Angelo Neumann
Josef Angelo Neumann (* 18. August 1838 in Stampfen; † 20. Dezember 1910[1] in Prag) war ein deutscher Opernsänger (Bariton) und Theaterintendant.
Frühes Leben
Früh entwickelte Neumann sein Interesse am Gesang und erhielt eine Ausbildung zum Opernsänger. Nach Engagements als Bariton in Berlin, Köln, Krakau, Ödenburg, Preßburg und Danzig kam er 1862 an die Wiener Opernbühnen, wo er bis 1876 tätig blieb. Während dieser Jahre machte er erste Bekanntschaft mit Richard Wagner und dessen Werk. Mit seiner ersten Ehefrau Pauline Aurelie geb. von Mihalovits hatte er einen Sohn, Karl Eugen, geboren 1865.
Operndirektor in Leipzig (1876–1882)
1876 wurde er Operndirektor in Leipzig. Seine Ägide begann mit einer Inszenierung des Lohengrin; es folgten weitere Wagneropern sowie Aufführungen von Verdis Aida und Bizets Carmen. Im April 1878 erfolgte in Leipzig die erste externe Aufführung des gesamten Bühnenweihfestspiels Der Ring des Nibelungen nach dessen Uraufführung 1876 in Bayreuth.[2] 1881 organisierte er weitere Aufführungen des Rings in Berlin[3], u. a. mit der Sängerin Hedwig Reicher-Kindermann.
Direktor des reisenden Richard Wagner-Theater (1882–1883)
Nach Erwerb der originalen Bühnenbilder sowie auch der Kostüme (von Carl Emil Doepler)[4] der Bayreuther Uraufführung unternahm Neumann eine Art Europatournee mit Gesamtaufführungen des Rings des Nibelungen durch ein reisendes Ensemble. Zunächst erfolgte im Mai 1882 ein Gastspiel in London, mit der Julius Laubeschen Kapelle aus Hamburg[5] unter der Leitung des Leipziger Kapellmeisters Anton Seidl. Zwischen September 1882 und Juni 1883 erfolgten insgesamt 135 Ring-Vorstellungen und über 50 Wagner-Konzerte, unter anderem im April 1883 (zwei Monate nach Wagners Tod) im Teatro La Fenice in Venedig.
Operndirektor in Prag (1885–1910)
1885 wurde Angelo Neumann Intendant des Ständetheater in Prag, dessen Neubau als Neues Deutsches Theater er organisierte. In zweiter Ehe heiratete er 1887 die Schauspielerin Johanna Török. 1894 motivierte er Emil Nikolaus von Reznicek zu seiner Oper Donna Diana (Referenz?), deren Ouvertüre sehr beliebt wurde.
Ein Saal in der heutigen Prager Staatsoper erinnert an seinen Namen. Neben einer Autobiographie sind von Neumann verschiedene Briefe an Musiker und Komponisten erhalten geblieben.
Schriften
- Erinnerungen an Richard Wagner; mit vier Kunstblättern und zwei Faksimiles. Verlag L. Staakmann, Leipzig 1907; archive.org.
Literatur
- Christa Jost: Neumann, Angelo. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 139 f. (Digitalisat).
- Neumann, Angelo. In: Karl-Josef Kutsch, Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Elektronische Ausgabe der dritten, erweiterten Auflage. Directimedia, Berlin 2000.
- Heinz Irrgeher: Josef »Angelo« Neumann – Wagners vergessener Prophet. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2020, ISBN 978-3-96023-334-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- John F. Oppenheimer (Red.) u. a.: Lexikon des Judentums. 2. Auflage. Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh u. a. 1971, ISBN 3-570-05964-2, Sp. 583.
- Angelo Neumann: Erinnerungen an Richard Wagner. Verlag Ludwig Staakmann, Leipzig 1907, S. 55–83; Textarchiv – Internet Archive
- Angelo Neumann: Erinnerungen an Richard Wagner. Verlag Ludwig Staakmann, Leipzig 1907, S. 144–178; Textarchiv – Internet Archive
- Joachim Heinzle: Essay zu den Nibelungen-Kostümen. literaturkritik.de
- Angelo Neumann: Erinnerungen an Richard Wagner. Verlag Ludwig Staakmann, Leipzig 1907, S. 224; Textarchiv – Internet Archive