Doktor Faustus
Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde ist ein Roman von Thomas Mann. Er entstand zwischen dem 23. Mai 1943 und dem 29. Januar 1947.
Vordergründig handelt es sich bei diesem Alterswerk[1] um einen an den Faust-Mythos anknüpfenden Künstlerroman. Daneben ist es ein „Epochen-Roman“,[2] ein Münchener Gesellschaftsroman,[3] ein Roman zur Rolle der Musik bzw. der dichterische Versuch, Musik mit Sprache wiederzugeben,[4] und ein kunsttheoretischer Essay, dessen Bemerkungen und Sentenzen sich über das gesamte Buch verteilen.[5] Vor allem aber ist der vielschichtige Text, laut Thomas Mann selbst, eine Lebensbeichte,[6] eine selbstironische Parodie sowohl des Stils als auch des Hauptthemas seines Autors: der sein gesamtes Werk bestimmenden Künstlerproblematik, der Kluft zwischen ästhetischem Geist und bürgerlichem Leben. Selbstironisch auch insofern, als es kaum einen kritischen Gedanken gibt, den [das] Buch nicht über sich selbst denkt.[7]
Schon als junger Mann hatte Thomas Mann den Plan gefasst, einen Faust-Roman zu schreiben. Jedoch setzte er diesen Plan erst nach Beendigung seiner „Joseph“-Tetralogie in die Tat um. Thema des Romans ist die sogenannte „deutsche Tragödie“: Der Roman handelt von den kulturhistorischen und geistesgeschichtlichen Wurzeln des Nationalsozialismus. Immer wieder wird das romantisch-irrationale Denken dargestellt, das nach Thomas Manns Ansicht letztlich zum Nationalsozialismus geführt hat: In den von „Wandervogel“-Romantik geprägten Gesprächen des Studenten Adrian Leverkühn mit seinen Kommilitonen, in den reaktionären, anti-humanen und zivilisationsfeindlichen Reden des Dr. Chaim Breisacher und in den „erzfaschistischen“ (so Thomas Mann) Gesprächsrunden bei Dr. Sixtus Kridwiß. Vor diesem Hintergrund wird das Lebensschicksal des hochbegabten, aber menschlich kalten Adrian Leverkühn geschildert.[8] Leverkühns persönliche Tragödie wird in Beziehung gesetzt zu der Tragödie des deutschen Volkes, der Pakt mit seinem inneren Teufel wird parallelisiert mit dem Bündnis des Bösen, das Deutschland eingegangen ist – wobei offenbleibt, was Thomas Mann mit diesem Bösen meint: Adolf Hitler persönlich, den Nationalsozialismus im Allgemeinen oder, noch umfassender, jegliches menschen- und zivilisationsfeindliche Denken überhaupt.
Inhalt
Doktor Faustus erzählt das Leben des Komponisten Adrian Leverkühn aus der rückblickenden Perspektive seines Freundes Serenus Zeitblom, der mit der Biographie am 27. Mai 1943[9] zu schreiben beginnt und in seine Aufzeichnungen über Leverkühns Lebensweg und seine Produktionen immer wieder Berichte und Kommentare zu den Ereignissen der Kriegsjahre 1943 bis 1945 einfließen lässt. Mit diesem Kunstgriff, eine fiktive Biografie und Zeitgeschichtliches in Beziehung zu setzen, parallelisiert Thomas Mann das Schicksal Leverkühns mit dem Deutschlands.
Adrian wird 1885 auf dem Bauernhof Buchel in Oberweiler bei Weißenfels geboren. Er hat zwei Geschwister, Georg und Ursula, mit denen er in freundschaftlichem, aber distanziertem Verhältnis steht. Seine Mutter Elsbeth Leverkühn ist eine anspruchslose Frau. Trotz ihrer reizvollen, auffallend warmen Mezzosopran-Stimme und ihrer latenten inneren Musikalität und obwohl sie als einfache Bäuerin hin und wieder zu einer alten Gitarre greift, ein paar Akkorde zupft und kleine Melodien dazu summt, lässt sie sich aufs eigentliche Singen nie ein. So macht Adrian, zusammen mit seinem Bruder und seinem Freund Serenus, seine frühesten musikalischen Erfahrungen erst bei der Stallmagd Hanne, die die drei zum gemeinsamen Kanonsingen anleitet.
Leverkühns Vater, der sich in seiner Freizeit teils naturwissenschaftlichen, teils alchimistischen Experimenten widmet, sorgt für die Ausbildung seiner beiden Söhne durch einen Hauslehrer. Dabei erweist sich Adrian schon bald als so begabt, dass der Lehrer, als Adrian acht Jahre alt ist, bekennt, ihm nichts mehr beibringen zu können. Adrian besucht von nun an das Gymnasium im nahe bei Merseburg und Naumburg gelegenen (fiktiven) Kaisersaschern an der Saale, aus dem auch sein Jugendfreund und späterer Biograph Serenus Zeitblom stammt. Er wohnt dort bei seinem Onkel, einem weit über Kaisersaschern hinaus bekannten Musikalienhändler, in dessen umfänglichen Warenlager Adrian viele Musikinstrumente kennenlernt.
Neben der schulischen Ausbildung bekommt er jetzt Klavierunterricht vom Dom-Organisten Wendell Kretzschmar. Dieser wird fortan sein musikalischer Mentor bleiben. Anhand mehrerer origineller, allerdings nur schwach besuchter Musikvorträge Wendell Kretzschmars, gewinnt der Leser einen nachhaltigen Eindruck von Kretzschmars musikalischer Kompetenz. Die kuriose Rhetorik und die häufigen Stotter-Hemmnisse des Vortragenden tun dessen charismatischer Wirkung keinen Abbruch. Von ihm erhält Adrian schließlich auch Unterricht im Orgelspiel und in der Kompositionslehre.
Nach Abschluss des Gymnasiums studiert Leverkühn jedoch nicht, wie allgemein erwartet, Musik, sondern Theologie. Doch bricht er den Besuch der Vorlesungen in Halle bereits nach dem 4. Semester ab, um sich nun doch dem Studium der Musik zuzuwenden, das er zu Beginn des Wintersemesters 1905 in Leipzig aufnimmt, wohin Wendell Kretzschmar inzwischen als Dozent berufen worden ist. Nebenher belegt Leverkühn philosophische Vorlesungen und erwirbt in diesem Fach seinen Doktorgrad.
Neben dieser äußeren geistig-künstlerischen Entwicklung durchläuft Leverkühn während des Leipzig-Aufenthalts auch eine innere seelische Entwicklung. Insbesondere der Kontakt zu einer Prostituierten („Esmeralda“), die der Komponist scheinbar zufällig kennenlernt, bewirkt – wie später die geheimen Aufzeichnungen Leverkühns offenbaren –, dass dieser sich immer mehr zum Teufel hingezogen fühlt. Der Ruf „hetaera esmeralda“, den Leverkühn als Tonfolge „h-e-a-e-es“ motivisch wiederkehrend in seine Werke einbaut, wird zum Ausdruck jener Verlockung. Um musikalische Genialität zu erlangen und neuartige, die alte klassische Harmonie sprengende Musikwerke schreiben zu können, lässt sich Adrian von Esmeralda bewusst und trotz deren Warnung mit Syphilis infizieren und zahlt so seinen Tribut an den Teufel.
Nach Abschluss des Studiums zieht Adrian Leverkühn zunächst für neun Monate nach München und verbringt danach fast zwei Jahre in Italien. Hier ereignet sich auch die in den Nachlass-Aufzeichnungen dokumentierte Begegnung mit dem Teufel – ob als Fieberphantasie oder real, bleibt offen.[10] Leverkühn muss dem Teufel seine Seele vermachen und auf jegliche Liebe verzichten, sofern sie wärmt. Dafür wird ihm für 24 Jahre jene künstlerische Genialität zuteil, deren es zur Kreation grundlegender musikalischer Innovationen bedarf. Und der Teufel hält Wort. Leverkühn gelingen bis 1930 zahlreiche neuartige Kompositionen, sein Name wird unter Kennern berühmt. Unterbrochen wird sein Schaffen allerdings immer wieder durch die starken Migräneanfälle, an denen Leverkühn seit seiner Kindheit leidet.
Nach der Rückkehr aus Italien bezieht Adrian Leverkühn für den Rest seines Lebens Quartier auf einem alten Bauernhof im (fiktiven) Pfeiffering nahe Garmisch-Partenkirchen, hält aber die gesellschaftliche Verbindung zu seinen städtischen Bekannten weiter aufrecht. In München finden indessen in der Wohnung des Grafikers Sixtus Kridwiß regelmäßig elitär kulturkritische Herrenabende statt, bei denen über die Gewalt verherrlichende Philosophie Sorels und sein kürzlich erschienenes Werk Réflexions sur la violence diskutiert wird. Auch Serenus Zeitblom nimmt daran teil, obwohl ihn der dort gepredigte menschenverachtende und antidemokratische Ästhetizismus verschreckt und ihm die meisten Gäste ihrer inhumanen Arroganz und rassistischen Süffisanz wegen ausgesprochen unsympathisch sind.[11] Trotzdem glaubt er auf die kunsttheoretischen Informationen jenes Kridwiß-Kreises nicht verzichten zu können und macht gute Miene zu bösem Spiel, weil er in dessen Kritik der Tradition und der Zerstörung herkömmlicher Kunstformen eine Parallelität zu den musikalischen Ideen und Ambitionen seines Freundes Leverkühn erkennt.
Rudolf Schwerdtfeger, einem charmanten Konzert-Geiger, gelingt es, mit hartnäckiger Zutraulichkeit Leverkühns Distanziertheit und Kontaktscheu zu überwinden. Für ihn komponiert Leverkühn, seinem beharrlichen Werben und Bitten nachgebend, sogar ein eigenes Violinkonzert. Schließlich wird sein Verhältnis zu Schwerdtfeger sogar so eng, dass dieser, neben dem Chronisten Serenus Zeitblom, als einziger das Privileg erhält, sich mit Leverkühn duzen zu dürfen. Aber Adrian muss sich von Rudolf trennen, will er dem Teufel Wort halten. Daher entwickelt er einen infamen Plan. Er schickt den Freund als Brautwerber zu einer neuen gemeinsamen Bekannten, Marie Godeau, einer jungen französisch-schweizerischen Theaterzeichnerin, um ihr einen Heiratsantrag Adrians übermitteln zu lassen. Es kommt, wie von Leverkühn (der Maries Neigung zu Schwerdtfeger zuvor nicht nur erkannt, sondern auch nach Kräften gefördert hat) erwartet: Die Umworbene, laut Zeitblom ein äußerst sympathisches junges Mädchen, das die schönsten schwarzen Augen von der Welt hatte, entscheidet sich für den lebenslustigen Werber, nicht für den stillen Auftraggeber. Der galante Schwerdtfeger unterhielt jedoch bis dahin eine Beziehung zu einer verheirateten Frau, der exzentrischen Ines Institoris, die nun zum Werkzeug Leverkühns wird, indem sie sich, von ihrem Liebhaber verlassen, an diesem rächt und den treulosen Rudolf kaltblütig mit fünf Pistolenschüssen niederstreckt.
Nach dem Tod seines Freundes zieht sich Adrian Leverkühn immer mehr vom gesellschaftlichen Leben zurück. Als seine Schwester Ursula erkrankt, holt er deren jüngsten Sohn, den fünfjährigen Nepomuk (von seinen Familienangehörigen auch Nepo und Echo genannt), zu sich nach Pfeiffering, damit dieser sich in der gesunden oberbayerischen Landluft von den eben überstandenen Masern erholen könne. Nicht nur Leverkühn, auch das ganze Dorf empfinden sofort eine tiefe Zuneigung zu dem herzigen Kind, von dem ein elfenhafter Reiz ausgeht. Obwohl Adrian sich immer wieder zwingt, seinen anhänglichen Neffen nicht zu oft und zu nahe an sich herankommen zu lassen, scheint selbst diese verhaltene keusche Liebe dem Teufel schon zu weit zu gehen. Er sieht das vertraglich verabredete Liebesverbot verletzt und nimmt Adrian das Kind, indem er es unter grauenvollen Schmerzen an einer eitrigen Hirnhautentzündung sterben lässt.
1930 ist Leverkühns Frist abgelaufen, und die Hölle tritt, wie das Finale des Romans[12] auf bestürzende Weise dokumentiert, in ihre Rechte. Leverkühn hat Freunde und Bekannte eingeladen, um ihnen aus der gerade vollendeten Partitur seines ersten vollständig in Zwölftontechnik geschriebenen Oratoriums Dr. Fausti Weheklag vorzuspielen. Dabei verraten sein skurriles sprachliches Gebaren, seine schleppende Diktion, sein altertümliches Deutsch[13] und seine zahlreichen Versprecher mehr und mehr, wie sehr er inzwischen mental und psychisch gestört ist. Auf seine Lebensbeichte, die er seinem Klaviervortrag voranschickt und in der er sich selbst sowohl des gottlosen Hochmuts, der lustvollen Hurerei und des heimtückischen Mords bezichtigt, reagieren die Zuhörer zunächst mit Befremden. Erst verstört, dann empört flüchtet man schließlich aus dem Haus und reist ab. Nur seine engsten Freunde bleiben. Als sich Leverkühn endlich totenbleich ans Klavier setzt, bricht er bereits nach den ersten dissonanten Akkorden zusammen und verliert das Bewusstsein. Nachdem er aus einem lang anhaltenden Koma wieder erwacht ist, erkennt er seine Freunde nicht mehr. Sein geistiges Leben ist erloschen. Er wird in eine Nervenheilanstalt gebracht. Nach Abschluss der Diagnostik nimmt seine Mutter ihren Sohn zu sich nach Hause in Pflege. Anfangs bäumt er sich zwar mit einem misslungenen Selbstmordversuch noch ein letztes Mal gegen diese Entmündigung auf, fügt sich dann jedoch in sein tristes Schicksal und bleibt für die restlichen zehn Jahre seines dahindämmernden Lebens das lenksamste Kind.
Hauptfiguren
Serenus Zeitblom
Als Erzähler und Verfasser der Biographie will Zeitblom im Hintergrund bleiben. Sein Lebensinhalt ist die sorgende Beobachtung Leverkühns. So kommt es, dass er dem eigenen Leben (Heirat, Geburt und Aufwachsen seiner Kinder, der beruflichen Laufbahn als Gymnasialprofessor) relativ wenig Aufmerksamkeit widmet. Trotz seiner wiederholt betonten Reserviertheit, Objektivität und Bescheidenheit wird zwischen den Zeilen klar, dass er sich seiner eigenen Bedeutung durchaus bewusst und stolz auf seine humanistische Bildung ist. Auch gewisse Rivalitäts- und Eifersuchtsgefühle gegenüber anderen Freunden Leverkühns sind ihm nicht fremd. Trotz der Kälte, die von Adrian ausgeht und die Zeitblom verschreckt, bleibt er, selbst Musiker, von Adrians persönlicher Wirkung fasziniert und begreift die epochale Bedeutung seiner Kompositionen.
Mit Beginn der NS-Zeit zieht sich Zeitblom aus dem Berufsleben zurück. Er ist damit ein glaubwürdiges, freilich fiktives Beispiel für innere Emigration. Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes war dieser Begriff zur Rechtfertigung von Ofenhockerei geworden. (Thomas Mann im Tagebuch am 20. September 1945)
Mit Bedacht lässt Thomas Mann seinen Roman von einem „Autor“ schreiben, der sich ständig über seinen Mangel an Talent beklagt und beim Erzählen wiederholt den roten Faden verliert. Ein Beispiel für viele: „Ach, ich schreibe schlecht! Die Begierde, alles auf einmal zu sagen, läßt meine Sätze überfluten, treibt sie ab von dem Gedanken, zu dessen Notierung sie ansetzten, und bewirkt, daß sie ihn weitschweifend aus den Augen zu verlieren scheinen. Ich tue gut, die Kritik dem Leser vom Munde zu nehmen. Es kommt aber dieses sich Überstürzen und Sichverlieren meiner Ideen von der Erregung, in welche die Erinnerung an die Zeit versetzt, von der ich handle“ – so Zeitblom zu Beginn des 34. Kapitels. Nirgendwo sonst in der Literaturgeschichte ist das beliebte Spiel mit dem fiktiven Erzähler ernster gemeint als hier. Denn indem Thomas Mann den Chronisten Serenus die dämonische Fabel auf seine brave Humanisten- und Pädagogenart erzählen lässt, gibt er zu verstehen, daß der Gegenstand – und also die Zeit, der er angehört – dem überlieferten Geist der Erzählung über den Kopf gewachsen ist. Doktor Faustus ist die Abdankungsurkunde des Romaneschreibers und Serenus Zeitblom das Pseudonym des Schweigens.[14]
Adrian Leverkühn
Leverkühn ist ein vom Intellekt bestimmter Charakter, der insgeheim unter seinem Mangel an menschlicher Wärme leidet (Kälte-Motiv). Die persönliche Anrede „Du“ hat sich nur zwischen ihm und dem Kindheitsfreund Zeitblom erhalten. Später kann sie ihm noch der hübsche Violinist Rudolf Schwerdtfeger abringen. Dessen Zutraulichkeit jedoch veranlasst Leverkühn, der sich in seinem Pakt mit dem Teufel verpflichtet hat, auf Liebe zu verzichten, Schwerdtfeger in einen tödlichen Konflikt zu manövrieren.
Leverkühn hat den Drang zur Kreativität. Doch bei seiner Kälte braucht er Enthemmung, höllisches Feuer, wie es Thomas Mann in einem seiner Selbstkommentare nennt, um künstlerisch produktiv zu werden. Mit Leverkühns Kühle kontrastiert eine eigenartige, befremdliche Lachlust, die ihn überfällt, wenn er unfreiwillige Komik durchschaut. Diese Neigung, die mehr ein unbändiges Verlachen als Lachen ist, und sein Hochmut haben den Teufel früh auf ihn aufmerksam werden lassen, wie dieser später (im 25. Kapitel, dem Teufelsgespräch) Leverkühn mitteilt.
Adrian Leverkühn ist ein anderer Teufelsbündner als der Faust im Volksbuch von 1587 und in Goethes Dichtung. An die Stelle des Drangs nach Erkenntnis, Subjektivität und Freiheit tritt bei Leverkühn die Suche nach dem „Durchbruch“ zur Genialität,[15] das rigorose Ringen um Objektivität und Ordnung, um eine mathematisch fundierte Kreativität, die aus geistiger Kälte in eine Wagniswelt neuen Gefühls führt und die Musik/Kunst von ihrem Harmonie- und Wiederholungszwang erlöst, der angesichts der Abdankung bürgerlicher Normen und der Absurdität der modernen Welt endgültig überholt ist. Nicht nur in diesem Aspekt berührt Thomas Manns Figur Adrian Leverkühn Charakterzüge Friedrich Nietzsches.[16] Der teuflische Preis für diese Intellektualisierung der Kunst ist Adrian Leverkühns zurückgezogenes Leben in völliger Einsamkeit, seine Unfähigkeit zu lebendiger Gemeinschaft, zu echter Freundschaft (Zeitblom, Schwerdtfeger) und wahrer Liebe (Esmeralda, Marie Godeau). Selbst seine aufopferungsvolle Zuneigung zum kleinen Knaben Echo endet tragisch: trotz, ja gerade wegen Adrians Obhut verfällt dieser einer tödlichen Meningitis, einer Entzündung des Gehirns, ähnlich der syphilitisch bedingten zerebralen Zersetzung von Adrians Geist.
Rüdiger Schildknapp
Der Übersetzer Schildknapp, eine sportlich wirkende Erscheinung, ist seit der Leipziger Zeit ein enger Vertrauter Leverkühns, der Gefälligkeiten (auch finanzieller Art) gern akzeptiert. Selbst allerdings verweigert er aus unerfindlichen Gründen immer gerade dann, wenn er dringend gebraucht wird, seine Hilfe und verschiebt oder unterlässt anstehende Aufgaben gern mit der Redewendung: „Man sollte eigentlich“. Doch seine Imitation des englischen Stils in Kleidung und Gebaren gibt ihm eine sympathische Exzentrizität, die auch bei Frauen gut ankommt. Wohlwollend bessern sie mit kleinen Einkäufen bei Herrenausstattern die elegante, aber hier und da abgetragene Kleidung des Junggesellen auf. Mit Schildknapp verbringt der Komponist zwei Jahre in Italien, in der Nähe von Palestrina, wo sich auch Thomas Mann mit seinem Bruder Heinrich Mann zwei Jahre aufgehalten hat. Als Vorlage für sein literarisches Porträt diente Thomas Mann sein Münchener Freund Hans Reisiger.
Leverkühn und Schildknapp verbindet ihr eigenwilliger Sinn für Komik. Gemeinsam können sie in Lach- und Heiterkeitsausbrüche geraten, auch dort, wo andere dafür keinen Anlass sehen. Auf diese Lachexzesse anspielend und weil sie die gleiche Augenfarbe haben, nennt der Biograph und Kindheitsfreund Zeitblom Schildknapp den „Gleichäugigen“, einen dubiosen ständigen Begleiter, den Leverkühn als einzigen in seiner Nähe erträgt. Schildknapp verkörpert „das schattenhafte Gespenst der Selbstverfallenheit. Als bloßer Übersetzer ist er auch das Gespenst der Sterilität: der Unmöglichkeit, Eigenes hervorzubringen.“[17]
Rudolf Schwerdtfeger
Mit ihm porträtiert Thomas Mann seine Jugendliebe Paul Ehrenberg. Schwerdtfeger ist Violinist und Erster Geiger im Münchener Zapfenstößer-Orchester. Sein Instrument spielt er präzise und sauber, wenn auch mit kleinem Ton. In Gesellschaft imponiert er mit der erstaunlichen Fertigkeit, virtuos die schwierigsten Melodien pfeifen zu können. Dem gut aussehenden Rudi, einer „Flirt-Natur“, gelingt es, mit „unverwüstliche[r] und durch viel persönlichen Charme unterstützte[r] Zutunlichkeit“ dem menschenscheuen Leverkühn emotional sehr nahezukommen. Er bittet Leverkühn, eigens für ihn ein Violinkonzert zu komponieren. „Einverleiben“ wolle er es sich, dass er es im Schlafe spielen könne, „und es hegen und pflegen in jeder Note wie eine Mutter, denn Mutter wär’ ich ihm und Sie wären der Vater, – es wäre zwischen uns wie ein Kind, ein platonisches Kind.“ So der zutrauliche Schwerdtfeger zu dem Teufelsbündner Leverkühn – ohne Wissen um dessen Liebesverbot, der Bedingung seiner Genialität. Leverkühn kann sich Schwerdtfegers Werben nicht entziehen. Er komponiert das erbetene Konzert tatsächlich, widmet es Rudolf und erscheint, ganz gegen seine Gepflogenheiten, auch zu dessen Uraufführung.
Mit seiner Hinwendung zu Schwerdtfeger ist Leverkühn dem Teufel gegenüber vertragsbrüchig geworden. Für Genialität und Ruhm unterwirft er sich wieder den Bedingungen des Teufelspakts und schickt Schwerdtfeger in den Tod, indem er ihn zu seinem Brautwerber macht.[18]
Die Senatorin Rodde
Die Senatorin ähnelt in vielen Zügen Thomas Manns Mutter Julia Mann. Nach dem Tod ihres Mannes und dem Verkauf von dessen Handelsfirma hatte die Senatorin Rodde ihrer Heimatstadt Bremen den Rücken gekehrt und war mit ihren beiden Töchtern in die Kunststadt München gezogen, wobei neben dem Kunstbetrieb auch die „Neugier auf größere Sittenfreiheit“[19] für die Wahl des künftigen Wohnortes eine Rolle mitgespielt haben mochte. Nun in deutlich bescheideneren Verhältnissen lebend, unterhält sie immerhin eine Art Salon, in dem sie Gastgeberin für einen kleinen Kreis von Künstlern und Gebildeten ist. Zu diesem Zirkel gehören die Münchener Protagonisten des Romans.
Ines Rodde, Helmut Institoris
Ines ist die Tochter der verwitweten Senatorin Rodde. Der fiktive Biograph Zeitblom beschreibt sie als nicht ohne weiblichen Reiz mit ihrem schweren Haar, mit ihren kleinen, Grübchen bildenden Händen und ihrer vornehm auf sich haltenden Jugend. Er deutet auch die Kehrseite ihres Wesens an, „in ihrer seelischen Gebrechlichkeit, mit ihrem verhängten Blick voll distinguierter Trauer, ihrem schräg vorgeschobenen Hälschen und ihrem zu schwacher und prekärer Schelmerei gespitzten Mund.“
Von „patrizischer Abkunft“, aber ohne Mitgift, heiratet sie den von Haus aus reichen Privatdozenten Dr. Helmut Institoris, der in seinen kunsttheoretischen Vorlesungen zur Renaissance für alles Starke und Rücksichtslose schwärmt, selbst aber keine Kraftnatur ist. Eher klein, leise und lispelnd sprechend, zart und nervös, ist er Stammgast in einem Sanatorium für reiche Leute in Meran.
Aus der lieblosen, nur als bürgerliche Fassade geführten Ehe gehen drei Kinder hervor, die Ines Institoris von ihren Kindermädchen aufziehen lässt. Schon vor der Heirat war sie von dem „knabenhaften Frauenliebling“ Rudi Schwerdtfeger fasziniert, den sie nun zu ihrem Geliebten macht. Sie führt fortan ein Doppelleben, aber diese Beziehung vermag bei aller Leidenschaftlichkeit nicht ihre Leere zu füllen, zumal Rudi ihre Liebe nur „aus Kavalierspflicht“ erwidert. Ines wird zur Morphinistin. Als Schwerdtfeger schließlich, eingefädelt von Leverkühn, eine andere heiraten und nach Paris ziehen will, erschießt Ines den treulosen Liebhaber, als dieser nach seinem erfolgreichen Münchener Abschiedskonzert mit der Straßenbahn nach Hause fährt, und besiegelt damit zugleich ihr eigenes bürgerliches Schicksal.
Inkarnationen des Teufels
In Kapitel XXV tritt der Teufel persönlich auf und gibt sich zu erkennen. Doch zuvor und auch danach ist er ebenfalls präsent. Thomas Mann lässt ihn, einem mythologischen Topos der griechischen Antike folgend,[20] sich die äußere Gestalt mehrerer Randfiguren des Romans ausborgen. Inkarnationen des Teufels sind
- der Stotterer Wendell Kretzschmar als Verführer zur Musik;
- der Gründer der Sekte Ephrata Cloister Beißel als ein Proselytenmacher mit Hilfe der Musik. Sein Chor im Betsaal habe zarte Instrumentalmusik nachgeahmt. Es sei im Falsett gesungen worden, wobei die Sänger kaum die Münder geöffnet, noch die Lippen bewegt hätten. Etwas wie unwiderstehlicher Sirenengesang sei es gewesen, der «engelhaft über den Köpfen der Versammelten geschwebt» habe, «unähnlich allem menschlich Gewohnten, unähnlich jedenfalls jedem bekannten Kirchengesang». Wer ihn einmal gehört habe, könne sich ihm fortan nicht mehr entziehen und wolle ihn immer wieder hören;
- der Theologie-Professor Kumpf in Halle, der überdies zur Lutherparodie wird, als er mit der Semmel nach dem Teufel wirft, den er in der Zimmerecke zu sehen meint;
- der Privatdozent Schleppfuß mit seinen Vorlesungen, in denen er das Geschlechtliche verteufelt;
- der hinkende Dienstmann in Leipzig, der den ahnungslosen, noch stadtfremden Leverkühn in ein Bordell führt;
- die Prostituierte im «spanischen Jäckchen», bei der sich Leverkühn wissentlich mit Syphilis infiziert;
- der intellektuelle Quertreiber Chaim Breisacher, ein ideologischer Wegbereiter des Faschismus;[21]
- der amerikanische Gelehrte Mr. Capercailzie (engl. Auerhahn; eine Anspielung auf «Anderer Teil D. Johann Fausti Historien» von 1593, in der der Teufel sich „Auerhahn“ nennt). Capercailzie unternimmt mit Leverkühn eine Tiefseefahrt in einer Tauchkugel und klärt ihn später über die monströsen Dimensionen des Alls auf (Kap. XXVII). Offen bleibt dabei, ob Leverkühns Erzählung willentliche Flunkerei ist, oder ob er amüsiert über zurückliegende Halluzinationen berichtet;
- der internationale Musikagent Saul Fitelberg (Kap. XXXVII), der Leverkühn in einem heiteren Intermezzo aus seiner selbst gewählten Abgeschiedenheit zu Konzertauftritten in der großen Welt, beginnend in Paris, überreden will. Dort entstehe musikalischer Ruhm durch den Skandal, oder er werde in drei, vier Salons gemacht, in denen sich Leverkühn allerdings zeigen müsse. Für den Aufbruch bietet Fitelberg, scherzhaft auf Goethes Mephistopheles anspielend an, seinen «Zaubermantel» auszubreiten. Leverkühn lehnt ab, und der Teufel zieht diesmal unverrichteter Dinge wieder ab.
Hintergründe
Sowohl die Örtlichkeiten, an denen das Romangeschehen stattfindet, als auch die Personen haben reale Urbilder (Thomas Mann ging sogar so weit, die Nummer der Trambahn, in der Schwerdtfeger erschossen wird, von 1 in 10 zu ändern, nachdem ihn nach einer Lesung eine Münchnerin auf den Fehler aufmerksam gemacht hatte).
Zu den Personen
- „Mit Adrian Leverkühn ist gar niemand gemeint. Er hat keine Ähnlichkeit mit irgend einem lebenden oder verstorbenen Komponisten, und wie seine Person, so sind auch seine Werke frei erfunden“, so Thomas Mann in einem Brief vom 19. Februar 1949 an Fritz Weil. Im Vergleich zum übrigen Roman-Personal etwas blass, hat Leverkühn allerdings gemeinsame Züge mit seinem Autor: die strenge Arbeitsdisziplin, den Willen zum Erfolg, den Mangel an natürlicher Ungezwungenheit, die spröde Steifheit im zwischenmenschlichen Umgang, aber auch die Lachlust, die ihn aufopferungsvoll umsorgenden Frauen (Meta Nackeday und Kunigunde Rosenstiel, mit der Ida Herz porträtiert ist), die Zuneigung zu einem Lieblingskind (Nepomuk hat sein Vorbild in Thomas Manns Enkel Frido Mann) und die lebenslange Prägung durch die Stadt, in der man die Jugendjahre verbracht hat („Wo wir sind, ist Kaisersaschern“/„Lübeck als geistige Lebensform“). – Leverkühns geistige Genialität ähnelt der von Ludwig Wittgenstein,[22] seine Biografie in vielen Zügen der von Friedrich Nietzsche, auf dessen (von Zarathustra gepredigte) Forderung nach einem kühnen Leben schon der Nachname Leverkühn hinweisen soll.[23] Jene beabsichtigte Parallelität geht sogar so weit, dass Thomas Mann beispielsweise den Bericht, den der junge Theologiestudent Adrian über seinen Besuch im Bordell abgibt, fast wörtlich Paul Deussens Erinnerungen an Nietzsche (1901) entnommen hat.
- Adrian Leverkühns Theologie- und Philosophiestudium in Halle und seine Teilnahme an der „theologischen Verbindung Winfried“ ist eine Reverenz an Paul Tillich, dem Thomas Mann seit dem Exil in den USA verbunden war; auch Tillich studierte Theologie und Philosophie in Halle und erzählte Thomas Mann begeistert von den Diskussionsrunden und den Wanderungen seiner christlichen Verbindung „Wingolf“.
- Leverkühns Erstlingswerk „Meeresrauschen“, dem musikalischen Impressionismus verpflichtet und von Leverkühn selbst als „Wurzelbehandlung“ an etwas bereits Überlebtem ironisiert, ist möglicherweise in Parallele gesetzt zu Arnold Schönbergs Streichsextett Opus 4 Verklärte Nacht, das Mann im Tagebuch am 26. Juni 1946 und 21. Januar 1947 entsprechend als „klangschön“, aber „zu substanzlos“ charakterisiert.[24]
- Dr. August Anton Leverkühn war (neben den testamentarisch eingesetzten Krafft Tesdorpf und Konrad Hermann Wilhelm Fehling) amtlicher Vormund Thomas Manns nach dem Tod des Vaters.[25]
- Thomas Manns eigene Mutter und seine beiden Schwestern Julia und Carla treten im Roman als Witwe Rodde und ihre Töchter Ines (so hieß auch Heinrich Manns Verlobte) und Clarissa im Roman auf.
- Hinter der Figur des Rudolf Schwerdtfeger verbirgt sich der Dresdner Paul Ehrenberg, zu dem Thomas Mann eine heftige Zuneigung gefasst hatte.
- In Jeanette Scheurl, der Dichterin mit dem mondänen Schafsgesicht, kann man Annette Kolb erkennen.
- Die Figur des „erzfaschistischen“ Dr. Chaim Breisacher wurde Oskar Goldberg nachempfunden, einem jüdischen Religionsphilosophen, der mit seiner These vom empirisch erfahrbaren JHWH und seiner Kritik am allmächtigen Gott in jüdischen Kreisen in Berlin für Aufmerksamkeit sorgte. Ein (ehemals) jüdischer Faschist tritt bereits im Zauberberg (erschienen 1924) in der Figur des Jesuiten Leo Naphta auf.
Zu den Orten
- Der Schauplatz der Ereignisse des fiktiven Pfeiffering ist das oberbayerische Polling bei Weilheim (das im Roman Waldhut genannt wird). Der dort 2007 errichtete „Doktor-Faustus-Weg“ berührt alle im Roman erwähnten Örtlichkeiten.
- Die fiktive Stadt Kaisersaschern, deren mittelalterliche Prägung auf Adrian Leverkühn ein Leben lang nachwirkt, trägt viele Züge von Thomas Manns Heimatstadt Lübeck. Der geographischen Lage nach entspricht Kaisersaschern allerdings Naumburg und ist in einigen Details der Beschreibung auch erkennbar auf diese Stadt bezogen. In seinem Briefwechsel hatte Thomas Mann wiederholt von der Erregung berichtet, mit der er an dem Roman geschrieben habe. Das dürfte mit der deutschen Atmosphäre zusammenhängen, die er schriftstellerisch evoziert und hinter der sich möglicherweise Heimweh verbirgt. Der Roman endet mit den Worten „mein Vaterland“. Thomas Mann sah in der Arbeit an dem Alters-Roman eine Art biographischer Rundung. Diese erreicht er auch dadurch, dass er mit Kaisersaschern erneut Lübeck schildert (ohne es explizit zu nennen), wie er das schon im Jugendwerk «Buddenbrooks» getan hatte. „Wo wir sind, ist Kaisersaschern“, meint Leverkühn gegenüber seinem Jugendfreund Zeitblom, als beide die Heimatstadt längst hinter sich gelassen haben. Als prominentester Vertreter der Emigration hatte Thomas Mann bei der Ankunft im amerikanischen Exil der Welt mitgeteilt: „Wo ich bin, ist Deutschland“. Kaisersaschern symbolisiert Deutschland mehr als Leverkühn.
Zum Faust-Stoff
Thomas Mann hat sich mit seiner Fassung des Fauststoffes überwiegend an das Volksbuch gehalten. Die These allerdings, Goethes Werk Faust sei nicht von ausschlaggebender Bedeutung für Thomas Manns Roman gewesen,[26] ist umstritten.[27]
Dem Teufelsgespräch liegt eine Vision zu Grunde, die Thomas Mann in seiner Jugend während eines Italien-Aufenthaltes hatte und die bereits in Buddenbrooks und im Zauberberg verarbeitet ist. Als weitere Inspirationsquelle gab Thomas Mann die Teufelsbegegnung von Dostojewskis Iwan Karamasow in Die Brüder Karamasow an. Das Teufelsgespräch im 25. Kapitel des Doktor Faustus liegt in der Mitte des Romans (Der Roman hat zwar nur 47 Kapitel, doch kommt eine Nachschrift hinzu, weiter besteht das 34. Kapitel aus drei Teilen, sodass sich 49 Kapitel mit dem 25. im Zentrum ergeben) und ist von zentraler Bedeutung: Es ist Kunstgespräch und Paktszene in einem.
Mit den zahlreichen Zitaten und „Plagiaten“ (Goethe, Nietzsche, Dostojewski, Brecht, Schönberg, Adorno usw.), deren sich Thomas Mann im Doktor Faustus bedient, will er nicht zuletzt auch den Erschöpfungszustand der Kunst und die Überholtheit der Erfindungsgabe demonstrieren, ein Manko, das die Arbeit des modernen Künstlers so unsäglich erschwere, dass sie übermenschliche Kräfte verlange und für Leverkühn eben nur noch mit Hilfe des Teufels überwunden werden könne.[28]
Zur Musiktheorie
Obwohl der Roman sich mit dem Niedergang Deutschlands in der Zeit des Zweiten Weltkriegs, in der er geschrieben wurde, beschäftigt und wesentliche Kriegsepisoden explizit angesprochen werden (z. B. die Invasion 1944, nicht aber Auschwitz[29]), spielt vor allem die Musik eine zentrale Rolle, insbesondere die Zwölftonmusik, die Adrian Leverkühn begründet haben soll (siehe unten). Musik ist hier, den Selbstkommentaren Thomas Manns zufolge, ein Paradigma für die Kunst überhaupt.
Für das Romanprojekt studierte Mann musikwissenschaftliche Lehrbücher sowie Biographien, darunter solche zu Mozart, Beethoven, Hector Berlioz, Hugo Wolf und Alban Berg. Seine musikalischen Erfahrungen hatten aber mehr mit dem Hören seiner Lieblinge Wagner und Brahms zu tun, es fehlte ihm an Expertise, vor allem der zeitgenössischen Musik. Deshalb nahm er Kontakt mit Komponisten wie Igor Strawinsky, Arnold Schönberg und Hanns Eisler auf, um sich in Sachen Komposition unterweisen zu lassen.
Angeregt und illuminiert durch das Initialstadium der entzündlichen Gehirnzerstörung erfindet Leverkühn die Zwölftonmusik, auf eigene Hand und ohne von Arnold Schönberg zu wissen. In seinen Selbstkommentaren nennt Thomas Mann die Reihentechnik Teufelswerk und befürchtet amüsiert: «Schönberg wird mir die Freundschaft kündigen».[30] Tatsächlich führte der Roman zum Zerwürfnis zwischen Thomas Mann und Arnold Schönberg. Dieser fühlte sich verletzt, ausspioniert und hintergangen und setzte sich öffentlich zur Wehr. Dass ausgerechnet Thomas Mann mit T. W. Adorno zusammengearbeitet hatte, machte die Sache nur schlimmer, weil Schönberg immer schon eine Abneigung gegen seinen größten Apologeten hegte. Die ab der zweiten Auflage von Thomas Mann hinzugefügte Anmerkung auf der letzten Seite, in der Schönberg die Priorität an der Zwölftonmusik ausdrücklich eingeräumt wird, konnte das einmal belastete Verhältnis nicht wirklich bessern.
Der wichtigste Berater für Thomas Mann war jedoch der Musiker, Komponist, Musiksoziologe und Philosoph Theodor W. Adorno. Die musiktheoretischen Äußerungen des Teufels im Teufelskapitel stammen nahezu wörtlich aus Adornos Philosophie der neuen Musik, mit dessen Erlaubnis. Auch sonst ließ sich Thomas Mann von handschriftlichen Entwürfen Adornos leiten. Er änderte viele Stellen des Romans nach ausgiebigen Diskussionen mit seinem Helfer. Thomas Mann nannte Adorno „seinen wirklichen geheimen Rat“. Die musikalischen Defizite Manns werden an einigen Fehlern im Roman deutlich. Weil er z. B. in Adornos Handschrift das Wort „Eigengewicht“ nicht entziffern konnte, gelangte die Formulierung vom „Fugengewicht der Akkorde“ in den Roman.[31] In der neuen kritischen Ausgabe ist der Lapsus korrigiert. Weiter wurden Eigenmächtigkeiten der Sekretärinnen und Setzer korrigiert, die ihnen unverständliche Worte oft einfach durch andere ersetzt hatten. Nach der ersten Ausgabe nahm Thomas Mann in Zusammenarbeit mit Erika Mann Textkürzungen vor, da er befürchtete, dass die musiktheoretischen Anteile den Lesern zu lang würden. Dabei entstanden eine Reihe von Anschlussfehlern, weil Bezüge zu den Auslassungen nicht mitverändert wurden. Diese Fehler werden auch in der neuen Ausgabe nicht korrigiert.[32]
Peter Benary fand folgenden Interpretationsfehler: „Auch die einfühlsamen Äußerungen Thomas Manns“ (und Adornos) „in seinem »Doktor Faustus« verkennen im Grunde das Thema »in seiner idyllischen Unschuld«“ (Arietta-Thema in Beethovens letzter Klaviersonate), „wenn er das Hauptmotiv mit »Himmelsblau«, »Liebesleid« und »Wiesengrund« skandiert, denn [die Tonfolge] ist nicht daktylisch ( — ‿ ‿ ), sondern anapästisch ( ‿ ‿— ) [wie ‚Sinfonie‘] zu skandieren.“[33]
Der musikalisch-philosophische Teil des Romans muss als Koproduktion Manns und Adornos angesehen werden. Dies führte nach dem Tode Manns zu Konflikten mit Erika Mann, die durch selektive Veröffentlichung von Tagebuchauszügen oder Briefen alles daran setzte, den Anteil Adornos am Werk zu negieren, da diese Zusammenarbeit aus ihrer Sicht an den Nimbus des „Zauberers“ rührte. Dies hat Adorno zutiefst getroffen. Thomas Mann hatte das vorhergesehen, er notierte, dass es zwar ihm nichts ausmache, dass Adornos Anteil bekannt würde, dass es aber schon jetzt „Ärger mit den Frauen“ deswegen gebe (gemeint sind Katja und Erika Mann). Die Entstehung des Doktor Faustus war auch dahingehend motiviert, Adornos Anteil ins rechte Licht zu rücken, was aber nicht half, die Angelegenheit endgültig zu klären. Erst durch den veröffentlichten Briefwechsel Adorno-Mann wurde der Anteil Adornos zweifelsfrei belegt.
Zur Historie
Dokumentarisches und Historiographisches aus der Lutherzeit und dem Dreißigjährigen Krieg gehörten zur Vorbereitung des Romans ebenso wie Grimmelshausen und Sprichwörtersammlungen des Mittelalters. In Manns Die Entstehung des Doktor Faustus ist dem Kapitel X zu entnehmen, dass er sich auch mit den Gräueln in den Konzentrationslagern des Dritten Reichs auseinandersetzte und diesbezüglich mit Heinrich Eduard Jacob in Kontakt stand. Er nannte das Buch seine „Lebensbeichte“:[34] „Zeitblom ist eine Parodie meiner selbst. In Adrians Lebensstimmung ist mehr von meiner eigenen, als man glauben sollte – und glauben soll.“[35]
Zur Syphilis
Leverkühn verspricht sich eine „Genialisierung durch Krankheit“ und infiziert sich mit Syphilis. Bis zur Entdeckung des Penicillins war Syphilis eine verbreitete Seuche, die durch Geschlechtsverkehr übertragen wurde. Sie manifestiert sich in verschiedenen Organsystemen, vor allem aber im zentralen Nervensystem. „Genialisierung durch Krankheit“ ist ein literarisches Motiv des Fin de siècle und der in dieser Epoche aufgetretenen Kulturströmung Dekadenz, lässt sich aber naturwissenschaftlich nicht verifizieren. Friedrich Nietzsche war an Syphilis erkrankt, im Spätstadium der Seuche in geistige Umnachtung gefallen und nach langem Siechtum gestorben. Nietzsches Lebenslauf hat Thomas Mann als Vorlage für seine Kunstfigur Adrian Leverkühn gedient.
Thomas Manns medizinischer Berater war der Mediziner und Schriftsteller Martin Gumpert.[36]
Wirkungsgeschichte
Literatur
Eine Anknüpfung an Stoff und Motive findet sich in Hans Wollschlägers Roman Herzgewächse.
Musik
In Hans Werner Henzes 1997 geschriebenem 3. Violinkonzert findet sich eine explizite Bezugnahme in den drei Satztiteln:
- Esmeralda. nicht eilen, tänzerisch gemütvoll
- Das Kind Echo: Adagio – Tempo giusto
- Rudolf S.: Andante – Più mosso
1952 publizierte Hanns Eisler das Libretto seiner Oper Johann Faustus. Diese Oper basiert auf dem Puppenspiel, wurde aber auch durch Gespräche mit Thomas Mann während dessen Niederschrift des Doktor Faustus beeinflusst. Nach heftigen politischen Auseinandersetzungen beim Formalismusstreit in der DDR blieb Eislers Oper ein Fragment.
Film
Der Roman wurde 1981/82 Vorlage des gleichnamigen Films von Franz Seitz (Produktion, Drehbuch, Regie). Jon Finch spielte Adrian Leverkühn, Hanns Zischler war der Darsteller des Serenus Zeitblom und André Heller spielte den Satan. In weiteren Rollen wirkten mit: Margot Hielscher, Hans Korte, Herbert Grönemeyer, Marie-Hélène Breillat und Lothar-Günther Buchheim; Christoph Schlingensief war Kamera-Assistent.[37]
Hörspiel
Der Roman wurde 2007 vom Hessischen Rundfunk und Bayerischen Rundfunk in Kooperation mit der Internationalen Ensemble Modern Akademie (IEMA) als 10-teilige Hörspielproduktion mit einer Gesamtlänge von 774 Min. umgesetzt. Bearbeitung: Leonhard Koppelmann, Hermann Kretzschmar, Manfred Hess; die Musik komponierte Hermann Kretzschmar, Regie führte Leonhard Koppelmann.[38]
Textausgaben und -versionen
- Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde (Stockholmer Ges.-Ausg.), Bermann-Fischer, Stockholm 1947 (772 S.).
- Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn erzählt von einem Freunde. 1.–7. Tsd. Suhrkamp, Berlin/ Frankfurt am Main 1947 (806 S.).
- Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde (Große kommentierte Frankfurter Ausgabe. Werke, Briefe, Tagebücher. Band 10/1 und 2).
- Teilband 10/1. [Textband]. Hrsg. u. textkritisch durchges. von Ruprecht Wimmer. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007 (741 S.).
- Teilband 10/2: Kommentar von Ruprecht Wimmer. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007 (1266 S.).
Hörbücher:
- Doktor Faustus. Hörbuch. Gelesen von Gert Westphal (22 CDs). Deutsche Grammophon, ISBN 3-8291-1457-5.
- Doktor Faustus. Hörspiel. Bearbeitung: Leonhard Koppelmann, Hermann Kretzschmar, Manfred Hess. Musik: Hermann Kretzschmar. Regie: Leonhard Koppelmann. Produktion: Hessischer Rundfunk / Bayerischer Rundfunk in Kooperation mit Internationale Ensemble Modern Akademie. Mit Hanns Zischler, Werner Wölbern, Mathias Habich u. a. (10 CDs), Hörverlag, München 2007, ISBN 978-3-86717-075-8.
Sekundärliteratur
- Thomas Mann: Die Entstehung des Doktor Faustus. Roman eines Romans. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-596-29427-4.
- Hannelore Mundt: "Doktor Faustus" und die Folgen. Kunstkritik als Gesellschaftskritik im deutschen Roman sei 1947. Bouvier, Bonn 1989, ISBN 3-416-02159-2.
- Erich Heller: Thomas Mann. Der ironische Deutsche. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, ISBN 3-518-36743-9.
- Hubert Orłowski: Prädestination des Dämonischen. Zur Frage des bürgerlichen Humanismus in Thomas Manns „Doktor Faustus“. Wydawnictwo Naukowe UAM, Poznań 1969.
- Jochen Schmidt: Thomas Mann: Dekadenz und Genie. In: Jochen Schmidt: Die Geschichte des Genie-Gedankens in der deutschen Literatur, Philosophie und Politik 1750–1945. Band 2, Darmstadt 1985, S. 238–277.
- Hans Wißkirchen, Thomas Sprecher (Hrsg.): „und was werden die Deutschen sagen??“. Thomas Manns Roman Doktor Faustus. Dräger, Lübeck 1997, ISBN 3-925402-75-6.
- Hans Hilgers: Serenus Zeitblom. Der Erzähler als Romanfigur in Thomas Manns „Doktor Faustus“. 2. Auflage. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1997, ISBN 3-631-31966-5.
- Christian Albrecht: Protestantismusdeutung und protestantisches Erbe in Thomas Manns Roman "Doktor Faustus". In: Zeitschrift für Theologie und Kirche. 95 (1998), S. 410–428.
- Andreas Urs Sommer: Der mythoskritische „Erasmusblick“. Doktor Faustus, Nietzsche und die Theologen. In: Eckhard Heftrich, Thomas Sprecher (Hrsg.): Thomas Mann Jahrbuch. Band 11. 1998, S. 61–71.
- Jürgen Joachimsthaler: Politisierter Ästhetizismus. Zu Th. Manns „Mario und der Zauberer“ und „Doktor Faustus“. In: Edward Białek, Manfred Durzak, Marek Zybura (Hrsg.): Literatur im Zeugenstand. Beiträge zur deutschsprachigen Literatur- und Kulturgeschichte. Festschrift zum 65. Geburtstag von Hubert Orłowski. Frankfurt u. a. 2002, S. 303–332.
- Eva Schmidt-Schütz: „Doktor Faustus“ zwischen Tradition und Moderne. Eine quellenkritische und rezeptionsgeschichtliche Untersuchung zu Thomas Manns literarischem Selbstbild. Klostermann, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-465-03212-8.
- Christoph Gödde, Thomas Sprecher (Hrsg.): Thomas Mann – Theodor W. Adorno. Briefwechsel 1943–1955. Fischer, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-15839-7.[39]
- Werner Röcke (Hrsg.): Thomas Mann – Doktor Faustus 1947–1997. Bern u. a. 2004, ISBN 3-03910-471-3.
- Hans Rudolf Vaget: Seelenzauber. Thomas Mann und die Musik. Fischer, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-10-087003-4.
- Heinrich Detering, Friedhelm Marx, Thomas Sprecher (Hrsg.): Thomas Manns „Doktor Faustus“ – neue Ansichten, neue Einsichten. Klostermann, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-465-03813-9.
- Maurice Blanchot: Thomas Mann. Begegnungen mit dem Dämon. Herausgegeben und aus dem Französischen übersetzt von Marco Gutjahr. Turia+Kant, Wien/Berlin 2017, ISBN 978-3-85132-839-4.
Quellenangaben
- Thomas Mann nahm an, es handele sich um sein letztes Werk. Vgl. seine Briefe vom 9. Juli 1944 an Peter Flamm und an Martin Flinker; am 10. Juli 1944 an Ludwig Lewisohn.
- 15. Dezember 1947 an Erich von Kahler
- Am 11. Oktober 1944 an Agnes Meyer
- Am 14. Juli 1948 an Friedrich Sell
- Zur Kunstessayistik in Doktor Faustus
- Am 25. Juni 1948 an Peter Suhrkamp
- Vgl. hierzu Erich Heller: Thomas Mann. Der ironische Deutsche. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, S. 307–351.
- Das Motiv der „Kälte“ ist eines der zentralen Motive im Doktor Faustus.
- So nach dem Text der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe (GKFA). Andere Ausgaben haben stattdessen den 23. Mai.
- Das Teufelsgespräch im 25. Kapitel des Romans gilt als zentrale Episode des Romans.
- Am verhasstesten unter den Gästen ist ihm der Dichter Daniel Zur Höhe [sic], dem Thomas Mann (teilweise mit identischem Wortlaut) bereits in seiner Erzählung Beim Propheten ein negatives Denkmal als Vertreter des George-Kreises gesetzt hat.
- Das Finale korrespondiert mit dem Musikvortrag Kretzschmars in Kaisersaschern.
- Sprachlich und kompositorisch folgt diese Szene dem historischen Faustbuch von 1587.
- Vgl. hierzu Erich Heller: Thomas Mann. Der ironische Deutsche. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, S. 322 f.
- Karlheinz Hasselbach, Oldenbourg Interpretationen, Band 24, Doktor Faustus, ISBN 3-486-88625-8.
- Vgl. hierzu Erich Heller: Thomas Mann. Der ironische Deutsche. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, S. 320 und 328 f.
- Jochen Schmidt: Thomas Mann: Dekadenz und Genie. In: Jochen Schmidt: Die Geschichte des Genie-Gedankens in der deutschen Literatur, Philosophie und Politik 1750–1945. Band 2, Darmstadt 1985, S. 268.
- „Was er an Rudi verübt, ist ein prämeditierter, vom Teufel verlangter Mord“ schreibt Thoman Mann darüber in der „Entstehung des Doktor Faustus“ im Abschnitt IV
- Kapitel XXIX
- Allerdings waren es dort Gottheiten, die in Gestalt eines Mitmenschen mit Sterblichen Umgang hatten oder ihnen Weisung erteilten (z. B. Zeus in Erscheinung des Amphitryon mit dessen Gemahlin; Athene in Gestalt von Mentor zu Telemachos).
- Siehe dazu unten das Kapitel Hintergründe.
- Vgl. hierzu Erich Heller: Thomas Mann. Der ironische Deutsche. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, S. 327.
- Vgl. hierzu und zum folgenden Beispiel Erich Heller: Thomas Mann. Der ironische Deutsche. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, S. 312.
- Eva Schmitz-Schütz S. 196. in der Google-Buchsuche
- Heinz J. Armbrust, Gert Heine: Wer ist wer im Leben von Thomas Mann?: ein Personenlexikon. Verlag Vittorio Klostermann, 2008, ISBN 978-3-465-03558-9, S. 279.
- vgl. z. B. Helmut Koopmann: Teufelspakt und Höllenfahrt. Thomas Manns Doktor Faustus und das dämonische Gebiet der Musik im Gegenlicht der deutschen Klassik. Goethe-Gesellschaft München 2009.
- vgl. z. B. Eva Bauer Lucca: „Kommt alte Lieb’ und Freundschaft mit herauf“. Goethe’s Spuren in Thomas Mann’s Doktor Faustus (PDF; 147 kB). 5. März 2005.
- Vgl. hierzu Erich Heller: Thomas Mann. Der ironische Deutsche. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, S. 315.
- In Kapitel XLVI wird zwar von einem Konzentrationslager in der Nähe von Weimar, außerdem auch vom „Geruch verbrannten Menschenfleisches“ gesprochen, doch wird auch damit noch der Holocaust übergangen.
- Am 28. September 1944 an Agnes E. Meyer
- Trotz des Lesefehlers kann man aber der von Thomas Mann gewählten Formulierung durchaus eine gewisse Authentizität zusprechen. Man vergleiche dazu die Ausführungen von Dieter Borchmeyer in der Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen vom 17. Oktober 2009, S. Z3.
- DiePresse.com, Artikel vom 30. November 2007
- Peter Benary, Rhythmik und Metrik
- Am 25. Juni 1948 an Peter Suhrkamp
- Brief vom 21. Oktober 1948 an Paul Amann, zitiert nach Mateotti, ISBN 978-3-638-74442-3, S. 115.
- Lüthy, Christoph: Bohren am Zahn der Zeit (Sachbuch-Rezension in der FAZ vom 15. Januar 2001, abgerufen im Sept. 2015)
- Daten-Eintrag bei Filmportal.de
- hr2: Hörspiel „Doktor Faustus“
- Der Briefwechsel gibt wichtige Aufschlüsse über die Mitwirkung Adornos an der Konzeption des fiktiven musikalischen Werks Adrian Leverkühns sowie über Thomas Manns poetologische Ansätze.
Weblinks
- Eung-Jun Kim: Literatur als Historie. Zeitgeschichte in Thomas Manns „Doktor Faustus“ und Günter Grass' „Die Blechtrommel“. (pdf) Dissertationsschrift. 2003. (mit umfassendem Literaturverzeichnis)
- Eva D. Becker: Figurenlexikon zu Doktor Faustus im Portal Literaturlexikon online
- Rezensionsnotizen zu Theodor W. Adorno – Thomas Mann: Briefwechsel 1943–1955 bei perlentaucher.de
- Wer wagt es, Thomas Mann zu verbessern?