Pratteln
Pratteln (schweizerdeutsch Brattele [ˈbʀɑtːələ]) ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Liestal des Schweizer Kantons Basel-Landschaft.
Pratteln | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Basel-Landschaft (BL) |
Bezirk: | Liestal |
BFS-Nr.: | 2831 |
Postleitzahl: | 4133 |
UN/LOCODE: | CH ATT |
Koordinaten: | 619296 / 262960 |
Höhenbereich: | 254–652 m ü. M.[1] |
Fläche: | 10,71 km²[2] |
Einwohner: | [3] 16'606 (31. Dezember 2020) |
Einwohnerdichte: | 1551 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 41,6 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.pratteln.ch |
Industriequartier im Westen von Pratteln | |
Lage der Gemeinde | |
Weitere Karten |
Geographie
Pratteln liegt auf 298 m ü. M., begrenzt im Norden durch den Rhein (Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz) und im Süden durch das Gempenplateau und den Adlerberg. Zur Gemeinde gehören auch das Industriegebiet Schweizerhalle und ein Teil des grossen Rangierbahnhof Basel-Muttenz. Nachbargemeinden von Pratteln sind Augst, Füllinsdorf, Frenkendorf, Muttenz, das solothurnische Gempen sowie auf der nördlichen Rheinseite das deutsche Grenzach-Wyhlen.
Geschichte
Pratteln wurde schon sehr früh besiedelt; man fand Überreste aus der Mittel- und Jungsteinzeit, wie den mindestens 120.000 Jahre alten Faustkeil von Pratteln, sowie der Eisenzeit, beispielsweise keltische Grabhügel, Grundmauern von römischen Gutshöfen und Grabfunde aus dem Frühmittelalter.
Der Ortsname geht auf spätromanisch *pradella «kleine Wiese» zurück, eine Verkleinerungsform zu lateinisch prātum «Wiese». Da der Ortsname die Zweite Lautverschiebung nur teilweise mitgemacht hat (zwar die spätere Verschiebung von germanisch /d/ zu althochdeutsch /t/, aber nicht die frühere Verschiebung von /p/ zu /pf/), kann man erschliessen, dass der Ort lange Zeit eine romanische Sprachinsel inmitten der einwandernden Alemannen gebildet hat und der Sprachwechsel erst im 8. oder 9. Jahrhundert stattgefunden haben dürfte.[5]
Bei der Ortsbezeichnung Pratteln könnte es sich auch um einen Lehnappellativ-Namen handeln, d. h. Pratteln war in der deutschen Sprache ein Lehnwort, das auch als Name verwendet werden konnte. Das Toponym Pratteln u. ä. ist in der deutschen Schweiz nicht ganz selten. Damit würde sich die Vorstellung einer kleinen romanischen Sprachinsel erübrigen[6].
1102 oder 1103 erscheint erstmals der Name Brattelo als Hof des Klosters St. Alban in Basel und 1250 fand die Kirche von Bratelle in einem Basler Dokument Erwähnung. Während fast 200 Jahren war Pratteln im Besitz der Familie Eptinger. Beim grossen Basler Erdbeben von 1356 wurden die Burgen der Eptinger auf Madeln und im Dorf zerstört. 1476 erhielt das Dorf vom deutschen Kaiser Friedrich III. eine immerwährende Steuerfreiheit und das Recht, jährlich vom 1. bis 3. Oktober einen Markt abzuhalten.
1521 wurde der Eptingerbesitz an die Stadt Basel verkauft und Pratteln damit eidgenössisch.
Während der kantonalen Trennungswirren, bei denen Pratteln auf der Seite der Landschaft stand, wurde das Dorf am 3. August 1833 von den Stadtbasler Truppen teilweise zerstört. Zeugen der Zerstörung sind die dreistöckig wiederaufgebauten Bauernhäuser an der Hauptstrasse gegenüber dem Hotel Engel und im Ausserdorf. Am 7. Juni 1837 setzte die Soleförderung der Saline Schweizerhalle ein, womit für das Dorf die Industrialisierung begann.
Wappen
- Innerhalb eines schwarzen Bordes in Gold ein rechts liegender rotbezungter und rotbewehrter schwarzer Adler
Der Adler stammt aus dem Wappen der Eptinger, der ehemaligen Schloss- und Dorfbesitzer (vgl. Wappen Eptingen).
Bevölkerung
- Ausländeranteil: 36,9 %.
- Religion: 31 % reformiert, 26 % römisch-katholisch
Politik
Der Prattler Gemeinderat (Exekutive) besteht seit den Gesamterneuerungswahlen vom 9. Februar 2020 aus je zwei Vertretern von FDP, Unabhängigen/Grünen und SP, sowie einem Vertreter der SVP.[7]
Der Einwohnerrat (Legislative) setzt sich wie folgt zusammen:[8]
Liste | Sitze | Sitzverteilung 2020 | |
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Sozialdemokratische Partei | 12 Sitze |
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Schweizerische Volkspartei | 10 Sitze | ||
Unabhängige Pratteln und Grüne Pratteln | 9 Sitze | ||
Die Liberalen | 7 Sitze | ||
Die starke Mitte (CVP, BDP und EVP) | 2 Sitze | ||
Bei den Schweizer Parlamentswahlen 2019 betrugen die Wähleranteile in Pratteln: SP 27,1 %, SVP 24,8 %, Grüne 19,2 %, FDP 14,1 %, CVP 8,3 %, glp 3,2 %, EVP 2,2 %, BDP 1,2 %.[9]
Wirtschaft und Verkehr
Pratteln ist ein typischer Vorort von Basel. Viel Industrie hat sich angesiedelt, jedoch ist die Gemeinde im Dorfkern und auch im südlichen Teil sehr darum bemüht, als Wohngemeinde mit hoher Lebensqualität zu gelten. Sie zählt mit ihren gut 15'000 Einwohnern bereits als Kleinstadt und hat, insbesondere in den plattenbauartigen Quartieren Längi und Rankacker, eine der grössten Ausländerraten im ganzen Kanton Baselland.
Pratteln hat einen Autobahnanschluss an die A2 Richtung Basel (Deutschland / Frankreich) und Mittelland (Luzern, Gotthard, Zürich, Bern). Durch Pratteln führen die SBB-Linien Basel–Olten und Basel–Zürich; es halten jedoch fast ausschliesslich S-Bahn-Züge der Linien S1 und S3. Zudem ist Pratteln seit 1922 durch die Tramlinie 14 mit Basel verbunden. 2004 wurde der Bahnhof Pratteln barrierefrei ausgebaut und modernisiert sowie die Anzahl der Schliessfächer erhöht. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2008 erhielt Pratteln mit Pratteln Salina Raurica eine weitere S-Bahn-Haltestelle.
Auf dem Gemeindegebiet von Pratteln befindet sich auch die Hardwasser AG. Ein traditionsreiches Unternehmen in Pratteln war das Stahlbau-Unternehmen Albert Buss & Cie. auf dem Gelände des heutigen Buss-Industrieparks.
Überregional bekannt ist Pratteln auch durch die Konzertfabrik Z7, in der eine Vielzahl von Rock- und Metalveranstaltungen stattfinden und vierteljährlich ein eigenes Magazin herausgegeben wird. Eine im Jahr 2014 angedachte Schliessung zugunsten eines Baumarktes wurde abgewendet.[10] Die Genossenschaft Migros Basel versucht bereits seit 2005, einen Obi-Baumarkt auf dem Areal zu erstellen.[11]
Sehenswürdigkeiten
- Alte Bohrtürme der Rheinsaline, zurückreichend bis 1837
- Alte Pfarrkirche, welche den Kern der ältesten Siedlung bildet, 1250 erstmals urkundlich erwähnt wurde und auf romanischen Fundamenten ruht. Rund um die Kirche streben die Gassen sternförmig auseinander.
- Bürgerhaus, Dorfmuseum in Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert.
- Joerin Gut, Basler Landgut aus dem 18. Jahrhundert.
- Landsitz Mayenfels, erbaut 1726/27
- Schloss Pratteln, ehemaliges Weiherschloss von 1275.
- Museum Die Salzkammer in der 1860 unmittelbar bei der Saline Schweizerhalle als Direktorenwohnhaus errichteten Villa Glenck, mit umgebendem Landschaftspark
- Autobahnraststätte Pratteln, im Stil der 1970er Jahre als Autobahnbrücke ausgeführt
- Schloss Pratteln
- Alte Bohrtürme der Rheinsaline
- Fassadendetail der Autobahnbrücke Pratteln
- Bürgerhaus und Museum
- Grossmattschulhaus
- Katholische Kirche
- Reformierte Dorfkirche
- Aquabasilea (Freizeitbad)
Persönlichkeiten
- Hans Bernhard von Eptingen (1432–1484), Jerusalem-Pilger, Ritter und Reiseberichterstatter
- Emanuel Büchel (1705–1775), Bäcker, Zeichner, Topograph und Aquarellist
- Lukas Christ (1881–1958), evangelischer Pfarrer in Pratteln von 1911 bis 1948
- Karl Sartorius (1890–1965), Jurist und Zeitungsverleger, Herausgeber der Basler Nachrichten
- Albert Stürchler (1914–2001), Künstler
- Werner Winter (1924–2001), Raubtierdompteur
- Elis Isufi (* 2000), schweizerisch-albanischer Fussballspieler
Sport
Der wohl bekannteste Sportverein aus Pratteln ist der ortsansässige Fussballverein FC Pratteln.
Literatur
- Brigitta Strub: Pratteln. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Hans-Rudolf Heyer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft. Band II: Der Bezirk Liestal. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1974 (Kunstdenkmäler der Schweiz Band 62), ISBN 3-7643-0727-7, S. 323–393.
- Heimatkunde Pratteln. Liestal 2003 (Digitalisat, PDF, 11.8 MB)
Weblinks
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 716.
- Bruno Boesch: Das Frühmittelalter im Ortsnamenbild der Basler Region. In: Beiträge zur Schweizer Namenkunde. Onoma Bd. 20. Bern 1977 S. 184
- Ergebnisse Gemeinderatswahlen 2020. Landeskanzlei Kanton Basel-Landschaft, 9. Februar 2020, abgerufen am 10. Februar 2020.
- Ergebnisse Einwohnerratswahlen 2020. Landeskanzlei Kanton Basel-Landschaft, 9. Februar 2020, abgerufen am 10. Februar 2020.
- Bundesamt für Statistik: NR – Ergebnisse Parteien (Gemeinden) (INT1). In: Eidgenössische Wahlen 2019 | opendata.swiss. 8. August 2019, abgerufen am 1. August 2020.
- Z7 vs. Baumarkt Pressebericht bei 20min.ch
- Michel Ecklin: Velowege fehlen: Baumarkt kommt immer noch nicht In: basellandschaftlichezeitung.ch, 25. September 2018, abgerufen am 26. September 2018.