Kemper Arena[40] und wirkte auf der von Gary Barlow im März 1998 veröffentlichten Single Hang On in There Baby mit. Im Februar 1999 erschien die Prince-EP 1999–The New Master, auf der Gaines ebenfalls als Gastsängerin zu hören ist.[41] Nach eigenen Angaben wurde sie von ihm erneut nicht bezahlt.[42] Am 18. Dezember 1999 nahm Gaines bei einem Prince-Konzert in Chanhassen im Paisley Park Studio teil und wirkte als Gastsängerin an vier Songs mit; das Konzert veröffentlichte Prince im Juni 2000 unter dem Titel Rave Un2 the Year 2000 auf DVD.[43] Am 29. April 2001 trat Gaines das letzte Mal bei einem Prince-Konzert auf und zwar bei dessen Aftershow im The Fillmore in San Francisco in Kalifornien.[44]
Erst 2002 ging Gaines wieder in ein Musikstudio und nahm mit Mousse T. den von ihm komponierten und produzierten Song 1 Touch auf, veröffentlicht im Juni auf dessen Album Gourmet de Funk. Außerdem überarbeitet Gaines mit Bootsy Collins und Snoop Dogg den Song Don’t Let ’Em, der in der Originalversion auf ihrem Album Arrival (1997) zu finden ist. Die neue Version brachte Collins auf seinem Album Play with Bootsy – A Tribute to the Funk im November 2002 heraus. Gaines schloss auch einen neuen Vertrag ab, diesmal mit dem britischen Independent-Label Dome Records. Bei diesem Label veröffentlichte sie im Jahr 2004 ihr fünftes Studioalbum You Gave Me Freedom. Ähnlich wie das Label Big Bang im Jahr 1995 überarbeitete auch Dome Records einige ältere Songs von Gaines und veröffentlichte diese als Remix-Versionen im Genre Elektronische Tanzmusik, Eurodance und House.[38]
Im Jahr 2006 gründete Rosie Gaines ihr eigenes Musiklabel Dreadlix Records, das bis heute (2022) existiert. Kontakt zu Prince hatte sie in den Jahren zuvor nicht mehr, sagte sie in einem damaligen Interview. Am 15. Juli 2007 nahm sie am North Sea Jazz Festival in Rotterdam teil und trat unter anderem mit Candy Dulfer zusammen auf.[45]
2010 veröffentlichte Gaines schließlich das Album Concrete Jungle, das ursprünglich im Jahr 1994 hätte erscheinen sollen. Auf dem Album sind alternative Versionen von I Want U (Purple Version) und My Tender Heart vorhanden. Zudem ist eine leicht abgeänderte Version des Prince-Songs Hit U in the Socket zu hören, den Prince bereits am 15. Mai 2001 über seine damalige Homepage NPGMusicClub.com veröffentlicht hatte.[46]
Ihren bisher letzten öffentlichen Auftritt hatte Rosie Gaines im Jahr 2011 in London.[3]
Diskografie
Studioalben
Jahr | Titel Musiklabel |
Anmerkungen |
---|---|---|
1985 | Caring Epic Records |
Erstveröffentlichung: 8. Oktober 1985 30. März 1999: Bonus-Tracks Crazy und In a Jam |
1995 | Closer Than Close Motown |
Erstveröffentlichung: 13. Juni 1995 |
1997 | Arrival Dredlix Records |
Erstveröffentlichung: 11. Februar 1997[47] anfangs nur über das Internet käuflich zu erwerben |
2000 | No Sweeter Love Expansion Records |
Erstveröffentlichung: 21. September 2000 das Album entstand bereits im Jahr 1987 |
2004 | You Gave Me Freedom Dome Records |
Erstveröffentlichung: 23. Februar 2004 |
2005 | Try Me Dredlix Records |
Erstveröffentlichung: 2005 das Album entstand bereits im Jahr 1994 nur als Download erhältlich |
2006 | Welcome to My World SuSu Records |
Erstveröffentlichung: 30. Oktober 2006 |
2010 | Concrete Jungle Dredlix Records |
Erstveröffentlichung: 4. April 2010[48] Zusammenstellung aus Songs der Alben Closer Than Close und Try Me nur als Download erhältlich |
2013 | Soul Survivor Dredlix Records |
Erstveröffentlichung: 16. Februar 2013 nur als Download erhältlich |
Kompilationen
Jahr | Titel Musiklabel |
Anmerkungen |
---|---|---|
2015 | Essential Rosie Dredlix Records |
Erstveröffentlichung: 23. Januar 2015 |
Dance With Me Dredlix Records |
Erstveröffentlichung: 23. Januar 2015 nur als Download erhältlich |
EPs
Jahr | Titel Musiklabel |
Anmerkungen |
---|---|---|
1991 | Be Strong / I Only Wanna Be in your Arms / Heart Like Stone About Time Records |
|
1995 | I Want U – The Mixes Dredlix Records |
|
I Want U – The Mixes Vol. 2 Dredlix Records |
||
Are You Ready – The Mixes Dredlix Records |
||
Are You Ready – The Mixes Vol. 2 Dredlix Records |
||
1997 | Closer Than Close – The Mixes Dredlix Records |
|
Closer Than Close – The Mixes Vol. 2 Dredlix Records |
||
I Surrender – The Mixes Dredlix Records |
||
2005 | Dance With Me – The Mixes Dredlix Records |
Erstveröffentlichung: 25. Juli 2005 |
2006 | Closer Than Close – The Mixes Vol. 3 Dredlix Records |
|
2010 | Closer Than Close 2010 Nod Factor Records |
Erstveröffentlichung: 22. November 2010 |
Singles
Jahr | Titel Album |
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[49][50] (Jahr, Titel, Album, Platzierungen, Wochen, Auszeichnungen, Anmerkungen) |
Anmerkungen |
---|---|---|---|
UK | |||
1985 | Skool-ology (Ain’t No Strain) Caring |
— | |
1987 | Crazy No Sweeter Love |
— |
die Single wurde aus unbekannten Gründen zurückgezogen |
1990 | Clean Up Woman non-Album-Track |
— |
Originalversion singt Betty Wright, veröffentlicht im Jahr 1971 |
Hard Work non-Album-Track |
— | ||
1993 | After the Rain (feat. Kevin ‘The Loveman’ Nash) non-Album-Track |
— |
Erstveröffentlichung: 1. November 1993 |
1995 | Are You Ready Closer Than Close |
— |
Erstveröffentlichung: 22. August 1995 |
I Want U Closer Than Close |
UK70 (2 Wo.)UK |
Erstveröffentlichung: 12. Oktober 1995 | |
1997 | Closer Than Close Closer Than Close |
UK4 Silber (12 Wo.)UK |
Erstveröffentlichung: 19. Mai 1997 |
I Surrender non-Album-Track |
UK39 (2 Wo.)UK |
Erstveröffentlichung: 27. Oktober 1997 | |
1998 | Be Strong No Sweeter Love |
— |
Erstveröffentlichung: 13. März 1998 |
Honesty non-Album-Track |
— |
Erstveröffentlichung: 7. September 1998 | |
2003 | I Can’t Get You Off My Mind You Gave Me Freedom |
— |
Erstveröffentlichung: 16. November 2003 |
2004 | Run to My Heart You Gave Me Freedom |
— |
Erstveröffentlichung: 9. April 2004 |
Beiträge als Gastsängerin
Jahr | Titel Album |
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[49] (Jahr, Titel, Album, Platzierungen, Wochen, Auszeichnungen, Anmerkungen) |
Anmerkungen |
---|---|---|---|
DE | |||
1992 | I Don’t Want Nobody to Give Me Nothing Whatever Happened to the Blues |
— |
Erstveröffentlichung: 1992 Phil Upchurch feat. Rosie Gaines |
1998 | Hang On in There Baby Open Road |
DE69 (9 Wo.)DE |
Erstveröffentlichung: März 1998 Gary Barlow feat. Rosie Gaines |
2005 | Release the Pressure – The Mixes | — |
Erstveröffentlichung: 4. Oktober 2005 RED feat. Rosie Gaines |
2007 | Rock My Body | — |
Erstveröffentlichung: 23. Juli 2007 Funk Marauders feat. Rosie Gaines |
2010 | Never Quite the Same Miami Sampler |
— |
Erstveröffentlichung: 12. April 2010 Hippie Torrales feat. Rosie Gaines |
Gastsängerin auf Prince-Alben
- 1990: Graffiti Bridge
- 1991: Diamonds and Pearls
- 1993: The Hits/The B-Sides
- 1996: Chaos and Disorder
- 1996: Emancipation
- 2001: The Very Best of Prince
- 2006: Ultimate
- 2016: 4Ever
- 2018: Anthology: 1995–2010
Literatur
- Alex Hahn: Besessen – Das turbulente Leben von Prince. Hannibal Verlag, Höfen 2016, ISBN 978-3-85445-610-0, OCLC 949783967.
- Jason Draper: Chaos, Disorder, And Revolution. Backbeat Books, New York 2011, ISBN 978-0-87930-961-9, OCLC 778051220.
- Liz Jones: Slave to the Rhythm – The Artist Formerly Known As Prince. Warner Books, Little Brown and Company 1997, ISBN 0-7515-2393-3, OCLC 846586336.
- Matt Thorne: Prince. Faber and Faber, London 2012, ISBN 978-0-571-27349-2, OCLC 871310362.
- Ronin Ro: Prince – Inside the Music and the Masks. St. Martin’s Press, New York 2011, ISBN 978-0-312-38300-8, OCLC 767700446.
- Uptown: The Vault – The Definitive Guide to the Musical World of Prince. Nilsen Publishing, Linköping 2004, ISBN 91-631-5482-X, OCLC 186521364.
Weblinks
Einzelnachweise
- Mattie Mae Gaines-West. In: Pittsburgfuneralchapel.com. 12. Juli 2019, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Rosie Gaines. In: Princevault.com. 22. Oktober 2020, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Lee Hildebrand: Helping a soul singer get back on her feet. In: sfgate.com. 23. Januar 2015, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Curtis West in der Datenbank von Find a Grave. Abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Begleitheft der CD Closer Than Close von Rosie Gaines, Motown Record Company, 1995.
- Jon Liebman: Curtis Ohlson. In: Forbassllayersonly.com. 26. April 2010, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Uptown (2004), S. 122.
- OnlineHost: Another Aol Swipe (Rosie Gaines). In: Groups.Google.com. 1995, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Soul Singers Come to the Aid of Rosie Gaines with Benefit, Jan. 31. In: Oaklandpost.org. 26. Januar 2015, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- CSR: Entertainers Unite For Fundraiser to Help Former Prince Protégé Rosie Gaines. In: Eurweb.com. 10. Januar 2015, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Sam Richards: At Prince tribute, East Bay woman to share personal stories. In: Eastbaytimes.com. 15. August 2016, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Melinda Newman: Prince’s New Power Generation Reunites For 2017 Tour, Singer’s Handwritten Note Praising NPG Released: Exclusive. In: Billboard.com. 16. März 2017, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- DrFunkenberry: How U can support N.P.G. Member Rosie Gaines on her Road to Wellness. In: Drfunkenberry.com. 14. Februar 2018, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Jon Bream: Maceo Parker puts the funk in Funk ‘n’ Roll Weekend honoring Prince. In: Startribune.com. 12. Oktober 2018, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Uptown (2004), S. 110.
- Rosie Gaines – Caring. In: Allmusic.com. 2021, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Jones (1997), S. 171.
- Jones (1997), S. 172.
- Ro (2011), S. 195.
- Uptown (2004), S. 113.
- Uptown (2004), S. 114.
- Uptown (2004), S. 119.
- Uptown (2004), S. 125.
- Hahn (2016), S. 229.
- Hahn (2016), S. 236.
- Uptown (2004), S. 135.
- Draper (2011), S. 114.
- Draper (2011), S. 120.
- Draper (2011), S. 127.
- Ro (2011), S. 251.
- Hahn (2016), S. 260.
- Try Me. In: Princevault.com. 4. September 2020, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Der Goofy Film (1995) – Soundtracks in der Internet Movie Database (englisch), abgerufen am 22. Februar 2021
- Jones (1997), S. 173.
- Hahn (2016), S. 283.
- Jones (1997), S. 172–173.
- Best International Single. In: MOBO.com. 2021, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Rosie Gaines. In: Soundclick.com. 2021, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Annie Reuter: Interview: Clean Bandit On Their Debut ‘New Eyes,’ Partying with Ron Jeremy. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Radio.com. 2. Juli 2014, archiviert vom Original am 29. Mai 2016; abgerufen am 25. März 2017 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Jam Of The Year World Tour 4 January 1998. In: Princevault.com. 13. Februar 2021, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Draper (2011), S. 178.
- Hahn (2016), S. 307.
- Thorne (2012), S. 358.
- One-Off Performance 29 April 2001 (a.m.). In: Princevault.com. 28. April 2021, abgerufen am 29. April 2021 (englisch).
- Candy Dulfer & Friends. In: Northseajazz.com. 2021, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Thorne (2012), S. 448.
- Rosie Gaines – Arrival. In: Discogs.com. 2021, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Rosie Gaines – Concrete Jungle. In: Discogs.com. 2021, abgerufen am 22. Februar 2021 (englisch).
- Chartquellen: UK DE
- Auszeichnungen für Musikverkäufe: UK