Herold

Der Herold (spätmittelhochdeutsch heralt, heralde a​us altfranzösisch héraut, haraut, hiraut, d​ie möglicherweise a​uf ein unbelegtes germanisches Wort zurückgehen) w​ar im Mittelalter e​in offizieller Bote e​ines Lehnsherrn, e​ine Vorform d​es Diplomaten.[1]

Herolde in Windsor (2006)
Preußische Herolde (Hugo Gerard Ströhl: Heraldischer Atlas, 1899)
Bayerischer Herold (Jörg Rügen) um 1510

Geschichte

Herolde w​aren Kenner d​es einschlägigen Rechts (Anfänge d​es Kriegs-, Urkunden- u​nd Staatsrechts). Sie genossen diplomatische Immunität u​nd waren a​n einen eigenen Ehrenkodex gebunden, d​er das Tragen v​on Waffen o​der das Ausspionieren gegnerischer Stellungen verbot. Herolde trugen a​ls Heroldstracht e​inen besonderen, m​it dem Wappen i​hres Dienstherrn geschmückten Mantel, d​en Tappert. Dazu nahmen sie, w​ie auch d​ie Wappenkönige u​nd Persevanten, e​inen Amtsnamen an. Gewählt w​urde der Name d​er Region o​der des Stammsitzes seines Herrn. Beispiel i​st der Amtsname Bairland d​es Persevanten Herzog Georgs v​on Bayern-Landshut (1479–1503).[2]

Die Herolde w​aren u. a. verantwortlich für d​ie Identifizierung d​er Ritter anhand i​hrer Wappen i​m Turnier bzw. i​m Krieg. Zu diesem Zweck wurden Wappenrollen u​nd Wappenbücher aufgezeichnet, d​ie die Unterscheidung v​on Wappen erleichterten. Diese Verzeichnisse w​aren in e​iner besonderen Fachsprache abgefasst, d​ie eine eindeutige Beschreibung, d​as Blasonieren (von französisch blason ‚Wappen‘), erleichterte. Der Gehilfe u​nd die Vorstufe z​um Herold i​st der Unterherold, Persevant o​der Persefant (von poursuivant‚ d​er (dem Herold) Nachfolgende (Wappenfolger), Amtsanwärter)[3].

Aus d​er Stilistik d​er Wappen g​ing die Heraldik hervor; d​ie Führung d​er Wappenregister übernahmen staatliche Heroldsämter.

Liste früherer Wappenkönige, Herolde und Persevanten

  • Brüninghausen (Brunshoffen), Hermann von, Wappenkönig der Herzog von Jülich, Wappenkönig der Ruwieren, 1461–1500, Verfasser des Heroldbuchs der Jülicher Hubertusorden.
  • Burggraf, Hans, Persevant der Markgraf Friedrich II. von Brandenburg, um 1450.
  • Frankolin, Johann, ungarischer Herold von 1522 bis 1580.
  • Gymnich, Johann, Herold am Rhein, 16 Jh.
  • Heinenzn Claes, genannt Gelre, * um 1345, † 1414, Wappenkönig von Geldern, Herold beim Herzog Wilhelm VI, um 1380–90, Verfasser des Armorial Gelre, später genannt Beyeren, Wappenkönig der Ruwieren, unter Herzog Albrecht I. von Bayern.
  • Heessel, Heinrich von, † 1470, genannt Österreich, Wappenkönig der Ruwieren, Wappenkönig unter Kaiser Sigismund, Friedrich III., und Herzog Philipp der Gute von Burgund.
  • Holland, Johann, Herold in Bayern, um 1420.
  • Ingeram, Hans, Persevant der Turniergesellschaft zum Esel, 1459.
  • Königsberg, Johann, genannt Ungarlant, Herold und ab 1412 Wappenkönig in Ungarn, ernannt durch Dietrich II. von Moers.
  • Landsberger, Lorenz, genannt Theutschland, Herold (Augsburg), 1541.
  • Lutz, Hans, Herold des Feldhauptmanns Georg Truchseß von Waldburg, 1525.
  • Marburg, Wigand von, Herold des Hochmeisters des Deutschen Ordens.
  • O’Kelly d’A(u)ghrim of Cullagh and Ballynahown, Sir William († 1751), Reichsritter und Hofpfalzgraf (Comes palatinus), seit 1750 Adoptiv-Vater von Wilhelm Mac Neven O’Kelly ab Aghrim
  • Pesl, Paul, genannt Österreich, 'Ehrenhold' Ferdinand I., † 1526.
  • Rügen, Jörg, bayerischer Herold, 1492, identisch mit Georg Rüxner
  • Sturm, Caspar, genannt Teutschland, Reichsherold; * 1475, † 1552.
  • Jan van Steensel, Wappenkönig der Ruwieren, unter Albrecht I. von Bayern, Herzog von Bayern-Straubing sowie Graf von Holland, Seeland und Hennegau, 1362–1366.
  • Suchenwirt, Peter, österreichischer Herold, 1356–1396.

Amtierende Wappenkönige

England und Nordirland

Schottland

Schweden

Literatur

  • Nils Bock: Die Herolde im römisch-deutschen Reich. Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter (= Mittelalter-Forschungen 49), Jan Thorbecke, Ostfildern 2015. (Digitalisat)
  • Holger Kruse: Herolde. In: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Bilder und Begriffe. Hg. von Werner Paravicini, bearb. von Jan Hirschbiegel und Jörg Wettlaufer. Residenzenforschung 15 II, Teilbd. 1+2, Thorbecke Verlag, Ostfildern 2005.
  • E. Frhr. v. Berchem, D.L. Galbreath, Otto Hupp: Chronologisches Verzeichnis von Herolden bis 1668. In: Beiträge zur Geschichte der Heraldik, Neustadt a/d Aisch 1972, S. 222–223.
  • Stillfried-Alcantara, R. Graf von/Hildebranbt, O.: „Des Conrad Grünenbergs, Ritters und Bürgers zu Constenz, Wappenbuch - vollbracht am nünden Tag des Abrellen, do man zalt tusend vierhundert drü und achtzig jar“, in Farbendruck neu herausgegeben, Görlitz 1875, CLXVII, Mit farbigem Titelblatt, zwei farbigen Frontispizen und 331 farbigen Wappentafeln mit 2000 Wappen; als Faksimile neu erschienen Fines Mundi Verlag, Saarbrücken 2009.
Commons: Abbildungen von Herolden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Herold – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25. aktualisierte und erweiterte Auflage bearbeitet durch Elmar Seebold. de Gruyter, Berlin/New York 2012, ISBN 978-3-11-022365-1 (kostenpflichtig Kluge Online beim Verlag Walter de Gruyter).
  2. Lexikon der Heraldik, Gert Oswald, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1984
  3. Bernkopfs Lied
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