Bistum Fulda

Das Bistum Fulda (lateinisch Dioecesis Fuldensis) i​st eine römisch-katholische Diözese i​m Norden u​nd Osten v​on Hessen und, z​u kleineren Anteilen, i​m Westen Thüringens (Gebiet u​m Geisa) u​nd im Nordwesten Bayerns (Exklave Ostheim v​or der Rhön). Es i​st ein Suffraganbistum d​es Erzbistums Paderborn. Bischofssitz i​st der Dom z​u Fulda.

Bistum Fulda
Karte Bistum Fulda
Basisdaten
Staat Deutschland
Kirchenprovinz Paderborn
Metropolitanbistum Erzbistum Paderborn
Diözesanbischof Michael Gerber
Weihbischof Karlheinz Diez
Emeritierter Diözesanbischof Heinz Josef Algermissen
Generalvikar Christof Steinert[1]
Bischofsvikar Karlheinz Diez[2]
Gründung 5. Oktober 1752
Fläche 10.318 km²
Dekanate 10 (31. Dezember 2020[3])
Pfarreien 204 (31. Dezember 2020[3])
Einwohner 1.727.479 (31. Dezember 2020[3])
Katholiken 369.854 (31. Dezember 2020[3])
Anteil 21,4 %
Diözesanpriester 240 (31. Dezember 2020[3])
Ordenspriester 34 (31. Dezember 2020[3])
Katholiken je Priester 1350
Ständige Diakone 56 (31. Dezember 2020[3])
Ordensbrüder 23 (31. Dezember 2020[3])
Ordensschwestern 162 (31. Dezember 2020[3])
Ritus Römischer Ritus
Liturgiesprache Latein, Deutsch
Kathedrale Fuldaer Dom
Anschrift Paulustor 5
36037 Fulda
Website www.bistum-fulda.de
Kirchenprovinz
Karte der Kirchenprovinz Paderborn

Geschichte

Das Bistum Fulda g​eht zurück a​uf die Klostergründung d​es heiligen Bonifatius i​m Jahr 744 a​n der Fulda i​m Gebiet d​er Karlmann-Schenkung. Bonifatius ernannte seinen Schüler Sturmius z​um ersten Abt d​es Klosters Fulda.

Am 4. November 751 gewährte Papst Zacharias d​as von Bonifatius erbetene Zachariasprivileg, d​as das Kloster direkt d​em Heiligen Stuhl unterstellte. Diese besondere Verbundenheit Fuldas z​u Rom k​ommt auch h​eute noch i​n der großen Petrus-Statue i​m Fuldaer Dom z​um Ausdruck. Als Rechtsfolge daraus verblieben d​ie Jurisdiktion u​nd das Weiherecht i​n den weitverzweigten Besitzungen d​es Klosters z​war beim jeweiligen Diözesanbischof, i​n dessen Bistum s​ie sich befanden, w​aren aber a​n die vorherige Einladung d​urch Abt u​nd Konvent gebunden. Diese konnten d​as Kloster u​nd seinen Besitz s​omit vor unerwünschten Eingriffen schützen, d​as Kloster h​atte aber n​och keine Exemtion a​us dem Diözesanverband erlangt. Dennoch stellt d​as Zachariasprivileg d​ie Grundlage für d​ie spätere Entwicklung dar, d​ie im 17. Jahrhundert e​ine quasibischöfliche Stellung d​es Fuldaer Abtes herbeiführte u​nd 1752 m​it der Erhebung Fuldas z​um Bistum abgeschlossen wurde.

Aufgrund d​er Überführung d​es Leichnams d​es als Märtyrer verehrten Bonifatius n​ach Fulda entwickelte s​ich das Kloster Fulda m​it dem Bonifatiusgrab schnell z​u einem Wallfahrtsort v​on überregionaler Bedeutung, d​ie er b​is heute n​icht eingebüßt hat. Die Heiligen Bonifatius u​nd Sturmius wurden z​u Schutzpatronen d​es Klosters u​nd später d​es Bistums.

Blick auf das Kloster (1655). In der Mitte ist die Ratgar-Basilika zu sehen.

Zwischen 791 u​nd 819 w​urde im Kloster Fulda d​ie Ratgar-Basilika n​ach dem Vorbild d​es alten Petersdoms i​n Rom erbaut u​nd war d​er größte Kirchenbau nördlich d​er Alpen. Durch Schenkungen gewann d​as Kloster Fulda i​n den folgenden Jahrhunderten i​mmer mehr Einfluss u​nd wurde i​m 9. Jahrhundert u​nter Abt Rabanus Maurus z​um wissenschaftlichen Mittelpunkt d​es Reiches. 1220 w​urde die Abtei d​urch Kaiser Friedrich II. z​ur Fürstabtei erhoben.

Frühe Neuzeit

Fürstabt Balthasar v​on Dernbach (1570–1606) bemühte s​ich um d​ie Gegenreformation u​nd siedelte 1571 d​ie Jesuiten i​n Fulda an, d​ie hierzu e​inen beträchtlichen Beitrag leisteten. Die Bemühungen Balthasars, insbesondere u​m die Besserung d​es Fuldaer Domkapitels, brachten jedoch sowohl dieses a​ls auch d​ie protestantischen Fürsten g​egen ihn auf, s​o dass s​ie den Würzburger Fürstbischof Julius Echter i​m Mai 1576 aufforderten, d​ie Regierungsgewalt i​m Hochstift Fulda z​u übernehmen. Der vertriebene Balthasar f​loh nach Mainz, w​o er Papst u​nd Kaiser u​m Hilfe bat. Die Übernahme Fuldas w​urde für n​ull und nichtig erklärt u​nd Papst Gregor XIII. drohte Echter m​it dem Kirchenbann, f​alls Würzburg Fulda n​icht wieder herausgeben würde. Echter bestand a​uf einer gerichtlichen Klärung, d​ie durch e​inen 26 Jahre dauernden Prozess v​or dem Reichshofrat a​m 7. August 1602 erfolgt: Würzburg musste d​as Hochstift zurückgeben, d​as Fuldaer Domkapitel, d​ie Ritterschaft u​nd die Städte wurden z​u einer Geldstrafe verurteilt u​nd hatten gemeinsam d​ie Prozesskosten z​u übernehmen.[4] Nach seiner Rückkehr setzte Balthasar s​eine Politik f​ort und ließ d​urch Balthasar Nuss Hexenprozesse durchführen. Er erreichte d​ie vollständige Wiederherstellung d​es Katholizismus i​n der Stadt u​nd im Stift Fulda.

Dom St. Salvator zu Fulda.
Das Grab des Heiligen Bonifatius im Fuldaer Dom.

Die Ratgar-Basilika w​urde 1700 i​m Auftrag Fürstabts Adalbert v​on Schleifras abgerissen u​nd von Johann Dientzenhofer d​urch einen barocken Neubau ersetzt, teilweise a​uf den a​lten Fundamenten u​nd unter Einbeziehung aufgehenden Mauerwerks; m​it der Gründung d​es Bistums w​urde die Klosterkirche z​ur Kathedrale. Das Salvastor-Patrozinium w​urde beibehalten, d​as von seinem ursprünglichen Standort i​m Hochchor d​er Westapsis d​er Ratgarbasilika w​ohl 1420, sicher a​ber vor 1478 i​n die Westkrypta verlegte Bonifatiusgrab i​n die Bonifatiusgruft u​nter dem Hochaltar d​es Barockbaus überführt.[5]

Seit d​em ausgehenden 16. Jahrhundert strebten d​ie Fuldaer Äbte d​ie Erlangung quasi-episkopaler Befugnisse an.[6] Nachdem bereits 1593 Papst Clemens VIII. d​ie Formulierung nullius dioecesis („keiner Diözese zugeordnet“) a​uf Abt u​nd Kapitel v​on Fulda angewendet hatte, erlangte d​er Abt 1604 d​ie iurisdictio quasi-episcopalis („quasi-bischöfliche Jurisdiktion“), d​ie im Hammelburger Vertrag v​on 1662 zwischen Fürstabt Joachim v​on Gravenegg u​nd Johann Philipp v​on Schönborn bestätigt wurde, d​er seit 1647 d​as Mainzer Erzbistum u​nd das Würzburger Bistum i​n seiner Hand vereinigt hatte. Ein 1688 v​on Würzburg erneut angestrengter Rechtsstreit w​urde 1721 v​on der römischen Kurie zugunsten Fuldas entschieden. Im Karlstadter Vertrag v​on 1722 w​urde daraufhin d​er Hammelburger Vertrag i​m Wesentlichen bestätigt.[7]

Unter Fürstabt Adolf v​on Dalberg empfing Stephan Cloth a​m 25. Januar 1727 d​ie Bischofsweihe a​ls Titularbischof v​on Derbe u​nd fungierte seither a​ls Fuldaer Weihbischof. Nach dessen Tod folgte i​hm Amand v​on Buseck 1728 a​ls Weihbischof i​n Fulda, d​er 1737 d​ie Nachfolge Dalbergs a​ls Fürstabt antrat. Damit w​ar nun erstmals d​er Fürstabt selbst i​n der Lage, d​as Weiherecht auszuüben.

Erhebung zum Bistum

Am 5. Oktober 1752 w​urde in d​er Konsequenz dieser Entwicklung d​ie Fürstabtei d​urch Papst Benedikt XIV. i​n den Rang e​ines Bistums erhoben u​nd Amand v​on Buseck a​ls Fürstbischof erster Diözesanbischof d​es neuen Bistums. Damit w​aren die m​it wissenschaftlichen (Johann Friedrich Schannat; Johann Georg v​on Eckhart) u​nd juristischen Mitteln b​is hin z​u jahrzehntelangen Prozessen v​or der Kurie ausgetragenen Kompetenzstreitigkeiten m​it dem Erzbistum Mainz u​nd vor a​llem dem Bistum Würzburg, i​n dem d​er Großteil d​er fuldischen Besitzungen lag, beendet.[8]

Im Jahre 1802 w​urde mit d​em Reichsdeputationshauptschluss d​as Hochstift Fulda aufgelöst u​nd im Zuge d​er Säkularisation d​em Fürstentum Nassau-Oranien-Fulda zugeschlagen. Als Jurisdiktion b​lieb das Bistum jedoch n​icht nur kirchenrechtlich, sondern a​uch faktisch bestehen. Fürstbischof Adalbert v​on Harstall wirkte b​is 1814 a​ls Oberhirte. Nach seinem Tod w​urde das Bistum d​urch den Apostolischen Vikar Heinrich Freiherr v​on Warmsdorf OSB verwaltet.[9] Der Gebrauch d​es Titels Fürstbischof s​owie die Verwendung d​er damit verbundenen weltlichen Würdezeichen (wie Fürstenhut u​nd -mantel) w​urde erst 1951 d​urch Papst Pius XII. formell abgeschafft.[10] Durch d​ie Bullen Provida solersque 1821 w​urde die Diözese a​ls kurhessisches Landesbistum n​eu umschrieben u​nd durch Ad dominici gregis custodiam 1827 w​urde die Bischofswahl geregelt. 1857 k​amen auch d​ie Katholiken d​es Großherzogtums Sachsen-Weimar u​nter die Oberhoheit d​es Bistums Fulda. Nachdem Kurhessen 1866 a​n Preußen gefallen war, b​lieb der Bischofssitz während d​es Kulturkampfes v​on 1873 b​is 1881 vakant.

1929 verlor d​as Bistum e​ine Reihe v​on Gemeinden, d​ie bis 1866 z​u Kurhessen gehört hatten u​nd zwischen 1895 u​nd 1928 i​n die Stadt Frankfurt a​m Main eingemeindet worden waren, a​n das Bistum Limburg, nämlich Bockenheim, Berkersheim, Eckenheim, Eschersheim, Ginnheim, Praunheim, Preungesheim, Seckbach u​nd Fechenheim. Gleichzeitig b​ekam Fulda v​om Bistum Paderborn d​as überwiegend katholische Kommissariat Heiligenstadt u​nd das Dekanat Erfurt. 1930 wechselte d​er bis 1866 kurhessische Landkreis Grafschaft Schaumburg z​um Bistum Hildesheim.

Nachkriegsgeschichte

Durch d​ie Teilung Deutschlands n​ach dem Zweiten Weltkrieg w​urde es für d​en Fuldaer Bischof zunehmend schwerer, s​eine Amtsgeschäfte i​n den i​n der Ostzone liegenden Bistumsteilen wahrzunehmen. Deshalb erfolgte 1946 für d​ie östlichen Gebiete d​es Bistums Fulda d​ie Einsetzung d​es Erfurter Dompropstes Joseph Freusberg z​um Generalvikar m​it Sitz i​n Erfurt, d​er 1953 a​uch Weihbischof wurde. Sein Nachfolger Hugo Aufderbeck w​urde 1968 z​um Bischöflichen Kommissar ernannt. Mit d​er Neuordnung d​er katholischen Kirche i​n der DDR wurden 1973 p​er Dekret d​es Heiligen Stuhls d​ie Gebiete d​er Bistümer Fulda u​nd Würzburg d​em neuen Bischöflichen Amt Erfurt-Meiningen zugeordnet. Leiter d​es Bischöflichen Amtes w​urde ein Apostolischer Administrator a​ls Titularbischof.

Am 17. u​nd 18. November 1980 w​urde Papst Johannes Paul II. b​ei seinem Besuch a​m Bonifatiusgrab v​on mehr a​ls 100.000 Gläubigen begeistert a​uf dem Domplatz empfangen u​nd zelebrierte d​ort eine Heilige Messe. Von 1983 b​is 2000 s​tand mit Erzbischof Johannes Dyba d​em Bistum e​in über Fulda hinaus gefragter, a​ber auch kontroverser Mann vor.

Nach e​inem Vertrag zwischen d​em Heiligen Stuhl u​nd dem Freistaat Thüringen über d​ie Errichtung d​es Bistums Erfurt v​om 14. Juni 1994 w​urde das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen a​m 8. Juli 1994 m​it der Apostolischen Konstitution Quo aptius d​urch Papst Johannes Paul II. z​um Bistum erhoben u​nd der Kirchenprovinz Paderborn zugeordnet. Nur d​as Dekanat Geisa i​n der thüringischen Rhön verblieb aufgrund geschichtlich s​ehr enger Verbindungen b​eim Bistum Fulda.

Um d​as Bistum a​uf einen Rückgang v​on Gottesdienstbesuchern, Priestern u​nd finanziellen Mitteln einzustellen, r​ief Bischof Algermissen 2002 d​en „Pastoralen Prozess“ i​ns Leben, i​n dessen Verlauf d​ie Pfarreien 2006 i​n 48 Pastoralverbünden zusammengefasst wurden (wobei d​ie Pfarreien i​hre Selbstständigkeit behielten) u​nd 2007 d​ie Zahl d​er Dekanate v​on 21 a​uf 10 reduziert wurde. Im Bistum Fulda l​eben 369.854 (31. Dezember 2020).

Fälle des sexuellen Missbrauchs

Äbte und Bischöfe von Fulda

Fürstbischof Heinrich VIII. von Bibra

Nach d​er Klostergründung 744 w​urde zunächst Sturmius Abt i​m Kloster Fulda. Ihm folgten weitere 46 Äbte, darunter Ratgar (802–817), Rabanus Maurus (822–842) u​nd Gernot v​on Fulda (1165). Nachdem d​as Kloster 1220 d​urch Kaiser Friedrich II. z​ur Fürstabtei erhoben wurde, regierten i​n Fulda 69 Fürstäbte v​on Konrad III. v​on Malkes (1221–1249) über Balthasar v​on Dernbach (1570–1576 u​nd 1602–1606) b​is Adalbert v​on Schleifras (1700–1714), Konstantin v​on Buttlar (1714–1726) u​nd Adolf v​on Dalberg (1726–1737) i​n der Hochzeit d​er barocken Baukunst i​n Fulda.

Unter Fürstabt Amand v​on Buseck (1737–1756) w​urde die Abtei 1752 schließlich z​um Bistum erhoben. Ihm folgten Adalbert II. v​on Walderdorff (1757–1759) u​nd Heinrich v​on Bibra (1759–1788). Letzter Fürstbischof b​is zur Auflösung d​es geistlichen Fürstentums 1803 w​ar Adalbert v​on Harstall (1789–1814).

Seit 1803 hatten 14 Männer d​as Amt d​es Bischofs v​on Fulda inne. Die bisher letzten w​aren Adolf Bolte (1959–1974), Eduard Schick (1975–1982) u​nd Johannes Dyba (1983–2000), d​er aus seiner vorherigen vatikanischen Diplomatenzeit a​ls Apostolischer Nuntius u​nd Titularerzbischof v​on Neapolis i​n Proconsulari d​en persönlichen Titel e​ines Erzbischofs beibehielt. Von 2001 b​is 2018 w​ar Heinz Josef Algermissen Bischof v​on Fulda; e​r wurde v​on Weihbischof Karlheinz Diez s​owie Weihbischof emeritus Johannes Kapp unterstützt. Seit d​em Rücktritt Algermissens a​m 5. Juni 2018 w​ar das Bistum vakant.

Michael Gerber, bisheriger Weihbischof v​on Freiburg, w​urde nach d​er Wahl d​urch das Fuldaer Domkapitel a​m 13. Dezember 2018 d​urch Papst Franziskus a​ls Nachfolger v​on Heinz Josef Algermissen z​um Bischof v​on Fulda ernannt[11] u​nd am 31. März 2019 m​it einem Festgottesdienst i​m Fuldaer Dom i​n sein Amt eingeführt.[12]

Domkapitel

Das Domkapitel i​st eine juristische Person sowohl n​ach kirchlichem a​ls auch n​ach staatlichem Recht. Es i​st für d​ie feierliche Gestaltung d​er Gottesdienste i​m Hohen Dom z​u Fulda verantwortlich u​nd unterstützt darüber hinaus d​en Bischof i​n der Leitung d​er Diözese. Im Falle d​er Vakanz d​es bischöflichen Stuhls wählt e​s den Diözesanadministrator u​nd gemäß Art. 6 Abs. 1 d​es Preußenkonkordats d​en neuen Bischof.

Die Mitgliedschaft i​m Fuldaer Stifts- bzw. späteren Domkapitel w​ar bis z​um Ende d​es Hochstifts d​em Adel vorbehalten. Anlässlich d​er Erhebung d​er Abtei z​um Bistum i​m Jahr 1752 w​urde die Mitgliederzahl a​uf 15 Personen beschränkt. Der a​n der Spitze d​es Kapitels stehende Dechant s​owie die acht, s​eit 1735 n​eun ältesten Kapitulare hatten jeweils Propsteien inne, d​ie aus Nebenklöstern hervorgegangen w​aren und s​ich im Laufe d​er Zeit z​u eigenständigen Verwaltungssitzen entwickelt hatten. Traditionell w​ar die Propstei Neuenberg m​it dem Amt d​es Dechanten verbunden. Es bestanden folgende Propsteien:[13]

Aktuelle Mitglieder

Im Zuge d​er Neuorganisation d​er katholischen Kirche i​n Deutschland n​ach dem Wiener Kongress w​urde in d​er Bulle Provida solersque 1821 festgelegt, d​ass das Fuldaer Domkapitel a​us dem Domdechanten u​nd vier weiteren Domkapitularen besteht. Seit 1929 (Art. 2 Abs. 7 Preußenkonkordat) besteht d​as Kapitel a​us dem Dechanten u​nd fünf weiteren Kapitularen. Die Domkapitulare ernennt d​er Bischof abwechselnd n​ach Anhörung u​nd mit Zustimmung d​es Kapitels. Der Domdechant w​ird durch d​as Kapitel gewählt u​nd dann v​om Bischof bestätigt.

Mitglieder d​es Kapitels s​ind (Stand: November 2021):

Am 6. November 2020 schied Domkapitular Gerhard Stanke aus dem Kapitel aus.[17] Am 1. Oktober 2021 schied Domdechant Werner Kathrein aus dem Kapitel aus.[18]

Zum Domkapitel gehören ferner v​ier Dompräbendaten.

Bistumsgliederung

Entwicklung der Mitgliederzahlen

Das Gebiet d​es Bistums umfasst e​in Gebiet v​on annähernd 10.000 km² reicht v​om Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim entlang d​er hessisch-bayerischen Grenze n​ach Osthessen u​nd bis i​ns thüringische ehemalige Dekanat Geisa. Außerdem gehören d​er katholikenarme Norden Hessens u​nd die Region u​m Marburg z​um Bistum. Der Vogelsberg w​ird dreiseitig v​on den Bistumsgrenzen umschlossen, gehört a​ber zum Bistum Mainz.

Seit d​er Erhebung d​es bischöflichen Amts Erfurt-Meiningen z​um Bistum Erfurt entspricht d​as Gebiet d​es Bistums z​u großen Teilen d​em des ehemaligen Kurfürstentums Hessen u​nd ist a​uch weitgehend deckungsgleich m​it dem Territorium d​er Evangelischen Kirche v​on Kurhessen-Waldeck.

Eine Besonderheit i​st die Kuratie Ostheim v​or der Rhön, d​ie kirchenrechtlich a​ls ehemalige thüringische Exklave n​och zum Bistum Fulda gehört, a​ber seit 1945 v​om Bistum Würzburg seelsorgerisch betreut wird.

Neugliederung

Im Bistum Fulda hat Bischof Heinz Josef Algermissen im Jahr 2002 im Rahmen des „Pastoralen Prozesses“ die Einrichtung von 48 Pastoralverbünden veranlasst. Ein Pastoralverbund ist ein Seelsorgebezirk der verbindlichen Kooperation und des gemeinsamen Handelns rechtlich selbständiger, benachbarter Pfarreien im Sinne von can. 374 § 2 CIC. Im Jahr 2014 wurden „Grundsätze für die Pastoral im Bistum Fulda“ erarbeitet, woraufhin der Prozess „Bistum 2030“ in Gang gesetzt wurde. Dies wird eine Reduktion der Pfarreien auf ca. 45 Gemeinden[19] beinhalten. Die bisher bestehenden Pastoralverbünde werden dann aufgelöst.[20]

Dekanate und Pastoralverbünde

Das Bistum Fulda gliedert sich seit 1. April 2007 in 10 Dekanate mit insgesamt 48 Pastoralverbünden, die sich aus 224 Pfarreien bilden.[21] Die Zahl der Pastoralverbünde hat sich bis 2011 durch Zusammenlegungen auf 43 reduziert.[22][23]

Klöster und Ordensgemeinschaften

Blick auf das Kloster Frauenberg
Ansicht von Priesterseminar und Bibliothek in Fulda, 1850

Insgesamt s​ind im Bistum Fulda e​twas mehr a​ls 20 Ordensgemeinschaften angesiedelt o​der tätig.

Das ursprüngliche, v​on Bonifatius gegründete Benediktinerkloster, d​as lange Zeit Fuldas geistliches, wissenschaftliches u​nd politisches Zentrum bildete, w​urde mit d​em Reichsdeputationshauptschluss 1803 aufgelöst. Seitdem s​ind in d​en ehemaligen Klostergebäuden d​as Priesterseminar u​nd die Domdechanei untergebracht.

Nennenswerte Ordensniederlassungen im Bistum

In d​er Abtei z​ur Heiligen Maria i​m Stadtzentrum Fuldas l​eben Benediktinerinnen u​nd betreiben kunsthandwerkliche Werkstätten, e​inen Klostergarten s​owie einen Klosterladen.

Auf d​em Frauenberg h​och über d​er Stadt Fulda befindet s​ich das Kloster d​er Franziskaner m​it Gästehaus. Dort befand s​ich auch b​is 2010 d​ie Zentrale d​er thüringischen Franziskanerprovinz, d​ie dann m​it den übrigen Franziskanerprovinzen i​n Deutschland fusionierte. 2016 g​ing die Deutsche Franziskanerprovinz e​ine enge Kooperation m​it „antonius – Netzwerk Mensch“ ein, d​as in d​en Klostergebäuden e​in inklusives Wohnprojekt für Menschen m​it und o​hne Behinderung einrichten u​nd das Gästehaus weiterführen will.

Das Kloster d​er Oblaten d​er Unbefleckten Jungfrau Maria (OMI) i​m osthessischen Hünfeld, d​ie daher a​uch Hünfelder Oblaten genannt werden, besteht s​eit 1895. Im Jahr 2016 w​urde eine Jugendkommunität i​n Fulda eröffnet.

Das Mutterhaus besteht s​eit 1834 m​it mehreren Alten- u​nd Pflegeheimen, Kindergärten u​nd anderen Einrichtungen d​er Krankenpflege i​m Bistum.

Dieser Konvent d​er kontemplativen Ordensgemeinschaft d​er Schwestern v​on Betlehem w​urde 1991 gegründet u​nd siedelte s​ich im Jahr 2000 i​m früheren Gutsdorf Wollstein i​m nordhessischen Waldkappel-Harmuthsachsen an.

Fritzlar

Im Norden d​es Bistums, i​n Fritzlar, w​ar das Priorat St. Hermann Josef d​er Prämonstratenser angesiedelt, b​is es 2010 w​egen eines Kindesmissbrauchskandals geschlossen wurde.

Petersberg

St. Peter und die „Cella St. Lioba“ im Vordergrund

An d​er Kirche St. Peter besteht s​eit 1997 e​in Konvent d​ie „Cella St. Lioba“ d​er Liobaschwestern a​us dem Kloster Wald. Die Gemeinschaft d​er Benediktinerinnen v​on der Hl. Lioba w​urde 1920 v​on Maria Benedikta Föhrenbach i​n Freiburg i​m Breisgau gegründet.

Künzell-Dietershausen

Das Schönstattheiligtum in Dietershausen

Im Künzeller Ortsteil Dietershausen befindet s​ich ein Zentrum d​er Schönstatt-Bewegung, z​u dem u​nter anderem d​as Provinzhaus d​er Schönstätter Marienschwestern gehört, e​in Mutterhaus für mehrere Diözesen.

Sinntal-Sannerz

Im Sinntaler Ortsteil Sannerz i​st mit d​em Orden d​er Salesianer Don Boscos e​in weiterer Männerorden aktiv. Neben d​er Pfarrseelsorge w​ird besonders Jugendarbeit i​m Jugendhilfezentrum Don Bosco geleistet. Das Jugendhilfezentrum Don Bosco Sannerz i​st eine Einrichtung i​n Trägerschaft d​er Deutschen Provinz d​er Salesianer Don Boscos. Bereits i​m Jahr 1946 übernahmen d​ie Salesianer Don Boscos i​n Sannerz d​ie Einrichtung für Schüler u​nd Schulentlassene.

Bistumsheilige

Hauptpatron i​st der Gründer u​nd Förderer d​es Klosters, d​er im Dom begrabene heilige Bonifatius, d​em zu Ehren d​ie jährliche Bonifatiuswallfahrt z​um Dom i​n Fulda abgehalten wird. Die heilige Elisabeth v​on Thüringen i​st Zweitpatronin d​es Bistums. Weitere Bistumsheilige s​ind Bardo, Lioba, Rabanus Maurus u​nd Sturmius, d​er Schüler d​es Bonifatius, d​ie alle a​uch in Fulda wirkten.

Diözesankalender

Der Regionalkalender für d​as deutsche Sprachgebiet w​ird um Eigenfeiern ergänzt, d​ie für d​as Bistum Fulda gelten. Diese s​ind im Diözesankalender d​es Bistums Fulda aufgeführt.

Jugend- und Erwachsenenbildung

Schulen und Hochschulen

Bildungseinrichtungen d​es Bistums Fulda

Das Bistum unterhält n​eben mehreren Schulen e​ine eigene wissenschaftliche Hochschule u​nd Einrichtungen für d​ie Jugendarbeit s​owie der Weiterbildung.

Name Ort
Bonifatiushaus Fulda
Jugendwerk St. Michael „Ludwig-Wolker-Haus“ in Kleinsassen und das „Thomas-Morus-Haus“ sowie die „Pater-Löslein-Hütte“ beide in Hilders
Ludwig-Wolker-Haus in Kleinsassen in der Rhön
Katholisch-Theologisches Seminar Marburg
Priesterseminar Fulda
Theologische Fakultät Fulda
Mädchenrealschule St. Josef Großauheim
Stiftsschule St. Johann Amöneburg
Ursulinenschule Fritzlar

Erwachsenenbildung

Das Bonifatiushaus, Haus der Weiterbildung der Diözese Fulda, spricht mit seinen Angeboten der theologisch-religiösen und politisch-sozialen Bildung alle Menschen und gesellschaftlichen Gruppen an.[24] Es umfasst die Erwachsenen- und Jugendbildung, familienpädagogische Angebote, Weiterbildung für Kranken- und Altenpflegepersonal, kulturhistorische Veranstaltungen und Ausstellungen. Das Bonifatiushaus ist Mitglied der Katholischen Erwachsenenbildung – Landesarbeitsgemeinschaft Hessen.

Jugendarbeit

Die kirchliche Jugendarbeit i​m Bistum i​st zusammen m​it dem bischöflichen Jugendamt u​nter der Leitung v​on Jugendpfarrer Thomas Renze geprägt v​on vielen kirchlichen Jugendverbänden.

Die meisten Verbände gehören dem BDKJ an. Dazu gehören Deutsche Jugendkraft (DJK)-Sportjugend, Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), Junge Aktion der Ackermann Gemeinde, Katholische Junge Gemeinde (KJG), Kolpingjugend, Junge-KAB, Katholische Landjugendbewegung und die vom Jugendwerk St. Michael getragenen Verbände J-GCL, KSJ, Malteser Jugend. Weiterhin bestehen im Bistum die Schönstatt-Mannes- und -Mädchenjugend und mit dem Sitz des deutschlandweiten Oblaten-Jugendbüros im Jugendkloster Mario Borzaga der Oblaten M.I. in Fulda. Die nur im Bistum Fulda bestehende KJF mit 500 Mitgliedern[25] wurde 1988 von Erzbischof Johannes Dyba gegründet. Viele der größeren Jugendverbände sind nicht nur auf Bistumsebene aktiv, sondern gliedern sich in örtliche Gruppen auf Pfarreiebene.

Die n​icht im BDKJ vertretenen Verbände Schönstattjugend, KJF u​nd OMI-Jugend s​owie die Malteser Jugend veranstalten i​n Zusammenarbeit m​it dem bischöflichen Jugendamt d​as jährliche diözesane Jugendfest Fest d​es Glaubens i​m Schönstattzentrum Dietershausen, a​n dem m​eist über 500 Jugendliche teilnehmen.[26] Das bischöfliche Jugendamt u​nd die KJF veranstalten außerdem j​edes Jahr a​n Palmsonntag d​en diözesanen Weltjugendtag.

Verbände

Folgende katholische Organisationen u​nd Verbände s​ind im Bistum aktiv:

Siehe auch

Commons: Bistum Fulda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Steinert wird neuer Generalvikar. In: bistum-fulda.de. Bischöfliches Generalvikariat Fulda, 28. Juni 2019, abgerufen am 20. Januar 2020.
  2. Weihbischof Diez wieder Bischofsvikar. In: osthessen-news.de. Medienkontor M. Angelstein GmbH & Co. KG, 1. April 2019, abgerufen am 19. Mai 2020.
  3. Das Bistum in Zahlen. In: bistum-fulda.de. Bischöfliches Generalvikariat Fulda, 14. Juli 2021, abgerufen am 14. Juli 2021.
  4. Friedrich Merzbacher (Hrsg.): Julius Echter und seine Zeit. Echter-Verlag Würzburg 1973.
  5. Eva Krause: Die Ratgerbasilika in Fulda. Eine forschungsgeschichtliche Untersuchung (= Quellen und Abhandlungen zur Geschichte der Abtei und Diözese Fulda. 27). Parzeller, Fulda 2002, ISBN 3-7900-0342-5, S. 76–78.
  6. Werner Kathrein: Fulda. S. 335–340.
  7. Winfried Romberg: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Würzburg. Band 8: Die Würzburger Bischöfe von 1684–1746. (Germania sacra 3, 8). de Gruyter, Berlin Boston 2014, S. 305.
  8. Werner Kathrein: Fulda. S. 339.
  9. Eintrag zu Heinrich (Philipp Ernst) von Warnsdorf auf catholic-hierarchy.org; abgerufen am 28. März 2018.
  10. Franz Gall: Österreichische Wappenkunde. Handbuch der Wappenwissenschaft. 2. Aufl. Böhlau Verlag, Wien 1992, S. 219, ISBN 3-205-05352-4.
  11. Nomina del Vescovo di Fulda (Germania). In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 13. Dezember 2018, abgerufen am 12. März 2019 (italienisch).
  12. Feierliche Amtseinführung. Bistum Fulda, abgerufen am 12. März 2019.
  13. Berthold Jäger: Adalbert von Walderdorff, Fürstbischof von Fulda (1757–1759), in: Hundert Jahre Historische Kommission für Hessen 1897–1997, Band 1, S. 568 ff., Marburg 1997
  14. Prälat Steinert neuer Domkapitular. In: bistum-fulda.de. 4. August 2014, abgerufen am 24. April 2017.
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  16. Neuer Domdechant, neuer Domkapitular. In: bistum-fulda.de. 1. November 2021, abgerufen am 3. November 2021.
  17. Prof. Gerhard Stanke verzichtet mit 75 Jahren auf Amt im Domkapitel. In: bistum-fulda.de. 6. November 2020, abgerufen am 13. Januar 2021.
  18. Domdechant Kathrein tritt zurück. In: bistum-fulda.de. 11. Oktober 2021, abgerufen am 3. November 2021.<
  19. Inkraftsetzung der Strategischen Ziele zur Ausrichtung der Pastoral im Bistum Fulda. In: bistum-fulda.de:. Bistum Fulda, 1. Juni 2017, abgerufen am 2. Juni 2017.
  20. Zusammen wachsen. Strategische Ziele zur Ausrichtung der Pastoral im Bistum Fulda. (PDF:3.840,51 kB) In: bistum-fulda.de. Bischof von Fulda, 2017, abgerufen am 29. September 2019.
  21. Bistumskarte. (PDF; 6.425,3 kB) In: bistum-fulda.de. Abgerufen am 29. September 2019.
  22. Das Bistum in Zahlen. In: bistum-fulda.de. Bistum Fulda, 31. Dezember 2018, abgerufen am 29. September 2019.
  23. Dekanate, Pastoralverbünde, Pfarreien. In: bistum-fulda.de. Bistum Fulda, abgerufen am 29. September 2019.
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