Schloss Dennenlohe
Schloss Dennenlohe ist ein Schloss aus dem 18. Jahrhundert im Dorf Dennenlohe, ein Ortsteil der mittelfränkischen Gemeinde Unterschwaningen im Landkreis Ansbach. Es besitzt einen historischen und einen seit 1990 neu angelegten Landschaftspark.
Geografische Lage
Das Schloss liegt im Nordosten des Ortes. Nördlich und östlich des Wohnschlosses befindet sich die zugehörige große Parkanlage. Südlich des privat genutzten Schlosses schließt sich der barocke Wirtschaftshof, „Gutshof“ genannt, an.
Geschichte
Die Anlage entstand aus einer Wasserburg. Ältester bekannter Besitzer war Hartwig I. von Lierheim, Bischof von Augsburg, der 1167 in der Funktion als Burgherr genannt wird. Im Laufe des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit gelangte die Anlage durch Heirat und Kauf nacheinander in die Hände verschiedener Familien: von Truhendingen, von Leonrod und Schenk von Castell.[1] Möglicherweise waren auch die Herren von Merkingen im 14. Jahrhundert im Besitz der Burg. Die Wasserburg wurde aufgegeben und verfiel, das Gelände wurde als Rittergut weiter genutzt.
Im Jahre 1711 kaufte der Bankier Paul Martin von Eichler, Freiherr von Auritz, die Anlage von denen von Castell und ließ sie in den folgenden Jahren ausbauen. Ab 1734 ließ er durch Leopoldo Retti, Hofbaumeister des Markgrafen von Ansbach, die barocke Schlossanlage errichten, die aus dem Wohnschloss in frühem Rokoko[2] und zugehörigen Wirtschaftsanlagen besteht. 1750 wurden die Arbeiten mit der Orangerie abgeschlossen. 1773 erwarb Johann Graf von Fries die Anlage und ließ in der Folge den barocken Garten in einen englischen Landschaftsgarten umgestalten. 1802 kaufte Karl Theodor von Pappenheim (1771–1853) das Anwesen als Wohnsitz für seine von ihm getrennt lebende Frau, Lucia Anna Wilhelmine Christina Gräfin von Hardenberg-Reventlow (1776–1854), die Tochter des königlich preußischen Staatskanzlers und Fürsten Karl August von Hardenberg. Die Ehe wurde 1817 geschieden und sie heiratete in zweiter Ehe den Fürsten Hermann von Pückler-Muskau. Für das Schloss zahlte ihr der geschiedene Ehemann 45.000 Gulden als Ablösung – heute rund 4.500.000 Euro. Das neu vermählte Paar Pückler finanzierte damit den Fürst-Pückler-Park Bad Muskau, heute UNESCO-Welterbe. 1825 kaufte Johann Gottlieb Süsskind, der 1821 vom bayerischen König Maximilian I. Joseph in den Freiherrenstand erhoben und zum „Königlich Bayerischen Kämmerer“ ernannt wurde, das Schloss, um damit auch nach außen seine Standeserhöhung repräsentativ darzustellen. Seit dieser Zeit befindet sich das Schloss im Eigentum der Familie, die das Wohngebäude auch heute noch privat zum Wohnen nutzt.[3]
Anlage
Das Wohnschloss ist eine barocke Dreiflügelanlage. Die Vorderseite blickt auf einen Ehrenhof, der beidseitig von je einem zweistöckigen Kavaliershaus mit Mansarddach flankiert wird.[4] Der Mittelteil des Hauptgebäudes weist zum Ehrenhof hin sieben Fensterachsen auf. Die drei mittleren sind in einem übergiebelten Risalit hervorgehoben, in dem sich mittig im Erdgeschoss auch der Haupteingang befindet. Die beiden Seitenflügel sind mit zwei mal zwei Fensterachsen relativ klein. Die Gartenfassade weist 11 Fensterachsen auf. Auch hier sind die drei mittleren in einem übergiebelten Risalit hervorgehoben. Das Gebäude ist ebenfalls mit einem Mansarddach gedeckt.[5]
Südlich des Wohnschlosses schließt sich der barocke Wirtschaftshof, „Gutshof“ genannt, an. Hier gruppieren sich um einen längs-rechteckigen Hof ehemalige Stallungen, der Marstall, in dem Pferde für die Kavallerie gezüchtet wurden[6], eine Reithalle und eine Scheune von 1700. Die Gebäude werden heute gastronomisch und für Ausstellungen, unter anderem ein Oldtimer-Museum[7], genutzt. Früher war hier auch eine Brauerei und eine Schnapsbrennerei untergebracht.[8]
Die neugotische Kapelle in der Südwestecke der Anlage ist eine Ergänzung des Ensembles von 1868[9], hat aber einen älteren Turm aus der Zeit um 1490.[10]
Die Anlage ist ein Kulturdenkmal[11] aufgrund des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes und wurde 1994 bis 1998 umfassend mit Unterstützung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege saniert.[12]
Nutzung
Im Gutshof befindet sich heute ein Oldtimer-Museum, im ehemaligen Marstall eine Gaststätte, in der Orangerie ein Schlosscafé, im ehemaligen Schweinestall ein Geschenkeladen und in der historischen Reitbahn eine Galerie.
Seit 2013 besteht im „Gutshof“ des Schlosses eine internationale Gartenbuchbibliothek. Hier werden die zu den Gartenbuchpreisen eingereichten Bücher gelagert und archiviert.
Schlosspark
Der Schlosspark hat die Grundform eines englischen Landschaftsparks und wird seit 1980 stetig erweitert. Hier befindet sich der größte Rhododendronpark Süddeutschlands mit aktuell (2019) 26 Hektar. Er ist als Botanischer Garten anerkannt. Der Landschaftspark wird immer noch erweitert. Viele Arbeiten sollten bis zur Bayerischen Landesgartenschau 2019, die im wenige Kilometer entfernten Wassertrüdingen stattfand, abgeschlossen sein.
Gartenbuchpreise
Der Deutsche Gartenbuchpreis wird seit 2006 jährlich von und in Schloss Dennenlohe vergeben.[13] Mit ihm werden neu erschienene Bücher zu Themen rund um den Garten gewürdigt, die Preise werden im Rahmen einer Festveranstaltung auf dem Schloss verliehen. Der Preis ist die einzige derartige Auszeichnung im deutschen Sprachraum.[14] Im Laufe der Jahre wurden die Kategorien, in denen der Preis vergeben wird, sukzessive vermehrt. Heute (2018) werden Bücher in folgenden Kategorien ausgezeichnet: Bildband, Reiseführer, Ratgeber, Garten- oder Pflanzenportrait, Gartengeschichte, Gartenprosa oder Lyrik, Kinderbuch, Garten-Blog, Gartenkochbuch und Gartenbuch-Reihe.[15][16]
Der Europäische Gartenbuchpreis wird seit 2011 im gleichen Rahmen verliehen. Er wird an Bücher des außer-deutschen Sprachraums in Europa, an entsprechende in Deutschland in Lizenz erschienene Bücher oder an Bücher vergeben, deren Autoren im Ausland beheimatet, deren Werk aber in Deutschland erschienen ist.[15][17]
Im Jahre 2013 kam der European Garden Photo Award dazu. Er wird zusammen mit dem britischen International Garden Photographer of the Year[18] ausgelobt und juriert, um die Gartenfotografie zu fördern. Darüber hinaus wurden 2018 von einem Sponsor des Preises drei Sonderpreise für außergewöhnliche Leistungen mit 5000, 3000 und 2000 Euro ausgelobt. Zu den Juroren gehören international bekannte Gartenarchitekten, Garten-Experten und Fotografen.
Literatur
nach Autoren / Herausgebern alphabetisch geordnet
- Hermann Dallhammer: Dennenlohe. In: Karl Bosl (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 7: Bayern (= Kröners Taschenausgabe. Band 277). 2., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 1965, DNB 456882944, S. 135.
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1979. Ohne ISBN
- August Gebeßler: Stadt und Landkreis Dinkelsbühl (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 15). Deutscher Kunstverlag, München 1962, DNB 451450930, S. 122–124.
- Astrid Gräfin Matuschka: Adels Gärten. frechverlag, Stuttgart 2014. ISBN 978-3-7724-7378-4
- Sabine Freifrau von Süsskind: Schlosspark Dennenlohe. Prestel Verlag Dennenlohe 2012 und 2019. ISBN 978-3-7913-8563-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- Dallhammer
- Dehio: Handbuch, S. 214
- Süsskind: Schlosspark, S. 7.
- Vgl.: Matuschka: Adels Gärten, S. 15
- Dehio: Handbuch, S. 214
- Matuschka: Adels Gärten, S. 11
- Süsskind: Schlosspark, S. 87.
- Süsskind: Schlosspark, S. 82
- Süsskind: Schlosspark, S. 7
- Dehio: Handbuch, S. 215
- Denkmal Nr. D-5-71-208-19. Vgl.: Liste der Baudenkmäler in Unterschwaningen
- Süsskind: Schlosspark, S. 7
- https://www.gartenbuchpreis.de/
- Deutscher Gartenbuchpreis 2008 verliehen. In: Börsenblatt vom 21. April 2008, abgerufen am 7. März 2018; Ausgezeichnetes für Gartenliebhaber. In: Börsenblatt vom 27. April 2009, abgerufen am 7. März 2018; Preisgekrönte Gartenbücher. In: Börsenblatt vom 21. Februar 2011, abgerufen am 7. März 2018; „Deutscher Gartenbuchpreis 2008“ verliehen. In: Buchmarkt vom 22. April 2008, abgerufen am 7. März 2018; „Deutscher Gartenbuchpreis“ zum dritten Mal auf Schloss Dennenlohe verliehen. In: Buchmarkt vom 28. April 2009, abgerufen am 7. März 2018; Gewinner des Deutschen Gartenbuchpreises gewählt. In: Buchmarkt vom 18. Februar 2011, abgerufen am 7. März 2018;
- Die Sieger des Deutschen und Europäischen Gartenbuchpreises 2018 stehen fest! (Memento vom 8. März 2018 im Internet Archive)
- NN: Grüner wird's nicht. In: boersenblatt.net vom 5. März 2018, abgerufen am 7. März 2018
- NN: Grüner wird's nicht. In: boersenblatt.net vom 5. März 2018, abgerufen am 7. März 2018
- International Garden Photographer of the Year.