Fürth am Berg
Fürth am Berg (amtlich: Fürth a.Berg) ist ein Stadtteil der oberfränkischen Stadt Neustadt bei Coburg im Landkreis Coburg.
Fürth am Berg Große Kreisstadt Neustadt bei Coburg | |
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Höhe: | 300 m ü. NN |
Fläche: | 2,52 km²[1] |
Einwohner: | 348 (2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 138 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1971 |
Eingemeindet nach: | Wasung |
Postleitzahl: | 96465 |
Vorwahl: | 09568 |
ehemaliges Schulhaus |
Lage
Fürth am Berg liegt etwa vierzehn Kilometer östlich von Coburg an der Steinach. Die Gemarkungsgrenze entspricht im Osten der bayerischen Landesgrenze mit Thüringen. Die Staatsstraße 2708 von Mitwitz nach Neustadt führt durch den Ort, die Staatsstraße 2206 beginnt in Fürth und endet in Weißenbrunn vorm Wald.
Geschichte
Fürth am Berg wurde 1317 erstmals im Urbarium, einer Auflistung von Besitzungen der Henneberger beim Erwerb der Neuen Herrschaft, als "Furte" urkundlich erwähnt.[3] Der Ort entstand an der alten Handelsstraße Nürnberg-Leipzig bei einer Furt durch die Steinach. Eine 1348 ersterwähnte Burg lag rund 100 Meter oberhalb des Ortes. Sie diente als Schutz- und Amtsburg des Hochstiftes Bamberg. Im Jahr 1660 wurde der Wohnsitz in der Burg aufgegeben und im Dorf ein Amtshaus eingerichtet. Die 1987 abgebrochene Obere Mühle wurde bereits 1492 als bambergisches Lehen erwähnt.
Fürth war Lehen des Hochstifts Bamberg, gehörte jedoch zur Pflege Coburg. Daraus ergaben sich Streitigkeiten, die ein Rezess von 1601 nicht beenden konnte. In einem zwischen Bayerns Ministerpräsident Maximilian von Montgelas und Prinz Leopold von Sachsen-Coburg-Saalfeld ausgehandelten Staatsvertrag aus dem Jahr 1811 wurde Fürth schließlich Coburg zugesprochen.[4]
Die Fürther Kinder gingen anfangs nach Mupperg in die dortige Hauptschule, die bereits 1569 erwähnt wurde. Eine Präzepturschule in Fürth ist für das Jahr 1781 nachweisbar. Das Schulhaus war anfangs mit dem Armenhaus in einem Gebäude. 1860 wurde aus der Präzepturschule eine staatliche Einrichtung. Im Jahr 1877 baute die Gemeinde ein neues, eingeschossiges Schulhaus mit Glockenturm, das 1950 umgebaut und aufgestockt wurde. Seit 1971 besuchen die Fürther Kinder die Schulen in Neustadt.[5]
Im Jahr 1878 richtete der Gastwirt Löffler eine eigene Braupfanne ein. Daraus entwickelte sich ab 1892 die Brauerei Schelhorn, die im Gasthof „Zum Coburger Hof“ ihr Bier ausschenkte. Der folgende Eigentümer Carl Eibl schloss 1905 die Brauerei.[6]
Im Ersten Weltkrieg und im Zweiten Weltkrieg verloren jeweils 16 Fürther ihr Leben. In einer Volksbefragung am 30. November 1919 stimmten vier Fürther Bürger für den Beitritt des Freistaates Coburg zum thüringischen Staat und 100 dagegen. Somit gehörte ab dem 1. Juli 1920 auch Fürth zum Freistaat Bayern.[7]
1920 erhielt Fürth mit der Steinachtalbahn einen Anschluss an das Eisenbahnnetz. Am 21. Februar und 8. April 1945 griffen US-amerikanische Tiefflieger den Bahnhof an und beschädigten unter anderem das Empfangsgebäude. Nach dem Zweiten Weltkrieg prägte bis 1989 die Lage an der innerdeutschen Grenze den Ort. Aufgrund der Grenze endete die Steinachtalbahn in Fürth und wurde schließlich 1989 zurückgebaut.
Fürth gehörte ursprünglich zum Sprengel der thüringischen Pfarrei Mupperg. Infolge der innerdeutschen Grenze kam es 1948 zur Fechheimer Kirchengemeinde. 1968 erhielt der Ort ein eigenes Gemeindehaus.
1960 gewann Fürth als zweiten Preis des Wettbewerbes „Das Schönere Dorf“ einen Brunnen den der Münchner Bildhauer Karl Braun gestaltete. Der Brunnen stellt figürlich das Motto „Wir sitzen alle in einem Boot“ dar.
Zum 1. Juli 1967 wurde die Nachbargemeinde Horb eingegliedert. Am 1. Januar 1971 schloss sich Fürth mit den bis dahin selbständigen Gemeinden Aicha, Fechheim, Mittelwasungen, Plesten und Unterwasungen zur Gemeinde Wasung zusammen. Am 1. Januar 1976 wurde Wasung aufgelöst und Fürth als Stadtteil nach Neustadt bei Coburg eingegliedert.[8]
Die Trinkwasserversorgung erfolgte früher durch Hausbrunnen und zwei Laufbrunnen. Eine gemeindeeigene Anlage mit Hausanschlüssen gab es ab dem 1. Mai 1936. Nach dem 1. Juli 1978 erfolgte die Wasserversorgung durch den Zweckverband Spittelsteiner Gruppe, der 1986 durch die Stadtwerke Neustadt übernommen wurde. Stromlieferanten waren ab dem 1. Mai 1910 das Überlandwerk der Gumpertschen-Mühle in Mupperg und ab dem 1. November 1931 das Bamberger Überlandwerk Oberfranken.[9] 1997 übernahmen die Stadtwerke Neustadt die Stromversorgung. 1987 hatte Fürth 102 Wohngebäude, von denen 46 nach 1949 errichtet worden waren.[10]
Einwohnerentwicklung
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Persönlichkeiten
- Horst Kräußlich (1926–2010), Tierzuchtwissenschaftler und Hochschullehrer
Weblinks
Einzelnachweise
- Helmut Scheuerich: Geschichte der Stadt Neustadt bei Coburg im zwanzigsten Jahrhundert. Erster Band, Neustadt bei Coburg 1989, S. 28
- Neustadt bei Coburg – Mitteilungsblatt 2/2020. In: Webseite der Kreisstadt Neustadt bei Coburg. Abgerufen am 9. September 2021.
- Isolde Kalter: Fürth am Berg
- Paul Lehfeldt: Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Heft XXVIII. Herzogthum Sachsen-Coburg und Gotha, Jena, 1902, S. 9
- Helmut Scheuerich: Geschichte der Stadt Neustadt bei Coburg im zwanzigsten Jahrhundert, Zweiter Band, 1993, S. 435–438
- Wolfgang Vatke: Coburger Brauereien Stadt und Land. Veste-Verlag Roßteutscher, Coburg 2008, ISBN 978-3-925431-03-6, S. 262
- Coburger Zeitung, Ausgabe Nr. 280 vom 1. Dezember 1919
- Helmut Scheuerich: Geschichte der Stadt Neustadt bei Coburg im zwanzigsten Jahrhundert, Erster Band, 1989, S. 25
- Helmut Scheuerich: Geschichte der Stadt Neustadt bei Coburg im zwanzigsten Jahrhundert. Erster Band, Neustadt bei Coburg 1989, S. 378, 386
- Helmut Scheuerich: Geschichte der Stadt Neustadt bei Coburg im zwanzigsten Jahrhundert, Zweiter Band, 1993, S. 130
- www.gemeindeverzeichnis.de
- Michael Rademacher: Bay_coburg. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Helmut Scheuerich: Geschichte der Stadt Neustadt bei Coburg im zwanzigsten Jahrhundert, Zweiter Band, 1993, S. 128