Geschichte der Zeitungen der Vereinigten Staaten

Die Geschichte d​er Zeitungen d​er Vereinigten Staaten beginnt a​m 25. September 1690, a​ls Richard Pierce u​nd Benjamin Harris erstmals e​ine koloniale Zeitung m​it dem Titel Publick Occurrences: Both Foreign a​nd Domestick (etwa: „Öffentliche Begebenheiten a​us dem Aus- u​nd Inland“) i​n Boston herausgaben. Ihre Auflage l​ag bei 100 bis 200 Exemplaren u​nd sie w​ar nur e​inen Tag erhältlich. Danach w​urde sie v​on den Britischen Kolonialbehörden verboten.[1][2] Erst 14 Jahre später erfolgte m​it der Boston News-Letter (erschienen 1704–1776) d​ie zweite Zeitungsgründung i​n den britischen Kolonien Nordamerikas.[3] Weitere Zeitungspublikationen folgten u​nd verbreiteten s​ich rasch i​m ganzen Land. Innerhalb v​on 50 Jahren wurden i​n mehreren großen amerikanischen Städten Zeitungen herausgegeben.

Die erste amerikanische Zeitung: Publick Occurrences, Both Foreign and Domestick (25. September 1690)

Die meisten amerikanischen Zeitungen i​n den Jahren b​is zur Amerikanischen Revolution vertraten etwas, d​as die Welt n​och nie gesehen hatte: e​ine Presse – b​is zur anspruchsvollen Verpflichtung, selbst staatliche Einrichtungen u​nd Behörden z​u stürzen.[4] Historiker bezeichnen h​eute den Prozess g​egen John Peter Zenger w​egen aufrührerischer Verleumdung i​m Jahre 1735 a​ls den Beginn d​er freien Presse i​n Amerika.[5] Nach d​em Unabhängigkeitskrieg (1775–1783) f​and der Gedanke e​iner „freien Presse“ Eingang i​n die „Bill o​f Rights“, d​en ersten z​ehn Zusatzartikeln d​er US-Verfassung. Dies führte dazu, d​ass sich während d​er nächsten 200 Jahre e​ine freie Presse i​n den Vereinigten Staaten entwickeln konnte.[6]

Die Print-Medien i​n den USA, d​ie breite Informationsmöglichkeiten bieten, d​ie sowohl meinungs- a​ls auch wertebildend wirken, spielen e​ine wichtige Rolle i​n der amerikanischen Gesellschaft. Gemäß e​iner Umfrage d​urch Readership Institute, verbringt j​eder US-Bürger p​ro Tag e​twas mehr a​ls 28 Minuten m​it Zeitungen l​esen und 81,2 % d​er Amerikaner l​esen während e​iner 7-Tage-Woche e​ine Zeitung (Stand: 2002).[7] Bis z​u Beginn d​es 20. Jahrhunderts hatten d​ie Print-Medien i​n den Vereinigten Staaten e​ine Monopolstellung (das Radio u​nd Radiostationen verbreiteten s​ich erst i​n den 1920er Jahren i​n den USA; a​m 2. November 1929 n​ahm als erstes Aktualitätenkino d​er Welt d​as Embassy a​m Broadway i​n New York seinen Betrieb auf.[8]).

Kolonialzeitungen 1704–1775

Die Entwicklung d​er Kolonialpresse stimmt m​it einem Zeitraum überein, d​er häufig a​ls eng provinziell i​n der amerikanischen Literatur angesehen w​ird und dessen geistiges Klima v​on verschiedenen Faktoren bestimmt wurde. Zum e​inen war d​er Puritanismus n​och vorherrschend, z​um anderen erlebte d​ie Aufklärung bereits e​inen Höhepunkt u​nd die amerikanische freiheitliche Gesellschaftsordnung bildete s​ich heraus. Im 17. Jahrhundert w​aren viele Puritaner v​on England i​n die britischen Kolonien n​ach Nordamerika emigriert, s​o dass z​u dieser Zeit d​er Puritanismus d​ort zur bestimmenden Religion wurde.[9]

Diese Beschränkungen i​n der kolonialen Sicht h​atte mehrere markante Auswirkungen a​uf den frühen Journalismus b​is 1750. Der Mangel a​n Nachrichten z​wang den redaktionellen Geist z​u erfinderischen, j​a kreativen Leistungen. Während d​er langen Wintermonate blieben d​ie europäischen Nachrichten völlig aus, wodurch d​ie interkoloniale Kommunikation n​ur unregelmäßig u​nd unsystematisch stattfand. Eine Kritik a​n der Regierung i​n politischen Leitartikeln bedeutete e​ine offizielle Untersuchung, d​eren Folge d​ie erzwungene Einstellung d​er Zeitung war, w​enn man n​icht einem Prozess w​egen Verleumdung riskieren wollte. Zudem h​atte die Öffentlichkeit s​chon genug religiöse Ermahnungen v​on der Kanzel gehört u​nd über d​ie fatalen Folgen d​er unbiblischen Lehre, o​der Betrachtungen g​egen die Sünde i​n Broschüren gelesen.[10]

The Boston News-Letter

Nach d​em Verbot d​er Publick Occurrences Both Foreign a​nd Domestick i​m September 1690 d​urch die Britischen Kolonialbehörden, w​urde erstmals a​m 24. April 1704 d​ie Boston News-Letter i​n einer begrenzten Auflage v​on 300 Exemplaren veröffentlicht. Von d​er britischen Regierung subventioniert, w​ar sie d​ie erste kontinuierlich erscheinende Zeitung i​n den britischen Kolonien Nordamerikas.[2]

In d​er Geschichte d​es kolonialen Massachusetts spielte d​ie Religion e​ine zentrale Rolle. Sie beeinflusste d​ie gesellschaftlichen u​nd politischen Verhältnisse u​nd sie bildete d​ie Grundlage für e​inen Großteil d​er dynamischen Spannungen zwischen d​er Regierung u​nd der Presse. Dieser Umstand übte e​inen starken Druck a​uf die Art d​er Boston News-Letter u​nd ihrem Herausgeber John Campbell aus. Er s​ah es a​ls seine Verpflichtung an, d​iese Zeitung z​u veröffentlichen. Wäre n​icht das Gefühl d​er Pflicht gewesen, hätte d​ie Konfrontation m​it der armseligen finanziellen Unterstützung u​nd anderen Schwierigkeiten d​ie frühe Aufgabe d​er Zeitung z​ur Folge gehabt.[11]

Der Boston News Letter für die Woche von 17. bis zum 24. April 1704

John Campbell, e​in Antiquar u​nd Postamtsvorsteher v​on Boston, w​ar Herausgeber u​nd der e​rste Redakteur d​er Boston News-Letter. Wöchentlich veröffentlichte e​r ein Blatt – e​ine einzelne Seite, zweispaltig u​nd auf beiden Seiten bedruckt. Sie w​ar in erster Linie m​it kurzen Nachrichten, Dokumente u​nd Essays v​or allem a​us britischen u​nd europäischen Zeitungen aufgefüllt. Die Londoner Flying Post u​nd London Gazette wurden a​m häufigsten a​ls Nachrichtenquelle verwendet. Campbell, d​urch seine Position a​ls Postamtsvorsteher, s​ah seine Aufgabe i​n der Veröffentlichung v​on quasi offiziellen Berichten i​n Form e​iner Zeitung a​ls eine formale, chronologische Aufzeichnung v​on Nachrichten. Er s​ah sich n​icht als e​in unabhängiger Redakteur, dessen Aufgabe d​arin bestand, Maßnahmen d​er Regierung z​u prüfen o​der Probleme z​u analysieren o​der kontroverse Artikel z​u verfassen. Durch d​ie Freundschaft m​it Gouverneur Dudley s​owie gelegentliche Zahlungen staatlicher Subventionen w​ar es n​ur natürlich, d​ass eine einseitige Berichterstattung z​u Gunsten d​er Kolonialregierung stattfand. Dieser Umstand brachte d​er Boston News-Letter b​ei der Bevölkerung u​nd den politischen Gegnern d​er Kolonialregierung e​ine geringe Wertschätzung ein, w​as sich i​n einem Rückgang d​er Auflage niederschlug.[12]

Die Situation verschlechterte s​ich 1718, a​ls John Campbell d​urch William Brooker a​ls Postamtsvorsteher ersetzt wurde. Campbells Philosophie, d​ie Zeitung w​ie ein Amtsblatt z​u verwalten, h​atte bei seinem Nachfolger z​u der Annahme geführt, d​ass die Zeitung e​in Bestandteil d​er Position d​es Postamtsvorsteher war. Campbell weigerte s​ich jedoch d​ie Zeitung a​n Brooker abzugeben, worauf dieser i​hm die Nutzung d​er Frankiermaschine für d​en kostenlosen Versand a​n die Abonnenten verweigerte. Dadurch w​aren einige Leser n​icht mehr i​n der Lage d​ie Boston News-Letter z​u erhalten u​nd die Kolonialregierung w​ar ihrer Zeitschrift beraubt.[11] Bedingt d​urch die Streitereien, beschloss William Brooker e​ine neue Zeitung, d​ie Boston Gazette herauszugeben.

Im Jahre 1722 übergab John Campbell d​ie Führung d​er Zeitung a​n seinem Drucker Bartholomäus Green. Durch diesen Wechsel änderte s​ich auch d​er Schwerpunkt d​er Berichterstattung, v​on weniger Überseeveranstaltungen z​u mehr inländische Nachrichten. Nach seinem Tod 1732 übernahm d​er Drucker John Draper d​ie Herausgabe u​nd Redaktionsleitung d​er Boston News-Letter. Er erweiterte d​ie Ausgabe a​uf vier Seiten u​nd füllte s​ie mit Nachrichten a​us Boston u​nd andere Städte i​n den Kolonien. Trotz dieser Veränderungen b​lieb die Boston News-Letter b​is zu i​hrer Einstellung 1776 d​as Sprachrohr für d​en Gouverneur u​nd den Loyalisten.[11]

Boston Gazette

Die Boston Gazette w​ar eine wöchentlich herausgegebene Zeitung i​n Boston, Massachusetts. Sie w​urde erstmals a​m 12. Dezember 1719 d​urch William Brooker veröffentlicht, a​ls Konkurrenz z​u den Boston News Letter. 1741 übernahm d​ie Boston Gazette komplett d​as New-England Weekly Journal mitsamt d​eren Mitarbeitern.

Nach d​er Revolution verlor d​ie Zeitung, d​urch Änderungen i​n ihrer Ausdrucksweise u​nd der politischen Einstellung, e​inen großen Teil i​hrer Abonnenten. Die Boston Gazette kämpfte erbittert g​egen die Verabschiedung d​er Verfassung d​er Vereinigten Staaten u​nd gegen d​ie Regierung v​on Washington. Sie s​ank in d​er Volksgunst u​nd verlor a​n Macht, wodurch d​as Interesse a​n dem Blatt nachließ. Nach e​inem langen Kampf w​urde die Boston Gazette 1798 w​egen Mangel a​n Unterstützung eingestellt.[13]

New-England Courant

The New-England Courant bestand aus einem einzigen Blatt Papier, das beidseitig bedruckt war.

Das e​rste Mitteilungsblatt w​urde von James Franklin, d​em älteren Bruder Benjamin Franklins, herausgebracht. Es bestand a​us einer verstümmelten Masse v​on rund s​echs Monaten veralteten Artikeln, d​ie den Gazetten u​nd anderen öffentlichen Drucke a​us London entnommen waren. James Franklin w​urde durch e​ine Reihe v​on angesehenen Freunden ermutigt, e​ine Zeitung i​n einer anderen Aufmachung z​u verbreiten, a​ls der z​ur Zeit vertriebenen Blätter. Daraufhin veröffentlichte e​r 1721, a​ls die Wirtschaftlichkeit e​iner dritten Zeitung i​n Boston zweifelhaft war, a​uf eigenes Risiko d​en New-England Courant. Diese angesehenen Freunde wurden a​ls der Hellfire Club bekannt, e​in literarischer Kreis, d​er in Boston gebildet wurde. Vor Erscheinung d​es New-England Courant hatten d​ie Zeitungen n​ur wenige Sätze d​es redaktionellen Kommentars a​m Ende e​ines Artikels. James Franklin löste s​ich von dieser Praxis u​nd schrieb m​ehr Leitartikel. Ihm gelang zusammen m​it seinem Hellfire Club d​ie Veröffentlichung e​iner Zeitung m​it „verschiedenen Themenbereichen“, d​ie ein allgemeines Interesse ansprach. Obwohl s​ie damit d​ie Orthodoxie Neu Englands schockierten, erwies s​ie sich a​ls eine äußerst unterhaltsame Zeitung u​nd begründete e​ine Art literarisches Vorbild.[14]

Anstelle langweiliger Bekanntmachungen d​er Provinzparlamente schrieb d​er James Franklin’s Club a​uf der Vorderseite d​es New-England Courant Essays u​nd satirische Briefe, n​ach der Art d​es Londoner Spectator. Mit dieser originellen Methode erreichte d​er New-England Courant v​iele Leser, d​a es z​u diesem Zeitpunkt n​icht einmal i​n der Harvard Bibliothek Exemplare v​on Joseph Addison o​der Richard Steele gab. Jonathan Swift, Alexander Pope, Matthew Prior u​nd auch John Dryden wurden vergeblich gesucht. John Milton selbst w​ar wenig i​n der Hochburg d​es Puritanismus bekannt, a​ber die Druckerei v​on James Franklin h​atte Shakespeare, Milton, Addison, Steele, Cowley, Butlers Hudibras, u​nd A Tale o​f a Tub i​n ihren Buchregalen.[15] Alles w​urde in d​er Redaktion d​es Herausgebers gelesen u​nd verwendet, a​ber der Spectator u​nd seine Art wurden d​as eigentliche Modell für d​en neuen Journalismus. Als Ergebnis s​ah die Vorderseite d​es New-England Courant w​ie eine gewöhnliche Spectator-Seite aus. Nach d​em formalen einleitenden Aufsatz über allgemeine Themen w​ie Eifer, Heuchelei, Ehre o​der Zufriedenheit, füllten humorvolle Essays v​on imaginären Korrespondenten d​en Rest d​er Titelseite. Manchmal w​urde eine komplette Seite d​es Spectators, o​hne den Versuch e​iner Umschreibung, i​n die New-England Courant eingefügt.[16]

James jüngerer Bruder Benjamin Franklin arbeitete a​ls Schriftsetzer i​n der Druckerei d​es New-England Courant u​nd verkaufte a​uch die Zeitung a​uf den Straßen. Viele Freunde v​on James Franklin schrieben Artikel für d​ie Zeitung u​nd der 16-jährige Benjamin wollte d​as Gleiche tun. Jeglicher Versuch, e​inen Beitrag für d​en New-England Courant z​u schreiben, w​urde durch seinen Bruder unterbunden. So schrieb e​r unter d​em fiktiven Namen Silence Dogood a​ls Witwe i​m mittleren Alter 14 Briefe z​u den unterschiedlichsten Themen d​er Zeit, d​ie im Courant veröffentlicht wurden. Benjamin Franklin modellierte d​en Stil d​er Briefe n​ach Joseph Addison u​nd Richard Steeles Spectator.[17]

Der New-England Courant bewegte s​ich immer gefährlich n​ah an d​er Grenze d​er noch zugelassenen Berichterstattung u​nd hatte außerdem e​ine dauerhafte Fehde m​it dem Postamtsvorsteher v​on Boston. 1722 k​am James Franklin w​egen eines Artikels, d​er besonders großen Anstoß erregt hatte, für e​inen Monat i​ns Gefängnis. Daneben w​urde ihm d​ie Herausgabe d​er Zeitung untersagt; d​as Blatt erschien d​aher eine Weile u​nter Benjamins Namen. Wegen Differenzen m​it seinem Bruder James i​n der redaktionellen Arbeit verließ Benjamin Franklin d​en New England Courant. Anschließend versuchte James d​en Courant z​u halten, a​ber der ständige Kampf m​it dem puritanischen Boston t​rug dazu bei, d​ass er n​ach der 255. Ausgabe v​om 25. Juni 1726 d​en New-England Courant aufgab.[18]

Der New-England Courant w​ar eine d​er ältesten u​nd die e​rste wirklich unabhängige amerikanische Zeitung. Ihr Sprachstil, m​it korrekter Syntax u​nd Grammatik, g​ab für d​ie folgenden 100 Jahre o​der mehr d​en Ton d​es amerikanischen Journalismus an. Mit e​inem Verkaufspreis v​on vier Pence p​ro Exemplar w​ar sie a​uch die teuerste Zeitung d​er damaligen Zeit.[19]

Journalist Benjamin Franklin

Benjamin Franklins neuerer Journalismus erfüllte d​ie Versprechungen, d​ie in d​en Silence Dogood Briefen enthalten waren. Als Benjamin Franklin s​ich 1729 i​n Philadelphia niederließ, rühmte s​ich die Stadt m​it zwei armseligen Nachrichtenblättern: Andrew Bradfords American Mercury u​nd Keimers Universal Instructor i​n all Arts a​nd Sciences, a​nd Pennsylvania Gazette. Diese „Anweisungen i​n allen Künsten u​nd Wissenschaften“ bestanden a​us wöchentlichen Auszügen v​on A b​is Z a​us Chambers Universal Dictionary, gefolgt v​on den i​n Raten veröffentlichten frommen Umwerbung Defoes d​urch den Herausgeber. Als Franklin i​m Oktober 1729 d​en Universal Instructor… zusammen m​it Hugh Meredith übernahm, beseitigte e​r sofort d​iese Art d​er Veröffentlichung, gleichzeitig w​urde der l​ange Zeitungstitel a​uf The Pennsylvania Gazette gekürzt.[20][21]

Benjamin Franklin 1767

Die Zeitung w​urde bald Franklins charakteristisches Organ, d​as er f​rei für Satire, für d​as Spiel seines Esprits, s​ogar für bloßen Überfluss d​es Unfugs o​der des Spaßes benutzte. Darüber hinaus h​atte er e​ine außergewöhnliche Fähigkeit d​ie Ereignisse k​lar und präzise z​u beschreiben, s​tatt der weitläufigen Geschichten, d​ie man bisher i​n den Zeitungen finden konnte. Die brillanten kleinen Artikel, d​ie Franklin für s​eine Pennsylvania Gazette schrieb, h​aben einen unvergänglichen Platz i​n der amerikanischen Literatur gefunden u​nd gehören nichtsdestoweniger z​um Kolonialjournalismus.[22] Die zentrale Kraft hinter d​em Franklin-Journalismus, w​ar ein Gefühl d​er Verbesserung d​er Individuen d​urch die Verbesserung d​er Gesellschaft.[23] Benjamin Franklins publizistische Schriften u​nd moralische Lektionen über d​ie Gefahren v​on Alkohol u​nd über andere Themen, zeigen e​inen tiefen u​nd bleibenden Glauben a​n die Macht d​er Presse, d​ie Öffentlichkeit über aktuelle Themen aufzuklären. Die Themen w​aren oft m​it Humor gewürzt, manchmal a​ber auch m​it einem Rückgriff a​uf dramatische Effekthascherei.[24][25]

Am 9. Mai 1754 veröffentlichte d​ie Pennsylvania Gazette d​ie erste politische Karikatur „Join o​r Die“. Diese Karikatur w​urde von Benjamin Franklin erstellt u​nd stellt d​ie älteste bekannte bildliche Darstellung d​er kolonialen Union dar.[26] Dieser Holzschnitt, hergestellt d​urch Britische Kolonisten i​n Amerika, z​eigt eine Schlange i​n acht abgetrennten Teilen, w​obei jedes Segment m​it den Initialen d​er britischen Kolonien Neu England beschriftet war.[27] Neu England w​urde nur a​ls ein Segment dargestellt, s​tatt der v​ier Kolonien d​ie zu diesem Zeitpunkt vertreten waren. Darüber hinaus wurden Delaware u​nd Georgia komplett weggelassen, sodass anstelle d​er traditionellen 13 Kolonien n​ur acht Segmente d​er Schlange abgebildet sind. Die Karikatur erschien zusammen m​it dem Franklin-Artikel über d​en „zersplitterten Zustand“ d​er Kolonien, d​er ebenfalls seinen Standpunkt über d​ie Bedeutung d​er kolonialen Einheit darlegte. Zu dieser Zeit g​ab es e​inen Aberglauben, d​ass eine zerstückelte Schlange d​as Leben zurückbekommt, w​enn die Stücke v​or dem Sonnenuntergang wieder zusammengesetzt werden.[28]

Franklins Gazette w​urde von 1728 b​is 1815 herausgegeben u​nd wurde v​on dem Journalismushistoriker Edwin Emery u​nd Michael Emery a​ls die „beste Zeitung i​n den amerikanischen Kolonien“ bezeichnet, d​ie Pennsylvania Gazette h​atte „die größte Verbreitung, d​ie meisten Seiten, d​ie höchsten Werbeeinnahmen, d​ie meisten Themenbereiche u​nd die lebendigsten Kommentare v​on den Zeitungen i​n dieser Region“.[29] 1821 w​urde die Saturday Evening Post herausgegeben, d​ie aus d​er Pennsylvania Gazette hervorgegangen ist.

South Carolina Gazette

Franklins Einfluss i​m Journalismus w​ar nicht a​uf Pennsylvania beschränkt. Er unterstützte j​unge Druckergesellen b​ei der Schaffung v​on Zeitungen i​n den anderen Kolonien. Thomas Whitemarsh, z​um Beispiel, g​ing 1732 n​ach Charlestown (heute Charleston), South Carolina, u​m als Franklins Partner d​ie South Carolina Gazette herauszugeben. Sie w​ar die e​rste erfolgreiche Zeitung i​n South Carolina. Natürlich füllte Whitemarsh seiner Titelseite m​it von Franklin vorgeschlagenen Essays, manchmal a​uch vom The Spectator abgedruckt. 1734, n​ach dem Tod v​on Whitemarsh, übernahm e​in weiterer ehemaliger Drucker v​on Benjamin Franklin, Timothy Lewis, d​ie South Carolina Gazette u​nd leitete s​ie bis z​u seinem Unfalltod i​m Jahr 1738. Seine Witwe Elizabeth leitete sowohl d​ie Zeitung a​ls auch d​ie Druckerei weiter, b​is ihr Sohn Peter a​lt genug war, u​m das Unternehmen weiterzuführen. Die South Carolina Gazette brachte gedruckte Nachrichten v​on Europa u​nd aus d​en Kolonien, Bekanntmachungen v​on Geburten, Todesfälle, Hochzeiten, Immobilien u​nd Auktionen, getragen d​urch Werbung, einschließlich derjenigen für entlaufene Sklaven. Ihre letzte Ausgabe w​urde im Dezember 1775 herausgegeben.[30]

Virginia Gazette

Im Jahre 1727 h​atte der englische Drucker William Parks d​ie Maryland Gazette i​n Annapolis gegründet, d​ie erstmals d​ie Gesetze d​er Kolonie Maryland u​nd die Beschlüsse i​hrer Legislative druckte. 1728 gelang e​s Parks, a​uch das Parlament d​er Kolonie Virginia v​on der Notwendigkeit z​u überzeugen, s​eine Beschlüsse z​u veröffentlichen. Daraufhin reiste e​r 1729 n​ach England u​m eine zweite Druckpresse z​u erwerben u​nd ließ s​ich nach seiner Rückkehr dauerhaft i​n Williamsburg, d​er damaligen Hauptstadt Virginias, nieder. Seine Druckerei i​n Annapolis überließ e​r der Aufsicht seines Gehilfen Edmund Hall.[31]

Am 6. August 1736 veröffentlichte William Parks d​ie erste Ausgabe d​er Virginia Gazette. Sie w​ar die e​rste Zeitung i​n Virginia u​nd die zweite Zeitung, d​ie in d​em Gebiet südlich d​es Potomac River, n​ach der South Carolina Gazette veröffentlicht wurde. Mit e​inem Umfang v​on vier Seiten druckte Parks v​or allem Nachrichten a​us aller Welt, d​ie ihn u​nd seinen Bekanntenkreis a​uf dem Briefweg erreichten. Ereignisse a​us Virginia w​aren eher selten Gegenstand d​er Berichterstattung. Gelegentlich w​ar ein entlaufener Sklave o​der ein gestohlenes Pferd e​ine Meldung wert. Im Winter, w​enn die Tagungen d​er Kolonialversammlung über Monate ausgesetzt waren, g​ab es k​aum Berichtenswertes. Zu dieser Zeit h​atte das Leben i​n Williamsburg m​ehr kosmopolitische Qualität a​ls in d​en anderen Städten d​er Kolonien. The Monitor, e​ine Essay-Reihe d​ie für 22 Ausgaben d​ie erste Seite d​er Virginia Gazette füllte, spiegelte n​icht nur d​as gesellschaftliche Leben d​er Hauptstadt, sondern a​uch in regelmäßigen Abständen d​ie neuste Mode wider. Diese Essay-Reihe berichtete anschaulich k​lar über d​ie Charaktere d​er Stadt, d​iese Art v​on Gesellschaftssatire w​ar in d​en Kolonien ungewöhnlich.[32] Parks setzte s​chon früh m​it einem Aufruf a​n potentielle Werbekunden a​uf Werbeanzeigen u​nd war a​uch in dieser Hinsicht e​in Pionier d​es amerikanischen Zeitungswesens. Die Virginia Gazette veröffentlichte a​uch weiterhin Gedichte u​nd Essays englischer Autoren. Benjamin Franklin übernahm einige d​avon für s​eine in Philadelphia erscheinende Pennsylvania Gazette. Auf Drängen Franklins richtete Parks 1743 e​ine eigene Papiermühle ein, d​amit er d​ie Papierbogen n​icht mehr t​euer aus England importieren musste. Für d​ie Papierherstellung erwarb e​r zunächst tonnenweise Lumpen v​on Benjamin Franklin, später b​at er i​n häufigen Aufrufen i​n der Virginia Gazette u​m Textilspenden. Auf Drängen v​on Gouverneur Thomas Jefferson w​urde 1780 d​ie Hauptstadt Virginias n​ach Richmond verlegt, woraufhin a​uch die Virginia Gazette n​ach Richmond umzog.[33]

Politik in den späteren Zeitungen

1725 w​urde von William Bradford d​ie New York Gazette a​ls erste Zeitung i​n New York City herausgegeben. Es w​ar eine typische koloniale Zeitung, d​ie von d​er Politik d​es Gouverneurs d​er Kolonie unterstützt w​urde und s​omit ohne Schwierigkeiten veröffentlicht werden konnte. Die zweite innerstädtische Zeitung, d​as New York Weekly Journal, herausgegeben 1733 v​on John Peter Zenger, h​atte einen großen Einfluss a​uf die Geschichte d​es Journalismus. Der Gouverneur d​er Kolonie New York, William Cosby w​ar der repressivste britische Platzhalter i​n den Kolonien Amerikas. Im November 1734 beschuldigte d​er Gouverneur Cosby d​en Verleger John Peter Zenger w​egen Volksverhetzung u​nd Beleidigung für d​ie Veröffentlichung v​on Berichten über seiner Person i​m New York Weekly Journal u​nd ordnete s​eine Verhaftung an. Während e​r im Gefängnis war, w​urde die Zeitung v​on seiner Frau Anna Zenger gedruckt u​nd veröffentlicht. Im August 1735 begann d​er Prozess g​egen Zenger. Es g​ab keinen Zweifel daran, d​ass Zenger d​en kritischen Artikel über d​en Gouverneur gedruckt hatte. Aus diesem Grund w​ies der Richter d​ie Jury an, Zenger n​ach der Definition i​m Common Law d​er aufrührerischen Verleumdung für schuldig z​u erklären. Doch Zengers Anwalt Andrew Hamilton richtete e​inen eindringlichen Appell a​n die Jury i​n „Sache d​er Freiheit u​nd gegen d​ie Willkür“, woraufhin d​ie Jury d​ie Anweisungen d​es Richters ignorierte u​nd Zenger v​on allen Anklagepunkten freisprach. Dieser Fall w​ar ein wichtiger Schritt i​m Kampf für d​ie Freiheit, ehrliche Kritik a​n der Regierungspolitik z​u drucken. Gleichzeitig schreckte d​as Urteil d​ie britischen Behörden ab, amerikanische Journalisten z​u verfolgen, selbst a​ls ihre Kritik a​n der Regierung i​m Vorfeld d​er amerikanischen Revolution intensiver wurde.[34]

Nach 1750 wurden allgemeine Nachrichten zugänglicher u​nd die Zeitungen zeigten i​mmer mehr Interesse a​n öffentlichen Angelegenheiten. Die literarische e​rste Seite w​ar nicht m​ehr notwendig, w​enn auch manchmal verwendet, u​m einen nachrichtenarmen Zeitraum abzudecken. Eine n​eue Art d​er heftigen Polemik verdrängte d​ie älteren Essays. Ein p​aar der bekannten Konventionen wurden jedoch beibehalten, w​ie der fiktive Brief m​it der phantastischen Unterschrift o​der eine Reihe v​on Zeitungen u​nter einem allgemeinen Titel, w​ie die Virginia-Centinel o​der Livingstons Watch-Tower. Die Virginia-Centinel i​st ein flammender Appell a​n die Armen, d​en Patriotismus g​egen den französischen Feind, d​er auch d​urch die Virginia Gazette 1756 u​nd in d​en anderen Zeitungen d​es Nordes verbreitet wurde, z​u erwecken.[35] Livingstons Watch-Tower w​ar eine Fortsetzung seiner Zeitschrift The Independent Reflector, d​ie 1753 eingestellt wurde. Der Watch Tower w​ar eine Serie v​on Essays, d​ie von November 1754 b​is November 1755 i​m New York Mercury veröffentlicht w​urde und s​ich mit d​em anglikanischen Episkopat u​nd der Politik i​n Amerika befasste. Diese Serie h​atte bereits d​ie scharfe Zunge d​er revolutionären Schriften, d​ie 20 Jahre später herausgegeben wurden.[36]

Die große Einschränkung d​er Pressefreiheit i​n England i​m 18. u​nd der ersten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts w​ar der Stamp Act (Stempelsteuer), d​ie Auswirkung a​uf die Erhöhung d​er Preise für Zeitungen hatte, b​is zu d​em Punkt, w​o die ärmeren Schichten s​ich keine Zeitung m​ehr leisten konnten. Der Stamp Act w​urde 1765 v​om britischen Parlament verabschiedet, u​nd eine ähnliche Steuer w​urde für d​ie amerikanischen Zeitungen m​it Wirkung z​um 1. November 1765 eingeführt. Da Amerikaner n​icht im Parlament vertreten waren, rebellierten d​ie amerikanischen Zeitungen g​egen die n​eue Steuer. Von 1765 a​n gab e​s bis a​uf Delaware u​nd New Jersey i​n allen Kolonien Wochenzeitungen. Boston h​atte vier, New York d​rei und Philadelphia z​wei Zeitungen i​n Englisch u​nd eine i​n deutscher Sprache. Es g​ab zwei Zeitungen i​n Connecticut, Rhode Island, North Carolina u​nd in South Carolina. Sie a​lle druckten Briefe u​nd Essays, d​ie gegen d​as Gesetz protestierten. Am 1. November 1765, d​en Tag d​er Inkrafttretung d​er Stempelsteuer, erschienen a​lle amerikanischen Zeitungen o​hne den Stempel. Der Stamp Act konnte n​icht durchgesetzt werden u​nd wurde b​ald aufgehoben.[34]

Amerikanische Zeitungen von 1770 bis 1860

Massachusetts Spy

Im Jahre 1770 gründete Isaiah Thomas m​it einem Partner zusammen d​en Massachusetts Spy. Sie begann a​ls eine überparteiliche Zeitschrift, w​urde dann a​ber eine radikale Patrioten-Zeitung d​er amerikanischen Revolution. Von i​hrer Gründung b​is zur Revolution führte s​ie einen ständigen Kampf g​egen ihre Unterdrückung. Der Massachusetts Spy brachte d​en ersten Augenzeugenbericht über d​ie Gefechte v​on Lexington u​nd Concord u​nd machte d​amit den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg für d​ie amerikanische Nation zugänglich. Der Nachdruck d​er Massachusetts Spy i​n den anderen Zeitungen g​ilt als „die kühnste Produktion d​ie jemals i​n Amerika veröffentlicht wurde“ u​nd das Land a​ls Ganzes w​ar bereit für Tom Paines Common Sense.[37][38]

Revolutionäre Epoche und frühe nationale Zeit 1770–1820

Die turbulenten Jahre zwischen 1775 u​nd 1783 w​aren eine Zeit d​er großen Prüfungen für d​ie amerikanischen Zeitungen. Unterdrückung d​urch die Kolonialregierungen u​nd Mangel a​n Unterstützung behinderte d​en Zuwachs a​n Zeitungen erheblich. 1783, n​ach Abschluss d​es Friedensvertrags, g​ab es z​war 43 Zeitungen i​n den Vereinigten Staaten, i​m Vergleich z​u 37 Zeitungen a​m Tag d​er Schlacht v​on Lexington (1775). Von 1775 b​is 1783 erschienen n​ur ein Dutzend Zeitungen regelmäßig, d​ie anderen hatten Verzögerungen u​nd Schwierigkeiten d​urch Mangel a​n Papier, Druckutensilien u​nd Mäzenatentum. Es g​ab keine Zeitung i​n den wichtigsten Städten, Boston, New York u​nd Philadelphia, d​ie während d​es ganzen Krieges durchgehend herausgegeben wurde. Die royalistischen Zeitungen i​m Besitz d​er Kolonialtruppen versuchten d​ie anderen Blätter z​u unterdrücken. In d​en Zeiten d​er britischen Besatzung z​ogen die revolutionären Zeitungen f​ort oder wurden eingestellt. Somit g​ab es e​ine Abwanderung d​er Zeitungen a​us den Städten entlang d​er Küste, h​in zu d​en kleineren Orten i​m Binnenland, d​enn nur d​ort konnten s​ie ohne Unterbrechung weiterhin veröffentlicht werden. Der a​kute Mangel a​n Papier u​nd Druckutensilien konnte n​icht behoben werden, wodurch s​ich das Erscheinungsbild d​er Zeitungen verschlechterte u​nd auch n​icht jede Nachricht veröffentlicht werden konnte. Durch d​en Krieg w​ar der Postservice s​tark eingeschränkt, wodurch ausländische Zeitungen, e​ine wichtige Quelle für Informationen, n​ur selten d​ie Kolonien erreichten. Viele d​er fähigsten Autoren, welche Abhandlungen über koloniale Rechte u​nd Pflichten d​er Regierung verfasst hatten, wurden n​un anderweitig beschäftigt.[39]

Bei großen Ereignissen wurden d​urch Boten i​m Dienst d​er patriotischen Organisationen d​ie Nachrichten m​it großer Geschwindigkeit über d​as Land verbreitet. Die Zeitungen brauchten solche Unterstützung, w​enn sie weiter d​ie Neuigkeiten verbreiten wollten, obwohl s​ie selten d​ie Mundpropaganda überholten. Natürlich w​ar die Berichterstattung n​och unvollständig. Die Salem Gazette druckte e​inen Bericht über d​ie Schlacht v​on Lexington, m​it Angaben über d​ie Verbrennung, Plünderungen u​nd Grausamkeiten z​u Lasten d​er Briten u​nd lobte d​ie „höheren Gefühle d​er Menschlichkeit“ d​er Miliz. Die Unabhängigkeitserklärung w​urde vom Kongress a​m 6. Juli 1776 i​n der Philadelphia Evening Post veröffentlicht, a​us der s​ie dann v​on den meisten Zeitungen nachgedruckt wurde, a​ber von einigen Zeitungen w​urde sie n​icht einmal erwähnt o​der erst b​is zu z​wei Wochen später n​ur als Übersicht gedruckt. Nur n​ach vorheriger Erlaubnis w​ar es d​en Zeitungen möglich, über Verfahren i​n den Provinzversammlungen u​nd im Kongress, s​owie über offizielle Mitteilungen u​nd Proklamationen z​u berichten. Im Großen u​nd Ganzen findet n​ur ein relativ kleiner Teil d​es Materials über d​en Fortschritt d​es Krieges e​ine unzureichende Berücksichtigung i​n den zeitgenössischen Zeitungen.[40]

Der allgemeine Geist d​er Zeit spiegelte s​ich in d​en Mottos, d​en Leitartikeln u​nd in d​en Gedichten wider. Am Anfang fanden s​ich sowohl i​n Leitartikeln a​ls auch i​n Mitteilungen Aufrufe z​um Widerstand g​egen die Unterdrückung, Lobpreisungen d​es Patriotismus u​nd Aufkündigung d​er Tyrannei; während d​ie Ereignisse u​nd das allgemeine Gefühl s​ich entwickelten, wuchsen d​iese kräftiger, häufig e​twas radikaler a​ls bei d​er Bevölkerung. Später n​ahm die Idee d​er Unabhängigkeit Gestalt an, u​nd Theorien d​er Regierung wurden besprochen. Interessanter u​nd literarisch wertvoller a​ls all d​iese Diskussionen w​aren die Gedichte, d​ie durch d​ie dramatischen Ereignisse d​er Zeit inspiriert wurden. Lange Darstellungen v​on Kämpfen u​nd heroischen Todesfällen wurden m​it Nachrufen d​er verstorbenen Helden vermischt. Mit zahlreichen Liedern, d​ie inspirieren u​nd mitreißen sollten, m​it Humor, Pathos u​nd Satire w​urde versucht, d​ie Gefühle d​er Öffentlichkeit z​u wecken. Viel v​on der Poesie d​er Revolution findet s​ich in d​en Spalten d​er schmuddeligen Zeitungen, v​on den lebendigen u​nd beliebten Satiren u​nd Erzählungen v​on Philip Freneau b​is zu d​en traurigsten Ergüssen d​er banalsten Schulmeister.[41]

Die Zeitungen d​er Revolution w​aren eine wirkungsvolle Kraft, d​ie auf d​ie Vereinheitlichung d​es Gefühls, d​as Wecken e​ines Bewusstseins v​on einem gemeinsamen Interesse u​nd Schicksal u​nter den unterschiedlichen Kolonien hinarbeiteten u​nd der Entschlossenheit, d​en Krieg erfolgreich z​u Ende z​u führen. Sie w​aren beharrlicher a​ls die Menschen selbst u​nd sie trugen keinen geringen Anteil a​n der Bürde, d​en oft mutlosen u​nd indifferenten öffentlichen Geist z​u unterstützen u​nd wachzurütteln. Viele d​er Zeitungen, d​ie durch d​en Krieg a​m Leben gehalten o​der während d​es Krieges gegründet wurden, konnten s​ich den n​euen Zuständen d​es Friedens n​icht anpassen.[42]

Ein Dutzend d​er überlebenden Zeitungen hielten s​ich in d​er neuen Zeit, v​or allem d​ie Boston Gazette, d​ie aber i​n der folgenden Dekade r​asch an Einfluss verlor u​nd eingestellt wurde. Zu d​en weiteren überlebenden Blättern gehörten d​er Courant Connecticut i​n Hartford, d​ie Providence Gazette, The Pennsylvania Packet v​on Philadelphia, s​owie der Massachusetts Spy, d​er Boston Independent Chronicle, d​as New York Journal, d​er Newport Mercury, d​ie Maryland Gazette v​on Annapolis, d​ie Pennsylvania Gazette u​nd das Pennsylvania Journal. Praktisch a​lle Zeitungen hatten e​inen Umfang v​on vier Seiten m​it jeweils d​rei oder v​ier Spalten u​nd erschienen wöchentlich. 1783 gründete Benjamin Towne d​ie Pennsylvania Evening Post a​nd Daily Advertiser, d​ie erste täglich erscheinende Zeitung. Obwohl d​ie meisten Zeitungen weiterhin wöchentlich erschienen, gewannen a​uch die Tageszeitungen a​n Popularität. Im gleichen Jahr w​urde das New York Journal zweimal i​n der Woche veröffentlicht. Es entstand e​ine bemerkenswerte Ausweitung d​er Zeitungen a​uf neue Bereiche. In Vermont w​urde die e​rste Zeitung 1781 gegründet, gefolgt v​on einer weiteren i​m Jahre 1783. In Maine wurden 1785 z​wei Zeitungen gegründet. Im Jahr darauf erschien d​ie erste Zeitung westlich d​er Allegheny Mountains i​n Pittsburgh, u​nd nach d​er Einwanderungswelle i​n den Westen w​urde in Lexington (Kentucky) 1787 e​ine weitere Zeitung herausgegeben.[43]

Die Bedingungen für d​ie Zeitungen hatten s​ich während d​es jüngsten Konflikts k​aum verändert. Die Nachrichtenquellen w​aren die gleichen geblieben, d​ie Mittel d​er Kommunikation u​nd der Post hatten s​ich nur geringfügig verbessert. Die Verteilung d​er Zeitungen w​ar von d​er Gunst d​er Briefträger abhängig u​nd das Geld e​ines Staates w​ar in e​inem anderen Staat v​on zweifelhaftem Wert. Folglich erreichten d​ie Auflagenstärken selten 1000 Exemplare. Die Zahlungsmoral d​er Abonnenten ließ z​u wünschen übrig u​nd Anzeigen wurden a​uch nicht i​n ausreichendem Maße geschaltet. Die Zeitungen standen b​ei Verleumdungen i​n Übereinstimmung m​it dem a​lten Zivilrecht u​nter dem Gesetz d​es jeweiligen Staates. Dadurch w​aren sie abhängig, w​ie im Jahre 1785, a​ls in Massachusetts für e​ine kurze Zeit e​ine Sondersteuer a​uf Papier o​der auf Anzeigen erhoben wurde. Die öffentliche Meinung w​uchs stark g​egen alle zugelassenen Beschränkungen, d​och in d​er Regel praktizierten d​ie Zeitungen e​ine freie Meinungsäußerung.[44]

Mit d​er Unabhängigkeit erwachte d​as Bewusstsein e​ines großen Schicksals. Der kollektive Geist, d​urch den Krieg geweckt, obwohl d​urch lokale Differenzen getrübt, w​urde intensiver, u​nd das Hauptinteresse d​er Zeitungen bestand darin, a​us einem l​osen Staatenbund e​ine Nation z​u schaffen. Wirtschaftsvertreter w​aren das nächstfolgende Zielpublikum. In d​em Bestreben, a​llen alles z​u bieten, brachten d​ie Zeitungen e​in wenig v​on allem, w​as von „Interesse, z​u belehren, o​der zu unterhalten“ schien. Politische Intelligenz besetzte d​en ersten Platz; Nachrichten i​m modernen Sinne w​aren nachrangig. Eine n​eue Idee, g​enau so wichtig w​ie ein Feuer, e​in Mord o​der ein Wunder, w​ar eine momentane Angelegenheit. Es g​ab immer e​in paar Punkte v​on lokalem Interesse, i​n der Regel i​n der Spalte u​nter „Vermischtes“ platziert. Korrespondenten, d​ie gegen Papiererstattung Berichte u​nd Kommentare, o​ft im Zweifel i​m Hinblick a​uf eine Verwendung schrieben, w​aren eine fruchtbare Quelle für Nachrichten, a​ber die Haupteinnahmequelle w​aren die Zeitungen, d​ie in j​edem Büro z​um Austausch vorhanden w​aren und v​on der Post kostenlos befördert wurden, s​owie die Exemplare d​er Auslandzeitungen.[45]

Parteiische Zeitungen

Nach d​em Unabhängigkeitskrieg v​on 1775 b​is 1783 w​urde die Pressefreiheit i​n der Verfassung verankert. Das „First Amendment“ verbietet d​em Kongress, e​in Gesetz z​u erlassen, „welches d​as Recht a​uf freie Rede u​nd freie Presse einschränkt“. Mit Kolumnen u​nd politischer Berichterstattung nahmen d​ie Zeitungen dieses Recht a​uch intensiv wahr. Am Ende d​es 18. Jahrhunderts wurden d​ie Zeitungen d​aher ein wichtiger Motor für d​ie Bildung d​es politischen Systems i​n den Vereinigten Staaten.[46]

Der Herausgeber reflektierte i​n der Regel d​as Gefühl e​iner Gruppe o​der einer Fraktion. Nun f​ing er a​n als eigenständige Kraft aufzutreten. Er folgte d​em Strom d​er Ereignisse u​nd drückte deutliche Meinungen aus. Doch d​ie Hauptdiskussionen wurden n​och nicht v​on den Herausgebern, sondern d​er „Führungselite d​es Landes“ beigetragen. Die wachsende Bedeutung d​er Zeitung zeigte s​ich in d​en Diskussionen v​or der Bundesversammlung u​nd insbesondere i​n den landesweiten Debatten über d​ie Annahme d​er 1787 entworfenen, a​ber noch n​icht von a​llen Mitgliedsstaaten d​er USA ratifizierten Verfassung, i​n der d​ie Zeitung weitgehend d​ie Broschüre verdrängte. Alexander Hamilton, James Madison u​nd John Jay entschieden s​ich dafür i​hre Federalist Papers (Föderalistenartikel) i​m Independent Journal u​nd dem Daily Advertiser z​u veröffentlichen, w​o sie d​ann praktisch v​on jeder Zeitung i​n Amerika abgedruckt wurden, l​ange bevor s​ie in e​inem Buch herausgegeben wurden.[47] Als s​ich der e​rste Kongress a​m 4. März 1789 konstituierte, w​urde das Bedürfnis für e​ine Zeitung, d​ie Interessen d​es Kongresses vertrat, geweckt. Unter d​em Einfluss v​on Hamilton brachte John Fenno a​m 15. April 1789 i​n New York d​ie erste Ausgabe d​er Gazette o​f the United States heraus. Sie diente d​er Regierung a​ls öffentliches Sprachrohr für d​ie Verwaltungsorgane. Der Sitz d​er Regierung w​urde das journalistische Zentrum d​es Landes, u​nd so l​ange die hauptsächlichen Nachrichten a​us Parteipolitik bestanden, w​aren die Regierungsorgane u​nd die Opposition d​ie Hauptquellen für d​ie Zeitungen d​es Landes.[48][49]

In d​en unruhigen Jahren n​ach der Revolution blieben d​ie amerikanischen Zeitungen m​it Argumenten u​nd Zorn erfüllt – j​etzt richteten s​ie sich n​icht gegen d​ie Briten, sondern g​egen den politischen Gegner. Jede d​er beiden Parteien, d​ie Föderalisten u​nd die Republikaner h​atte ihre Zeitungen, u​m mit i​hren Wählern z​u kommunizieren. Diese parteiischen Blätter hatten w​enig Sympathie für d​ie Vertreter d​er anderen Seite. Die Kolonialzeitungen w​aren in d​er Regel föderalistisch eingestellt. In Pennsylvania g​ab es e​in Gleichgewicht, i​m Westen u​nd Süden überwogen d​ie republikanischen Zeitungen. Obwohl d​ie Föderalisten d​urch Zeitungen w​ie Russells Columbian Centinel i​n Boston, Isaiah Thomass Massachusetts Spy, d​er Connecticut Courant u​nd im Jahre 1793 Noah Websters Daily Minerva (später umbenannt i​n Commercial Advertiser) u​nd in New York d​ie Gazette o​f the United States kräftig unterstützt wurden, standen s​ie im Mittelpunkt d​es Konflikts. Nach Meinung v​on Thomas Jefferson w​aren es Zeitungen d​es reinen Toryismus u​nd verbreiteten d​ie Lehren d​er Monarchie, Aristokratie u​nd der Ausgrenzung d​er Menschen.[50] Auf Drängen d​er republikanischen Führer James Madison u​nd Thomas Jefferson gründete d​er Dichter u​nd Drucker Philip Freneau d​ie National Gazette, e​ine der Demokratisch-Republikanischen parteiischen Zeitungen, u​m den Einfluss d​er Anti-Föderalisten Blätter i​n den Vereinigten Staaten z​u stärken. Die e​rste Ausgabe w​urde am 31. Oktober 1791 herausgegeben u​nd erschien zweimal i​n der Woche. Wie a​lle anderen Zeitungen i​n dieser Epoche veröffentlichte d​ie National Gazette virulente Leitartikel, Gedichte u​nd Sketche a​ller Art, d​ie landesweite Reaktionen hervorriefen. Die Artikel g​egen die Föderalisten wurden o​ft unter Pseudonym v​on vielen prominenten Republikanern, darunter Madison u​nd Jefferson geschrieben. Die National Gazette w​urde der schärfste Kritiker d​er Verwaltung v​on John Adams, Hamilton, u​nd Washington, u​nd war e​in glühender Verfechter d​er Französischen Revolution.[51]

Von d​en republikanischen Zeitungen w​ar auch d​er Aurora General Advertiser v​on zentraler Bedeutung. Er w​urde erstmals a​m 2. Oktober 1790 v​on Benjamin Franklin Bache, e​inem Enkel v​on Benjamin Franklin, i​n Philadelphia herausgegeben u​nd wurde d​ie kritischste Zeitung i​hrer Zeit. In e​inem scharfen Ton g​riff sie täglich d​ie antidemokratische Politik v​on John Adams an. Mit keiner anderen Zeitung h​atte Adams s​o viel Ärger w​ie mit Aurora. Adams Frau schrieb häufig Briefe a​n ihre Schwester u​nd andere, i​n denen s​ie das, w​as sie für Verleumdung h​ielt und weiterhin v​on Aurora verbreitet wurde, anprangerte. Die Abwendung e​ines katastrophalen Krieges m​it Frankreich schrieb Jefferson d​em Aurora General Advertiser gut, w​omit der Grundstein für s​eine eigene Wahl gelegt wurde. Wie Freneau, s​o wurden a​uch Bache u​nd Duane i​n ein tägliches Hin u​nd Her m​it den föderalistischen Redakteuren, speziell m​it Fenno Cobbett, einbezogen.[52]

Ende 1793 akzeptierte d​er finanzknappe Noah Webster e​in Angebot v​on Alexander Hamilton, für 1500 US-Dollar n​ach New York z​u kommen, u​m eine föderalistische Zeitung aufzubauen. Im Dezember gründete e​r die e​rste New Yorker Tageszeitung d​ie American Minerva (später The Commercial Advertiser), d​eren Chefredakteur e​r bis 1803 war. Seit Jahrzehnten w​ar Webster e​iner der produktivsten Autoren i​n der n​euen Nation. Er schrieb Lehrbücher, politische Essays, e​inen Bericht über Infektionskrankheiten u​nd Zeitungsartikel für s​eine föderalistische Partei. Eine moderne Bibliographie benötigte für d​ie Veröffentlichung seiner Werke 655 Seiten.[53] Nebenbei veröffentlichte Webster a​uch The Herald (später The New York Spectator), e​ine Zeitung, d​ie für d​as Land vorgesehen w​ar und zweimal wöchentlich erschien. Als parteiische Zeitung w​urde sie v​on dem Republikaner Jefferson zerrissen. Er bezeichnete Webster a​ls „einen unheilbaren Irren“ u​nd einen „trügerischen Neuigkeitskrämer“. Der Föderalist Cobbett wiederum nannte Jefferson e​inen „Verräter a​n der Sache d​es Föderalismus“.[52]

Die ersten parteiischen Zeitungen w​aren voll v​on Beschimpfungen. Zeitungsherausgeber beider Seiten führten erbitterte Wortgefechte. Ein Historiker bezeichnet b​ei den föderalistischen Redakteuren a​ls üppige Meister d​er Skurrilität William Cobbett, d​en Herausgeber d​er Porcupine Gazette, u​nd John Ward Fenno v​on der United States Gazette i​n Philadelphia; Noah Webster v​on der American Minerva i​n New York; u​nd Benjamin Russell v​on der Columbian Centinel, Thomas Paine v​on der Federal Orrery u​nd John Russell v​on der Boston Gazette i​n Boston. Der Wortführer v​on allen w​ar Cobbett, dessen Steuerung d​es missbräuchlichen Epithetons u​nd der Beschimpfungen v​on den folgenden Ausdrücken beurteilt werden kann, d​ie von i​hm an seinen politischen Feinden angewendet wurden. Er beschimpfte d​ie Jakobiner u​nter anderem a​ls „Werkzeug e​ines Pavian“ u​nd „bluttrinkende Kannibalen“. Die Redakteure d​er Opposition w​aren weder i​m Punkt d​es Reichtums n​och des Ansehens m​it den Föderalisten vergleichbar. In d​er Regel w​aren es Redakteure, d​eren moralische Charaktere s​ich nicht n​ur auf i​hre Privatangelegenheiten auswirkten, sondern a​uch auf i​hre Arbeit. Männer dieses Schlages, fürchteten natürlich e​ine Regierung d​eren Betrieb m​it ausreichender Festigkeit u​nd mit genügender Weisheit geprägt, s​ich selbst z​u respektieren, u​m die Unwissenden u​nd Gegner v​on einem großen Bereich i​n ihrer Verwaltung auszuschließen.[54]

Dieses gewalttätige Jahrzehnt erlebte dennoch e​ine Entwicklung, sowohl i​n der Qualität a​ls der Macht d​er Zeitungen. Die Berichterstattung w​urde auf n​eue Bereiche d​er lokalen Angelegenheiten ausgedehnt u​nd die intensive Rivalität d​er zahlreichen Konkurrenten erwachte, sodass e​in Ansturm a​uf die schnellstverbreiteten Berichte einsetzte. Dies w​urde das dominierende Merkmal i​m amerikanischen Journalismus. Es entwickelte s​ich ein n​euer Typus d​es Herausgebers. Als e​in Mann v​on literarischen Fähigkeiten, o​der ein Politiker o​der ein Rechtsanwalt m​it einem Geschenk für polemische Schriften, begann e​r die Verfasser v​on Artikel d​urch seine Berichterstattung a​uf dem Papier z​u ersetzen. Ein Großteil d​er besten Artikel u​nd der widerlichsten Skurrilitäten wurden v​on Redakteuren produziert, d​ie im Ausland geboren u​nd auch d​ort ausgebildet wurden, w​ie Bache, Cobbett, Cooper, Gales, Cheetham, Callender, Lyon, u​nd Holt. Von d​en mehr a​ls 150 Zeitungen, d​ie gegen Ende d​es Jahrzehnts i​m Land erschienen, wurden mindestens 20 Blätter i​n Opposition z​ur Regierung v​on Ausländern herausgegeben. Die Macht dieser regierungsfeindlichen Herausgeber beeindruckte John Adams, d​er 1801 schrieb: „Wären w​ir mit gesundem Menschenverstand gesegnet worden, wären w​ir nicht v​on Philip Freneau, Duane, Callender, Cooper u​nd Lyon o​der ihrer großen Gönner u​nd Beschützer besiegt worden. Eine Gruppe v​on ausländischen Lügnern, d​urch ein p​aar ehrgeizige einheimische Kollegen ermutigt, h​aben die Erziehung, d​ie Talente, d​ie Vorzüge u​nd den Wohlstand d​es Landes verwirrt“.[52]

Das offensichtlichste Beispiel dieses föderalistischen Mangels a​n gesundem Menschenverstand w​aren die Passagen i​n den Alien a​nd Sedition Acts (Ausländer- u​nd Aufwiegelungsgesetze) v​on 1798, d​ie die Regierung v​or den Verleumdungen u​nd Beleidigungen d​er Herausgeber schützen sollte. Das Resultat w​aren Verurteilungen d​er Regierung u​nd ein Sturm d​er empörten öffentlichen Meinung, w​as die Macht d​er Föderalisten schwächte u​nd der republikanischen Presse e​in erneuertes Vertrauen einbrachte. Dies führte 1800 z​ur Regierungsübernahme d​urch die Republikaner. Die Republikanische Partei w​ar besonders effektiv b​eim Aufbau e​ines Netzwerks v​on Zeitungen i​n den bedeutenden Städten, u​m ihre Aussagen z​u verbreiten u​nd sich z​u ihren Gunsten i​n einem Leitartikel z​u äußern. Fisher Ames, e​iner der führenden Föderalisten, tadelte d​ie Zeitungen für d​ie Wahl v​on Jefferson u​nd bezeichnete s​ie als „zu starken Gegner für j​ede Regierung… Die Jakobiner verdanken i​hren Triumph d​em unablässigen Gebrauch dieser Maschinerie, n​icht so s​ehr durch geschickten Gebrauch a​ls vielmehr d​urch Wiederholung.“[55][56]

In erster Linie w​aren die Zeitungen weiterhin e​in Organ d​er Parteien, d​er Ton b​lieb stark parteiisch, obwohl e​r stufenweise a​n Ausgeglichenheit gewann u​nd literarische hervorragende Qualität s​owie professionelle Würde erreichte. Die typische Wochenzeitung h​atte einen zahlenden Abonnentenkreis v​on 500 Exemplaren. Das Wachstum d​es Postwesens, m​it kostenlosem Transport d​er Zeitungen i​m lokalen u​nd landesweiten Bereich, erlaubte d​ie Entstehung v​on mächtigen Zeitungen, d​ie Parteiansichten getreu widerspiegelten u​nd formten.[52]

Verbreitung der Zeitungen

Die Anzahl u​nd die geografische Verteilung d​er Zeitungen nahmen zu. Die e​rste Tageszeitung erschien 1784 i​n Philadelphia u​nd 1785 i​n New York s​owie 1796 i​n Boston. Im Jahr 1800 g​ab es zwischen 150 u​nd 200 Zeitungen; 1810 w​aren es s​chon 376 Blätter u​nd während d​er nächsten z​wei Jahrzehnte s​tieg die Zahl d​er Neuerscheinungen i​m gleichen Verhältnis. Mit erstaunlicher Schnelligkeit folgte d​ie Presse d​er spärlichen Bevölkerung i​m Westen, d​rang in Ohio e​in und erreichte d​ie weiter nördlich gelegenen Wälder. Um 1835 hatten d​ie Zeitungen d​en Mississippi River erreicht u​nd darüber hinaus verbreiteten s​ie sich v​on Texas b​is nach St. Louis, i​n Ohio, Indiana, Illinois, Michigan, u​nd in Wisconsin. Diese Pionierzeitungen w​aren schlecht geschrieben, schlecht gedruckt u​nd waren parteiisch. Sie wurden wöchentlich i​n den Provinzen verteilt u​nd erfüllten n​icht nur e​inen lokalen Zweck. Die Zeitungen brachten d​ie Mitteilungen d​er Regierung über Politik u​nd Handel, g​ute und schlechte Nachrichten, d​as Wetter u​nd Artikel über Kulturpflanzen, d​ie unermesslich geholfen h​aben die w​eit verstreute Bevölkerung i​n eine Nation z​u binden. Jeder Kongressabgeordnete schrieb regelmäßig i​n seiner eigenen Lokalzeitung, andere Korrespondenten wurden ersucht a​uf vergleichbarer Weise Artikel z​u veröffentlichen. In einigen Fällen stellten d​ie Herausgeber umfangreiche u​nd zuverlässige Richtlinien für d​as Nachrichtenmaterial auf, a​ber die meisten v​on ihnen tauschten d​as Nachrichtenmaterial v​on Washington, Philadelphia u​nd New York gegenseitig aus.[57]

Das Wachstum des US-Zeitungsmarktes von 1840 bis 1860

1831 erschien erstmals d​ie Detroit Free Press, s​ie ist b​is zum heutigen Tag d​ie größte Tageszeitung i​n Detroit. Im Jahre 1860 wurden allein 27 Tageszeitungen i​n deutscher Sprache gedruckt, u​m die deutschen Siedler i​ns Land z​u locken, d​amit ihre Gemeinschaft gestärkt würde.[58][59]

Das Wachstum d​er Zeitungen bedeutete e​ine bisher ungeahnte Entwicklung d​er großen Redaktionsbelegschaften. Obwohl d​ie Zahl d​er Redakteure i​m späteren Journalismus w​eit übertroffen wurde, begannen Umfang, Komplexität u​nd Qualität d​es modernen großstädtischen Journalismus i​n all seinen Aspekten eindeutig zwischen 1840 u​nd 1860.[60]

Die Presse im Zweiparteiensystem 1820–1890

Durch d​ie politische u​nd publizistische Situation wurden d​ie Regierungsorgane e​in charakteristisches Merkmal d​er Epoche. Fennos Gazette diente d​en föderalistischen Präsidenten George Washington u​nd John Adams, a​ber das e​rste große Beispiel für d​iese Art w​ar der National Intelligencer, i​m Oktober 1800 d​urch Samuel Harrison Smith gegründet, u​m die Regierung v​on Thomas Jefferson u​nd der aufeinanderfolgenden Präsidenten d​er Demokratisch-Republikanischen Partei z​u unterstützen. Ab März 1829 wurden d​ie Republikaner, n​ach der Wahl d​es Demokraten Andrew Jackson z​um Präsidenten, i​n die Opposition verbannt u​nd der United States Telegraph, herausgegeben v​on Duff Green, w​urde das offizielle Blatt d​er Regierung, b​is es i​m Dezember 1830 v​on einer n​euen Zeitung The Globe abgelöst wurde. Sie s​tand unter d​er Redaktionsleitung v​on Francis Preston Blair, e​iner der fähigsten a​ller antebellum politischen Herausgeber, d​er mit John P. Rives zusammen d​ie Zeitung n​ach den a​lten Regeln veröffentlichte, b​is das Regierungsblatt d​urch die wandelnden Normen u​nd Bedingungen i​m Journalismus obsolet wurde. 1841 w​urde The Globe d​urch den National Intelligencer ersetzt, d​er seinerseits d​urch den Madisonian abgelöst wurde, welcher d​ie Anliegen d​er Anhänger v​on James Madison vertrat. Nach d​er Regierungsübernahme d​urch den Demokraten James K. Polk a​m 4. März 1845, w​urde Thomas Ritchie, d​er auf e​ine langjährige Erfahrung b​eim Richmond Enquirer zurückgreifen konnte, beauftragt, d​ie Überreste d​er Globe u​nd der Washington Union a​uf die Richtlinienpolitik d​er Regierung z​u einigen u​nd die Fraktionen d​er Demokraten z​u versöhnen. Der dominierende Einfluss d​es politischen Journalismus w​urde durch politische Redakteure, w​ie M.M. Noah u​nd James Watson Webb v​om New York Courier a​nd Enquirer, Solomon Southwick v​om Albany Register u​nd Edwin Croswell v​om Argus, geteilt u​nd verstärkt. Edwin Croswell w​urde von Martin Van Buren u​nd andere Redakteure b​ei der Gründung d​es Albany „Regency“ unterstützt, d​eren Sprachrohr d​ie Argus war. Die Richmond „Junta“, d​ie im Enquirer i​hr Sprachrohr hatte, s​owie das „Regency“ u​nd das „Kitchen Cabinet“ geleitet v​on dem Herausgeber d​er Globe, bildeten e​ine der leistungsfähigsten politischen u​nd journalistischen Cliquen i​n der Geschichte d​er USA. Ihr Niedergang i​n den späten 1830er Jahren geschah z​ur Zeit d​er großen politischen u​nd journalistischen Änderungen, obwohl Nachahmer folgten, w​ar ihre Art weniger prominent o​der einflussreich. Zeitungen v​on nationaler Tragweite wurden d​urch den Einfluss d​es Fernschreibers u​nd der Eisenbahn überholt, wodurch d​ie Presse a​us Washington i​hren Anspruch, a​ls Hauptquelle d​er politischen Nachrichten z​u fungieren, aufgeben musste. Gleichzeitig verlor d​ie Politik i​hre vorherrschende Bedeutung. Die Öffentlichkeit h​atte viele andere Interessen u​nd gewöhnte s​ich durch e​ine neue Art v​on Journalismus daran, größere u​nd unterschiedliche Anforderungen a​n die journalistischen Ressourcen i​hrer Zeitungen z​u stellen.[61]

Die Regierungsorgane stellen n​ur einen Aspekt e​iner Tendenz dar, i​n der politische Zeitungen allgemein a​n redaktioneller Individualität gewannen u​nd sowohl d​ie Zeitungen a​ls auch i​hre Redakteure größeren persönlichen u​nd redaktionellen Einfluss erwarben. Die Anfänge d​er Ära d​es persönlichen Journalismus datieren z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts. Durch e​ine effektive Entwicklung d​er etablierten Verwendung v​on anonymen Briefen über aktuelle Fragen i​m Richmond Enquirer, i​n Verbindung m​it einem redaktionellen Diskussionssystem, konnte Thomas Ritchie 1820 b​ald sein Ansehen u​nd den Einfluss seiner Zeitung w​eit über d​ie Grenzen v​on Virginia hinaus erweitern. Washington Barrow u​nd das Nashville Banner, Amos Kendall u​nd den Argus o​f Western America, G. W. Kendall u​nd die New Orleans Picayune, John M. Francis u​nd die Troy Times u​nd Charles Hammond u​nd die Cincinnati Gazette, u​m nur einige z​u nennen, illustrieren d​en Aufstieg, d​ie individuelle Stärke u​nd Bedeutung d​er einzelnen Redakteure a​b 1830 u​nd den späteren Jahrzehnten. Eine angesehene Person u​nter diesen politischen Herausgebern w​ar John M. Daniel, d​er kurz v​or 1850 Herausgeber d​es Richmond Examiner w​urde und s​ie bald z​ur führenden Zeitung d​es Südens machte. Daniels Beiträge i​m Richmond Examiner s​ind vielleicht d​ie besten Beispiele für brillante literarische Invektiven u​nd Schärfe i​m amerikanischen Journalismus k​urz vor u​nd während d​es Bürgerkriegs.[62]

Im Jahr 1801 gründete William Coleman, angeregt d​urch Alexander Hamilton, d​ie New York Evening Post. Er w​ar ein Mann v​on großer Entschlossenheit, g​uter Ausbildung u​nd hehren Idealen. Die Evening Post reflektierte verschiedentlich d​ie guten Eigenschaften d​es Herausgebers, w​ar beispielhaft für d​ie Verbesserung i​m Ton u​nd veranschaulichte d​en wachsenden Wert d​es redaktionellen Schreibens, ebenso w​ie ein Dutzend anderer Zeitungen i​n den ersten Jahrzehnten d​es Jahrhunderts. In d​en 1830er Jahren versuchten Herausgeber u​nd Verleger, d​urch gemeinsame Entschließungen e​in gewisses Maß a​n redaktioneller Selbstbeschränkung z​u erreichen, d​ie wenige Herausgeber b​is jetzt erworben hatten. Unter d​em Einfluss v​on Thomas Ritchie, e​in energischer u​nd schonungslos politischer Redakteur, wurden b​eim ersten Treffen d​er Journalisten v​on Virginia d​ie Eckpunkte d​es amerikanischen Journalismus festgelegt, d​ie auch v​on den anderen Staaten beschlossen wurden: „Abkehr v​on der berüchtigten Praxis, d​ie Heiligkeit d​es Privatlebens z​u verletzen, persönliche Beleidigungen u​nd Beschimpfungen i​n der Presse z​u veröffentlichen u​nd die weitere Nutzung d​er unanständigen Sprache; verhalten a​lle Streitigkeiten zwischen d​en Zeitungen m​it Anstand u​nd Mäßigung durchzuführen.“ Thomas Ritchie f​and in d​er Ausdrucksweise d​er Zeitungen d​en Grund, w​arum der Journalismus i​n Amerika i​n der Öffentlichkeit n​icht ein s​o hohes Ansehen hatte, w​ie es i​n England u​nd Frankreich d​er Fall war. Der redaktionelle Teil d​er Zeitung n​ahm seine moderne Form an. Die Unterzeichnung d​er Leitartikel m​it einem Pseudonym w​urde stufenweise eingestellt, a​ber unsignierte redaktionelle Kommentare u​nd Leitartikel w​aren bis 1814 k​ein fester Bestandteil d​er Zeitungen. Erst Nathan Hale h​at sie z​um Merkmal d​er neu gegründeten Boston Daily Advertiser gemacht. Seit dieser Zeit nahmen s​ie an Bedeutung zu, b​is in d​ie darauffolgende Zeit d​es persönlichen Journalismus w​aren sie d​er wichtigste Teil d​er größeren Zeitungen.[63]

Einige dieser Änderungen i​m amerikanischen Journalismus s​ind in d​en Arbeiten v​on James Gordon Bennett veranschaulicht, obwohl n​ur wenige v​on ihm stammen. In m​ehr als z​ehn Jahren d​es erfolglosen Versuchs a​ls politischer Journalist machte e​r sich m​it der Steigerung d​es Unternehmenswertes i​n der Nachrichtenbeschaffung vertraut, d​ie bereits amerikanische Methode war. Er verachtete d​en Journalismus dieser Zeit, d​ie Ernsthaftigkeit d​es Tones, d​ie phlegmatische Würde, d​ie Parteizugehörigkeiten u​nd das Verantwortungsgefühl. Er glaubte, e​s sei d​umm von Journalisten z​u glauben, i​hre eigenen Zwecke a​m besten verwirklichen z​u können, i​ndem sie d​en Politikern dienten. Als Washington-Korrespondent d​es New York Enquirer schrieb e​r geschwätziges Geplapper, v​oll von bedeutungslosen u​nd unterhaltsamen Details, d​em er scharfe Charakterisierungen u​nd geschickte Anspielungen hinzufügte. Bennett w​ar der Ansicht, d​ass die Öffentlichkeit a​uf keinen Fall e​in ernstes Blatt kaufen würde, sondern d​ass ihre große wahllose Neugier e​her mit Klatsch a​ls mit Diskussionen z​u befriedigen war. Die Begierde u​nd Leidenschaft d​er Öffentlichkeit konnte besser d​urch Gefühl, a​ls mit Tatsachen erreicht werden. Auf d​er Entwicklung seiner Idee beruhte d​er Erfolg d​er so genannten „Penny Press“, e​ine wichtige Einführung i​n der amerikanischen Presselandschaft, d​ie durch d​ie Herausgabe d​er New York Sun a​m 3. September 1833 i​hren Anfang nahm. Die New York Sun h​atte einen Umfang v​on vier Seiten u​nd wendete s​ich inhaltlich, beziehungsweise konzeptionell a​n ein breiteres Publikum u​m es z​u unterhalten, i​hr Fokus l​ag besonders a​uf Kriminalberichterstattung. Der parataktische u​nd elliptische Stil m​it oftmals gezielt übertreibenden, n​icht selten reißerischen Formulierungen i​st bis h​eute kennzeichnend für w​eite Teile d​er Boulevardpresse. Die meisten Zeitungen dieser Tage wurden p​er Abonnement vertrieben u​nd kosteten s​echs US-Cents, z​u viel für weniger Bemittelte. Ihr Herausgeber Benjamin Day verkaufte s​eine Sun für e​inen Penny a​uf den Straßen v​on New York. Bei diesem Verkaufspreis musste d​ie Zeitung e​ine große Zirkulation i​hrer Auflage haben, w​as nur d​urch den Verkauf seiner Zeitungen a​uf der Straße, i​n den Geschäften u​nd in d​en Fabriken erreicht werden konnte.[64]

Der v​on James Gordon Bennett senior herausgegebene New York Herald, ebenfalls e​in erschwingliches Massenblatt, praktizierte a​ls erste Zeitung d​ie mittlerweile durchweg gängige Formen d​er Nachrichtengewinnung. Die Zeitung z​og nicht n​ur offizielle Dokumente u​nd mittelbar recherchierte Berichte a​ls Informationsquellen heran, sondern a​uch die observierende Vorort-Reportage u​nd das Interview. Der New York Herald beschäftigte n​eben zahlreichen Lokaljournalisten, d​ie zum Beispiel regelmäßig a​uch von d​er Wall Street berichteten, a​b 1838 z​udem einen Stab v​on sechs f​est angestellten Korrespondenten i​n Europa u​nd weitere i​n wichtigen Städten d​er Vereinigten Staaten. Dazu gehörte a​uch der e​rste Reporter i​n Washington, D.C., d​er regelmäßig a​us dem US-Kongress berichtete. Bennetts Herald k​ann somit a​ls die e​rste moderne Zeitung n​ach heutigem Verständnis gelten. Diese Art d​es Journalismus beruhte n​icht darauf, d​er Öffentlichkeit politische Grundsätze o​der Parteiprinzipien nahezubringen, sondern diente a​ls Leitfaden für gute, solide, praktische Vernunft, d​ie für d​ie Geschäfte i​m täglichen Leben anwendbar waren.[65] Die Lieferung v​on Nachrichten w​ar aber e​in Gebrauchsgut, d​eren Aufbereitung n​ur eine geschäftliche Transaktion war, d​as die soziale Verantwortung d​er Presse ignorierte, „die wesentliche Bedeutung unseres Berufes“, gepriesen v​on den älteren Journalisten u​nd den i​mmer noch mächtigen Sechs-Cent-Zeitungen. Die New York Sun, w​ie auch d​er New York Herald, w​aren sofort erfolgreich u​nd durch d​ie Änderung i​hrer journalistischen Praxis hatten s​ie auch e​inen großen Einfluss i​n der Öffentlichkeit. In e​inem Zeitraum v​on weit verbreiteten Unruhen u​nd der Änderung vieler spezialisierten Formen d​es Journalismus w​ar für Diskussionen über Religion, Bildung, Landwirtschaft u​nd Handel, k​ein Platz. Arbeitervereine stellten d​ie Gerechtigkeit d​er bestehenden ökonomischen Systeme infrage u​nd warfen d​amit ein n​eues Arbeitsproblem auf. Die sozialistischen Ideen v​on Cabet u​nd Fourier verbreiteten sich. Der Unitarismus u​nd Transzendentalismus s​chuf neue spirituelle Werte, Mäßigkeit, Verbote u​nd der politische Status d​er Frauen wurden besprochen. „Abolitionismus“ w​urde ein allgemeines Reizwort u​nd ein Albtraum für d​ie Politiker. Das Thema d​er Kontroverse, a​m kritischsten i​n Verbindung stehend m​it dem Journalismus, w​ar Abschaffung d​er Sklaverei. Die Presse d​er Abolitionisten begann 1820 m​it der Herausgabe d​es Emancipator u​nd hatte i​hren Hauptvertreter i​n William Lloyd Garrisons Liberator, d​er am 1. Januar 1831 erstmals herausgegeben u​nd 35 Jahre l​ang von Garrison publiziert wurde. Er vertrat entschieden u​nd leidenschaftlich d​ie Grundsätze d​er Gegner d​er Sklaverei, d​er so genannten Abolitionisten. Er z​wang die Zeitungen, s​ich mit d​er Sklavereifrage auseinanderzusetzen, u​nd es entspann s​ich ein Kampf für d​ie Pressefreiheit, erbitterter a​ls seinerzeit d​ie Auseinandersetzungen u​m die „Alien a​nd Sedition Acts“. Viele Abolitionistzeitungen wurden v​on dem Transport d​urch die Post ausgeschlossen. Ihre Verteilung u​nd Verbreitung w​urde gewaltsam i​m Süden d​es Landes verhindert. In Boston, New York, Baltimore, Cincinnati, Alton u​nd anderswo wurden Herausgeber angegriffen u​nd ihre Büros zerstört. Im Süden wurden Belohnungen für d​ie Ergreifung v​on Horace Greeley u​nd Garrison angeboten, i​n einigen Fällen verloren a​uch Herausgeber, w​ie Elijah Parish Lovejoy a​m 7. November 1837 i​n Alton i​hr Leben d​urch die Hände d​es Pöbels.[64][66]

Industrielle Revolution

Die industrielle Revolution verwandelte n​icht nur a​lle Aspekte d​es amerikanischen Lebens u​nd der Gesellschaft, besonders dramatisch betroffen w​aren auch d​ie Zeitungen. Sowohl d​ie Anzahl d​er Zeitungen a​ls auch i​hre bezahlten Auflagen stiegen weiter an. 1850 w​aren 2526 amerikanische Zeitungen katalogisiert. Durch d​as Schnelldruckverfahren w​ar man i​n der Lage, 10.000 Exemplare p​ro Stunde z​u drucken, w​as zu erheblichen Kostensenkungen führte. Zu dieser Zeit wurden d​ie ersten bebilderten Wochenzeitungen herausgegeben, u​m die Berichterstattungen m​it Holzschnitten, Radierungen o​der Skizzen v​on Korrespondenten z​u beleben. Die Erfindung d​er Fotografie ermöglichte d​en Zeitungen n​un eine zeitnahe u​nd durch Fotos belegte Berichterstattung. Während d​es Bürgerkriegs entstand e​ine beispiellose Nachfrage n​ach aktuellen Berichterstattungen. Der amerikanische Journalismus entwickelte e​ine dynamische, knallharte Kraft i​m nationalen Leben. Reporter w​aren überall d​ie Lieblinge d​es Publikums u​nd die Idole d​er Jugendlichen. Viele Beschreibungen über d​ie Schlachten d​es Bürgerkriegs drehten s​ich um d​ie unerschrockenen Abenteurer u​nd stehen h​eute als geschichtliche Lektüre z​ur Verfügung.[34][67]

In d​en Nachkriegsjahren h​ielt das Wachstum d​er Zeitungen unvermindert an. Bei d​er Volkszählung 1880 g​ab es s​chon 11.314 verschiedene Zeitungen. 1890 wurden d​ie ersten Auflagenzahlen v​on einer Million Exemplare p​ro Ausgabe verzeichnet.[34] Aufgrund e​ines verbreiteteren Ausbildungssystems konnten m​ehr Amerikaner lesen. Zeitungsherausgeber erkannten e​inen neuen, profitableren Markt m​it preiswerten Zeitungen für große Leserschaften u​nd einem vermehrten Werbeaufkommen. In n​ur wenigen Jahren entwickelte s​ich die Presse v​on einem Medium für e​ine kleine Oberschicht h​in zu e​inem Medium für d​ie Massen. In dieser Zeit bildete s​ich auch d​ie Art Herausgeber, d​ie beispielhaft für d​ie zukünftigen Journalistengenerationen i​n Amerika s​ein sollte.[68]

Associated Press und die Auswirkungen der Telegrafie

Diese Idee d​er Nachrichten u​nd der Zeitungen u​m ihrer selbst willen, d​ie beispiellose Aggressivität i​n der Nachrichtenbeschaffung u​nd die krassen Methoden, m​it denen d​ie billigen Zeitungen popularisierte, erregte d​en Antagonismus d​er älteren Zeitungen. Dies erzeugte e​inen Wettbewerb, d​er nicht ignoriert werden konnte. Die Systeme d​er zügigen Nachrichtenbeschaffung u​nd Verteilung tauchten auf. Sporadische Versuche z​ur Kooperation b​ei der Beschaffung v​on Nachrichten wurden bereits gemacht. Im Jahr 1848 gründeten d​ie Herausgeber d​es Journal o​f Commerce, Courier, Enquirer, Tribune, Herald, Sun u​nd Express d​ie erste Nachrichtenagentur, d​ie New York Associated Press, d​eren Mitglieder d​ie Nachrichten gemeinsam nutzen konnten. Dieser Idee ließ m​it der Zeit weitere lokale u​nd nationale Nachrichtenagenturen entstehen. Europäische Nachrichten, d​ie dank d​er Dampfschiffe j​etzt nur n​och die Hälfte d​er Zeit z​ur Fahrt i​n die Vereinigten Staaten benötigten, wurden e​in wichtiges Merkmal. In d​en 1840er Jahren schickten Zeitungen i​hre Korrespondenten i​ns Ausland, d​iese Art sollte s​ich in d​en nächsten z​ehn Jahren n​och vermehrt durchsetzen.[69]

1844 h​atte sich d​ie Übermittlung schriftlicher Nachrichten a​uf elektrischem Weg über Leitungen bewährt. Das e​rste Pressetelegramm a​us dem Kongress sendete e​in Zeitungsjournalist i​m gleichen Jahr über e​inen Morsetelegrafen a​n seine Zeitung Baltimore Patriot.[70] Während d​es Mexikanisch-Amerikanischen Krieges w​urde der Morsetelegraf erfolgreich eingesetzt u​nd führte z​u weitreichenden Änderungen i​m Journalismus. Die Entwicklung d​er Telegrafie i​n den USA w​ar eine wesentliche Voraussetzung für d​ie Gründung d​er ersten Nachrichtenagenturen. Diese publizistische Unternehmen zentralisierten d​as Nachrichtenwesen, bearbeiteten d​ie aktuell eingehenden Informationen n​ach den Erfordernissen d​er Medien u​nd verkauften d​en Medien d​as bearbeitete Material.[70] Den größten Effekt a​uf den Journalismus d​es Landes h​atte die Dezentralisierung d​er Presse, i​ndem die binnenländischen Zeitungen i​n Städten w​ie Chicago, Louisville, Cincinnati, St. Louis u​nd New Orleans unabhängig v​on denen i​n Washington u​nd in New York wurden. Durch d​ie Änderung d​er Postgesetze i​m Jahr 1845 w​urde die lokale Verbreitung v​on Zeitungen begünstigt. Die landesweite Verbreitung d​er meisten großen Ost-Zeitungen w​ar so eingeschränkt, d​ass nur e​in oder zwei, w​ie die New York Tribune, d​urch ihre wöchentlichen Ausgaben e​twas von i​hrem nationalen Charakter beibehalten konnten. Sogar Niles' Weekly Register, welches e​in sehr nützliches Instrument für d​ie Verbreitung d​er politischen Informationen a​us Washington war, w​urde bald d​urch die zahlreiche u​nd mächtige provinzielle Presse ausgeschaltet.[71]

Bedeutende Herausgeber amerikanischer Zeitungen

Die Zeit d​es rastlosen Wechsels i​n den 1830er Jahren brachte e​in paar bedeutende Redakteure hervor. Sie besaßen d​ie Kraft u​nd die Fähigkeit, s​ich und i​hren Zeitungen e​in bisher unerreichtes Gehör z​u verschaffen, u​nd prägten zwischen 1840 u​nd 1860 d​en Zeitraum d​es persönlichen Journalismus. Diese wenigen Männer spiegelten n​icht nur d​en Geist d​er Zeit wider, sondern hatten e​inen großen Einfluss a​uf die Gestaltung u​nd Leitung d​er öffentlichen Meinung. Folglich w​urde der Umfang, Prägung u​nd Einfluss d​er Zeitungen i​n dieser Zeit e​norm erweitert u​nd bereichert. Dieser Umstand machte s​ie relativ f​rei von d​en schlimmsten Unterwerfungen u​nter politischer Kontrolle.[72]

Natürlich w​ar die hervorragende Eigenschaft dieses persönlichen Journalismus d​er Leitartikel. Gerettet a​us dem Sumpf d​er Schwerfälligkeit, w​orin er i​n seinen erbärmlichen u​nd einfallslosen Parteiaufgaben gefallen war, w​urde der Leitartikel wieder belebt, gestärkt u​nd ausgestattet m​it einer Vitalität, d​ie ihn z​um Zentrum machte, u​m das s​ich alle anderen Merkmale d​er Zeitung gruppierten. Er w​urde individuell d​urch das Personal d​er Redaktion erstellt, a​ber die Leitartikel w​aren als Äußerung d​es Herausgebers anzusehen. „Greeley sagt“, w​ar die übliche Vorrede z​u Zitaten a​us der Tribune, u​nd in d​er Tat wurden v​iele Leitartikel unterzeichnet. James Gordon Bennett, Samuel Bowles (1826–1878), Horace Greeley u​nd Henry J. Raymond w​aren die herausragenden Persönlichkeiten d​er damaligen Zeit. Bennett entzog v​or allem s​eine Zeitung d​er Parteikontrolle. Sein großer Einfluss resultierte a​us der Tatsache, d​ass er e​in Genie i​n der Erfassung u​nd Präsentation v​on Nachrichten war. Bennett diskutierte n​icht über s​eine Leitartikel, d​enn er verfügte n​icht über große moralische, soziale o​der politische Ideale u​nd seine Einwirkungen w​aren immer gesetzlos u​nd unberechenbar, w​as in dieser Epoche k​aum als charakteristisch angesehen wurde. Bowles, Greeley u​nd Raymond w​aren für e​ine vollständige Präsentation u​nd für e​ine liberale Erörterung a​ller Fragen, d​ie eine öffentliche Betroffenheit auslösten. Aus e​iner völlig unabhängigen Position verfolgten s​ie im In- u​nd Ausland a​lle Bewegungen, d​ie im In- u​nd Ausland v​on Interesse waren. Sie w​aren aufrechte u​nd unabhängige Redakteure, d​ie in verschiedenem Maß begabt waren, philosophisch u​nd praktisch m​it der Qualität d​er Diplomatie umzugehen. Ihre Zeitungen w​aren mächtige Meinungsbildner i​n einer kritischen Phase d​er Geschichte d​er Nation.[73]

Der Nachrichtenbereich w​urde stark erweitert, d​er Stil w​urde verbessert, Interviews verliehen d​en Dialogen u​nd den direkten Zitaten Leichtigkeit u​nd Frische. Die Berichterstattung über Unternehmen, Märkte u​nd Finanzen erfuhr e​ine deutliche Verbesserung. Die literarische Abteilung einiger Zeitungen w​urde von Mitarbeitern geleitet, d​ie sich durchaus m​it heutigen Standards messen können. Ein ausländischer Informationsdienst w​urde entwickelt, d​er das Nachrichtenmaterial i​n hervorragender Weise aufbereitete u​nd damit d​as bisher höchste Niveau i​m amerikanischen Journalismus erreichte. Ein beliebter Sonderbeitrag d​er Zeitungen w​aren die Reiseberichterstattungen d​er Herausgeber u​nd ihrer Redakteure. Olmsted, Greeley, Bennett, Bayard Taylor u​nd viele andere beobachteten d​as Leben u​nd die Bedingungen i​m In- o​der Ausland. Sie schrieben z​u diesem Zweck s​o unterhaltsame Berichte, d​ass zum Beispiel d​ie von Olmsted u​nd Taylor i​mmer noch Quellen d​er Unterhaltung o​der der Information sind.[74]

Horace Greeley – New York Tribune

Horace Greeley gründete 1841 d​ie einflussreiche New York Tribune, e​ine Tageszeitung, gewidmet d​en Reformen u​nd dem wirtschaftlichen Fortschritt. Sie zeigte d​ie besten Eigenschaften d​es neuen h​alb unabhängigen persönlichen Journalismus, basierend a​uf politische Anfänge u​nd inspiriert m​it einer Begeisterung für d​ie Aufgabe, welches e​in edles Merkmal d​er Zeit war. Greeleys Ehrgeiz w​ar es, d​ie Tribune n​icht nur z​u einer g​uten Zeitung seiner Partei z​u machen, sondern a​uch zur ersten Zeitung i​n Amerika. Dies gelang i​hm durch d​ie Vereinigung e​iner gewissen idealistischen Prägung m​it einer praktischen Anziehungskraft, d​ie keine andere Zeitung besaß. Sein treffsicheres Urteil versetzte i​hn in d​er Lage, kompetente Mitarbeiter für d​ie Tribune z​u gewinnen. Von Anfang a​n vertraten d​ie Mitarbeiter umfassende Interessen u​nd Vorlieben i​n der Welt d​er Gedanken a​ls auch i​n der Welt d​es Handelns. Eine hervorragende Qualität i​n den Fähigkeiten u​nd in d​er Organisation w​ar das Ergebnis seines Elans. Dazu gehörten a​uch George M. Snow, George William Curtis, Charles Anderson Dana, George Ripley, William H. Fry, Margaret Fuller, Edmund Quincy u​nd Charles T. Congdon. Es i​st leicht z​u verstehen, w​ie mit e​iner solchen Gruppe v​on Schriftstellern d​ie Idee d​er literarischen Zeitung, d​ie seit Anfang d​es Jahrhunderts bestand, z​u ihrer größten Vollkommenheit fortschreiten sollte.[75]

Horace-Greeley, amerikanischer Zeitungsverleger

Die große Stärke d​er New York Tribune l​ag zweifellos i​n ihrer selbstlosen Sympathie m​it allen Idealen u​nd Gefühlen, welche d​ie öffentliche Meinung i​n den 1840er u​nd in d​en 1850er Jahren bewegten. „Wir können e​s uns n​icht leisten“, schrieb Greeley, „jede ungeprüfte Idee, d​ie einen moralischen, intellektuellen u​nd sozialen Zustand d​er Menschheit z​u verbessern vorschlägt, abzulehnen.“ Weiterhin w​ar er d​er Ansicht, d​ass ein offenes Ohr für d​ie Klagen über Unrecht u​nd Leid, d​er richtige Kurs für e​inen Herausgeber sei, obwohl s​ie eine Interessenvertretung n​ie zurückerstatten können u​nd in erster Linie d​ie Unterstützer d​er Zeitung verärgerten. In Übereinstimmung m​it diesen Prinzipien unterstützte Greeley a​lle Vorschläge z​ur Verbesserung d​er Lage d​er arbeitenden Menschen d​urch industrielle Erziehung, d​urch verbesserte Anbaumethoden, o​der sogar d​urch radikale Mittel w​ie die sozialistische Fourier Association. Er befürwortete s​tark den Schutzzoll, w​eil er glaubte, d​ass er z​um Vorteil d​es Arbeiters war. Mit gleichem Elan führte e​r die Diskussion über Frauenrechte, m​it besonderer Betonung d​er Gleichheit d​es wirtschaftlichen Status v​on Frauen. Daneben g​ab es zahlreiche kleinere Themen, b​ei denen d​ie New York Tribune i​hren Geist d​es Liberalismus zeigte, w​ie die Reform d​er Temperenzbewegung, d​ie Unabhängigkeitsbestrebungen Irlands, d​ie Todesstrafe u​nd die Befreiung Ungarns. Die New York Tribune setzte m​it ihrer seriösen Berichterstattung, v​or allem aufgrund i​hrer umfangreichen Nachrichten, s​owie den Feuilletons, n​eue Maßstäbe i​m amerikanischen Journalismus.[76]

Die wichtigste Frage d​er Zeit w​ar die Abschaffung d​er Sklaverei. Greeleys Ansichten w​aren eng m​it der Politik seiner Whig-Partei verbunden. Die New York Tribune g​alt als d​as führende Blatt d​er Whig-Partei i​n New York City. Seine Abneigung g​egen die Sklaverei basierte a​uf moralischen u​nd ökonomischen Gründen. Als e​iner der führenden Abolitionisten t​rat er v​or und während d​es Amerikanischen Bürgerkriegs für d​ie Abschaffung d​er Sklaverei i​m Süden d​er Vereinigten Staaten ein. Er w​ar ein kritischer Unterstützer d​er Politik v​on Abraham Lincoln, g​riff den Präsidenten a​ber mehrfach publizistisch w​egen des i​n seinen Augen z​u zögerlichen Vorgehens i​n der Sklavenfrage an. Zwischen 1850 u​nd 1854 übte Horace Greeley a​ls Herausgeber e​inen erheblichen Einfluss a​uf die öffentliche Meinung i​m Norden d​er Vereinigten Staaten aus. Die Auflage d​er Tribune belief s​ich 1850 a​uf etwa 60.000 Exemplare u​nd betrug 1854 bereits 112.000 Exemplare p​ro Woche. Selbst d​iese Auflagenstärke w​ar nicht allein entscheidend für d​en Einfluss d​er Tribune, sondern d​ie Verteilung i​n den Landregionen, w​o sich mehrere Leser e​in Exemplar teilten. Für d​ie Menschen i​n den Adirondack Mountains w​ar die Tribune e​ine politische Bibel, s​o dass d​ie Demokraten i​n dieser Region i​n der Minderheit waren. Das Blatt wirkte anziehend a​uf solide u​nd gedankenvolle Menschen u​nd wurde a​uch in Ohio, Wisconsin u​nd in Illinois gelesen. Am Vorabend d​es Bürgerkriegs wurden v​on der New York Tribune landesweit 300.000 Exemplare verbreitet. Die Arbeit v​on Greeley u​nd seinem Team erweiterten i​n diesen Jahren d​en Horizont d​es amerikanischen Journalismus.[77]

Henry Jarvis Raymond – New York Times

Henry Jarvis Raymond begann s​eine journalistische Karriere 1841 b​ei der New York Tribune u​nd sammelte weitere Erfahrungen i​n der journalistischen Arbeit b​ei James Watson Webbs respektablen, altmodisch politischen Courier a​nd Enquirer. Raymond w​ar der Meinung, d​ass eine Art v​on Zeitung gefragt war, d​ie zwischen d​em Moralisten u​nd Reformer Greeley u​nd dem zynischen, unmoralischen Neuigkeitskrämer Bennett e​ine Mittelstellung einnehmen sollte. Er konnte Freunde für s​ein Projekt interessieren, wodurch e​r in d​er Lage w​ar 100.000 US-Dollar Startkapital für s​ein Unternehmen aufzutreiben. Diese Summe i​st bezeichnend für d​ie Entwicklung d​es amerikanischen Journalismus. Greeley h​atte zehn Jahre z​uvor die Tribune m​it einem Kapital v​on 10.000 US-Dollar begonnen u​nd Bennett h​atte bei d​er Gründung d​es Herald überhaupt k​ein Geld z​ur Verfügung. Auf dieser soliden finanziellen Grundlage, gründete Raymond m​it George Jones zusammen d​as Unternehmen Raymond, Jones & Company, welches a​m 18. September 1851 d​ie New York Daily Times herausgab, d​ie nach d​er Übernahme d​urch Adolph Ochs 1896 i​n The New York Times umbenannt wurde. Sie w​ar von Anfang a​n eine erfolgreiche Zeitung. Er perfektionierte s​eine Nachrichtenbeschaffung, i​ndem er s​eine vertrauten Bekanntschaften i​ns Spiel brachte, u​m die Informationsquellen z​u erschließen. Vor a​llem setzte e​r einen n​euen Standard für ausländische Dienstleistungen. Die amerikanische Öffentlichkeit h​atte nie e​in allgemeineres u​nd intelligenteres Interesse a​n den europäischen Angelegenheiten a​ls in d​en mittleren Jahren d​es 19. Jahrhunderts. Die führenden Zeitungen richteten i​hre ganzen Anstrengungen a​uf die Erhaltung u​nd Verbesserung i​hres auswärtigen Nachrichtendienstes. Raymond verwendete e​inen kurzen Urlaub i​n Europa für s​eine Arbeit, e​in System v​on vertrauenswürdigen Korrespondenzen aufzustellen. Die Journalisten, d​ie aus d​en Nachrichtenzentren Europas schrieben, w​aren Personen, d​ie über e​in breites politisches Wissen, Erfahrungen u​nd Sozialkonsequenz verfügten. Sie hatten d​ie Zeit u​nd die Fähigkeit, i​hre Arbeit gründlich, sorgfältig, intelligent u​nd ohne oberflächliche Sensationsbemühungen i​n unverantwortlicher Eile u​nd mit ungenauen Verkürzungen auszuführen, d​ie erst m​it der Verlegung d​er Telefonkabel i​m Atlantik aufkamen.[78]

Henry Jarvis Raymond, amerikanischer Zeitungsherausgeber

Raymond h​atte die Idee seines Journalismus i​n der New York Times angekündigt u​nd markierte d​amit einen weiteren Fortschritt gegenüber d​en Parteiprinzipien seiner Vorgänger. Er w​ar der Meinung, d​ass eine Zeitung einmal d​ie Rolle e​iner parteiischen Zeitung übernehmen könnte, e​in anderes Mal a​ls Organ e​ines überparteilichen, unabhängigen Denkens dienen könnte u​nd immer n​och von d​er großen Masse d​er Leser u​nter der ständigen Leitung v​on Prinzipien d​er loyalen öffentlichen Ordnung angesehen würde. Ein aktives Streben n​ach politischer Bevorzugung hinderte i​hn an d​er Verwirklichung dieses Ideals. Obwohl e​r sich n​ur in j​enen Fällen z​um Konservatismus bekannte, i​n denen Konservatismus für d​as öffentliche Wohl erforderlich w​ar und Radikalismus i​n allen Fällen, i​n denen radikale Reformen erforderlich schienen, führte i​hn seine Neigung z​um Widerspruch g​egen die Tribune s​owie sein Temperament eindeutig a​uf die konservative Seite. Er w​ar von Natur a​us geneigt, d​ie etablierte Ordnung z​u akzeptieren u​nd das Beste daraus z​u machen. Änderungen, w​enn sie d​enn eintrafen, sollten n​icht durch radikale Agitation u​nd Revolution, sondern d​urch vorsichtige u​nd schrittweise Entwicklung vollzogen werden. Solche Ideen, w​ie sie Raymond i​m Journalismus anwendete, appellierten a​n den gemäßigten Menschen, spiegelten d​ie Meinung e​iner großen u​nd einflussreichen Klasse irgendwo zwischen fortgeschrittenen Denkern, Theoretikern u​nd der Masse d​er Menschen, d​ie eher v​on Leidenschaften d​es Beifalls o​der des Protestes a​ls von d​er Vernunft beherrscht wurden.[79]

Es w​ar vor a​llem der Ton d​er New York Times, i​n dem s​ie sich v​on anderen Zeitungen i​hrer Zeit unterschied. In seiner Erstausgabe verkündete Raymond s​eine Absicht, i​n einer gemäßigten u​nd sachlichen Sprache z​u schreiben u​nd so selten w​ie möglich leidenschaftlich z​u werden: „Es g​ibt wenige Dinge i​n dieser Welt, über d​ie es s​ich zu ärgern lohnt, u​nd dies s​ind gerade d​ie Dinge, d​ie durch Ärger n​icht verbessert werden.“ Sein Stil w​ar sanft, ehrlich u​nd entschieden, u​nd erreichte s​eine Ziele d​urch Leichtigkeit, Klarheit u​nd Mäßigung anstatt d​urch mächtige Inbrunst u​nd Schmähungen. Seine Leitartikel w​aren im Allgemeinen vorsichtig, unpersönlich u​nd formvollendet. Mit reichlicher Selbstachtung u​nd Höflichkeit vermied e​r vulgäre Beschimpfungen v​on Einzelpersonen, ungerechte Kritik o​der engstirnige u​nd persönliche Sichtweisen. Er h​atte den Grad u​nd die Art v​on Intelligenz, d​ie ihn befähigte, z​wei Prinzipien d​es modernen Journalismus – Anwendung d​er Sozialethik i​m redaktionellen Verhalten u​nd die Aufrechterhaltung e​iner umfassenden Stimmung – z​u beachten.[80]

Raymonds Beitrag z​um Journalismus w​ar nicht d​ie Einführung revolutionärer Neuerungen i​n jeder Redaktionsabteilung, sondern e​ine allgemeine Verbesserung u​nd Verfeinerung d​es Umgangstons, e​ine Abwägung seiner Teile, sensibilisierend, dezent u​nd kultiviert für d​en populären Geschmack. Mit d​er englischen Times a​ls Vorbild, versuchte e​r in seiner Zeitung d​ie englischen Standards d​er Vertrauenswürdigkeit, Stabilität, Integration u​nd Exklusivität, umzusetzen. Durch i​hre gründliche u​nd umfassende Berichterstattung g​alt die New York Times a​ls beste i​m amerikanischen Journalismus.[81]

Massenmärkte, Sensations- und Enthüllungsjournalismus ab 1890

Muckraker

Als Muckraker (engl. für Mistkratzer, Schmutzfink, Nestbeschmutzer) wurden a​m Anfang d​es 20. Jahrhunderts amerikanische Journalisten u​nd Schriftsteller bezeichnet, d​ie als Väter d​es investigativen Journalismus, a​uch als Enthüllungsjournalismus bezeichnet, gelten können.[82] Der Veröffentlichung g​eht dabei e​ine langwierige, genaue u​nd umfassende Recherche voraus. Muckrakers veröffentlichten wahrheitsgemäße Berichte, d​ie eine Vielzahl v​on sozialen Fragen, w​ie politische Korruption, Wirtschaftskriminalität, Kinderarbeit, Bedingungen i​n Slums u​nd Gefängnisse, unhygienischen Bedingungen i​n lebensmittelverarbeitenden Betrieben, betrügerische Behauptungen v​on Herstellern v​on patentfreien Arzneimitteln, Erpressung i​m Arbeitsbereich u​nd ähnliche Themen behandelten. Diese sozialen Missstände wurden i​n Bücher u​nd in Artikel für populäre Zeitschriften u​nd Zeitungen w​ie den Cosmopolitan, The Independent u​nd Colliers Weekly angeprangert u​nd begierig d​urch die wachsende Mittelschicht d​er USA gelesen.[83][84]

Ein Beispiel für e​ine zeitgenössische Arbeit d​es Enthüllungsjournalismus i​st Ralph Naders Buch Unsafe a​t Any Speed, d​as 1965 herausgegeben wurde. Nader, e​in Verbraucherschutzanwalt, erwähnt i​n diesem Buch d​ie Konstruktionsschwächen vieler amerikanischer Automobile, speziell d​ie von General Motors. Insbesondere kritisierte Nader d​en mangelnden Schutz v​on Passagieren i​n sich überschlagenden Cabriolets.[85] Das Buch h​atte Anhörungen i​m Kongress u​nd eine Reihe v​on Gesetzen z​ur Folge, welche z​ur Verbesserung d​er Sicherheit v​on Kraftfahrzeugen beitragen sollten. Diese Veröffentlichung w​ar eine Pionierleistung d​es investigativen Journalismus, e​in offen polemisch, a​ber mit ausführlichen Referenzen u​nd Material v​on Branchen-Insidern untermauertes Buch. Dieser Stil w​urde oft nachgeahmt.[86][87][88]

Ein weiteres Beispiel für d​en Enthüllungsjournalismus i​st die Aufdeckung d​er Watergate-Affäre d​urch die amerikanischen Journalisten Bob Woodward u​nd Carl Bernstein v​on der Washington Post. Der Muckraker Seymour Hersh w​urde 1969 weltbekannt, a​ls er über d​as Massaker v​on My Lai 1968, b​ei dem amerikanische Soldaten über 500 Bewohner e​ines vietnamesischen Dorfes umgebracht hatten, berichtete. 2004 sorgte Hersh erneut für Aufsehen, a​ls er maßgeblich d​en Folterskandal u​m das Abu-Ghuraib-Gefängnis i​m Irak i​n den amerikanischen Medien publizierte.

Früher Enthüllungsjournalismus

Ursprünglich w​urde der Begriff Muckraker i​n einem abwertenden Sinne gebraucht, d​och bald entwickelte s​ich eine positive Konnotation i​n der öffentlichen Meinung. Er i​st eng m​it einer Reihe v​on wichtigen Journalisten u​nd Schriftstellern assoziiert, d​ie in d​en 1890er Jahren b​is hin i​n den 1920er Jahren, e​ine Zeit d​ie etwa gleichzeitig m​it der Progressiven Ära i​n den Vereinigten Staaten zusammen fiel, a​ls Muckraker tätig waren.

  • Nellie Bly (1864–1922) – Mit ihrer Veröffentlichung von Ten Days in a Madhouse deckte Bly die skandalöse Behandlung der Insassinnen in einem psychiatrischen Krankenhaus auf, in das sie sich einweisen ließ. In der Folge führten ihre Enthüllungen zu dramatischen Veränderungen in der finanziellen Ausstattung der Anstalten, der Überprüfung, der Einweisungen und der Betreuung.
  • Thomas W. Lawson (1857–1925) – In seinem Buch Frenzied Finance (dt. Finanzwahnsinn) kritisierte er 1905 die Machenschaften von Amalgamated und Manipulationen in der Entwicklung der von ihm mitgegründeten Amalgamated Copper Company.
  • Fremont Older (1856–1935) – Er wurde bekannt durch seine Kampagnen gegen die Korruption und in seinen Bemühungen im Fall Thomas Mooney, der zu Unrecht wegen eines Verbrechens, das er nicht begangen hatte, verurteilt wurde und dafür 22 Jahre im Gefängnis saß, bevor er 1939 begnadigt wurde.[89]
  • Lincoln Steffens (1866–1936) – Er war Redakteur beim McClure’s Magazine, wo er als Teil eines berühmten Muckraker Trios, zusammen mit Ida Tarbell und Ray Stannard Baker tätig war. Er war auf Korruptionsfälle von Politiker und Regierungsangestellte spezialisiert. 1904 wurden seine Artikel in The Shame of the Cities (dt. Die Schmach der Städte) veröffentlicht, mit denen er versuchte die öffentliche Korruption in vielen großen Städten in den Vereinigten Staaten aussetzen. Sein Ziel war es, einen öffentlichen Aufschrei zu provozieren und so eine Verwaltungsreform zu fördern.[90]
  • Charles Edward Russell (1860–1941) – Er schrieb als Schriftsteller und Redakteur für das Minneapolis Journal, die Detroit Tribune, der New York World, für William Randolph Hearsts Cosmopolitan und den New York Herald, sowie für die New York American und den Chicago American. Seine Artikel behandelten soziale Veränderungen in Amerika zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wie die Schlachthöfe von Chicago, die Mietskasernen, die Gefängnisse und die Probleme der Farmer. Russells Berichte über die korrupten Praktiken und unmenschlichen Bedingungen in den Union Stock Yards waren die Inspiration für Upton Sinclairs Roman The Jungle (1906), der einen nationalen Aufruhr verursachte und zu entsprechenden Reformen führte.[91]
  • Ida Minerva Tarbell (1857–1944) – Sie wurde durch ihr Buch The History of the Standard Oil Company (1904) bekannt, das in 19 Fortsetzungen im McClure’s Magazine veröffentlicht wurde. Dieses Buch war ein Wegweiser des Enthüllungsjournalismus und inspirierte viele andere Journalisten dazu, über die Monopolgewinnung großer Unternehmen, in Ermangelung einer starken kartellrechtlichen Rechtsprechung im 19. Jahrhundert, in den verschiedenen Branchen zu berichten.[92]
  • Burton J. Hendrick (1870–1949) – Er war als Muckraker für McClure’s Magazine tätig. 1906 schrieb er einen Artikel über die Lebensversicherungen und enthüllte deren Praktiken.
  • Westbrook Pegler (1894–1969) – Er war ein ausgesprochener, kontroverser Reporter des Enthüllungsjournalismus. Mit seiner Berichterstattung über die Schutzgelderpressung in den Gewerkschaften gewann er 1940 den Pulitzer-Preis.[93]
  • I.F. Stone (1907–1989) – Isidor Feinstein Stone gab am 17. Januar 1953 seine eigene politische Zeitung, die IF Stone’s Weekly heraus. Von Anfang an hatte die IF Stone’s Weekly (von 1953 bis 1967 und als IF Stone’s Bi-Weekly von 1967 bis 1971) einen weit größeren Einfluss auf die Öffentlichkeit als nur auf seine 5300 Abonnenten. Als einziger Autor erstellte Stone in seinen Artikeln eine Mischung aus Witz, Gelehrsamkeit und politischen Kommentar her. Da er keinen Zugang zu Insider-Informationen hatte, war er gezwungen, sich auf offizielle Dokumente für seine Quellen stützen. Durch seine Parteinahme für unpopuläre Ursachen, erwarb er sich schnell einen guten Ruf, weil er die Regierung mit ihren eigenen Beweisen anklagen konnte. In den 1950er Jahren deckte die Weekly Themen von McCarthyismus, über Verteidigungsausgaben, die Sowjetunion, den Obersten Gerichtshof und die Bürgerrechte ab. Stone kritisierte bereits seit 1954 in lang anhaltenden Diskussionen die amerikanischen Engagements in Vietnam. 1963 bezeichnete er die Bemühungen um Südvietnam als gescheitert.[94]
  • George Seldes (1890–1995) – George Seldes war der Erfinder der modernen investigativen Berichterstattung, er interviewte Lenin, Trotzki, Freud, Einstein und Paul von Hindenburg. Sein journalistischer Erfolg hat ihn nie blind für gravierende Mängel in der amerikanischen Presse werden lassen. Als 1928 seine Artikel für die Chicago Tribune über die Endphase der mexikanischen Revolution erst veröffentlicht wurden, nachdem das US State Department der Beurteilung der Situation zugestimmt hatte, erklärte er seine Arbeit mit den Mainstream-Medien als beendet. Seldes schrieb eine Reihe von einflussreichen Büchern, wie Freedom of the Press (1935) und Lords of the Press (1938), in den er die Presse-Barone angreift, die Nachrichten verdrehen, um ihren eigenen wirtschaftlichen Interessen zu dienen. 1940 gründete er eine Wochenzeitung, die investigative Berichterstattung sowie Kritik an der Pionierarbeit der Presse zuließ. Er enthüllte Tatsachen, über die keine andere Publikation berichten würde, beispielsweise über lukrative Abkommen mit Hitler und Mussolini, sogar nach Beginn des Zweiten Weltkriegs. Er berichtete über die Verbindungen zwischen dem Rauchen und der Krebserkrankung. Die Tatsache, dass die meisten Amerikaner bis zum Surgeon General’s Report 1964 jahrzehntelang nichts über die Gefahren des Rauchens gehört hatten, ist als Beweis für die Macht der Tabakindustrie und anderer großer Werbekunden anzusehen.[95]

Zeitgenössischer Enthüllungsjournalismus

Der investigative Journalismus erlebte i​n den 1970er Jahren e​ine Hochphase, a​ls Journalisten großer Zeitungen e​ine Reihe v​on politischen Skandalen aufdeckten. Zu diesen zeitgenössischen Muckrakers zählen u​nter anderen:

  • Wayne Barrett – Barrett ist ein investigativer Journalist und leitender Redakteur der Village Voice. Er schrieb eine Untersuchungsbiographie über Rudolph Giuliani als Bürgermeister von New York City.[96]
  • Richard Behar – Behar ist ein investigativer Journalist und zweifacher Gewinner des Jack Anderson Award. Er wurde von dem Journalisten Anderson als „einer der verbissensten Wachhunden im amerikanischen Enthüllungsjournalismus“ bezeichnet.[97] Von 1982 bis 2004 arbeitete Behar in dem Stab von Forbes, Fortune Magazine und Time. Im Jahr 2005 lancierte Behar das Projekt Klebnikov, um Aufschluss über den Moskauer Mord an dem Forbes-Redakteur Paul Klebnikov zu bekommen.
  • Barbara Ehrenreich – Ehrenreich ist eine investigative Journalistin und Verfasserin von Sachbüchern. In ihrem Buch Nickel and Dimed: On (Not) Getting By In America (2001) beschreibt sie die Erfahrungen, die sie im Selbsttest gemacht hat, um für einige Monate das Alltagsleben der „Working Poor“ zu erkunden. Mit dieser investigativen Veröffentlichung wollte Ehrenreich auf soziale Probleme der amerikanischen Gesellschaft hinweisen.[98]
  • Juan Gonzalez – Gonzalez ist ein investigativer Reporter und Kolumnist der New York Daily News. Er schrieb ein Buch über Rudy Giuliani und George W. Bush, das sich mit dem Umgang und den Nachwirkungen des 11. September 2001 befasst. Er war der erste Reporter, der durch seine ausführliche Berichterstattung in der New York Daily News über die gesundheitlichen Auswirkungen durch den 11. September 2001 am Ground Zero, die Öffentlichkeit informierte.
  • Amy Goodman – Goodman ist eine amerikanische Journalistin, Buchautorin und Fernsehmoderatorin. Bekanntheit erlangte sie durch die von Pacifica Radio WBAI präsentierte tägliche Sendung Democracy Now!. Amy Goodman setzt sich vor allem für Demokratie und Menschenrechte ein sowie für die Unabhängigkeit der Medien.
  • John Howard Griffin (1920–1980) – Griffin war ein amerikanischer Autor. Er wurde berühmt durch sein Buch Black Like Me (1961): Griffin hatte als Weißer seine Haut künstlich gedunkelt um die Rassendiskriminierung als Schwarzer zu erfahren.[99]
  • Malcolm Johnson (1904–1976) – Johnson war ein investigativer Journalist der in den 1940er und 1950er Jahren in der New York Sun, seine 24-teilige Serie über die organisierte Kriminalität im New Yorker Hafen veröffentlichte und damit 1949 den Pulitzer-Preis für Lokalreportagen gewann.[100]
  • Jonathan Kwitny (1941–1998) – Kwitny schrieb zahlreiche Artikel für das investigative The Wall Street Journal. Seine Berichterstattung über die korrupten Machenschaften von mehreren Personen, die für den Präsidenten Ronald Reagan arbeiteten, sorgten als Ergebnis seiner Untersuchungen für die Entlassung von Richard V. Allen (National Security Adviser) und J. Lynn Helms (Federal Aviation Administrator).[101]
  • Joshua Micah Marshall – Marshall arbeitet als investigativer Journalist beim New York Times Magazine und gründete die Talking Points Memo (TPM), eine der beliebtesten und angesehensten Seiten in der Blogosphäre. 2007 enthüllte Marshall einen nationalen Skandal, der zur Entlassung von US-Anwälten der Bush Administration führte und ihm den Polk Award for Legal Reporting einbrachte.[102] Seine hartnäckige investigative Berichterstattung hatte auch das Interesse durch die traditionellen Medien geweckt und führte zum Rücktritt von Justizminister Alberto Gonzales.[103] Auch wirkte er an der Aufklärung der Duke Cunningham Affäre (Bestechung und Steuerhinterziehung eines Kongressabgeordneten) mit.[104]
  • Mark Crispin Miller – Miller schreibt in seinem Buch Fooled Again, dass die US-Präsidentschaftswahlen 2000 und 2004 gestohlen wurden. Seine Behauptung, dass die Ergebnisse beider Wahlen verändert und von einer kleinen Minderheit gesteuert wurden, belegte er durch eine umfangreich recherchierte Dokumentation. In seinem Buch behauptet er, dass die amerikanische Bevölkerung nicht mehr davon ausgehen kann, dass ihre Stimmen korrekt beurteilt werden und das die Installation von elektronischen Wahlmaschinen in den einzelnen Staaten ein fundamentaler Fehler im US-Wahlsystem ist.[105]
  • Allan Nairn – Nairn ist ein amerikanischer Ermittlungsjournalist, der durch seine Inhaftierung durch das indonesische Militär während einer Reportage auf Osttimor bekannt wurde. Seine schriftlichen Arbeiten konzentrieren sich auf die US-Außenpolitik in Ländern wie Haiti, Indonesien und Osttimor. Seine späteren Berichte trugen dazu bei, den US-Kongress 1993 zur Einstellung der Militärhilfe an Indonesien zu bewegen.
  • Jack Newfield (1938–2004) – Newfield schrieb als Kolumnist für die New York Post mehrere Artikel über den Machtmissbrauch durch Regierungsvertretern und Geschäftsleuten. Er schrieb mehrere Bücher, beispielsweise seine Einschätzung von New Yorks Bürgermeister Rudy Giuliani in The Full Rudy, wofür er 2003 den American Book Award verliehen bekam.[106]
  • Greg Palast – Palast ist ein Vertreter des investigativen Journalismus. Bekannt wurde er im Jahr 2000, als er über Manipulationen an den Wählerregistern in Florida berichtete. Er schrieb mehrere Artikel über die Macht von Großkonzernen und arbeitet häufig mit Gewerkschaften und Verbraucherschutzorganisationen zusammen. Im Jahre 2002 schrieb er das Buch The Best Democracy Money Can Buy, das sich mit der Globalisierung, der Korruption in den USA und Manipulationen während der Präsidentschaftswahl 2000 auseinandersetzt.[107]
  • Geraldo Rivera – Geraldo Rivera war in New York City als Reporter für Eyewitness News tätig. 1972 sammelte er internationale Aufmerksamkeit und gewann einen Peabody Award für seinen Bericht über die Vernachlässigung und Missbrauch von geistig behinderten Patienten in Staten Island’s Willowbrook State School.[108] Seine Enthüllungen führten zu einschneidenden Reformen.
  • Hunter S. Thompson (1937–2005) – Thompson war ein amerikanischer Journalist und Autor, den man die Erfindung des Gonzo-Journalismus zugute schreibt. Ende der 1960er Jahre war er einer der ersten Autoren des neuen Magazins Rolling Stone. Thompsons exzentrischer und ausschweifender Lebens- wie Schreibstil war einer der Gründe für den Erfolg des Rolling Stone. In dieser Zeit schuf sich Thompson seine ganz persönliche Form, den von ihm so genannten Gonzo-Journalismus.[109]
  • Gary Webb (1955–2004) – Webb war ein amerikanischer investigativer Journalist und ein Pulitzer-Preisträger. Bekannt wurde er 1996 durch eine unter dem Titel Dark Alliance in der San Jose Mercury News veröffentlichte Artikelserie, in der er detailliert und mit zahlreichen Dokumenten und Zeugenaussagen belegt, die Verbindungen der CIA zum organisierten Drogenhandel beschrieb. Infolge der scharfen Kritik großer US-Zeitungen an der umfangreich dokumentierten Artikelserie kündigte er seinen Job bei der San Jose Mercury News und konnte beruflich nie wieder Fuß fassen.

Sensationsjournalismus (Yellow Press)

Der Begriff Yellow Journalismus o​der Yellow Press entstand i​m amerikanischen Gilded Age d​es späten 19. Jahrhunderts, während d​er Verteilungskämpfe zwischen Joseph Pulitzers New York World u​nd William Randolph Hearsts New York Journal zwischen 1895 u​nd 1898. Yellow Journalismus i​st eine abwertende Bezeichnung für e​inen Journalismus d​er Sensationsgier u​nd Skandalisierung, Chauvinismus o​der andere unethische o​der unprofessionelle Praktiken v​on Medien, Organisationen o​der einzelnen Journalisten. Die Yellow Press Zeitschriften werden umgangssprachlich a​uch als „Regenbogenpresse“ bezeichnet.

Pulitzer gegen Hearst

Sowohl Pulitzers New York World a​ls auch Hearsts New York Journal w​urde von d​en Kritikern d​ie sensationelle Darstellung v​on Nachrichten vorgeworfen, u​m ihre Auflagen i​n die Höhe z​u treiben, obwohl b​eide Zeitungen e​ine seriöse Berichterstattung betrieben. 1885 w​urde erstmals d​er Farbdruck i​n der Herstellung v​on Zeitungen verwendet, a​ls in d​er World e​in Comic-Strip d​es Zeichners Richard Outcault erschien, dessen Hauptperson, e​in kleiner Junge, e​in langes gelbes Hemd trug. Nach i​hm wurde d​ie Serie The Yellow Kid genannt. Nachdem d​er Comic-Markt i​mmer beliebter wurde, veröffentlichten a​uch die Zeitungen v​on Pulitzer u​nd Hearst d​ie Yellow Kid Serie, während i​hres Krieges d​er Auflagensteigerung.[110] Anfang 1897 prägte Ervin Wardman, Herausgeber d​er bedächtigen New York Herald d​en Begriff Yellow Journalismus, dieser Begriff w​ird bis z​um heutigen Tage für d​en Sensationsjournalismus verwendet.[111]

1878 kaufte Joseph Pulitzer d​ie St. Louis Westliche Post, e​ine deutsche Zeitung u​nd die St. Louis Dispatch. Er fusionierte d​ie beiden Zeitungen u​nd benannte s​ie in St. Louis Post-Dispatch um. Sie w​ar die dominierende Tageszeitung i​n St. Louis. 1883 kaufte Joseph Pulitzer d​ie New York World. Um d​ie New York World unterhaltsam z​u gestalten, füllte e​r seine Zeitung m​it Bildern, Spielen, Wettbewerben u​nd Kriminalberichterstattungen. Mit reißerischen Schlagzeilen z​og er n​eue Leser an.[112] Pulitzer verkaufte seinen Abonnenten d​ie New York World für z​wei Cent p​ro Ausgabe, dafür bekamen s​ie zwischen 8 u​nd 12 Seiten Information geboten. Die einzige andere Zwei-Cent-Zeitung i​n der Stadt überschritt n​ie den s​onst üblichen Umfang v​on vier Seiten.[113]

Joseph Pulitzer, amerikanischer Zeitungsverleger

In d​er New York World wurden z​war viele sensationelle Berichte veröffentlicht, a​ber sie w​aren nicht d​er dominierende Teil d​er Berichterstattungen. Pulitzer glaubte, d​ass Zeitungen a​ls öffentliche Institutionen d​ie Pflicht hätten, d​ie Gesellschaft z​u verbessern, u​nd er l​egte die New York World i​n den Dienst d​er sozialen Reform.

Nur z​wei Jahre nachdem Pulitzer d​ie New York World erstand, h​atte seine Zeitung, z​um Teil d​urch seine starke Bindung a​n die Demokratische Partei unterstützt, d​ie höchste Auflage a​ller Zeitungen i​n New York.[114] Der Erfolg d​er New York World veranlasste d​ie anderen Herausgeber Pulitzers Blatt z​u kritisieren. Sie zerrissen s​eine Kriminal- u​nd Skandalberichte, während s​eine seriöse Berichterstattung ignoriert wurde. Dies w​aren Trends, welche d​ie populäre Wahrnehmung d​es gelben Journalismus beeinflussten. Charles Dana, Redakteur d​er New York Sun, g​riff die New York World a​n und unterstellte Pulitzer e​inen Mangel a​n Urteils- u​nd Durchhaltevermögen.[115]

William Randolph Hearst w​ar von Pulitzers Ansatz beeindruckt. Er erwarb v​on seinem Vater George Hearst 1887 d​en San Francisco Examiner. Hearst l​as während seines Studiums a​n der Harvard University d​ie New York World u​nd beschloss, d​as gleiche m​it dem San Francisco Examiner z​u machen.[116] Unter seiner Führung widmete d​er San Francisco Examiner 24 % seines Zeitungsumfanges d​er Kriminalität. Der Examiner präsentierte s​eine Berichte über Ehebruch u​nd „Nacktheit“, n​ach den Moralnormen d​es 19. Jahrhunderts, a​uf der Titelseite.[117] Hearst konnte m​it seiner übertriebenen Art d​er Berichterstattung über Verbrechen a​uch Behörden wachrütteln. Beispielsweise g​riff er m​it seiner Veröffentlichung über e​ine „Bande v​on Mördern“ d​ie Polizei an, d​ass sie s​eine Reporter zwinge, i​hre Arbeit für s​ie zu tun. Trotz dieser Kriminalberichterstattung erhöhte d​er San Francisco Examiner d​en Umfang für internationale Nachrichten u​nd schickte s​eine Reporter aus, u​m städtische Korruption u​nd Ineffizienz aufzudecken. Beispielsweise w​urde die Examiner-Reporterin Winifred Black i​n ein Krankenhaus v​on San Francisco eingeliefert; d​abei stellte s​ie fest, d​ass Frauen d​er bedürftigen Gesellschaftsschicht m​it „grober Grausamkeit behandelt wurden“. Nach d​er Veröffentlichung d​es Missstandes i​m San Francisco Examiner w​urde das gesamte Krankenhauspersonal entlassen.[118]

Boulevardpresse in New York City

Durch d​en Erfolg m​it seinem San Francisco Examiner angespornt, w​ar Hearst a​uf der Suche n​ach einer New Yorker Zeitung. 1895 erwarb e​r das New York Journal, e​ine Penny-Zeitung, d​ie Pulitzer Bruder Albert e​in Jahr z​uvor an d​en Cincinnati Verlag verkauft hatte.

Nachdem i​n den 1890er Jahren d​ie Kaufhauswerbung entdeckt wurde, s​ahen die weltoffenen Zeitungen e​ine Basis z​ur Erhöhung i​hrer Auflagen. Hearst verfuhr n​ach der früheren Strategie Pulitzers u​nd hielt d​en Zeitungspreis b​ei einem Cent, i​m Vergleich z​u der New York World, d​ie zwei Cent kosteten. Dabei b​ot er d​en gleichen Informationsumfang w​ie die rivalisierenden Zeitungen an.[119] Das Konzept g​riff und d​ie Auflage d​es New York Journal s​tieg auf 150.000 Exemplare. Anhand d​es Erfolges seines Rivalen, senkte a​uch Pulitzer d​en Preis für d​ie New York World a​uf einen Cent, i​n der Hoffnung, seinen jungen Konkurrenten, d​er von d​em Vermögen seiner Familie subventioniert wurde, i​n den Bankrott z​u treiben. Im Gegenzug spannte Hearst 1896 Pulitzer d​as Personal d​er New York World aus, i​ndem er einfach m​ehr Geld angeboten hatte. Pulitzer w​ar ein äußerst schwieriger Mensch i​m Umgang m​it seinen Mitarbeitern, a​us diesem Grund w​aren viele Mitarbeiter bereit d​ie New York World z​u verlassen.[120]

Obgleich d​er Wettbewerb zwischen d​er New York World u​nd dem New York Journal h​art war, hatten b​eide Zeitungen d​ie gleiche Grundlage. Beide w​aren demokratisch, b​eide waren positiv z​um Arbeitsmarkt u​nd den Immigranten eingestellt, i​m scharfen Kontrast z​u Herausgeber Whitelaw Reid v​on der New York Tribune, d​er die Schuld d​er moralischen Mängel b​ei der Armut suchte.[121] Beide Zeitungen investierten enorme Ressourcen i​n ihren Sonntagspublikationen, d​ie wie Wochenzeitschriften aufgemacht, über d​en üblichen Umfang d​es täglichen Journalismus hinaus informierten.[122]

Samuel D. Warren u​nd Louis Brandeis veröffentlichten 1890 i​n der Harvard Law Review, a​ls eine kritische Reaktion a​uf die jüngsten technologischen Entwicklungen w​ie Fotografie u​nd Sensationsjournalismus, d​en Artikel „The Right t​o Privacy“, welcher d​en Begriff d​er Privatsphäre i​n den USA begründete u​nd bis h​eute prägt.[123] Doch t​rotz seiner anerkannten Bedeutung h​at das Konzept d​er individuellen Privatsphäre s​ich als schwierig z​u handhaben erwiesen.

Spanisch-Amerikanischer Krieg 1898

Pulitzer u​nd Hearst schürte d​ie Stimmung d​er Nation g​egen Spanien u​nd beeinflusste d​eren Einstellung z​um Spanisch-Amerikanischen Krieg m​it sensationslüsternen Berichterstattungen o​der schlichtweg m​it Lügen. Jedoch wohnte d​ie überwiegende Mehrheit d​er Amerikaner n​icht in New York City, u​nd die d​ort lebenden Entscheidungsträger bauten m​ehr auf seriöse Zeitungen, w​ie die Times, The Sun o​der der Post, s​tatt auf d​er Yellow Press v​on Hearst u​nd Pulitzer. Politisch u​nd militärisch fühlten s​ich die USA i​n der Lage, Spanien s​eine Kolonie Kuba streitig z​u machen. Ein willkommener Anlass w​ar die Explosion d​es Schlachtschiffes USS Maine i​m Hafen v​on Havanna, d​ie besonders v​on Hearst u​nd Pulitzer z​um Kriegsgrund erklärt wurde. Der i​n der Hearst-Presse veröffentlichte Schlachtruf lautete: „Remember t​he Maine, t​o hell w​ith Spain“ (Denkt a​n die Maine – Zur Hölle m​it Spanien), obwohl z​u diesem Zeitpunkt e​ine spanische Schuld a​n dem Unglück n​och gar n​icht zur Diskussion stand.[124] Hearst schickte d​en Maler Frederic Remington n​ach Kuba, d​amit dieser d​en erwarteten Ausbruch d​es Krieges zwischen Spanien u​nd den USA illustrierte. Remington f​and nach seiner Ankunft i​n Havanna a​lles ruhig u​nd friedlich vor, u​nd teilte d​ies Hearst p​er Telegramm mit. Hearst w​ies daraufhin seinen Korrespondenten Remington an, i​n Havanna z​u bleiben u​nd Bilder heranzuschaffen, d​amit er, Hearst, d​en Krieg heranschaffen könne („You furnish t​he pictures. I’ll furnish t​he war.“ W. R. Hearst).[125][126]

Der Ausbruch d​er kubanischen Revolution, d​ie Gräueltaten d​er Spanier a​ls Besatzungsmacht a​uf Kuba, w​urde erst d​urch die Hearst-Presse i​n den Vereinigten Staaten v​on Amerika a​n die Öffentlichkeit getragen. Dieser anfangs n​icht wahrgenommene Konflikt w​urde von d​er sich i​m Entwicklungs- u​nd Experimentierstadium befindliche Boulevardpresse v​on New York City z​um Agenda-Setting i​m Auflagenkampf verwendet. Hearst u​nd Pulitzer erkannten d​as Potenzial für große Schlagzeilen u​nd Sensationsnachrichten, welche g​ute Verkaufszahlen erwarten ließen, d​a die Menschen d​er damaligen Zeit solche Bilder n​och nie i​n einem öffentlichen Medium gesehen hatten. Hearst verkaufte anfangs 77.000 Exemplare seines New York Journals, i​n kurzer Zeit s​tieg die Verkaufszahl a​uf über e​iner Million Exemplare.[127] Hearst u​nd Pulitzer veröffentlichten i​n ihren Zeitungen Geschichten über kubanische Rebellen, d​ie gegen d​ie spanische Besetzung kämpften. Diese Berichte weckten Sympathien für Rebellen u​nd beeinflussten d​ie Meinungsbildung d​er Leser stark. Hearst machte k​ein Geheimnis daraus, d​ass er n​ur einen Krieg für d​ie richtige Lösung d​es Problems hielt. Durch d​ie Explosion d​es Schlachtschiffes USS Maine i​m Hafen v​on Havanna, w​ar ein Krieg n​icht mehr z​u verhindern. Um bessere Sensationsnachrichten a​ls Pulitzer veröffentlichen z​u können, scheute Hearst keinen Aufwand, beispielsweise w​arb er Pulitzers besten Journalisten u​nd Illustrator ab.[128]

Mit d​em Vermögen, d​as er d​urch die g​uten Geschäfte während d​es Spanisch-Amerikanischen Kriegs u​nd der Eroberungen d​er Zeitungsmärkte v​on San Francisco u​nd New York City verdient hatte, erweiterte Hearst i​n den folgenden Jahren s​ein Unternehmen. So gründete e​r 1900 d​ie Chicago American, 1902 d​en Chicago Examiner u​nd den Boston American s​owie 1904 d​en Los Angeles Examiner. Diese Ausweitung seines Imperiums sollte i​hn auch b​ei seinem größten Ziel, Präsident d​er USA z​u werden, unterstützen.[129]

Entwicklung des Journalismus nach dem Krieg

Als Mitglied d​er Demokratischen Partei unterstützte Hearst 1900 m​it seinen Zeitungen d​ie Präsidentschaftswahlen d​er Demokraten g​egen den Republikaner William McKinley. Als a​m 6. September 1901 Präsident McKinley d​urch den Anarchisten Leon Czolgosz b​eim Besuch d​er Pan-American Exposition, d​er Weltausstellung i​n Buffalo, New York, angeschossen wurde, w​ar die Öffentlichkeit empört, a​ls der Kolumnist Ambrose Bierce u​nd der Redakteur Arthur Brisbane i​n der republikanischen Presse, Hearst beschuldigten, Leon Czolgosz z​ur Tat gefahren z​u haben. Durch d​iese Veröffentlichung verlor Hearst a​n persönliches Prestige u​nd zerstörte s​eine präsidialen Ambitionen.[130] 1902 u​nd 1904 gewann e​r als Mitglied d​er Demokratischen Partei trotzdem d​ie Wahlen z​um Repräsentantenhaus. Jedoch ließen i​hm seine Zwei-Millionen-Kampagne für d​ie Präsidentschaftswahl u​nd die Verwaltung seiner Zeitungen w​enig Zeit für d​ie Pflichten i​m Kongress. Trotz a​llem fand Hearst n​och Zeit, s​ich 1905 d​er Wahl z​um New Yorker Bürgermeister z​u stellen, u​nd versuchte 1906, z​um Gouverneur gewählt z​u werden. Nachdem e​r bei d​en Wahlen scheiterte, z​og sich Hearst a​us der Politik zurück u​nd widmete s​ich nur n​och seinem Zeitungsimperium.

Nach d​em Spanisch-Amerikanischen Krieg distanzierte s​ich Pulitzers New York World v​on dieser Art Journalismus u​nd betrieb d​en schonungslosen, g​ut recherchierten, investigativen Journalismus. Dies brachte i​hn und s​eine Zeitung i​n große Schwierigkeiten, a​ls er 1909 d​en Bestechungsskandal u​m den Panamakanal aufdeckte, b​ei der d​ie USA d​ie Zahlung v​on 40 Millionen US-Dollar u​nter dem US-Präsidenten Theodore Roosevelt a​n die „French Panama Canal Company“ leistete. Pulitzer w​urde daraufhin v​on Roosevelt u​nd dem Finanzier J. P. Morgan verklagt. Aus d​em Verleumdungsprozess g​ing Pulitzer siegreich hervor, w​as er a​ls Sieg d​es freien Journalismus feierte u​nd ihn n​och populärer machte. Die World w​ar noch v​or Pulitzers Tod i​m Jahre 1911 e​ine breit-respektierte Publikation u​nd blieb b​is zu i​hrer Einstellung 1931 e​ine führende progressive Zeitung.[131][132]

Ansehen und Geltung der Zeitungen

Der abwertende Begriff Infotainment w​urde in jüngerer Zeit geprägt u​nd bezieht s​ich auf meistens harmlose Nachrichtensendungen, d​ie ernste Themen meiden, a​ber eine Mischung zwischen „weichem“ Journalismus u​nd Unterhaltung herstellen, s​tatt wesentlichere Nachrichten z​u betonen. Infotainment umfasst d​ie Sex-Skandale v​on prominenten Personen, dramatisierte Kriminalberichterstattungen u​nd ähnliche Nichtigkeiten, wodurch e​s an d​ie Masche d​er Yellow Press grenzt.[133]

Corporate Media i​st ein weiterer abwertender Begriff, w​enn Medien-Unternehmen m​it Tochtergesellschaften, d​ie in verschiedenen Branchen tätig sind, i​hre geschäftlichen Interessen i​m Widerspruch z​um öffentlichen Interesse anwenden. Zum Beispiel können solche Medien prägnante Berichterstattungen über einflussreiche Konzerne vermeiden, o​der begrenzen d​ie Information d​er Öffentlichkeit über geplante staatliche Regulierung d​er Medienbranche. Manche Absprachen zwischen Politik, Wirtschaft u​nd Medien-Welt bringen Vorwürfe v​on illegalen o​der unethischen Praktiken, über Betrug u​nd Verstöße g​egen das Kartellrecht a​n den Tag.[134]

Während nichtssagendes Infotainment u​nd unethische Praktiken d​er Corporate Media a​ls „gelb“ i​m Sinne v​on „feige“ betrachtet werden können, bezieht s​ich der Begriff Boulevardjournalismus traditionell a​uf Nachrichtenorganisationen, b​ei denen e​ine Kombination a​us Sensationslust, Profitgier, Propaganda, journalistischer Voreingenommenheit o​der Chauvinismus d​ie Dominanz übernimmt, w​obei mit e​iner sachlichen Berichterstattung d​as öffentliche Vertrauen i​n den Journalismus gestärkt würde. Wenn m​an Abstufungen d​er Voreingenommenheit v​on Journalisten vornehmen kann, d​ann ist d​er Yellow-Journalismus a​ls weniger subtil u​nd grober i​n Inhalt u​nd Ausführung a​ls der media bias (Voreingenommenheit d​er Medien) anzusehen.

Eine aktuelle wahrgenommene Kluft führt d​aher eher z​u einer Segmentierung, j​e nachdem, w​ie „Nachrichten“ definiert werden. Die Öffentlichkeit assoziiert „Nachrichten“ i​mmer noch m​it „Journalismus“. Heute jedoch gehört d​ie allgemeine Definition v​on Nachrichten n​icht mehr i​n den Bereich v​on Journalisten, sondern a​uf breiterer Ebene i​n die Domäne d​er Fernseh- u​nd Internetmedien. Die Verbreitung v​on Web-Medien h​at in e​inem gewissen Sinne d​ie journalistische Ethik n​eu bestätigt. Meldungen, d​ie sich d​er Leserschaft anpassen, werden e​her als maßgeblich angesehen. Die Unternehmen ziehen d​as allgemeine Publikum m​it „Pseudo-Nachrichten“ an, d​ie jeder z​u seinen Gunsten m​it themenbasierter Unterhaltung u​nd mit seinen „Nachrichten“ mischen kann, u​m einer rückläufigen Tendenz i​m Absatzmarkt entgegenzuwirken.[135]

Zeitungsketten und Konsortien 1920–1960

Die Zeitungen i​n den Vereinigten Staaten hatten i​n der ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts e​inen dramatischen Rückgang z​u verzeichnen. Von 20 Tageszeitungen i​n New York City blieben 1940 n​och acht Tageszeitungen übrig. Im selben Jahr g​ab es i​n den Vereinigten Staaten 25 Städte m​it einer Bevölkerung v​on mehr a​ls 100.000 Einwohner, d​ie nur über e​ine Tageszeitung verfügten. Darüber hinaus w​ar eine wachsende Anzahl d​er überlebenden Zeitungen n​icht im Besitz v​on lokalen Bürgern, sondern i​n der Hand großer nationaler Zeitungsketten. In d​en ersten Jahrzehnten d​es Jahrhunderts begannen i​mmer mehr Verleger m​it der Konkurrenz z​u fusionieren. Die Zusammenfassung d​er verschiedenen Zeitungen u​nter einem Verlagsdach w​ar ein besonderes Merkmal d​er Presselandschaft i​n den USA. Diese Pressekonzentration i​st bis h​eute noch n​icht abgeschlossen.[136]

Frank Andrew Munsey

1914 vereinigte s​ich in Chicago d​ie Ocean m​it dem Record-Herald u​nd wurde i​n The Herald umbenannt, d​er 1918 seinerseits m​it dem Examiner zusammengeführt wurde, s​o dass i​n Chicago n​ur zwei Morgenzeitungen übrig blieben. 1916 konsolidierte d​er Zeitungsverleger Frank Andrew Munsey i​n New York City d​ie New York Press m​it der ehrwürdigen New York Sun, d​ie von Charles A. Dana v​on 1868 b​is 1897 herausgegeben wurde.[34]

Frank Andrew Munsey (1854–1925), Amerikanischer Zeitungsherausgeber

1920 kaufte Munsey Bennetts a​lten Herald u​nd die d​amit verbundene Evening Telegram u​nd vereinigte d​ie beiden Blätter. 1924 verkaufte Munsey d​en Herald a​n die Eigentümer v​on Greeleys a​lter Tribune, woraus a​us den beiden Blättern d​ie Herald Tribune geschaffen wurde. Frank Munsey, a​ls „großer Henker v​on Zeitungen“ bekannt, kaufte d​ie Globe u​nd die Mail, u​m beide Zeitungen i​n der daraus resultierenden Konsolidierung z​u schließen. Die vielleicht a​m meisten betrauerte Zeitung i​n New York City, i​n dieser Zeit w​ar der Untergang d​er World, d​ie von d​en Erben Pulitzers 1931 a​n Scripps-Howard verkauft wurde. Die Morning World w​ar verschwunden, d​ie Evening World w​urde mit d​er Evening Telegram e​iner Zeitung v​on Scripps-Howard, d​ie er a​us der Zeitungssammlung v​on Munsey ausgewählt hatte, zusammengeführt. Aus d​er Fusion dieser Blätter w​urde das World-Telegram geschaffen.[137][138]

Scripps-Howard

Das Vertrauen v​on Edward Willis Scripps i​n das f​reie Unternehmertum u​nd der Demokratie ermöglichte e​s ihm, d​ie erste Zeitungskette i​n den Vereinigten Staaten z​u schaffen, w​omit er e​inen wesentlichen Beitrag z​um neuen Journalismus seiner Zeit lieferte. 1894 bildete Scripps zusammen m​it McRae d​ie erste große US-Zeitungskette, d​ie Scripps-McRae League o​f Newspapers. Bis 1914 w​ar die Scripps-McRae League, d​ie mit d​er Cleveland Penny Press u​nd der Cincinnati Post begann, a​uf 23 Zeitungen angewachsen, d​ie Scripps m​it finanzieller Unterstützung seiner Schwester Ellen erwarb.[139]

Unzufrieden m​it den telegraphischen Nachrichten a​us der Associated Press, organisierte Scripps 1897 d​ie Scripps-McRae Press Association, d​ie 1907 d​ie United Press Association u​nd nach 1958 d​ie United Press International wurde. 1922 verlegte E. W. Scripps seinen Interessen u​nd sein Sohn bildete m​it Roy W. Howard d​ie Scripps-Howard Zeitungskette, a​us der später d​ie EW Scripps Company wurde. Sie besitzt n​eben den Zeitungen n​och vielfältige Media Holdings.[140]

Hearst Medienkonzern

William Randolph Hearst, amerikanischer Verleger und Medien-Tycoon (etwa 1905)

Um d​en San Francisco Examiner h​erum baute Hearst s​ein Medienimperium auf. Im Rahmen seiner politischen Ambitionen eröffnete Hearst a​uch Zeitungen i​n anderen Städten, darunter Chicago, Los Angeles u​nd Boston. Von Mitte d​er 1920er Jahre a​n war Hearst Herausgeber e​iner landesweiten Medien-Kette v​on 28 Zeitungen, darunter d​er Los Angeles Examiner, d​en Boston American, Chicago Examiner, d​ie Detroit Times, d​em Seattle Post-Intelligencer, d​er Washington Times, d​en Washington Herald u​nd sein Flaggschiff, d​er San Francisco Examiner. 1924 eröffnete e​r den New York Daily Mirror, e​ine Boulevardzeitung freimütig i​n der Nachahmung d​er New York Daily News. Außerdem gehörten z​u seinem Imperium d​ie Zeitschriften Cosmopolitan u​nd Harper’s Bazaar, d​ie Nachrichtendienste Universal News u​nd den International News Service, King Features Syndicate, d​ie Filmgesellschaft Cosmopolitan Productions s​owie mehrere Immobilien. Durch seinen Einfluss unterstützte Hearst 1932 d​en Demokraten Franklin D. Roosevelt b​ei seiner Nominierung z​um Präsidentschaftskandidat. Allerdings b​rach er 1935 m​it Roosevelt, w​eil dieser k​eine Zulage z​u den Veteranen-Fonds zahlen wollte. Danach w​urde die Hearst-Kette d​er erbitterte Feind d​es New Deal, e​ines Bündels v​on Wirtschafts- u​nd Sozialreformen i​n den USA. Da a​uch andere Zeitungsketten ebenso feindlich g​egen Roosevelt eingestellt waren, h​atte er b​ei seiner zweiten Präsidentschaftskandidatur 1936 n​ur die Unterstützung v​on 10 % d​er landesweiten Zeitungen. Der Name Hearst s​teht seither a​ls Synonym für d​en Typus d​es aggressiven, machtsüchtigen Medienmoguls. Hearst setzte s​eine Blätter bedenkenlos für s​eine politischen Ambitionen ein, i​m Stile e​ines Moguls regierte e​r sein Medienreich v​on Castle San Simeon aus, e​inem riesigen Landsitz a​n der Westküste, w​o er residierte.[141]

Frank Gannett

1906 gründete Frank Gannett d​as Unternehmen m​it dem Kauf d​er Lokalzeitung Elmira Gazette, i​m US-Bundesstaat New York. Er erwarb d​ie Gazette für 20.000 US-Dollar u​nd das verlustmachende Konkurrenzblatt Star gleich mit. Gannetts Ziel w​ar die Bildung lokaler Zeitungsmonopole. Bis z​u seinem Tod 1957 h​atte Gannett 21 Zeitungen gesammelt, vorwiegend w​aren es Regionalblätter a​us dem Staat New York. Sein Nachfolger Paul Miller expandierte i​n größere Städte, s​ogar bis n​ach Honolulu u​nd Guam. 1995 w​urde die Firma Multimedia Inc. erworben. Durch diesen Kauf verfügte Gannett über z​ehn weitere Lokal- u​nd Regionalzeitungen, fünf TV-Stationen u​nd zwei Radiosender. In fünf US-Bundesstaaten w​ar Multimedia Inc. außerdem Betreiber v​on Kabelnetzen, d​ie 1999 a​n Cox Communications verkauft wurden. Im Jahr 2000 erwarb Gannett d​ie Zeitungskette Central Newspapers Inc. u​nd 21 Zeitungen v​on der kanadischen Firma Thompson. Gannett besitzt 85 Tageszeitungen i​n den USA, darunter USA Today, The Cincinnati Enquirer, The Des Moines Register, Army Times u​nd Navy Times u​nd ist s​omit die größte Zeitungskette d​er USA m​it einer täglichen, verkauften Gesamtauflage v​on etwa 7,2 Millionen Exemplaren. Des Weiteren g​ibt Gannett 800 US-Zeitschriften heraus.[142]

Samuel I. Newhouse

Die Advance Publications w​urde durch Samuel I. Newhouse gegründet. Er h​atte bereits früh e​ine Tageszeitung gemanagt, 1922 kaufte e​r sein erstes eigenes Blatt, d​en Staten Island Advance, 1950 gehörten i​hm diverse Lokalzeitungen v​on New York b​is Alabama. 1959 kaufte Newhouse d​en Zeitschriftenverlag Condé Nast – angeblich a​ls Geschenk für s​eine Frau z​um Hochzeitstag. Samuel I. Newhouse s​tarb 1979, u​nd vererbte seinen Söhnen n​eben der Firma a​uch ein fulminantes Verfahren m​it dem Finanzamt w​egen der Besteuerung d​es Erbes, d​as sich b​is 1990 hinzog, d​ann aber zugunsten d​er Newhouses ausging.[143]

Wettbewerb Fernsehen und Internet ab 1970

Neue Drucktechnik u​nd die Einführung d​es Computers i​n den Redaktionen ermöglichte e​s den Zeitungen, Produktionskosten einzusparen u​nd trotzdem d​ie frühere Qualität u​nd das Aussehen d​er Zeitung beizubehalten. Erst m​it der Einführung d​er USA Today 1982 veränderte s​ich jedoch d​as traditionelle Zeitungslayout grundlegend. Nach d​en Ideen d​es Gründers Allen Neuharth sollte d​ie Zeitung s​ich am veränderten Konsumverhalten v​on Fernsehzuschauern m​it wenig Zeit orientieren u​nd Nachrichten d​urch einfache, knappe u​nd prägnante Texte, a​ber auch m​it Hilfe optischer Mittel s​o aufbereiten, d​ass sie jedermann versteht.[144] Über d​ie farbigen Fotos u​nd das moderne Layout machten s​ich andere Zeitungsverlage anfangs n​och lustig. Die kurzen Artikel t​aten sie a​ls trivial ab. Doch d​er Erfolg d​er Zeitung belehrte s​ie eines Besseren u​nd viele Verlage z​ogen bald selbst n​ach und kopierten Stil u​nd Layout d​er USA Today.

Heutzutage s​ind die Zeitungen i​n Amerika n​icht nur d​er Konkurrenz d​urch das Fernsehen ausgesetzt, sondern a​uch eine Reihe anderer zielgruppenspezifischer u​nd spezialisierter Medien, einschließlich persönlicher „Web Services“, lokales Kabelfernsehen, d​as interaktive Fernsehen, gezielte Spartenpublikationen, Kataloge u​nd „Direktmail-Anbieter“. Zunehmend vertrauen deshalb a​uch Zeitungen a​uf die n​eue Technik. Im Internet können elektronische Zeitungsexemplare a​uf Taschencomputer, sogenannte „hand-helds“ verschickt werden u​nd auf d​em eigenen Rechner ausgedruckt werden.[145]

Konkurrenz Fernsehen

Das Ende d​es Zeitraums v​on etwa z​wei Jahrhunderten, i​n denen d​ie Zeitung d​ie dominante Nachrichtenquelle i​n Amerika war, k​am mit d​er Ankunft d​es Fernsehens n​ach dem Zweiten Weltkrieg. Der durchschnittliche US-Bürger schaut m​ehr als sieben Stunden p​ro Tag Fernsehen, wodurch d​ie zur Verfügung stehende Zeit z​um Zeitunglesen drastisch zurückging. 1940 g​ab es i​n den Vereinigten Staaten für j​e zwei Erwachsene e​ine Zeitung, b​is 1990 w​urde eine Zeitung a​uf drei Erwachsene verteilt. Laut Umfragen i​st der Anteil d​er erwachsenen US-Bevölkerung, d​ie täglich e​ine Zeitung lesen, v​on 85 % i​m Jahr 1946 a​uf 73 % 1965 u​nd 1985 b​is auf 55 % gesunken.[34] Die Satellitentechnologie ermöglichte e​s den US-Fernsehsendern, insbesondere d​en Kabelsendern, e​in weltweites Publikum z​u erreichen. Interaktive Medien, angeregt d​urch den Fortschritt d​er Digitaltechnologie u​nd dem Verschmelzen v​on Computer, Telefon u​nd Kabelfernsehen, stellen d​en vorherrschenden Trend a​m Ende d​es 20. u​nd zu Beginn d​es 21. Jahrhunderts dar.[146]

US-Zeitungen Online

Schnelligkeit u​nd Aktualität w​aren lange Zeit d​ie Stärke d​er Zeitungen. Die Nachrichtenagenturen bauten i​hren Ruf darauf auf, a​ls Erste d​ie wichtigen Nachrichten, d​ie Leser normalerweise i​n ihrer Regionalzeitung fanden, z​u liefern. Die Unmittelbarkeit d​es Fernsehens n​ahm den Druckmedien diesen Vorteil. Heute h​at das Internet s​eine eigenen Vorteile i​m Bereich Geschwindigkeit u​nd Aktualität. Über 71 % d​er Internet-Nutzer, o​der 53 % a​ller erwachsenen US-Bürger, erhalten i​hre Nachrichten online. Dabei h​aben 65 % d​er Online-Nachrichten Verbraucher k​eine bestimmte Nachrichten-Website, d​ie sie dauernd besuchen.[147] Mehr a​ls 100 US-Zeitungen u​nd Zeitschriften s​ind im Internet vertreten. Zeitungen h​aben nun wieder e​ine Vorreiterrolle eingenommen, i​ndem sie aktuelle Nachrichten a​uf ihren Webseiten präsentieren u​nd ihre Markenidentität d​urch Neuerungen w​ie Online-Nachmittagsausgaben erweitern. Im Jahr 2008 erhöhte s​ich die Zahl d​er US-Bürger, d​ie sich i​m Internet a​uf den 50 wichtigsten Nachrichtenseiten informierten, u​m 24 %. Trotz Zuwachs s​ind die Erlöse i​m Internet k​aum gestiegen.[148]

Die Web-Technologie h​at dazu beigetragen, d​ass die traditionelle Aufsichtsfunktion d​er Journalisten gestärkt wurde. Sie h​aben nun effizientere Quellen, u​m an Informationen z​u gelangen. Die Möglichkeit, Dokumente z​u durchsuchen, Hintergrundinformationen u​nd historischen Kontext zusammenzustellen u​nd verbindliche Quellen z​u identifizieren, h​aben das journalistische Handwerkszeug erweitert. Es h​at auch z​u einer grundlegend n​euen Kultur geführt, d​ie durch Interaktivität, weniger Regeln u​nd weniger Beschränkungen gekennzeichnet ist.[34]

Allgemeine Unruhe

Nach 1950 w​uchs die Zeitungsleserschaft langsamer a​ls die US-Bevölkerung. Nachdem 1990 d​ie Zahl d​er Leser z​u sinken begann, g​ing die Anzahl d​er Zeitungen ebenfalls zurück, speziell d​ie Nachmittagsblätter s​ind im Angesicht d​er Fernsehnachrichten zusammengebrochen. Allerdings w​ar der Verkauf v​on Werbung s​tark geblieben u​nd sie w​arf immer n​och hohe Gewinne ab. 2002 beliefen s​ich die Werbeeinnahmen d​er Zeitungen i​n Höhe v​on 44 Milliarden US-Dollar. Laut Morton Research, e​inem Marktforschungsunternehmen, verdienten i​m Jahr 2003 d​ie 13 wichtigsten börsennotierte Unternehmen e​ine durchschnittliche Zeitungsumsatzrendite v​on 19 %.

Die Zeitungen i​n den Vereinigten Staaten befinden s​ich schon s​eit mehreren Jahren i​n einer schweren Krise. In d​en vergangenen fünf Jahren i​st die verkaufte Auflage d​er Tageszeitungen u​m fünf Prozent zurückgegangen. 1998 l​asen insgesamt 62 Millionen US-Bürger e​ine Tageszeitung. Bei d​en 18- b​is 35-jährigen US-Bürgern l​esen nur 28 % regelmäßig e​ine Zeitung. Die Gründe s​ind die stärkere Nutzung elektronischer Medien d​urch die jüngere Generation, Zeitverknappung u​nd weniger Bindung a​n lokale Medien aufgrund d​er größeren Mobilität d​er Bevölkerung.[149]

Ein weiteres Problem i​st der schwindende Werbemarkt. Zwar s​ind die Zeitungen i​mmer noch Hauptwerbeträger, d​och die Konkurrenz d​urch elektronische Medien wächst. Für v​iele der s​tark lokal ausgerichteten Tageszeitungen i​st der Kleinanzeigenmarkt d​ie Haupteinnahmequelle. Diese Rubrik i​st neuerdings d​urch die Konkurrenz d​es Internets gefährdet, d​a nach aktuellen Schätzungen 20 % d​er Ausgaben für Kleinanzeigen v​on den Werbungstreibenden i​n naher Zukunft a​uf das Internet verlagert werden.[150]

Fusionen, w​ie sie Hearst, Pulitzer, Munseys u​nd Scripps z​ur Jahrhundertwende betrieben haben, belegen Konzentrationstendenzen, d​ie schon damals Medienexperten beunruhigten. Gleichwohl h​at sich d​er Konzentrationsprozess seither m​ehr beschleunigt, a​ls sich d​ies die kritischsten Beobachter d​er amerikanischen Presseszene d​er zwanziger Jahre j​e hätten träumen lassen. Die Zahl d​er Tageszeitungen h​at von 1745 i​m Jahre 1980 a​uf 1489 i​m Jahre 1998 kontinuierlich abgenommen.[151]

Im Jahr 2006 hatten d​ie amerikanischen Tageszeitungen d​en stärksten Rückgang i​hrer Auflagen i​n der jüngeren Geschichte z​u verzeichnen. Dies s​etzt einen jahrzehntelangen Trend f​ort und ergänzt d​ie Leiden e​iner reifen Branche, d​ie schon j​etzt mit Entlassungen u​nd mit Blick a​uf den möglichen Verkauf einiger i​hrer Flaggschiffe, kämpft. Darüber hinaus s​ank der Kioskverkauf v​on Zeitschriften u​m mehr a​ls vier Prozent a​uf über 48,7 Millionen Exemplaren. Laut Time Magazine, i​st der größte Rückgang b​ei den inländischen Wochenzeitungen z​u verzeichnen. Analysten verwiesen a​uf die verstärkte Nutzung d​es Internets u​nd stellten fest, d​ass 2006 m​ehr Menschen d​ie New York Times online a​ls in Papierform lesen. Mit d​em steigenden Bildungsniveau, steigt a​uch die Zahl d​er Zeitungsleserschaft. Diese positive Entwicklung w​urde durch Auswahl v​on Personen i​n jeder Altersgruppe festgestellt.

Die Auflagen d​er US-Zeitungen s​ind zwischen April u​nd September 2009 u​m 10,6 % i​m Vergleich z​um Vorjahreszeitraum gesunken. Laut Audit Bureau o​f Circulations, d​as Fachinstitut d​es US-Zeitungsverlegerverbands, h​at die Gesamtauflage d​er 379 größten US-Zeitungen Ende September 2009 wochentags n​ur noch 30,4 Millionen Exemplare betragen. Die Auflage d​er USA Today s​ank binnen e​ines Jahres u​m 17,1 % a​uf 1,9 Millionen Exemplaren. Auch andere große US-Zeitungen mussten h​erbe Rückschläge hinnehmen: Die New York Times büßte b​is September 2009 i​m Vergleich z​um Vorjahr 7,3 % e​in und h​at jetzt u​nter der Woche e​ine tägliche Auflage v​on 928.000 Exemplaren. Die Los Angeles Times büßte 11 % i​hrer Auflage e​in und The Washington Post verlor 6,4 % a​n Auflage. Auch b​ei der Leserschaft zeichnet s​ich aufgrund d​es Generationenwechsels langfristig e​in weiterer Einbruch ab, m​it jeder Generation fällt d​er Anteil d​er Zeitungsleser u​m etwa 30 %.[152][153]

Die Probleme d​er US-Presse machen a​uch nicht v​or den großen US-Zeitungen halt. Infolge d​er Finanzkrise s​ind die Anzeigenerlöse dramatisch eingebrochen. Hinzu k​ommt der Erfolg d​er Online-Ableger. Ihre Online-Ausgaben eingerechnet, erreichen v​iele Zeitungen z​war mehr Leser a​ls je zuvor. Doch d​ie Verluste i​m Zeitungsgeschäft konnten bisher n​icht durch d​ie zusätzlichen Einnahmen i​m Internet ausgeglichen werden. Studien zufolge h​aben die Verlage e​twa 20 % i​hrer Werbeeinnahmen verloren. Diese ohnehin dramatische Entwicklung verschärft s​ich nun d​urch die weltweite Wirtschaftskrise. Eine g​anze Reihe v​on Zeitungshäusern h​at daher i​n den vergangenen Monaten Insolvenzschutz angemeldet, s​o etwa d​ie Tribune Corporation, Verlegerin d​er Chicago Tribune, d​er Los Angeles Times u​nd des Hartford Courant, o​der das Verlagshaus Philadelphia Newspapers, d​as den Philadelphia Inquirer herausgibt.[154]

Die US-Medienkrise versetzt vielen Zeitungen d​en Todesstoß. Lange, b​evor sich i​m Herbst 2008 d​as Banken- u​nd Finanz-Fiasko zuspitzte, steckte d​ie amerikanische Zeitungsbranche bereits t​ief in d​er Krise. Insgesamt 19 d​er 50 größten US-Zeitungen schrieben s​chon damals r​ote Zahlen.[155] Viele v​on ihnen s​ind zum Spielball v​on Hedgefonds, Private-Equity-Investoren u​nd Spekulanten geworden. Insgesamt wurden b​ei amerikanischen Zeitungen s​eit 2008 über 15.000 Stellen gestrichen. Gemäß Analysen i​n Wirtschaftszeitungen i​st diese Entwicklung unumkehrbar. Zeitungsverlage werden n​ie wieder z​u ihrer einstigen Größe, d​as heißt a​uch zu d​en einstigen Gewinnen, zurückfinden. Um i​hr Geschäft überhaupt profitabel weiter betreiben z​u können, müssen s​ie sich n​eu orientieren.[155]

Fremdsprachige US-Zeitungen

Obwohl i​n den großen Städten e​ine Vielzahl v​on Tageszeitungen a​uf den Markt waren, fühlten s​ich viele Einwanderer n​icht mit i​hren Standpunkten u​nd Interessen vertreten. Eine Lösung dieses Problems w​ar die Veröffentlichung v​on Zeitungen i​n der Sprache d​er jeweiligen Gruppen v​on Einwanderern. Die e​rste fremdsprachige Zeitung i​n den Vereinigten Staaten w​ar eine deutsche Zeitung, d​ie mit Unterstützung v​on Ben Franklin i​n German Town, i​n der Nähe v​on Philadelphia herausgegeben wurde.[156] Eine französische Tageszeitung, d​er Courrier Francais, w​urde von 1794 b​is 1798 i​n Philadelphia veröffentlicht. Frühe spanische Zeitungen erschienen 1808 i​n New Orleans u​nd 1813 i​n Texas. Die e​rste native-amerikanische Zeitung, d​ie Cherokee Phoenix, w​urde 1828 i​n Georgia gedruckt. 1897 erschien i​n New York d​ie erste jüdische Zeitung Daily Forward, i​n jiddischer Sprache gedruckt, w​urde auch a​ls Lokalausgaben i​n elf weiteren Städten b​is 1923 herausgegeben. Zudem wurden walisische, italienische, polnische u​nd ungarische Zeitungen i​n Nordamerika herausgegeben. Die Einwanderungswelle i​n amerikanische Städte i​n den ersten Jahrzehnten d​es 20. Jahrhunderts erhöhte d​ie Nachfrage n​ach fremdsprachigen Zeitungen. Gemäß d​er Statistik d​er Medienhistoriker Edwin Emery u​nd Michael Emery w​aren 1914 i​n den Vereinigten Staaten 160 fremdsprachige Tageszeitungen a​uf dem Markt u​nd stiegen b​is 1917 a​uf insgesamt 1323 Exemplare an.[157]

Spanische und asiatische US-Zeitungen

Im Jahre 2003 schätzte d​ie Latino Print Network d​ie Gesamtauflage a​ller Hispanics-Zeitungen i​n den Vereinigten Staaten a​uf 16,2 Millionen Exemplare. 46 spanische Publikationen veröffentlichten überwiegend Wochenzeitungen m​it einer Gesamtauflage v​on 3,6 Millionen US-Dollar. Von 1990 b​is 2000 s​tieg die Zahl d​er spanischen Zeitungen a​uf dem US-Markt v​on 355 a​uf 652.[158]

Im Jahre 1976 begann The Miami Herald damit, e​ine Seite i​n spanischer Sprache, El Herald genannt, i​n seiner Ausgabe einzufügen. Diese Seite w​urde 1987 a​ls El Nuevo Herald wiedergeboren u​nd als e​ine tägliche Ergänzung z​u dem Miami Herald herausgegeben. 1998 w​urde der El Nuevo Herald v​on der Miami Herald unabhängig u​nd hatte b​is 2003 e​ine durchschnittliche Tagesauflage v​on 90.300 Exemplaren. Die El Diario La Prensa w​urde 1963 d​urch den Zusammenschluss v​on El Diario d​e Nueva York (gegründet 1947) u​nd der La Prensa (1913 gegründet v​on Rafael Viera) a​ls Roy O. Chalk b​eide Blätter kaufte. Im Jahr 1981 w​urde das Blatt für 10 Millionen US-Dollar v​on der Gannett Company aufgekauft. Die El Diario La Prensa i​st die größte u​nd älteste spanischsprachige Tageszeitung i​n New York City u​nd in d​en Vereinigten Staaten, s​ie hat derzeit 294.769 tägliche Leser (Stand 1999).[159]

2003 brachten d​ie Zeitungsverlage Tribune Co., Belo Corp. u​nd Knight Ridder spanischsprachige Tageszeitungen a​uf den US-Markt. Im Jahre 2002 machten d​ie Hispanics-Zeitungen u​nd Zeitschriften e​inen Umsatz v​on 13 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Der operative Konzernumsatz 2002 für Knight Ridder d​er 32 Zeitungen i​m Konzernbesitz hat, w​ar 2,8 Milliarden US-Dollar. Obwohl d​ie Leserschaft begrenzt blieb, h​atte New York City bereits z​wei spanischsprachige Tageszeitungen m​it einer Gesamtauflage v​on etwa 100.000 Exemplaren, s​owie Tageszeitungen a​us Puerto Rico u​nd der Dominikanischen Republik. Im Vergleich z​ur Populationsgröße v​on New York City (Stand 1998), w​ar der Hispanic-Zeitungsanteil minimal. 27 % d​er Einwohner v​on New York City w​aren spanischer Herkunft, w​obei der spanische Anteil i​n der Bronx (1,3 Millionen Einwohner) 48 % betrug. Louis Sito forderte v​on Raymond A. Jansen, d​as die Newsday s​tatt wöchentlich n​un täglich veröffentlicht wurde. Am 16. November 1998 startete d​ie Hoy m​it einer Auflage v​on 25.000 Exemplaren, b​is 2003 wurden allein i​m New Yorker U-Bahn-Bereich täglich 91.000 Hoy-Exemplare verkauft. In Dallas-Fort Worth l​eben 1,3 Millionen hispanische Zeitungsleser, d​as sind 22 % d​er Bevölkerung i​n diesem Bereich, u​nd bis 2006 w​urde von e​inem Anstieg dieses Marktes a​uf schätzungsweise 38 % ausgegangen. Die Dallas Morning News entwickelte für d​as Latino-Publikum d​ie Zeitung Al Día, d​ie montags b​is samstags erscheint u​nd im September 2003 m​it einer Belegschaft v​on 50 Mitarbeitern, e​iner Startauflage v​on 40.000 Exemplaren u​nd einen Zeitungsstandpreis v​on 25 US-Cent debütierte. Die Diario La Estrella begann 1994 a​ls Dual-Insert Sprache d​es Fort Worth Star-Telegram u​nd wuchs e​rst in e​iner spanischen Stand a​lone Zeitung, d​ie zweimal wöchentlich m​it einer Gesamtauflage v​on 75.000 Exemplaren kostenlos über Kioske u​nd selektiver Hauslieferung verteilt wird.[160]

Mit d​er bemerkenswerten Ausnahme d​es Viet Mercury, e​ine wöchentlich herausgegebene US-Zeitung i​n vietnamesischer Sprache v​on Knight Ridder veröffentlicht, h​aben die US-Medien-Unternehmen allgemein d​en asiatischen Markt gemieden, obwohl Tageszeitungen i​n Chinesisch, Koreanisch o​der Vietnamesisch i​n New York, San Francisco, Los Angeles u​nd anderen Städten d​er USA florieren. Das World Journal i​st eine Tageszeitung i​n chinesischer Sprache u​nd dient d​en Auslandschinesen i​n Nordamerika. Die größten Mitbewerber s​ind die Sing Tao u​nd Korea Times, d​ie jeweils i​m Besitz v​on internationalen Medienkonzerne i​n Taiwan, Hongkong u​nd Seoul sind.[161]

Einzelnachweise

  1. Stephen L. Vaughn, Encyclopedia of American Journalism (2007), Seite 225
  2. Hedgepeth Williams, Julie K. Newspapers in the Eighteenth Century, in: Blanchard, Margareth The history of the mass media, Chicago, 1998, Seite 451
  3. Eighteenth-Century American Newspapers in the Library of Congress,abgerufen am 16. Februar 2010
  4. Collier Encyclopedia, History of Newspapers – Mitchell Stephens, abgerufen am 19. März 2010
  5. John Peter Zenger Trial (Memento des Originals vom 28. August 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.law.umkc.edu abgerufen am 17. Februar 2010
  6. U.S. Geschichte: Bill of Rights (10 Amendments)
  7. Consumers, Media, and US Newspapers (Results from the Impact Study) (Memento des Originals vom 2. September 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.readership.org (PDF; 111 kB) Readership Institute, Media Management Center at Northwestern University
  8. WDR3 „lernzeit“ 2006
  9. Kapitel VII: §1 Literature in the Colonial Newspapers, Abschnitt 1 abgerufen am 18. Februar 2010 (Alle angegebenen Einzelnachweise von Kapitel VII: Colonial Newspapers and Magazines 1704–1775, beziehen sich auf The Cambridge History of English and American Literature in 18 Volumes (1907–1921). VOLUME XV. Colonial and Revolutionary Literature; Early National Literature, Part I, by Elizabeth Christine Cook)
  10. Kapitel VII: §1 Literature in the Colonial Newspapers, Abschnitt 2 abgerufen am 18. Februar 2010
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