Birwinken

Birwinken (in der ostschweizerischen Ortsmundart Berwingge [ˈberˌʋɪŋkə][4]) ist eine politische Gemeinde und eine Ortschaft[5] im Bezirk Weinfelden des Schweizer Kantons Thurgau. Die seit 1995 bestehende Gemeinde umfasst die ehemalige Munizipalgemeinde Birwinken mit deren ehemaligen Ortsgemeinden Andwil, Birwinken, Happerswil-Buch, Klarsreuti und Mattwil, während die ehemalige Ortsgemeinde Guntershausen bei Birwinken seit 1995 zu Berg gehört und nun Guntershausen bei Berg heisst.[6] Die Gemeindeverwaltung befindet sich in Mattwil.

Birwinken
Wappen von Birwinken
Staat:Schweiz Schweiz
Kanton:Kanton Thurgau Thurgau (TG)
Bezirk:Weinfelden
Postleitzahl:8585 Birwinken
8585 Happerswil
8585 Klarsreuti
8585 Mattwil
8586 Andwil
8586 Buch b. Kümmertshausen
BFS-Nr.:4901 (Politische Gemeinde)
frühere BFS-Nr.:4902 (Ortsgemeinde)
Koordinaten:732497 / 271780
Höhe:550 m ü. M.
Höhenbereich:451569 m ü. M.
Fläche:12,29 km² (Pol. Gemeinde)[1]
2,52 km² (Ortsgemeinde)[2]
Einwohner:1330 (31. Dezember 2020)[3]
Einwohnerdichte:108 Einw. pro km²
Website:www.birwinken.ch
Birwinken

Birwinken

Lage der Gemeinde
Karte von Birwinken

Geografie

Die Haufensiedlung Birwinken liegt am Südhang des Seerückens zwei Kilometer östlich der Station Berg auf einer Geländeterrasse. Die Nachbargemeinden von Birwinken sind im Norden Lengwil, im Osten Langrickenbach, im Süden Erlen, im Südwesten Sulgen, im Westen Bürglen und Berg.

Geschichte

Willkommen in Birbichon
Birwinken, Hauptstrasse mit Kirche und Häusern des 19. Jahrhunderts

Birwinken findet sich erstmals 1275 als Birbichon erwähnt. Ob das schon 822 bezeugte Wirinchova mit Birwinken identisch ist, ist fraglich, da die meisten der in der gleichen Urkunden genannten Orte in einer anderen Gegend liegen. Im Kern des Ortsnamens steckt der männliche Personennamens Wirwino, ergänzt um das Sippensuffix -ing und althochdeutsch hofun ‚[bei den] Höfen‘; seine Bedeutung ist demnach ‚bei den Höfen der Sippe des Wirwincho‘.[4]

Birwinken gehörte im 14. Jahrhundert mit Dotnacht zur entfernt gelegenen Herrschaft Spiegelberg bei Weingarten und gelangte nach verschiedenen Besitzerwechseln um 1640 von den Muntprat aus Konstanz an die Stadt Zürich. Diese unterstellte das niedere Gericht Birwinken, zu dem auch Dotnacht und Teile von Oberriedt zählten, 1649 der Verwaltung des Obervogts zu Weinfelden, so dass Birwinken bis 1798 das politische Schicksal der Herrschaft Weinfelden teilte. 1803 bis 1816 war Birwinken Kreis­hauptort.[6]

Spätestens im 12. Jahrhundert wurde eine Kirche gebaut. Um 1400 wurde die ab 1275 belegte Pfarrei dem Augustinerkloster Konstanz inkorporiert und bis zur Reformation 1529 von einem Mönch versehen. Nachdem vorübergehend für Birwinken und dessen Filiale Andwil ein Prädikant angestellt worden war, verlor die Pfarrei 1578 ihre Selbstständigkeit und ist seither Filiale von Langrickenbach. Die zugezogenen Katholiken gehören seit 1869 zu Berg.[6]

Im 19. Jahrhundert erlangten neben dem Ackerbau auch Obstbau und Viehwirtschaft Bedeutung. 1848 entstand eine Käserei. 1878 boten eine Weberei und drei Stickereien 165 Arbeitsplätze, doch führten der Niedergang der Textilindustrie und die verkehrstechnische Randlage im 20. Jahrhundert zu starker Abwanderung, so dass Birwinken seinen bäuerlichen Charakter bewahrt hat. 1990 arbeiteten 63 % der in Birwinken Erwerbstätigen im ersten Wirtschaftssektor.[6]

→ siehe auch Abschnitte Geschichte in den Artikeln Andwil TG, Happerswil-Buch, Klarsreuti und Mattwil

Wappen

Blasonierung: In Blau eine weisse Birne mit weissem, zweiblättrigem, abwärts gerichtetem Stiel.[7]

Das redende Wappen Birwinkens ist bereits im 16. Jahrhundert bezeugt. Die Farben nehmen Bezug auf die Stadt Zürich. Vor der Bildung der Politischen Gemeinde beschloss der Gemeinderat der Munizipalgemeinde Birwinken 1994, das Wappen auch für die neue Gemeinde beizubehalten.[7]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Birwinken[8]
Bevölkerungsentwicklung der einzelnen Gemeinden
1722185018881900194119501990200020102018
Politische Gemeinde121612981321
Munizipalgemeinde133316041407120212611213
Ortsgemeindeca. 210203294246206162
Quelle[6][8]

Von den insgesamt 1321 Einwohnern der Gemeinde Birwinken im Jahr 2018 waren 151 bzw. 11,4 % ausländische Staatsbürger. 649 (49,1 %) waren evangelisch-reformiert und 232 (17,6 %) römisch-katholisch. Die Ortschaft Birwinken zählte zu diesem Zeitpunkt 171 Bewohner.[5]

Wirtschaft

Im Jahr 2016 bot Birwinken 254 Personen Arbeit (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Davon waren 44,6 % in der Land- und Forstwirtschaft, 23,7 % in Industrie, Gewerbe und Bau sowie 31,7 % im Dienstleistungssektor tätig.[1]

Sehenswürdigkeiten

Luftbild aus dem Jahr 1964

Persönlichkeiten

  • Stefan Keller (* 1958 in Birwinken), Schriftsteller, Journalist und Historiker
Commons: Birwinken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thurgau in Zahlen 2019. Auf der Webseite der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF-Datei; 1,8 MB), abgerufen am 28. April 2020.
  2. Schweizerische Arealstatstik. Abgeschlossen auf 1. Juli 1912. Herausgegeben vom Eidg. Statistischen Bureau. (Memento vom 12. April 2016 im Internet Archive)
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  4. Eugen Nyffenegger, Oskar Bandle: Die Siedlungsnamen des Kantons Thurgau. 1. Halbband: Einführung und historisches Namenlexikon. Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2003, ISBN 3-7193-1309-3, S. 273 f.
  5. Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019. Auf der Webseite der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabelle; 0,1 MB), abgerufen am 28. April 2020.
  6. Gregor Spuhler: Birwinken. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  7. Gemeindewappen. Auf der Webseite des Staatsarchivs des Kantons Thurgau, abgerufen am 8. Dezember 2019
  8. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden. Kanton Thurgau, 1850–2000 und Wohnbevölkerung der Gemeinden und Vorjahresveränderung. Kanton Thurgau, 1990–2018. Auf der Webseite der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabellen; jeweils 0,1 MB), abgerufen am 28. April 2020.
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