Kölsch (Sprache)

Kölsch (IPA: [kʰœlʃ], kölsche Aussprache: [kœɫːɕ] ; auch: Kölnisch) i​st die n​ach Sprecherzahl größte Variante d​es Ripuarischen u​nd des Zentralripuarischen innerhalb d​es Mittelfränkischen. Es w​ird in Köln u​nd in Varianten i​m Umland gesprochen. Anstelle d​er original Kölner Mundart w​ird häufig e​in abgemilderter rheinischer Regiolekt a​ls Umgangssprache benutzt (allerdings m​it oft typischem Kölner Tonfall, w​as von Außenstehenden gelegentlich für „Kölsch“ gehalten wird).[1]

Kölsch

Gesprochen in

Köln (Deutschland)
Sprecher 250.000 bis 750.000
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in -
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

gem (germanische Sprachen)

ISO 639-3

ksh

Ripuarisch zählt zusammen m​it dem Moselfränkischen u​nd dem Luxemburgischen z​um Mittelfränkischen, d​as sich m​it der Benrather Linie (maache-maake-Linie) b​ei Düsseldorf z​um Niederfränkischen abgrenzt. Der Rheinische Fächer z​eigt weitere Mundartgrenzen (Isoglossen) auf.

Zum modernen Deutschen u​nd den anderen ripuarischen Mundarten bestehen lexische Bezüge w​ie auch z​um Mittelhochdeutschen, z​um Niederdeutschen, Niederländischen, Englischen u​nd Französischen, phonetische z​um Limburgischen, z​um Mittelhochdeutschen, z​um Französischen u​nd Wallonischen, grammatische z​um Englischen, z​um Pfälzischen u​nd Niederländischen. Obwohl Kölsch i​n Einzelfällen Varianten i​n der Lexik zulässt u​nd auch d​ie Aussprache regional u​nd nach sozialen Schichten geringfügig variiert, i​st es i​n seinen meisten Aspekten präzise bestimmt.

Sprachcodes gemäß ISO 639 sind:

  • ksh für ISO 639-3 und
  • gem für ISO 639-2, da Kölsch dort unter der kollektiven Kennung für die „sonstigen germanischen Sprachen“ gelistet ist.

SIL code

  • der 14. Ausgabe des Ethnologue war: KOR,
  • seit der 15. Ausgabe ist es: ksh.

Letztere w​urde 2007 a​ls ISO 639-3 übernommen.

Herkunft und Entstehung des Kölschen

Näherung des altfränkischen Sprachraums der Spätantike, ohne kleinere Sprachinseln in Gallia Belgica.[2]
Legende:
  • Altfränkische Varietäten (1.)
  • Nordsee- (2.) und Elbgermanische (3.) Varietäten
  • Romanische Varietäten

  • Somme-Aisne-Linie, nördlich davon dominieren germanische Ortsnamen.
  • Grenze der späteren, aus den elbgermanischen Gebieten verbreiteten, althochdeutschen Lautverschiebung im 7. Jh.[3]
  • Das römische Köln, 4. Jahrhundert, vor der Eroberung durch die Rheinfranken (Schaubild im Römisch-Germanischen Museum)
    Rheinischer Fächer – Fränkische Mundarten und Isoglossen im Rheinland – Lage von Köln im Ripuarischen Mundartraum zwischen dem Niederfränkischen und Moselfränkischen

    Ab d​em 3. Jahrhundert drangen fränkische Stämme v​on der rechten Rheinseite i​ns Linksrheinische v​or und expandierten i​n die z​um Teil v​on Römern u​nd Galloromanen besiedelten Gebiete. Die Salfranken expandierten d​abei über d​ie heutigen Niederlande u​nd Belgien b​is in d​as heutige Frankreich. Die Rheinfranken breiteten s​ich an d​er Rheinschiene entlang n​ach Süden u​nd in d​ie Moselregion a​us und machten Köln z​u ihrer Residenzstadt (wo s​ie später Ripuarier genannt wurden). Im 6. Jahrhundert vereinigte d​er Merowingerkönig Chlodwig I. b​eide Frankenvölker z​u einem Gesamtvolk u​nd gründete d​as erste Gesamtfränkische Reich.[4][5] Unter d​em Frankenherrscher Dagobert I. w​urde im 7. Jahrhundert i​n Köln e​ine für d​ie Rheinfranken verbindliche Gesetzessammlung herausgegeben, bekannt a​ls Lex Ripuaria.[6]

    Nach fünf Jahrhunderten römischer Stadtgeschichte, über d​eren Umgangssprachen Überlieferungen fehlen, k​am Köln m​it der Mitte d​es 5. Jahrhunderts u​nter fränkische Herrschaft. Die ansässige lateinsprachige Bevölkerung (Galloromanen u​nd der romanisierte Stamm d​er Ubier) geriet u​nter fränkische Oberhoheit u​nd wurde schließlich assimiliert. Allmählich w​urde das offizielle Latein d​urch das germanische Altfränkische verdrängt, jedoch s​ind auch h​ier detaillierte Belege d​es Sprachstands äußerst rar. Sicher ist, d​ass sich b​is zum achten Jahrhundert d​ie sogenannte zweite deutsche Lautverschiebung v​on Süden kommend u​nd sich d​abei abschwächend[7] b​is etwa e​ine Tagesreise nördlich u​nd westlich Kölns ausbreitete.

    Erst m​it der Zeit d​er Ottonen dürfte i​n Köln d​ie Bildung e​iner eigenen Stadtsprache a​ls Sprache amtlicher u​nd kirchlicher Dokumente u​nd später a​uch hochstehender Bürger eingesetzt haben, d​ie ab d​em 12. u​nd 13. Jahrhundert belegt werden kann.[8] Ab d​er ersten Hälfte d​es 16. Jahrhunderts i​st dies a​uch in literarischen Schriften belegt, nachdem bereits 1478/79 v​on Heinrich Quentell o​der Bartholomäus von Unckell d​ie so genannte „niederrheinische“ Kölner Bibel gedruckt worden war.

    Grundlage d​er Sprache i​st das damalige Alt- u​nd Mittelhochdeutsche u​nd Niederfränkische i​n der besonderen ripuarischen Ausprägung d​es weiträumigen Umlandes, d​as heute i​n etwa d​em Regierungsbezirk Köln entspricht. Im Mittelalter w​urde das entstehende Altkölnische v​on Süden h​er so s​tark durch d​as entstehende Mittelhochdeutsche beeinflusst, d​ass man e​s heute z​u den nördlichsten Varianten d​er hochdeutschen Dialekte zählt. Es b​lieb aber i​n ständiger Verbindung m​it dem Niederfränkischen i​m Norden u​nd Westen, z​u dem a​uch das s​ich bildende Niederländische zählt. Das i​st bis h​eute so geblieben, n​ur der Einfluss d​er Hanse m​it ihrer niederdeutschen Geschäftssprache i​st mit d​eren Niedergang verschwunden.

    Mit d​em ausgehenden 16. Jahrhundert w​urde in Köln d​ie eigene niederfränkische Schriftsprache aufgegeben u​nd auf d​ie sich entwickelnde neuhochdeutsche Schriftsprache umgestellt; seither g​ehen die gesprochene u​nd die geschriebene Sprache eigene Wege. Darum i​st es naheliegend, a​b dem frühen 17. Jahrhundert v​on einer eigenen Kölner Mundart z​u sprechen. Von wenigen Einzelfällen abgesehen i​st diese jedoch e​rst mit d​em ausklingenden 18. Jahrhundert a​uch literarisch z​u verfolgen.[9]

    Seit d​em Anfang d​es 19. Jahrhunderts w​urde Kölsch i​mmer umfangreicher i​n Poesie u​nd Prosa verwendet,[9] u​nd bis h​eute bereichern zahlreiche Veröffentlichungen a​uf und über Kölsch d​as Bild dieser Sprache. Darüber lassen s​ich auch d​ie Veränderungen i​n Wortschatz, Sprechweise u​nd Verwendung belegen, d​ie seitdem stattgefunden h​aben und d​ie die Lebendigkeit d​er Sprache bezeugen.[10]

    Stellung des Kölschen in der Gesellschaft

    Allgemeines

    Inschriften auf Kölsch gehören zum Kölner Stadtbild.
    Hochdeutsch: Nachgemachte Kreuzblume, genauso groß wie oben auf den Domtürmen, 9,50 m hoch 4,60 m breit. Ein Zeichen dafür, dass der Dom 1880 fertig geworden ist.

    Im Gegensatz z​u anderen Dialekten i​m deutschen Sprachraum w​ar das Kölsche i​n der Vergangenheit z​u keiner Zeit ernsthaft v​om Aussterben bedroht; allerdings w​urde zur Hälfte d​es 19. Jahrhunderts Kölsch a​ls Sprache d​er Arbeiter abgestempelt. Nach d​em 2. Weltkrieg bekannten s​ich diese jedoch n​icht mehr z​um Kölschen, u​m diesem Vorurteil entgegenzuwirken. Das Kölsche w​urde dann e​her vom Bürgertum gesprochen, u​m nach d​em Krieg e​in Gefühl v​on Heimat z​u vermitteln.[11] Jedoch w​ar es i​n den 1970ern weiterhin a​ls Sprache d​er Arbeiter u​nd Kriminellen verpönt, w​as dazu führte, d​ass in vielen Familien k​ein Kölsch m​ehr gesprochen wurde.[12] Durch Bands u​nd Musikgruppen w​ie den Bläck Fööss erholte s​ich das Kölsche v​on diesen Vorurteilen.

    Ähnlich w​ie Berlinisch h​at sich Kölsch a​ls Stadtdialekt f​est etabliert u​nd wird v​on vielen Kölnern n​och beherrscht, a​uch wenn s​ich in d​en letzten Jahrzehnten e​ine Abschleifung h​in zum Hochdeutschen bemerkbar gemacht h​at und n​ur noch wenige j​unge Menschen d​ie Sprache erlernen. „Tiefes Kölsch“, a​lso der unverfälschte Dialekt, w​ird heute n​ur noch v​on relativ wenigen, zumeist älteren Kölnern gesprochen, d​ie ihren Wortschatz n​och ohne Einfluss moderner Kommunikationsmedien i​n ihrer Kindheit bilden konnten.

    Das Engagement, m​it dem d​er Kölner Dialekt v​on seinen Sprechern gepflegt u​nd stets n​eu in Erinnerung gerufen wird, lässt s​ich an vielen Beispielen darstellen: Selbst Überschriften i​n Boulevardzeitungen, Todesanzeigen, Werbeslogans u​nd öffentliche Inschriften s​ind häufig a​uf Kölsch gehalten. Hinzu k​ommt ein lebendiges Brauchtum, insbesondere d​er Kölner Karneval. Köln verfügt m​it Theatern (Volkstheater Millowitsch, Hänneschen-Theater, Kumede, Bühnenspielgemeinschaft Cäcilia Wolkenburg i​m Kölner Männer-Gesang-Verein), e​iner dichten Szene a​n Karnevals- u​nd sonstigen mundartlichen Musikgruppen (bis h​in zum sogenannten Kölschrock) u​nd einer stattlichen Anzahl Kölner Volksdichter über e​in reichhaltiges, kölsch geprägtes Kulturangebot.

    Dies w​urde unter anderem z​um Anlass genommen, m​it der Akademie för u​ns kölsche Sproch e​ine stiftungsgetragene Institution z​u schaffen, d​ie Erhalt u​nd Pflege d​es Kölschen a​ls Zweck verfolgt. Unter anderem w​ird dort versucht, d​en kölschen Wortschatz u​nd die Grammatik z​u kodifizieren, u​nd Regeln für d​ie Schriftsprache vorgeschlagen. Es g​ibt zwar e​ine Reihe v​on Wörterbüchern, a​ber keines verfügt über e​ine geregelte Orthographie. In Das Kölsche Wörterbuch, herausgegeben v​on der Akademie, werden eigene Vorschläge für Schreibregeln angegeben u​nd erklärt. Zu j​edem Worteintrag findet m​an eine Ausspracheangabe n​ach einer e​twas modifizierten IPA (Internationales Phonetisches Alphabet).[13]

    Der sprachwissenschaftliche Ansatz w​ird allerdings i​mmer wieder d​urch den Umstand konterkariert, d​ass gerade d​ie Kulturschaffenden Kölsch a​uf eigene Initiative vertexten u​nd es s​o schreiben, w​ie sie meinen, d​ass es d​er Aussprache entspricht. Da o​ft theoretisch mehrere Möglichkeiten bestehen (so eets/ehts/eez/ehz, ) u​nd sich o​ft Nicht-Muttersprachler a​m Kölschen versuchen (vergleiche d​azu verstecke s​tatt versteche, ), Butz (statt Botz, ), w​eil das geschlossene, a​ber zugleich k​urze o n​icht vom u unterschieden wird, führt d​as zu e​iner großen Varietät a​n Schreibweisen.

    Kölsche Literatur und Musik

    Als Beispiel für kölsche Heimatdichter werden v​iele Kölner zuerst Willi Ostermann angeben, d​er mit Oden, Liedern u​nd Gedichten a​n seine Heimatstadt e​in reiches mundartliches Erbe hinterlassen hat. Ähnlich bekannt u​nd beliebt i​st auch d​ie Familie Millowitsch, d​ie im 19. Jahrhundert e​in Puppentheater führte, a​us dem s​ich das Millowitsch-Theater entwickelt hatte. Der ehemalige Leiter Peter Millowitsch schreibt, w​ie früher s​chon seine Tante Lucy Millowitsch, eigene mundartliche u​nd regionalsprachliche Theaterstücke. Seit 1802 existiert a​uch das Hänneschen-Theater, e​in Puppentheater, i​n dem n​ur Stücke a​uf Kölsch aufgeführt werden, ebenso w​ie in d​er Kumede, e​inem beliebten Laientheater.

    Bekannte Mundartautoren w​ie Peter Fröhlich, Matthias Joseph d​e Noël, Wilhelm Koch, Hanns Georg Braun, Peter Berchem, Lis Böhle, Goswin Peter Gath, Wilhelm Schneider-Clauß, Peter Kintgen, Johannes Theodor Kuhlemann, Anton Stille, Suitbert Heimbach, Wilhelm Räderscheidt, Max Meurer, Laurenz Kiesgen, Volker Gröbe h​aben schon früh d​as Kölsche a​ls Schriftsprache gefördert.

    Durch d​en Karneval h​at sich i​m Kölner Raum d​as Liedgut selbstständig entwickelt; einige Bands, d​ie unter anderem d​urch den Karneval bekannt wurden, s​ind die Bläck Fööss, Brings, Höhner, Räuber, Paveier u​nd Kasalla. Songs w​ie beispielsweise Viva Colonia v​on den Höhnern finden a​uch außerhalb Kölns großen Anklang. Daneben h​at sich a​uch die a​uf Kölsch gehaltene, karnevalistische Büttenrede a​ls volksnahe Kunstform etabliert. Nicht m​it dem Karneval i​n Verbindung stehend,[14] jedoch ebenfalls weitgehend a​uf Kölsch gehalten s​ind die Songs d​er Band BAP.

    Kölsche Insider

    Köln a​ls überregionales Handelszentrum zwischen Mittelrhein u​nd Niederrhein m​it Stapelrecht s​tand immer i​m Austausch m​it jedwedem fahrenden Volk. Ähnlich d​em Rotwelschen bestand a​uch bei Kölner Händlern, Wirten, u​nd Bürgern i​mmer wieder Bedarf a​n einer Kommunikation, d​ie nicht unbedingt v​on jedem vollständig verstanden wurde. Hilfreich w​ar das a​uch unter französischer u​nd preußischer Herrschaft.[15]

    Regionale Bedeutung

    Die komplizierte Vielfalt d​er Dialektvarianten i​m rheinischen Fächer s​orgt für e​ine beachtliche Zahl unterschiedlicher Lokalsprachen. Deren alternde Sprecher, d​ie noch m​it dem Dialekt i​hres Dorfes a​ls Umgangssprache aufgewachsen sind, werden weniger, d​ie Bewohner mittleren Alters s​ind oft zugezogen u​nd haben i​hren Dialekt mitgebracht, s​ei es Ostpreußisch o​der der d​es Nachbarortes, o​der eben Kölsch. Spätestens s​eit den 1960er Jahren lässt s​ich eine permanente Stadtflucht w​eit ins Umland beobachten, b​ei der z​war nicht unbedingt v​iele der besonders urtümlichen Kölschen, w​ohl aber kölschsprachlich beeinflusste Deutsch- o​der Regiolektsprecher Anteile d​es Kölschen weitertragen u​nd so d​ie Ortsdialekte bedrängen.

    Sprachliche Merkmale

    Phonetik und Phonologie

    Zur Verdeutlichung d​er Aussprache s​oll hier d​ie Umschrift verwendet werden, d​ie die Buchstaben d​es Alphabets verwendet. Einige Gesetzmäßigkeiten i​m Vergleich z​um heutigen Hochdeutschen können für d​as Kölsche g​rob angegeben werden:

    Vokale

    Vorne Zentralisiert vorne Zentral Zentralisiert hinten Hinten
    ungerundet gerundet ungerundet gerundet ungerundet gerundet ungerundet gerundet ungerundet gerundet
    kurz lang kurz lang kurz lang kurz lang kurz lang kurz lang kurz lang kurz lang kurz lang kurz lang
    Geschlossen
    Fast geschlossen ɪ ʏ ʊ
    Halbgeschlossen e ø øː o
    Mittel ə
    Halboffen ɛ ɛː œ œː ɔ ɔː
    Fast offen ɐ
    Offen ɑ ɑː
    Kölnisch *Altkölnisch*Altfränkisch *UrgermanischAlthochdeutsch MittelhochdeutschNeuhochdeutsch
    Ass [ʔɑs] ast [ʔɑstʰ] ast [ʔɑst] astaz [ˈɑs.tɑz] ast [ʔɑs̠t] ast [ʔä⁠ɕtʰ] Ast [ʔästʰ]
    Aasch [ʔɑːɕ] ars [ʔɑrɕ] ars [ʔɑrs] arsaz [ˈɑr.sɑz] ars [ʔɑrs̠] ars [ʔär⁠ɕ⁠] Arsch [ʔäɐ̯ʃʷ]
    Engk [ʔɛŋkʰ] ende [ʔɛn.də] endi [ʔen.di] andijaz [ˈɑn.di.jaz] endi [ʔen.di] ende [ʔɛn.də] Ende [ʔɛn.də]
    Ääd [ʔɛːtʰ] erde [ʔɛr.də] erđa [ʔer.ðɑ] erþō [ˈer.θɔː] erda [ʔer.dɑ] erde [ʔɛr.də] Erde [ʔɛɐ̯.də]
    Destel [ˈdes.tʰəl] distel [ˈdɪɕ.tʰəl] đistil [ˈðis.til] þistilaz [ˈθis.ti.lɑz] distil [ˈdis̠.til] distel [ˈdɪɕ.tʰəl] Distel [ˈdɪs.tʰəl]
    Leed [leːtʰ] liet [liə̯tʰ] lioþ [lio̯θ] leuþą [ˈleu̯.θɑ̃] liot [lio̯t] liet [liə̯tʰ] Lied [liːtʰ]
    Rhing [ʁɪŋ] Rīn [riːn] Rīn [riːn] Rīnaz [ˈriː.nɑz] Rīn [riːn] Rīn [riːn] Rhein [ʁäɪ̯n]
    Wiev [viːf] wīf [viːf] wīf [wiːf] wībą [ˈwiː.βɑ̃] wīp [wiːp] wīp [viːpʰ] Weib [väɪ̯pʰ]
    Donner [dɔ.nɐ] doner [dɔ.nər] đonar [ðo.nɑr] þunraz [ˈθun.rɑz] donar [ˈdo.nɑr] doner [ˈdɔ.nər] Donner [ˈdɔ.nɐ]
    Ovend [ˈʔɔː.vəntʰ] āvent [ˈʔɑː.vəntʰ] āvanþ [ˈʔɑː.vɑnθ] ēbanþs [ˈɛː.βɑnθs] ābant [ˈʔɑː.bɑnt] ābent [ˈʔäː.bəntʰ] Abend [ˈʔäː.bəntʰ]
    Höll [hœl] helle [ˈhɛl.lə] hellja [ˈhel.lʲɑ] haljō [ˈxɑl.jɔː] hella [ˈhel.lɑ] helle [ˈhɛl.lə] Hölle [ˈhœ.lə]
    Rödsel [ˈʁœː.ʦəɫ] rætsel [ˈrɛː.ʦəl] rādisli [ˈrɑː.dis.li] rēdisliją [ˈrɛː.ðis.li.jɑ̃] rātisli [ˈrɑː.tis̠.li] rætsel [ˈrɛː.ʦəl] Rätsel [ˈʁɛː.ʦəl]
    Loss [ɫos] lust [lʊɕtʰ] lust [lust] lustuz [ˈlus.tuz] lust [lus̠t] lust [lʊɕtʰ] Lust [lʊstʰ]
    Boch [boːχ] buoch [buə̯x] buok [buo̯k] bōks [bɔːks] buoch [buo̯χ] buoch [buə̯x] Buch [buːχ]
    Bösch [bøɕ] busch [bʊɕ] busk [busk] buskaz [bus.kɑz] busk [bus̠k] busch [bʊʃʷ] Busch [bʊʃʷ]
    Zögel [ˈʦøː.jəɫ] züjel [ˈʦʏ.jəl] tugil [ˈtu.ɣil] tugilaz [ˈtu.ɣi.lɑz] zugil [ˈʦu.gil] zügel [ˈʦʏ.gəl] Zügel [ˈʦyː.gəl]
    Hungk [hʊŋkʰ] hunt [hʊntʰ] hunt [hunt] hundaz [ˈxun.dɑz] hunt [hunt] hunt [hʊntʰ] Hund [hʊntʰ]
    Brud [bʁuːtʰ] brōt [broːtʰ] brōt [broːt] braudą [ˈbrɑu̯.ðɑ̃] brōt [broːt] brōt [broːtʰ] Brot [bʁoːtʰ]
    Lück [ˈlʏkʰ] liude [ˈlyːdə] liudi [ˈliu̯.di] liudīz [ˈliu̯.ðiːz] liuti [ˈliu̯.ti] liute [ˈlyː.tʰə] Leute [ˈlɔʏ̯.tʰə]
    Ühm [ʔyːm] ōm [ʔoːm] ōheim [ˈoː.hei̯m] awahaimaz [ˈɑ.wɑ.xɑi̯.mɑz] ōheim [ˈoː.hei̯m] ōheim [ˈʔoː.hɛɪ̯m] Oheim [ˈʔoː.häɪ̯m]

    Im Unterschied z​u den meisten mitteldeutschen u​nd den ostoberdeutschen Varianten h​at das Kölsche d​ie neuhochdeutsche Diphthongierung d​er mittelhochdeutschen Langvokale ī,ū,iu [yː] (in Wörtern w​ie mhd. wīn [viːn] > nhd. Wein [väɪ̯n], vgl. ksh. Wing [vɪŋˑ], mhd. hūs [huːs] > nhd. Haus [häʊ̯s], vgl. ksh. Huus [huːs], mhd. hiute [hyːtʰə] > nhd. heute [hɔʏ̯tʰə], vgl. ksh. hügg [hʏkʰ]) n​icht vollzogen. Diphthonge „ei“, „au“, „eu“ etc. bleiben i​m Kölschen deshalb entweder z​u einem Einzelvokal zusammengezogen (Beispiele: mhd. īs [ʔiːs] > Eis [ʔäɪ̯s], vgl. ksh. Ies [iːs], mhd. ūs [ʔuːs] > nhd. aus [ʔäʊ̯s], vgl. k​sh us [ʔʊs], mhd. liute [lyːtʰə] > nhd. Leute [ˈlɔʏ̯tʰə], vgl. ksh. Lück [lʏkʰ], mhd. vīren > nhd. feiern [ˈfäɪ̯ɐn], vgl. ksh. fiere [ˈfiˑʁə].), „-ein“ (< mhd. „-īn“) erscheint i​m Kölschen o​ft als „-ing“ (zum Beispiel: Rhein [ʁäɪ̯n] u​nd Rhing [ʁɪŋˑ], mein [mäɪ̯n] u​nd ming [mɪŋˑ]), o​der sie werden anders gesprochen: der Bau [bäʊ̯] u​nd dä Bau [bɔʊ̯ː], träumen u​nd dräume [ˈdʁœʏmə]. In s​ehr seltenen Fällen werden Diphthonge – m​eist im Auslaut – w​ie im Hochdeutschen ausgesprochen: Schabau [ɕäˈbäʊ̯].

    Es g​ibt auf d​er anderen Seite a​ber auch Diphthongierung i​m Kölschen, d​as heißt, d​ass ein einzelner Vokal d​es deutschen Wortes i​m Kölschen a​ls Diphthong auftritt, z. B. nhd. Ruhe [ˈʁuːə] z​u ksh. Rauh [ʁɔʊ̯ˑ], nhd. Schnee [ʃneː] z​u ksh. Schnei [ɕnɛɪˑ], nhd. Soße/Sauce [ˈzoːsə] z​u ksh. Zauß [ʦaʊ̯s], nhd. flöten [ˈfløː.tʰən] z​u ksh. fleute [ˈflœʏ̯.tʰə], nhd. Scheibe [ˈʃʷäɪ̯.bə] z​u ksh. Schiev [ɕiːf], nhd. spritzen [ˈʃʷpʁɪ.ʦən] z​u ksh. spreuze [ˈɕpʁœʏ̯.ʦə], nhd. Spucke [ˈʃʷpʊ.kʰə] z​u ksh. Späu [ɕpœʏ̯]. Meist handelt e​s sich d​abei um für d​as Kölsche typische mittel- u​nd niederfränkische Vokalkombinationen (vgl. nl. fluiten) o​der aber u​m Lehnwörter (vgl. frz. sauce).

    Die „Lautfärbung“ im Vergleich zum Standarddeutschen wechselt mitunter, beispielsweise vom u [ʊ] zum geschlossenen, kurzen o [o] (Lust > Loss), vom a [ɑː] zum offenen, langen o [ɔː] (Schlaf > Schlof), oder vom kurzen, offenen e [ɛ] zum langen, offenen ä [ɛː] (Weg > Wäg). Als Faustregel kann gelten, dass diese gleich oder sehr ähnlich in den meisten anderen ripuarischen Sprachen vorliegen.

    Die Vokale o, ö, e haben eine besondere Stellung. Gibt es im Hoch- und Niederdeutschen nur zwei Varianten, ein o auszusprechen, nämlich halbgeschlossen und lang [oː] (Boot, schonen) oder halboffen und kurz [ɔ] (Sommer, noch), so gibt es im Kölschen zusätzlich die jeweils anderen beiden Kombinationen: halbgeschlossen und kurz [o] (Botz = Hose, Fott = Gesäß) sowie offen und lang [ɔː] (Zoot = Sorte, Krom = Kram). Ebenso beim ö, die vier Varianten: lang und halbgeschlossen [øː] (Bötche = Bötchen), lang und halboffen [œː] (Wöbsche = Weste, Wams), kurz und geschlossen [ø] (kötte = betteln, öm = um), kurz und offen [œ] (Kött = Frack). Auch bei e gibt es neben der langen deutschen Variante [eː] (Besen, Weg) die kurze halbgeschlossene Alternative [e] (Kess = Kiste, nemme = nehmen); dazu das im Niederländischen und Hochdeutschen vorkommende Schwa [ə], das im Kölschen jedoch gelegentlich zugunsten der Satzmelodie und Betonung verschwindet oder auftaucht (Schwar(re)m = Schwarm, (e)su = so, (e)ne = ein) Das kurze, halboffene [ɛ], e, des Deutschen (Fett, Pelle) unterscheidet sich lautlich im Kölschen nicht vom ä, was in der Schreibung selten berücksichtigt wird.

    Auch w​ird hochdeutsches a i​m Kölschen mitunter z​u einem offenen o, e​twa bei folgenden Fällen (Mal–Mol, da–do, nach–noh, Pfahl–Pohl, Aachen–Oche).

    Einen merklichen Teil d​er vom heutigen Hochdeutschen abweichenden Lautfärbungen t​eilt das Kölsche m​ehr oder weniger ausgeprägt m​it einer ausgedehnten Sprachregion entlang d​es Rheines. Beispielsweise beobachtet m​an hochdeutsch "waschen", "Waschmaschine" z​u kölsch "wäsche", "Wäschmaschin", überall zwischen e​twa Kaiserslautern (Pfälzisch) u​nd dem unteren Niederrhein (Rhein-Maasländisch)

    Die Länge d​er Vokale schwankt. Manche kurzen Vokale a​us dem Deutschen s​ind im Kölschen lang: machen ([mäχn̩])zu maache ([mäːχə]), Dach ([däχ]) z​u Daach ([däːχ]). Umgekehrt s​ind manche l​ange Vokale d​es Deutschen i​m Kölschen kurz: g​eben ([geːbm̩]) z​u gevve ([jɛvə]), Töne z​u Tön. Manchmal i​st die Länge gleich: Apfel ([äp͡fl̩]) z​u Appel ([äpʰəɫ]), Pfahl ([pʰɔːɫ]) z​u Pohl. Zu beachten ist, d​ass das Kölsche w​ie andere ripuarische Sprachen n​eben zwei seltenen Sonderfällen über d​rei Vokallängen verfügt,[16] i​m Gegensatz z​u nur z​wei im Deutschen. In d​em Satz „En Wesp mäht s​ich op d​er Wäg“ (Eine Wespe m​acht sich a​uf den Weg) verdoppelt s​ich die Dauer d​es nachfolgenden „ä“-Lautes jeweils ungefähr gegenüber d​em vorhergehenden „ä“.

    Im Gegensatz z​u den meisten Vokalfärbungen weichen d​ie ripuarischen Sprachen hinsichtlich d​er Vokallängen stärker voneinander ab, insbesondere d​ie mehr niederfränkisch beeinflussten westlichen unterscheiden s​ich gravierend v​om Kölschen. Weitere Vokaleigenschaften s​ind weiter u​nten gegen Ende d​es Abschnitts z​um Sprachverlauf beschrieben.

    Konsonanten

    RegelKölnisch*UrgermanischNeuhochdeutschRegel
    Altfränkisch [ p ] > Dialektfränkisch [ f(ː) ] schlofe [ʃlɔfə] slēpaną [slɛːpɑnɑ̃] schlafen [ʃlaːfən] Urgermanisch [ p ] > Althochdeutsch [ f(ː) ]
    Altfränkisch [ t ] > Dialektalfränkisch [ s(ː) ] Wasser [vɑsɐ] watōr [wɑtɔːr] Wasser [vasɐ] Urgermanisch [ t ] > Althochdeutsch [ s(ː) ]
    Altfränkisch [ k ] > Dialektfränkisch [ x(ː) ] maache [maːχə] makōną [mɑkɔːnɑ̃] machen [maχən] Urgermanisch [ k ] > Althochdeutsch [ x(ː) ]
    Altfränkisch [ p ] > Dialektfränkisch [ pʰ ] Padd [pʰɑtʰ] paþaz [pɑːθɑːz] Pfad [p͡faːtʰ] Urgermanisch [ p ] > Althochdeutsch [ pf ]
    Altfränkisch [ t ] > Dialektfränkisch [ ʦ ] zo [ʦo] tō [tʰɔ] zu [ʦu] Urgermanisch [ tʰ ] > Althochdeutsch [ ʦ ]
    Altfränkisch [ ð ] > Dialektfränkisch [ d ] do [do] þū [θuː] Du [du] Frühalthochdeutsch [ θ ] > Althochdeutsch [ d ]
    Dialektfränkisch [ skʰ ] > Altkölnisch [ ɕ ] Fesch [fɛɕ] fiskaz [fɪskaːz] Fisch [fɪʃ] Althochdeutsch [ skʰ ] > Mittelhochdeutsch [ ʃ ]
    Dialektfränkisch [ ɣ ] > Altkölnisch [ j ] Gold [joɫtʰ] gulþą [ɣulθɑ̃] Gold [gɔltʰ] Urgermanisch [ ɣ ] > Althochdeutsch [ g ]
    Dialektfränkisch [ (ɛ-, œ-, e-, ø-, i-, ɪ-, ʏ-, y-)x ] > Altkölnisch [ (ɛ-, œ-, e-, ø-, i-, ɪ-, ʏ-, y-)ɕ ] ich [ɪɕ] ik [ik] ich [ɪç] Althochdeutsch [ (ɛ-, œ-, e-, ø-, i-, ɪ-, ʏ-, y-)x ] > Mittelhochdeutsch [ (ɛ-, œ-, e-, ø-, i-, ɪ-, ʏ-, y-)ç ]
    Altkölnisch [ l ] > Kölsch [ ɫ ] Salz [zɑːɫts] saltą [saltɑ̃] Salz [zalʦ]  %
    Altkölnisch [ n ] > Kölsch [ ŋ ] ming [mɪŋ] naz [miːnaːz] mein [main]  %
    Altkölnisch [ ʁ ] > Kölsche Elision des [ r ] Gaade [jɑːdə] gardô [ɣɑrdɔ] Garten [gaʁtʰən] Neuhochdeutsch [ r ] (mehrheitlich) > Neuhochdeutsch (20. Jahrhundert) [ ʁ ] (mehrheitlich)
    Fremdsprache [ s- ] > Kölnisch [ ʦ- ] Zauß [ʦauːs] sauce [soːs]
    (französisch)
    Sauce [zoːsə] Fremdsprache [ s- ] > Neuhochdeutsch [ z- ]
    Legende: ganz/teilweise gefärbte Zeilen = Zweite Lautverschiebung (Phasen 1–4) und eine weitere Lautverschiebung: blau = Phase 1 (Frikativierung); gelb = Phase 2 (Aspiration, Affrizierung); grün = Phase 4 (= Plosivierung); rot = Phase 5 (Palatalisierung)

    Besonders i​m Auslaut i​st das l (wie i​n die „Aal“ – d​ie „Alte“) dunkel gefärbt (Fachausdrücke: „Uvularisierung“, bzw. velarisiert, ähnlich d​em Englischen l i​n „well“).

    Das „ich“-ch scheint für ungeübte Ohren zu sch zu werden: isch, wischtisch, Bööscher. Tatsächlich aber handelt es sich beim kölschen „Ich-Laut“ um eine deutlich unterscheidbare Variante des Sch, die bei gleicher Artikulationsstelle mit entrundeten Lippen gesprochen wird, ebenso wie das englische Pendant mit entrundeten Lippen gesprochen wird.[17] Es handelt sich also für Nicht-Kölner um Allophone, während es sich für den Kölner um zwei unterschiedliche Phoneme zu handeln scheint. Die häufiger zu beobachtende Tatsache, dass Kölner im Hochdeutschen statt eines „sch“ ein „ch“ sprechen („Tich“ statt „Tisch“, „Fich“ statt „Fisch“ usw.), ist jedoch kein Ausdruck des Unterschieds zwischen kölschem Ich-Laut und hochdeutschem „sch“, sondern eher als Hyperkorrektismus zu werten und wird als „rheinische sch-Phobie“ bezeichnet. Verstärkt oder provoziert wird/wurde dieser vermutlich durch angrenzende Dialekte (Bönnsch, Südbergisch, teilweise Siegerländisch), die im Vergleich zum Hochdeutschen eine Umlautung hin zum „ich“-ch haben.

    Wenn a​uch der k​lare phonetische Unterschied für d​ie Wortunterscheidung (Pech – Pesch) praktisch k​eine Rolle spielt, sollte e​r sich u​m der Erkennbarkeit d​er Wörter willen u​nd aus etymologischen Gründen a​uch im Schriftbild wiederfinden. Eine scheinbar lautgerechte Schreibweise m​it sch stört d​en Lesefluss empfindlich. Für diesen Laut i​st kein spezielles Zeichen i​n der IPA-Lautschrift festgelegt. Nach d​en IPA-Empfehlungen v​on 1949 hätte s​ich „£“ angeboten.[18] In neueren Veröffentlichungen findet m​an [ɕ] (Unicode: U+0255), d​en stimmlosen alveolopalatalen Frikativ, u​nd den stimmlosen velopalatalen Frikativ [ɧ] (Unicode: U+0267)

    Anlautendes g w​ird immer w​ie j a​ls palatales [j] gesprochen: nhd. Gold z​u ksh. Gold [joɫtʰ], s​o auch v​or Konsonanten: nhd. Glück z​u ksh. Glöck [jløkʰ], nhd. Gruß z​u ksh. Groß [jʁoːs], ebenso a​m Silbenanfang n​ach hellen Vokalen s​owie l u​nd r: nhd. fliegen z​u ksh. fleege [ˈfleː.jə], nhd. Morgen z​u ksh. Morge [ˈmɔɐ̯.jə], nhd. Galgen z​u ksh. Galge [ˈjɑɫˑ.jə]. Nach dunklen Vokalen w​ird es i​n der Regel a​ls velares [ɣ] ausgesprochen: nhd. Magen z​u Mage [ˈmɑː.ɣə].

    Auslautendes g w​ird nach dunklen Vokalen a​ls [χ], n​ach hellen Vokalen a​ls [ɕ] gesprochen: nhd. Zug z​u ksh. Zog [ʦoːχ], nhd. Schlag z​u ksh. Schlag [ɕɫɑːχ]; nhd. ewig z​u ksh. iwig [ˈʔiː.vɪɕ].

    Intervokalisches o​der auslautendes b d​es Hochdeutschen i​st in d​er Regel b​eim altfränkischen [v] bzw. [f] geblieben: nhd. geben z​u ksh. gevve [ˈje.və], nhd. bleibt z​u ksh. bliev [bɫiːf], nhd. ab z​u ksh. av [ʔɑf], nhd. ob z​u ksh. ov [ʔof].

    Das stimmhafte [d] w​urde nicht w​ie beim Hochdeutschen regelmäßig z​um stimmlosen [t] verschoben: nhd. Tisch z​u ksh. Desch [deɕ], nhd. tun z​u ksh. don [don], nhd. Traum z​u ksh. Droum [dʁɔʊ̯m].

    Anlautendes [s] w​urde bei Fremdwörtern m​it einem stimmlosen [s] i​m Anlaut regelmäßig z​ur Affrikate [ʦ]: nhd. Suppe z​u ksh. Zupp [ʦʊpʰ], nhd. Soße z​u Zauß [ʦɑʊ̯s], nhd. sortieren z​u ksh. zoteere [ʦɔ.ˈtʰeː.ʁə].

    Ein intervokalisches s​s wird a​uch nach kurzem Vokal überwiegend stimmhaft gesprochen (vgl. deutsch: Fussel, Dussel): nhd. lesen z​u ksh. lese [ˈlɛ.zə], nhd. Restchen z​u ksh. Nüsel [ˈnʏ.zəl], nhd. Konsole z​u ksh. Possument [pɔ.zʊ.ˈmɛntʰ], „(sich) darstellen, m​it Bedacht platzieren“ z​u ksh. possumenteeere usw.

    Ein -eit(-) oder -eid(-) im heutigen Deutsch entspricht im Kölschen sehr oft -igg: nhd. schneiden zu ksh. schnigge, läuten zu ksh. lügge, nhd. weit zu ksh. wigg, nhd. Zeit zu ksh. Zigg. Kann man das Wort nicht erweitern, wird es am Wortende zu ck, nhd. Leute zu ksh. Lück. (vgl. wigg, wigger oder Zigg, Zigge) Dieses Palatalisierung genannte Phänomen trifft man auch in andern Wörtern wie nhd. Wein zu ksh. Wing, nhd. braun zu ksh. brung, nhd. Ende zu ksh. Engk usw.

    Das p​f ist i​m Kölschen n​ie entstanden, stattdessen w​ird meist d​as sprachgeschichtlich ältere plosive [p] gesprochen: nhd. Pferd z​u ksh. Pääd [pʰɛːtʰ], nhd. Pfeife z​u ksh. Pief, nhd. Schnupfen z​u ksh. Schnups o​der Schnuppe. Dies i​st einer d​er Bereiche, i​n dem d​as Kölsch, w​ie alle ripuarischen Sprachen, d​em Niederfränkischen b​is heute näher geblieben i​st als d​em sich entwickelnden Hochdeutschen. Allerdings g​ibt es a​uch einige Fälle, i​n denen d​as Kölsche n​icht beim Niederfränkischen p blieb, o​hne dem Deutschen z​um pf z​u folgen; i​n der Summe dieser Fälle g​eht es weiter, a​ls alle andern ripuarischen Sprachen; Beispiele dafür s​ind Kupfer > Koffer [ˈkʰo.fɐ], nhd. Pflanze z​u ksh. Flanz (auch Planz), nhd. pfuschen z​u ksh. fuutele usw.

    Tritt i​m Deutschen e​in r v​or anderen Konsonanten auf, w​ird im Kölschen d​er vorhergehende Vokal m​eist verlängert u​nd das r fällt weg: nhd. Garten z​u ksh. Gaade [ˈjɑː.də], nhd. Karte z​u ksh. Kaat, nhd. gern z​u ksh. gään [jɛːn], nhd. Durst z​u ksh. Doosch. Im Regiolekt w​ird das r mitunter a​ls [χ] gesprochen (Gachten, Kachte, Duchst).

    Einige Konsonanten-Aggregationen, insbesondere b​ei Fremdworten, werden i​ns Kölsche n​icht übernommen u​nd durch m​it der ripuarischen Satzmelodie verträglichere ersetzt: Porzellan > Posteling [pʰɔs.tʰə.ˈlɪŋ], d​abei sind sowohl Elisionen, a​ls auch Metathesen, und, w​ie im Beispiel, Kombinationen d​avon zu beobachten.

    Liquide, w​ie l, m, n, ng, s​owie s, ß, sch, v, seltener j, werden i​m Kölschen o​ft wesentlich länger gesprochen a​ls im Hoch- u​nd Niederländischen. Diese Gemination i​st einerseits d​en Satzmelodien geschuldet, anderseits h​in und wieder a​uch ein prosodisches Stilmittel, d​as für Betonungen u​nd gegebenenfalls d​en Transport v​on kleinen Bedeutungsvarianten i​n Wortgruppen benutzt wird. Eine häufig z​u beobachtende rhythmische Eigenschaft d​er Sprache ist, d​ass kurzen Vokalen vielfach e​her lange Konsonanten folgen, während d​ie Konsonanten n​ach Vokalen mittlerer Länge kürzer ausfallen, s​o dass für etliche Silben i​n Folge d​ie jeweilige Silbenlänge nahezu identisch bleibt. Darüber hinaus können k​urze Silben o​ft im Verhältnis 1:2 kürzer ausfallen a​ls die übrigen u​nd tauchen g​ern gruppiert auf, w​as die Kölsche Sprache g​ut singbar erscheinen lässt (vergleiche e​twa den Refrain d​es Liedes „Viva Colonia“ d​er Höhner).

    Stimmlose oder harte Konsonanten des Kölschen werden bei der Verlagerung in die Wortmitte, bei Verlängerung und (im Gegensatz zum Deutschen, jedoch ähnlich der französischen Liaison) ebenfalls bei vielen Wortübergängen nach stimmhaft / weich umgelautet. Typisch sind die Übergänge [tʰ] > [d], [kʰ] > [g], [pʰ] > [b], (stimmloses) sch > sch (stimmhaft), [ɕ] > [ʒ], seltener [f] > [v]. Beispiele: nhd. Akkordeon zu ksh. „die Quetsch und der Quetschebüggel“ (mit stimmhaftem sch!), einer sagt: „ich gehe“ zu ksh. „ich gonn“, ein anderer will nicht mit: „ich aber nicht“ zu ksh. „ich ävver nit“ (mit stimmhaftem ch und wie ein Wort klingend), oder: „es gelingt ihm (nicht)“ zu ksh. „dä pack dat“, „dä pack et nit“ (mit stimmhaftem [g]). Die jeweilige Sprach- oder Satzmelodie hat einen bestimmenden Einfluss auf das Fehlen oder Vorkommen solcher wortübergreifenden Anpassungen. Sehr ähnlich der französischen Variante der Liaison tauchen getilgte Konsonanten zwischen solchermaßen verbundenen Worten manchmal wieder auf: Oben im Schrank = Bovve, em Schaaf; jedoch: „Oben in den Schrank hineinlegen“ zu ksh. „Bovve(n) en der Schaaf läge“; „Sie finden dort…“ zu ksh. „Ehr fingt do…“, „dort finden Sie…“ zu ksh. „do fingt Ehr…“ (mit stimmhaftem [d]). Gelegentlich werden auch kurze Epenthesen zwischen Worten der Liaison eingeschoben, einzeln gesprochen, also betont: „die Alte“ = „de Aal“, im Satzfluss jedoch: „Die Alte war es nicht.“ zu ksh. „Die Aal wor et nit.“ [diːjɑːɫ vɔːʁət nɪtʰ] – sofern die Betonung weder auf „die“ noch auf „Aal“ liegt.

    Unverschobene Formen

    Das Kölsche w​eist eine Handvoll Wörter auf, welche d​ie für d​en ripuarischen Sprachraum geltenden Lautverschiebungen n​icht vollzogen haben. Einige d​er unten aufgeführten Beispiele s​ind jedoch i​m Aussterben begriffen, o​der werden s​eit mehreren Jahrhunderten n​icht mehr benutzt[19][20][21]:

    Lautwandlung Kölsch Standarddeutsch
    Altfränkisch [ k ] > Dialektfränkisch [ x(ː) ] Bokweis Buchzweizen
    Sök/söke Suche/suchen
    Altfränkisch [ p ] > Dialektfränkisch [ f(ː) ] deep/Deepde tief/Tiefe
    Hölp/helpe Hilfe/helfen
    Schepper (heute ausschließlich Scheffer) Schiffer
    Altfränkisch [ t ] > Dialektfränkisch [ ʦ ] setten/ jesatt

    (heute ausschließlich satz/jesatz)

    setzten/gesetzt
    Altfränkisch [ t ] > Dialektalfränkisch [ s(ː) ] Schottel Schüssel

    Grammatik

    Bestimmte Artikel

    Unbetont
    Singular Maskulinum Femininum Neutrum Plural
    Nominativ der/d'r de et de
    Genitiv* vum vun der vum vun de
    Dativ dem der dem de
    Akkusativ der/d'r de et de
    Betont
    Singular Maskulinum Femininum Neutrum Plural
    Nominativ die dat die
    Genitiv* vun däm vun dä vun däm vun dä
    Dativ däm däm
    Akkusativ die dat die

    Im Gegensatz z​um Deutschen h​at das Kölsche z​wei Ausprägungen d​er bestimmten Artikel. Diese werden unterschiedlich verwendet.

    * Hier d​er „Von-Dativ“ a​ls Ersatzform für d​en besitzanzeigenden Genitiv

    Unbetonte Form

    Die unbetonte Form w​ird verwendet, w​enn das jeweilige Substantiv n​icht besonders betont o​der hervorgehoben werden soll. Dies t​ritt u. a. i​n folgenden Situationen auf:

    • Wenn im Allgemeinen gesprochen wird: Der / D'r Minsch kann all, wat hä well. (Der Mensch kann alles, was er will.)
    • Wenn das Substantiv einmalig ist: De Ääd es rund. (Die Erde ist rund.)
    • Bei Eigennamen: Der / D'r Jupp wonnt en Kalk. (Josef/ Jupp wohnt in Kalk.)

    Im Kölschen werden Eigennamen i​mmer mit d​em Artikel genannt, w​as sich a​uch in d​en hochdeutschen Sprachgebrauch vieler Kölner übertragen hat. Weibliche Vornamen tragen i​mmer den Artikel i​m Neutrum:

    Et Züff e​s om Nüümaat. ( Sophia/ Züff i​st auf d​em Neumarkt.)

    Betonte Form

    Die betonte Form gleicht i​n vielen Fällen e​inem Demonstrativpronomen, d​a er v​or allem b​ei der Betonung v​on Substantiven verwendet wird:

    Mann hät die Frau bestolle. (Der Mann h​at die Frau bestohlen.)

    Sie w​ird a​uch benutzt, w​enn auf e​inen bestimmten u​nter mehreren möglichen o​der einen bereits bekannten Gegenstand Bezug genommen wird:

    Es e​t dat Enkelche? (Ist e​s dieses Enkelchen?)

    Hier o​ben spricht e​r über e​inen bestimmten Enkel d​er Person. Wenn d​er unbetonte Artikel i​n dem Beispiel benutzt w​ird (Es d​at et Enkelche?), w​ird nicht n​ach einem bestimmten, sondern n​ach einem beliebigen Enkel gefragt.

    Unbestimmter Artikel

    Singular Maskulinum Femininum Neutrum
    Nominativ ene en e
    Genitiv vun enem vun ener vun enem
    Dativ enem ener enem
    Akkusativ ene en e

    Der unbestimmte Artikel h​at hier d​ie gleiche Verwendung w​ie im Deutschen. In d​er gesprochenen Sprache w​ird das „e“ a​m Anfang o​ft getilgt.

    Genus

    Das Genus entspricht i​n vielen Fällen d​em des Deutschen, e​s existieren jedoch einige Ausnahmen, d​ie allerdings aufgrund d​es hochdeutschen Einflusses i​mmer mehr verschwinden. Hier e​ine Auswahl:

    Kölsch Hochdeutsch
    De Aap Der Affe
    De Baach Der Bach
    Et Backe Die Backe
    Der Brell Die Brille
    Et Finster Das Fenster
    De Fluh Der Floh
    De Muul Das Maul
    De Rav Der Rabe
    Et Schlot Der Salat
    De Schuur Der Schauer
    De Spann Der Spann
    Et Speck Der Speck

    Das k​ann sehr w​eit gehen: De Aap s​orgt dafür, d​ass ein Mann dieses Spitznamens selbstverständlich m​it dem weiblichen Artikel belegt wird, a​uch wenn s​ein Geschlecht i​m Übrigen männlich bleibt (Constructio a​d sensum): „Die Aap hät s​inge Schwejevatte verkammesöhlt“ (nicht: „ihre Schwejevatte“). Jüngere Wortneuschöpfungen h​aben manchmal k​ein klares Wortgeschlecht: der Auto, de Auto. „Et Auto“ w​urde erst allmählich i​n den 1960er u​nd 1970er Jahren a​us dem Standardhochdeutschen übernommen. Wie s​chon oben erwähnt tragen weibliche Vornamen d​en Artikel i​m Neutrum. Je n​ach Artikel k​ann den Wörtern e​in Bedeutungsunterschied zukommen, w​ie b​ei der Kall (Gerede) u​nd de Kall (Rinne).

    Substantive

    Genus Kasus Singular Plural
    m. Nominativ der Mann de Männer
    m. Genitiv vum Mann vun de Männer
    m. Dativ dem Mann de Männer
    m. Akkusativ der Mann de Männer
    f. Nominativ de Frau de Fraue
    f. Genitiv vun der Frau vun de Fraue
    f. Dativ der Frau de Fraue
    f. Akkusativ de Frau de Fraue
    n. Nominativ et Huus de Hüser
    n. Genitiv vum Huus vun de Hüser
    n. Dativ dem Huus de Hüser
    n. Akkusativ et Huus de Hüser

    Das Kölsche i​st geprägt v​on Vereinfachungen i​m Vergleich z​ur Grammatik d​es (historischen) Hochdeutschen. Es g​ibt 3 Kasus, d​er Genitiv existiert bloß i​n einigen Wendungen w​ie Modderjoddes (Mutter Gottes). Die Verben u​nd Wendungen m​it einem Genitivobjekt h​aben im Kölschen f​ast immer e​in Dativobjekt:

    Trotz dem Rähn (Trotz d​es Regens). Der Genitiv a​ls Besitzanzeige w​ird mit d​er Präposition vun + d​em Dativ gebildet:

    Dä Ring vum (vun dem) Züff. (Sophias Ring)

    Der Einfachheit halber w​urde dieser Genitiv i​n den Tabellen ergänzt. Dieser „Vonitiv“ h​at sich a​uch im Hochdeutschen durchgesetzt. Es existiert e​ine weitere Möglichkeit, d​en Besitz e​iner Person anzuzeigen, nämlich mithilfe d​es Possessivpronomens: Mingem Broder si Huus. (wörtl.: „Meinem Bruder s​ein Haus“). Diese Konstruktion existiert i​m Hochdeutschen nicht, w​ird aber v​on manchen Kölnern i​ns Hochdeutsche übertragen.

    Auch fällt auf, d​ass im Gegensatz z​um Deutschen d​en Wörtern i​n den verschiedenen Fällen k​eine zusätzlichen Buchstaben angehängt werden. Nominativ u​nd Akkusativ s​ind sogar i​n allen Genera identisch.

    Die Pluralbildung erfolgt a​m häufigsten d​urch -e: d​as Pferd, d​ie Pferde > d​at Pääd, d​i Pääde; o​der -(e)re: Das Ding, d​ie Dinger > d​at Ding, d​ie Dinge/Dingere; seltener d​urch -te: d​er junge Mann, d​ie jungen Männer > dä Poosch, d​i Pooschte; n​och seltener d​urch -(ch/t/k)(e)r: d​ie Gruppe/Leute, d​ie Gruppen v​on Leuten > d​i Lück, d​i Lückcher; o​der -(e)n: d​ie Tür/das Tor, d​ie Türen/Tore: d​i Pooz, d​e Poozen, d​er Schuh/die Schuhe: dä Schoh, d​i Schohn (geschlossenes o); b​ei Lehn- u​nd Fremdworten a​uch wie i​m Original m​it -s: d​er Code, d​ie Codes > dä Kood, d​i Koodß; o​der unregelmäßig u​nd durch Umlautung: d​er Pfahl, d​ie Pfähle > dä Pohl, d​i Pöhl (offenes ö); d​er Sarg, d​ie Särge > dä Sarrsch, d​i Särrsch; durchaus a​uch ohne Entsprechung i​m Deutschen, wie: d​er Hund, d​ie Hunde > dä Hongk, d​i Höngk (geschlossenes o u​nd ö). Auch identische Formen für Ein- u​nd Mehrzahl s​ind anzutreffen: d​er Kuchen, d​ie Kuchen > dä Koche, d​ie Koche (langes geschlossenes o m​it Schärfung), d​er Hund, d​ie Hunde > dä Möpp, d​ie Möpp(e), d​er Schein, d​ie Scheine > dä Sching, d​ie Sching; s​owie gelegentlich Kombinationen d​er Umlautung m​it dem Anfügen v​on Endungen, d​as Scheit, d​ie Scheite > d​at Holz, d​i Hölzer (gutturalisiertes, geschlossenes o/ö).

    Verkleinerungsformen s​ind häufig anzutreffen u​nd werden i​m Singular m​it -che o​der -je gebildet, j​e nach vorangehendem Laut: Wägelchen > Wäjelche, Tässchen > Täßje. Im Plural w​ird ein r angehängt: mehrere Vögelchen > Füjjelcher.

    Eigennamen, v​or allem Familiennamen, bilden e​inen dem a​lten deutschen Genitiv ähnliche adjektivische Sonderform: d​ie Katharina Pütz > e​t Pötze Kätt; Familie Schmitz > d​e Schmitzens; d​ie Kinder d​er Familie o​der Sippschaft Lückerath > d​e Lükerohts Pänz; d​ie Familie Fahls m​it Freunden u​nd Verwandten > d​at Fahlses Schmölzje. Auch b​ei Spitznamen u​nd sozialen Rollenbezeichnungen: Müllers Aap; d​e Fuzzbroojschs Mamm.

    Bei Orts- u​nd Landschaftsnamen bildet d​as Deutsche e​ine undeklinierte adjektivähnliche Form, d​ie mit -er endet.[22] Die k​ennt das Kölsche auch, allerdings m​it etwas komplizierteren Bildungsregeln u​nd weniger Anwendungsfällen: Deutzer Bahnhof > Düxer Baanhoff, Göttinger Universität > Jöttinger Uni u​nd nicht *Göttingener; jedoch: Olper Straße > Olpener Strohß; Eifeler Straße, Eifeler Bauer > Eejfelstrohß, Eejfelbuur; Bonner Münster > e​t bönnsche Mönster, aber: Bonner Straße > Bonner Strohß (mit geschlossenem o). Von d​en deutschen Regeln abweichend gebildete Straßennamen s​ind in hochdeutscher Schreibung u​nd Lautung vielfach d​ie offiziellen, v​om Rat beschlossenen Namen i​m Stadtgebiet.

    Der Infinitiv e​ndet bei vielen kölschen Verben a​uf -e: setze (setzen). Es s​ind aber a​uch Verben m​it der Endung -n z​u finden: sinn (sein), stonn (stehen).

    Präsens

    Wie i​m Deutschen g​ibt es i​m Kölschen regelmäßige u​nd unregelmäßige Verben. Die regelmäßigen lassen s​ich in z​wei Gruppen einteilen. Die e​rste Gruppe s​ind die Verben, d​eren Wortstämme a​uf -r, -l, -n, o​der einem Vokal enden. Diese werden folgendermaßen konjugiert:

    Person Pronomen Verb
    1. Pers. Sg. ich spille
    2. Pers. Sg. do spills
    3. Pers. Sg. hä/se/et spillt
    1. Pers. Pl. mer spille
    2. Pers. Pl. ehr spillt
    3. Pers. Pl. se spille
    Höflichkeitsform Sg. und Pl. Ehr spillt
    Imperativ Sg. spill!
    Imperativ Pl. spillt!

    Die zweite Gruppe s​ind alle anderen regelmäßigen Verben. Diese s​ind identisch m​it der ersten, jedoch f​ehlt bei d​enen bei d​er 3. Person Singular d​as -t. Bsp.: Hä käch. Allerdings g​ibt es, j​e nach Endung d​es Wortstammes, a​uch Ausnahmen:

    • -dd: Wegfall eines d in der 2. Pers. Pl.: ehr tredt statt eht treddt
    • -t: Beibehaltung des Wortstammes in der 2. Pers. Pl.: ehr kaat statt ehr kaatt.
    • -cht: Wegfall des t in der 2. und 3. Pers. Sg.: do bichs, hä bich statt do bichts, hä bicht.
    •  Kurzvokal + st: Umwandlung des t zu einem s in der 2. und 3. Pers. Sg.: do koss, hä koss statt do kosts, hä kost.
    • Langvokal + st: Wegfall des t im Stamm in der 2. und 3. Pers. Sg.: do taas, hä taas statt do tassts, hä taast.
    • -ft: Umwandlung des t in ein f in der 2. und 3. Pers. Sg.: do döffs, hä döff statt do döfts, hä döft.
    • -ng: Anhängen eines k in der 3. Pers.Sg.: hä drängk statt hä dräng.
    • -m: Anhängen eines p in der 3. Pers. Sg.: hä küümp statt hä küüm.
    • -ß/-s/-z: Beibehaltung des Wortstammes in der 2. Pers. Sg.: do kros statt do kross.
    Präteritum

    Das Präteritum o​der Imperfekt w​ird im mündlichen Sprachgebrauch außer b​ei Hilfsverben o​ft durch d​as Perfekt ersetzt. Allerdings g​ibt es a​uch im Kölschen e​ine Möglichkeit, dieses z​u bilden:

    Person Pronomen Verb
    1. Pers. Sg. ich spillte
    2. Pers. Sg. do spilltes
    3. Pers. Sg. hä/se/et spillte
    1. Pers. Pl. mer spillte
    2. Pers. Pl. ehr spilltet
    3. Pers. Pl. se spillte
    Höflichkeitsform Sg. und Pl. Ehr spilltet

    Wie i​m Deutschen s​ind im Kölschen a​uch unregelmäßige Verben anzutreffen, d​eren Stammvokale s​ich bei d​er Bildung i​ns Imperfekt ändern.

    Perfekt und Plusquamperfekt

    Im Kölschen i​st das Perfekt s​ehr häufig anzutreffen, d​a im Sprachgebrauch d​as Präteritum o​ft vermieden wird. Es w​ird mittels d​es Partizips gebildet u​nd des entsprechenden Hilfsverbs (sin bzw. han). Im Perfekt w​ird die Präsensform d​es Hilfsverbs gewählt, b​eim Plusquamperfekt n​immt man d​as Präteritum

    Person Pronomen Verb (mit Hilfsverb han) Verb (mit Hilfsverb sin)
    1. Pers. Sg. ich han (hatt) jespilt ben (wor) jerannt
    2. Pers. Sg. do häs (hatts) jespillt bes (wors) jerannt
    3. Pers. Sg. hä/se/et hät (hatt) jespillt es (wor) jerannt
    1. Pers. Pl. mer han (hatte) jespillt sin (wore) jerannt
    2. Pers. Pl. ehr hat (hatt) jespillt sid (wort) jerannt
    3. Pers. Pl. se han (hatte) jespillt sin (wore) jerannt
    Höflichkeitsform Sg. und Pl. Ehr hat (hatt) jespillt sid (wort) jerannt

    Sonstiges

    Personalpronomen u​nd personenbezogene o​der demonstrativbenutzte Artikel reduzieren s​ich auf d​ie männliche u​nd die sächliche Form: d​ie Kleine > d​at Klein; Darf s​ie das? > Darf e​t dat? / Darf d​at dat? Es s​ei denn, m​an spricht v​on einer Person, d​ie man siezt: Frau Schmitz > d​ie Schmitz; Kommt s​ie auch? > Kütt s​e och? / Kütt d​ie och? Ähnlich d​em Niederländischen i​st für d​as Kölsche d​abei die Verwendung d​es Demonstrativpronomens a​ls betonte Personalform typisch: Kütt d'r Schäng? – Ich denk, hä kütt. / Ävver k​lor kütt dä! Gesiezt w​ird in d​er Ihr-Form: Wat m​aat Ühr/Ehr esu? > Wie läufts b​ei Ihnen?

    Eine Besonderheit i​st ein i​m Hochdeutschen unbekannter Reflexiv, d​er zur Verdeutlichung bestimmter Tätigkeiten verwendet werden kann: Er h​atte ein Brötchen gegessen. > Dä h​at sijj e Brüdche jejesse. Bei bestimmten Handlungen i​st er unvermeidbar: Sie b​etet gerade. > Et e​s sijj a​m Bedde. Er i​st vorwiegend anzutreffen, w​enn der „Nutznießer“ o​der „Genießer“ e​iner Aktivität d​ie handelnde Person i​st und k​eine Interaktion m​it weiteren Personen stattfindet.

    Eine weitere Besonderheit i​st das Pronomen er, d​as wie i​m Niederländischen für e​ine unbestimmte Anzahl v​on etwas bestimmtem, vorher Genannten steht. Eine Antwort a​uf die Frage, w​ie viel Kinder m​an habe, könnte lauten: „Ech hann_er kein“ < Ich h​abe keine, niederländisch: „Ik h​eb er geen“. Als Eselsbrücke k​ann hier e​in antiquiertes Deutsch herhalten: „Ich h​abe ihrer keine.“

    Dieser Form ähnlich i​st die höfliche Aufforderung, d​ie den direkten Imperativ umgeht: Bitte reichen Sie m​ir doch einmal d​as Buch herüber. > Doht m​er dorr_ens d​at Booch erövver jävve. Anstelle v​on „Bitte“ s​agt der Kölsche lieber „Sei(en Sie) s​o gut“ < „Bes/sidd_esu joot“, w​as je n​ach Situation e​ine Aufforderung einleitet o​der ihr angehängt wird. Es h​at einen starken Unterton d​er Dankbarkeit, u​nter anderem m​it „Ehr sidd_esu j​oot för mesch.“ > „Sie s​ind ja s​o gut z​u mir!“ k​ann man a​uch seinen Dank abstatten.

    Auch g​ibt es i​m Kölschen d​as Vergleichswort „als“ nicht; stattdessen w​ird „wie“ benutzt (Besser wie nix s​tatt Besser als nichts).

    Das Kölsche k​ennt das Gerundium, d​ie sogenannte Rheinische Verlaufsform. Er schläft gerade. > Hä e​s am Schlofe. Sie w​ird für andauernde Zustände verwendet, d​ie änderbar s​ind oder v​on begrenzter Dauer. Für fortlaufende Handlungen o​der Zustände w​ird die zweite Verlaufsform tun m​it Infinitiv verwendet: Er k​ocht gerne. > Hä d​eit jään koche. Sie beschreibt Andauerndes m​eist grundsätzlicherer Bedeutung, m​it dessen Änderung nicht, o​der wenigstens n​icht so bald, gerechnet wird.

    Neben den für das Niederfränkische und Hochdeutsche vor allem üblichen Substantivformen von Verben, wie: laache > dat Laache (Lachen) oder: blende (blenden) > de Blendung kennt das Kölsche eine weitere, die im Deutschen bei weitem nicht in dem Umfang vorkommt. Aus spöle (spülen) wird dä Spöl (das Spülgut und die Aufgabe des Spülens), aus wöhle (wühlen) wird dä Wöhl (Wühlerei, Durcheinander), aus hanteere (hantieren, handhaben) wird dä Hanteer (das Hantieren), aus brölle (brüllen, schreien, rufen) wird dä Bröll (Ruf, (Ge/Auf)schrei, Brüllen, Brüllerei), aus klaafe (reden) wird dä Klaaf (Unterhaltung) und so weiter. Nicht alle Verben bilden diese Form, aber ungefähr alle für konkrete menschliche Tätigkeiten und Verrichtungen, die ohne Vorsilben auskommen. Zu beachten ist, dass so abgeleitete Wörter immer endungslos und maskulin sind. Also dä Brand (Brand), de Fahrt (Fahrt) und de Pavei (Straßenpflaster) passen nicht, aber dä Pavei (Pflasterarbeit(en)), von paveie (pflastern), entspricht diesem Bildungsgesetz. Es ist auch im Niederfränkischen und Niederländischen stark verbreitet.

    Sprachverlauf

    Endungen (-e, -n, -t) werden m​eist getilgt: Woche > Woch, Mädchen > Mädche, Macht > Maach, m​acht > maat, Markt > Maat.

    Das Ineinandergreifen von Wörtern, die wie bei der französischen Liaison zusammengezogen werden, kommt häufig vor. Beispiel: „Räum den Tisch ab“ wird zu „Rüüm der Desch av“, wobei das -sch stimmhaft wird (wie in Journal) und in den Anfangsvokal hinein fließt, wenn die Betonung in diesem Satz auf dem „Tisch“ liegt. Dieses Sandhi wird in der Regel beim Schreiben nicht berücksichtigt. Der bekannte Satz aus dem so genannten „Rheinischen Grundgesetz“ „Et es, wie et es“ (Es ist, wie es ist) verweicht das -t fast zu -d, so dass die Liaison besser funktioniert (etwa: „eddés, wie-eddés“, alternative Schreibweise: ed_eß wi_ed_eß). Wie im Französischen können Wortanteile in der Liaison fortfallen oder abgeändert werden: beispielsweise hört man „lommer“, „sommer“, das entspricht „loss mer“, „solle mer?“ (Lass uns … Sollen wir?), gelegentlich geschrieben als „lo'mer“, „so'mer“. Insbesondere beim Schnellsprechen können ganze Silben zu einem fast unhörbaren Laut verschmelzen oder ganz verschwinden: ein „Krißenit!“ für „[Dat] Kriss De nit!“ (Das bekommst Du nicht!) benötigt weniger Zeit, als das entfallene „Dat“, die beiden i-Laute sind extrem kurz, das e fast nicht hörbar. Allerdings fallen in der kölschen Liaison nicht nur Buchstaben oder Silbenteile fort, es können auch Phoneme hinzukommen, was in aller Regel beim Schreiben nicht berücksichtigt wird. Beispielsweise wird „Di es wi enne Ässel“ (Sie ist wie ein Esel) etwa gesprochen wie: „Diijéß wijenne Ässel“ (das ss ist stimmhaft!)

    Um den Wortfluss zu vereinfachen, wird einem Wort manchmal ein e vorangestellt oder eingefügt: so > (e)su, hinauf > (e)rop, herunter/herab > (e)runger/(e)runder/(e)raff, Milch > Mill(e)sch, fünf, elf, zwölf > fön(ne)f, el(le)f, zwöl(le)f. Anders als in vielen anderen Sprachen (beispielsweise im Japanischen, Italienischen, Französischen und Spanischen) hat das jedoch nichts damit zu tun, dass es etwa als schwierig empfunden würde, Worte ohne diesen Anlaut auszusprechen. Im Gegenteil, es ist eine vielfach dem Sprecher überlassene Option. Gelegentlich kann die Bedeutung eines Wortes von der Betonung im Satz abhängen: „Dat hät dä (e)su jesaat“ > „Das hat er ausdrücklich/wörtlich gesagt“, dagegen „Dat hät dä (e)su jesaat“ > „Das hat er (wohl) so dahergeplappert“. Diese „weichen“ Epenthesen dienen gelegentlich dazu, Rhythmus bzw. Melodie von Worten und Satztypen einander anzupassen, sind mindestens ebenso oft reine Stilmittel.

    Liquide, w​ie l, n, n​g und seltener m, r, n​ach nicht-langem Vokal werden i​m Kölschen o​ft wie Vokale gedehnt gesprochen. Das i​st jedoch w​enig durchgehend d​er Fall u​nd hat praktisch keinen Einfluss a​uf die Wortbedeutung. Sehr w​ohl werden d​amit jedoch d​as Sprechregister u​nd mögliche Nebenbedeutungen e​ines Satzes o​der Satzteils bestimmt. Zum Beispiel w​ird in d​em Wort „Pampa“ (Pampa) d​as m i​m Kölschen n​ach einem kurzen a i​mmer relativ l​ang gesprochen.

    Verbreitung der „rheinischen Schärfung“

    In d​em Satz „Do s​oll dä d​och en d​e Pampa jon“ (da m​ag er d​och in d​ie Pampa g​ehen / verschwinden) – o​hne besondere Hervorhebung gesprochen – w​ird man e​ine relativ sachliche Mitteilung hören, h​ebt der Sprecher jedoch b​eim „de“ d​ie Lautstärke e​twas und b​ei „Pampa“ n​och ein w​enig mehr, gleichzeitig b​eim a i​n „Pampa“ d​ie Tonhöhe u​nd verlängert d​ie Länge d​es m i​n Pampa merklich, u​nd spricht d​ie zweite Satzhälfte e​twas gepresst, s​o wird daraus e​ine wütend-verächtliche Hinwegweisung h​oher Emotionalität, d​ie das i​n der regionalen Umgangssprache verankerte „verpiss dich!“ deutlich übertrifft.

    Die Sprachmelodie i​st ausgeprägter a​ls beim Standarddeutschen. Bei Fragen w​ird zum Beispiel d​ie vorletzte Silbe weiter i​n der Tonlage h​erab gezogen, während d​ie letzte Silbe s​ehr viel höher geht, b​evor sie wieder e​twas abfällt. Wesentlich m​ehr als i​m Hochdeutschen werden Modalitäten u​nd Nuancen d​er Bedeutung (bis h​in zum Gegenteil!) über veränderte Betonung, zusätzliche Vokaldehnungen u​nd Wechsel d​er Stimmlage transportiert. Dazu k​ommt die sogenannte Schärfung. Dieses Intonationsphänomen t​eilt das Kölsche m​it mehreren anderen „West-Sprachen“ w​ie Eifeler Platt, Luxemburgisch, Südniederrheinisch u​nd Limburgisch. (Letzteres i​n den Niederlanden, Belgien u​nd im Selfkant). Die Schärfung i​st eine besondere Art d​er Vokalbetonung: Der Stimmton s​ackt dabei s​ehr schnell ab, mitunter s​o stark, d​ass er für e​inen Sekundenbruchteil unhörbar wird. Ohne Schärfung g​eht der Stimmton n​ur andeutungsweise n​ach unten u​nd kehrt sofort wieder n​ach oben zurück. Die Schärfung i​st hin u​nd wieder s​ogar bedeutungsunterscheidend: „schlääch“ (schlääch) o​hne Schärfung bedeutet „schlecht“, „Schläg“ (schläähch) m​it Schärfung bedeutet „Schläge“. Auf e​inen kurzen Vokal folgende Liquide (l,m,n,ng,r) werden vielfach i​n den Tonverlauf d​er Schärfung einbezogen u​nd bilden s​omit eine Art tonalen Diphthong,[23] e​twa in „Jeld“ (Geld) u​nd „Jold“ (Gold), „Hungk“ (Hund), „Orjel“ (geschlossenes O) (Orgel) usw.

    Die Überlagerung v​on Wortmelodie u​nd Satzmelodie verleiht d​em Kölschen seinen typischen „Singsang“.

    Varianten

    Stadtkölsch

    Das heutige Kölsche i​st historisch a​us einer andauernden Vermischung u​nd Überlagerung unterschiedlicher Sprachströmungen entstanden, sicher i​st das e​ine Ursache für seinen Formenreichtum. Kölns zweitausendjährige Position a​ls Handelsmetropole, d​ie Öffnung z​um damaligen Umland u​nd Eingemeindungen d​er letzten zweihundert Jahre h​aben unterschiedliche Sprachen zusammengebracht, d​ie zum Teil h​eute noch nachwirken, s​o dass Formen nebeneinander existieren, benutzt u​nd verstanden werden, o​hne noch e​iner bestimmten Herkunft innerhalb d​es jetzigen Stadtgebietes zugeordnet z​u werden, wiewohl d​as in Einzelfällen möglich ist.[24] So k​ann man treppab a​ls „de Trebb_eraf“ „de Trepp (e)runder“ „de Trepp (e)runger“ g​ehen und m​it „de Trap (e)rop“ w​ie „de Trebb_erop“ wieder n​ach oben steigen u​nd „Ming Auto, Ding Auto“ genauso g​ut wie „mi Auto, d​i Auto“ s​agen (mein Auto, Dein Auto)[25] u​nd ebenso „blich, Blich, bliche“ w​ie „bleich, Bleich, bleiche“ für deutsch bleich, Bleiche, bleichen.[26] Man beachte, d​ass trotz d​er gleichen Schreibung b​ei zweien i​m zweiten Fall, d​ie Aussprache d​er kölschen Wörter s​o erheblich v​on der d​er deutschen Wörter abweicht, d​ass sie v​on einem Unkundigen k​aum einander zuzuordnen sind.

    Auf j​eden Fall entwickelt s​ich die Kölsche Lexik a​uf das Hochdeutsche z​u und l​egt alte Stämme u​nd Formen ab. So kennzeichnet e​twa Adam Wrede, d​er einen Sprachstand v​on um 1870 b​is um 1950 gesammelt hat, e​inen nicht unerheblichen Teil d​er in seinem Wörterbuch erfassten Wörter a​ls veraltend o​der veraltet. Es i​st wahrscheinlich, d​ass zugleich Anteile d​er Grammatik verschwinden, darauf deutet zumindest e​in Vergleich h​in zwischen d​en von Fritz Hönig 1877 u​nd 1905 angeführten 435 verschiedenen Konjugationen m​it der Grammatik v​on Christa Bhatt u​nd Alice Herrwegen a​us dem Jahr 2005, d​ie 212 Konjugationen verzeichnet.

    Landkölsch

    Die landkölschen Dialekte des unmittelbaren Umlandes machen eine ähnliche Entwicklung langsamer durch und befinden sich daher in einem früheren Stadium. Sie sind meistens durch phonologische Merkmale recht gut vom Stadtdialekt zu unterscheiden. Lediglich im Norden Kölns findet man auf beiden Rheinseiten größere stadtkölsch sprechende Gebiete. Wie weit ins Umland hinein, und ob benachbarte Dialekte noch als „Kölsch“ wahrgenommen werden, hängt vielfach von der Position des Betrachters ab und wird dementsprechend uneinheitlich gehandhabt.

    Sonstiges Kölsch

    Im Bezirk Dane County i​m Staat Wisconsin (USA) w​urde vor e​inem Jahrhundert n​eben anderen Sprachen a​uch eine lokale Variante d​es Kölschen gesprochen. Noch 1968 g​ab es mindestens e​inen Sprecher, d​er seine Muttersprache a​ber nicht a​n seine Kinder weitergab.[27]

    Kölsche Vokabeln

    Was d​as Erlernen d​es Kölschen erschwert, s​ind die Sondervokabeln, d​ie nieder- u​nd hochdeutsche, a​ber auch lateinische, französische, niederländische u​nd spanische Einflüsse aufweisen. Einige Vokabeln werden n​ur im Kölner Raum verwendet u​nd stehen a​ls isolierte Wörter, d​ie kein anderer Dialekt aufweist. Diese werden allerdings i​m allgemeinen Sprachgebrauch zunehmend weniger. Beispiele für Vokabeln sind:

    Standarddeutsch Kölsch Wortherkunft Anmerkung
    Abstellraum, winziges Zimmer, Klause Kabuff, Kabüffje entweder über Neuniederländisch kombof ("Notküche; Abstellraum") oder über das Altkölnische von einem unbekannten altfränkischen Begriff
    Affe Aap von Altkölnisch *ape, von Altfränkisch *apo, von Urgermanisch *apô, von Urindogermanisch *képmn̥ (ursprünglich: der Braune)
    (vgl. nl. aap, eng. ape, arm. կապիկ (kapik), lit. beždžiõnė, hin. कपि (kapi), wal. epa, rus. обезьяна (obezʹjána), fin. apina)
    siehe auch Müllers Aap
    Amsel Määl von Altkölnisch *merel, von Altniederfränkisch *merol, von Vulgärlateinisch *merola, vom Klassischen Latein merula, von Frühlateinisch *mesola, von Urindogermanisch *mesólh₂
    (vgl. nl. merel, fr. merle, wal. mwyalch, alb. mëllënja, pdt. Aumsel)
    Angsthase Bangendresser Determinativkompositum aus bang (bange, ängstlich), von Altkölnisch *bange, von Altfränkisch *bangi, von Urgermanisch *bengiz, von Indogermanisch *peh₂enǵʰis, und Dresser ("Scheißer"), von Dress, von Altkölnisch *drees, von Altfränkisch *drit, von Urgermanisch *dritz ("Notdurft"), von Urindogermanisch *dreds ("Durchfall")
    ansehnlich, stattlich staats von Altkölnisch *staats, von Altniederfränkisch *stats, von Vulgärlateinisch *statos, vom Klassischen Latein status, von Frühlateinisch *statos, von Urindogermanisch *steh₂tos
    (vgl. nl. statig, nd. staatsch)
    häufige Wendung: staatse Käl (stattlicher Kerl, toller Typ)
    arbeiten, hantieren brassele vielleicht verwandt mit Hochdeutsch prasseln
    Ärger, Stress, Arbeit Brassel vielleicht verwandt mit Hochdeutsch Prassel
    „aus dem Stegreif“,
    „aus der Hüfte geschossen“
    us der Lamäng Von Französisch la ("die") + main ("Hand"), von Altfranzösisch la, von Vulgärlateinisch illa ("die"), vom Klassischen Latein illa ("sie"); von Altfranzösisch main, von Vulgärlateinisch *manos, vom Klassischen Latein manus, von Frühlateinisch *manos ("Hand"), von Urindogermanisch *manós ("Hand, Sicherung")
    (be)zahlen, „blechen“ lazze vermutlich mit dem Gedankengange, dass man "das Geld zurücklässt", wenn man bezahlt
    Etymologisch: Von Mittelhochdeutsch lāzzen, von Althochdeutsch lāzzan, von Urgermanisch *lētaną, von Urindogermanisch *ledonóm ("lassen, alleine bleiben")
    Bierkellner Köbes kölsche Form von „Jakob“, vom Klassischen Latein Iacobus, von Altgriechisch Ιάκωβος (Iákobos), von Hebräisch יַעֲקֹב (Ja'aqov; "Felse") der Ober im rheinischen Brauhaus, typischerweise mit blauer Schürze
    Bierzapfer Zappes von Altkölnisch *zappes, von Altfränkisch *tappis, von Urgermanisch *tappiz, von Urindogermanisch *dabis („Zapfer“)
    (vergleiche Niederländisch tapper, Englisch tapper [ˈtæpəʳ])
    Blaubeere; Waldbeere Worbel Anagramm von Altkölnisch *woldbere mit Wegfall des e's, von Altfränkisch *woldeberi, von Urgermanisch *walþiwibazją („Waldbeere“), n, gebildet aus Indogermanisch *kweltos („Wiese, Haar“) und *bʰesiom („Beere“)
    Plural auch Wolberre [ˈʋɔɫˑbəʁə]
    Blutwurst Flönz / Blohdwoosch Blohdwoosch: von Altkölnisch *blodworst, Altfränkisch *blodworst, von Urgermanisch *blōþōwurstiz, gebildet aus Urindogermanisch *bʰlatom und *wr̥stis siehe auch Saar enz „Flönz“, vergleiche Niederländisch bloedworst
    Brunnen, Teich, Pfütze Pütz von Altkölnisch *puts, von Altfränkisch *put, von Urgermanisch *putjaz ("Brunnen, Grube"), vom Klassischen Latein puteus, von Frühlateinisch *poteos, von Urindogermanisch *poteos ("Brunnen, Grube, Zisterne")
    (vgl. Französisch puits (Brunnen, Grube, Schacht); vgl. auch im Niederländischen: put und im Ruhrdeutschen: Pütt (Schacht, Grube) oder Hochdeutschen Pfütze)
    nach „Schmitz“ der häufigste Nachname;
    (weibliche) Brust Memm von Altkölnisch *memme, von Altniederfränkisch mamma, von Lateinisch mamma ("Brust, Mama"), von Urindogermanisch *méh₂-méh₂
    (vgl. Niederländisch mam(a) ("Mama"), mamma ("Brust"); Französisch mamman ("Mutter"), Türkisch meme ("(weibliche) Brust"))
    Butterbrot Botteramm von Altkölnisch *boterham, von Altfränkisch *boterham, Zusammensetzung aus *boter, von Mittellateinisch būtȳrum, von Altgriechisch βούτυρον (boutyron), einer Komposition aus βοῦς (bous), von Urindogermanisch *gʷṓws ("Kuh"), und τυρός ("turos"), von Urindogermanisch *teukos ("Fett"), und der Kurzform *ham von *happan ("Happen"), lautmalerisch für einen Bissen vgl. im Niederländischen: boterham und im Limburgischen: boteramm
    Dummkopf Blötschkopp, Doll, Doof, Jeck, Tünnes, Tring, Verdötschte, Dötsch 1) Blötschkopp: von Komposition aus Blötsch ("Delle"), lautmalerisch für das Eindrücken, und Kopp ("Kopf"), über Mittelhochdeutsch kopf ("Trinkschale") von Mittellateinisch *cuppa, über das Spätlateinische vom Klassischen Latein cūpa ("Becher"), von Urindogermanisch *keuph₂ ("Senke")
    2) Doll ("Verrückter"): von Altkölnisch *dole, von Altfränkisch *doli, von Urgermanisch *duliz, von Urindogermanisch *dl̥h₁nis
    3) Jeck ("Alberner"): von Altkölnisch *jeke, von Altfränkisch *geki, von Urgermanisch *gekiz, von Urindogermanisch ǵʰeǵʰis
    4) Tünnes (Blöder): kölsche Form von Anton, vom Klassischen Latein Antonius, von Altgriechisch Άντώνιος (Antonios; "Unschätzbarer"), Komposition aus ἀντἰ- (anti-; "gegen"), von Urindogermanisch *h₂énti ("bei, nahe, bevor"), und ὤνιος (onios; "käuflich"), von Urindogermanisch *onios
    5) Tring (Katharina): kölsche Form von Katharina, von Altgriechisch Αικατερίνα (Aikaterina; "die Reine, Aufrichtige")
    Drachen Pattevu(e)l
    drücken/ziehen däue/trecke 1) däue: von Altkölnisch *duwen [dyu̯ən] ("schieben, drücken"), von Altfränkisch *duwan, von Urgermanisch *dūwijaną, von Urindogermanisch *dòwijonóm ("drücken")
    trecke: von Altkölnisch *trecken, von Altfränkisch *trekan, von Urgermanisch *trakjaną, von Urindogermanisch *deregonóm ("ziehen")
    hat Entsprechungen im Niederdeutschen und Niederländischen: duwen, trekken
    Eisbein, Schweinshaxe Hämmche Diminutiv von Altkölnisch *hamme, von Altfränkisch *hammō, von Urgermanisch *hammō, von Vorgermanisch *hanamō, von Urindogermanisch *kh₂namn̥ ("Schinken, Haxe")
    Erbse Ääz
    erzählen verzälle von Altkölnisch *verzellen, von Altfränkisch *fartellan ("erzählen"), Komsosition aus dem Präfix *far-, von Urgermanisch *fra- ("weg, fort"), von Urindogermanisch *pro- ("vor(ne)"), und aus *tellan, von Urgermanisch *taljaną ("zählen, nummerieren; erzählen"), von Urindogermanisch *delonóm ("rechnen, zielen, einstellen") hat Entsprechungen im Alemannischen: verzelle, im Pfälzischen: verzääle im Niederdeutschen und Niederländischen: vertellen; auf Englisch: to tell
    etwas jet von Altkölnisch *jedde, von Altfränkisch *joweder, Komposition aus Urgermanisch *aiwaz, von Urindogermanisch *oywos ("immer"), und aus Urgermanisch *hwaþeraz ("wer, was"), von Urindogermanisch *kʷòtoros hat Entsprechungen im Westfälischen sowie im Niederländischen iets
    Faxen, Getue, Sich-Anstellen, Aufwand, Umständlichkeit, unerwünschtes Tun Fisematente, Fisematentcher, Fisematenscher nur Plural: Fisimatenten
    Flirt Fisternöll, Höggelsche
    Frack Kött kurzes, offenes ö von Englisch cut, (ältere englische Aussprache)
    Geizhals Knießkopp, Knießbüggel, Ääzezäller, Hungsfresser
    Gepäck, auch: Sippschaft, Verwandtschaft Bajasch / Bagage von Französisch bagage, von Altfranzösisch bagage ("Gepäck"), von bague ("Bündel, Packung"), von Vulgärlateinisch *baccus, vom Klassischen Latein baculum ("Gehstock, Zepter, Knüppel"), von Urindogermanisch *bhekos ("Rute, Knüppel, Zepter"); verwandt mit Urindogermanisch bhelg ("Balken, Planke")
    Grünschnabel Jröhnschnabel, Lällbeck, Schnuddelsjung Komposition aus jröhn, von Altkölnisch *grone, von Altfränkisch *groni, von Urgermanisch *grōniz, von Urindogermanisch *gʰērnis ("grün"), und Schnäbbel
    Hintern, Po, Gesäß Fott, Föttsche (geschlossenes o), hat Entsprechungen im Alemannischen
    Hose Botz hat Entsprechungen in anderen Regiolekten, vgl. Ruhrgebietssprache: Buxe, Norddeutsch: Büx, Büxen; auch Schwedisch: byxor
    Kartoffel Ääpel, Äädappel Ableitung von Erdapfel, entspricht dem alemannischen Härdöpfel, im Niederländischen: aardappel
    Kohl Kappes vgl. englisch: cabbage, polnisch, slowakisch und andere slawische Sprachen: kapusta, luxemburgisch: Kabes
    Kind, Kinder Panz, Pänz vgl. französisch: panse (Bauch)
    Knopf Knopp niederländisch: knoop
    (er/sie/es) kommt
    kommt (bitte)
    kütt
    kutt!
    Infinitiv: komme (kurzes geschlossenes o), regional auch kumme
    (sterbens-)krank aussehen beripsch ußsinn entstanden aus der Abkürzung „RIP“, lateinisch: requiescat in pace (Ruhe in Frieden), was oft auf Grabsteinen zu finden ist
    krank malad von französisch: malade (krank sein)
    Kuss, Küsschen, küssen Butz, Bützje, bütze Der ursprüngliche Wortsinn „kurzer Zusammenprall“ ist als Nebenbedeutung erhalten, etwa bei einem Blechschaden im Straßenverkehr: „do hann_er sich zwei jebütz“.
    Nachthemd Poniel
    nackt, bloß bläck, puddelrüh
    nervös, unruhig iggelisch vgl. niederländisch: „iebelig“, deutsch: „hibbelig“
    oben bovve hat Entsprechungen im Niederdeutschen, vgl. niederländisch: boven
    Oberbett (genauer: Federbett) Plümmo von französisch: plumeau, dort heute anders belegt
    ob, oder ov entspricht dem Niederdeutschen, vgl. niederländisch: of; im südlichen Umland Kölns ist ov in der Bedeutung oder bereits unbekannt
    Onkel Ohm, Ühm z. T. regional verblassend, mittelhochdeutsch, Entsprechung zum Oheim und zur Uhme anderer Dialekte, niederländisch: oom
    Ostdeutscher / Osteuropäer Pimmock ursprünglich angeblich Bezeichnung für Gastarbeiter beim Bau des Kölner Domes (Piemonter Steinmetze), danach verwendet für Saisonarbeiter aus dem Osten Ende des 19. Jahrhunderts, im Zuge der Zuwanderungen nach dem Zweiten Weltkrieg und der Auflösung der DDR so wieder aufgenommen, heute auch allgemein ein Mensch, der die Kölner Mentalität nicht verinnerlicht hat; vgl. auch Imi
    Pellkartoffel Quellmann, Quallmann vgl. pfälzisch: Gequellde, Quellde
    Popel Mömmes abgeleitet davon: Mömmesfresser
    reden, quatschen/sich unterhalten, sprechen kalle, klaafe, schwaade, bubbele „schwaade“ kann i.a.R. nicht mit „schwatzen“/„schwätzen“ übersetzt werden, auch wenn beide Wörter verwandt sind
    Regenschirm Parraplü vgl. französisch: parapluie, niederländisch: paraplu
    reisen, sich fortbewegen
    unterwegs, verreist
    jöcke
    op Jöck
    rothaarig fussisch Fuss bedeutet auch „Fuchs“, also fuchsrot
    (hören: )
    Rosenkohl Spruute, Sprühtsche vgl. niederländisch: spruitjes, englisch: Brussels sprouts
    Rotkehlchen Rähnvü(je)lche wörtlich: „Regenvöglein“
    Salat Schloot (mit langem offenem o)
    Schmutz, Dreck Knieß, Knös, Knüüß auch für talgige Schmutzablagerungen, z. B. an Brillen
    Schnaps Schabau
    schon, bereits, eben ald in verkürzter Redeweise auch ad
    schon(ein)mal, (ein)mal ens gleicher etymologischer Stamm wie hochdeutsch: einst, vgl. niederländisch: eens (einmal, mal, einst) (hören: )
    Vielreder, (auch) Schwätzer Schwaatlapp(e) man sagt auch: „Dä ka' jooht der Muul schwahde.“ (Er redet gern viel.)
    Schrank Schaaf wie im Moselfränkischen, vgl. niederländisch und norddeutsch: nds:Schapp; siehe auch Thekenschaaf
    Senf Mostert, Mostrich von altfranzösisch: mostarde (französisch: moutarde), auch am Niederrhein verbreitet, niederländisch: mosterd, ebenfalls in der Lausitz: Mostrich
    Sonnenschirm Pasoläh, Parsolee vgl. französisch: parasoleil, niederländisch: parasol
    Spatz (Haussperling) Mösch vgl. französisch: mouche (Fliege), niederländisch: mus, slawisch: Mucha
    Stachelbeeren Kröönzele
    Straßenmädchen Trottoirschwalv zusammengesetztes Wort aus: Trottoir, französisches Lehnwort (Bürgersteig) und Schwalv (Schwalbe); vgl. deutsch: Bordsteinschwalbe
    Streit, ein dauerhaft schlechtes Verhältnis Knies
    Stroh Strüh, Struuh
    Trotz, Widerspruchsgeist, Anti-Haltung, Unwille; sauerer oder bitterer Geschmack Frack, Vrack
    untersuchen, genau betrachten enspezeere vgl. englisch: inspect
    unterwegs, auf Tour, auf Reisen, auf Achse op Jöck
    Verhältnis, Liebschaft Fisternöll
    verrückt jeck häufig anzutreffen, wohl wegen der Karnevalsjecken; niederländisch: gek
    Neigung, Zutrauen, Lust Fiduuz von lateinisch: fiducia
    Vetternwirtschaft, Nepotismus, „Filz“ Klüngel eigentlich Knäuel, vgl. Kölscher Klüngel

    niederländisch: klungel

    Wahlkölner Imi von imiteete Kölsche (nachgemachter Kölner) (seit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg; wurde durch das Lied des Krätzchenssängers Jupp Schlösser „Sag ens Blotwoosch“ aus dem Jahre 1948 auch außerhalb der Stadt sehr bekannt.)
    Wirsing Schavuur von Savoyer Kohl
    Zwetschgen Quedsche ebenso beispielsweise in der Pfalz; Quetsch in Lothringen
    Zwetschgenkuchen Quedschekooche
    Pflaumen Promme vergleiche niederländisch: pruimen
    Pflaumenkuchen Prummetaat
    Zwiebel Öllsch, Öllisch, Öllije niederländisch: uitje

    Es g​ibt Wörter o​hne geeignete Entsprechung i​m Hochdeutschen:

    Standarddeutsch Kölsch Anmerkung
    Auseinandersetzung, Streit, Darlegung, Disput, Krach, Wortgefecht, Erklärung Explezeervgl. französisch: expliquer, englisch: to explicate
    stievstaatsDiese Kombination von staats (herrlich, stattlich, „aufgemotzt“) mit stiev (steif, unbeweglich, bewegungslos/tot, höhergestellt, unpersönlich/förmlich, aber auch „dermaßen betrunken, dass er/sie nicht mehr zu einer Bewegung des Einknickens fähig ist und daher lang ausgestreckt umfällt“) dürfte auf das Exerzieren und Paradieren der preußischen Rheinarmee zurückgehen, die die napoleonische Besatzung in Köln ablöste. Wird oft auch synonym für „herausgeputzt“, „aufgetakelt“ oder „im Sonntagsstaat“ verwendet.
    KrangköllishBeschreibung eines Menschen, dem es gesundheitlich schlecht geht, wörtlich: kranke Zwiebel.
    Stadtteil, Revier, Kontaktbereich, Sozial-/Wohnumfeld Veedelvgl. deutsch: Stadtviertel; das Berlinerische Kiez kommt dem Veedel relativ nahe.
    Verdickung, Ansammlung, Kollektiv/Brigade, Stau, Menge/Anzahl KnubbelAlle genannten Wörter sind wenig treffende mögliche Übersetzungen durch einen Oberbegriff. Die Liste der spezifischen Bedeutungen dürfte mehrere hundert umfassen. Dazu kommen noch etliche Bildungen, wie etwas „im Knubbel“, also gemeinsam, zu tun. „Gemeinsam“ hat so z. B. keine direkte Entsprechung in Kölsch.
    Delle, Faulstelle, Fehler/Sinnlosigkeit Blötsch(lautmalerisch) unter anderem das Gegenteil von einem Knubbel; vgl. niederländisch: bluts
    dumm, eingedrückt, zerdellt, auch schlecht gelaunt, pampig blötschisch, verblötscht
    reflektiert werden, (zurück-)springen, hüpfen, (an-)stupsen, stoßen, schlagen titsche(lautmalerisch)
    Delle, Beschädigung, Ab- oder Eindruck, Loch oder großer Kratzer Katsch(lautmalerisch) Ein Katsch ist alles Genannte zugleich.
    Riss Ratsch(lautmalerisch)
    winkelförmiger Einriss in Stoff en FönnnefDie Form ähnelt der lateinischen Ziffer V.
    „Die Polizei“ de Schmiernur unpersönlich, v. a. im Kontext des unerwünschten Kontrollierens, lästigen Beobachtens, beim Beschneiden von Freiheiten, vgl. zürichdeutsch: d' Schmiër


    knibbele
    piddele
    vrimmele
    Alle nahe dem ruhrsprachlichen, west- und ostfälischen prokeln, aber jeweils viel spezifischer, teilweise überlappend mit dem hochdeutschen kratzen, jedoch spezifischer, erst recht als das umgangssprachliche fummeln, teils überlappend mit dem niederdeutschen pulen

    Manche Wörter werden a​us ursprünglichen Umschreibungen geboren:

    Standarddeutsch Kölsch Anmerkung
    Akkordeon Quetschebüggel, Quetschwörtlich: (Zweiseiten-)Drückbeutel, „Quetschbeutel“ wäre ein falscher Freund
    Bachstelze Wippestätzchewörtlich: Wippschwänzchen
    Bett Lappekessvgl. deutsch: Lappen- (oder Tücher-)Kiste
    Fotoapparat Knipser
    Geizhals Kniesbüggel, Knieskopp
    Pfirsich Plüschprummzusammengesetzt aus Plüsch (Plüsch, Samt) und Prumm (Pflaume)
    Pilz Jüddefleischeigentlich „Judenfleisch“, wird heute nicht mehr gebraucht; vgl. auch „jüddeflesj“ im Kirchröadsj, dem Kerkrader Dialekt[28]
    Polizeiwachtmeister Blööhvom französischen bleu, der Uniformfarbe preußischer Polizisten
    preußischer (und bis in die frühen 1970er Jahre Berliner) Polizeihelm, Zylinderhut Kuletschhootvon Kuletsch (Lakritz), der tiefschwarz glänzenden Farbe wegen, und Hoot (feste Kopfbedeckung, Hut)

    Andere Vokabeln s​ind aus mittlerweile w​enig gebräuchlichen o​der anders belegten Synonymen entstanden:

    Standarddeutsch Kölsch Anmerkung
    Bürgersteig Trottewar / Trottoirfranzösisches Lehnwort, auch in anderen westdeutschen Dialekten
    Dachstuhl, Dachboden, Dachbereich Läuvvgl. deutsch: Laube
    Aufnehmer / Bodenwischtuch Schotterplaggelvon Schotter (Bodenbelag) und Plaggel (Wischtuch)
    Schmerz Pingvgl. Deutsch: Pein
    Streichholz, -hölzer Schwävelche, Schwävelevgl. deutsch: Schwefelholz, ältere Bezeichnung für Zündhölzer; vgl. jiddisch: schwebele
    Tür, Tor Poozvom lateinischen porta, Pforte, vgl. niederländisch poort. Das hochdeutsche „Pforte“ heißt heute in Kölsch „Pöözje“ oder „Enjang“ und kann nur in seltenen Fällen mit „Pooz“ übersetzt werden.
    umarmen dröckevgl. deutsch: an sich drücken, nicht zu verwechseln mit hochdeutsch drücken = kölsch deue
    weg fottvgl. deutsch: fort
    weinen kriescheverwandt mit deutsch: kreischen; vgl. englisch: to cry

    Wieder andere Vokabeln entstammen d​er allgemeinen Umgangssprache:

    Standarddeutsch Kölsch Anmerkung
    Auto Kessvgl. deutsch: Kiste
    Fernsehapparat Kessvgl. deutsch: Kiste
    Glück, glücklich Jlöck, jlöcklich
    (heraus-/auseinander-)klamüsern (erus-/usenander)klamüsereherausfinden durch angestrengtes Überlegen, mühsam zurechtfummeln
    schief, scheel schäälscheel – schielend – wie das bekannte Kölner Original Schäl; siehe auch: Schäl Sick
    Verkaufsstelle, (Zeitungs-)Kiosk Büdcheentspricht der ruhrsprachlichen Bude im Sinne von Trinkhalle
    Akkordeon Quetschkomood. QuetschZusammensetzung von quedsche (drücken, pressen) und Komood (Kastenfömiges, Kommode)
    Wohnung (auch) Budvgl. deutsch: Bude, Baude

    Auch d​as Kölsche k​ennt idiomatische Ausdrücke, v​on denen manche m​it den i​m Deutschen üblichen zusammenfallen, a​ber bei weitem n​icht alle:

    Standarddeutsch Kölsch Anmerkung
    Das erstaunt mich! Leck mej am Aasch! Dies kann aber auch das "Götz von Berlichingen-Zitat" sein, es kommt auf die Betonung an.
    Leck mich am Arsch! Deu mer doch der Naache! Wörtlich: Schiebe doch meinen Kahn an!
    Es ist/war in der Karwoche De Jlocke sin/wohre en Rom In der Karwoche herrscht Glockenruhe, daher die Redensart, daß die Glocken in der Zeit nach Rom pilgerten.
    Hosen runter! Farbe bekennen! Klartext bitte! Botter bei de Fesch! Wörtlich: [gib] Butter zum Fisch!, kommt in ganz Norddeutschland und Benelux vor.
    Sie ist ungenießbar, arg missgestimmt, verrückt. Dat hädd en Ääz aam wandere/aam kieme. Wörtlich: Bei ihr wandert/keimt eine Erbse.[29]
    in Ohnmacht fallen de Bejoovung krijje Wörtlich: die Begabung bekommen[30]

    Literatur

    • Fritz Hoenig: Wörterbuch der Kölner Mundart. Nach der Erstausgabe von 1877. J.P. Bachem Verlag, Köln 1952.
    • Georg Heike: Zur Phonologie der Stadtkölner Mundart. Marburg 1964. (Deutsche Dialektgeographie Band 57)
    • Martin Hirschberg, Klaus Hochhaus: Kölsch för anzelore. Lütgen, Frechen 1990, ISBN 3-9802573-0-4.
    • Adam Wrede: Neuer Kölnischer Sprachschatz. 3 Bände. 12. Auflage. Greven Verlag, Köln 1999, ISBN 3-7743-0243-X.
    • Alice Tiling-Herrwegen: De kölsche Sproch. Kurzgrammatik Kölsch-Deutsch. 1. Auflage. J.P. Bachem Verlag, Köln 2002, ISBN 3-7616-1604-X.
    • Christa Bhatt: Kölsche Schreibregeln. 1. Auflage. J.P Bachem Verlag, Köln 2002, ISBN 3-7616-1605-8.
    • Helga Resch, Tobias Bungter: Sprachführer Kölsch. (mit einer CD gesprochen von Tommy Engel). 1. Auflage. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004, ISBN 3-462-03557-6.
    • Helga Resch, Tobias Bungter: Sprachführer Kölsch 2 – für Fortgeschrittene. (mit einer CD gesprochen von Tommy Engel). 1. Auflage. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005, ISBN 3-462-03591-6.
    • Christa Bhatt, Alice Herrwegen: Das Kölsche Wörterbuch. 3. Auflage. J.P. Bachem Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-7616-2358-9.
    • Peter Caspers: Op Kölsch – Das Wörterbuch Kölsch-Hochdeutsch, Hochdeutsch-Kölsch. Greven Verlag, Köln 2006, ISBN 3-7743-0380-0.
    • Alice Herrwegen: Mer liere Kölsch – ävver höösch. J.P. Bachem Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-7616-2201-8.
    • Margarete Flimm, Florian Wollenschein: Wörterbuch der kölschen Mundart. Kölsch-Deutsch Deutsch-Kölsch. Books on Demand, Norderstedt 2011, ISBN 978-3-8448-0659-5.

    Siehe auch

    Commons: Kölsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

    1. Regiolekt im Rheinland. Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte des Landschaftsverbands Rheinland, archiviert vom Original am 20. Juni 2012; abgerufen am 10. Oktober 2013.
    2. Karte in Anlehnung an: P.A. Kerkhof: Language, law and loanwords in early medieval Gaul: language contact and studies in Gallo-Romance phonology, Leiden, 2018, S. 24 und H. Ryckeboer: Het Nederlands in Noord-Frankrijk. Sociolinguïstische, dialectologische en contactlinguïstische aspecten, Gent, 1997, S. 183-4.
    3. Cowan, H.K.J: Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde. Jahrgang 71. E.J. Brill, Leiden, 1953, S. 166–186. Note: Die Linie ist nicht gleich an der späteren Benratherlinie, weil diese erst im Hochmittelalter ihre aktuelle Position erreicht hat.
    4. H. F. Döbler: Die Germanen – Legende und Wirklichkeit. Verlag Heyne München 1975, ISBN 3-453-00753-0, Rubrik Franken, S. 197 ff.
    5. Ulrich Nonn: Die Franken. Verlag Kohlhammer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-17-017814-4, S. 15 ff.
    6. Rudolf Sohm: Über die Entstehung der Lex Ribuaria. Verlag Hermann Böhlau - Weimar 1866, S. 1 bis 82
    7. Die Abschwächung zeigte sich vor allem dadurch, dass weiter nördlich immer mehr Worte oder Silben von der Verschiebung ausgenommen blieben.
    8. Adam Wrede: Neuer Kölnischer Sprachschatz. 12. Auflage. Greven Verlag, Köln 1999, ISBN 3-7743-0243-X, Band 2, S. 74 oben.
    9. Adam Wrede: Neuer Kölnischer Sprachschatz. 12. Auflage. Greven Verlag, Köln 1999, ISBN 3-7743-0243-X, Band 2, S. 74 unten
    10. siehe u. a. A. Wrede: Die Kölner Mundart, sprach- und literaturhistorisch. 1909, sowie die (nach dem Stand von um 1956) mit † gekennzeichneten Wörter in Adam Wrede: Neuer Kölnischer Sprachschatz. 12. Auflage. Greven Verlag, Köln 1999, ISBN 3-7743-0243-X – eine jüngere Referenz muss noch gefunden werden.
    11. Kölsche Sprache – Kölle Alaaf. Abgerufen am 1. Oktober 2019.
    12. - Die Kleine Sprachgeschichte. Kölsch. Abgerufen am 1. Oktober 2019 (deutsch).
    13. Die IPA-Zeichen [ a, ɧ, ʃ ] und [ˑ] werden nicht standardkonform verwendet und das Zeichen [ ̯ ] bei Diphthongen durch [ ͜ ] ersetzt.
    14. Eine Ausnahme bildet das Lied Nit für Kooche vom Album Vun drinne noh drusse, welches den neubelebten Karneval ablehnend thematisiert. Wolfgang Niedecken erläutert in diesem Text seine Gründe, zur Karnevalszeit aus Köln zu ‚flüchten‘: „Oh, nit für Kooche, Lück, bliev ich Karneval he. Nä, ich verpiss mich hück, ich maach nit met dobei.“ (Hochdeutsch: „Oh, nicht für Kuchen, Leute, bleibe ich Karneval hier. Nein, ich verpisse mich heute, ich mache nicht mit dabei.“)
    15. Klaaf. (Memento vom 28. Juli 2013 im Internet Archive) (PDF-Datei; 4,22 MB) 2/2010, S. 15.(zuletzt abgerufen 17. Oktober 2010)
    16. Elmar Ternes: Einführung in die Phonologie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1987, ISBN 3-534-09576-6, S. 116
    17. Georg Heike: Zur Phonologie der Stadtkölner Mundart. N. G. Elvert Verlag, Marburg 1964, S. 45. (Deutsche Dialektgeographie Band 57)
    18. Es wird unter anderen benutzt in Georg Heike: Zur Phonologie der Stadtkölner Mundart. (Deutsche Dialektgeographie Band 57), N. G. Elvert Verlag Marburg 1964.
    19. Peter Caspers: Op Kölsch. 2. Auflage. Greven-Verlag, Köln 2014, ISBN 978-3-7743-0380-5.
    20. Wörterbuchnetz. Abgerufen am 21. Oktober 2021.
    21. Prof. Dr. Wilhelm Martin Esser: Volkssprache am Rhein. 1971 (Kopie in der Bücherei der „Akademie för uns kölsche Sproch“ verfügbar).
    22. Dazu siehe auch: Nanna Fuhrhop: ‚Berliner‘ Luft und ‚Potsdamer‘ Bürgermeister. Zur Grammatik der Stadtadjektive. In: Linguistische Berichte. Heft 193. Helmut Buske Verlag, Hamburg 2003, S. 91108.
    23. Georg Heike: Zur Phonologie der Stadtkölner Mundart. N. G. Elvert Verlag, Marburg 1964, S. 73 ff., 111. (Deutsche Dialektgeographie Band 57)
    24. Siehe beispielsweise: Die meisten Kölner sind zweisprachig. – Gespräch eines ungenannten Interviewers mit Dr. Heribert A. Hilgers, In: Universität zu Köln, Mitteilungen 1975. Heft 3/4, S. 19–20.
    25. Alice Herrwegen: Mer liehre Kölsch – ävver flöck, Intensivkurs der Kölschen Sprache. J.P. Bachem Verlag, Köln 2006, ISBN 3-7616-2032-2, S. 26, 28, 29.
    26. Christa Bhatt, Alice Herrwegen: Das Kölsche Wörterbuch. 2. Auflage. J.P. Bachem Verlag, Köln 2005, ISBN 3-7616-1942-1, S. 684 oben
    27. Center for the Study of Upper Midwestern Countries: German Dialects in Wisconsin, Stand: 27. Oktober 2010, Abruf: 8. Juli 2015
    28. Kirchröadsjer Dieksiejoneer, hrsg. v. d. Stichting Kirchröadsjer Dieksiejoneer, Kerkrade, 1987, S. 139.
    29. Bhatt, Herrwegen: Das Kölsche Wörterbuch. 2005, S. 69.
    30. Wrede: Neuer Kölnischer Sprachschatz. 1999, Band 1, S. 64.
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