Werben (Spreewald)
Werben, niedersorbisch Wjerbno , ist eine Gemeinde im Landkreis Spree-Neiße im südöstlichen Teil von Brandenburg. Sie wird vom Amt Burg (Spreewald) verwaltet.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Spree-Neiße | |
Amt: | Burg (Spreewald) | |
Höhe: | 58 m ü. NHN | |
Fläche: | 25,01 km2 | |
Einwohner: | 1708 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 68 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 03096 | |
Vorwahlen: | 035603, 035606 | |
Kfz-Kennzeichen: | SPN, FOR, GUB, SPB | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 71 412 | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Hauptstraße 46 03096 Burg (Spreewald) | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Joachim Dieke (CDU) | |
Lage der Gemeinde Werben im Landkreis Spree-Neiße | ||
Geografie
Die Gemeinde liegt im Süden Brandenburgs zwischen Burg (Spreewald) und Cottbus im angestammten Siedlungsgebiet der Sorben/Wenden. Öffentliche Gebäude und Einrichtungen, Straßen, Wege, Plätze und Brücken sind zweisprachig beschriftet.
Gemeindegliederung
Werben gliedert sich in den Kernort und die bewohnten Gemeindeteile Brahmow (sorb. Brama) und Ruben (sorb. Rubyn).[2]
Geschichte
Bis zum 18. Jahrhundert
Das Dorf wurde erstmals 1346 in einer Matrikel des Bistums Meißen erwähnt, existiert aber wahrscheinlich seit ca. 1000 und zählt somit zu den ältesten Dörfern des Spreewalds. Der Name geht auf das sorbische wjerba (deutsch: Weide) zurück. Die für die örtlichen Verhältnisse mächtige Kirche zeugt davon, dass das ehemalige Angerdorf einst ein wichtiges Kirchdorf der Region war und wichtigen Adelsfamilien als Sitz diente. Von 1464[3] bis 1945 war die Familie von Schönfeldt teilweise gleich auf mehreren im Ort befindlichen Rittergütern ansässig. Es bildete sich dazu auch eine eigene genealogische Familienlinie Werben heraus, zu der ebenso die Linie Gulben-Babow gehört. Frau Juliane von Schönfeldt aus dem Hause Werben war mit Otto Heinrich von Pannwitz verheiratet; ihre Tochter Juliane Ulrike von Pannwitz (* 1746) heiratete 1775 Joachim Friedrich von Kleist (Gutsbesitzer auf dem Werben benachbarten Rittergut Guhrow), deren Sohn war der berühmte Dichter Heinrich von Kleist. Später bestanden im Ort bis weit zur Schwelle des 19. Jahrhunderts fünf verschiedene relative kleine Rittergüter, mit vier unterschiedlichen adeligen Besitzerfamilien (Schönfeldt, Bomsdorff, Oettinger, Müller von Schönaich) und deren Erben.[4]
19. und 20. Jahrhundert
Im Jahr 1826 wurde ein erstes Schulhaus gebaut, welches bis dahin übliche private Provisorien ablöste. In den 1920er Jahren entstand eine neue Schule, die heute als Kulturzentrum dient. Die Besitzverhältnisse an der landwirtschaftlichen Produktion in Werben stellten sich Ende der 1920er Jahre wie folgt dar: Das Rittergut Werben II mit einer Größe von 184 ha gehörte den von Bomsdorffschen Erben. Werben IV unterstand der von Oettingerschen Familienstiftung. Das größtenteils einzeln verpachtete Rittergut Werben V wiederum mit 299 ha wurde von Ernst Konstantin von Schönfeldt (1873–1937) bewirtschaftet, so die letzte publizierte Ausgabe der Landwirtschaftlichen Güter-Adressbücher jener Zeit für die Provinz Brandenburg.[5] Ernst Konstantin erhielt 1918[6] mit dem Orden pour le mérite die höchste preußische Auszeichnung. Zugleich war der Offizier seit 1911 auch Mitglied[7] im für den evangelischen Landadel wichtigen Johanniterorden. Er war zudem als Familienchronist tätig und schrieb 1935 die Chronik derer von Schönfeldt. Als Besitzer folgten ihm sein Sohn Ernst Ludwig Max (1904–1939) respektive dessen Witwe Christa, geborene von Frankenberg und Proschlitz, nach. Letztere heiratete 1945 den Vetter Heinz von Schönfeldt-Gulben.[8]
Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde im April 1945 bei den Kämpfen um Werben die Kirche schwer beschädigt. Das Gutshaus verfiel nach 1990 und wurde in der Folge abgerissen. Der Gutspark ist verwildert. Die Grablege der Familie von Schönfeldt wurde saniert.
Bis ins 20. Jahrhundert sprach ein Großteil der Bevölkerung Sorbisch. Arnošt Muka ermittelte für seine Statistik der Lausitzer Sorben 1884/85 eine Gesamteinwohnerzahl von 1703, davon 1687 Sorben (99 %) und 16 Deutsche.[9]
Verwaltungsgeschichte
Werben gehörte seit 1816 zum Kreis Cottbus in der preußischen Provinz Brandenburg und ab 1952 zum Kreis Cottbus-Land im DDR-Bezirk Cottbus. Seit 1993 liegt die Gemeinde im brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße.
Am 1. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Brahmow und am 10. Januar 1973 die Gemeinde Ruben eingegliedert.
Bevölkerungsentwicklung
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Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl[10][11][12]: Stand 31. Dezember (ab 1991), ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
1 ohne Brahmow und Ruben (1950 bzw. 1973 eingemeindet)
2 ohne Ruben (1973 eingemeindet)
Politik
Gemeindevertretung
Die Gemeindevertretung von Werben besteht aus 12 Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[13]
Partei / Wählergruppe | Stimmenanteil | Sitze |
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Gemeinsam für Werben | 40,4 % | 5 |
CDU | 37,6 % | 4 |
Bürgerbewegung Ruben | 12,8 % | 2 |
Landwirtschaft und Umwelt | % | 9,21 |
Sehenswürdigkeiten
Sehenswert ist die in wendischer Backsteingotik ausgeführte Dorfkirche Werben, welche das Wahrzeichen des Ortes ist und Deckenmalereien von Feldfrüchten aufweist. Deshalb wird sie auch die „Gemüsekirche“ genannt. Der Turm hat eine Höhe bis zur Spitze von 39 Metern. Auf der Denkmalliste steht auch der an der Hauptstraße befindliche, im Jahre 2003 erneuerte Gedenkstein zu Ehren des sorbisch/wendischen Dichters Mato Kosyk.
Die nur zwei Kilometer entfernte Zosna (kleines Waldstück mit Lichtung) bietet für Wanderfreudige Möglichkeiten zur aktiven Erholung: einen Laubwald mit uralten Eichen, Hainbuchen und eine bemerkenswerte Bodenflora.
Die Bodendenkmale sind in der Liste der Bodendenkmale in Werben (Spreewald) aufgeführt.
- Evangelische Kirche
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Werben liegt an der Landesstraße L 51 zwischen Burg (Spreewald) und Cottbus. Der Bahnhof Werben (Spreewald) lag an der 1970 stillgelegten Spreewaldbahn Lübben–Cottbus.
Bildung
Werben ist Standort einer Kindertagesstätte, darüber hinaus gibt es die Spreewald-Grundschule Burg/Werben.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Gottlob Ernst von Pannewitz (1697–1765), preußischer Generalmajor
- Friedrich Schindler (Jan Zygmunt Bjedrich Šyndlar) (1758–1841), niedersorbischer Pfarrer und Autor
- Ernst von Schönfeldt (1805–1858), preußischer Landrat und Abgeordneter
- Rudolf von Oetinger (1830–1920), preußischer Generalleutnant
- Mato Kosyk (1853–1940), niedersorbischer Dichter
- Ulrich Kluge (* 1935), Wirtschafts- und Sozialhistoriker
Weitere Persönlichkeiten
- August Lentze (1860–1945), Oberbürgermeister Magdeburgs und preußischer Finanzminister, in Werben gestorben
Einzelnachweise
- Bevölkerung im Land Brandenburg nach amtsfreien Gemeinden, Ämtern und Gemeinden 31. Dezember 2020 (PDF-Datei; 950 KB) (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen) (Hilfe dazu).
- Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg: Gemeinde Werben
- Justus Perthes (Hrsg.): Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser Teil A. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. 40. Auflage. Justus Perthes, Gotha 1940, DNB 010778705, S. 495–497.
- P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. In: Reprint der Humboldt Universität zu Berlin. 1. Auflage. Nicolaische Verlags-Buchhandlung (R. Stricker), Berlin 1879, S. 1 f., doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 15. Juli 2021]).
- Ernst Seyfert, Hans Wehner: Niekammer`s Landwirtschaftlicher Güter-Adreßbücher, Band VII, Brandenburg, 1929 (letzte Ausgabe). In: Niekammer (Hrsg.): Hauptstandardwerk. 4. Auflage. VII. der Reihe Niekammer. Reichenbach, Leipzig 1929, S. 197–198 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 15. Juli 2021]).
- Jürgen Brinkmann: Die Ritter des Ordens Pour le Mérite 1914-1918. Verleihungsdatum 6.11.1918 Ernst v. Schönfeldt, Major Gren. Rgt. 12. T. Schäfer, Bückeburg, Hannover 1982, S. 1 f. (google.de [abgerufen am 16. Juli 2021]).
- Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft des Johanniterorden (Hrsg.): Liste der Mitglieder der Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft des Johanniterordens mit dem Stand 1. Mai 1935, S. 53. Kreis Cottbus. Eigenverlag, Berlin 1935, S. 51 (kit.edu [abgerufen am 15. Juli 2021]).
- Hans Friedrich v. Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser A (Uradel) 1962. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der dt. Adelsverbänden in Gemeinschaft mit dem Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Gesamtreihe seit 1951; Nachfolge des "Gotha" bis 1942. VI der Reihe Uradel, Nr. 29. C. A. Starke, Limburg a. d. Lahn 1962, DNB 456719733, S. 495–498.
- Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954, S. 75.
- Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Spree-Neiße. S. 30–33
- Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2017 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
- Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
- Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
- Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Spree-Neiße (Memento vom 17. April 2018 im Internet Archive)
- Kommunalwahlen 26.10.2003. Bürgermeisterwahlen, S. 36
- Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 73 (1)
- Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019
Literatur
- Vinzenz Czech und Christiane Salge. Werben. In: Peter Michael Hahn und Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. S. 626–629; gesamt 2 Bände: Einführung und Katalog. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883); Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann 2000; 2 Bde., 856 S., 275 farbige, 825 SW-Abb.; ISBN 978-3-875-84024-7
- Ernst von Schönfeldt: Geschichte der Familie v. Schönfeldt. Mit Stammtafeln, im Manuskript gedruckt. Eigenverlag, Hannover, Werben 1935, DNB 576099546 (117 Seiten, 27 Tafeln, Das Werk gilt im Status der DNB als vergriffen. Fortgeführt durch Gero von Schönfeldt, Münzenberg 1978.).