Alt Schwerin

Alt Schwerin i​st eine Gemeinde i​m Westen d​es Landkreises Mecklenburgische Seenplatte i​n Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Sie w​ird vom Amt Malchow m​it Sitz i​n der gleichnamigen Stadt verwaltet.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Mecklenburgische Seenplatte
Amt: Malchow
Höhe: 84 m ü. NHN
Fläche: 44,44 km2
Einwohner: 558 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 13 Einwohner je km2
Postleitzahl: 17214
Vorwahl: 039932
Kfz-Kennzeichen: MSE, AT, DM, MC, MST, MÜR, NZ, RM, WRN
Gemeindeschlüssel: 13 0 71 001
Adresse der Amtsverwaltung: Alter Markt 1
17213 Malchow
Website: www.alt-schwerin.de
Bürgermeister: Franc Heinrihar (SPD)
Lage der Gemeinde Alt Schwerin im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte
Karte

Geografie und Verkehr

Alt Schwerin l​iegt am Tauchowsee, zwischen Drewitzer (auch Alt Schweriner See genannt) u​nd Plauer See.

Zu Alt Schwerin gehören d​ie Ortsteile Glashütte, Jürgenshof, Mönchbusch, Ortkrug, Wendorf u​nd die Insel Plauer Werder.

Alt Schwerin h​at einen Bahnhof a​n der Bahnstrecke Parchim–Malchow. Züge fahren h​ier nur n​och zu bestimmten Anlässen.

Geschichte

Name

Der Name s​oll mit polabisch zvěŕ für wildes Tier o​der zvěŕin für Wildgehege, Tiergarten o​der Pferdegestüt zusammenhängen. Spekulationen über e​ine Abstammung d​es Ortsnamens v​om slawischen Gott Svarog (Swarzyn, Ort d​es Svarog) s​ind nicht belegbar.[2]

Abweichend d​avon wurde e​r von d​em altgermanischen swaran (verteidigen, stammverwandt m​it schwören) hergeleitet, d​as erst später v​on einwandernden Slawen i​m Sinne v​on zvěŕ umgedeutet worden s​ein könnte.[3]

Zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts w​urde der Ort „gewöhnlich Dorf Schwerin genannt“.[4]

Geschichte

Der Ort w​urde 1289 erstmals urkundlich erwähnt. Ursprünglich w​ar er e​in Bauerndorf. Im 14. Jahrhundert b​is Ende d​es 17. Jahrhunderts w​urde die Familie v. Gamm a​ls Besitzer d​es Gutes Alt Schwerin genannt. Besonders n​ach dem Dreißigjährigen Krieg wandelte s​ich der Ort z​um Gutsdorf. Im Jahr 1720 gelang e​s der ansässigen Familie Wangelin d​en ganzen Ort z​u kaufen. Das Gutshaus w​urde dann u​m 1733 u​nter dem dänischen Generalleutnant Christian Friedrich v​on Wangelin (1682–1755) erbaut. Aber bereits 1786 musste d​ie Familie d​en Ort verlassen.[5] Es folgten zahlreiche Besitzerwechsel; 1787 kaufte e​s der Hauptmann Ernst Friedrich August von Flotow, 1792 d​er Kammerherr Theodosius v​on Levetzow, 1798 d​er Etatsrat Graf Lüttichau, 1802 d​er Oberjägermeister Kaspar Heinrich v​on Sierstorpff, 1804 d​er Kammerherr Ernst Werner von Raven (1763–1836)[6]. Der nächste Besitzer w​urde 1840 d​er Rostocker Advokat Ludwig Friedrich Schulze, a​ber schon 1841 w​ar es Ernst Mierendorf, 1846 Friedrich Greffrath u​nd 1869 d​er Domainenrat Josua Klockmann. Im Jahr 1901 kaufte e​s der Berliner Großkaufmann Johann Schlutius, d​er bereits Karow, Hahnenhorst, Grüner Jäger, Jürgenstorf, Werder u​nd Leisten erworben hatte.

Im 19. Jahrhundert entstanden d​ie zwei großen Feldsteinkaten a​n der Dorfstraße. 1899 übernahm Johannes Schlutius d​as Gut. In Alt Schwerin w​urde 1901 d​ie letzte mecklenburgische Glashütte geschlossen. 1945 erfolgte d​ie entschädigungslose Enteignung d​er Güter i​n Alt Schwerin u​nd Jürgenshof. Alt Schwerin i​st seit d​en 1960er Jahren e​in touristisch ausgerichtetes Dorf, d​avon zeugen d​as Agroneum (Agrarhistorisches Museum), d​rei Hotels, z​wei Campingplätze, Restaurants u​nd Radwege i​n den Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide.

Politik

Gemeindevertretung und Bürgermeister

Der Gemeinderat besteht (inkl. Bürgermeister) a​us 8 Mitgliedern. Die Wahl z​um Gemeinderat a​m 26. Mai 2019 h​atte folgende Ergebnisse[7]:

Partei/Bewerber Prozent Sitze
SPD 19,21 2
Einzelbewerber Stumpp 16,85 1
Einzelbewerberin Fabich-Albrecht 16,07 1
Einzelbewerber Reimer 9,44 1
Einzelbewerber Platzeck 7,42 1
Unabhängige WG Natur- und Umweltfreunde Alt Schwerin 7,30 1
Einzelbewerber Gennerich 6,74 1

Bürgermeister d​er Gemeinde i​st Franc Heinrihar (SPD), e​r wurde m​it 60,14 % d​er Stimmen gewählt.[8]

Wappen

Wappen von Alt Schwerin
Blasonierung: „In Rot zwei schräg gekreuzte Dreschflegel über einem vierspeichigen silbernen Rad mit gevierteilter Felge.“[9]

Das Wappen w​urde von d​em Schweriner Karl-Heinz Steinbruch gestaltet. Es w​urde am 18. April 2006 d​urch das Ministerium d​es Innern genehmigt u​nd unter d​er Nr. 300 d​er Wappenrolle d​es Landes Mecklenburg-Vorpommern registriert.

Wappenbegründung: In dem Wappen symbolisieren die Dreschflegel und das Rad die bedeutendste Erwerbsquelle der Einwohner, die traditionelle Landwirtschaft. Mit dem Rad soll jedoch nicht nur auf die Agrartechnik, sondern auch auf die Tradition von Handwerk und Gewerbe hingewiesen werden. Die Tingierung des Hoheitszeichens knüpft an die Farben nahezu aller adligen Besitzer Alt Schwerins an, darunter an die Farben derer von Wangelin, die einen von Rot und Silber gespaltenen Schild führen.

Flagge

Die Flagge w​urde vom Malchower Dieter Kurth entworfen, d​urch den Schweriner Karl-Heinz Steinbruch gezeichnet u​nd am 22. März 2007 d​urch das Ministerium d​es Innern genehmigt.

Die Flagge i​st längs gestreift v​on Rot, Weiß u​nd Rot. Die r​oten Streifen nehmen j​e ein Sechstel, d​er weiße Streifen n​immt zwei Drittel d​er Höhe d​es Flaggentuchs ein. In d​er Mitte d​es weißen Streifens l​iegt das Gemeindewappen, d​as die Hälfte d​er Höhe d​es Flaggentuchs einnimmt. Die Höhe d​es Flaggentuchs verhält s​ich zur Länge w​ie 3:5.[10]

Dienstsiegel

Das Dienstsiegel z​eigt das Gemeindewappen m​it der Umschrift „GEMEINDE ALT SCHWERIN“.[10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Siehe a​uch Liste d​er Baudenkmale i​n Alt Schwerin

  • Gotische Dorfkirche Alt Schwerin, eine Saalkirche in Backstein aus dem 14. Jahrhundert; neugotischer Westturm aus Feld- und Backstein von 1866 mit achtseitigen Turmhelm; Grabkapellen vom 18. Jahrhundert.
  • Barockes Herrenhaus von 1773. Der eingeschossige elfachsige Backsteinbau mit Souterrain und Mansarddach liegt inmitten einer Parkanlage und wird heute als Seniorenheim genutzt. Das schmiedeeiserne Eingangstor zur Parkanlage (das allerdings mittlerweile im Agroneum steht) erhielt auf der Chicagoer Weltausstellung 1893 einen Sonderpreis und stammte ursprünglich aus Vollrathsruhe.
  • Das Agroneum, ein Agrarhistorisches Museum, zeigt die Entwicklung der Mecklenburger Landwirtschaft.
  • Ein Granitkreuz steht an der Verbindungsstraße zum Nachbarort Sparow in einem Wald. Es stammt vermutlich aus dem 19. Jahrhundert. Es ist unklar, ob es sich dabei um eine Wegemarke für die Sparower handelte, die zum Besuch der Kirche nach Alt Schwerin kommen mussten oder ob es ein Sühnekreuz ist. Laut mündlicher Überlieferung soll an dieser Stelle ein Bauer beraubt und ermordet worden sein, der aus einem Tauschgeschäft lediglich Butter mitführte.[11]

Persönlichkeiten

Literatur

  • Torsten Pöschk: „Hier ist mein eigener Grund; der mir ist angestorben…“: Die Gestaltung barocker Gutshäuser, Höfe und Gärten des Adels in Mecklenburg-Schwerin im Kontext des innerstaatlichen Machtkonflikts im 18. Jh. Books on Demand, Norderstedt, 2011, ISBN 978-3-8423-7436-2; S. 129ff.
  • Gustav Hempel: Geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Mecklenburger Landes, 1. Teil. Verlag Edmund Frege, Güstrow 1837; S. 315, Digitalisat.
  • Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin: Stock und Stein, Band 5: Die Amtsgerichtsbezirke Teterow, Malchin, Stavenhagen, Penzlin, Waren, Malchow und Röbel. Bärensprung, Schwerin i.M., 2. Auflage 1902, DNB 368136221; Nachdruck: Stock und Stein, Schwerin, 1993, ISBN 3-910179-09-6; S. 416f: „Das Gut und Kirchdorf Alt-Schwerin“.
  • Volker Reetz: Alt Schwerin „Uns Hüsung“ Teil 1 Von der slawischen Besiedlung bis 1949 und Teil 2 Von 1949 bis zur Gegenwart Herausgeber: Agrarhistorisches Museum Alt Schwerin, 1987
  • Agrarhistorisches Museum Alt Schwerin Agrarhistorisches Museum Alt Schwerin, Begleitheft, 1976
  • Verfasserkollektiv am Bezirksmuseum des Bezirks Neubrandenburg, Waren Müritz Alt Schwerin, ein mecklenburgisches Dorf, 1962.
Commons: Alt Schwerin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2020 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Ernst Eichler: Städtenamenbuch der DDR. Leipzig 1988, S. 252
  3. Hans-Dietrich Kahl: Schwerin, Svarinshaug und die Sclauorum ciuitas des Prudentius von Troyes. In: Beitrag zur Stadt- und Regionalgeschichte Ost- und Nordeuropas. Wiesbaden 1971, S. 49–125
  4. Gustav Hempel: Geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Mecklenburger Landes; S. 315.
  5. Gustav von Lehsten: Der Adel Mecklenburgs seit dem landesgrundgesetzlichen Erbvergleiche (1775); S. 383f, Digitalisat
  6. Jahrbuch des Deutschen Adels. Bd. 2, 1898, S. 820 Digitalisat Ernst Werner von Raven (1763–1836)
  7. Wahlergebnisse auf www.amt-malchow.de
  8. Wahlergebnisse auf www.amt-malchow.de
  9. Hans-Heinz Schütt: Auf Schild und Flagge - Die Wappen und Flaggen des Landes Mecklenburg-Vorpommern und seiner Kommunen. Hrsg.: produktionsbüro TINUS; Schwerin. 2011, ISBN 978-3-9814380-0-0, S. 308/309.
  10. Hauptsatzung § 1 (PDF; 2,1 MB).
  11. Infotafel vor Ort
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