Anonymus (Chronist)
Unter dem Namen Anonymus (das lateinische Wort für Unbekannt(er)) ist ein Chronist und Notar am Hof König Bélas (Bele Regis Notarius) Ende des 12., Anfang des 13. Jahrhunderts bekannt. Sein Geburtsjahr ist nicht bekannt. Historiker gehen davon aus, dass sein Name mit P. anfing, denn er selbst nannte sich P. dictus magister („der Meister, der sich P. nennt“).
Manche Forscher behaupten, dass es sich um den Bischof von Győr, Péter, handelt. Andere vermuten hinter dem Namen Pál Péter, den Bischof von Siebenbürgen, wieder andere Meister Pous, den Notar am Hof Bélas IV.
Sein Werk, die Gesta Hungarorum („Taten der Magyaren“) beschreibt die Siedlungsgeschichte der Magyaren in 57 Kapiteln. Er berichtete auch über die Namen der Stammesführer, doch die meisten Historiker halten die Angaben, die in Anonymus’ Chronik erscheinen, nicht für authentisch.
Eine Abschrift der Gesta Hungarorum aus dem 13. Jahrhundert wird in der Széchényi-Nationalbibliothek aufbewahrt. Das Werk wurde 1791 von István Lethenyey, 1799 von István Mándy und 1860 von Károly Szabó aus dem Lateinischen ins Ungarische übersetzt.
Die Angaben in der Gesta Hungarorum lassen darauf schließen, dass der Verfasser aus dem Obertheißgebiet stammt und dass er engen Kontakt mit der Familie Aba pflegte. Das Vorwort macht deutlich, dass er in Westeuropa studierte, wahrscheinlich in Paris.
Literatur
- János M. Bak: Anonymus. In: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. München 1974, S. 79 f.
- Lászlo Makkai: III. Transylvania in the Medieval Hungarian Kingdom (896-1526). 1. Transylvania’s Indigenous Population at the Time of the Hungarian Conquest. Anonymus on the Hungarian Conquest of Transylvania. In: Lászlo Makkai, András Mócsy (Hrsg.): History of Transylvania. Band 1: From the Beginnings to 1606. Atlantic Research and Publications, 2001
- László Veszprémy: Anonymus Belae regis notarius. In: Graeme Dunphy (Hrsg.): Encyclopedia of the Medieval Chronicle. Band 1. Brill, Leiden / Boston 2010, ISBN 978-90-04-18464-0, S. 102 (englisch).
- Pallas-Großlexikon