CABB
Die CABB Group GmbH (ursprünglich Clariant Acetyl Building Blocks) ist ein weltweit tätiger Hersteller von Vorprodukten, Zwischenprodukten und Wirkstoffen der Feinchemie. CABB ging 2003 aus dem Schweizer Chemiekonzern Clariant hervor und gehört seit 2014 dem Finanzinvestor Permira.[2]
CABB Group GmbH | |
---|---|
Rechtsform | GmbH |
Gründung | 2003 |
Sitz | Sulzbach, Hessen, Deutschland |
Leitung | Valerie Diele-Braun (CEO)[1] |
Mitarbeiterzahl | 1.100 (2018) |
Umsatz | 500 Mio. EUR (2012) |
Branche | Chemische Industrie |
Website | www.cabb-chemicals.com |
Das in Sulzbach am Taunus ansässige Unternehmen ist spezialisiert auf die Fertigung individueller Moleküle ("Custom Manufacturing") insbesondere für die Agro- und Spezialchemie sowie die pharmazeutische Industrie. Als führender Produzent hochreiner Monochloressigsäure (MCA) beliefert CABB zudem die gesamte chemische Industrie mit MCA und deren Derivaten. Seit 2018 bietet CABB zudem unter der eingetragenen Marke ChemCreations individuelle chemische Prozessentwicklung an[3]. CABB betreibt fünf Produktionsstätten in Europa und Asien und unterhält Vertriebsbüros in den USA und China. Seit September 2018 besteht zudem eine strategische Partnerschaft mit dem US-amerikanischen Custom-Manufacturing-Spezialisten Jayhawk Corporation im Bundesstaat Kansas, den ebenfalls Permira übernommen hat[4].
Werke
Die CABB-Gruppe verfügt insgesamt über fünf Produktionsstätten.
Das größte Werk befindet sich in der Schweiz in Pratteln (bei Basel) im angestammten Werk der ehemaligen SF-Chem. Er gehört zum Geschäftsbereich Custom Manufacturing Ausgehend von Chlor und Schwefel werden in einem integrierten Verbundsystem Reagenzien, Zwischenprodukte und höher veredelte Folgeprodukte hergestellt insbesondere für die Agrochemie hergestellt. Die Wertschöpfungskette am Standort reicht bis zu mehrstufigen Folgeprodukten, meist auf der Basis von Chlorierungs-, Sulfonierungs- und Methylierungsreaktionen. Das Verbundsystem schließt die Rückgewinnung von Nebenprodukten und Abgasen ein. Damit werden Rohstoffe und Energie optimal genutzt und die Belastungen durch Abwasser, Abfall und Abluft auf ein Minimum reduziert.
Ebenfalls zum Geschäftsbereich Custom Manufacturing gehört der Produktionsstandort Kokkola in Finnland. In drei Produktionsanlagen mit insgesamt sechs Produktionseinheiten werden in anspruchsvollen, mehrstufigen Synthesen sowohl großvolumige Agrowirkstoffe als auch agrochemische und pharmazeutische Zwischenstufen hergestellt. Die Technologiebasis umfasst Lithiierungen, Bromierungen, Chlorierungen, Friedel-Crafts-Acylierungen, Methylierungen sowie Oxidationen. Abfallströme werden in der eigenen Verbrennungsanlage bzw. Abwasserbehandlungsanlage vernichtet.
Der Geschäftsbereich Acetyls betreibt drei Produktionsstandorte. Im deutschen Knapsack in der Nähe von Köln betreibt das Unternehmen die weltweit größte Anlage zur Herstellung von Monochloressigsäure. Ein zweiter Standort in Deutschland befindet sich in Gersthofen bei Augsburg. Die Wertschöpfungskette dort reicht von der Chlorproduktion über Mono-, Di- und Trichloressigsäure sowie deren Ester bis hin zu Glykolsäure. In der ostchinesischen Provinz Shandong betreibt CABB in einem Joint Venture eine der modernsten Anlagen zur Produktion von Monochloressigsäure in der Volksrepublik China. Die im April 2016 in Betrieb genommene neue Produktionsstätte wurde 2017 durch den TÜV Süd erfolgreich nach den aktuellsten ISO-Standards 9001:2015 und 14001:2015 zertifiziert.
Geschichte
Das Unternehmen wurde Anfang 2003 als hundertprozentige Tochtergesellschaft von Clariant unter dem Namen Clariant (Acetyl Building Blocks) GmbH & Co. KG, kurz CABB, gegründet. Darin vereint wurde das Geschäft in Deutschland des Clariant-Konzerns mit den beiden ehemaligen Hoechst-Werken in Gersthofen und Knapsack.[5] 2004 erwirtschaftete CABB mit rund 300 Mitarbeitern einen Umsatz von 114 Millionen Euro.
Im Juni 2005 gab Clariant den vollständigen Verkauf von CABB an den Gilde Buy-Out Fund des niederländischen Private-Equity-Unternehmens Gilde Investment Management bekannt.[6] Die Transaktion stand in Zusammenhang mit der Strategie von Clariant, sich von den Geschäften zu trennen, die nicht mehr zu den Kernaktivitäten zählen. Bereits im September 2004 trennte sich Clariant von ihrer 25-prozentigen Beteiligung an der ebenfalls in der Chlor- und Schwefelchemie tätigen SF-Chem in Pratteln.
Im November 2006 ging CABB vom Gilde Buy-Out Fund in den Besitz von AXA Private Equity über.[7] Nachdem CABB in der Zeit unter Gilde den Umsatz auf 140 Millionen Euro erhöhen konnte und als eigenständiges Unternehmen positioniert wurde, lag der Fokus unter der neuen Eigentümerschaft auf einer international abgestützten Wachstumsstrategie. Ein erster Schritt erfolgte im Juli 2007 mit der Übernahme der 1917 gegründeten und ungefähr gleich großen SF-Chem in Pratteln.[8] Diese wurde in den CABB-Konzern integriert und im September 2008 in CABB AG umbenannt. Im April 2008 folgte die Mehrheitsbeteiligung an der indischen Karnavati Rasayan Ltd. in Ahmedabad.[9] Letztere wurde im Juli 2017 wieder verkauft.
Die Beteiligung ermöglichte CABB einen Zugang zum asiatischen Markt. Im Jahr 2010 erzielte CABB mit rund 750 Mitarbeitern einen Umsatz von 310 Millionen Euro. Im April 2011 wurde CABB vom britischen Finanzinvestor Bridgepoint erworben. Im Zuge der Wachstumsstrategie erwarb CABB mit Unterstützung des Finanzinvestors Bridgepoint im August 2011 die finnische KemFine.[10] Mit Sitz in Helsinki und einem Produktionsstandort in Kokkola ist KemFine auf die Produktion von chemischen Produkten für die Agrar- und Pharmaindustrie spezialisiert. 2013 wurde ein Joint Venture mit der chinesischen Jinwei in Jining zur Herstellung qualitativ hochwertiger Monochloressigsäure gegründet. 2014 verkaufte Bridgepoint CABB an Permira.[11]
Produkte
CABB ist auf drei Gebiete spezialisiert:
Monochloressigsäure und deren Derivate:
Chloressigsäure ist ein Grundstoff in der Herstellung von vielen Pflanzenschutzmitteln, wie z. B. Benazolin, Cloquintocet-mexyl, Cymoxanil, 2,4-D, Fenchlorazol, Flumioxazin, Fluorglycofen-ethyl, Fluroxypyr, Glyphosat, Indol-3-essigsäure, MCPA, 1-Naphthylessigsäure, 2,4,5-T und Triazamat.
Außerdem wird es zur Herstellung von Verdickungsmitteln für Lebensmittel, Füllstoffen für Medikamente, waschaktiven Substanzen (Betaine) und haarkosmetischen Mittel benötigt.
Aus dem Derivat Chloressigsäurechlorid werden die Chloracetamide Acetochlor, Dimethachlor, Dimethenamid, Metazachlor, Pretilachlor, Propachlor, Propisochlor sowie Dimethoat, Flutriafol, Formothion, Hexaconazol, Mecarbam, Metalaxyl, Ofurac, Omethoat, Oxadixyl, Piperophos, Propaquizafop, Prothoat, Pyrifenox, Thenylchlor und Triflumizol hergestellt.[12]
Spezialchemikalien und Zwischenprodukte:
In diesem Bereich werden chemische Zwischen- und Fertigprodukte hergestellt. Die Produkte werden an die Pharma-, Agro- und Spezialchemie-Branche verkauft.
Custom Manufacturing: Bei der Herstellung kundenspezifischer Produkte werden organische Zwischenprodukte synthetisiert. CABB beliefert weltweit Unternehmen in den Bereichen Pharma, Agro- und Spezialchemikalien, Riech- & Aromastoffe sowie Hersteller weiterer funktionaler Produkte. Nach Angaben des Unternehmens zählt CABB in Nischenmärkten des Custom Manufacturings zu den führenden 5 Kundensyntheseherstellern in Europa für die Biowissenschaften-Industrie.
Einzelnachweise
- Permira Fonds kauft CABB Group (23. April 2014). Abgerufen am 21. Februar 2019.
- CABB bietet Chemische Prozessentwicklung als Dienstleistung | chemanager-online.com - Chemie und Life Science. Abgerufen am 21. Februar 2019.
- Evonik verkauft US-Standort Jayhawk an Permira Fonds. In: Private Equity. 1. September 2018, abgerufen am 21. Februar 2019 (deutsch).
- Clariant, Pressemitteilung vom 2. Januar 2003 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 15 kB)
- Clariant, Pressemitteilung vom 25. Juni 2005 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 54 kB)
- Corinna Wnuck: AXA erwirbt 70 Prozent der CABB-Anteile. In: Finance Online. 28. November 2006, abgerufen am 16. Juni 2017.
- CABB acquires SF-Chem. In: cabb-chemicals.com. 18. Juli 2007, archiviert vom Original am 9. Juni 2012; abgerufen am 16. Juni 2017 (englisch).
- CABB feiert fünf Jahre Karnavati Rasayan. In: cabb-chemicals.com. 10. April 2013, abgerufen am 16. Juni 2017.
- CABB completes the acquisition of Finnish KemFine Group Oy. In: cabb-chemicals.com. 22. August 2011, abgerufen am 16. Juni 2017 (englisch).
- Pressemitteilung CABB: Permira Fonds erwerben weltweit führenden Spezial- und Feinchemie-Hersteller CABB Group von Bridgepoint, Frankfurt, 22. April 2014.
- Thomas A. Unger: Pesticide Synthesis Handbook. William Andrew, 1996, ISBN 0-8155-1853-6, S. 1028 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).