Erich Trunz
Erich Trunz (* 13. Juni 1905 in Königsberg; † 27. April 2001[1] in Kiel) war ein deutscher Germanist.
Leben
Trunz war ein Sohn von August Trunz (1875–1963), der damals Landwirtschaftsrat in Ostpreußen war. Nach seinem Germanistikstudium in München, Königsberg und vor allem Berlin war Erich 1933 zunächst Lektor für deutsche Sprache an der Universität von Amsterdam. 1934 wurde er auf Aufforderung der Deutschen Gesandtschaft, die die Lektoratsstelle mitfinanzierte,[2] Mitglied der NSDAP. Später wurde er NSDAP-Schulungsleiter für Nord-Holland[3]. 1939 und 1943/44 leistete er Kriegsdienst als Soldat, ab 1940 war er stellvertretender Dozentenführer im NS-Dozentenbund. 1942 wurde er zum „Leiter des Amts Wissenschaft“ in Prag ernannt.[3] Ab 1943/44 sind erste Absetzbewegungen vom NS-Regime erkennbar.[2] 1945 erfolgt dann die Flucht aus Prag. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sein Buch Deutsche Dichtung der Gegenwart (1937) in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[4]
Trunz war zwischen 1931 und 1933 Assistent am Germanistischen Seminar der Universität Berlin und von 1933 bis 1935 Assistent am Seminar für Literaturgeschichte der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. 1940 folgte er dem Ruf der Deutschen Universität Prag auf den Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literatur, wo er bis 1945 lehrte.
Nach dem Krieg finanzierte sich Trunz zunächst als Herausgeber der Hamburger Ausgabe von Goethes Werken im Christian Wegner Verlag. 1950 wurde er Gastprofessor an der Universität München. Von 1952 bis 1972 war er Fachgutachter bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Im Jahr 1954 wurde Trunz als ordentliches Mitglied in die Historische Kommission für Westfalen gewählt. Seine Mitgliedschaft wurde 1974 in eine korrespondierende umgewandelt. 1955 erhielt er einen Lehrstuhl an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Von 1957 bis 1970 lehrte er Deutsche Literaturgeschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.[3]
Schwerpunkte seiner Forschungsarbeit waren die Dichtung des Barock und Johann Wolfgang von Goethe. Er wurde Ehrenmitglied der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung (1998).
Veröffentlichungen
- Weimarer Goethe-Studien (= Schriften der Goethe-Gesellschaft. Bd. 61). Böhlau, Weimar 1980.
- Johann Matthäus Meyfart. Theologe und Schriftsteller in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Beck, München 1987, ISBN 3-406-32138-0.
- Wissenschaft und Kunst im Kreise Kaiser Rudolfs II. 1576–1612 (= Kieler Studien zur deutschen Literaturgeschichte. Band 18). Wachholtz, Neumünster 1992, ISBN 3-529-03118-6.
- Weltbild und Dichtung im Zeitalter Goethes. Böhlau, Weimar 1993, ISBN 3-7400-0817-2.
- Deutsche Literatur zwischen Späthumanismus und Barock. Beck, München 1995, ISBN 3-406-39917-7.
- Ein Tag aus Goethes Leben: acht Studien zu Leben und Werk. Beck, München 1999, ISBN 3-7632-3821-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- (Hrsg.) Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden. Christian Wegner Verlag, Hamburg 1948–60. Dazu: Registerband, 1964. Seit 1972 München: Beck.
Literatur
- Hans-Joachim Mähl (Hrsg.): Studien zur Goethezeit. Erich Trunz zum 75. Geburtstag (= Euphorion, Beihefte. Band 18). Winter, Heidelberg 1981, ISBN 3-533-03014-8.
- Dietrich Jöns (Hrsg.): Festschrift für Erich Trunz zum 90. Geburtstag. Vierzehn Beiträge zur deutschen Literaturgeschichte (= Kieler Studien zur deutschen Literaturgeschichte. Band 19). Wachholtz, Neumünster 1998, ISBN 3-529-03119-4 (mit Bibliographie, S. 257–277).
Weblinks
Anmerkungen
- Erich Trunz. In: Der Spiegel. Nr. 19, 2001 (online).
- Hans Peter Herrmann: Trunz, Erich. In: Christoph König (Hrsg.), unter Mitarbeit von Birgit Wägenbaur u. a.: Internationales Germanistenlexikon 1800–1950. Band 3: R–Z. de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-015485-4, S. 1909–1911, hier: S. 1910.
- Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 621.
- Buchstabe T, Liste der auszusondernden Literatur. Herausgegeben von der Deutschen Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone. In: polunbi.de. 1. April 1946, abgerufen am 18. Januar 2015.