Roslawl
Roslawl [ˈrosləvlʲ] (russisch Рославль) ist eine Stadt in der Oblast Smolensk im Westen Russlands nahe der belarussischen Grenze. Sie hat 54.900 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010).[1]
Stadt
Roslawl
Рославль
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Liste der Städte in Russland |
Geografie
Roslawl liegt am linken, westlichen Ufer des Ostjor, einem Nebenfluss des Sosch im Einzugsgebiet des Dnepr, und ist 123 km von der Gebietshauptstadt Smolensk entfernt. Nächstgelegene Stadt ist Desnogorsk etwa 35 km östlich von Roslawl.
Geschichte
Roslawl wurde 1137 vom Smolensker Fürsten Rostislaw Mstislawitsch aus dem Geschlecht der Radimitschi (радимичи) als Rostislawl gegründet. Die Stadt fungierte als Verwaltungssitz am Schnittpunkt von Handelswegen.
1408 kam Roslawl an das Großfürstentum Litauen. 1654 war der Ort Schauplatz des Dritten Russisch-Polnischen Krieges, einem Konflikt der infolge einer Rebellion der ansässigen Kosaken, Krimtataren und ruthenischen Kleinbauern unter Hetman Bohdan Chmelnyzkyj gegen die Herrschaft der Polnisch-Litauischen Union entstand. 1654 eroberte der letzte Herrscher des Fürstentums Trubezk (Trubtschewsk), Alexei Nikititsch Trubezkoi, die Stadt. Im Frieden von Andrussowo wurde Roslawl (so wie die gesamte Woiwodschaft Smolensk) endgültig an Russland (Moskowien) abgetreten.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Roslawl nach dem Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion 1941 im Zuge der Kesselschlacht bei Smolensk von deutschen Truppen besetzt. Dabei kamen im Juli 1941 im Raum Roslawl erstmals die Raketenwerfer vom Typ Katjuscha, besser bekannt als Stalinorgel, zum Einsatz.
Die meisten der 3000 in der Stadt lebenden Juden konnten vor der deutschen Eroberung der Stadt am 3. August 1941 fliehen. Im Oktober 1941 wurden die verbliebenen 600 bis 800 Juden in einem Straßenzug ghettoisiert und Ende des Jahres von einer Einheit des Einsatzkommandos 8 unter der Leitung des Kriminalkommissars Wilhelm Döring erschossen.
Im Ort wurde von der deutschen Besatzung ein Massengrab für verhungerte oder an Seuchen gestorbene russische Kriegsgefangene angelegt.[2] Am 25. September 1943 wurde Roslawl von der Westfront-Formation der Roten Armee im Rahmen der Smolensker Operation befreit.
Heute ist die Stadt eine Handelsstadt und Verwaltungszentrum des Südens der Oblast Smolensk.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner |
---|---|
1897 | 17.776 |
1939 | 41.480 |
1959 | 37.433 |
1970 | 48.516 |
1979 | 56.046 |
1989 | 60.470 |
2002 | 57.701 |
2010 | 54.900 |
Anmerkung: Volkszählungsdaten
Söhne und Töchter der Stadt
- Marija Itkina (1932–2020), sowjetisch-belarussische Leichtathletin
- Sergei Konjonkow (1874–1971), Bildhauer
- Michail Mikeschin (1835–1896), Bildhauer und Maler
- Pjotr Scheremetew (1713–1788), General, Kammerherr und Mäzen
Literatur
- Roslavl. In: Guy Miron (Hrsg.): The Yad Vashem encyclopedia of the ghettos during the Holocaust. Yad Vashem, Jerusalem 2009 ISBN 978-965-308-345-5, S. 664.
- Martin Dean: Roslavl. In: Martin Dean (Ed.): The United States Holocaust Memorial Museum Encyclopedia of Camps and Ghettos, 1933–1945. Vol. 2, Ghettos in German-Occupied Eastern Europe, Part B. Indiana University Press, Bloomington 2012, ISBN 978-0-253-00227-3, S. 1815f.
Einzelnachweise
- Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
- Elend und Kälte, Freude und Hoffnung Webseite des Bischofs von Münster. Abgerufen am 21. Juli 2013.
Weblinks
- Roslawl auf mojgorod.ru (russisch)
- Inoffizielle Website (russisch)