Uranbergbau
Uranbergbau ist die Gewinnung von Uran aus Uranlagerstätten. Die größten Uranbergbauländer sind Kanada, Australien,[1] Kasachstan, Russland, Niger, Namibia, Usbekistan und die USA. Rund 70 % der bekannten Uranvorräte Nordamerikas finden sich auf indigenem Land.[2] Uran kann auch aus der Asche von Kohlekraftwerken gewonnen werden.
Testbohrungen und Uranbergbau bilden den Beginn der Uranwirtschaft. Über mehrere Verarbeitungsstufen (Aufbereitung zu Yellowcake, dann chemische Umwandlung zu Uranhexafluorid und Uran-Anreicherung) entstehen Brennelemente für Kernkraftwerke.
Erkundung
Am Beginn der Erkundung steht die Wahl des Erkundungskonzeptes. Je nach Geologie zeigen verschiedene Gebiete das Potential für unterschiedliche Uranlagerstättentypen. Danach richtet sich auch die zu verwendende Erkundungsmethode. Dies kann von klassischer geologischer Feldarbeit (Kartierung von Gesteinseinheiten und tektonischen Strukturen), über Wasser- und Bodenluftmessungen bis hin zu geophysikalischen Methoden reichen, wie beispielsweise magnetische, gravimetrische oder radiometrische Messungen. Aufgrund der hohen Kosten kommen Bohrungen meist erst in einer späten Phase der Erkundung zum Einsatz, wenn vorangegangene Methoden ein signifikantes Potential für eine Uranmineralisation nachweisen. Wird eine Vererzung aufgefunden, die ein weiteres Interesse rechtfertigt, folgt ein engmaschigeres Netz von Bohrungen um die Größe des Vorkommens zu ermitteln und seine Wirtschaftlichkeit zu prüfen.
Derzeit in Betrieb befindliche Lagerstätten beinhalten zwischen einigen hunderttausend und einigen hundertmillionen Tonnen Erz mit Urangehalten zwischen 0,01 Gew.% und 15 Gew.%. Die größte Uranressource stellt derzeit die Lagerstätte Olympic Dam in Südaustralien dar mit mindestens 8,4 Mrd. Tonnen Erz und durchschnittlich 0,028 Gew.% Uran (Hauptressource ist allerdings Kupfer, weiterhin Gold und Silber).
Gewinnung
Uran wird im Tagebau, Tiefbau oder durch in-situ-Laugung gewonnen. Die gewählte Gewinnungsmethode richtet sich nach den Eigenschaften des Erzkörpers, wie Tiefe, Form, Erzgehalt, Tektonik, Art des Nebengesteins und anderen Größen. Uran kann als Nebenprodukt bei der Gewinnung anderer Rohstoffe anfallen, so wie der Uranbergbau selbst auch weitere Metalle produzieren kann.
Tiefbau
Ein Großteil des Urans wird im Tiefbau in Teufen von 100 bis über 2000 m gewonnen. Die Lagerstätten werden über Schächte, Stollen, Rampen oder Wendeln erschlossen. Probleme stellen das eindringende Grubenwasser sowie die Bewetterung dar. Das Grubenwasser muss gehoben und gegebenenfalls von Schwermetallen gereinigt werden. Bei der Bewetterung muss sichergestellt werden, dass das sich beim radioaktiven Zerfall von Uran bildende Radon und dessen Folgeprodukte nicht die maximale Arbeitsplatzkonzentration überschreitet. Früher war die unzureichende Bewetterung Hauptursache für die Erkrankung vieler Bergleute an Lungenkrebs.
Die spezielle Abbaumethode wird wiederum nach den Eigenschaften der Lagerstätte gewählt. Vor allem die Form der Erzkörper sowie die Verteilung des Urans darin sind ausschlaggebend. Im Tiefbau lässt sich ein Erzkörper gezielt abbauen, wodurch viel weniger Abraum als im Tagebau anfällt. Die Förderung wird in modernen Bergwerken hauptsächlich mit dieselgetriebener Gleislostechnik realisiert. Die größte Tiefbaugrube ist derzeit McArthur River im kanadischen Saskatchewan mit einer Produktion von etwa 7200 t Uran pro Jahr.[3]
Tagebau
Oberflächennahe oder sehr große Erzkörper werden bevorzugt im Tagebau gewonnen. Dies ermöglicht den Einsatz kostengünstiger Großtechnik. Moderne Tagebaue können wenige Meter bis über 1000 m tief sein sowie einige Kilometer Durchmesser erreichen. Beim Tagebau fallen oftmals große Mengen an Abraum an. Wie im Tiefbau müssen auch für einen Tagebau gegebenenfalls große Mengen Wasser gehoben werden, allerdings stellt die Bewetterung ein weniger großes Problem dar. Der Tagebau Ranger III im australischen Northern Territory ist derzeit der produktivste Urantagebau mit etwa 4.600 t Uran pro Jahr.[3] Die Rössing-Mine in Namibia gilt als größter Urantagebau der Welt.
Lösungsbergbau
Sandsteingebundene Uranlagerstätten können durch Lösungsbergbau (auch ISL für engl. in-situ leaching oder ISR für engl. in-situ-recovery) nutzbar gemacht werden. Der Erzkörper wird durch Bohrungen erschlossen und ein oxidierendes Fluid eingeleitet, welches das Uran mobilisiert. Meist handelt es sich dabei um verdünnte Schwefelsäure. Die Lösung wird über Injektionsbohrungen in den Erzkörper eingeleitet, die sich im äußeren Bereich des Erzkörpers befinden. Im Zentrum des Erzkörpers werden die Produktionsbohrungen niedergebracht, welche die uranhaltige Lösung fördern. Damit wird eine Strömung des Fluids zum Zentrum der Lagerstätte sichergestellt und eine unkontrollierte Verbreitung im Gestein verhindert. Im größeren Umfeld der Lagerstätte befinden sich Monitoring-Bohrungen, mit denen überwacht wird, dass es zu keiner Kontamination im Umfeld der Lagerstätte kommt.
Um diese Methode anwenden zu können, muss das uranhaltige Gestein eine gewisse Durchlässigkeit besitzen, um das Fließen der Lösung zu ermöglichen. Außerdem sollte sie nach oben und unten durch undurchlässige (tonige) Gesteine begrenzt sein. Lösungsbergbau ermöglicht die kostengünstige Gewinnung kleiner Erzkörper. Vorteil ist, dass es zu keiner tatsächlichen Bewegung von Gestein kommt und auch kein Abraum anfällt.
Der Lösungsbergbau soll in Zukunft eine größere Rolle einnehmen, bedeutende Betriebe gibt es in Kasachstan, Usbekistan, den USA und Australien. Der bedeutendste Betrieb im Jahr 2009 war Tortkuduk (Eigentümer: Areva und Kazatomprom) in Kasachstan mit einer Urangewinnung von 2272 t pro Jahr.[3]
Eine Abwandlung der Methode kam in der Lagerstätte Königstein (Sächsische Schweiz) zum Einsatz. Das Bergwerk wurde von konventionellem Tiefbau auf Untertagelaugung umgerüstet. Zur Verbesserung der Ausbeute wurde der vererzte Sandstein in Abbaublöcke unterteilt, die zunächst gesprengt und anschließend gelaugt wurden.
Uran als Nebenprodukt
In verschiedenen Betrieben wird Uran als Nebenprodukt gefördert. Am bedeutendsten aufgrund seiner Größe ist hierbei die Lagerstätte Olympic Dam, in welcher zusammen mit Gold und Silber pro Jahr etwa 3.400 t Uran als Nebenprodukt des Kupferabbaus (200.000 t pro Jahr) gewonnen wird. Zurzeit läuft eine Machbarkeitsstudie durch den Betreiber BHP Billiton zur Erschließung des Südteils der Lagerstätte, wobei die Produktion schrittweise auf 700.000 t Kupfer und etwa 15.000 t Uranoxid pro Jahr gesteigert werden soll. Eine bedeutende Uranproduktion fand auch auf den Goldgruben des Witwatersrand Goldfeldes in Südafrika statt. Diese soll wieder aufgenommen werden, wobei die wirtschaftliche Bedeutung des Urans die des Goldes übersteigen könnte. Uran wurde auch aus Wässern der Erdölproduktion in der ehemaligen Sowjetunion gewonnen. In Zukunft dürfte auch Uran aus Braunkohlenfilterasche Bedeutung gewinnen. Entsprechende Projekte gibt es in Ungarn und China. In einigen Phosphatlagerstätten ist Uran ebenfalls in gewinnbaren Konzentrationen enthalten. Die Gewinnung aus solchen Vorkommen spielte in der Vergangenheit vor allem in den USA eine Rolle und ist nun in verschiedenen Ländern wieder im Gespräch.
Nebenprodukte des Uranbergbaus
Die Uranlagerstätten des Colorado-Plateaus in den USA waren in der Vergangenheit auch ein sehr bedeutender Lieferant für den Stahlveredler Vanadium. Die große Uranlagerstätte Jabiluka im australischen Northern Territory enthält einen großen Goldanteil. Allerdings wurden weitere Arbeiten auf dieser Lagerstätte durch den Eigner ERA (Energy Resources Australia) vorerst eingestellt, da es großen Widerstand gegen den Abbau durch die Lage im Kakadu-Nationalpark gab. Ähnliche Lagerstätten wie Jabiluka enthalten in Kanada auch teilweise hohe Gehalte an Nickel, allerdings wurde dieses Metall aufgrund der schwierigen Aufbereitung nicht gewonnen. Auf Uranlagerstätten im Erzgebirge wurde in geringem Umfang durch die SAG/SDAG Wismut auch Kupfer, Kobalt, Nickel, Wismut, Blei, Zink, Silber, Zinn, Selen sowie Baustoffe gewonnen.
Unkonventionelle Gewinnung
Verfahren, die zurzeit nicht in industriellem Maßstab zum Einsatz kommen, werden als unkonventionelle Verfahren bezeichnet. Darunter fällt zum Beispiel die Urangewinnung aus Schwarzschiefer, Phosphatgestein oder Braunkohle.
Prinzipiell ist auch die Uran-Extraktion aus Meerwasser möglich, das mit einem Urangehalt von etwa 4,5 Milliarden Tonnen[4] das größte bekannte Uran-Vorkommen darstellt. Dazu könnten spezielle Absorber an Küsten mit hohem Tidenhub oder innerhalb natürlicher Meeresströmungen platziert werden. Auf Basis von Versuchen in den USA und in Japan wurden die Kosten für Uran aus Meerwasser auf ca. 300 $/kg geschätzt.[5][6] Dies liegt weit über den heutigen Marktpreisen, die Gestehungskosten von elektrischer Energie würden sich bei Einsatz dieses teuren Urans um weniger als 0,01 €/kWh erhöhen (Einsatz in heutigen Leichtwasserreaktoren, ohne Wiederaufarbeitung). Da diese Mehrkosten überschaubar sind, muss man Uran aus Meerwasser als wirtschaftlich zugängliche Langzeitreserve (einige Zehntausend Jahre bei heutigem Verbrauch) betrachten, sofern sich die Extraktionsverfahren auch großtechnisch umsetzen lassen.
Kohle enthält fast immer auch Spuren der radioaktiven Elemente Uran, Thorium und Radium. Der Gehalt liegt je nach Lagerstätte zwischen wenigen ppm und 80 ppm.[7] Da weltweit etwa 7800 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr in Kohlekraftwerken verbrannt wird, schätzt man den Gesamtausstoß auf 10.000 Tonnen Uran und 25.000 Tonnen Thorium, der zum großen Teil in der Asche enthalten ist. Die Asche von europäischer Kohle enthält etwa 80–135 ppm Uran.
Zwischen 1960 und 1970 wurde in den USA etwa 1100 Tonnen Uran aus Kohleasche gewonnen. 2007 beauftragte die chinesische National Nuclear Corp die kanadische Firma Sparton Resources, in Zusammenarbeit mit dem Beijing No. 5 Testing Institute Versuche durchzuführen, Uran aus der Asche des Kohlekraftwerks Xiaolongtang in der Provinz Yunnan zu gewinnen. Der Urangehalt der Asche aus diesem Kraftwerk liegt mit durchschnittlich 210 ppm Uran (0,021 % U) über dem Urangehalt mancher Uranerze.[8]
Aufbereitung des Uranerzes
Das im Erz vorhandene Uran wird durch physikalische und chemische Verfahren vom übrigen Gestein getrennt (aufgeschlossen). Dazu wird das Erz zerkleinert (gebrochen, fein gemahlen) und das Uran herausgelöst (ausgelaugt). Dies geschieht mit Säure oder Lauge unter Hinzufügung eines Oxidationsmittels, um das Uran vom sehr schlecht löslichen chemisch 4-wertigen Zustand in die gut lösliche 6-wertige Form zu überführen. Auf diese Weise lassen sich über 90 Prozent des im Erz befindlichen Urans gewinnen.
Unerwünschte Begleitstoffe werden in mehreren Reinigungsschritten durch Dekantieren, Filtern, Extrahieren usw. entfernt. Aus der Flüssigkeit wird Uran ausgefällt, beispielsweise durch Zugabe von Ammoniak. Das ausgefällte Produkt (chemisch: Ammoniumdiuranat) wird wegen seiner gelben Farbe als „Yellowcake“ bezeichnet. In getrockneter Form enthält es 70 bis 80 Gewichtsprozent Uran. Dieses Material wird teilweise noch am Abbauort durch Kalzinierung in Uranoxid umgewandelt.
Die Rückstände der Uranaufbereitung (Tailings) müssen in speziellen Becken langfristig sicher gelagert werden. Sie enthalten noch den größten Teil des Aktivitätsinventars des ursprünglichen Uranerzes (in Form der Zerfallsprodukte des Urans wie beispielsweise Radium) sowie Schwermetalle.
Uranabbau nach Ländern
Deutschland
In Deutschland wurde das erste Uranerz 1839 in Johanngeorgenstadt abgebaut.
Bis 1939 wurden in
ca. 104 Tonnen Uranerz abgebaut.
Davon lieferten Schneeberg 60 und Johanngeorgenstadt 29 t. Die Gewinnung war nur sporadisch und erreichte zwischen 1880 und 1890 ihren Höhepunkt. Trotz staatlicher Förderprogramme zwischen 1910 und 1921, sowie ab 1934 wurden keine nennenswerten Uranvorkommen in den genannten Revieren aufgefunden. Am Ende des Zweiten Weltkrieges verfügte das untergegangene Deutsche Reich über die größten Uranoxidvorräte der Welt, die jedoch zum größten Teil nicht aus Deutschland, sondern aus anderen Ländern stammten.
Ostdeutschland
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und später der DDR durch die SAG/SDAG Wismut intensiver Uranbergbau betrieben. Die Uranlagerstätten des Erzgebirges waren vor dem Krieg zwar teilweise bekannt, wurden jedoch nur in einem geringen Umfang ausgebeutet. Bis 1945 ging man davon aus, dass es sich nur um geringe Vorräte handelt. Die 1945 durch die Sächsische Erzsuchgruppe und ab 1946 durch die Sächsische Gewinnungs- und Erkundungsgruppe durchgeführten Untersuchungen führten zur Entdeckung größerer Vorräte. Das Erkundungsprogramm der SAG/SDAG Wismut wurde auf die gesamte SBZ/DDR ausgeweitet. Dabei wurden die Schwarzschieferlagerstätten bei Ronneburg in Ostthüringen, die Uranvererzung der Kohlen des Döhlener Beckens und die Sandsteinlagerstätte Königstein in der Sächsischen Schweiz entdeckt.
Gefördert wurden bis 1990 ca. 216.300 Tonnen Uran.[9], davon jeweils die Hälfte in Thüringen und Sachsen. Die letzte Vorratsbilanz der SDAG Wismut lag zum 1. Januar 1991 vor. Diese nannte gelöschte Vorräte in Höhe von 251.510 t Uran, Bilanzvorräte von 57.922 t Uran sowie prognostische Ressourcen von 74.078 t Uran.[10]
Westdeutschland
In den drei Westzonen gab es demgegenüber nur kleinere Uranlagerstätten im Schwarzwald, im Bayerischen Wald und im Fichtelgebirge. Erkundet wurden die Kleinstlagerstätten Poppenreuth, Mähring, Wittichen und Rudolphstein, sowie die Kleinlagerstätten Müllenbach (3000 Tonnen), Großschloppen (1500 Tonnen) und Hebanz. Untersucht wurden ebenfalls die im Flußspatrevier Wölsendorf vorkommenden Uranerze. Die einzige Lagerstätte, die über das Erkundungsstadium hinauskam war Menzenschwand. Hier wurden zwischen 1973 und 1991 ca. 480 Tonnen metallisches Uran abgebaut. Die prognostischen Vorräte belaufen sich auf ca. 3500 Tonnen Uran.
Bundesrepublik Deutschland nach der Wiedervereinigung
Nach der Wiedervereinigung war die schon vorher nicht kostendeckende Uranförderung in der DDR, nachdem die Sowjetunion 1990 die Zahlungen eingestellt hatte, nicht mehr überlebensfähig und wurde im Jahr 1991 eingestellt. Im gleichen Jahr wurde die SDAG Wismut in die bundeseigene Wismut GmbH umgewandelt. Nach dem Entzug der Abbaurechte ging die Gewerkschaft Brunhilde 1991 in Insolvenz und der Bergbau in Menzenschwand wurde eingestellt. Die Sanierung der Hinterlassenschaften der Wismut wurde im 2+4-Vertrag der Bundesrepublik übertragen und festgelegt, dass die Sowjetunion und deren Nachfolgestaaten diese Kosten nicht tragen müssen. Seit 1990 wurden die verschiedenen Bergbaubetriebe der Wismut GmbH stillgelegt, in Sanierungsbetriebe umgewandelt und nach und nach geschlossen. Bei der Sanierung fällt, hauptsächlich durch die Reinigung des Flutungswassers des Sanierungsbetriebes Königstein, weiterhin Uran an. Dieses wurde verkauft und die Erlöse für die Sanierung verwendet. Diese Lieferungen wurden 2021 eingestellt, nachdem auf diesem Weg seit 1990 noch etwa 2.000 Tonnen Urankonzentrat verkauft wurden. Die Einstellung dieser Lieferungen bedeutete gleichzeitig den Ausstieg Deutschlands aus der Reihe uranproduzierender Staaten.[11] An anderen Standorten, wie Schlema, Ronneburg und Pöhla werden anfallende Schadstoffe (Uran, Radium, Arsen, Eisen und Mangan) in Wasserbehandlungsanlagen (WBA) aus den Grubenwässern entfernt, mit Zement verfestigt und deponiert. Die behandelten Wässer werden über Fließgewässer dem natürlichen Kreislauf zugeführt.
USA
Die US-Regierung verhängte wegen möglicher Konflikte mit touristischen und Umweltbelangen Anfang 2012 ein 20-jähriges Moratorium für die Erkundung neuer Uranlagerstätten am Grand Canyon.[12]
Der Energiekonzern Anadarko Petroleum verständigte sich im April 2014 mit dem Justizministerium der Vereinigten Staaten auf die Zahlung von 5,15 Milliarden US-Dollar (3,75 Milliarden Euro) wegen Umweltverschmutzung der Tochtergesellschaft Kerr-McGee Corporation an 2700 verseuchten Standorten durch den Uranbergbau. Rund 4,4 Milliarden US-Dollar der vereinbarten Zahlung sollen für die Dekontaminierung von verseuchten Böden ausgegeben werden.[13]
Andere Staaten
Weltweit gibt es viele andere Staaten, in denen Uranabbau betrieben wird, wie beispielsweise Brasilien, Kanada, Australien, China, Kasachstan, Kongo, Namibia, Südafrika. Außerdem planen weitere Staaten, den Uranabbau neu einzuführen oder auszuweiten.[14] Dies geschah zum Beispiel Ende 2013, als die Genehmigung für den Abbau in Kvanefjeld (Südgrönland) erteilt wurde, wo eine Uranlagerstätte in hochsensibler arktischer Natur gefunden wurde (siehe Weltkarte).[15]
Rang | Land | Förderung (in kt) |
---|---|---|
1 | Kasachstan | 21,3 |
2 | Kanada | 9,0 |
3 | Australien | 7,0 |
4 | Niger | 4,7 |
5 | Namibia | 4,5 |
6 | Russland | 2,9 |
7 | Usbekistan | 2,4 |
8 | Vereinigte Staaten | 1,6 |
9 | Volksrepublik China | 1,5 |
10 | Malawi | 1,1 |
Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe.[16]
Risiken
Uran ist ein schwach radioaktiv strahlendes Element, welches in seinen natürlichen Lagerstätten zunächst keine Gefahr für die Umwelt darstellt. Der Urangehalt derzeit genutzter Lagerstätten schwankt mit 0,03 bis 18 Prozent erheblich.[17] Die radiotoxische Gefährlichkeit des Abraums liegt etwa in der gleichen Größenordnung wie die der natürlichen Strahlungsintensität. Außerdem besitzt das taube Gestein, aus dem der Abraum besteht, teilweise hohe Konzentrationen von anderen Metallen, welche eine Gefährdung für die Umwelt darstellen können. Je nach Lagerstättenart, Gewinnungsmethode und Lagerung können die auf den Abraumhalden noch vorhandenen Uran- und Schwermetallverbindungen das Trinkwasser belasten[18], oder durch Staubverbreitung entfernte Gebiete kontaminieren.
Nachdem der Uranabbau in fünf westeuropäischen Ländern komplett eingestellt wurde, findet etwa die Hälfte der Uranförderung derzeit in dünn besiedelten Gebieten Kasachstans, Kanadas und Australiens statt.[3] In Kanada und Australien sind hauptsächlich Ureinwohner betroffen, die sich mittlerweile politisch und rechtlich gegen die auftretenden Schäden wehren. Ein weiteres Viertel des Urans wird in Usbekistan, Niger, Namibia[19] und Russland abgebaut.[3] Etwa 70 % der Lagerstätten befinden sich unter dem Land von indigenen Völkern, die dadurch besonders von den Folgen des Uranabbaus betroffen sind.
Abraum
Hinterlassenschaften des Uranabbaus in Form von Abraumhalden, Absetzseen, Abfalldeponien usw. führen auch in Ländern, die heute kein Uranerz mehr fördern, beispielsweise Tadschikistan und Deutschland, zu einer langfristigen Gefährdung der dort ansässigen Bevölkerung und der Umwelt durch die im Uranerz natürlich vorkommenden Radionuklide.[20]
Mögliche CO2-Belastung der Umwelt
Die vom Österreichischen Ökologie-Institut und der Österreichischen Energieagentur erstellte Studie „Energiebilanz der Nuklearindustrie“ vom November 2011 prognostiziert, dass aufgrund der starken Nachfrage nach Uran und der weltweit abnehmenden Uranreserven die Urangewinnung aufgrund der abnehmenden Uranerzkonzentration in den Lagerstätten immer aufwändiger werden könnte und mit steigenden CO2-Belastungen für die Umwelt verbunden sein würde.[21]
Der Uranerzgehalt würde dabei zum entscheidenden Faktor in der Energiegewinnungskette: ab einem Grenzwert von ca. 0,01 % wird bei der Energiebilanz die Aufbereitung des gewonnenen Uranerzes zum Prozessschritt mit dem höchsten Energieaufwand (über 40 % der eingesetzten Primärenergie) und die Energieintensität des nuklearen Energieerzeugungsprozesses steigt auf über 100 %, d. h., die eingesetzte Energie übersteigt die erzeugte: die Umweltenergiebilanz wird negativ (siehe auch Energieerhaltungssatz); die nukleare Energieproduktion wäre aus energetischer Sicht nicht mehr sinnvoll (bzw. nachhaltig); ab hier wird der Wert von bis zu 288 g CO2-Emission pro nuklear erzeugter kWh elektrischer Energie genannt.[22]
Die Studie wurde im Rahmen des Programms „Neue Energien 2020“ durchgeführt und aus Mitteln der Klima- und Energiefonds gefördert.[23]
Laut einer Studie aus 2008 wäre ab einem Gehalt von "200 Gramm pro Tonne Gestein" (vermutlich abgeleitet vom angloamerikanischen Maßsystem) oder 200 mg/kg "Kohle-Äquivalenz" gegeben; der aus dem Uranerz erzielbare Netto-Energiegewinn wäre gleich der zur Gewinnung nötigen (aus Kohleverbrennung erzeugten) Energie.[24]
Radon
Ein gefährliches Zerfallsprodukt des Urans ist das Edelgas Radon, das farb- und geruchlos aus Aufbereitungsanlagen, Halden, Absetzbecken und Mülldeponien ebenso wie aus Bergwerkstollen entweicht, auch aufgelassenen. Ohne Abdeckung können aus Halden und Absetzbecken dauerhaft erhebliche Mengen Radon freigesetzt werden. Die Freisetzungsrate kann bis zu 10 Bq je Quadratmeter betragen.[25]
In ungenügend belüfteten Räumen oberhalb dieser Anlagen/Orte kann es sich ansammeln und bei einer langandauernden Belastung zu einem deutlich erhöhten Lungenkrebsrisiko führen (Schneeberger Krankheit). Die Internationale Agentur für Krebsforschung der WHO wie auch das Bundesamt für Strahlenschutz und die Strahlenschutzkommission sehen es als erwiesen an, dass Radon auch schon in geringen Dosen signifikant Krebs auslöst. Ein Schwellenwert konnte nicht ausgemacht werden.[26][27] Das arbeitsmedizinische Maß der Radonbelastung im Uranbergbau ist der Working Level Month.
Unfälle
Ganz im Schatten des Reaktorunfalles im Kernkraftwerk Three Mile Island (TMI) 1979 ereignete sich im selben Jahr ein Unfall mit Uranabbau-Abraum, der radiologisch als der schwerwiegendere gilt. Um die Strahlung des Abraumes zu reduzieren, werden oftmals Dämme errichtet und der Abfall dahinter wird mit Wasser überflutet. Der Bruch eines solchen Dammes am Rio Puerco in New Mexico (USA) verursachte das Abströmen von rund 335.000 Tonnen radioaktiven Wassers mit etwa 1.000 Tonnen verseuchter Substanzen in den Rio Puerco, der als Wasserreservoir vor allem der Diné-, Hopi- und Pueblo-Indianer dient. Eine unmittelbar vorgenommene Messung ergab einen gegenüber dem Grenzwert um das 7000-fache erhöhten Messwert für Trinkwasser. Die Information und Aufklärung der betroffenen Menschen gestaltete sich aufgrund des Mangels an elektronischen Kommunikationsmitteln sowie von Bildungsdefiziten äußerst schwierig, man geht von nicht wenigen Krebs-Todesfällen aus.[2]
Hörfunk
- Thomas Gaevert: Das Generationenprojekt – Der Uranabbau in Ostdeutschland und seine Folgen – Produktion: Südwestrundfunk 2019, Erstsendung: 27. Februar 2019, SWR 2
Literatur
- W. G. Bachurow, S. G. Wetscherkin, I. G. Luzenko: Untertägige Laugung von Uranerzen. Hrsg.: Kammer der Technik. Atomisdat, Moskau 1969 (150 S., russisch: Подземное выщелачивание урановых руд. Übersetzt von Dr. Lothar Hartmann, Peter Fichtner).
- C. Keller: Kernbrennstoffkreislauf. Hrsg.: H. Möllinger. Band I. Hüthig, Heidelberg 1978, ISBN 3-7785-0507-6.
- F.-K. Pickert: Brennstoffkreislauf. Deutsches Atomforum, Bonn 1981, ISBN 3-922798-03-4.
- Rimbert Gatzweiler, Diethard Mager: Altlasten des Uranbergbaus (= Die Geowissenschaften. Nr. 11). 1993, S. 5–6 und 164–172, doi:10.2312/geowissenschaften.1993.11.164.
- H. Nobukawa, M. Kitamura, S. A. M. Swilem, K. Ishibashi: Development of a Floating Type System for Uranium Extraction from Sea Water Using Sea Current and Wave Power. In: Proceedings of the 4th International Offshore and Polar Engineering Conference, 10.–15. April 1994. Tagungsband. Osaka 1994, S. 294–300.
- Peter Diehl: Uranium Mining and Milling Wastes (Memento vom 4. April 2004 im Internet Archive). An Introduction. 2003.
- Landtag Sachsen, Parlamentsdokumente, Drs. 4/51 25-2
Weblinks
- Informationen zu den Folgen des Uranabbaus.
- Wismut GmbH
- Wisutec, Tochterunternehmen der G.E.O.S. Freiberg mbH
- Cordula Meyer: Uranförderung in Niger: Der gelbe Fluch. In: Spiegel Online, 2. April 2010
- Bettina Rühl: Die „saubere“ Lösung – Vom Niger und deutschen Atomkraftwerken. dradio.de, Deutschlandfunk, Das Feature, 26. Oktober 2010.
- terra incognita – Die Wismut, dreiteilige Filmdokumentation der Um Welt Film Produktionsgesellschaft mbH, 2016
Einzelnachweise
- Australia’s uranium, Research Note no. 17 2006–07, Parliamentary Library, Australia. (Memento vom 2. Februar 2012 im Internet Archive)
- Nando Stöcklin: Uranwirtschaft in Nordamerika. Die Folgen für die Indigenen. Hrsg.: Incomindios Schweiz. Zürich 2001, S. 9.
- World Uranium Mining. World Nuclear Association, Juli 2008
- Klaus Schwochau: Uran aus Meerwasser. In: Nachrichten aus Chemie, Technik und Laboratorium. 27, 1979, S. 563, doi:10.1002/nadc.19790270907.
- jolisfukyu.tokai-sc.jaea.go.jp (Memento vom 12. Juni 2008 im Internet Archive)
- PDF bei jolisfukyu.tokai-sc.jaea.go.jp (PDF; 2,0 MB)
- Naturally-Occurring Radioactive Materials
- Radioactivity in Coal Ash
- Dietmar Leopold und Michael Paul Das Referenzprojekt Wismut: Sanierung und Revitalisierung von Uranerzbergbaustandorten in Sachsen und Thüringen. in: Proceedings des Internationalen Bergbausymposiums WISMUT 2007. Gera, 10. - 12. September 2007: 21-30
- Autorenkollektiv: Chronik der Wismut. Hrsg.: Wismut GmbH, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, W. Runge. Wismut GmbH, Chemnitz 1999, 1.3.6, S. 14 (CD-ROM).
- Letzte Uran-Laster starten in Königstein In: Sächsische Zeitung (Ausgabe Pirna) vom 1. Juni 2021.
- Heike Wipperfürth: dradio.de Kein Uranabbau im Grand Canyon. In: Deutschlandfunk, Umwelt und Verbraucher, 10. Januar 2012 (14. Januar 2012)
- Süddeutsche.de: US-Energiekonzern zahlt Rekordstrafe für Umweltverschmutzung vom 4. April 2014.
- AtomkraftwerkePlag Wiki: Uranabbau/Der Uranbergbau weltweit
- Grönland erlaubt Uranabbau. Euronews.com vom 25. Oktober 2013.
- Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit von Energierohstoffen 2013. (PDF 11,5 MB) Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), S. 94, abgerufen am 6. Dezember 2014.
- Peter Diehl: Reichweite der Uran-Vorräte der Welt. Greenpeace Deutschland, Berlin Januar 2006 (greenpeace.de [PDF]).
- Zoriy,P., Schläger, M., Murtazaev, K., Pillath, J., Zoriya, M., Heuel-Fabianek, B.: Monitoring of uranium concentrations in water samples collected near potentially hazardous objects in North-West Tajikistan. Journal of Environmental Radioactivity. Nr. 181, 2018, S. 109–117, doi:10.1016/j.jenvrad.2017.11.010.
- Video ZDF-Umwelt: Strahlendes Namibia in der ZDFmediathek, abgerufen am 11. Februar 2014. (offline)
- B. Heuel-Fabianek, M. Schläger: Das Erbe der Urangewinnung in Tadschikistan. In: StrahlenschutzPRAXIS. 4/2010, S. 53–59.
- Österreichisches Ökologieinstitut und Österreichische Energieagentur: Zusammenfassung der Studie: Energiebilanz der Nuklearindustrie. (PDF; 1MB) November 2011, abgerufen am 4. März 2012.
- Storm van Leeuwen, J.W., Smith, P. (2007 und 2008): Nuclear power - The energy balance; Nuclear power insights, Kapitel "05 Climate change" Chaam, Niederlande; zitiert bei Österreichisches Ökologieinstitut und Österreichische Energieagentur: Zusammenfassung der Studie: Energiebilanz der Nuklearindustrie. (PDF; 1MB) November 2011, abgerufen am 31. Januar 2019.
- Wiener Umweltanwaltschaft: Neue Studie über die Lebenszyklusanalyse der Kernenergie (11/2011). (Nicht mehr online verfügbar.) November 2011, archiviert vom Original am 5. Juni 2014; abgerufen am 9. Juni 2017.
- wörtlich: "At a grade of 200 gram uranium per tonne rock as much ore has to be mined and processed as the amount of coal burned to generate the same amount of electricity. The leanest uranium ores exploited today are at or even below this grade.Storm van Leeuwen, J.W., Smith, P. (2007 und 2008): Nuclear power - The energy balance; Nuclear power insights, Kapitel "05 Climate change" Chaam, Niederlande;
- M. Schläger, Kh. Murtazaev, B. Rakhmatuloev, P. Zoriy, B. Heuel-Fabianek: Radon Exhalation of the Uranium Tailings Dump Digmai, Tajikistan. Radiation & Applications. Bd. 1, Nr. 3, 2016, S. 222–228, doi:10.21175/RadJ.2016.03.041 (Open Access).
- IARC Working Group: Radiation IARC Monographs on the Evaluation of Carcinogenic Risks to Humans, No. 100D IARC Working Group on the Evaluation of Carcinogenic Risk to Humans. (PDF) In: National Center for Biotechnology Information, U.S. National Library of Medicine. International Agency for Research on Cancer, 2012, abgerufen am 27. August 2019 (englisch, Seite 241f).
- BfS - Gesundheitliche Wirkungen von Radon - So wirkt Radon auf die Gesundheit. Abgerufen am 27. August 2019.