Miskolc
Miskolc ['miʃkolʦ] (deutsch Mischkolz), der Komitatssitz des Komitats Borsod-Abaúj-Zemplén, liegt im Nordosten von Ungarn. Mit der Einwohnerzahl von 159.554 (2015) ist Miskolc nach Budapest, Debrecen und Szeged die viertgrößte Stadt Ungarns und eine der 23 Städte mit Komitatsrecht. Miskolc liegt an den Ostausläufern des Bükk-Gebirges.
Miskolc | |||||
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Basisdaten | |||||
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Staat: | Ungarn | ||||
Region: | Nordungarn | ||||
Komitat: | Borsod-Abaúj-Zemplén | ||||
Kleingebiet bis 31.12.2012: | Miskolc | ||||
Kreis seit 1.1.2013: | Miskolc | ||||
Koordinaten: | 48° 6′ N, 20° 47′ O | ||||
Höhe: | 130 m | ||||
Fläche: | 84,157 km² | ||||
Einwohner: | 168.075 (1. Jan. 2011) | ||||
Bevölkerungsdichte: | 1.997 Einwohner je km² | ||||
Telefonvorwahl: | (+36) 46 | ||||
Postleitzahl: | 3500–3549 | ||||
KSH-kód: | 30456 | ||||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2019) | |||||
Gemeindeart: | Stadt | ||||
Bürgermeister: | Pál Veres (parteilos) | ||||
Postanschrift: | Városház tér 8. 3525 Miskolc | ||||
Website: | |||||
(Quelle: A Magyar Köztársaság helységnévkönyve 2011. január 1. bei Központi statisztikai hivatal) |
Die Stadt ist das Zentrum von Nordungarn, einer der sieben Regionen in Ungarn.
Geschichte
Miskolc war schon in der Jungsteinzeit bewohnt, die ältesten archäologischen Fundstücke sind bereits 70.000 Jahre alt. Die ältesten bekannten Bewohner der Gegend waren die Kelten. Anstelle der heute noch bestehenden Burg Diósgyőr stand schon vor der Ansiedlung der Magyaren eine Festung.
Die Stadt bekam ihren Namen von der altungarischen Großfamilie Miskóc und wurde schon in den Gesta Hungarorum eines namentlich nicht bekannten Verfassers 1173 so erwähnt: „que nunc uocatur miscoucy“. Die Familie Miskóc verlor diese Gebiete 1312, weil sie in den Kämpfen gegen König Karl I. Robert den Máté Csák unterstützt hatten. Der König teilte nun das Land der Familie Széchy zu, unter deren Führung die Ortschaft sich zur Stadt entwickelte.
Miskolc bekam den offiziellen Status einer Stadt 1365 von König Ludwig, der auch die Burg Diósgyőr renovieren ließ und diese zum Eigentum der Krone erklärte. Die Stadt blieb bis 1848 in königlicher Hand. Miskolc entwickelte sich schnell. Im 15. Jahrhundert hatte die Stadt schon 2000 Einwohner, doch diese schnelle Entwicklung verlangsamte sich während der osmanischen Eroberung. Die Stadt wurde von der türkischen Herrschaft 1687 befreit.
1724 wurde Miskolc zum Komitatszentrum von Borsod ernannt. Die erste Volkszählung fand 1786 statt und ergab, dass die Stadt damals 2414 Häuser und 14.179 Einwohner hatte.
Die wichtigsten Gebäude wurden während des 18. und 19. Jahrhunderts erbaut, so das Rathaus, das Komitatshaus, ein Theater oder die Synagoge.
Der nach dem Ersten Weltkrieg abgeschlossene Vertrag von Trianon löste eine starke Zuwanderung aus, als Tausende Optanten aus der neu gebildeten Tschechoslowakei nach Miskolc zogen. Im Jahr 1919 war Miskolc kurzzeitig Hauptstadt der Slowakischen Räterepublik, die sich aus Kaschau zurückgezogen hatte.[1]
Während des Zweiten Weltkrieges entwickelte sich die Stadt zu einem industriellen Zentrum. Der erste Luftangriff der Roten Armee erreichte die Stadt am 2. Juni 1944.
1945 wurden Miskolc, Hejőcsaba und Diósgyőr vereinigt – dadurch entstand das heutige Nagy-Miskolc (Groß-Miskolc). 1949 wurde auf Beschluss des ungarischen Parlaments die Universität Miskolc gegründet.
In den 1990er Jahren verlor Miskolc seine wichtige Rolle in der Industrie.
Demographie
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Nach den Angaben der Volkszählung im Jahr 2001 hat die Stadt 180.282 Einwohner, von denen 95,7 % Ungarn, 2,2 % Roma, 0,3 % Slowaken, 0,3 % Deutsche, 0,1 % Griechen und 1,4 % sonstige Völkergruppen sind.
2001 gab es in der Stadt 73.508 Wohnungen.
Städtepartnerschaften
Verkehr
- Nahverkehr: Netz der Straßenbahn Miskolc innerhalb der Stadt
- Autobahn: M3/M30 aus Richtung Budapest
- Eisenbahn: Intercitys und Schnellzüge von/nach Budapest und Debrecen, in die und aus der Slowakei usw., außerdem ein Rangierbahnhof
- Flughafen: Flughafen Budapest Ferihegy in 180 km, Flughafen Košice (Slowakei) in 80 km, Flugplatz Miskolc
Sehenswertes
- Ortsteil Lillafüred mit Schlosshotel, Tropfsteinhöhlen und Schmalspurbahn
- Ortsteil Tapolca mit Thermalquellen und Höhlenbad sowie zahlreichen Hotels und Pensionen
- Die Burg Diósgyőr (1271 erstmals urkundlich erwähnt)
- Burgspiele (jährlich im Sommer)
- Ottó-Herman-Museum
- Fernsehturm Miskolc-Avas auf dem Avas-Berg
- Gotische Protestantische Kirche auf dem Avas-Berg
- Holzkirche
- Internationales Opernfestival (jährlich)
Sport
2009 wurden die Orientierungslauf-Weltmeisterschaften in der Region um Miskolc ausgetragen.
Im Motorradsport ist Miskolc durch seine Speedwayrennen überregional bekannt.
Der Eishockeyverein DVTK Jegesmedvék nimmt an der ungarischen Eishockeyliga und der Erste Liga teil. 2015 gewann er das Triple aus MOL Liga, Ungarischer Meisterschaft und Pokalsieg.
Söhne und Töchter der Stadt
- Gábor Dayka (1769–1796), Dichter
- Josef Lonovics von Krivina (1793–1867), Bischof der Csanáder Diözese und Erzbischof von Kalocsa und Erlau
- Andrei Șaguna (1809–1873), orthodoxer Metropolit von Siebenbürgen
- Julius Leopold Klein (1808–1876), deutscher Autor und Literaturhistoriker
- Zara Laborfalvi (1817–1886), Schauspielerin
- Ede Reményi (1828–1898), Violinist
- Zsigmond Bródy (1840–1906), Journalist und Mitglied der Magnatentafel des ungarischen Reichstags
- Salomon Klein (1845–1937), jüdischer Ophthalmologe in Wien
- Josef Danegger (1865–1933), Charakterdarsteller, Regisseur und Schauspielpädagoge
- Ida Jenbach (1868–1941?), Schauspielerin und Drehbuchautorin
- Bela Jenbach (1871–1943), Schauspieler und Operettenlibrettist
- Sándor Ferenczi (1873–1933), Neurologe und Psychoanalytiker
- Dezső Földes (1880–1950), Säbelfechter
- Attila Sassy (1880–1967), Maler und Grafiker
- János Kmetty (1889–1975), Maler und Grafiker
- Karl Biedermann (1890–1945), Kommandant der österreichischen Heimwehr, Major der deutschen Wehrmacht und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus
- Sándor Rónai (1892–1965), Politiker und Staatspräsident
- Sándor Takács (1893–1932), Schachspieler
- Lőrinc Szabó (1900–1957), Dichter
- Sándor Vándor (1901–1945), Komponist und Dirigent
- László Kozma (1902–1983), Computerpionier
- Emeric Pressburger (1902–1988), Drehbuchautor, Filmregisseur und Filmproduzent
- George Friedmann (1910–2002), argentinischer Kameramann und Fotograf
- Benjamin Lax (1915–2015), austroamerikanischer experimenteller Festkörperphysiker
- Béla Tarczai (1922–2013), Fotokünstler, Gründer des Miskolcer Fotografie-Klubs und des Vereins Ehemaliger Kriegsgefangener in Miskolc
- Eva Haraszti-Taylor (1923–2005), ungarisch-britische Historikerin
- Gizella Farkas (1925–1996), Tischtennisspielerin
- Dezső Gyarmati (1927–2013), Wasserballspieler und -trainer
- Ernő Béres (* 1928), Mittel- und Langstreckenläufer
- Ilona Kállay (1930–2005), Schauspielerin
- Károly Grósz (1930–1996), Vorsitzender des ungarischen Ministerrats 1987–1988
- Erika Áts (* 1934), Dichterin und Übersetzerin
- Győző Török (1935–1987), Radrennfahrer
- László Bárczay (1936–2016), Schachgroßmeister
- Judit Ágoston-Mendelényi (1937–2013), Florettfechterin
- Imre Csiszár (* 1938), Mathematiker
- Anton Pausch (* 1938), deutscher Politiker, Bürgermeister und Oberbürgermeister von Wurzen
- Yochk’o Seffer (* 1939), Jazzmusiker
- Péter Marót (1945–2020), Fechter
- László Simon (1948–2009), Pianist
- István Jónyer (* 1950), Tischtennisspieler
- László Bogár (* 1951), Staatssekretär, globalisierungskritischer Philosoph und links-/rechtsnationaler Publizist
- Sándor Puhl (1955–2021), Fußballschiedsrichter
- Kálmán Balogh (* 1959), Cimbalomspieler
- László Palácsik (1959–2022), Biathlet
- Zsolt Kriston (* 1961), Tischtennisspieler
- Péter Kropkó (* 1963), Duathlet und Triathlet
- Anna Bozsik (* 1965), Biathletin und Skilangläuferin
- Bertalan Hajtós (* 1965), Judoka
- Attila Nagy (* 1966), Badmintonspieler
- Attila Repka (* 1968), Ringkämpfer
- Imre Koncsik (* 1969), Theologe
- Krisztina Tóth (* 1974), Tischtennisspielerin
- Mihály Deák Bárdos (* 1975), Ringkämpfer
- Roland Kökény (* 1975), Kanute
- Csaba Kuttor (* 1975), Triathlet
- Éva Szemcsák (* 1975), Biathletin
- Péter Biros (* 1976), Wasserballer
- Máté Kamarás (* 1976), Sänger, Schauspieler, Musicaldarsteller
- Szilard Huszank (* 1980), deutsch-ungarischer Maler und Grafiker
- Péter Jakab (* 1980), Politiker und Partei- und Fraktionsvorsitzender von Jobbik im ungarischen Parlament
- Judit Varga (* 1980), Politikerin
- Júlia Sebestyén (* 1981), Eiskunstläuferin
- Csanád Szegedi (* 1982), Politiker und Abgeordneter zum Europaparlament
- Ivett Szöllősi (* 1982), Biathletin
- Szabolcs Huszti (* 1983), Fußballnationalspieler
- Vilmos Vanczák (* 1983), Fußballspieler
- Balázs Szabó (* 1985), Organist und Orgelsachverständiger
- Anna Rudolf (* 1987), Schachspielerin
- Tamás Pál Kiss (* 1991), Rennfahrer
- Balázs Gőz (* 1992), Eishockeyspieler
- Bence Rakaczki (1993–2014), Fußballspieler
- Nándor Csóka (* 1996), Boxer
Klimatabelle
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Miskolc
Quelle: WMO; wetterkontor.de |
Literatur
- Miskolc, in: Guy Miron (Hrsg.): The Yad Vashem encyclopedia of the ghettos during the Holocaust. Jerusalem : Yad Vashem, 2009 ISBN 978-965-308-345-5, S. 485f.
Weblinks
Referenzen
- Hannes Hofbauer/David X. Noack: Slowakei: Der mühsame Weg nach Westen, Wien 2012, S. 42. ISBN 978-3-85371-349-5
- Miskolc: Testvérvárosok. Stadt Miskolc, abgerufen am 5. Juni 2018 (ungarisch).