Birstein

Birstein ist eine Gemeinde am nordöstlichen Rande des Main-Kinzig-Kreises im südöstlichen Hessen.

Blick auf die Kerngemeinde Birstein vom Neubaugebiet
Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Landkreis: Main-Kinzig-Kreis
Höhe: 286 m ü. NHN
Fläche: 86,61 km2
Einwohner: 6191 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 71 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 63633, 63699
Vorwahlen: 06054, 06668
Kfz-Kennzeichen: MKK, GN, HU, SLÜ
Gemeindeschlüssel: 06 4 35 004
Gemeindegliederung: 16 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Carl-Lomb-Str. 1
63633 Birstein
Website: www.birstein.de
Bürgermeister: Fabian Fehl (SPD)
Lage der Gemeinde Birstein im Main-Kinzig-Kreis
Karte

Geografie

Die Gemeinde liegt am südlichen Fuße des Vogelsbergs.

Nachbargemeinden

Birstein grenzt im Norden an die Gemeinde Grebenhain (Vogelsbergkreis), im Osten an die Gemeinde Freiensteinau (Vogelsbergkreis) und die Stadt Steinau an der Straße, im Süden an die Stadt Bad Soden-Salmünster und die Gemeinde Brachttal sowie im Westen an die Gemeinde Kefenrod und die Stadt Gedern (beide Wetteraukreis).

Gemeindegliederung

Die Gemeinde besteht aus den 16 Ortsteilen Birstein, Bösgesäß, Böß-Gesäß, Fischborn, Hettersroth, Illnhausen, Kirchbracht, Lichenroth, Mauswinkel, Oberreichenbach, Obersotzbach, Unterreichenbach, Untersotzbach, Völzberg, Wettges und Wüstwillenroth.

Die Trennung von Bösgesäß (Bösgesäß I, umgangssprachlich „Preußisch-Bösgesäß“) und Bös-Gesäß (Bösgesäß II, umgangssprachlich „Hessisch-Bösgesäß“) ist schon für das ausgehende Mittelalter nachgewiesen. Damals wurde die durch den Ort fließende Bracht als Grenze zwischen den isenburgischen Gerichten Reichenbach und Wolferborn festgelegt. Die beiden Ortsteile liegen etwa 100 Meter auseinander.

Zum Ortsteil Hettersroth gehören noch die kleinen Wohnplätze Höfen, Birkenstöcke und Loosemühle. Aufgrund ihrer geringen Größe werden diese offiziell meist nicht explizit genannt.

Zur Kerngemeinde Birstein gehören noch die inoffiziellen Ortsteile Unterberg und Oberberg.

Geschichte

Der Vogelsberger Dom, Unterreichenbach

Das „castrum birsenstein“ (birsen = birschen, mit Spürhunden jagen) wurde 1279 erstmals urkundlich erwähnt. Die Herrschaft Birstein war fuldischer Besitz, hervorgegangen aus dem fuldischen Zent Reichenbach, und war zunächst an die Herren von Büdingen als Lehen gegangen. Von diesen hatten es die Herren von Trimberg geerbt, und im Jahre 1279 belehnte Fürstabt Bertho IV. Heinrich von Weilnau und dessen Frau Lukardis von Trimberg gemeinsam mit diesem Erbe ihrer Familie, dem „castrum birsenstein et Advochatiam in Richenbach“.

Graf Heinrich II. von Weilnau verlegte 1326 seinen Sitz nach Birstein.

Die Weilnauer Herrschaft in Birstein dauerte allerdings nicht lange. Bereits 1332 erwarb Heinrich II. von Ysenburg durch Heirat die Hälfte der Burg und Herrschaft Birstein, und 1438 ging der gesamte Rest, soweit er nicht bereits an die Herren von Stockheim oder die von Reifenberg gefallen oder verpfändet war, an Diether I. von Ysenburg, wiederum als fuldisches Lehen.

Gebietsreform

Am 1. Februar 1971 fusionierten die bisher selbständigen Gemeinden Birstein, Bößgesäß, Fischborn und Kirchbracht im Zuge der Gebietsreform in Hessen freiwillig zur erweiterten Gemeinde Birstein.[2] Am 1. März 1971 kamen Hettersroth und Oberreichenbach hinzu.[3] Böß-Gesäß und Illnhausen folgten am 31. Dezember 1971. Obersotzbach, Unterreichenbach und Untersotzbach wurden am 1. April 1972 aufgenommen. Die Reihe der Eingemeindungen wurde mit der Eingliederung der damaligen Gemeinde Oberland kraft Landesgesetz am 1. Juli 1974 abgeschlossen.[4][5] Die ehemals selbstständigen Gemeinden von Oberland, Lichenroth, Mauswinkel, Völzberg, Wettges und Wüstwillenroth wurden Ortsteile von Birstein. Für das Gebiet jeder der früher selbstständigen 16 Gemeinden, die sich in der Gemeinde Birstein zusammengeschlossen haben, wurden je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Birstein 6317 Einwohner. Darunter waren 165 (2,6 %) Ausländer, von denen 92 aus dem EU-Ausland, 52 aus anderen Europäischen Ländern und 21 aus anderen Staaten kamen.[7] Die Einwohner lebten in 2484 Haushalten. Davon waren 582 Singlehaushalte, 723 Paare ohne Kinder und 902 Paare mit Kindern, sowie 219 Alleinerziehende und 58 Wohngemeinschaften.[8]

Einwohnerentwicklung

 Quelle: Historisches Ortslexikon[9]

  • 1514: 39 Zinsende
  • 1551: 51 Zinsende
  • 1606: 87 Untertanen
  • 1655: 23 Haushaltungen
  • 1766: 86 Mann
Birstein: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2015
Jahr  Einwohner
1834
 
965
1840
 
1.015
1846
 
1.081
1852
 
1.114
1858
 
1.008
1864
 
974
1871
 
974
1875
 
1.041
1885
 
1.117
1895
 
1.065
1905
 
1.121
1910
 
1.111
1925
 
1.111
1939
 
1.042
1946
 
1.700
1950
 
1.784
1956
 
1.765
1961
 
1.732
1967
 
1.717
1970
 
1.704
1973
 
5.749
1975
 
5.740
1980
 
5.709
1985
 
5.840
1990
 
6.172
1995
 
6.406
2000
 
6.603
2005
 
6.588
2010
 
6.297
2011
 
6.317
2015
 
6.269
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [9]; Hessisches Statistisches Informationssystem[10]; Zensus 2011[7]
Nach 1970 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte.

Religionszugehörigkeit

 1885:883 evangelische (79,05 %), 130 katholische (= 11,64 %), 104 jüdische (= 9,31 %) Einwohner[9]
 1961:1173 evangelische (= 67,84 %), 523 katholische (= 30,20 %) Einwohner[9]
 2011:4477 evangelische (= 70,9 %), 870 katholische (= 13,8 %), 970 sonstige (= 15,4 %) Einwohner[11]

Religion

Die Bevölkerung der Gemeinde Birstein ist zu einem recht hohen Anteil evangelischer Konfession. Neben den fünf evangelischen Kirchen in dem Gemeindegebiet existieren eine katholische Kirche und weitere Glaubensgemeinschaften.

Seit dem 17. Jahrhundert existierte eine jüdische Gemeinde in Birstein. Im Jahre 1925 machten Juden 10,4 % der Bevölkerung aus. In den ersten Jahren des Nationalsozialismus sah sich ein Großteil der Birsteiner Juden zur Auswanderung gezwungen; die jüdische Gemeinde wurde 1937 aufgelöst. Mindestens 26 der in Birstein geborenen oder ansässigen Juden wurden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet.[12]

Politik

Gemeindevertretung

Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[13] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[14][15][16]

Sitzverteilung in der Gemeindevertretung 2021
Insgesamt 25 Sitze
Parteien und Wählergemeinschaften %
2021
Sitze
2021
%
2016
Sitze
2016
%
2011
Sitze
2011
%
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 38,6 10 27,3 7 33,5 9 36,9 9 34,7 11
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 21,0 5 23,9 6 28,7 7 34,3 9 33,6 10
FBG Freie Bürgergemeinschaft 33,6 8 38,4 9 27,5 7 28,8 7 25,3 8
ABB Aktive Bürger für Birstein 5,5 1
FDP Freie Demokratische Partei 6,8 2 6,4 2 4,8 1
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 4,1 1 6,5 2
gesamt 100,0 25 100,0 25 100,0 25 100,0 25 100,0 31
Wahlbeteiligung in % 59,2 55,5 55,5 49,6 59,4

Bürgermeister

Offizielles Wahlkampfporträt von Fabian Fehl im Wahlkampf 2019

Fabian Fehl (SPD) (* 25. Juni 1991) wurde am 3. November 2019 mit 52,77 % der Stimmen zum Bürgermeister der Gemeinde Birstein gewählt. Er setzte sich zunächst gegen die Kandidaten Danica Radtke (CDU) und Jürgen Spielmann (FDP) durch, unterlag jedoch im ersten Wahlgang dem ersten Beigeordneten Christian Götz (FBG). Bei der Stichwahl am 3. November 2019 konnte er die erforderliche absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen. Fabian Fehl ist der erste von der SPD aufgestellte Bürgermeister der Gemeinde Birstein seit der Gebietsreform in Hessen 1971. Er wurde am 19. März 2020 in einer Gemeindevertretersitzung zum Bürgermeister ernannt und vereidigt. Die Amtsgeschäfte der Bürgermeisters übernahm er zum 1. April 2020.[17]

Fehls Vorgänger Wolfgang Gottlieb (parteilos) war 1995 gewählt und 2001, 2007 und 2013 wiedergewählt worden.[17] Seine Amtszeit endete, nachdem er nicht erneut für das Bürgermeisteramt kandidierte, am 1. April 2020.

Sehenswürdigkeiten

Blick auf das Schloss Birstein aus dem Neubaugebiet
  • Schloss Birstein, seit 1517 Sitz des Fürstenhauses Isenburg, einem der ältesten Adelsgeschlechtern Europas.
  • alter Ortskern von Birstein (Kirchgasse, Schlossstraße, Schulweg, Lauterbacher Straße), u. a. mit der ehemaligen Lateinschule (erbaut 1692), dem ehemaligen Amtsgericht (erbaut 1903) und dem ehemaligen Rathaus
  • evangelisches Pfarrhaus (erbaut 1556)
  • evangelische Kirche Birstein (erbaut 1914) nebst Begräbnisstätte des Fürstenhauses Isenburg[18]
  • evangelische Kirche Birstein-Unterreichenbach (erbaut 1748), auch "Vogelsberger Dom" genannt
  • katholische Kirche Mariae Heimsuchung Birstein (erbaut 1914)
  • Sotzbacher Feuerwehrscheune, das einzige Feuerwehrmuseum seiner Art im Main-Kinzig-Kreis.
  • Naturlehrpfad 'Graf-Dietrich-Weiher' in Birstein-Fischborn, der den Besuchern die Flora und Fauna des 1980 gegründeten Naturschutzgebiets rund um den Graf-Dietrich-Weiher näherbringt
  • Lehrpfad 'Der Weg des Wassers' in Birstein-Fischborn, welche den Weg des Trinkwassers aus dem Vogelsberg nach Frankfurt am Main rekonstruiert
  • Durch das Stadtgebiet verläuft der BahnRadweg Hessen. Auf ehemaligen Bahntrassen führt er ca. 250 km durch den Vogelsberg und
  • Lokomotiv-Denkmal der letzten verbliebenen Diesellok VL13, welche bis 1967 auf der Vogelsberger Südbahn zwischen Wächtersbach, Birstein und Hartmannshain verkehrte
Anton-Praetorius-Weg in Birstein

Verkehr

Birstein ist an das Autobahnnetz über die Bundesstraße 276, die zur Anschlussstelle Bad Orb/Wächtersbach der A 66 führt, angebunden. Die Buslinien MKK-71 und MKK-72 der Kreiswerke Main-Kinzig GmbH stellen eine stündliche Verbindung über die Orte Wächtersbach-Schlierbach-Neuenschmidten-Birstein dar. In Wächtersbach besteht Anschluss an die Bahnstrecke Frankfurt-Fulda.

Ferner besteht Anschluss an das Radwegenetz Hessen über den Vogelsberger Südbahnradweg, welcher durch Birstein führt. Auf diesem verkehrte bis 1967 die heute stillgelegte Vogelsberger Südbahn. Entlang des Radwegs wurden etliche Rastplätze mit Informationstafeln eingerichtet. Pedelecs können an mehreren kostenlosen Ladestationen wiederaufgeladen werden. Ein paar der Ladestationen sind auf der Website der Kreiswerke Main-Kinzig veröffentlicht. Viele weitere Ladestationen sind auf den Karten der Website GoingElectric.de zu finden.

Persönlichkeiten

Literatur

Commons: Birstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Birstein – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2020 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Punkt 328, Abs. 48 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
  3. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 3. März 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 12, S. 474, Punkt 535, Abs. 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  4. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Gelnhausen, Hanau und Schlüchtern und der Stadt Hanau sowie die Rückkreisung der Städte Fulda, Hanau und Marburg (Lahn) betreffende Fragen (GVBl. 330–26) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 149, § 7 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 362–363.
  6. Hauptsatzung. (PDF; 49 kB) § 4. In: Webauftritt. Gemeinde Birstein, abgerufen im Oktober 2020.
  7. Bevölkerung nach Staatsangehörigkeitsgruppen: Birstein. In: Zensus2011. Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen im Oktober 2020.
  8. Haushalte nach Familien: Birstein. In: Zensus2011. Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen im Oktober 2020.
  9. Birstein, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  10. Hessisches Statistisches Informationssystem In: Statistik.Hessen.
  11. Religionszugehörigkeit: Birstein. In: Zensus2011. Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen im Oktober 2020.
  12. Alemannia Judaica
  13. Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
  14. Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2016.
  15. Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2011.
  16. Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2006.
  17. Bürgermeister-Direktwahlen in Birstein, Stadt. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im Januar 2021.
  18. Götz J. Pfeiffer: Rückbesinnung und Neubeginn. Die Fenster von Richard Schröder in der 1913/14 von Ernst Faust erbauten ev. Kirche zu Birstein. In: Mitteilungsblatt. Zentrum für Regionalgeschichte. 45. Jg. 2020, S. 5054.
  19.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.