Heilig Hüsli
Heilig Hüsli ist die Bezeichnung für die Brückenkapelle am ehemaligen Brückenkopf der historischen Holzbrücke Rapperswil–Hurden in Rapperswil, einem Ortsteil der Schweizer Gemeinde Rapperswil-Jona im Kanton St. Gallen.
Geschichte
Der Sakralbau wurde 1551 in seiner heutigen Form als Steinbau errichtet, am nördlichen Brückenkopf der Seebrücke, dem einstigen Zugang beim heutigen Fischmarktplatz in die bis 1836 ummauerte Altstadt von Rapperswil. Die Kapelle steht auf einem rund vier Meter hohen Unterbau, misst gerade nur 2 x 3 Meter, bei einer Traufhöhe von etwa dreieinhalb Metern, mit einer nach Westen ausgerichteten Apsis, in der ein Gnadenbild ausgestellt war. Eine hölzerne Brückenkapelle in Rapperswil wurde erstmals 1485 erwähnt; mit größter Wahrscheinlichkeit dürfte aber bereits mit dem Bau der Seebrücke von 1360 eine Kapelle auf diesem Teilstück des Jakobswegs errichtet worden sein.
Nach einem Rechtsstreit um eine Viehweide des sogenannten Wydenklösterlis und dem Ausbruch einer Epidemie im Spital Rapperswil wurde dessen letzte Oberin, Katharine Scheuchzer, nach unbedachten Äußerungen und auf falsche Anklagen hin, im Jahr 1563 als Hexe angeklagt. Nach grausamer Folterung wurde die alte Frau zum Tode verurteilt, an Händen und Füßen gefesselt und in einen Sack gesteckt beim Heilig Hüsli im Obersee ertränkt.[1]
Mit dem Bau der Seedamm-Brücken für den Straßen- und Eisenbahntransport zwischen den beiden Seeufern und dem Abbruch der historischen Seebrücke verblieb die Kapelle der einzige sichtbare Überrest der historischen Seequerung. Bis zum Bau des Holzstegs zwischen Hurden und Rapperswil im Jahr 2001 stand das Heilig Hüsli isoliert auf einer kleinen Insel im Obersee vor Rapperswil und war nur auf dem Wasserweg zugänglich.
Brückenkapellen der historischen Seebrücke
Das Altarbild, dessen Umrisse im Innern erkennbar sind, ist zusammen mit einer Darstellung der Mutter Gottes mit dem Leichnam Christi im Stadtmuseum Rapperswil ausgestellt. Eine Nachbildung der Künstlerin Marlies Pekarek schmückt den Innenraum der Kapelle, eingeweiht und gesegnet am 7. April 2011, mit der Absicht, die Brückenkapelle ihrer ursprünglichen Bestimmung zurückzuführen.[2] Das Innere der Kapelle ist nur durch die vergitterte Ostseite einzusehen, einem alten Brauch folgend, werden von Pilgern Münzen in das Innere geworfen.
- Innenansicht
- Die Kapelle am südlichen Brückenkopf in Hurden
Von Gerold Spervogel, Verwalter des Klosters Einsiedelns, wurde im Jahr 1497 auf eigene Kosten ein Sakralbau in Hurden errichtet, der als Pilgerkapelle in der Nähe des südlichen Brückenkopfs der Seebrücke diente und ebenfalls erhalten ist.[3]
Kulturgut von nationaler Bedeutung
Seit 1907 steht das Gebäude unter Denkmalschutz und ist Eigentum der Ortsgemeinde Rapperswil-Jona. Restaurierungsarbeiten erfolgten 1908, 1930, 1957 und 2010. Die Kapelle bildet das Wahrzeichen des östlichen Kopfstücks der 2001 neu erstellten Rekonstruktion der historischen Seequerung. Im Schweizerischen Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung ist die Brückenkapelle, als Bestandteil der historisch bedeutsamen Überreste der alten Seebrücke und der nur wenige Meter von der Kapelle entfernten frühbronzezeitlichen Feuchtbodensiedlung,[4] als Klasse-A-Objekt aufgeführt.[5]
Weblinks
Einzelnachweise
- Hexenprozess um letzte Oberin vom Wydenklösterli, Ausstellung Rütner Klosterschatz: Nach 484 Jahren ‘Exil’ - erstmals ‘Heimaturlaub’, Ortsmuseum und Chronik der Gemeinde Rüti.
- Heilig Hüsli auf art-tv.ch, abgerufen am 9. Februar 2012
- Website der Kirchgemeinde Freienbach: Kapelle in Hurden (Memento vom 27. Juli 2014 im Internet Archive), abgerufen am 11. Februar 2013
- palafittes.org: Fundstellen Schweiz im UNESCO-Weltkulturerbe (Memento vom 27. Juli 2014 im Internet Archive): Rapperswil-Jona/Hombrechtikon–Feldbach (Seegubel, CH-SG-01), Rapperswil–Jona–Technikum (CH-SG-02), Freienbach-Hurden-Rosshorn (CH-SZ-01) im Zusammenhang mit den prähistorischen und historischen Seequerungen, abgerufen am 15. Februar 2013
- Kantonsliste A- und B-Objekte Kanton SG. Schweizerisches Kulturgüterschutzinventar mit Objekten von nationaler (A-Objekte) und regionaler (B-Objekte) Bedeutung. In: Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS – Fachbereich Kulturgüterschutz, 1. Januar 2022, abgerufen am 23. Oktober 2021. (PDF; 294 kB, 15 S., Revision KGS-Inventar 2021).
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