Saal (Vorpommern)
Saal ist eine Gemeinde im Landkreis Vorpommern-Rügen in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Sie wird vom Amt Barth mit Sitz in der gleichnamigen Stadt verwaltet.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Mecklenburg-Vorpommern | |
Landkreis: | Vorpommern-Rügen | |
Amt: | Barth | |
Höhe: | 5 m ü. NHN | |
Fläche: | 49,3 km2 | |
Einwohner: | 1411 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 29 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 18317 | |
Vorwahlen: | 038223, 038227 (Bartelshagen II b. Barth) | |
Kfz-Kennzeichen: | VR, GMN, NVP, RDG, RÜG | |
Gemeindeschlüssel: | 13 0 73 077 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Teergang 2 18356 Barth | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Wolfgang Pierson (CDU) | |
Lage der Gemeinde Saal im Landkreis Vorpommern-Rügen | ||
Geografie
Zwischen Ribnitz-Damgarten und Barth gelegen, mündet nahe Saal der Saaler Bach in den Saaler Bodden, der einen Teil der Darß-Zingster Boddenkette bildet.
Gemeindegliederung
Zu Saal gehören die Ortsteile:
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Nach dem Dreißigjährigen Krieg bis zum Jahr 1815 gehörte die Gegend zu Schwedisch-Pommern und danach zur preußischen Provinz Pommern.
Die Gemeinde war dann bis 1952 Teil des Landkreises Franzburg-Barth und gehörte danach bis 1994 zum Kreis Ribnitz-Damgarten im Bezirk Rostock. Seit 1990 gehört Saal zum Land Mecklenburg-Vorpommern.
Am 1. Januar 2014 wurde die Gemeinde Bartelshagen II b. Barth mit ihren Ortsteilen Bartelshagen II, Hermannshagen Heide, Hermannshof und Neuhof nach Saal eingemeindet.
Geschichte
Die erste Erwähnung Saals finden wir in einer Urkunde der Stadt Barth von 1255. Zu jener Zeit existierte schon eine verlassene slawische Burganlage an der Mündung des Saaler Baches in den heutigen Saaler Bodden. Bei der Burganlage dürfte es sich um die Stekeborg oder Stekenborg handeln. In all den Zeiten, in denen die Burganlage bewirtschaftet war, hatte der Bodden noch einen freien Zugang zur Ostsee. Die Lage, gleichwohl versteckt als auch mit der Möglichkeit beschaffen, den weiten Boddenraum zu überwachen, war strategisch wertvoll.
Die Bevölkerung setzte sich um 1255 aus eingessenen Slawen, zugewanderten Westfalen und Dänen zusammen. Die erste Kirche bestand zu jener Zeit schon, war aber gänzlich aus Holz und dem "Heiligen Kreuz" geweiht.
Im 13. Jahrhundert war die nach dem Ort benannte Vogtei „Sale“ eine der zwölf Vogteien des Fürsten von Rügen. Saal war Sitz des Vogtes und somit Verwaltungszentrum, Marktstätte und Gerichtsort der Provinz, zu dem noch zwölf weitere Dörfer gehörten. Später verlor Saal an Bedeutung und Barth und Damgarten übernahmen diese Rolle. Nach dem Jahr 1326 gehörte es zum Herzogtum Pommern.
Ortsteile
- Hermannshagen-Dorf: Die Ortschaft wurde geprägt vom Gut des Rittmeisters[2] Felix Baron von Quernheim mit 201 ha. Die anderen Bauernhöfe, auch Bürgermeisterei und Ausbau, waren zwischen 31 und 45 ha groß. Zum Ort gehörte die Gemarkung Fuhlendorf Haide, mit dem 18 ha Hof der Familie Otto Brümmer, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als amtlich erfassten landwirtschaftlichen Betrieb.
- Hermannshagen Heide: Nach einer königlich preußischen Ordensliste war Ende des 19. Jahrhunderts Schulze Vierk der Bürgermeister von Hermannshagen Heide.[3]
- Hermannshof: In Hermannshof bestanden die vier Höfe der Familien F. Bäsell, W. Dinse, H. Graf und O. Utpadel.[4]
- Hessenburg: Der Ort hieß bis 1840 Schlechtmühle(n). Im 14. Jahrhundert gehörte der Ort einer Seitenlinie des Rügischen Fürstenhauses, der Familie von Gristow. 1740 starb diese Familie aus.[5] Der Wunsch der briefadeligen Familie Hesse von Hessenburg zur Umbenennung in Hessenburg[6] wurde durch den preußischen König stattgegeben. Domainenpächter Gustav Lorenz Vollrath Hesse-Redebass begründete dieses spät nobilitierte Adelsgeschlecht[7] und gründete umgehend einen Familienfideikommiss zur Erbregelung des Besitzes. 1914 hieß der Rittergutsbesitzer Gerd von Hesse-Hessenburg. Bis zur Bodenreform war Hessenburg ein Rittergut des Vollrath von Hesse-Hessenburg, 578 ha, davon 139 ha Waldbesitz.
- Kückenshagen: Anno 1626 übernahm der Geheime Rat und Kanzler der Wolgastischen Regierung Philipp von Horn-Schlatkow den umfangreichen Besitz des Bogislaff von Krakevitz, dazugehörten neun Hufen in Kückenshagen.[8] Das Dorf hatte vor der Bodenreform noch immer ein Gut, das der Familie der Albrecht`schen Erben, Verwalter Otto Albrecht. Man betrieb eine Fohlenzucht.
- Neuendorf und Neuendorf-Heide:[9][10] Der Hof Neuendorf war fiskalischer Besitz, Pächterin Erika Edzardi. Als Verwalter war Administrator Meditsch tätig. Administratoren wurden zumeist von den Kreditgebern der Landwirtschaftsbanken bei pekuniären Verbindlichkeiten vorgegeben.
- Neuhof: Das einst im Ort befindliche Gut war vormals ein Besitz[11] der rügenschen Familie von Behr. Spätestens 1701 gelangte Neuhof durch Heirat der Gutsbesitzerstochter Margarete Anna von Behr-Hugelsdorf (1685–1752) mit Hans-Jürgen von Gadow (1674–1751) in das Eigentum der Familie von Gadow. Neuhof blieb Pertinenz und gehörte zu einem Güterkomplex mit Drechow und Hugelsdorf. Der Urenkel, Rechtsritter des Johanniterordens, Adolf von Gadow,[12] Bruder des August von Gadow-Drechow, erbt Hugelsdorf mit Neuhof. Seine Ehefrau war Luise Gräfin Krag-Juel-Wynd-Frys. Nachfolger als Gutsherr wurde Hans von Gadow, liiert mit Utta Freiin von Wintzingerode. Als Hauptwohnsitz diente Hugelsdorf,[13] dieses Gut hatte damals 604 ha, Neuhof 367 ha. Die Besitzung behielt den Status eines Rittergutes und war zuletzt im Eigentum von E. und A. Seuffert, 417 ha.
Politik
Gemeindevertretung und Bürgermeister
Bei der Wahl der Gemeindevertretung am 26. Mai 2019 erhielt die CDU sechs Sitze (Stimmenanteil 52,5 %), Die Linke einen Sitz (12,4 %), die „WG Bauernverband und ländlicher Raum“ zwei Sitze (22,2 %) und die Wählergruppe "OST" einen Sitz (12,9 %). Die Wahlbeteiligung lag bei 58,5 %. Zum Bürgermeister wurde Wolfgang Pierson (CDU) mit 69,7 % der gültigen Stimmen gewählt.
Wappen
Das Wappen wurde am 15. August 1995 durch das Innenministerium genehmigt und unter der Nr. 86 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Blasonierung: „In Blau ein verbretterter silberner Turm mit einem nach unten stärker werdenden Sockel, einem Zeltdach und zwei schwarzen Fensteröffnungen, beseitet: vorn von einer goldenen Ähre, hinten von einem pfahlweise gestellten silbernen Fisch.“
Das Wappen wurde von dem Barther Wolfgang Sohn gestaltet.
Sehenswürdigkeiten
→ Siehe auch Liste der Baudenkmale in Saal (Vorpommern)
- Dorfkirche Saal
- Zwölf-Apostelsteine, Kultstätte aus der Mittleren- und Jungsteinzeit
- Turmhügel Hessenburg
- Gutshaus Hessenburg als Kranich Museum und Kranich Hotel; ein 2-gesch., 10-achsiges, saniertes Gutshaus mit Mittelrisalit.
Sonstiges
Der Sage nach sollen die Vitalienbrüder unter Klaus Störtebeker die am Bodden liegende Burg noch bis 1391 genutzt haben und von dort einen Schatz unter den heutigen Glockenturm der Dorfkirche verbracht haben. 1391 wurden sie auf dem Ribnitzer See in eine Schlacht mit den Dänen verwickelt, mussten fliehen und betraten den Boden Saals nie wieder. So soll der Schatz noch immer dort liegen.
Persönlichkeiten
- Wilhelm Bruhn (1869–1951), deutscher Politiker (DNVP) und Verleger, MdR.
- Balthasar Anton Dunker (1746–1807), deutscher Landschaftsmaler, Karikaturist und Schriftsteller
Literatur
- Andreas Ciesielski: Saal im Wandel der Zeiten. Eine Chronik, Scheunenverlag, ISBN 3-938398-06-X
Einzelnachweise
- Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2020 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Jürgen v. Flotow, Detlev Freiherr v. Hammerstein, Elsa Freifrau v. Bethmann geb. v. Werner: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser / A (Uradel/ vor 1400 nobilitiert). 1952. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA von 1951 bis 2014. Band I, Nr. 4. C. A. Starke, 1952, ISSN 0435-2408, S. 272–273 (d-nb.info [abgerufen am 14. Februar 2022]).
- General-Ordenskommission (Hrsg.): Königlich Preussische Ordensliste. 1886. Band 2. EV, Berlin 1863, S. 321 (google.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
- Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Paul Niekammer. 9. Auflage. Band I f. Ausgabe Pommern. Kreis Franzburg-Barth, Reprint Klaus. - D. Becker Potsdam. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 39 (google.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
- Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter. Provinz Pommern, Franzburg. Selbstverlag, Berlin 1857, S. 176 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
- Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland herausgegeben von einigen deutschen Edelleuten. 1863. 2. G - L. H. Enthaltend zuverlässige und urkundliche Nachrichten über 9898 Adels-Geschlechter, Hesse, Lorenz Gustav, k. schwed. Pfandträger des adelichen Lehengutes Redebast. Georg Joseph Manz, Regensburg 1863, S. 149 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
- Leopold Freiherr von Ledebur: Adelslexikon der preussischen Monarchie. 1855. In: Standardwerk der Genealogie. Band 1, H. Hesse von Hessenburg. Ludwig Rauh (Expedition des Adelslexicons), Berlin, Leipzig 1855, S. 349 (google.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
- Julius von Bohlen: Geschichte des adlichen, freiherrlichen und gräflichen Geschlechts von Krassow. Urkundenbuch. In: Familien-Chronik. Zweiter Theil, Urkunden über Divitz. In Commission von F. Schneider & Comp., Berlin 1853, S. 360–364 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
- Amts-Blatt der Preußischen Regierung zu Stralsund. 1862. In: LR (Hrsg.): Öffentliche Bekanntmachung. Nr. 18. EV, Stralsund 1. Mai 1862, S. 194 (google.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
- Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete. In: Zeitschrift Genealogie. C. A. Starke, 1979, ISSN 0003-9403, S. 371 (google.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
- Georg Christian Friedrich Lisch: Urkunden und Forschungen zur Geschichte des Geschlechts Behr. 1861. In: Familien-Chronik. Erste Abtheilung. Bis zum Jahre 1299, I. Band. In Commission der Stiller`schen Hofbuchhandlung (Didier Otto), Schwerin 1861, S. 67 (google.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
- Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem. 1859. In: Johanniterorden (Hrsg.): MV mit Status der Ritter. Pommern, Nr. 1158. Martin Berendt, Berlin 1859, S. 73–123 (bsb-muenchen.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1901. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). In: "Der Gotha" - Hofkalender. Zweiter Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung, Gadow. Justus Perthes, Gotha 15. November 1900, S. 309–310 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).