Albaner in Nordmazedonien
Die Albaner in Nordmazedonien (albanisch Shqiptarët në Maqedoninë e Veriut, mazedonisch Албанци во Северна Македонија Albanci vo Severna Makedonija) bilden die größte ethnische Minderheit des Landes und stellen in 13 (einschließlich zwei Bezirken in der Hauptstadt Skopje) von 81 Opštini über die Hälfte der Bevölkerung. Laut der letzten Volkszählung im Land vom Jahr 2002 wird ihre Zahl mit 509.083 Personen angegeben, was 25,17 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht.[1] Einige albanische Parteien, Organisationen, Vereine und Nicht-Regierungsorganisationen schätzen die Zahl der albanischen Volksgruppe jedoch weitaus höher ein.
Die Albaner sind eine autochthone Bevölkerung in Nordmazedonien und leben seit Jahrhunderten mit (slawischen) Mazedoniern, Türken, Roma und Serben nebeneinander. Nach dem Fall des Osmanischen Reichs Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die albanisch bewohnten Gebiete des heutigen Nordmazedoniens an das Königreich Serbien. Das Mutterland Albanien umfasste somit nur etwa die Hälfte der von Albanern bewohnten Region des Balkans.
Geographische Verteilung
Die Albaner Nordmazedoniens leben hauptsächlich im westlichen Teil des Landes. Ihr Siedlungsgebiet zählt zum geschlossenen Sprachraum des Albanischen auf der Balkanhalbinsel, ist jedoch teilweise auch von anderen Ethnien besiedelt. Seit 1912 ist dieses Siedlungsgebiet durch Grenzen von Albanien und Kosovo getrennt.
Die albanische Bevölkerung des Landes siedelt insbesondere am Ohridsee, im Flusstal des Schwarzen Drins, am oberen Flusslauf des Vardars und im Becken von Kumanovo. Weitere Siedlungsgebiete sind die Ebene von Bitola sowie einige Gegenden im westlichen Hügelland Nordmazedoniens zwischen Bitola und Skopje, jedoch bilden die Albaner hier meist eine Minderheit in der Gesamtbevölkerung.
100–50 % | 50–20 % | < 20 % (Auswahl) |
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Lipkovo | Kumanovo | Ilinden |
Studeničani | Petrovec | Veles |
Aračinovo | Zelenikovo | Gradsko |
Tearce | Skopje | Drugovo |
Tetovo | Čučer-Sandevo | Centar Župa |
Želino | Sopište | Debarca |
Brvenica | Jegunovce | Ohrid |
Bogovinje | Čaška | Demir Hisar |
Vrapčište | Dolneni | Resen |
Gostivar | Kruševo | Bitola |
Oslomej | Kičevo | Mavrovo und Rostuša |
Zajas | ||
Debar | ||
Struga |
- Die Gemeinden in Kursiv wurden 2013 mit der Gemeinde Kičevo fusioniert.
Demographisches Verhalten
1948 | 1953 | 1961 | 1971 | 1981 | 1991 | 1994 | 2002 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Mazedonier | 68,5 | 66 | 71,2 | 69,3 | 67 | 65,3 | 66,6 | 64,18 |
Albaner | 17,1 | 12,4 | 13 | 17 | 19,8 | 21,7 | 22,7 | 25,17 |
Wie in der Tabelle ersichtlich, erlebte der Anteil der Albaner zwischen 1948 und 1953 einen ausgesprochen tiefen „Sturz“. Demnach fiel er von 17,1 auf 12,4 Prozent. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sich bei der Volkszählung 1953 viele als Türken klassifizierten, um so in die Türkei auswandern zu können. Deswegen stieg auf der anderen Seite der Anteil der türkischen Bevölkerung von 8,3 % (1948) auf 15,6 % (1953).
Auch zu bemerken sind die Daten von 1991. Die damalige in Jugoslawien ausgeführte Volkszählung wurde von der Mehrheit der albanischen Bevölkerung Jugoslawiens boykottiert. Diese Angaben beruhen daher auf Daten aus Melderegistern sowie Fortschreibungen.
Geschichte
- Für die Geschichte bis 1912 siehe Geschichte Albaniens und Makedonien, für die anschließenden Ereignisse siehe auch Geschichte Nordmazedoniens
Trennung von Albanien – Teil Serbiens (Jugoslawiens)
Im Dezember 1912, kurz nach der Niederlage des Osmanischen Reiches gegen den Balkanbund in den Balkankriegen, versammelten sich Botschafter der damaligen Großmächte (Großbritannien, Deutschland, Russland, Österreich-Ungarn, Frankreich und Italien) in London zur Klärung der offen gebliebenen Fragen des Konflikts. Die Londoner Botschafterkonferenz anerkannte aufgrund der Unterstützung Österreich-Ungarns und Italiens einen unabhängigen albanischen Staat. Die Grenzen des neuen Staats bezogen jedoch weite Gebiete des albanischen Siedlungsraumes nicht mit ein. So fiel ein großer Teil des albanischen Siedlungsgebietes dem Königreich Serbien zu, darunter auch jene in der Vardarska banovina (serbischer Teil der historischen Region Makedonien), die später in etwa zur Sozialistischen Republik Mazedonien wurde.[3]
Nachkriegszeit – sozialistisches Jugoslawien
Als die Sozialistische Republik Mazedonien 1946 ausgerufen wurde, garantierte deren kommunistische Verfassung den Minderheiten das Recht auf kulturelle Entwicklung und den freien Gebrauch ihrer Sprache.[4] Sofort begann man mit der Errichtung von Schulen für die Minderheiten, um deren hohe Analphabetenrate zu senken. In den folgenden zwei Jahrzehnten wurden kontinuierlich Maßnahmen eingeleitet, um die albanische Volksgruppe in das wirtschaftliche und soziale Leben des neuen sozialistischen Staates einzugliedern sowie dessen soziale Möglichkeiten zu verbessern. So stieg seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Bevölkerungszahl des Landes stetig. Zwischen 1953 und 2002 wuchs auch die albanischsprachige Bevölkerung um 31,3 Prozent.
Zerfall Jugoslawiens – soziale Spannungen zwischen den Ethnien
In den späten 1980er Jahren, als der Provinz Kosovo die Autonomie durch Jugoslawien entzogen wurde und somit die Unterdrückung der albanischen Volksgruppe zunahm, fanden ähnliche Entwicklungen auch in der Teilrepublik Mazedonien statt. Diese Assimilationspolitik wurde zusätzlich mit der Verfassungsänderung von 1990 verdeutlicht: Mazedonien wurde von als ein Staat des mazedonischen Volkes und der albanischen und türkischen Nationalitäten zu einem Nationalstaat des mazedonischen Volkes neu definiert.
Am 8. September 1991 erklärte sich Mazedonien als vierte Teilrepublik Jugoslawiens (nach Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina) für unabhängig und es fanden zum ersten Mal freie Parlamentswahlen statt. Der Demokratisierungsprozess wurde somit eingeleitet. Mazedonien trat als einzige Teilrepublik ohne Belgrader Widerstand aus der sozialistischen Bundesrepublik aus. Im Gegensatz zu Slowenien, Kroatien sowie Bosnien und Herzegowina gab es in Mazedonien keinen Krieg.
Im Januar 1992 organisierten Albaner im südwestmazedonischen Struga ein Referendum über eine territoriale Autonomie. Mit der Begründung, dass dieses Vorhaben sezessiv sei, erklärte die mazedonische Regierung das Vorhaben als illegal. Der Rat der albanischen politischen Parteien im ehemaligen Jugoslawien beschloss, dass die Autonomie die letzte Möglichkeit der Albaner in der Republik Mazedonien wäre, wenn alle anderen demokratischen Bemühungen scheitern würden. Diese Autonomieerklärung der „Republik Ilirida“ wird nicht von allen politischen Parteien der Albaner Mazedoniens unterstützt, vielmehr war sie ein symbolischer Akt.
Die Missstände der ethnischen Minderheiten vergrößerten sich kontinuierlich. Im Februar 2001 eskalierten schließlich die offenen Feindseligkeiten in bürgerkriegsähnliche Zustände. Der Aufstand wurde durch die Nationale Befreiungsarmee (albanisch Ushtria Çlirimtare Kombëtare, kurz UÇK) im Nordwesten und Norden des Landes an der Grenze zu Kosovo bzw. Serbien geführt. Unter internationaler Vermittlung wurde im Juli 2001 ein Waffenstillstand vereinbart. Das Rahmenabkommen von Ohrid sollte eine angemessene Repräsentation der albanischen Minderheit in Politik und Verwaltung sichern sowie die Nationale Befreiungsarmee entwaffnen. Ein integraler Bestandteil des Abkommens ist zum Beispiel eine Gleichsetzung der albanischen mit der mazedonischen Sprache in Gemeinden, wo Albaner über 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen.[5]
Das Abkommen wurde durch die nachfolgenden Regierungen (unter anderem VMRO-DPMNE) mehr oder weniger ausgeführt, jedoch blieben grundlegende Fragen weiterhin offen und eine gesellschaftliche Gleichstellung mit dem (slawisch-)mazedonischen Volk ist bis heute nicht erreicht. Immer wieder flammen nationalistisch motivierte Konflikte – auf beiden Seiten, vor allem durch Jugendliche – auf.
Soziale Situation
Große Teile der albanischen Bevölkerung in Nordmazedonien sind in der Vergangenheit regelmäßig ausgewandert. Neben wirtschaftlichen Gründen gab es auch politische und religiöse Motive. Erstes Ziel im frühen 20. Jahrhundert war meist die Türkei, wo die Emigranten auf mehr Religionsfreiheit trafen. Viele beherrschten schon die türkische Sprache und waren auch meist mit der dortigen Kultur vertraut. Nach dem Zweiten Weltkrieg änderten sich die Ziele der Emigranten, und nunmehr waren West- und Mitteleuropa sowie die Vereinigten Staaten Aufnahmeländer der nach Arbeit suchenden Menschen; aber auch in Süd- und Nordeuropa sowie in Australien entstanden zahlreiche, jedoch kleinere Immigranten-Gemeinden. In der neuen Welt angekommen, verrichteten die Albaner vorerst niedere Arbeit im Baugewerbe, in Bergwerken, Fabriken, in der Landwirtschaft und Viehzucht sowie in der Gastronomie. Der niedrige Bildungsstand und die fehlenden finanziellen Mittel hinderten die Einwanderer an einer Verbesserung ihrer Lebenslage. Auch dort anzutreffende Fremdenfeindlichkeit und die Nicht-Beherrschung der neuen Sprache machten den Emigranten schwer zu schaffen.
Ab den späten 1980er Jahren verschlechterte sich die politische und rechtliche Lage der Albaner im gesamten Jugoslawien zusehends. Die Diskriminierung in der Arbeitswelt nahm zu, Rechte und Freiheiten wurden stark eingeschränkt, und die Zahl der gewalttätigen Übergriffe auf beiden Seiten (Albaner und Mazedonier) stieg rasant an. Durch diese von der mazedonischen Regierung betriebene Minderheitenpolitik verschärften sich die Spannungen zwischen den Völkern innerhalb Mazedoniens, und überall erstarkte der Nationalismus. 2001 kam es zu einem Aufstand albanischer Freischärler. Nach mehrmonatigen Kämpfen zwischen albanischen Guerilla-Kämpfern und der mazedonischen Polizei beziehungsweise Armee wurde im August des gleichen Jahres ein Rahmenabkommen in der Stadt Ohrid vereinbart. Die wichtigsten Vertreter beider Seiten sowie ausländische Gesandte kamen zusammen und unterzeichneten den Vertrag, der als Kerninhalt neben der Entwaffnung der Ushtria Çlirimtare Kombëtare (UÇK) auch die Wahrung der Minderheitenrechte der Albaner beinhaltete. Aus der UÇK ging nach 2001 die heutige Partei Demokratische Union für Integration (BDI) heraus, die als stimmenstärkste unter den Albanern gilt. Seitdem war sie mehrere Male Teil von Regierungen (vor allem VMRO-DPMNE) und konnte Minister stellen. Aber auch die Albanische Demokratische Partei (PDSH) bildete – meist mit den Sozialdemokraten – Regierungen. Als Kernaufgabe stellten sich die albanischen Parteien die Umsetzung des Abkommens, was größtenteils gelungen ist. Die Erfolge werden jedoch pausenlos von kriminellen Vorfällen auf beiden Seiten überschattet. Extreme Nationalisten aus beiden Völkern haben sich die Zerstörung der „feindlichen“ Ethnie und deren Kulturgüter zum Ziel gesetzt und organisieren dauernd Sabotageakte und Übergriffe auf Moscheen und Tekken beziehungsweise Kirchen und Klöster. Dadurch steigen die Spannungen zwischen den Ethnien noch mehr, und als Reaktion versammeln sich Bürger zu Demonstrationen, die teils friedlich und teils gewalttätig verlaufen.[6]
Die Regierung in Skopje verhält sich zur innenpolitischen Situation meistens passiv und erwähnt ständig das Rahmenabkommen von Ohrid, worauf sich alle Ethnien besinnen sollen. Auch offizielle albanische Stellen mahnen zur Ruhe und Ordnung sowie zur Pflege der zwischenethnischen Beziehungen.
Die Albaner in Nordmazedonien halten wirtschaftliche und kulturelle Verbindungen mit Albanien und dem Kosovo aufrecht.
Politik
Die Parteilandschaft der albanischen Minderheit Nordmazedoniens ist in viele kleine politische Parteien zersplittert. Zwei größere bestimmten in der Vergangenheit und bis in die heutige Zeit hinein das politische Geschehen der Minderheit: die 1997 gegründete Albanische Demokratische Partei (PDSH) und die 2001 gegründete, als Nachfolgeorganisation der UÇK entstandene Demokratische Union für Integration (BDI). Weitere neuere Parteien sind die Neue Demokratie (DR) von 2008 und vor allem die Nationale Demokratische Wiedergeburt (RDK) von 2011. Bis 2008 spielte zudem die Partei für Demokratische Prosperität eine zentrale Rolle in der Politik der Albaner Mazedoniens. Die Sitzverteilung der albanischen Parteien im Parlament Nordmazedoniens (mazedonisch Собрание, Sobranie; albanisch Kuvend/-i) sah bei den Wahlen von 2011, 2014 und 2016 wie folgt aus:[7][8][9]
Partei | Akronym | Parlamentssitze 2011 von 123 | Prozentualer Anteil 2011 | Parlamentssitze 2014 von 123 | Parlamentssitze 2016 von 120 |
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Demokratische Union für Integration | BDI | 15 | 12,20 % | 19 | 10 |
Albanische Demokratische Partei | PDSH | 8 | 6,50 % | 7 | 2 |
Nationale Demokratische Wiedergeburt | RDK | 2 | 1,63 % | – | |
Bewegung Besa | – | – | – | 5 | |
Albanische Allianz | – | – | – | 3 | |
Unabhängige Kandidaten | – | – | 1 | ||
Insgesamt | 25 von 123 | 20,33 % | 27 | 20 |
Zu den wichtigsten nicht-parlamentarischen politischen Bewegungen der albanischen Minderheit zählt die Bürgerbewegung Zgjohu! („Wach auf!“).
Kultur
Kulturell sind die Albaner Nordmazedoniens mit Albanien und Kosovo in der Albanosphäre verbunden. Die gemeinsame Flagge, die nationale Hymne, die gemeinsame Geschichte, die nationalen Volkslieder, die gemeinsame Sprache und vieles mehr zählen zu den verbindenden Faktoren.
Bildung in albanischer Sprache findet in allen Stufen statt, so auch in der seit 2004 Staatlichen Universität Tetovo, die 1994 gegründet wurde. Die South East European University bietet seit ihrer Gründung 2001 ebenfalls Unterricht in albanischer Sprache an. Die Stadt Tetovo übernimmt im Land zugleich für die albanische Bevölkerung eine zentrale Rolle: hier haben die meisten politischen Parteien, viele Nichtregierungsorganisationen und Firmen sowie Landesvereine ihren Sitz.
Die Kultur der Albaner war neben der osmanischen Einwirkung, wie in Albanien und Kosovo, auch von serbischen und bulgarischen/mazedonischen Elementen beeinflusst. Aber auch umgekehrt flossen Bestandteile der albanischen Kultur in die genannten Völker. Dieses symbiotische Zusammenleben mit den anderen Nationen machte die Albaner Nordmazedoniens selbstständiger von den Kulturen Albaniens und des Kosovo.
Die größten Medien der albanischen Minderheit in Nordmazedonien sind der Privatsender Alsat-M, die jeden zweiten Tag erscheinende Zeitung Zhurnal,[10] die Tageszeitung Koha,[11] und der albanische Kanal MRT Sat2 der Makedonska Radio-Televizija.[12]
Sprache
Die Muttersprache der Albaner Nordmazedoniens ist die zum Indoeuropäischen gehörende albanische Sprache, die in den Gemeinden mit über 20 Prozent der Bevölkerung Albaner als zweite Amtssprache gilt. Das Mazedonische und Türkische werden von einigen Bevölkerungsschichten fließend beherrscht, unter anderem von denjenigen in ethnisch gemischten Städten und Dörfern. In der Schule werden neben der Amtssprache Mazedonisch auch Englisch und Französisch unterrichtet.
Für die Sprachgeschichte des Albanischen spielt die südwestmazedonische Stadt Bitola (Monastir; alb. Manastir) eine wichtige Rolle. 1908 fand dort vom 14. bis 22. November der Kongress von Monastir statt, welcher den einheitlichen Gebrauch der albanischen Schriftsprache mit den bis heute geltenden Regeln festlegte. Die Teilnehmer einigten sich auf eine streng phonetische Schreibweise mit nur zwei Sonderzeichen (Ç/ç [ʧ] und Ë/ë [ə]).
Das Albanische kennt zwei Dialekte, deren beide Sprachräume sich im Südwesten Nordmazedoniens angrenzen. Diese regionalen Mundarten werden in den nachfolgenden zwei Abschnitten näher beschrieben.
Gegisch
Die Mehrheit der Albaner in Nordmazedonien spricht gegische Varietäten der albanischen Sprache, die teilweise sehr unterschiedlich zueinander sind. Das gegischsprachige Gebiet Nordmazedoniens wird linguistisch (meist) in zwei Zonen geteilt: die nördliche größere (genannt „Nordost-Gegisch“) umfasst die Regionen von Kumanovo (alb. Kumanova), Skopje (Shkup), Tetovo (Tetova), Gostivar und Kičevo (Kërçova). Die südliche kleinere Zone (genannt „Zentral-Gegisch“) umfasst Debar (Dibra) und Struga (zu den verschiedenen Dialekten des Albanischen siehe hier).
Toskisch
In der Region des Ohrid- und Prespasee sowie in der Umgebung der Städte Bitola, Kruševo und Dolneni gibt es zudem einige Dörfer, wo toskische Dialekte gesprochen werden. Am Ohridsee sind dies Frangovo (alb. Frëngova), Kališta (Kalisht), Radolišta (Ladorisht), Zagračani (Zagraçan) und zum Teil auch in Dolna Belica (Belica e Poshtme) und als Einwanderersprache in den Städten Struga und Ohrid (Ohër). Am Prespasee sind dies die Dörfer Arvati, Asamati, Gorna Bela Crkva (Kisha e Bardhë e Sipërme), Grnari (Gërnar), Dolna Bela Crkva (Kisha e Bardhë e Poshtme), Kozjak, Krani (Kran), Nakolec, Sopotsko (Sopocka) und die Stadt Resen (Resnja). In der Region Bitola (Manastir) sind es die Dörfer Trnovo (Tërnova), Nižepole (Nizhepola) und Bratin Dol (Bratin Doll) sowie als sehr kleine Minderheit auch in der Stadt selber. In der Gemeinde von Kruševo (Krusheva) lebt zudem eine große toskisch-albanische Minderheit (etwa 20 Prozent der Gesamtbevölkerung). Zu den Dörfern mit mehrheitlich albanischer Bevölkerung zählen Aldanci (Alladinc), Belušino (Bellushina), Borino (Borina), Jakrenovo (Jakrenova), Norovo (Norova), Presil (Presill) und Saždevo (Sazhdeva). In der Gemeinde von Dolneni (Dollnen) haben sechs Dörfer albanische Einwohner, jedoch stellen sie davon nur in Crnilište (Cënilisht) und Žitoše (Zhitoshja) die große Mehrheit. Alle toskischen Varietäten innerhalb Nordmazedoniens zählen sprachwissenschaftlich gesehen zum „Nord-Toskischen“ (zu den verschiedenen Dialekten des Albanischen siehe hier).
Religion
Im Gegensatz zu den Albanern in Albanien und im Kosovo gehören die Albaner in Nordmazedonien fast ausschließlich dem Islam an. Als Sunniten bekennen sie sich zum Koran und zur Sunna (Tradition des Propheten Mohammed); meist gilt die Rechtsschule der Hanafiten. In den letzten Jahren breitete sich in geringer Größe auch die Glaubensrichtung der Wahhabiten und Salafisten aus. Im Unterschied zu Albanien gibt es in Nordmazedonien so gut wie keine schiitische Bektaschi. Auch Christen (orthodoxe und katholische) sind unter den Albanern nahezu keine anzutreffen, was in Albanien und im Kosovo ganz anders ist.
Muslime
Mit der Einverleibung des Balkans in das Osmanische Reich fasste auch der Islam Fuß im Gebiet des heutigen Nordmazedonien. Die Osmanen errichteten Moscheen, Medresen, Hamame, Karawansereien (Hane) und Türben. Bis die Albaner zur neuen Religion konvertierten, dauerte es noch einige Jahrzehnte wenn nicht Jahrhunderte. Auch Mazedonier (zur osmanischen Zeit sich noch als Bulgaren ansehend) konvertierten zu einem gewissen Teil (Torbeschen), doch die Mehrheit behielt ihren christlich-orthodoxen Glauben. Die wenigen nicht konvertierten Albaner bulgarisierten sich schnell. Mit der Einwanderung vieler Türken nach Südosteuropa als Händler, Diplomaten oder auch nur als Bauern wurde das Gebiet des heutigen Mazedoniens regelrecht multikulturell. Viele Albaner (vor allem in den Städten) behaupteten sich als Türken, da sie sich damit eine höhere soziale Stellung erhofften und sich besser mit dem Islam identifizieren konnten. Noch heute tun dies viele Familien, doch ihre Zahl wird immer kleiner, da die Türkei heute eine weniger wichtige Rolle im Land einnimmt, als sie dies noch vor 100 Jahren tat.
In vielen Städten ließen sich während der osmanischen Ära zudem Sufisten nieder, die den Islam in Mazedonien mit den vielen Tekken stark beeinflussten.
Viele muslimische Albaner feiern bis heute noch einzelne ursprünglich christliche Traditionen, wie zum Beispiel den Georgstag (alb. Shën Gjergji) oder den Namenstag von Demetrios von Thessaloniki (Shën Mitri).
Orthodoxe
In den letzten Jahren ist eine verstärkte Präsenz christlich-orthodoxer Albaner im öffentlichen Leben Nordmazedoniens, die auch als „nationale Wiedergeburt“ bezeichnet wird, zu beobachten. Maßgeblich dazu beigetragen hat der Politiker Branko Manoillovski, der sich als christlich-orthodoxen Albaner bezeichnet und Abgeordneter der albanischen Partei Demokratische Union für Integration im mazedonischen Parlament ist. Er kündigte an, seine Stimme im Parlament zu nutzen, um die orthodoxen Albaner in das Bewusstsein der nordmazedonischen Öffentlichkeit zu rücken.[13] In einem Interview gab der albanisch-mazedonische Publizist und Schriftsteller Kim Mehmeti, selbst ein Muslim, bekannt, aus einer albanisch-orthodoxen Familie zu stammen.[14]
Über die Anzahl orthodoxer Albaner gibt es keine genauen Daten. In den albanischen Medien wird die Zahl der orthodoxen Albaner zwischen 75.000 und 300.000 geschätzt.[14][15] Dies würde den prozentuellen Anteil der Albaner an der Gesamtbevölkerung von 25 % auf bis zu 40 % erhöhen, wenn man von den Daten der letzten Volkszählung ausgeht und die höhere Schätzung addiert. Innerhalb der albanischen Gemeinschaft läge dann der Anteil der Christen bei 37 %.
Während der Feierlichkeiten zum albanischen Nationaltag im Jahr 2014 in Skopje forderte Branislav Sinadinovski die Gründung einer albanisch-orthodoxen Kirche in Nordmazedonien. Ein Bischof der Mazedonische-Orthodoxen Kirche lehnte diese Idee ab und bezeichneten sie als „chauvinistisches politisches Projekt“.[16] Der orthodoxe Albaner Sinadinovski ist der Autor Buches Orthodoxe Albaner in der Republik Mazedonien.[17] Im April 2016 wurde sein Buch an der Staatlichen Universität Tetovo vorgestellt. Der stellvertretende Parlamentspräsident Rafiz Aliti hielt eine Rede und forderte die muslimischen Albaner auf, „ihre orthodoxen albanischen Brüder zu achten“ und sie vor „Assimilation zu schützen“. Der Rektor der Universität in Tetovo, Vullnet Ameti, ehrte Branislav Sinadovski für „seinen Beitrag zur Beleuchtung der Geschichte der orthodoxen Albaner in Mazedonien“.[18]
Im August 2017 wurde die Gemeinschaft der orthodoxen Albaner in Mazedonien (alb. Bashkësia Ortodokse e Shqiptarëve të Maqedonisë) gegründet.[19]
Persönlichkeiten (Auswahl)
Viele Persönlichkeiten aus der albanischen Geschichte stammen aus Nordmazedonien. Aber auch heute noch gibt es nennenswerte albanische Schriftsteller, Sportler und Politiker aus Nordmazedonien. Weltweit bekannt ist Mutter Teresa (1910–1997), die als Anjeza Gonxhe Bojaxhiu in Skopje geboren wurde und durch ihre humanitären Hilfsprojekte für Arme weltweit Bekanntheit erlangte. Ihre Familie stammt hingegen nicht aus Nordmazedonien, der Vater kam aus Albanien und die Mutter aus dem Kosovo.
Zu den heutigen bekannten Albanern aus Nordmazedonien zählen einige Fußballspieler wie Blerim Džemaili (* 1986 in Tetovo), Admir Mehmedi (* 1991 in Gostivar) und Berat Sadik (* 1986 in Skopje). Früher erfolgreiche Sportler waren Shaban Sejdiu und Shaban Tërstena, die als Ringer mehrfach für Jugoslawien bei den Olympischen Spielen teilnahmen. Shaban Sejdiu gewann bei den Ringer-Europameisterschaften 1977 und 1983 Gold.
Der ehemalige Staatssekretär für Nationale Verteidigung der Türkei Hayrullah Fişek (1885–1975) stammte aus Tetovo und Nexhmije Hoxha (1921–2020), die Witwe des ehemaligen albanischen Diktators Enver Hoxha, wurde in Bitola geboren.
Der Dichter Luan Starova (* 1941 in Pogradec) und der Schriftsteller Kim Mehmeti (* 1955 in Grčec) sind Kulturschaffende des Landes. Die albanischen Politiker Ali Ahmeti (* 1959 in Zajas), Menduh Thaçi (* 1965 in Tetovo) und Arbën Xhaferi (1948–2012) waren aktiv in der nationalen Politik Nordmazedoniens.
Literatur
- Thede Kahl, Izer Maksuti, Albert Ramaj: Die Albaner in der Republik Makedonien. Fakten, Analysen, Meinungen zur interethnischen Koexistenz. In: Wiener Osteuropa Studien. Band 23. Lit Verlag, 2006, ISBN 3-7000-0584-9, ISSN 0946-7246.
- Ilber Sela: Die politische Frage der Albaner in Mazedonien. GRIN Verlag, 2003, ISBN 3-638-18713-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Robert Pichler: Erkundung einer Landschaft. Postsozialistische Lebenswelten im mazedonisch-albanischen Grenzgebiet (Preučevanija pokrajine. Postsocialistični živiljenjski svetovi na obmejnem območju med Makedonijo in Albanijo). Ausstellungskatalog. Hrsg.: Michael Petrowitsch (= catalog #20). Pavelhaus, Laafeld (Potrna) 2012, ISBN 978-3-900181-61-1.
Weblinks
Einzelbelege
- Resultate der Volkszählung 2002 in Mazedonien. (PDF) In: Staatliches Statistikbüro. Abgerufen am 6. Oktober 2013 (englisch, PDF-Datei; 394 kB; S. 34).
- Thede Kahl, Izer Maksuti, Albert Ramaj: Die Albaner in der Republik Makedonien. Fakten, Analysen, Meinungen zur interethnischen Koexistenz. In: Wiener Osteuropa Studien. Band 23. Lit Verlag, 2006, ISBN 3-7000-0584-9, ISSN 0946-7246, Getrennte Wege: Das demographische Verhalten von Makedoniern und Albanern in Makedonien 1944-2004, S. 170–171.
- Katrin Boeckh: Von den Balkankriegen zum Ersten Weltkrieg. Kleinstaatenpolitik und ethnische Selbstbestimmung auf dem Balkan (= Südosteuropäische Arbeiten. Band 97). Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1996, ISBN 3-486-56173-1, S. 42–44 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Cvetan Cvetkovski: Constitutional History of Macedonia. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Centre for European Constitutional Law. Archiviert vom Original am 27. März 2008; abgerufen am 6. Oktober 2013 (englisch).
- Framework Agreement. In: OSZE. Abgerufen am 30. März 2018 (englisch, PDF).
- Mazedonien: Keine Toleranz bei Misshandlungen durch Polizeikräfte. Amnesty International, abgerufen am 25. Oktober 2012.
- Assembly of the Republic of Macedonia – Members of Parliament: MP’s 2011–2014. In: Offizielle Website des mazedonischen Parlaments. Abgerufen am 30. März 2018 (englisch).
- Assembly of the Republic of Macedonia – Members of Parliament: MP’s 2014–2016. In: Offizielle Website des mazedonischen Parlaments. Abgerufen am 30. März 2018 (englisch).
- Assembly of the Republic of Macedonia – Members of Parliament: MP’s 2016–2020. In: Offizielle Website des mazedonischen Parlaments. Abgerufen am 30. März 2018 (englisch).
- Zhurnal. In: Offizielle Internetseite. Abgerufen am 10. Oktober 2012 (albanisch).
- Koha. In: Offizielle Internetseite. Abgerufen am 10. Oktober 2012 (albanisch).
- MRT Sat2 live. In: MRTV. Abgerufen am 30. März 2018.
- Rrëfim ekskluziv, Branko Manojlovski: Nga foltorja e Parlamentit do të them se jam shqiptar (Branko Maniollovski: Vom Rednerpult des Parlaments aus werde ich sagen, dass ich Albaner bin). In: flaka.com.mk. 9. Dezember 2016, abgerufen am 27. Dezember 2017 (albanisch).
- Shqiptarët ortodoksë: Kthimi i vëllezërve të gjakut (Orthodoxe Albaner: Die Rückkehr der Blutsbrüder). In: Telegrafi. 16. Juni 2017, abgerufen am 27. Dezember 2017 (albanisch).
- Sinadinovski: Jemi 75 mijë shqiptarë ortodoks në Maqedoni (Sinadinovski: Wir sind 75.000 orthodoxe Albaner in Mazedonien). (Nicht mehr online verfügbar.) In: Tetova Sot. 19. März 2017, archiviert vom Original am 28. Dezember 2017; abgerufen am 27. Dezember 2017 (albanisch).
- Peshkopi maqedonas: Krijimi i kishes ortodokse shqiptar, nje projekt shovinist (Mazedonischer Bischof: Die Gründung der albanisch-orthodoxen Kirche in Mazedonien, ein chauvinistisches Projekt). In: Gazeta Tema. 1. Dezember 2014, abgerufen am 27. Dezember 2017 (albanisch).
- Sinadinovski: Të themelohet Kishë Ortodokse për shqiptarët e Maqedonisë (Sinadinovski: Eine orthodoxe Kirche sollte für Albaner in Mazedonien gegründet werden). In: Alsat-M. 1. Dezember 2014, abgerufen am 27. Dezember 2017 (albanisch).
- Në USHT u promovua libri “Shqiptarët Ortodoksë në Republikën e Maqedonisë” (In der Staatlichen Universität Tetovo wurde das Buch “Orthodoxe Albaner in der Republik Mazedonien” vorgestellt). (Nicht mehr online verfügbar.) In: Staatliche Universität Tetovo. 6. April 2016, archiviert vom Original am 28. Dezember 2017; abgerufen am 27. Dezember 2017 (albanisch).
- Shpallet Bashkësia Ortodokse e Shqiptarëve të Maqedonisë. In: Lajm Press. 24. August 2017, abgerufen am 27. Dezember 2017 (albanisch).