Wetteraukreis
Der Wetteraukreis ist ein 1972 entstandener Landkreis im Regierungsbezirk Darmstadt in Hessen. Die Kreisstadt ist Friedberg (Hessen).
Wappen | Deutschlandkarte |
---|---|
| |
Basisdaten | |
Bestandszeitraum: | 1972– |
Bundesland: | Hessen |
Regierungsbezirk: | Darmstadt |
Verwaltungssitz: | Friedberg (Hessen) |
Fläche: | 1.100,69 km2 |
Einwohner: | 310.353 (31. Dez. 2020)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 282 Einwohner je km2 |
Kfz-Kennzeichen: | FB, BÜD |
Kreisschlüssel: | 06 4 40 |
Kreisgliederung: | 25 Gemeinden |
Adresse der Kreisverwaltung: |
Europaplatz 61169 Friedberg (Hessen) |
Website: | |
Landrat: | Jan Weckler (CDU) |
Lage des Wetteraukreises in Hessen | |
Geografie
Lage
Namensgebend für den Kreis ist die nördlich von Frankfurt am Main gelegene Landschaft Wetterau. Sie ist eine der ertragreichsten Ackerbaulandschaften Hessens und nach dem Fluss Wetter benannt. Im Westen ragen noch die Ausläufer des Taunus, östlicher Hintertaunus, in das Kreisgebiet. Hier befinden sich zahlreiche Mineral- und Thermalquellen (Bad Nauheim, Bad Vilbel, Rosbach vor der Höhe). Im Osten des Kreises führt das Ronneburger Hügelland zu den Ausläufern des Vogelsberges und des Spessarts hin.
Nachbarkreise
Der Wetteraukreis grenzt, im Norden beginnend im Uhrzeigersinn, an die Landkreise Gießen, Vogelsbergkreis, Main-Kinzig-Kreis, an die kreisfreie Stadt Frankfurt am Main sowie an den Hochtaunuskreis und den Lahn-Dill-Kreis.
Geschichte
Das Kreisgebiet war im Laufe der Geschichte in zahlreiche Herrschaftsgebiete zersplittert. Die wichtigsten davon waren die Landgrafen von Hessen (später beide hessische Landesteile Hessen-Darmstadt und Hessen-Kassel), die Grafen von Solms und Ysenburg, Kurmainz, die Burggrafschaft Friedberg und die Freie Reichsstadt Friedberg. Seit dem 19. Jahrhundert gehörte das heutige Kreisgebiet zum Großherzogtum Hessen, in welchem es die beiden Landkreise Friedberg und Büdingen innerhalb der Provinz Oberhessen bildete.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde am 1. August 1972 ein neuer Landkreis mit dem Namen Wetteraukreis gebildet, dessen Kreisstadt die Stadt Friedberg (Hessen) wurde. Der neue Landkreis wurde zusammengesetzt aus
- dem Gebiet des aufgelösten Landkreises Büdingen ohne
- die Stadt Schotten, die zum neuen Vogelsbergkreis kam
- die Gemeinde Altwiedermus, die nach Ronneburg im damaligen Landkreis Hanau eingemeindet wurde
- die Gemeinden Hain-Gründau und Mittel-Gründau, die Teil der Gemeinde Gründau im damaligen Landkreis Gelnhausen wurden
- dem Gebiet des aufgelösten Landkreises Friedberg ohne
- die Gemeinde Burgholzhausen vor der Höhe, die in die Stadt Friedrichsdorf,
- und die Gemeinde Ober-Erlenbach, die in die Stadt Bad Homburg vor der Höhe eingegliedert wurde – beide im neuen Hochtaunuskreis
- die Gemeinden Harheim, Nieder-Erlenbach und Nieder-Eschbach, die in die kreisfreie Stadt Frankfurt am Main eingegliedert wurden
- der Gemeinde Wolferborn aus dem Landkreis Gelnhausen, die in die Stadt Büdingen eingegliedert wurde.[2][3]
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner | Quelle |
---|---|---|
1972 | 242.000 | [5] |
1980 | 251.900 | [6] |
1990 | 263.900 | [6] |
2000 | 294.260 | [7] |
2010 | 298.195 | [8] |
2015 | 298.398 | [9] |
Konfessionsstatistik
Laut der Volkszählung 2011 waren 46,2 % der Einwohner evangelisch, 20,2 % römisch-katholisch und 33,6 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Religionsgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[10] Unter der Bevölkerung im Wetteraukreis am 9. Mai 2011 befanden sich 4 % weniger katholische und 14,2 % weniger evangelische Kirchenmitglieder unter der Gesamtbevölkerung als am vorherigen Volkszählung vom 25. Mai 1987. Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist demnach im beobachteten Zeitraum gesunken, während der Anteil der Konfessionslosen und Sonstige zunahm mit 18,2 %.[11]
Politik
Kreistag
Die Kommunalwahl am 6. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[12] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[13][14][15]
Diagrammdarstellung von Wahlergebnis und Sitzverteilung | |
---|---|
Wahlvorschläge | % 2021 |
Sitze 2021 |
% 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 32,8 | 27 | 30,5 | 25 | 35,6 | 29 | 40,0 | 32 | 41,0 | 33 |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 20,7 | 17 | 28,0 | 23 | 31,8 | 26 | 35,4 | 29 | 38,8 | 32 |
AfD | Alternative für Deutschland | 6,9 | 6 | 12,2 | 10 | — | — | — | — | — | — |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 19,0 | 15 | 9,0 | 7 | 15,8 | 13 | 7,2 | 6 | 7,5 | 6 |
FWG/UWG | Freie Wählergemeinschaft / Unabhängige Wählergemeinschaft Wetterau | 8,5 | 7 | 7,6 | 6 | 6,4 | 5 | 5,8 | 5 | 4,9 | 4 |
FDP | Freie Demokratische Partei | 6,5 | 5 | 5,7 | 4 | 3,6 | 3 | 5,0 | 4 | 4,0 | 3 |
LINKE | Die Linke (2006: Die Linke.WASG) | 3,6 | 3 | 3,3 | 3 | 2,4 | 2 | 3,0 | 2 | — | — |
NPD | Nationaldemokratische Partei Deutschlands | 0,9 | 1 | 2,2 | 2 | 2,5 | 2 | 3,6 | 3 | 3,3 | 3 |
PIRATEN | Piratenpartei Deutschland | 0,6 | 0 | 0,9 | 1 | 1,9 | 1 | — | — | — | — |
Gesamt | 100 | 81 | 100[16] | 81 | 100 | 81 | 100 | 81 | 100[17] | 81 | |
Wahlbeteiligung | 53,4 % | 51,7 % | 49,7 % | 48,6 % | 53,5 % |
Landräte des Wetteraukreises
Landrat | Amtszeit |
---|---|
Erich Milius (SPD) | 1952–1972 |
Arno Kuhn (SPD) | 1973–1979 |
Helmut Münch (CDU) | 1979–1983 |
Sigurd Beyer (CDU) | 1984–1985 |
Herbert Rüfer (SPD) | 1985–1992 |
Rolf Gnadl (SPD) | 1992–2007 |
Joachim Arnold (SPD) | 2008–2018 |
Jan Weckler (CDU) | seit 2018 |
Die letzte Landratswahl fand am 4. März 2018 statt. Im ersten Wahlgang erhielt Jan Weckler (CDU) 44,3 % der Stimmen, die Kandidatin der SPD Stephanie Becker-Bösch 33,3 % der Stimmen. Thomas Zebunke (Grüne) und Daniel Libertus (FDP) erhielten 14,8 % bzw. 7,5 % der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 31,7 %.[18] Da im ersten Wahlgang keiner der Kandidaten eine absolute Mehrheit erreichte, fand am 18. März 2018 eine Stichwahl zwischen Jan Weckler und Stephanie Becker-Bösch statt, in der Jan Weckler mit 57 % der Stimmen zum Landrat gewählt wurde. Die Wahlbeteiligung lag bei 23,1 %.[19]
Wappen, Flagge und Banner
- Hissflagge
- Bannerflagge
Blasonierung: „Durch einen blauen Wellenbalken geteilt; oben in Gold wachsend der schwarze, rot bewehrte Doppeladler, unten in Silber zwei rote Balken.“ | |
Wappenbegründung: Der Reichsadler steht für das Reichsland Wetterau, das bis zum Mittelalter bestand beziehungsweise für die ehemals Freie Reichsstadt Friedberg. Die roten Balken sind das Symbol der Grafen von Isenburg-Büdingen, die das östliche Kreisgebiet beherrschten und der blaue Wellenbalken symbolisiert den Fluss Wetter und ist damit ein „redendes“ Symbol. Das Wappen wurde am 2. Juli 1975 verliehen. |
Wirtschaft und Verkehr
Wirtschaft
Im Zukunftsatlas 2016 belegte der Wetteraukreis Platz 151 von 402 Landkreisen, Kommunalverbänden und kreisfreien Städten in Deutschland und zählt damit zu den Regionen mit „ausgeglichenem Chancen-Risiko Mix“.[20] In der Ausgabe von 2019 lag er auf Platz 94 von 401.[21]
Verkehr
Die fruchtbare Ebene der Wetterau zwischen Taunus und Vogelsberg war von jeher eine wichtige Durchzugsstraße von Nord nach Süd. So hat auch die Main-Weser-Bahn als erste Eisenbahn zwischen Kassel und Frankfurt diesen Weg genommen. Sie ist 1850 von Frankfurt über Friedberg bis Butzbach und 1851 weiter nach Lang-Göns eröffnet worden. Das Kreisgebiet gehörte damals zu Hessen-Darmstadt bis auf das kurhessische Bad Nauheim, das erst 1866 dazukam.
Am Rande des Vogelsberges entstand 1870 eine weitere Nord-Süd-Strecke von Gießen über Nidda–Büdingen nach Gelnhausen, die von der zunächst privaten Oberhessischen Eisenbahn-Gesellschaft erbaut und mit dieser 1876 in die Hessische Staatsbahn einbezogen wurde.
Zur Umgehung des Frankfurter Raumes erbaute die Preußische Staatsbahn eine Direktverbindung von Hanau nach Friedberg, die 1881 mit der Teilstrecke ab Heldenbergen-Windecken vollendet wurde.
Die Hessische Staatsbahn begann 1888 den Vogelsberg mit zwei Stichbahnen von Nidda nach Schotten und von Stockheim nach Gedern zu erschließen, wovon die letztgenannte 1906 bis Grebenhain-Crainfeld verlängert und so zu einer Querverbindung bis Lauterbach ausgebaut wurde.
Zum wichtigsten Bahnknoten entwickelte sich der Bahnhof Friedberg, welcher heute von Intercity- und ICE-Zügen bedient wird. Zu den drei vorhandenen Schienenwegen von Friedberg nach Frankfurt, Gießen und Hanau kamen hinzu: 1897 die Nebenbahnen nach Hungen und Nidda, die bis Beienheim dieselbe Trasse benutzen, und 1901 die im Zuge der Bäderbahn Nauheim–Homburg–Wiesbaden errichtete Hauptbahn nach Friedrichsdorf.
Neben Nidda ist auch Stockheim ein Knotenpunkt; hier beginnt seit 1905 die Niddertalbahn nach Heldenbergen-Windecken und 1907 weiter bis Bad Vilbel an der Main-Weser-Bahn.
Schließlich vervollständigte die private Butzbach-Licher Eisenbahn AG, eine Tochter der Firma Lenz & Co GmbH, das Schienennetz durch die Bahnen, die von Butzbach ausgingen:
- 1904: Butzbach West – Butzbach Ost – Griedel – Lich
- 1910: Griedel – Rockenberg – Bad Nauheim
- 1910: Butzbach Ost – Oberkleen.
Durch das Kreisgebiet führen die Bundesautobahnen 5 (Frankfurt-Kassel) und 45 (Dortmund-Aschaffenburg). Ferner erschließen mehrere Bundesstraßen und Kreisstraßen das Kreisgebiet, darunter die B 3, die B 275, die B 455, die B 457 und die B 521.
Im Wetteraukreis waren Ende 2010 etwa 225.000 Fahrzeuge zugelassen, darunter 169.000 Pkw, 8700 Lkw und 15.000 Krafträder.
Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) im Kreisgebiet wird durch die Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) im Rahmen des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) betrieben.
Presse
Wichtigste lokale Zeitung ist die Wetterauer Zeitung (Friedberg/Bad Nauheim), im Raum Bad Vilbel die Frankfurter Neue Presse, im Ostkreis der Kreis-Anzeiger (Nidda), im Nordwesten die Butzbacher Zeitung. Auch die Lokalausgaben der Frankfurter Rundschau werden im Wetteraukreis viel gelesen.
Gemeinden
(Einwohner am 31. Dezember 2020[22])
|
|
Kfz-Kennzeichen
Am 1. August 1972 wurde dem Landkreis das seit dem 1. Juli 1956 für den hessischen Landkreis Friedberg gültige Unterscheidungszeichen FB zugewiesen. Es wird durchgängig bis heute ausgegeben.
Bis in die 1990er Jahre erhielten Fahrzeuge aus dem Altkreis Büdingen Kennzeichen mit den Buchstabenpaaren DA bis DZ und LA bis LZ und den Zahlen von 100 bis 999.
Seit dem 2. Januar 2013 ist zudem das Unterscheidungszeichen BÜD (Büdingen) erhältlich.
Literatur
- Hans Wolf: Die Wetterau – Geschichte, Gemeinden und Landschaften des Wetteraukreises. Petermann, Bad Nauheim 2002, ISBN 3-9808581-0-3.
Weblinks
- Linkkatalog zum Thema Wetteraukreis bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- Offizielle Website des Wetteraukreises
- Literatur von und über Wetteraukreis im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Natur-Bilder aus der Wetterau Lebensraum, Tiere, Pilze, Pflanzen
Einzelnachweise
- Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2020 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 386.
- Gesetzes zur Neugliederung der Landkreise Büdingen und Friedberg vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 230–232, Zweiter Abschnitt; § 18 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- Datenbank Zensus 2011, Wetteraukreis, Alter + Geschlecht
- Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1974
- Michael Rademacher: Wetteraukreis. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Hessisches Statistisches Landesamt}
- Bevölkerung in den Verwaltungsbezirken am 30.09.2010 und Bevölkerungsvorgänge im 3. Vierteljahr 2010. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original am 10. Mai 2011; abgerufen am 31. Mai 2019.
- Bevölkerung in den Verwaltungsbezirken am 30.06.2015 und Bevölkerungsveränderung im 2. Quartal 2015. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original am 24. März 2016; abgerufen am 31. Mai 2019.
- Wetteraukreis Religion, Zensus 2011
- Landkreis Wetterau Demografiebericht 2013 Seite 35
- Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnisse der Kreiswahlen von 2011 und 2006
- Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnisse der Kreiswahlen von 2006 und 2001
- Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnisse der Kreiswahlen von 2001 und 1997
- Die ALFA, jetzt LKR errang 2016 keinen Sitz, aber 0,6 % der Stimmen.
- Die WAL errang 2001 keinen Sitz, aber 0,5 % der Stimmen.
- Ergebnis der Landratswahl 2018. Wetteraukreis, abgerufen am 16. April 2018.
- Ergebnis Stichwahl Landrat Wetteraukreis 2018. Wetteraukreis, abgerufen am 16. April 2018.
- Zukunftsatlas 2016. Archiviert vom Original; abgerufen am 23. März 2018.
- PROGNOS Zukunftsatlas. Handelsblatt, abgerufen am 10. Dezember 2019.
- Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2020 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).