Cansteinsche Bibelanstalt
Die Cansteinsche Bibelanstalt ist die älteste Bibelgesellschaft der Welt.
Die Bibelanstalt wurde im Jahr 1710 in Halle (Saale) von Carl Hildebrand Freiherr von Canstein in Zusammenarbeit mit August Hermann Francke gegründet. Ziel war es, dem Bibelmangel in Deutschland, besonders in der ärmeren Bevölkerung, zu begegnen und Bibeln schnell, in hohen Auflagen und zu einem niedrigen Preis zu drucken. Hierzu wurde ein „stehender Satz“ geschaffen, ein Novum in der Geschichte der Druckerei: Alle ca. 1300 Druckseiten der Bibel wurden mit ca. 5 Millionen Bleilettern auf einmal gesetzt und dieser komplette Satz wurde für weitere Auflagen dauerhaft stehen gelassen. Zuvor wurden beim Buchdruck immer nur wenige Seiten gesetzt, die Bögen für die gesamte Auflage gedruckt, der Satz aufgelöst und dann mit denselben Lettern die nächsten Seiten gesetzt.
Berlin und Dortmund
1938 übernahm die Preussische Haupt-Bibelgesellschaft Rechte und Vermögen der von Cansteinschen Bibelgesellschaft in Halle. Aufgrund der Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nach 1945 zwei Nachfolger der alten Bibelanstalt: die Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft und von Cansteinsche Bibelanstalt Berlin (EHBG) und ab 1951 die von Cansteinsche Bibelanstalt in Westfalen mit Sitz in Dortmund. Die EHBG wurde 2004 aufgelöst.[1] Als Verein wurde die von Cansteinsche Bibelanstalt in Berlin e. V. 2005 neu gegründet.[2]
Die westfälische Gesellschaft existiert weiter, gab jedoch Mitte der 1970er Jahre den Bibeldruck auf und schloss sich dafür 1975 mit der Württembergischen Bibelgesellschaft zur Deutschen Bibelgesellschaft in Stuttgart zusammen.[3]
Canstein Bibelzentrum
In ihrer Tradition wurde 1995 das Canstein Bibelzentrum eingerichtet. Das Zentrum befindet sich auf dem Gelände der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale).
Das Bibelzentrum widmet sich heute nicht mehr dem Bibeldruck, sondern der pädagogischen Einführung in die Bibel, zum Beispiel während Fortbildungen, Vorträgen oder Seminaren für Schulklassen und Privatpersonen. In den Räumen des Zentrums wird ein Modell des Salomonischen Tempels ausgestellt.
Träger des Bibelzentrums ist das Mitteldeutsche Bibelwerk der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM).
Einzelnachweise
- Siehe dazu Christoph Links: Das Schicksal der DDR-Verlage: die Privatisierung und ihre Konsequenzen. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-595-9, S. 278 f.
- offizielle Webseite, abgerufen am 28. Juni 2014
- von Cansteinsche Bibelanstalt, abgerufen am 28. Juni 2014.