Erstein

Erstein i​st eine französische Gemeinde m​it 10.661 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) i​m Département Bas-Rhin i​n der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Die Gemeinde l​iegt im Arrondissement Sélestat-Erstein.

Erstein
Erstein (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Bas-Rhin (67)
Arrondissement Sélestat-Erstein
Kanton Erstein
Gemeindeverband Canton d’Erstein
Koordinaten 48° 25′ N,  40′ O
Höhe 147–157 m
Fläche 36,53 km²
Einwohner 10.661 (1. Januar 2019)
Bevölkerungsdichte 292 Einw./km²
Postleitzahl 67150
INSEE-Code 67130
Website www.ville-erstein.fr

Erstein in der Oberrheinebene

Geographie

An der Ill

Erstein l​iegt etwa 20 Kilometer südlich v​on Straßburg u​nd 5 km westlich d​er deutschen Grenze i​n der Oberrheinebene a​n der Ill, n​ahe beim Rhein-Rhône-Kanal i​m Zentrum d​er fruchtbaren Ebene v​on Erstein, a​uf 150 m ü. NHN.

Verkehr

Am Westrand d​er Stadt l​iegt der Bahnhof d​er Bahnstrecke Strasbourg–Colmar. Parallel z​ur Bahnstrecke verläuft d​ie in diesem Abschnitt vierspurig ausgebaute ehemalige Nationalstraße N83 (D1083) Lyon–Straßburg. Die D 426 führt i​ns 12 km westlich gelegene Obernai, n​ach Osten g​ibt es über d​en Rhein e​ine Verbindung i​ns deutsche Schwanau u​nd nach Lahr. Seit 1. September 2020 g​ibt es m​it der Buslinie 280 montags b​is freitags sechsmal täglich e​ine Verbindung zwischen d​em Bahnhof v​on Erstein u​nd dem Bahnhof d​es badischen Lahr.[1]

Geschichte

  • Erstmals erwähnt wurde Erstein als Villa Herinstein im Jahre 817. Eine ältere Form des Ortsnamens ist Erstheim.[2]
  • Irmingard (Ermengard), Tochter des Grafen Hugo von Tours und Ehefrau der Kaisers Lothar I., stiftete 849 das Benediktiner-Nonnenkloster Erstein,[2] in dem sie auch begraben wurde. Bertha, wohl Tochter des Königs Konrad III., war 1153 Äbtissin der Abtei Erstein. Das Kloster wurde 1422 aufgehoben, seine Güter gingen an das Bistum Straßburg. 1818 waren die letzten Gebäude des Klosters verschwunden.
  • 1191 erhielt die Siedlung das Stadtrecht, das auch mit dem Recht der Stadtbefestigung und einer eigenen Kommunalverwaltung verbunden war. Neben dem Kloster hatte es hier auch einen Königshof gegeben.[2]
  • 1333 wurden die Befestigungsanlagen von den Straßburgern zerstört.[3]
  • 1472 kam die Stadt zu Straßburg und blieb unter dieser Herrschaft bis 1790. Die Befestigungen wurden geschleift, der Ort wurde zu einem bedeutungslosen Landstädtchen.
  • Unter dem Dreißigjährigen Krieg hatte der Ort besonders zu leiden, die Bevölkerungszahl halbierte sich. Erstein kam im Westfälischen Frieden zu Frankreich.
  • Im Zuge der Französischen Revolution wurde Erstein 1790 Kantonshauptort. Erstmals kam es zur Wahl eines Bürgermeisters (Maire).
  • In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts setzte eine wirtschaftliche Konsolidierung ein: Die Bevölkerungszahl verdoppelte sich zwischen 1751 und 1846 von 1640 auf mehr als 3500 Einwohner. Die örtliche Landwirtschaft nahm einen Aufschwung, aber auch andere Wirtschaftszweige wie das Gewerbe der Gerber.
  • Das 19. Jahrhundert war geprägt vom Bau einer Eisenbahnlinie und der Rheinregulierung unter Tulla. Industrien siedelten sich an, etwa eine Weberei (bis 2001) und eine Zuckerfabrik. Im Jahr 1846 hatte Erstein 3676 Einwohner.[4]
  • Während des Deutsch-Französischen Kriegs marschierten preußische Truppen ein und durch den Frieden von Frankfurt kam es 1871 wieder zu Deutschland.
  • Um 1900 hatte Erstein eine evangelische und eine katholische Kirche, eine Synagoge und ein Amtsgericht.[5]
  • Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kam die Stadt durch die Bestimmungen des Versailler Vertrags wieder an Frankreich.
  • Nach der französischen Kriegserklärung an Deutschland rückten im Zweiten Weltkrieg die Deutschen 1939 ein, am 28. November 1944 wieder die Franzosen.

Demographie

Rathaus (Hôtel de Ville) von Erstein
Bevölkerungsentwicklung bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
Jahr Einwohner Anmerkungen
18213440katholische Einwohner[6]
18463676[4]
18723703am 1. Dezember, Marktflecken mit 685 Häusern;[3] nach anderen Angaben 3890 Einwohner[7]
18804127am 1. Dezember, auf einer Fläche von 3753 ha, in 689 Häusern, davon 3651 Katholiken, 367 Evangelische und 91 Juden[8]
18904807[4]
19005593meist katholische Einwohner[5]
19055837[4]
19106061[9][10][4]
Anzahl Einwohner seit der Mitte des 20. Jahrhunderts
Jahr19621968197519821990199920072013
Einwohner6.1656.2887.4348.0958.6009.6649.97110.916

Das Bevölkerungswachstum Ersteins i​st seit Anfang d​er 1960er Jahre i​m Vergleich z​ur gesamteuropäischen Entwicklung leicht überdurchschnittlich. Zu Beginn d​es 21. Jahrhunderts g​ing die Bevölkerungszunahme d​es Orts leicht zurück.

Wappen

Im gespaltenen Wappen i​st vorne i​n rot e​in schräg verlaufender Balken i​n Silber z​u sehen, e​in Hinweis a​uf die Zugehörigkeit z​u Straßburg, hinten i​n blau e​ine Kirche i​n Gold a​ls Hinweis a​uf das ehemalige Benediktinerkloster.

Die Zuckerfabrik Erstein
Gerberhaus in Erstein

Wirtschaft

Als Wirtschaftsstandort i​st Erstein d​urch seine Zuckerfabrik bekannt.

Sehenswürdigkeiten

Städtepartnerschaften

sonstige

Persönlichkeiten

Literatur

in d​er Reihenfolge d​es Erscheinens

  • Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 304.
  • Erstein, Landkreis Erstein, Elsaß-Lothringen, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Erstein).
  • René Friedel: Geschichte des Fleckens Erstein – Quellenmäßig dargestellt, Verlag Paul Gittinger, Erstein 1927 (762 Seiten).
  • Le Patrimoine des Communes du Bas-Rhin. Flohic Editions, Band 1, Charenton-le-Pont 1999, ISBN 2-84234-055-8, S. 353–361.
Commons: Erstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BZ-Redaktion: Jetzt kann jeder per Bus von Lahr nach Erstein fahren. Badische Zeitung, 1. September 2020, abgerufen am 2. September 2020.
  2. Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 202.
  3. C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 35 und S. 78.
  4. Michael Rademacher: Landkreis Erstein, Elsaß-Lothringen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  5. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 6, Leipzig/Wien 1906, S. 77.
  6. Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 304.
  7. Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 15 (online)
  8. Statistisches Büro des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen (Hrsg.): Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 8, Ziffer 119.
  9. Erstein, Landkreis Erstein, Elsaß-Lothringen, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Erstein).
  10. Kreis Erstein, Elsaß-Lothringen - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.