Gingst
Gingst ist eine Gemeinde im Landkreis Vorpommern-Rügen auf der Insel Rügen in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Die Gemeinde wird vom Amt West-Rügen mit Sitz in der Gemeinde Samtens verwaltet.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Mecklenburg-Vorpommern | |
Landkreis: | Vorpommern-Rügen | |
Amt: | West-Rügen | |
Höhe: | 6 m ü. NHN | |
Fläche: | 21,75 km2 | |
Einwohner: | 1227 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 56 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 18569 | |
Vorwahl: | 038305 | |
Kfz-Kennzeichen: | VR, GMN, NVP, RDG, RÜG | |
Gemeindeschlüssel: | 13 0 73 028 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Dorfplatz 2 18573 Samtens | |
Website: | ||
Bürgermeisterin: | Gerlinde Bieker | |
Lage der Gemeinde Gingst im Landkreis Vorpommern-Rügen | ||
Geografie
Gingst liegt ca. zwölf Kilometer nordwestlich von Bergen auf Rügen an der Bucht Koselower See. Der Gemeinde vorgelagert ist die Insel Ummanz. Gingst grenzt an den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft.
Umgeben wird Gingst von den Nachbargemeinden Trent im Norden (teilweise Seegrenze), Kluis im Osten, Dreschvitz im Süden sowie Ummanz im Westen (teilweise Seegrenze).
Ortsteile
Zur Gemeinde gehören die Ortsteile:[2]
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Außerdem befinden sich die Siedlungen und Wohnplätze im Gemeindegebiet: [3]
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Geschichte
- Gingst
Vor 1937 wurden bei Torfarbeiten im Gingster Pastoratsmoor eine Pfahlbausiedlung aus dem Neolithikum gefunden. Man zog 3 m lange spitze Stangen aus dem Moor, es wurden mehrere Gefäße und Scherben an Funden gesichert, Steinwerkzeuge wurden gefunden, aber nicht aufbewahrt. Die Gefäße aber waren sehr beachtenswert. Prof. Petzsch (Uni Greifswald) hat 1937 die Ausgrabung und Sicherung vorgenommen.
Das Angerdorf Ghynxt wurde 1232 erstmals urkundlich erwähnt. Es gehörte neben Garz und Bergen zu den bedeutendsten Marktflecken auf Rügen und war ein bedeutendes Zentrum der Handwerker, insbesondere der Damastweberei der Insel.
Der Ort war bis 1326 Teil des Fürstentums Rügen und danach des Herzogtums Pommern. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde Rügen und somit auch das Gebiet von Gingst ein Teil von Schwedisch-Pommern. Im Jahr 1815 kam Gingst als Teil von Neuvorpommern zur preußischen Provinz Pommern.
Schon 1774 schaffte der Propst Johann Gottlieb Picht für den der Präpositur gehörenden Anteil von Gingst (die Hälfte des Ortes) die Leibeigenschaft ab.
In der Geschichte der Gemeinde kam es immer wieder zu Großbränden; 1726 und zuletzt 1950 wurde Gingst fast vollständig vernichtet.
Am 25. August 1950 ging der Ort in Flammen auf und es wurden, begünstigt durch die Windrichtung und verbreitete Reetdächer, insgesamt 38 Wohnhäuser vernichtet. An diesen Brand und die bis dahin einzigartige Wiederaufbauaktion mit 10.000 Mitgliedern der FDJ und anderer Helfer erinnert seit dem 1. Mai 1976 ein Gedenkstein auf dem Markt. Er wurde geschaffen von dem Stralsunder Bildhauer Hans-Peter Jaeger. Vier Bronzereliefs zeigen Szenen des Brandes und des Wiederaufbaus.[4]
Seit 1818 gehörte Gingst zum Kreis bzw. Landkreis Rügen. Nur in den Jahren von 1952 bis 1955 war es dem Kreis Bergen zugehörig. Die Gemeinde gehörte danach bis 1990 zum Kreis Rügen im Bezirk Rostock und wurde im selben Jahr Teil des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Der seit 1990 wieder so bezeichnete Landkreis Rügen ging 2011 im Landkreis Vorpommern-Rügen auf.
Seit 1994 wurde der historische Ortskern im Rahmen der Städtebauförderung umfangreich saniert.
- Kapelle
Kapelle ist ein wendisches Runddorf mit einem ritterschaftlichen Gut. Das Gut gehörte der Familie von Platen. Das Herrenhaus wurde 1843/44 erbaut und 1914 umfassend umgebaut.
Politik
Gemeindevertretung und Bürgermeister
Der Gemeinderat besteht (inkl. Bürgermeisterin) aus 10 Mitgliedern. Die Wahl zum Gemeinderat am 26. Mai 2019 hatte folgende Ergebnisse[5]:
Partei/Bewerber | Prozent | Sitze |
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WG Bündnis für Gingst | 68,06 | 4 |
WG Aktives Gingst | 25,14 | 3 |
Bürgermeisterin der Gemeinde ist Gerlinde Bieker, sie wurde mit 75,28 % der Stimmen gewählt.[6]
Wappen
Das Wappen wurde am 15. Juli 1999 durch das Innenministerium genehmigt und unter der Nr. 192 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Blasonierung: „Gespalten von Grün und Gold; vorn ein gestürztes goldenes Schwert mit runden Parierstangenköpfen, an denen jeweils eine herabhängende goldene Waagschale befestigt ist; hinten ein pfahlweise gestelltes rotes Weberschiffchen, welches mit einer gestürzten und geöffneten roten Schere belegt ist.“[2]
Das Wappen wurde von dem Sagarder Gerhard Koggelmann gestaltet.
Flagge
Die Flagge ist gleichmäßig und quer zur Längsachse des Flaggentuchs von Gold (Gelb) und Grün gestreift. In der Mitte des Flaggentuchs liegt, zwei Drittel der Höhe des Flaggentuchs und jeweils ein Drittel der Länge des goldenen (gelben) und grünen Streifens einnehmend, das Gemeindewappen. Die Länge des Flaggentuchs verhält sich zur Höhe wie 5:3.[2]
Sehenswürdigkeiten
→ Siehe Liste der Baudenkmale in Gingst
- spätgotische Sankt-Jacob-Kirche (etwa 1300 erbaut), nach mehreren Bränden (zuletzt 1726) im Barockstil umgestaltet
- Sühnestein von Gingst hinter der Kirche
- Denkmal des Ortsbrandes von 1950 und der Wiederaufbauaktion
- Orgel des Baumeisters Kindt von 1790 in der Jacobikirche
- Freizeitpark „Rügenpark“; Miniaturenpark, in dem man Nachbauten der bekanntesten Bauwerke der Welt besichtigen kann. Darüber hinaus gibt es einen Streichelzoo, Wildwasserrondell, Riesenrutsche, Scooter, Trampoline und weitere Spielmöglichkeiten.
- Museum Gingst: Handwerksmuseum und landwirtschaftlichen Geräteausstellung
- Pfarrhaus, Fachwerkhaus von 1738 auf Feldsteinsockel mit Mansarddach und Fledermausgauben und zwei Frontispizen auf der Rückseite. Die innere Raumaufteilung ist noch original erhalten.
- Gutshaus Haidhof, ein eingeschossiger verputzter Bau mit zweigeschossigem Mittelrisalit und mit Krüppelwalm-Mansarddach vom Anfang des 19. Jahrhunderts
- Gutshaus Kapelle: Neobarocker, zweigeschossiger, 13-achsiger Putzbau von 1844 mit Türmchen und Mansarddach; Gutsbesitz u. a.: Familien von der Osten (seit 16. Jh.), von Platen (1816–1839) und von Esbeck bzw. Esbeck-Platen (1935)
Verkehrsanbindung
Die Bundesstraße 96 verläuft östlich der Gemeinde. An den zentralen Ort der Insel, Bergen auf Rügen, ist Gingst durch Busse (Linien 35 und 38) der Verkehrsgesellschaft Vorpommern-Rügen angebunden. Die Haltestellen sind: Gingst, Gingst Markt, Gingst Schulhof, Gingst Miniaturenpark und Gingst Ausbau.
Persönlichkeiten
- Adolph Christoph von Aken (1713–1768), evangelisch-lutherischer Geistlicher und Autor, ab 1753 Propst in Gingst
- Johann Gottlieb Picht (1736–1810), evangelisch-lutherischer Geistlicher und Sozialreformer, ab 1769 Propst in Gingst
- Samuel Christoph von Tetzloff (1738–1810), Regierungsrat in Schwedisch-Pommern
- Christoph Gottlieb Bogislav von Barnekow (1740–1829), Oberforstmeister und Gutsbesitzer in Teschvitz
- Adolph Wilhelm Picht (1773–1857), evangelisch-lutherischer Geistlicher
- Joachim Nicolas Eggert (1779–1813), Komponist und Dirigent, Mitglied der Königlich Schwedischen Musikakademie
- Wilhelm Wöhler (1814–1884), evangelischer Geistlicher und Komponist
- Wilhelm Nindemann (1850–1913), Arktisreisender
- Rudi Reichert (1922–1999), Sportfunktionär
Einzelnachweise
- Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2020 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Hauptsatzung der Gemeinde Gingst vom 08.12.2014. (PDF; 2,4 MB) Gemeinde Gingst, 9. Januar 2015, abgerufen am 11. April 2016.
- Geodatenviewer des Amtes für Geoinformation, Vermessungs- und Katasterwesen Mecklenburg-Vorpommern (Hinweise)
- Lehmann/Meyer, „Rügen A-Z“, Wähmann-Verlag, Schwerin, 1976, S. 34
- Zweckverband Kommunale Datenverarbeitung Oldenburg(ZKO)
- Zweckverband Kommunale Datenverarbeitung Oldenburg(ZKO)