Salischtschyky
Salischtschyky (ukrainisch Заліщики; russisch Залещики Saleschtschiki, polnisch Zaleszczyki, deutsch auch Hinterwalden) ist eine ukrainische Stadt mit knapp 10.000 Einwohnern in der Oblast Ternopil. Sie liegt in einer Schleife des Dnister und ist berühmt für ihr mildes Klima.
Salischtschyky | |||
Заліщики | |||
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Basisdaten | |||
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Oblast: | Oblast Ternopil | ||
Rajon: | Rajon Salischtschyky | ||
Höhe: | 356 m | ||
Fläche: | 7,16 km² | ||
Einwohner: | 9.739 (2004) | ||
Bevölkerungsdichte: | 1.360 Einwohner je km² | ||
Postleitzahlen: | 48605 | ||
Vorwahl: | +380 3554 | ||
Geographische Lage: | 48° 38′ N, 25° 44′ O | ||
KOATUU: | 6122010100 | ||
Verwaltungsgliederung: | 1 Stadt | ||
Bürgermeister: | Wolodymyr Benewjat | ||
Adresse: | вул. С. Бандери 40 48600 м. Заліщики | ||
Statistische Informationen | |||
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Geographie
Salischtschyky liegt südlich der Stadt Tschortkiw und der Bezirkshauptstadt Ternopil. Auf dem gegenüberliegenden Ufer des Dnister befindet sich die Siedlung städtischen Typs Kostryschiwka.
Geschichte
Königreich Polen
Zaliszczyki wurde im Jahr 1340 erstmals als Siedlung im Königreich Polen erwähnt. 1569 erfolgte die Zuordnung zur Woiwodschaft Podolien, einer administrativen Einheit der Adelsrepublik Polen-Litauen.[1][2]
Seit dem späten 17. Jahrhundert gehörte Zaleszczyki der Adelsfamilie Poniatowski. Um 1750 siedelten sich auf dem Gebiet des alten Dorfes auf Einladung von Fürst Stanisław Poniatowski Tuchweber aus Schlesien an und nannten die Ortschaft Hinterwalden. 1759 wurde die erste deutsche evangelisch-lutherische Kirchengemeinde in Galizien gebildet.[3] Die Kirche St. Philippi wurde jedoch am anderen Ufer des Dnister im Fürstentum Moldau errichtet, da ein Kirchenbau in Polen für Protestanten nicht möglich war. Erster Pfarrer wurde Johann Jakob Scheidemantel.
In der Nähe des alten Dorfes wurde die Siedlung Neu-Zaleszczyki gegründet. 1754 wurde ihr von König August III. das Recht auf vier Märkte im Jahr gegeben. Im Jahr 1766 wurde das Magdeburger Stadtrecht verliehen.
Österreichische und russische Herrschaft
Mit der Ersten Teilung Polens ging Zaleszczyki 1772 an die Habsburgermonarchie. Es war ab 1854 Sitz der Bezirkshauptmannschaft Zaleszczyki[4] im Kreis Tarnopol im Kronland Königreich Galizien und Lodomerien. Ab 1867 kam noch ein Bezirksgericht dazu.
Von 1810 bis 1815 gehörte es zum Kaiserreich Russland und war Hauptstadt des Bezirks Saleschtschiki im Tarnopoler Kreis.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts verloren die Tuchwebermanufakturen an Bedeutung. Die deutschsprachigen Bewohner verließen den Ort (teilweise nach Kanada) oder assimilierten sich mit der polnisch-ruthenischen Bevölkerung.
1890 waren von 5751 Einwohnern 4513 Juden, 799 Polen, 303 Ruthenen (Ukrainer) und 110 Deutsche.[5]
1898 wurde in Zaleszczyki ein Bahnhof der von der Aktiengesellschaft der ostgalizischen Lokalbahnen betriebenen Lokalbahn Białaczortkowska–Zaleszczyki eröffnet.
Zwischen den Weltkriegen
Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie am Ende des Ersten Weltkriegs im November 1918 wurde die Stadt Teil der Westukrainischen Volksrepublik. Im Polnisch-Ukrainischen Krieg besetzte Polen im Juli 1919 auch die letzten Teile der Westukrainischen Volksrepublik. Am 21. November 1919 sprach der Hohe Rat der Pariser Friedenskonferenz Ostgalizien für eine Zeitdauer von 25 Jahren Polen zu.
Ab 1919/1921 war die Stadt Teil der Woiwodschaft Tarnopol in der Republik Polen. Zaleszczyki lag nun an der Grenze zu Rumänien. Hier befanden sich Grenzübergänge sowohl im Schienen- als auch im Straßenverkehr. Während der Zwischenkriegszeit entwickelte sich die Stadt zu einem landesweit bekannten Kurort, der für sein mildes Klima, die attraktive landschaftliche Lage und den breiten, zum Baden geeigneten Flussstrand berühmt war.[6] Für den Ort wurde mit den Begriffen „Polnische Riviera“[7] und „Polnisches Meran“ geworben. Es bestanden Bahnverbindungen mit dem Schnelltriebwagen Luxtorpeda in weitere Städte in ganz Polen. Hier verbrachte unter anderen der Polnische Staatspräsident und Marschall Józef Piłsudski seinen Urlaub. Entlang des Flussufers befanden sich Promenaden und Villen, in der gesamten Stadt bestand eine auf den Fremdenverkehr ausgerichtete Wirtschaft.
Zweiter Weltkrieg und sowjetische Ära
Am 17. September 1939 wurde Salischtschyky infolge des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes und der sowjetischen Besetzung Ostpolens der Ukrainischen Sowjetrepublik der UdSSR angegliedert. 1941 marschierten deutsche Truppen ein und besetzten die Stadt und die Region. Ein Großteil der jüdischen Bewohner der Stadt wurden im Holocaust ermordet. 1944 wurde Salischtschyky mit dem Einmarsch der Roten Armee wieder Teil der UdSSR.
Ukraine
Seit dem Zerfall der Sowjetunion Ende 1991 gehört Salischtschyky zur Ukraine. Von den früheren Fremdenverkehrseinrichtungen und der Promenade sind nur noch geringe Reste erhalten.[8]
Sehenswürdigkeiten
Sakralbauten
- Kirche St. Stanisław, 1763, römisch-katholisch
- Kirche Mariä Schutz, 1873
- ehemalige Synagoge, 19. Jahrhundert, heute Elektrostation
Profanbauten
- Königliche Kasematten, 18. Jahrhundert
- Palast der Adelsfamilie Poniatowski, spätes 18. Jahrhundert, 1831 umgebaut
- Rathaus, 18. Jahrhundert
- Villa Piłsudski, 20. Jahrhundert, Aufenthaltsort von Józef Piłsudski 1933
- Panoramablick auf Stadt und Dnistercanyon
- Woiwodschaft Tarnopol bis zum 17. September 1939
- Eisenbahnbrücke über den Dnister
Persönlichkeiten
- Leopold von Neumann (1811–1888), österreichischer Jurist und Staats- und Völkerrechtslehrer
- Leon Ritter von Biliński (1846–1923), polnischer Politiker, österreichischer und polnischer Finanzminister
- Felician Myrbach (1853–1940), österreichischer Maler
- Marian Alma (1860–1937/38), polnischer Maler
- Rachmiel Levine (1910–1998), amerikanischer Mediziner
- Dmytro Firtasch (* 1965), ukrainischer Geschäftsmann, seit 2012 Ehrenbürger der Stadt
- Iryna Wikyrtschak (* 1988), Schriftstellerin, Dichterin und Kulturmanagerin
Weblinks
Einzelnachweise
- A. C. A. Friederich, Historisch-geographische Darstellung Alt- und Neu-Polens; 1839, S. 399
- Rizzi Zannoni, Karta Podola, znaczney części Wołynia, płynienie Dniestru od Uścia, aż do Chocima y Ładowa, Bogu od swego zrzodła, aż do Ładyczyna, pogranicze Mołdawy, Woiewodztw Bełzkiego, Ruskiego, Kiiowskiego y Bracławskiego.; 1772
- K. Völker: Die Anfänge der evangelischen Gemeinde zu Zaleszczyki in Galizien. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. Wien 1909. S. 157–174.
- Reichsgesetzblatt vom 24. April 1854, Nr. 111, Seite 401
- Słownik Królestwa Polskiego i innych krajów słowiańskich, Bd. XIV. Warszawa 1895. S. 345 (online)
- (polnisch)
- (polnisch)
- Gegenüberstellung von Fotos (polnisch)