Teo Otto
Teo Otto (* 4. Februar 1904 in Remscheid; † 9. Juni 1968 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Bühnenbildner.
Leben und Werk
Er studierte von 1923 bis 1926 an der Kunstakademie Kassel, in Paris und am Bauhaus in Weimar. Seine Ausstattungen für Gustaf Gründgens' Faust-Inszenierung, Bertolt Brechts Mutter Courage, Karajans Interpretation des Rosenkavalier, die Uraufführungen der Stücke von Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch am Schauspielhaus Zürich prägten die internationale Theatergeschichte.
Teo Otto arbeitete im Lauf seines Lebens für mehr als 800 Inszenierungen.
„Teo Otto – ein Name zu merken“ schrieb der Kritiker Alfred Kerr 1930 über den jungen Bühnenbildner der legendären Krolloper Berlin. Dort hatte er als Assistent von Ewald Dülberg bedeutende Vertreter der europäischen Avantgarde kennengelernt, die in Otto Klemperers Opernexperiment als Bühnenbildner eingeladen waren. Teo Otto arbeitete mit Giorgio de Chirico, László Moholy-Nagy und Oskar Schlemmer zusammen, lernte Igor Strawinsky und Bertolt Brecht kennen und begegnete Else Lasker-Schüler. 1930 war er mit erst 27 Jahren Ausstattungschef aller Preußischen Staatstheater Berlins. 1933 entließen ihn die Nationalsozialisten, da Teo Otto ihr erklärter politischer Gegner war. Er emigrierte in die Schweiz und wurde verantwortlicher Bühnenbildner des legendären Zürcher Schauspielhauses, wo er bis zu seinem Tod 1968 blieb. Hier gestaltete er auch Bühnenbilder für mehrere Uraufführungen Bertolt Brechts, so 1941 für Mutter Courage und ihre Kinder. Er übernahm auf Einladung Brechts hin auch Arbeiten beim Berliner Ensemble. Das Gedicht Theo, schwanke nicht schrieb Brecht 1956 für ihn.[1]
Nach dem Zweiten Weltkrieg war er der gefragteste Bühnenbildner des deutschsprachigen Theaters, und arbeitete unter anderem für die Salzburger Festspiele und das Wiener Burgtheater. Darüber hinaus war er für internationale Bühnen in New York, Paris, London, Mailand, Israel und Syrakus tätig. Er arbeitete mit Gustav Lindemann, Günther Rennert, Fritz Kortner, Kurt Hirschfeld, Oscar Fritz Schuh und Giorgio Strehler. Seine Arbeiten für Harry Buckwitz waren maßgebend für die westdeutsche Brecht-Rezeption. Neue faszinierende Wege gingen seine Klassik-Ausstattungen für Karl-Heinz Stroux und Leopold Lindtberg. Außerdem entwarf er Bühnenbilder für Operninszenierungen von Herbert von Karajan (etwa für Il trovatore von Giuseppe Verdi, Salzburger Festspiele 1962, später Wiener Staatsoper). Er war an der Kunsthochschule Kassel von 1953 bis 1958 und an der Kunstakademie Düsseldorf als Nachfolger von Walter von Wecus von 1959 bis zu seinem Tod Professor und Leiter der Bühnenbildklasse (zu seinen Schülern und Schülerinnen gehörten z. B. Jörg Immendorff und Georg Klusemann sowie Kathrina Siverding). Neben seinen Bühnenbildern hinterließ er als Maler und Zeichner ein wichtiges künstlerisches Werk.
In einem Nachruf hieß es über ihn: „Es gibt ästhetische und nüchtern abstrahierende, es gibt üppig malerische, in dunkelsilbernem oder dunkelgoldenem Barock schwelgende Dekorationen von Teo Otto. Er schüttete ein wahres Füllhorn von Gestalten und Bildern über unser Theater aus“.[2]
Das „Teo Otto Theater“ Remscheid, seit dem 30. September 2001 nach ihm benannt, und die Galerie der Stadt Remscheid führten im Jahr 2000/2001 gemeinsam mit dem Theatermuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf und dem Kulturbüro Wuppertal eine umfangreiche Retrospektive auf Teo Ottos Werk durch.
Teo Otto heirate 1933 seine langjährige Lebensgefährtin Berta, ein Jahr später wurde in der Schweiz die gemeinsame Tochter Eva geboren. Teo Otto war bis zu seinem Tod mit Berta Otto verheiratet.
Er war u. a. 13 Jahre mit der österreichischen Kammerschauspielerin Gusti Wolf (1912–2007) liiert, die nach seinem Tod Teile seines künstlerischen Nachlasses betreute und der Öffentlichkeit zugänglich machte. Die letzten Jahre lebte er mit der Frankfurter Designerin und Galeristin Renate Höhmann zusammen, mit der er ebenfalls eine gemeinsame Tochter (Katrin Höhmann, *1961) hat.[3] In dieser Zeit begann er wieder zu malen. Im Teo Otto Archiv der Familie Höhmann finden sich unter anderem seine Ölgemälde sowie zentrale Bühnenbilder seiner letzten Schaffensjahre. Eine Vielzahl seiner Entwürfe befindet sich unter anderem in der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität zu Köln und in der Akademie der Künste in Berlin.
Teo Ottos Grab befindet sich auf dem evangelischen Friedhof des Remscheider Stadtteils Bliedinghausen.[4]
Zitate
Friedrich Luft schrieb über Teo Otto in seiner Kritik der Aufführung Wassa Schelesnowa 1949 über das Bühnenbild am Maxim-Gorki-Theater:
„Das überredende, unauffällige Bühnenbild von Teo Otto“
Luft schrieb über das Bühnenbild Die Räuber am Schillertheater 1959:
„Teo Otto: Barocke Innen-Andeutungen gibt er, er drückt vorsorglich das Spiel auf dieser schwerhörigen Bühne nach vorn, Und eine düster verhangene Waldkulisse hat er errichtet, die einen Größe mitteilt in schöner Verhaltenheit“
Filmografie
- 1957: Mutter Courage und ihre Kinder (Theateraufzeichnung)
Literatur
- Anna Beck: Teo Otto. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1363 f.
- Andreas Englhart: Otto, Teo. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 712 f. (Digitalisat).
- Michael Gautier: Otto, Teo. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Ein Zaubermeister: Bühnenbildner Teo Otto. In: Die Welt, 6. August 2004
- Dokumente der Zauberei. In: Berliner Zeitung, 30. Juli 2004; zur Ausstellung in der Akademie der Künste
- Vera Scheef: Teo Otto ... ein Mann der Zauberei. Bühnenbildentwürfe und Malerei aus der Sammlung Höhmann-Müller, Band 13 der Kataloge des Lippischen Landesmuseums, Detmold 2006 ISBN 3-9808505-4-4
Weblinks
- Literatur von und über Teo Otto im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ottos Bühnenbild zu Mutter Courage. Deutsches Historisches Museum
- Zur Ausstellung im Düsseldorfer Theatermuseum 2000/01
- Teo Otto als Lehrer an der Kunstakademie Düsseldorf 1959–1968 (PDF; 453 kB)
- Artikel bei microarchitecture.net
- Das Teo Otto Theater der Stadt Remscheid
- Ottos Bühnenbild zu Prometheus (1968). Digitalisierte Dekorationsmappen des Württembergischen Staatstheaters Stuttgart im Landesarchiv Baden-Württemberg
- Teo-Otto-Archiv/Sammlung Gusti Wolf im Archiv der Akademie der Künste, Berlin
Einzelnachweise
- Ana Kugli, Michael Opitz (Hrsg.): Brecht Lexikon. Stuttgart / Weimar 2006, S. 203
- Theater heute, 1968
- Teo Otto - DER POLITISCHE MENSCH. Abgerufen am 6. September 2020.
- knerger.de: Das Grab von Teo Otto