Neustadt bei Coburg
Neustadt bei Coburg (amtlich: Neustadt b.Coburg), früher Neustadt an der Heyde, ist eine Große Kreisstadt im oberfränkischen Landkreis Coburg und bildet mit der unmittelbar angrenzenden thüringischen Partnerstadt Sonneberg eine geografisch und ökonomisch zusammenhängende urbane Einheit. Die Erhebung zur Stadt erfolgte 1316.[2]
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberfranken | |
Landkreis: | Coburg | |
Höhe: | 344 m ü. NHN | |
Fläche: | 61,89 km2 | |
Einwohner: | 14.995 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 242 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 96465 | |
Vorwahl: | 09568 | |
Kfz-Kennzeichen: | CO, NEC | |
Gemeindeschlüssel: | 09 4 73 151 | |
Stadtgliederung: | 22 Gemeindeteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Georg-Langbein-Str. 1 96465 Neustadt b.Coburg | |
Website: | ||
Oberbürgermeister: | Frank Rebhan (SPD) | |
Lage der Stadt Neustadt b.Coburg im Landkreis Coburg | ||
Geografie
Geografische Lage
Die Stadtgemeinde liegt im Nordosten des Landkreises Coburg im Obermainischen Hügelland[3] an den südlichen Ausläufern des Frankenwaldes[4] , zu Füßen des Neustadter „Hausberges“, des Muppberges, eines 515,5 Meter hohen Zeugenberges. Durch die Kernstadt fließt die Röden, durch östliche Gemeindeteile die Steinach.
Stadtgliederung
Die Stadtgemeinde Neustadt bei Coburg hat 22 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[5][6]
- Aicha (Dorf)
- Birkig (Dorf)
- Boderndorf (Dorf)
- Brüx (Dorf)
- Ebersdorf (Dorf)
- Fechheim (Pfarrdorf)
- Fürth a.Berg (Dorf)
- Haarbrücken (Pfarrdorf)
- Höhn (Kirchdorf)
- Horb b.Fürth a.Berg (Dorf)
- Kemmaten (Dorf)
- Ketschenbach (Stadtteil)
- Meilschnitz (Dorf)
- Mittelwasungen (Dorf)
- Neustadt b.Coburg (Hauptort)
- Plesten (Dorf)
- Rüttmannsdorf (Dorf)
- Thann (Dorf)
- Unterwasungen (Dorf)
- Weimersdorf (Dorf)
- Wellmersdorf (Dorf)
- Wildenheid (Pfarrdorf)
Geschichte
Stadtnamen
Neustadt bei Coburg hieß bis 1850 Neustadt an der Heyde, danach Neustadt an der Haide.[7] Ab dem 1. Juli 1892 lautete die amtliche Bezeichnung Neustadt (Herzogthum Coburg).[8] 1921 folgte die offizielle Umbenennung in Neustadt bei Coburg.[9]
Die Landesherrn im Mittelalter
Als Graf Hermann von Wolweswac in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts mit dem Bau einer Zollburg an der Rödenfurt die Stadt Neustadt gründete, lag die Oberherrschaft in den Händen der Grafen von Andechs, der späteren Herzöge von Meranien. In einer Urkunde vom 16. Juni 1248 wurde der Marktflecken (forum) Neustadt erstmals erwähnt. Die nächsten Landesherren waren die Henneberger, unter denen Neustadt 1316 als Stadt bezeichnet wurde. 1353 kam Neustadt als Bestandteil der Pflege Coburg an das Haus Wettin, bei dem es bis zum Ende des Ersten Weltkriegs blieb. Seitdem führt die Stadt auch den doppelschwänzigen, rot bewehrten schwarzen Löwen im Wappen, der an den damaligen wettinischen Landesherrn, den Markgrafen Friedrich den Strengen von Meißen, erinnert.
Entwicklung der Stadt bis 1500
Neustadt lag an einer wichtigen Heer- und Handelsstraße zwischen Nürnberg und Leipzig, deren Furt durch die Röden bzw. die Brücke über den Fluss der Grund für die Zollstation war. Die Straße sorgte für den Aufschwung des Handwerks und der Beherbergungsbetriebe. Das Zentgericht, vorher im heutigen Gemeindeteil Fechheim beheimatet, dem früheren geistlichen und weltlichen Mittelpunkt des Gebietes, wurde im 14. Jahrhundert nach Neustadt verlegt. Etwa um dieselbe Zeit erhielt die Stadt eine Pfarrkirche, nachdem vorher nur die Wallfahrtskirche St. Ottilia auf dem Muppberg bestanden hatte. Am Ende des Mittelalters dürfte die Stadt etwa 570 Einwohner gezählt haben. Ab 1510 ist in Neustadt ein mittelalterliches Leprosorium nachweisbar, das als Sondersiechenhaus bezeichnet wurde und bis 1632 bestand.[10]
Reformation
Wie im ganzen Kurfürstentum Sachsen hielt auch in Neustadt die Reformation früh ihren Einzug. Zwischen 1525 und 1528, der genaue Zeitpunkt ist nicht bekannt, beriefen Rat und Pfarrvolk mit Bartholomäus Wyeser den ersten evangelischen Prediger, da sie mit ihren in der alten Lehre befangenen Geistlichen nicht mehr einverstanden waren. 1530 predigte Martin Luther am Karfreitag in der Neustadter Sankt-Georg-Kirche.
Kriege und Brände
Kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg dürfte die Stadt auf ungefähr 1000 Einwohner angewachsen sein. In der Kriegszeit zeigte sich, dass die Lage an der Straße, die nun auch von den verschiedenen Kriegsparteien genutzt wurde, indirekt auch zerstörerische Wirkung haben konnte. Trotz der Neutralität des Coburger Landesherrn, des Herzogs Johann Casimir, richteten die Truppendurchzüge große Schäden an, die nach dem Kriegseintritt des Herzogtums noch wesentlich schlimmer wurden. Ohne Feindeinwirkung jedoch kam es 1636 zu einem großen Stadtbrand, nach dem von etwa 190 Feuerstätten nur noch 36 standen. 1839 legte ein zweiter großer Brand 179 der 226 Häuser der Stadt in Schutt und Asche, auch das Rathaus mit dem Archiv. Die Kirche wurde schwer beschädigt.
Die Spielwarenindustrie
Durch die Nähe des Thüringer Waldes gab es in Neustadt schon bald holzverarbeitende Handwerker wie Schreiner, Tischler, Drechsler, Ludelmacher (Hersteller von hölzernen Säuglingsflaschen), Löffler und Büttner, die nebenbei auch schon Dockenwerk, also Spielwaren, herstellten. Etwa um 1600 begann man im benachbarten Sonneberg die Produkte dieser Handwerker mit der neu entwickelten Wismutmalerei zu verzieren. Mit Johann Andreas Greiner siedelte sich der erste Vertreter des Maler- und Bossiererhandwerks 1748 in Neustadt an. Bossierer formten den sogenannten Teig, eine Masse aus Schwarzmehl und Leimwasser, frei aus der Hand zu Spielwaren. Die Spielwarenherstellung wurde schließlich der bedeutendste Wirtschaftszweig in Neustadt. Eine Vielzahl von Hausgewerbetreibenden war in differenzierten Herstellungsverfahren tätig. Es gab Puppenmacher, Arm- und Beinanstreicher, Puppenschuhmacher, Augeneinsetzer, Wimpernmacherinnen, Puppenfriseusen usw.; auch einige größere Manufakturen entstanden, als wichtigste die von Max Oscar Arnold. Den größten Aufschwung hatte die Branche ab 1870 durch den Export. Mit dem Ersten Weltkrieg brach dieser Absatzmarkt weg, die früheren Abnehmerländer bauten eigene Spielwarenfertigungen auf. Mit den Elastolin-Figuren des Unternehmens O. & M. Hausser kam 1937[11] noch einmal ein einschlägiger Produktionsbetrieb nach Neustadt.
Entscheidung für Bayern
Als 1918 mit dem Ende des Ersten Weltkriegs die Monarchie ihr Ende fand, galt das auch für das Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, dem Neustadt zuletzt angehörte. Zunächst war die Stadt Teil des Freistaats Coburg. Da dieser aber für sich zu klein war, stand eine Entscheidung bezüglich des Anschlusses an Bayern oder Thüringen an. In einer Volksbefragung am 30. November 1919 stimmten 276 Neustädter Bürger für den Beitritt des Freistaates Coburg zum thüringischen Staat und 2794 dagegen.[12] Somit gehörte ab dem 1. Juli 1920 auch Neustadt zu dem Freistaat Bayern. Der Neustadter Industrielle und Politiker Max Oscar Arnold hatte sich tatkräftig für diesen Anschluss eingesetzt.
Die politischen Verhältnisse in der Weimarer Republik
Neustadt galt Anfang der 1920er Jahre als „links“ eingestellt. Zum Deutschen Tag in Coburg 1922 kamen aus Neustadt kaum Anhänger Hitlers, dafür viele Gegendemonstranten. 1923 wurde eine NSDAP-Ortsgruppe in Neustadt gegründet; schon bei der Reichstagswahl im Mai 1924 konnte sie mit 42,33 % für den Völkischen Block einen Erfolg erzielen, doch sank ihr Stimmenanteil bei den Wahlen im Dezember 1924 wieder auf 25,48 %.
1927 veranstalteten die Nationalsozialisten einen Frankentag in Neustadt, bei dem auch Adolf Hitler eine Rede hielt. Im Vorfeld hatte der Nationalsozialist Franz Schwede aus Coburg verkündet, dass sich die Partei der Stadt keineswegs sicher war: „Neustadt! – Das ist ein seit Jahren festumrissener Begriff für jeden SA-Mann und jeden politischen Soldaten des Führers. Denn seit Jahren wehrt sich diese marxistische Brutstätte mit allen brutalen Mitteln der kommunistischen Kampfmethoden gegen das Vordringen des Nationalsozialismus in ihren Mauern. Neustadt! – Das bedeutet Kampf bis aufs Messer, Kampf bis aufs Blut!“. Allerdings erhielten auch 68 Neustadter das goldene Parteiabzeichen.
Die Äußerung Schwedes zeigt die starke Polarisierung der politischen Meinung in dieser Zeit in Neustadt. Das hing auch mit der sozialen Struktur der Stadt zusammen, die 1923 so beschrieben wurde: „Neustadt hat rund 9000 Einwohner. […] Im Gegensatz zu den meisten bayerischen Mittelstädten ist Neustadt ein reiner Industrieort. Die Bevölkerung setzt sich aus einer großen Zahl kleinerer Spielwarenhersteller, den für dieses Gewerbe tätigen Heimarbeitern und den Arbeitern einiger größerer Betriebe zusammen.“
Die Reichstagswahl von 1928 brachte 36,15 % der Stimmen für die NSDAP, aber auch 40,37 % für die SPD und 9,85 % für die KPD (alle übrigen zusammen: 13,63 %). Ab Juli 1932 überflügelten die Nationalsozialisten (48,89 %) die linken Parteien (SPD: 34,33 %, KPD: 11,31 %, Sonstige: 5,47 %). Die Wahl vom März 1933 ergab 50,47 % der Stimmen für die Nationalsozialisten gegenüber 32,44 % für die SPD und 11,35 % für die KPD (Übrige zusammen 5,13 %). Bürgermeister Stelzner wurde 1934 zum Amtsverzicht gedrängt und durch einen „alten Kämpfer“ ersetzt.
Außenlager des KZ Buchenwald
Auf Antrag des seit 1936 in Neustadt bestehenden Kabel- und Leitungswerkes der Firma Siemens wurden ihm im Jahr 1944 400 Frauen aus dem KZ Ravensbrück zur Verfügung gestellt. Die Frauen, alles jüdische Ungarinnen, mussten schwere körperliche Arbeit leisten. Todesfälle kamen im Lager nicht vor. Beim Näherrücken der Amerikaner im April 1945 wurde das Lager aufgelöst; die Frauen wurden in Richtung Tschechien geschickt, wo sich die (restliche) Gruppe bei Taus (Domazlice) auflöste. Außer diesen Konzentrationslagerinsassen arbeiteten in der Firma Siemens Fremdarbeiter, z. B. aus der Ukraine, aus Polen und Italien, und auch Kriegsgefangene, vor allem aus Frankreich.
Die Zeit nach 1945
In der Zeit von 1945 bis 1989 war für Neustadt die Lage an der innerdeutschen Grenze prägend. Die Grenzsicherungsanlagen umfassten die Stadt in nördlicher, östlicher und westlicher Himmelsrichtung, so dass die Beziehungen des Neustadter Beckens in Wirtschaft und Verkehr neu ausgerichtet werden mussten. Gerade die wirtschaftlichen Verbindungen zur nahegelegenen Stadt Sonneberg und deren Umgebung wurden unterbrochen. Demgegenüber siedelten sich, später flankiert durch die staatliche Zonenrandförderung, neue Industriezweige an. Infolge der Fluchtbewegungen aus Südthüringen entstanden in Neustadt unter anderem Betriebe der Christbaumschmuckindustrie aus dem Thüringer Wald. Neben dieser Branche waren es vor allem die Spielzeugindustrie und die elektrotechnische Industrie (Kabel- und Leitungswerk), die die Grundlage für eine prosperierende Wirtschaftsentwicklung Neustadts in der Nachkriegszeit schufen. Die Zunahme der deutschen Außenhandelsbeziehungen setzten die Betriebe der Konsumgüterbranchen aber zunehmend unter Druck ausländischer Konkurrenz. Ergebnis war ein Strukturwandel, der das gewerbliche Gesicht Neustadts nach und nach veränderte. Die Gemeindegebietsreform brachte Neustadt in den 1970er Jahren 21 Gemeindeteile, aber auch den Verlust der Kreisfreiheit.
21. Jahrhundert
Der 14. Tag der Franken wurde am 6. und 7. Juli 2019 vom Bezirk Oberfranken gemeinsam mit der bayerischen Staatsregierung und den beiden Ausrichterstädten Sonneberg und Neustadt bei Coburg erstmals länderübergreifend mit über 25 000 Besuchern gefeiert unter dem Motto: GEMEINSAM.FRÄNKISCH.STARK.
Soziales
Der Neustadter Gemeindeteil Haarbrücken/Siemensring war Teil des Bund-Länder-Förderprogramms Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – Soziale Stadt. Ziel des Programms war, die Wohn- und Lebensbedingungen sowie die wirtschaftliche Basis des Stadtviertels zu stabilisieren und zu verbessern. Zudem sollten die Lebenschancen der Bewohner durch Vermittlung von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen erhöht werden. Darüber hinaus wurde versucht, das Image durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern. Ein wichtiger Bestandteil des Projektes war das Quartiersmanagement, dessen Büro im Gemeindeteil Haarbrücken als Anlaufstelle allen Bürgern des Quartiers zur Verfügung stand. Die Aufgaben des Quartiersmanagements waren die Aktivierung, Stärkung und Stabilisierung der im Gemeindeteil vorhandenen Kompetenzen und Potenziale unter aktiver Mitwirkung ortsansässiger sozialer Institutionen wie der Haarbrücker Grundschule, des Kindergartens Rabennest, der evangelischen Kirche und des FC Haarbrücken. Außerdem sollte das Quartiersmanagement zu einer Verbesserung der Kommunikation der Bewohner im Sinne positiver Nachbarschaft und zu vermehrtem Initiieren von Projekten zur Verbesserung der individuellen und familiären Wohnsituation, der Bedingungen des Wohnumfelds und der sozialen und kulturellen Infrastruktur dienen. Die staatliche Förderung für das Projekt lief 2013 aus.
Eingemeindungen
Ehemalige Gemeinde | Einwohner (1970) | Datum | Anmerkung |
---|---|---|---|
Aicha | 52 | 01.01.1971[13] | Zusammenschluss mit fünf weiteren Gemeinden zu Wasung |
Bergdorf | 298 | 01.05.1978[14] | |
Birkig | 123 | 01.07.1972[15] | |
Boderndorf | 66 | 01.01.1974[14] | |
Brüx | – | 01.07.1968[16] | Zusammenschluss mit drei weiteren Gemeinden zu Bergdorf |
Ebersdorf bei Neustadt bei Coburg | 267 | 01.05.1978[14] | |
Fechheim | 161 | 01.01.1971[13] | Zusammenschluss mit fünf weiteren Gemeinden zu Wasung |
Fürth am Berg | 510 | 01.01.1971[13] | Zusammenschluss mit fünf weiteren Gemeinden zu Wasung |
Haarbrücken | 986 | 01.05.1978[14] | |
Höhn | – | 01.07.1968[16] | Zusammenschluss mit drei weiteren Gemeinden zu Bergdorf |
Horb bei Fürth am Berg | – | 01.07.1967[17] | Eingemeindung nach Fürth am Berg |
Kemmaten | 82 | 01.01.1971[13] | Eingemeindung nach Haarbrücken |
Ketschenbach | 590 | 01.01.1972[15] | |
Meilschnitz | 314 | 01.05.1978[14] | |
Mittelwasungen | 73 | 01.01.1971[13] | Zusammenschluss mit fünf weiteren Gemeinden zu Wasung |
Plesten | 103 | 01.01.1971[13] | Zusammenschluss mit fünf weiteren Gemeinden zu Wasung |
Rüttmannsdorf | – | 01.07.1968[16] | Zusammenschluss mit drei weiteren Gemeinden zu Bergdorf |
Thann | 342 | 01.05.1978[14] | |
Unterwasungen | 95 | 01.01.1971[13] | Zusammenschluss mit fünf weiteren Gemeinden zu Wasung |
Wasung | 994 | 01.01.1976[14] | |
Weimersdorf | – | 01.07.1968[16] | Zusammenschluss mit drei weiteren Gemeinden zu Bergdorf |
Wellmersdorf | 122 | 01.05.1978[14] | |
Wildenheid | 1853 | 01.05.1978[14] |
Sonstiges
An einem Samstag im Juli wird jedes Jahr das Kinderfest gefeiert, dessen Ursprung auf ein Gregoriusfest zurückgeht, das in Neustadt eine Tradition von mehr als 450 Jahren aufzuweisen hat. Am darauf folgenden Sonntag findet ein Marktfest statt.
Seit 1995 vergibt die Stadt den Max-Oscar-Arnold-Kunstpreis für zeitgenössische Puppenkunst, der im Rahmen des Internationalen Puppenfestivals in der Himmelfahrtswoche verliehen wird.
Bevölkerung
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner | Jahr | Einwohner |
---|---|---|---|
1840 | 4.327 | 2001 | 16.684 |
1871 | 5.783 | 2005 | 16.511 |
1900 | 9.274 | 2010 | 15.815 |
1925 | 12.122 | 2015 | 15.227 |
1939 | 13.131 | 2018 | 15.257 |
1950 | 17.859 | 2019 | |
1961 | 18.077 | ||
1970 | 18.472 | ||
1987 | 16.230 | ||
1991 | 16.931 | ||
1995 | 16.833 | ||
Prognose
Jahr | Einwohner | Jahr | Einwohner |
---|---|---|---|
2010 | 15.820 | 2020 | 14.690 |
2011 | 15.720 | 2021 | 14.570 |
2012 | 15.610 | 2022 | 14.460 |
2013 | 15.500 | 2023 | 14.360 |
2014 | 15.390 | 2024 | 14.260 |
2015 | 15.270 | 2025 | 14.160 |
2016 | 15.150 | 2026 | 14.060 |
2017 | 15.030 | 2027 | 13.970 |
2018 | 14.920 | 2028 | 13.880 |
2019 | 14.800 | 2029 | 13.790 |
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat besteht aus 24 ehrenamtlichen Mitgliedern und setzt sich gemäß der Wahl vom 15. März 2020 wie folgt zusammen:[18]
Partei / Liste | Stimmenanteil | Sitze |
CSU | 30,82 % | 7 |
SPD | 39,64 % | 10 |
FWG | 14,81 % | 4 |
ödp | % | 6,031 |
AfD | % | 8,702 |
Bürgermeister
Der Oberbürgermeister ist Frank Rebhan (SPD),[19] der 1995 in der Nachfolge von Irene Schneider-Böttcher (parteilos) das Amt antrat. 2007 wurde er zum dritten Mal gewählt und erhielt 67,89 % der Stimmen, 2013 wurde er mit 63,11 % bestätigt. 2020 bekam er in einer Stichwahl 72,82 % der Stimmen.
Wappen
Blasonierung: „In Gold ein doppelschwänziger rot bewehrter schwarzer Löwe.“[20] | |
Wappenbegründung: Das Wappen verweist auf den Übergang der Stadt 1353 an Friedrich den Strengen, Markgraf von Meißen, den ersten wettinischen Landesherrn. |
Gemeindepartnerschaften
Seit dem 27. August 1977 besteht eine Gemeindepartnerschaft mit Villeneuve-sur-Lot in Frankreich. Mit Sonneberg wurde eine Partnerschaft am 10. Februar 1990 vereinbart. Zu 36 weiteren Städten und Gemeinden aus sieben Staaten (Deutschland, Österreich, Ungarn, Polen, der Slowakei, der Tschechischen Republik und den Niederlanden) bestehen Verbindungen im Rahmen der „Arbeitsgemeinschaft Neustadt in Europa“.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Museum der Deutschen Spielzeugindustrie mit Trachtenpuppensammlung
- Bildungsstätte Innerdeutsche Grenze
- Historisches Weihnachtsmuseum
Baudenkmäler
Wirtschaft
Ferngaswerk
1921 wurde mit Beteiligung der Stadt Sonneberg ein von der Thüga betriebenes Ferngaswerk mit Gasometer errichtet, das die Gasversorgung in den Landkreisen Coburg und Sonneberg sicherstellte. Die Gaslieferungen in den Kreis Sonneberg wurden auch nach 1945 über die Zonengrenze bis in die 1950er Jahre aufrechterhalten.
Kabel- und Leitungswerk Neustadt
Am 1. Februar 1937 nahm das Neustadter Kabelwerk der Siemens-Schuckert-Werke AG seinen Betrieb auf und prägte die wirtschaftliche Situation der Stadt bis ins 21. Jahrhundert. Bis zum Jahre 1975 stieg die Zahl der Beschäftigten (inklusive Zweigwerke) auf 3400 an, was die Stadt Neustadt zu einem wirtschaftlichen Leuchtturm im strukturschwachen Zonenrandgebiet werden ließ. 1998 übernahm der italienische Kabel- und Reifenhersteller Pirelli die deutschen Kabelwerke von Siemens mit Standorten in Berlin, Schwerin und Neustadt. Der Finanzinvestor Prysmian Cables and Systems erwarb wiederum 2005 von Pirelli dessen Kabelsparte. 2017 beschäftigt das Unternehmen in Neustadt 475 Mitarbeiter, die über 4000 Produkte planen, konstruieren, fertigen und liefern.
1980 gründete Siemens die Siecor GmbH & Co. KG, ein Joint Venture mit Corning, und 1986 begann die Produktion von Glasfaserkabeln in Neustadt. Im Jahr 2000 verkaufte Siemens seinen Anteil am Werk mit damals fast 1000 Mitarbeitern an Corning. Im Jahr 2009 sind noch rund 100 Mitarbeiter im Bereich Kupferkompetenzzentrum, IT und Entwicklung beschäftigt.
Diepa
Das 1873 gegründete Unternehmen Diepa, vormals August Rich Dietz & Sohn, stellt mit rund 390 Mitarbeitern Spezialstahlseile für eine Vielzahl von Anwendungen her.
Giesecke & Devrient
Anfang Mai 2015 gab die Firma Giesecke & Devrient bekannt, die Personalisierung von Chipkarten (SIM-Karte, Gesundheitskarte u. ä.) aus München nach Neustadt zu verlagern. Dazu soll ein Teil des Geländes in der Austraße 101 bis 103 genutzt werden. Dort war nach dem Verkauf durch Corning im Jahr 2008 zunächst die Firma Gehrlicher Solar AG ansässig, die aber 2013 Insolvenz anmeldete.[21]
rolly toys
rolly toys / Franz Schneider GmbH & Co KG ist ein Hersteller von Kinderfahrzeugen. Das Unternehmen wurde von Franz und Rosa Schneider 1938 in Neustadt gegründet. rolly toys stellt jährlich über 280.000 Trettraktoren und weitere 50.000 Kinderfahrzeuge her.
Sauer
Sauer ist ein Hersteller von Kunststoffverpackungen und Hohlkörpern. Das Familienunternehmen wurde 1938 von Erich Sauer in Neustadt gegründet. Zirka 570 Mitarbeiter, davon 360 in Neustadt, beschäftigt das Unternehmen.
Telenec
Das Unternehmen Telenec versorgt die gesamte Kernstadt sowie die Gemeindeteile Ebersdorf, Haarbrücken, Ketschenbach, Meilschnitz, Thann und Wildenheid über ein eigenes Breitbandkabel- und Glasfasernetz mit Internet, Telefonie sowie Fernseh- und Radioprogrammen.[22]
Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft Neustadt bei Coburg eG
Die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft Neustadt bei Coburg eG kurz GWG ist der größte Wohnungsanbieter in Neustadt bei Coburg. Die GWG wurde 1922 gegründet. Sie verwaltet circa 900 eigene Mietwohnungen und hat circa 1500 Mitglieder.
Verkehr
Straßenanbindung
Als Folge seiner Lage an der ehemaligen innerdeutschen Grenze war die Verkehrsanbindung Neustadts jahrzehntelang ungünstig. Dies änderte sich mit der Inbetriebnahme der Autobahn 73 im September 2008. Die Fahrzeiten in Richtung Süden (Lichtenfels-Bamberg-Nürnberg) und Norden (Suhl-Erfurt) haben sich dadurch deutlich verringert. Weiterhin ist Neustadt mit den Staatsstraßen 2202 nach Coburg und Sonneberg sowie 2708 nach Kronach an das regionale Straßennetz angebunden. Mit der Fertigstellung der Ortsumfahrung Rödental Ende 2011 wurde der Anschluss zur A 73 verbessert.
Schienenanbindung
Die Stadt verfügte bis nach dem Zweiten Weltkrieg über einen Anschluss an die Bahnstrecke Coburg–Sonneberg–Ernstthal am Rennsteig sowie eine Anbindung an die sogenannte Steinachtalbahn, die jedoch durch den Trassenverlauf der Bahn durch Thüringen nach dem Zweiten Weltkrieg stillgelegt wurde. Der heutige Neustadter Gemeindeteil Fürth am Berg wurde noch bis zum 1. Juni 1975 im Personenverkehr durch die Steinachtalbahn bedient.
Mit der Teilung Deutschlands wurde auch der Zugverkehr zwischen Neustadt und Sonneberg unterbrochen, womit Neustadt zum Endpunkt der Verbindung Coburg–Sonneberg wurde. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde diese Strecke im Jahr 1992 wieder reaktiviert.
Wiederholte Ausbaumaßnahmen am Schienennetz, an den Haltestellen und Bahnhöfen haben diese elektrifizierte Zugverbindung zu einem leistungsfähigen ÖPNV-Angebot wachsen lassen.
Zum Winterfahrplanwechsel 2011 am 11. Dezember 2011 wurde eine stündliche Durchbindung nach Nürnberg geschaffen. Diese wurde aufgrund von Fahrzeugmangel zunächst mit einmaligem Umsteigen in Bamberg realisiert, seit dem Winterfahrplan 2012 führt sie jedoch durchgehend von Sonneberg nach Nürnberg, wobei jeweils stündlich Züge in beide Richtungen verkehren.
Schulen
- Staatliches Arnold-Gymnasium Neustadt
- Glockenbergschule, Privates Sonderpädagogisches Förderzentrum
- Staatliche Realschule Neustadt
- Mittelschule Am Moos
- Volksschule an der Heubischer Straße
- Volksschule Haarbrücken
- Volksschule Wildenheid
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Söhne und Töchter der Stadt
- Laurentius Albertus (1540–nach 1583; auch Lorenz Albrecht), Sprachwissenschaftler, Verfasser der ersten deutschen Grammatik
- Karl Arnold (1883–1953), Zeichner, Karikaturist und Maler, Mitarbeiter des Simplicissimus
- Max Oscar Arnold (1854–1938), Fabrikant und Politiker, Präsident des Coburger Landtags, MdR, MdL
- Erich Bagge (1912–1996), Atomphysiker
- Erich Beer (* 1946), Fußballnationalspieler
- Ludwig Christian Crell (1671–1733), Philosoph
- Helmut Diez (* 1953), Unternehmer, Berater, Coach und Künstler
- Ernst Dorn (1889–1927), Maler
- Stefan Engel (* 1954), Kommunist, Parteivorsitzender der MLPD seit 1982
- Franz Faber (1919–2017), Jurist und Präsident des Oberlandesgerichts Bamberg
- Arno Fischer (1898–1982), Maschinenbautechniker und Politiker (NSDAP)
- Franz Förster (1902–1985), Realschulkonrektor und Politiker (MdL)
- Johann Georg Anton Geuther (1833–1889), deutscher Chemiker
- Jürgen W. Heike (* 1949), Politiker (CSU), MdL, Staatssekretär im bayerischen Innenministerium
- Helmuth Johnsen (1891–1947), evang. Bischof
- Artur Jung (* 1960), Journalist, Chefredakteur der Filmzeitschrift Cinema
- Ehrhard Kirchner (1866–1927), Politiker, Präsident der Landesversammlung des Freistaates Coburg
- Walter Knauer (1937–2013), Politiker (SPD), MdL
- Friedrich Knorr (1904–1978), Bibliothekar und Politiker (CSU), MdB
- Albert Koch (1921–1995), Politiker (SPD), MdL[23]
- Gustav Köhler (1884–1960), Bildhauer
- Johann Christoph Kohlhans (1604–1677), Philologe, Mathematiker und Kirchenlieddichter
- Johann Jacob Korn (1702–1756), Verleger und Buchhändler in Breslau
- Wilhelm Krumbach (1937–2005), Musikforscher und Organist, Initiator der Orgelkonzertreihe an der Herbst-Orgel in Lahm/Itzgrund
- Georg Simon Löhlein (1725–1781), Komponist, Pianist und Violinist, Verfasser einer bedeutenden Klavierschule
- Ludwig Meyer (1886–1957), Politiker, Oberbürgermeister der Stadt Coburg
- Edmund Moeller (1885–1958), Bildhauer, gestaltete das Nationaldenkmal von Peru
- Horst Müller (* 1945), Soziologe, Sozialinformatiker und Sozialphilosoph
- Johann Friedrich Müller (1771–1833), Mediziner, Geheimer Hofrat und Leibarzt
- Gustav Reißmann (1887–1954), Bildhauer, Gestalter der Ehrenmäler in Neustadt
- Hans Woldemar Schack (1878–1946), Jurist, Politiker und Botaniker
- Heinrich Schaumberger (1843–1874), Heimatschriftsteller
- Johann Paul Schulthesius (1748–1816), Komponist
- Otto Steiner (1917–1995), evang. Pfarrer
- Wilhelm Paul Verpoorten (1721–1794), Pädagoge und lutherischer Theologe
- Johann Georg Witthauer (1751–1802), Komponist, Bearbeiter von Löhleins Klavierschule
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Ernst Bauer (1921–1967), Maler und Graphiker
- Ludovica Hesekiel (1847–1889), Romanschriftstellerin
Dialekt und Mundart
In Neustadt wird Itzgründisch, ein mainfränkischer Dialekt, gesprochen. Die Bewohner selbst bezeichnen ihre Mundart als "Neustadterisch".
Literatur
- Helmut Scheuerich: Geschichte der Stadt Neustadt bei Coburg im zwanzigsten Jahrhundert. Erster Band, Neustadt bei Coburg 1989.
- Helmut Scheuerich: Geschichte der Stadt Neustadt bei Coburg im zwanzigsten Jahrhundert. Zweiter Band, Neustadt bei Coburg 1993.
Weblinks
Einzelnachweise
- Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- https://www.neustadt-bei-coburg.de/unser-neustadt/geschichte-tradition/geschichte
- Bundesamt für Naturschutz: Landschaftsteckbrief: Obermainisches Hügelland (Memento des Originals vom 28. August 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Bundesamt für Naturschutz: Landschaftssteckbrief: Frankenwald (Memento des Originals vom 4. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Gemeinde Neustadt b.Coburg in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 15. Juni 2021.
- Gemeinde Neustadt b.Coburg, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 3. Dezember 2021.
- Helmut Scheuerich: Geschichte der Stadt Neustadt bei Coburg im zwanzigsten Jahrhundert, Zweiter Band, 1993, S. 1.
- Regierungs- und Intelligenzblatt für das Herzogthum Coburg, 2. Juli 1892
- Bayerischer Staatsanzeiger, 22. April 1921.
- Dokumentation: Mittelalterliche Leprosorien im heutigen Bayern, ursprünglich in "Die Klapper" 1995, Zeitschrift der Gesellschaft für Leprakunde, abgerufen am 10. August 2017 (Memento des Originals vom 6. Februar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Bayerisches Wirtschaftsarchiv München
- Coburger Zeitung, Ausgabe Nr. 280 vom 1. Dezember 1919
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 442 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 679 und 680.
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 601 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Helmut Scheuerich: Geschichte der Stadt Neustadt bei Coburg im zwanzigsten Jahrhundert. Erster Band, Neustadt 1989, S. 27.
- Helmut Scheuerich: Geschichte der Stadt Neustadt bei Coburg im zwanzigsten Jahrhundert. Erster Band, Neustadt 1989, S. 25.
- Stadtratswahlen 2020
- Oberbürgermeister. Stadt Neustadt bei Coburg, abgerufen am 28. September 2020.
- Eintrag zum Wappen von Neustadt bei Coburg in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Kärtchen bald aus Neustadt auf infranken.de, am 6. Mai 2015
- telenec.de: Versorgungsgebiet
- 125 Jahre SPD Neustadt 1876–2001/Chronik: Helmut Scheuerich. Neustadt bei Coburg 2001