Tschernitz
Tschernitz (niedersorbisch Cersk) ist eine Gemeinde im Südosten des brandenburgischen Landkreises Spree-Neiße. Sie wird vom Amt Döbern-Land verwaltet, das seinen Sitz in der Stadt Döbern hat.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Spree-Neiße | |
Amt: | Döbern-Land | |
Höhe: | 132 m ü. NHN | |
Fläche: | 13,26 km2 | |
Einwohner: | 1234 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 93 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 03130 | |
Vorwahl: | 035600 | |
Kfz-Kennzeichen: | SPN, FOR, GUB, SPB | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 71 392 | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Cottbuser Straße 2 03130 Tschernitz | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Peter Drobig | |
Lage der Gemeinde Tschernitz im Landkreis Spree-Neiße | ||
Geografie
Der Ort liegt in der Niederlausitz etwa 30 Kilometer südöstlich von Cottbus. Die Landesgrenze zwischen Brandenburg und Sachsen bildet die westliche Gemeindegrenze.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Tschernitz (sorbisch Cersk) und Wolfshain (Śisej). Hinzu kommen die Wohnplätze Adamschenke (Adamowa Kjarcma), Herrmannsmühle, Hinterberge (Zagóra) und Hirtenmühle (Pastyŕski Młyn).[2]
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Tschernitz am 20. Oktober 1283 in einem Schreiben des Meißener Markgrafen Heinrichs des Erlauchten.
Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts waren Tschernitz und Wolfshain überwiegend sorbischsprachig; schon in den 1880er Jahren sprachen jedoch nur noch die Erwachsenen sorbisch, die Kinder – vor allem bedingt durch den deutschen Schulunterricht – nur mehr deutsch.[3]
Der heutige Ortsteil Tschernitz gehörte bis ins 19. Jahrhundert zu Schlesien. Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress im Jahr 1816 wurde der Ort dem neugebildeten Landkreis Sorau in der Provinz Brandenburg angegliedert. Von 1952 bis 1990 gehörte Tschernitz zum Kreis Spremberg im DDR-Bezirk Cottbus.
Wolfshain gehörte seit 1816 zum Kreis Spremberg in der preußischen Provinz Brandenburg und ab 1952 wie Tschernitz zum Kreis Spremberg. Seit 1993 liegen beide Orte im brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße.
Die Gemeinde Tschernitz entstand am 26. Oktober 2003 aus der Zusammenlegung der vorher eigenständigen Gemeinden Tschernitz und Wolfshain.[4]
Bevölkerungsentwicklung
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Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl[5][6][7]: Stand 31. Dezember (ab 1991), ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Politik
Gemeindevertretung
Die Gemeindevertretung von Tschernitz besteht aus 10 Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[8]
Wählergruppe | Stimmenanteil | Sitze |
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Liste „Bündnis 93“ | 80,1 % | 8 |
Wähler für Wolfshain und Tschernitz | 19,9 % | 2 |
Bürgermeister
- seit 1998: Peter Drobig (Liste „Bündnis 93“)[9]
Drobig wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 mit 58,3 % der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren[10] gewählt.[11]
Wappen, Flagge, Dienstsiegel
Die Gemeinde Tschernitz selbst führte – und führt auch derzeit – kein eigenes Wappen und keine eigene Flagge.[12][13] Im Dienstsiegel zeigt sie gemäß § 5 der Hoheitszeichenverordnung[14] als Siegelbild den Wappenschild des Landes Brandenburg.
- Wappen des Ortsteils Tschernitz
Im Jahre 2006 versuchte der Ortsteil Tschernitz sich ein Ortsteilwappen und eine Flagge genehmigen zu lassen. Doch das Ministerium des Innern des Landes Brandenburg versagte diesem Vorhaben seine Zustimmung, da die Verordnung über kommunale Hoheitszeichen die Wappenführung eines Ortsteiles nicht vorsieht. Somit stellt dieses Wappen kein kommunales Hoheitszeichen dar. Der Ortsteil Tschernitz nutzt bzw. führt dieses Ortsteilwappen ausschließlich für repräsentative Zwecke, aus Gründen der Identifikation und Heimatverbundenheit.[15] Blasonierung:
- Durch von Gold und Blau gevierten Schildhauptpfahl gespalten; vorne in Gold freischwebend ein halbrechter schwarzer Adler, auf der Brust belegt mit einem liegenden silbernen Halbmond; hinten in Rot eine silberne Glasflasche über drei aus dem Schildfuß wachsenden goldenen Flammen.[15]
Der Schildhauptpfahl erinnert an ein „T“, den Anfangsbuchstaben des Ortsnamens. Der halbe Adler verweist auf die historische Zugehörigkeit der Gemeinde zum Fürstentum Sagan. Das Stammeswappen der Familie Sagan zeigt den schlesischen Adler mit aufgelegtem Halbmond, der damit auch im Ortsteilwappen erscheint. Tschernitz ist bereits seit 1829 Standort einer Glashütte. Diese erwerbsgeschichtliche Tradition wird durch die Flammen und die Darstellung eines typischen technischen Glases aus älterer Tschernitzer Produktion symbolisiert.
Das Wappen wurde vom Heraldiker Frank Diemar gestaltet.
- Flagge
Die Flagge ist Rot-Gelb gestreift und trägt mittig das Ortsteilwappen.
Sehenswürdigkeiten
In der Liste der Baudenkmale in Tschernitz ist die Friedhofskapelle als Baudenkmal ausgewiesen. Die Bodendenkmale sind in der Liste der Bodendenkmale in Tschernitz aufgeführt.
Das Kriegerdenkmal für die Gefallenen der Kriege 1864, 1866 und 1870/71 aus Tschernitz und Wolfshain ist nach dem Zweiten Weltkrieg verschwunden.[16]
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
1984 nahm das Farbfernsehkolbenwerk Tschernitz die Produktion auf. 1994 übernahm Samsung den Betrieb von der Treuhandanstalt, zog sich 2007 aber zurück. 2008 begann die neugegründete Firma GMB Glasmanufaktur Brandenburg für die Interfloat Corporation aus Liechtenstein mit der Produktion von eisenarmen Solarglas.[17]
Verkehr
Durch Tschernitz führt von West nach Ost die Bundesstraße 156 nach Spremberg. Die Bundesstraße 115 zwischen Forst (Lausitz) und Bad Muskau durchquert ebenfalls das Gemeindegebiet.
Der Bahnhof Wolfshain lag an der Bahnstrecke Weißwasser–Forst. Der Verkehr wurde 1996 eingestellt.
Persönlichkeiten
- Fedor von Goldammer (1809–1862), Bürgermeister von Grevenbroich, später von Odenkirchen
- Erich Melcher (1892–1944), Politiker und Gewerkschafter, (KPD, SAPD)
- Winfried Florian (1926–2012), Verwaltungsjurist, Staatssekretär im Bundespostministerium
Quellenangaben
- Bevölkerung im Land Brandenburg nach amtsfreien Gemeinden, Ämtern und Gemeinden 31. Dezember 2020 (PDF-Datei; 950 KB) (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen) (Hilfe dazu).
- Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg. Gemeinde Tschernitz
- Arnošt Muka: Pućowanja po Serbach. Nakład Domowiny, Budyšin 1957, S. 56f.
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
- Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Spree-Neiße. S. 30–33
- Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2017 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
- Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
- Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
- Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Spree-Neiße (Memento des Originals vom 17. April 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 73 (1)
- Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019
- Die Hauptsatzung der Gemeinde Tschernitz führt keine Angaben zu Wappen, Flagge und Dienstsiegel.
- Nach den Angaben des BLHA zur Gemeinde Tschernitz liegt keine Wappenbeschreibung vor.
- Verordnung über die Hoheitszeichen des Landes Brandenburg (Hoheitszeichenverordnung – HzV),
abgedruckt im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Brandenburg Teil II – Nr. 9 vom 21. Mai 2007 - Deutsche Kommunale Wappenschau: Tschernitz, Gemeinde Tschernitz
Eine offizielle Blasonierung dieses Ortsteilwappens liegt derzeit nicht vor. - Das verschwundene Kriegerdenkmal von Tschernitz
- Geschichte der Glasindustrie in Tschernitz