Affeltrangen

Affeltrangen (in einheimischer Mundart: Afeltrange [(fo) ˈafl̩traŋˑə])[5] ist eine Ortschaft[6] und eine politische Gemeinde im Bezirk Weinfelden des Kantons Thurgau in der Schweiz. Die seit 1995 bestehende politische Gemeinde deckt sich räumlich mit der Ende 1994 aufgehobenen Munizipalgemeinde Affeltrangen, welche die ehemaligen Ortsgemeinden Affeltrangen, Buch bei Märwil, Märwil und Zezikon umfasste.[7] Neben den vier Dörfern gehören einige Weiler (wie z. B. Kaltenbrunnen) und Einzelhöfe zur Gemeinde.

Affeltrangen
Wappen von Affeltrangen
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Thurgau Thurgau (TG)
Bezirk: Weinfelden
BFS-Nr.: 4711i1f3f4
Postleitzahl: 9556 Affeltrangen
9562 Märwil
UN/LOCODE: CH MAE (Märwil)
Koordinaten:718857 / 264075
Höhe: 489 m ü. M.
Höhenbereich: 469–629 m ü. M.[1]
Fläche: 14,43 km²[2]
Einwohner: 2648 (31. Dezember 2020)[3]
Einwohnerdichte: 184 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
17,0 % (31. Dezember 2020)[4]
Website: www.affeltrangen.ch
Affeltrangen

Affeltrangen

Lage der Gemeinde
Karte von Affeltrangen
w

Geographie

Die Gemeinde liegt im oberen Lauchetal an der Einmündung des Hartenauerbachs. Die ehemalige Ortsgemeinde Affeltrangen umschloss das Kirchdorf Affeltrangen mit Bollsteg, Isenegg, Kreuzegg, Nägelishub und Rüti.[7]

Geschichte

Affeltrangen in einer Luftaufnahme von Walter Mittelholzer aus dem Jahr 1934

779 wurde Affeltrangen erstmals erwähnt: Ein gewisser Immo schenkte dem Kloster St. Gallen Ländereien in villa que dicitur Affaltrawangas.[8] Der Ortsname ist aus ahd. apholtra/affaltra ‹Apfelbaum› und wang ‹Feld, Au, Wiese, Hang› zusammengesetzt. Mit einer weiteren Schenkung durch Graf Isenbart im Jahre 798 erwarb das Kloster auch die Gerichtsherrschaft über Affeltrangen.[9] Direkt und über die Toggenburger sowie deren Dienstleute gelangte der Grundbesitz ab 1228 sukzessive an die Komturei Tobel, zu deren Gerichtsherrschaft Affeltrangen von ca. 1280 bis 1798 ganz gehörte. Eine Offnung von 1467 regelte das dörfliche Leben.[7]

Von der Mutterpfarrei der Kirche St. Johann Baptist und Evangelist lösten sich schon früh Lommis, Märwil und Tobel. 1275/1286 schenkten die Toggenburger den Kirchensatz der Komturei, die ihn bis 1807 innehatte. 1529 wurde die Reformation eingeführt. Die Katholiken waren ab 1569 faktisch nach Tobel, die Tobler Reformierten nach Affeltrangen pfarrgenössig, ohne dass der katholische Anspruch auf die Kirche – in der ab 1664 wieder Messe gelesen wurde – aufgegeben worden wäre. Erst 1934 erfolgten der Bau einer katholischen Kapelle von Tobel und die Aufhebung des paritätischen Verhältnisses.[7]

Bis ca. 1860 herrschte Getreidebau in drei Zelgen vor, dann ging man zu Feldgrasbau über. 1870 entstand eine Käserei. Der Weinbau ging um 1900 ab. Von 1870 bis 1914 war die Heimstickerei verbreitet. 1898/1899 bis 1973/1974 bestanden zwei Stickerei- und spätere Trikotwaren­fabriken. Seit 1961 produziert eine Fabrik für Drucklufttechnik. Die 1911 eröffnete Mittelthurgaubahn brachte keinen wirtschaftlichen Aufschwung. Eine rege Bautätigkeit setzte um 1960 ein. 1990 waren 56 % Weg- und 45 % Zupendler.[7]

→ siehe auch Abschnitte Geschichte in den Artikeln Buch bei Märwil, Märwil und Zezikon

Wappen

Blasonierung: In Schwarz drei gelbe Äpfel.[10]

Redendes Wappen, das auf den Dorfnamen Bezug nimmt. Die Farben erinnern an die Abtei St. Gallen und an die Grafen von Toggenburg.[10]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Affeltrangen[11]
Bevölkerungsentwicklung der einzelnen Gemeinden
1850190019101941195019701990200020102018
Politische Gemeinde[11]213523252546
Munizipalgemeinde[7][11] 1505113312401241148416141834
Ortsgemeinde[7] 437406518467671773

Von den insgesamt 2546 Einwohnern der Gemeinde Affeltrangen im Jahr 2018 waren 391 bzw. 15,4 % ausländische Staatsbürger. 1027 (40,3 %) waren evangelisch-reformiert und 834 (32,8 %) römisch-katholisch. Die Ortschaft Affeltrangen zählte zu diesem Zeitpunkt 988 Bewohner.[6]

Wirtschaft

Im Jahr 2016 bot Affeltrangen 1004 Personen Arbeit (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Davon waren 11,2 % in der Land- und Forstwirtschaft, 58,6 % in Industrie, Gewerbe und Bau sowie 30,2 % im Dienstleistungssektor tätig.[12]

Sehenswürdigkeiten

Sehenswert ist die evangelische Kirche. Das Schiff und der Turm stammen zum Teil aus dem 13. und 14., der Chor aus dem 15. Jahrhundert. 1882 und 1934 erfolgten umfassende Umbauten.

Oberhalb von Zezikon befindet sich das Schloss Wildern.

Bilder

Wirtschaft

  • Holzwerk Schneider Schweiz (Niederlassung)
  • Blättler Holzbau GmbH

Verkehr

Affeltrangen ist über die Thurbo-Bahnlinie mit den Stationen Tobel-Affeltrangen und Märwil mit den Schnellzugsstationen Wil und Weinfelden sowie über den Publicar mit dem Kantonshauptort Frauenfeld verbunden.

Persönlichkeiten

  • Walter Bion (1830–1909), Pädagoge, reformierter Theologe
  • Arnold Dodel-Port (1843–1908), Botaniker
  • Hans Thomann (1899–1988), Militär
  • Josef Häfeli (* 1950), Troubadour
Commons: Affeltrangen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  2. Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  5. Philipp Obrist: Affeltrangen TG (Münchwilen) in: Dictionnaire toponymique des communes suisses – Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen – Dizionario toponomastico dei comuni svizzeri (DTS|LSG). Centre de dialectologie, Université de Neuchâtel, Verlag Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2005, ISBN 3-7193-1308-5 und Éditions Payot, Lausanne 2005, ISBN 2-601-03336-3, p. 76. Angegebene Lautschrift: ˈafl̬traŋːə
  6. Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019. Auf der Webseite der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabelle; 0,1 MB), abgerufen am 28. April 2020.
  7. André Salathé: Affeltrangen. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 30. Mai 2001.
  8. StiASG, Urk. I 73. Online auf e-chartae, abgerufen am 12. Juni 2020.
  9. Charles Knapp, Maurice Borel, Victor Attinger, Heinrich Brunner, Société neuchâteloise de géographie (Herausgeber): Geographisches Lexikon der Schweiz. Band 1: Aa – Emmengruppe. Verlag Gebrüder Attinger, Neuenburg 1902, S. 24, Stichwort Affeltrangen  (Scan der Lexikon-Seite).
  10. Gemeindewappen. Auf der Webseite des Staatsarchivs des Kantons Thurgau, abgerufen am 8. Dezember 2019
  11. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden. Kanton Thurgau, 1850–2000 und Wohnbevölkerung der Gemeinden und Vorjahresveränderung. Kanton Thurgau, 1990–2018. Auf der Webseite der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabellen; jeweils 0,1 MB), abgerufen am 28. April 2020.
  12. Thurgau in Zahlen 2019. Auf der Webseite der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF-Datei; 1,8 MB), abgerufen am 28. April 2020.
  13. Schweizerische Arealstatstik. Abgeschlossen auf 1. Juli 1912. Herausgegeben vom Eidg. Statistischen Bureau. (Memento vom 12. April 2016 im Internet Archive)
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