Hilders
Hilders ist eine Marktgemeinde im osthessischen Landkreis Fulda.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Kassel | |
Landkreis: | Fulda | |
Höhe: | 518 m ü. NHN | |
Fläche: | 70,37 km2 | |
Einwohner: | 4632 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 66 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 36115 | |
Vorwahl: | 06681 | |
Kfz-Kennzeichen: | FD | |
Gemeindeschlüssel: | 06 6 31 012 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Kirchstraße 2–6 36115 Hilders | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Ronny Günkel[2] (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Hilders im Landkreis Fulda | ||
Geografie
Geografische Lage
Die Gemeinde liegt im Naturpark Hessische Rhön nordöstlich der Wasserkuppe auf 460 bis 800 Meter Höhe im Ulstertal, 30 km östlich von Fulda. Im Osten grenzt die Gemeinde an Thüringen.
Hilders liegt in Nordhessen, östlich von Fulda direkt an der Grenze zu Thüringen.
Nachbargemeinden
Hilders grenzt im Norden an die Stadt Tann (Landkreis Fulda), im Osten an die Stadt Kaltennordheim und die Gemeinden Oberweid, Frankenheim und Birx (alle im thüringischen Landkreis Schmalkalden-Meiningen), im Süden an die Gemeinden Ehrenberg und Poppenhausen und im Westen an die Gemeinde Hofbieber (alle drei im Landkreis Fulda).
Gliederung
Die Gemeinde besteht neben dem Hauptort Hilders aus den Ortsteilen: Batten mit Findlos, Brand, Dietges, Dörmbach mit Harbach, Eckweisbach, Liebhards mit Steinbach und Oberbernhards, Rupsroth, Simmershausen, Unterbernhards und Wickers.
Geschichte
Mittelalter
915 gehörte das Gebiet um Hilders („Hiltiriches“[3]) dem Kloster Fulda. Um 1090–1150 ist „Hilderiches“[3] als Besitz des Klosters Petersberg bei Fulda belegt. Die Auersburg wurde 1214 von den Grafen von Neidhartshausen an das Kloster Fulda verkauft. Später war Hilders Eigentum des Hochstifts Würzburg und wurde 1350 an die von der Tann verpfändet.
Zunächst war die Auersburg Amtssitz des späteren würzburgischen Zentamts Hilders mit den zugehörigen würzburgischen Orten Brauerz, Hilders, Lahrbach, Reulbach, Rommelsrain, Sandenhof, Simmershausen, Struthof und Wickers. Zum Centgericht gehörten außerdem die fuldischen Orte Batten, Findlos, Seiferts und Thaiden, die thüngisch-tannisch-schenkischen Orte Boppenrod, Brand, Melbers und Wüstensachsen, die steinrückischen Orte Reulbach und Umbrastein sowie Auer und Schwambach. Nach der Zerstörung der Auersburg im Bauernkrieg war Hilders der Amtssitz.
Der Ort und das Amt lagen damit in einer Randlage des Hochstifts: im Norden lag die reichsfreie, evangelische Herrschaft Tann, etwas weiter im Süden lag die reichsfreie, evangelische Herrschaft Gersfeld und im Westen die Besitzungen des Klosters Fulda.
Neuzeit
1803 wurde das Hochstift Würzburg, das ab 1500 zum Fränkischen Reichskreis gehörte, durch den Reichsdeputationshauptschluss säkularisiert und zum größten Teil Bayern zugeschlagen. Das bayerische Rentamt Hilders wurde 1818 bis 1820 aus dem Amt Hilders und dem Amt Motten gebildet.[3] Im Rahmen der Verwaltungsreform von 1862 wurde im Königreich Bayern aus den Landgerichtsbezirken Hilders und Weyhers das Bezirksamt Gersfeld gebildet.
Im Anschluss an den Deutschen Krieg von 1866 musste Bayern das Bezirksamt Gersfeld mit den Ämtern Tann, Hilders und Weyhers an Preußen abtreten. Aus dem bayrischen Bezirksamt Gersfeld wurde der preußische Kreis Gersfeld, der Teil der neuen Provinz Hessen-Nassau wurde.
Der Kreis Gersfeld wurde 1932 aufgelöst und in den benachbarten Landkreis Fulda eingegliedert,[4] welcher seit 1945 zu Hessen gehört.
Eingemeindungen
Am 31. Dezember 1971 wurden im Rahmen der Gebietsreform in Hessen die bisher selbständigen Gemeinden Batten, Brand, Dietges, Eckweisbach, Liebhards, Rupsroth, Simmershausen und Wickers sowie der Hauptteil der ehemaligen Gemeinde Dörmbach an der Milseburg eingegliedert. Am 1. August 1972 kam kraft Landesgesetz das bis dahin im Landkreis Hünfeld gelegene Unterbernhards hinzu.[5][6]
Politik
Gemeindevertretung
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[7] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[8][9][10]
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2021 |
Sitze 2021 |
% 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 41,8 | 9 | 47,8 | 11 | 54,2 | 12 | 57,7 | 13 | 51,8 | 16 | |
CWE | Christliche Wähler-Einheit | 33,2 | 8 | 35,1 | 8 | 28,5 | 7 | 29,3 | 7 | 32,4 | 10 | |
OBH | Offene Bürgerliste Hilders | 17,0 | 4 | 17,0 | 4 | 17,2 | 4 | — | — | — | — | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | – | – | — | — | — | — | 13,0 | 3 | 15,8 | 5 | |
HA | Hilders aktiv | 7,9 | 2 | — | — | — | — | – | – | – | – | |
Gesamt | 100 | 23 | 100 | 23 | 100 | 23 | 100 | 23 | 100 | 31 | ||
Wahlbeteiligung in % | 64,9 | 63,2 | 60,8 | 56,9 | 66,6 |
Bürgermeister
Am 22. November 2020 wurde der parteilose Ronny Lars Günkel zum Bürgermeister der Marktgemeinde Hilders gewählt. Er erhielt bei zwei Gegenkandidaten 83,3 Prozent der Stimmen.[11] Seine erste Amtszeit trat er am 16. April 2021 an.
Hubert Blum war von 2003 bis 2021 Bürgermeister von Hilders. Als parteiunabhängiger Bewerber wurde er 2002 mit 51,4 Prozent der Stimmen zum Nachfolger des damaligen Bürgermeisters Lothar Klüber (CDU) gewählt.[12] In den Jahren 2008 und 2014 wurde er mit jeweils mehr als 90 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt; bei beiden Wahlen gab es keine Gegenkandidaten.[13][14] Seine Amtszeit endet am 15. April 2021. Hubert Blum hatte Ende Dezember 2019 angekündigt, nicht noch einmal zu kandidieren.[15]
Wappen
Blasonierung: „In Rot drei gekürzte silberne Spitzen (fränkischer Rechen), belegt mit dem schwarzen Antiquagroßbuchstaben H.“[16] | |
Wappenbegründung: Der Ort kam 1342 völlig in den Besitz des Hochstifts Würzburg, das schon vorher dort begütert war. Die Bischöfe richteten ein Amt mit dem Sitz in Hilders ein und hatten dort ein Centgericht. Schon während des Spätmittelalters stark befestigt, erhielt der Ort 1798 Marktrechte von Bischof Georg Karl von Fechenbach. Zahlreiche Verpfändungen an Adelsgeschlechter bis zum 16. Jahrhundert erklären, dass der in patrimonialer Abhängigkeit stehende Ort spät zu eigenem gemeindlichen Wesen kam. Alte Siegel oder Wappen vor dem 17. Jahrhundert fehlen. Das auf Siegel zurückgehende heutige Wappen gleicht durch die silbernen Spitzen in Rot dem Würzburger Hochstiftswappen; die Initiale des Namens ist das eigentliche Ortszeichen. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Evangelische Kirche, erbaut 1895–96, erweitert 1961
- Katholische Pfarrkirche St. Bartholomäus aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert
- Burgruine Auersburg
- Fachwerkhäuser aus dem 17. Jahrhundert
- Reste der Burg Eberstein auf dem Tannenfels beim Ortsteil Brand.
Parks
Hilders liegt inmitten des Biosphärenreservats Rhön mit einer Fläche von 243.323 ha (davon 64.828 ha in Hessen).
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Hilders liegt an der Bundesstraße 278. Südlich vom Ort mündet in diese die Bundesstraße 458, welche in Fulda-Mitte die Bundesautobahn 7 erreicht.
Der Bahnhof Hilders war Knotenpunkt der Bahnstrecke Götzenhof–Wüstensachsen und der Ulstertalbahn. Er war von 1889 bis zur Stilllegung 1986 für den Personenverkehr in Nutzung. Nach Einstellung des Güterverkehrs 1993 wurden 1995 die Gleise demontiert. Teile der früheren Bahnstrecken sind in den Ulsterradweg und den Milseburgradweg, die auf dem ehemaligen Bahnkörper angelegt wurden, einbezogen worden.
Tourismus
Die Kerngemeinde Hilders ist ein anerkannter Luftkurort. Die Ortsteile Batten-Findlos und Simmershausen sind anerkannte Erholungsorte.[17]
Neben den Wander- und Schwimmmöglichkeiten (Freizeitbad Ulsterwelle) wurde 2004 die Gemeinde durch den Milseburgradweg aufgewertet, er führt auf der 1986 stillgelegten Rhönbahntrasse Fulda–Hilders. Im Winter sind gespurte Loipen und an der nahen Wasserkuppe Skipisten für Alpinski vorhanden.
An der Straße nach Frankenheim/Rhön (Thüringen) steht oberhalb des Ortes die 2012 geschlossene ehemalige Jugendherberge. Im Ort befinden sich verschiedene Gasthöfe, Hotels und Pensionen.
Zur Umgebung von Hilders gehört der Buchschirmberg, der sich in einer Halbtagestour besteigen lässt.
Radwanderwege
- Durch die Ortsteile Steinbach, Rupsroth und Eckweisbach verläuft der Milseburgradweg. Er führt als Teil des hessischen Radfernweges R3 und des Bahnradwegs Hessen auf der ehemaligen Rhönbahntrasse Biebertalbahn/Rhönbahn auf einer Länge von 27 Kilometern von Petersberg-Götzenhof bis Hilders durch die hessische Rhön.
- Durch den Ort Hilders führt der Ulstertal-Radweg als Teil des Rhönradwegs. Dieser hat eine Länge von insgesamt 180 km und führt von Bad Salzungen nach Hammelburg, durch alle drei Bundesländer der Rhön: Bayern, Hessen und Thüringen.
Bildung und Freizeit
Bekannt ist Hilders durch die Jugendbildungs- und Freizeitstätten des Jugendwerks St. Michael. Ab 1958 führte der Kapuzinerpater Archangelus Löslein in seiner Funktion als Freigestellter für kirchliche Jugendarbeit des Bistums Fulda in der Nähe des Battensteins am Buchschirm die ersten Zeltlager für Jungen durch. Bis heute werden diese von der Katholischen Jungen Gemeinde (KjG) im Bistum Fulda angeboten, seit 1979 auf dem Thomas-Morus-Zeltplatz.
Auf dem Buchschirm, dem Hilderser Hausberg, steht das Thomas-Morus-Haus, benannt nach dem englischen Lordkanzler Thomas Morus, dem Schutzpatron der Katholischen Jungen Gemeinde. Angegliedert ist ein 17.000 m² großer Zeltplatz mit Spielscheune, einer der größten Zeltplätze der Region, der 1980 eingeweiht wurde. 1985 erfolgte die Einweihung des Thomas-Morus-Hauses als Jugendbildungsstätte durch den damaligen Bischof von Fulda, Johannes Dyba. 2004 wurde das Haus umfassend modernisiert.
Die Pater-Löslein-Hütte in unmittelbarer Nähe ist eine Selbstversorgerhütte, sie dient der Versorgung eines weiteren 8000 m² großen Zeltplatzes. Sie wurde 1977 vom Jugendwerk St. Michael erworben und wird seit 1978 für Freizeiten genutzt. Die mehrmals modernisierte Hütte kann von April bis Oktober benutzt werden.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Werner Böckenförde (* 21. März 1928; † 26. November 2003 in Freiburg i. Br.), Theologe und Jurist, Domkapitular in Limburg, Professor in Frankfurt am Main für Katholisches Kirchenrecht und Staatskirchenrecht.
- Wilhelm Kümpel (* 13. Juli 1920 in Simmershausen; † 1. Februar 2000), deutscher Organist und Kirchenmusikdirektor in Erfurt
- Alexius Molitor (* 19. November 1730; † 16. Juni 1773 in Mainz), Augustiner-Pater und Komponist von Kirchenmusik
- Valentin Scheidler († 10. November 1745 in Würzburg), Professor der Botanik in Würzburg, der die Aufsicht über die Apotheken hatte[18]
- Johann Kaspar Gutberlet (* 13. April 1748; † 16. September 1832 in Würzburg), Mediziner und Anatom an der Universität Würzburg
- Lucie Strewe (* 10. Juni 1887 in Hilders; † 16. Juli 1981 in Berlin-Zehlendorf), während des Nationalsozialismus war sie als Stille Heldin aktiv
- Christoph Schmitt (* 1956 in Hilders), Volkskundler, Leiter der Wossidlo-Forschungsstelle für Europäische Ethnologie an der Universität Rostock
Weblinks
- Offizielle Website der Marktgemeinde Hilders
- Hilders, Landkreis Fulda. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Linkkatalog zum Thema Hilders bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- Literatur über Hilders nach Stichwort In: Hessische Bibliographie
- Literatur von und über Hilders im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2020 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Hilders: Bürgermeister, Webseite der Gemeinde; abgerufen am 23. April 2021
- Hilders, Landkreis Fulda. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 11. April 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 11. Juli 2014.
- „Geschichte Gersfelds - Teil III“, eingesehen am 14. Dezember 2009
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Fulda und Hünfeld und der Stadt Fulda (GVBl. II 330-14) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 220, § 4 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 394 und 395.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2016.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2011.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2006.
- Bürgermeisterwahl in Hilders, Marktgemeinde. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen am 1. April 2021.
- Bürgermeisterwahl in Hilders, Marktgemeinde. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen am 1. April 2021.
- Bürgermeisterwahl in Hilders, Marktgemeinde. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen am 1. April 2021.
- Bürgermeisterwahl in Hilders, Marktgemeinde. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen am 1. April 2021.
- Leon Schmitt, Rainer Ickler: Hilders: Ronny Günkel ist neuer Bürgermeister - Vorgänger spricht von „fulminantem Wahlergebnis“. In: fuldaerzeitung.de. 23. November 2020, abgerufen am 1. April 2021.
- Klemens Stadler: Deutsche Wappen. Angelsachsen-Verlag, Bremen 1967 Band 3 Land Hessen
- 79. Sitzung des Fachausschusses für Kurorte Erholungsorte und Heilbrunnen in Hessen vom 21. November 2012. In: Staatszeiger für das Land Hessen. Nr. 9, 2014, ISSN 0724-7885, S. 187.
- Henning Bärmig: Die Personalbibliographien der an der Medizinischen Fakultät der Alma Mater Julia zu Würzburg von 1582 bis 1803 lehrenden Professoren mit biographischen Angaben. Medizinische Dissertation, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 1969, S. 40 f.