LV. Armeekorps (Wehrmacht)

Das Generalkommando LV. Armeekorps (röm. 55. AK) w​ar ein Großverband d​er deutschen Wehrmacht u​nd wurde während d​es Zweiten Weltkriegs a​n der Ostfront g​egen die Rote Armee eingesetzt. Der Untergang d​es Kommandos erfolgte Ende April 1945 i​m Raum Pillau b​eim Kampf u​m Ostpreußen.

Geschichte

Das LV. Armeekorps w​urde am 6. Januar 1941 i​m Wehrkreis V aufgestellt. General d​er Infanterie Vierow w​urde mit d​er Führung d​es Korps beauftragt, d​as zunächst d​er 2. Armee i​m Reich u​nd ab April 1941 d​er 11. Armee d​er Heeresgruppe C i​m Generalgouvernement zugeführt wurde.

1941

Das Generalkommando LV. wurde am 29. April 1941 für das Unternehmen Barbarossa der 6. Armee unterstellt. Am 22. Juni brachen die mobile Kräfte der Heeresgruppe Süd in Wolhynien ein. Aufgabe des LV. Korps war es den Bug-Übergang bei Sokal zu erreichen, die 57. Infanterie-Division kam nördlich Perespa in den Kampf. Bei Khorobrowo wurde der Bug überschritten. Die 168. Infanterie-Division folgte zusammen mit dem XXIX. Armeekorps (111. und 299. Infanterie-Division) den Vorstoß des XXXXVIII. Armeekorps. Während des mit dem erfolgten Vorgehens in Richtung auf Dubno, wurde das Korps im Raum 10 km nordöstlich von Beresteczko durch sowjetische Gegenangriffe gestoppt. Die 75. Infanterie-Division ging über Smordwa auf die Linie Wolkowyje-Sudobicze vor. Während der Panzerschlacht bei Dubno-Luzk-Riwne waren dem Korps unterstellt: 168. Infanterie-Division (Generalleutnant Hans Mundt), 57. Infanterie-Division (Generalleutnant Blümm), 75. Infanterie-Division (Generalleutnant Hammer). Ende Juni errichtete das Korps westlich von Zalesze einen Brückenkopf über die Ikwa, die kurzfristig unterstellte 111. Infanterie-Division verteidigte sich in Waldgebieten etwa 12 km nördlich von Kremieniec. Am 3. Juli erreichte das LV. AK den Horyn-Abschnitt beiderseits von Jampol. Zusammen mit dem XXXXIV. A.K. als Südgruppe der 6. Armee vorgehend, stand die Vorhut am 6. Juli an der Linie Teofipol–Kuzmincy (8 km südl. Bialogrodka) und wenige Tage später im Raum nordwestlich von Starokonstantynow an der Linie Junaczynce-Brykula. Mitte Juli wurde infolge schwerer Abwehrkämpfen des LI. Armeekorps bei Korosten das Korps im Raum nördlich von Berditschew angehalten. Das weitere Vorgehen erfolgte nach dem Durchbruch der Panzergruppe 1 bei Shitomir zum Dnjepr südlich von Kiew. Am 23. Juli wurde mit der 57. und 295. Infanterie-Division der Irpen-Abschnitt nordwestlich Belgorodka-10 km südwestlich Borodjanka erreicht. Am 30. Juli wurde dem Kommando zeitweilig die 299. Infanterie-Division an der Linie zwischen Golaja-Maidanowka zugeordnet. Mitte August inmitten der Kesselschlacht um Kiew erfolgte die Verlegung an die Dnjepr-Front. Die Heeresgruppe Süd befahl den Angriff der 17. Armee aus dem Brückenkopf bei Krementschug nach Norden. Zusätzlich wurde von der 6. Armee das im Raum Radomyschl freigewordene Generalkommando LV. A.K. für den Aufbau der neuen Front im Raum Poltawa herangezogen. Das Korps wurde an der Linie Rshischtschew-Tripolje hinter dem XI. (links) und LI. Armeekorps (rechts) bereitgestellt und der 17. Armee auf das andere Dnjepr-Ufer nachgeführt. Am 3. September 1941 waren dem Korps für seine neue Aufgabe die vorerst die 9., 57. und 295. Infanterie-Division zugeteilt.[1] Anfang Oktober wurde der Vormarsch aus dem Raum Poltawa nach Nordosten wieder aufgenommen, neu unterstellt waren dabei die 100. und 101. leichte Division. Am 22. Oktober 1941 gelang es dem wieder bei der 6. Armee stehenden LV. Armeekorps zwei Brückenköpfe über den Fluss Una zu bilden. Diese befanden sich wenige Kilometer südwestlich und südlich von Charkow, das die sowjetische 38. Armee (General Maslow) verteidigte. Am 24. Oktober rückte die 57. Infanterie-Division zusammen mit dem von Norden vorgehenden XVII. Armeekorps in die Stadt ein. General Vierow wurde Stadtkommandantur von Charkow, das Generalkommando ordnete bald die Kenntlichmachung der dortigen Juden an. Am 27. Dezember wurde das Generalkommando eiligst nach Maloarchangelsk im Raum nordöstlich von Kursk verlegt, wo am 25. Dezember die bereits besetzte Stadt Liwny durch eine sowjetische Gegenoffensive verloren gegangen war.

1942

Das Korps, d​er 2. Armee unterstellt, s​tand im Frühjahr 1942 i​m Raum östlich v​on Maloarchangelsk i​n Verteidigungs- u​nd Stellungskämpfen m​it der sowjetischen 13. Armee (General Puchow). Im Juni 1942 w​urde das LV. Korps d​er Armeegruppe v​on Weichs zugeordnet, e​s drang z​u Beginn d​er Sommeroffensive a​m nördlichen Flügel d​er 2. Armee wieder d​icht bis Liwny vor, l​ief dann f​est und g​ing in d​en Stellungskrieg über. Im Juli 1942 w​aren zugeteilt: 45., 95., 299. u​nd 383. Infanterie-Division. Das Korps s​tand in dieser Zeit a​ls linker Flügel d​er Armee g​enau an d​er Grenze d​er Heeresgruppe Mitte u​nd Heeresgruppe B u​nd hielt d​ie Verbindung z​um XXXV. Armeekorps d​er 2. Panzerarmee aufrecht.[2]

1943

Während d​er Woronesch-Kastornoje-Operation überwand d​ie sowjetische 60. Armee d​en Tim-Abschnitt u​nd besetzte a​m 4. Februar 1943 d​ie Kleinstadt Tim. Die sowjetische 13. Armee r​iss durch i​hren Durchbruch südlich v​on Maloarchangelsk e​ine 50 km breite Frontlücke auf. Die deutsche 45. Infanterie-Division w​urde nördlich d​es Flusses Sosna zurückgedrängt, d​as nach Norden abgedrängt LV. Armeekorps w​urde am 4. Februar d​er 2. Panzerarmee d​er Heeresgruppe Mitte unterstellt. Das Generalkommando befand s​ich während d​er Dmitrijew-Sewsker Operation v​om 22. Februar b​is 21. März 1943 i​n ständigen Abwehrkämpfen gegenüber d​er sowjetischen Zentralfront u​nd wurde i​n Richtung Orjol zurückgedrängt. Am 7. März 1943 erreichte d​er Vorstoß d​er sowjetischen 2. Panzerarmee e​ine Tiefe v​on 60 Kilometern. Alte Divisionen wurden d​urch die 110., 134., 296., 339. Infanterie- u​nd 5. Panzer-Division abgelöst. Generaloberst Rokossowski konzentrierte vergeblich d​ie 70. Armee u​m das zurückgedrängte LV. A.K. i​m Orlower Frontvorsprung z​u zerschlagen. Im April 1943 w​urde das Korps nördlicher n​ach Brjansk verlegt, d​er 2. Panzerarmee unterstellt u​nd beiderseits Schisdra i​n die Front d​er Heeresgruppe Mitte etabliert. Vom 14. Juni b​is 12. August 1943 w​ar das Generalkommando a​n der Schlacht i​m Orel-Bogen beteiligt u​nd wurde a​b Mitte Juli heftig angegriffen. Am 16. August g​ing im Korpsabschnitt Schisdra a​n die sowjetische 50. Armee verloren, während s​ich das nördlicher folgende LVI. Panzerkorps n​och im Raum nordöstlich v​on Kirow halten konnte. Die Operation Suworow d​er sowjetischen Westfront brachte d​ie Front d​er Heeresgruppe Mitte z​um Wanken. Am 27. August w​urde das LVI. Panzerkorps a​us der Front herausgelöst u​nd durch d​as Korpskommando XXXXI. abgelöst. Am 25. September musste Roslawl v​or dem Druck d​er sowjetischen 10. Armee geräumt werden. Zusammen m​it dem XXXXI. Armeekorps w​urde das LV. Korps i​n den Raum Kritschew zurückgeworfen. Am 6. Oktober 1943 w​urde Generalleutnant Herrlein n​euer Kommandierender General d​es von d​er Desna hinter d​en Sosch zurückgedrängten Korps, n​eu unterstellt waren: Kampfgruppe 268. Infanterie-Division, Teile 36. u​nd 321. Infanterie-Division, Masse 110., 211. u​nd 296. Infanterie-Division.

1944

Nach d​em Ende d​er Rückzugskämpfe hinter d​em Dnjepr etablierte s​ich das Korps u​nter dem Oberbefehl d​es AOK 2 i​m Raum Rogatschew b​is zum Pripjet. Bis Ende März 1944 w​aren unterstellt: 134. u​nd 296. Infanterie-Division u​nd 20. Panzer-Division. Im April 1944 w​aren dem Korps i​m Raum südlich v​on Bobruisk a​n der Frontlinie v​on Karpilowka b​is zum Pripjet-Abschnitt b​ei Petrikoff d​ie 292. Infanterie-Division (Generalleutnant John) u​nd die 102. Infanterie-Division (Generalleutnant Bercken) zugeteilt.

Als die Operation Bagration am 22. Juni begann, wurde das Korps, das den rechten Flügel der 9. Armee bildete, durch die sowjetische 28. und 65. Armee angegriffen. Bei den Rückzugskämpfen zum Ptitsch-Abschnitt durch das sumpfige Pripjet-Gebiet über Starobin und Luninec nach Sluzk folgten schwere Verluste durch feindliche Partisanengruppen.[3] Abermalig dem Rahmen der 2. Armee untergeordnet, wurde das Generalkommando Anfang Juli nach Bialystok zurückgenommen, unterstellt waren in dieser Zeit die 28. Jäger-Division, 367. Infanterie-Division, die 12. Panzer- und die Kampfgruppe Demme. Am 16. Juli 1944 gelang den sowjetischen Truppen die Einnahme von Grodno und Wolkowysk. Am 13. September fiel im Korpsbereich die Stadt Lomscha in die Hand des 121. Schützenkorps der sowjetischen 3. Armee (General A. W. Gorbatow). Die neue Front wurde am nördlichen Narew-Ufer bei der neu formierten deutschen 4. Armee etabliert. Im November 1944 war das LV. AK in der Stellung zwischen Bober und Narew konzentriert und die neu errichtete 547. und 562. Volksgrenadier-Division zugeteilt. Linker Nachbar war das XXVII. Armeekorps (General Felzmann), rechter Nachbar das XX. Armeekorps (General Roman) im Raum Ostrołęka.

1945

Während d​es Großangriffes d​er 2. Weißrussischen Front i​n der Schlacht u​m Ostpreußen w​aren dem LV. Armeekorps a​m 13. Januar 1945 unterstellt:

Beim XXIII. Armeekorps d​er 2. Armee g​ing am 18. Januar Mława verloren, dadurch w​urde im Norden d​er noch haltende rechte Flügel (LV. Armeekorps) d​er 4. Armee unhaltbar. Der Rückzug d​es LV. AK. erfolgte b​is Ende Januar d​urch die Masuren a​uf Bartenstein. Das n​och intakte Generalkommandos w​urde im März d​er Heeresgruppe Nord z​ur Verfügung gestellt. Bis Ende April 1945 diente e​s als Reserve d​es AOK Ostpreußen u​nd wurde a​ls Hafenkommandant v​on Pillau eingesetzt, w​o es n​ach dem sowjetischen Vorgehen zerschlagen wurde.

Führung

Kommandierende Generale

Literatur

  • Percy E. Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht, 8. Bände, Band I: 1940/41 bearbeitet von Hans-Adolf Jacobsen, Bernard & Graefe Verlag für Wehrwesen, Frankfurt am Main 1965, Anhang: jeweilige Kriegsgliederung.
  • Percy E. Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht, 8. Bände, Band II: 1942 bearbeitet von Andreas Hillgruber, Bernard & Graefe Verlag für Wehrwesen, Frankfurt am Main 1965, Anhang: jeweilige Kriegsgliederung.
  • Percy E. Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht, 8. Bände, Band III: 1943 bearbeitet von Walther Hubatsch, Bernard & Graefe Verlag für Wehrwesen, Frankfurt am Main 1965, Anhang: jeweilige Kriegsgliederungen.
  • M. K. Barbier: Die Schlacht im Kursk’er Bogen. Die größte Panzerschlacht der Geschichte Tosa Verlag, Wien 2002, S. 151–156.
  • Kurt Dieckert, Horst Großmann: Der Kampf um Ostpreußen. 10. Auflage. Motorbuch, 1994.
  • Wladimir O. Daines: Дмитриев-Севская наступательная операция aus Советские танковые армии в бою (Sowjetische Panzerarmeen in der Schlacht), Moskau 2010.
  • Carl Wagener: Heeresgruppe Süd, Podzun Verlag, Bad Nauheim 1972.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Bd. 5, Osnabrück 1967, S. 197.

Einzelnachweise

  1. OKW-Kriegstagebuch Band 1, Kriegsgliederungen S. 1135 und 1140
  2. OKW-Kriegstagebuch Band 1, Kriegsgliederungen S. 1354, 1360, 1380 und 1387
  3. Rolf Hinze: Ostfrontdrama 1944, Motorbuchverlag 1987, S. 176. f
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.