Hennes Junkermann
Hans „Hennes“ Junkermann (* 6. Mai 1934 in St. Tönis) ist ein ehemaliger deutscher Radrennfahrer. Er war Berufsfahrer von 1955 bis 1973. Zweimal – 1959 und 1962 – gewann er die Tour de Suisse. Gemeinsam mit Rudi Altig, Karl-Heinz Kunde und Rolf Wolfshohl prägte er in den 1960er Jahren den deutschen Profiradsport.
Hennes Junkermann (1962) | |
Zur Person | |
---|---|
Vollständiger Name | Hans Junkermann |
Geburtsdatum | 6. Mai 1934 |
Nation | Deutschland |
Disziplin | Bahn/Straße |
Fahrertyp | Bahn: Ausdauer |
Karriereende | 1972 |
Internationale Team(s) | |
1955 1956–1957 1958 1959 1960–1961 1962–1964 1965 1966–1967 1968–1970 1971 1972 |
Bauer Bertin-the Dura Molteni Faema-Guerra Gazzola Wiel’s-Groene Leeuw Margnat-Paloma-Inuri-Dunlop Torpedo Batavus-Alcina Ruberg Rokado |
Wichtigste Erfolge | |
| |
Letzte Aktualisierung: 9. August 2017 |
Sportliche Laufbahn
Bevor Hennes Junkermann zum Radsport kam, spielte er Fußball in der Position des Verteidigers, „eine Rolle, die er auch auf dem Rad fortzusetzen schien. Denn Angriffsfreude und Risikobereitschaft gehörten wahrlich nicht zu seinen hervorstechendsten Eigenschaften“.[1] Er galt als „Schattenmann“, den die fehlende Bereitschaft, einmal selbst das Heft in die Hand zu nehmen, manche Spitzenpositionierung gekostet habe.[1]
Bei der Straßenweltmeisterschaft 1954 auf dem Klingenring in Solingen belegte Junkermann Platz zehn im Straßenrennen der Amateure (1953 wurde er 32. im Weltmeisterschaftsrennen). Daraufhin gab es Versuche von DDR-Funktionären, ihn (wie auch Horst Tüller und Emil Reinecke, die das Angebot- zeitweilig - annahmen) für die DDR abzuwerben.[2] Da er jedoch unbedingt Profi werden wollte, blieb er im Westen.[3]
Im Jahr darauf wurde Junkermann Berufsfahrer. In den folgenden 18 Jahren fuhr er in verschiedenen Profi-Rennställen gemeinsam mit einer Reihe anderer Radsportgrößen wie Rik Van Looy, Charly Gaul, Federico Bahamontes und Rudi Altig.
1955 siegte er im Großen Preis Veith. 1956 wurde Hennes Junkermann fünfter der Tour des Suisse. 1957 gewann er das renommierte Rennen Meisterschaft von Zürich 1957; wenige Wochen später belegte er in der Gesamtwertung der Tour de Suisse Rang fünf, 1958 wurde er Zweiter. 1959 sowie 1962 entschied er diese Rundfahrt für sich. Insgesamt startete er zehnmal bei der Schweizer Tour, 1970 zum letzten Mal, als er einen zehnten Platz erreichte.
Acht Mal ging Junkermann bei der Tour de France an den Start und platzierte sich viermal unter den Top Ten in der Gesamtwertung. Seine beste Platzierung war Rang vier im Jahre 1960.
Bei der Tour de France 1962 musste Junkermann – wie weitere 13 Fahrer – wegen einer vermeintlichen Fischvergiftung aufgeben. In Erinnerung bleibt sein Ausspruch: „Hätt isch misch doch dä Fisch nit jejesse.“[4] 2013 vertrat er in einem Interview die Ansicht, dass es sich dabei um „Sabotage“ gehandelt habe.[5] „Die wollten nicht, dass ein kleiner Deutscher die Tour gewinnt.“[6] Die damaligen Folgen waren, dass Hoteliers aus Luchon damit drohten, den Tour-Tross nie mehr zu empfangen, sollten die Gerüchte um das Essen nicht richtiggestellt werden.[7] Tour-Direktor Jacques Goddet unterstellte daraufhin diesen Fahrern in der L’Équipe Doping, konnte aber keine Beweise dafür vorlegen.[8] Dagegen wiederum protestierten tags darauf die Sportlichen Leiter.[7]
Bei seiner Teilnahme an der Tour de France 1972 erhielt Junkermann nach einer auf Ephedrin positiven Dopingprobe eine zehnminütige Zeitstrafe, anschließend gab er wegen einer bronchialen Entzündung auf.[5][9]
Auch auf der Bahn war Hennes Junkermann erfolgreich: Er startete bei 96 Sechstagerennen, von denen er neun gewann, die meisten gemeinsam mit Rudi Altig. Gemeinsam mit Altig wurde er 1965 auch Europameister im Zweier-Mannschaftsfahren, 1970 errang er den europäischen Titel im Dernyrennen.[10]
Im Laufe seiner Radsportlaufbahn startete Hennes Junkermann bei 19 UCI-Straßen-Weltmeisterschaften und errang zudem 15 deutsche Meistertitel auf Bahn und Straße.
Nach dem Radsport
Nach Beendigung seiner Profilaufbahn im Mai 1973 arbeitete Hennes Junkermann als Trainer und Teamleiter des RC Olympia Dortmund und des RSV City Neuwied und hatte zeitweise auch spätere Radprofis wie Erik Zabel und Rolf Aldag in seinem Team. Junkermann lebt in Krefeld (Stand 2017). 2019 feierte er seinen 85. Geburtstag bei guter Gesundheit; weiterhin fährt er täglich Rad.[3][6]
Erfolge (Auswahl)
Straße1957 1958
1959
1961
1962
1963 |
Bahn1958
1960
1961
1962
1963
1964
1965
1970 1972
|
Grand-Tour-Platzierungen
Grand Tour | 1958 | 1959 | 1960 | 1961 | 1962 | 1963 | 1964 | 1965 | 1966 | 1967 | 1968 | 1969 | 1970 | 1971 | 1972 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Vuelta a EspañaVuelta | – | – | – | – | – | 9 | – | 7 | – | – | – | – | – | – | – |
Giro d’ItaliaGiro | 13 | 11 | 14 | 6 | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – |
Tour de FranceTour | – | – | 4 | 5 | DNF | 9 | 9 | 28 | – | 11 | – | – | – | – | DNF |
Weblinks
- Hans Junkermann in der Datenbank Mémoire du cyclisme (französisch)
- Hennes Junkermann in der Datenbank von Radsportseiten.net
- Hennes Junkermann in der Datenbank von ProCyclingStats.com
- Hennes Junkermann in der Datenbank der Tour de France (französisch/englisch)
Einzelnachweise
- Udo Witte: Campionissimo, Monsieur Chrono, Kannibale & Co. Profi-Straßenradrennen nach 1945. Band 2: 1960–1975. BoD, 2015, ISBN 978-3-7386-1692-7, S. 97.
- Peter Zetzsche: Friedensfahrt und Tour de France – Emil Reinecke. Einbeck 2011, S. 25.
- Junkermann feiert seinen 80. Geburtstag. In: rad-net.de. 6. Mai 2014, abgerufen am 9. August 2017.
- Jürgen Löhle: Die Tour de France. Deutsche Profis und ihre Erfolge. Delius & Klasing, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-667-10922-4, S. 22.
- Ärgern Sie sich noch, nicht die Tour gewonnen zu haben, Herr Junkermann? derwesten.de vom 8. Juli 2013
- Der Westen: Rastloser Hennes Junkermann wird 75. In: derwesten.de. 6. Mai 2009, abgerufen am 9. August 2017.
- Bürte Hoppe: Tour de France. Enzyklopädie. Die Werkstatt, Göttingen 2008, ISBN 978-3-89533-577-8, S. 186.
- Ralf Schröder/Hubert Dahlkamp: Nicht alle Helden tragen Geld, Die Geschichte der Tour de France. 4. Auflage. Die Werkstatt, Göttingen 2011, ISBN 978-3-89533-829-8, S. 130.
- Ralf Meutgens: Doping im Radsport, Kiel 2007, S. 256.
- Hennes Junkermann – Erfolge bei Sechstagerennen. In: kultur-buch.de. Abgerufen am 9. August 2017.