Sluzk

Sluzk (belarussisch Слуцк o​der Слуцак, russisch Слуцк, polnisch Słuck, litauisch Sluckas, jiddisch סלוצק Slutsk) i​st eine Stadt i​n Belarus a​m Fluss Slutsch i​n der Minskaja Woblasz m​it 61.444 Einwohnern (2009).

Sluzk | Sluzk
Слуцк | Слуцк
(belarus.) | (russisch)
Wappen
Wappen
Flagge
Flagge
Staat: Belarus Belarus
Woblasz: Minsk
Koordinaten: 53° 1′ N, 27° 33′ O
Fläche: 24,6 km²
 
Einwohner: 61.444 (2009)
Bevölkerungsdichte: 2.498 Einwohner je km²
Zeitzone: Moskauer Zeit (UTC+3)
Telefonvorwahl: (+375) 1795
Postleitzahl: BY - 223610
Kfz-Kennzeichen: 5
Sluzk (Belarus)
Sluzk

Geschichte

Sluzk i​st eine d​er ältesten Städte d​er Rus u​nd wurde bereits i​m Jahre 1116 erstmals erwähnt. 1160 w​urde sie Hauptstadt d​es selbstständigen Fürstentums Sluzk. Vom 14. Jahrhundert b​is zur Zweiten Teilung Polens 1793 gehörte s​ie als Teil d​er Woiwodschaft Nowogródek z​um Großfürstentum Litauen bzw. d​er Polnisch-Litauischen Adelsrepublik. Im 17. Jahrhundert w​ar die Stadt berühmt w​egen der s​o genannten Sluzker Gürtel, d​ie von d​en Adligen i​m ganzen Reich getragen wurden.

Von 1793 b​is 1917 w​ar Sluzk a​ls Kreisstadt Teil d​es Gouvernements Minsk innerhalb d​es Russischen Reiches. 1915 richtete i​m Zuge d​es Ersten Weltkrieges d​er Stab d​er 2. russischen Armee s​ein Hauptquartier i​n der Stadt ein.

Im Februar 1918 w​urde die Stadt v​on deutschen Truppen besetzt. Im gleichen Jahr w​urde das weißrussische Nationalkomitee i​n der Stadt gegründet. Nach d​er Vertreibung d​er weißrussischen Nationalisten d​urch bolschewistische Kräfte w​urde Sluzk a​m 1. Januar 1919 erstmals Teil d​er Weißrussischen SSR. Am 27. Februar 1919 w​urde Sluzk i​n die kurzlebige Litauisch-Weißrussische SSR eingegliedert.

Vom 10. August 1919 b​is zum 15. Juli 1920 w​urde die Stadt während d​es Polnisch-Sowjetischen Krieges v​on polnischen Truppen besetzt. Im November u​nd Dezember 1920 w​urde Sluzk z​um Zentrum e​ines antibolschewistischen Aufstandes.[1] Nach d​er Niederschlagung d​es Aufstandes gehörte Sluzk i​m Zeitraum v​on 1921 b​is 1991 z​ur Weißrussischen SSR innerhalb d​er Sowjetunion, unterbrochen v​on drei Jahren deutscher Besatzung.

Kurz n​ach dem Ausbruch d​es Deutsch-Sowjetischen Krieges w​urde Sluzk v​on deutschen Truppen erobert. Ende Oktober 1941 wurden u​nter Leitung d​es Polizeimajors Franz Lechthaler d​urch das deutsche Reserve-Polizei-Bataillon 11, d​as der 707. Infanterie-Division d​er Wehrmacht unterstellt war, i​m Raum Sluzk-Kleck Massaker verübt, b​ei denen 5900 Juden ermordet wurden.[2][3]

Am 5. Februar 1943 ordnete d​er Kommandeur d​er Sicherheitspolizei Eduard Strauch d​ie Liquidierung d​es dortigen Ghettos an;[4] i​n den Folgetagen ermordeten d​ie Einsatzkräfte u​nter Mitwirkung v​on Angehörigen e​iner lettischen Freiwilligenkompanie mindestens 3100 Juden a​us Slusk.

Am 8. März 1944 w​urde die Stadt v​on Adolf Hitler z​u einem „Festen Platz“ erklärt.[5] Im Gegensatz z​u vielen anderen „Festen Plätzen“ w​urde Sluzk v​on deutschen Truppen n​icht erbittert verteidigt u​nd am 30. Juni 1944 v​on sowjetischen Truppen i​m Zuge d​er Operation Bagration zurückerobert. Während d​es Zweiten Weltkriegs wurden d​ie meisten historischen Bauten d​er Stadt zerstört.

Seit 1991 i​st Sluzk e​in Teil d​es unabhängigen Staates Belarus.

Wappen

Beschreibung: In Blau s​teht ein silberner aufbäumender Pegasus m​it roter Satteldecke, a​uf der e​ine goldene Krone über e​in Monogramm schwebt, a​uf einem aufgebogenen grünen Schildfuß.

Sport

In d​er Stadt i​st der Fußballclub FK Sluzk beheimatet.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Walther Hubatsch (Hrsg.): Hitlers Weisungen für die Kriegführung 1939–1945. Bernard & Graefe Verlag für Wehrwissen, Frankfurt/Main 1962.
  • Ляхоўскі Ул., Міхнюк Ул., Гесь А.: Слуцкі збройны чын 1920 г. у дакумэнтах і ўспамінах, Менск, 2001 (U. Liakhouski, U. Mikjniuk, A. Hes: Die Sluzker Verteidigungsaktion von 1920 in Dokumenten und Erinnerungen, Minsk 2001).
Commons: Sluzk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Liakhouski, Mikjniuk, Hes: Die Sluzker Verteidigungsaktion
  2. Jürgen Förster: Wehrmacht, Krieg und Holocaust. In: Rolf-Dieter Müller, Hans-Erich Volkmann (Hrsg.): Die Wehrmacht. Mythos und Realität. München 1999, S. 958.
  3. Dokument VEJ 7/19 in: Bert Hoppe, Hiltrud Glass (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 (Quellensammlung), Band 7: Sowjetunion mit annektierten Gebieten I – Besetzte sowjetische Gebiete unter deutscher Militärverwaltung, Baltikum und Transnistrien. München 2011, ISBN 978-3-486-58911-5, S. 122–125.
  4. Dokument VEJ 8/242 in: Bert Hoppe (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 (Quellensammlung), Band 8: Sowjetunion mit annektierten Gebieten II. Berlin 2016, ISBN 978-3-486-78119-9, S. 581–584.
  5. Hubatsch: Hitlers Weisungen für die Kriegführung, S. 243–250.
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