Gregoriusfest
Das Gregoriusfest ist ein Schul- und Kinderfest, das wohl mehr als 1000 Jahre Tradition hat. Als Stifter gilt Papst Gregor IV., der 830 anlässlich der Umbettung der Gebeine von Papst Gregor I. eine Kinderprozession anordnete. Ohnehin wurde Gregor I. auch als „Kinderbischof“ bezeichnet, da er sich um die Bildung von Kindern bemühte. Er gilt u. a. als Patron der Studenten und Schüler. Zum Schluss der Winterschule – die Kinder wurden im Sommer zur Feldarbeit gebraucht – vor Ostern oder auch zum 12. März, dem Todestag von Gregor I., gab es nach den Prüfungen Gebäck und Zuckerwerk und schließlich auch Spiel und Tanz.
Im 18. Jahrhundert hielt man aufgrund der Elemente dieses Festes und mancher anderer Hinweise die römischen Minerva-Feierlichkeiten (Quinquatrus) für Vorläufer der Gregorius-Umzüge.
In Mittel- und Süddeutschland und in Österreich waren die Gregoriusfeste seit dem Mittelalter mit Heischebräuchen, Umzügen und dem sog. Gregori-Singen lebendig, besonders im oberfränkischen (zum Beispiel in Kasendorf, Pegnitz, Schnabelwaid, Creussen, Thurnau) und thüringischen Raum (zum Beispiel in Stadtilm) wird das Gregoriusfest heute noch gefeiert. Bekannt ist vor allem auch der Umzug zum Kinderfest in Neustadt bei Coburg, bei dem die Kinder sich schulklassenweise verkleiden und durch den Ort ziehen.
Literatur
- Günther Bretschneider: Vom Gregorius- zum Kinderfest. In: Heimatbeilage zum amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken. Bayreuth 106 (1987).
- Anja Richter: Ein Fest für Schule und Stadt. Das Freiberger Gregoriusfest bis zu seiner Aufhebung 1835. In: Volkskunde in Sachsen 17 (2005), S. 31–55.
- Anja Richter: Schulfeste der Freiberger Lateinschule und des Gymnasiums Albertinum. In: Von der Freiberger Lateinschule zum Gymnasium. Hrsg. v. Förderverein Geschwister-Scholl-Gymnasium Freiberg e. V. Zwickau 2015, S. 92–105.