Menzenschwand
Menzenschwand ist ein heilklimatischer Kurort. Der Ort ist ein Teil der Stadt St. Blasien im Schwarzwald in Baden-Württemberg.
Menzenschwand Stadt St. Blasien | |
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Höhe: | 863 m |
Einwohner: | 526 (Aug. 2020)[1] |
Eingemeindung: | 1. Juli 1974 |
Postleitzahl: | 79837 |
Vorwahl: | 07675 |
Oberes Albtal mit Endmoränen der Kluse (vorn), Stufe zum Krunkelbach-Talboden (Mitte) und Hinterdorf |
Geographie
Menzenschwand besteht aus drei Dorfkernen, Vorderdorf, Mitteldorf und Hinterdorf, und gehört mit knapp 550 Einwohnern zur Stadt St. Blasien im Landkreis Waldshut. Es liegt in dem vom 1493 Meter hohen Feldberg nach Süden herabkommenden Tal der Menzenschwander Alb, das sich oberhalb von St. Blasien mit der westlicher verlaufenden Bernauer Alb vereinigt. Im östlichen Nachbartal liegt der Schluchsee.
Die Tallandschaft von Menzenschwand ist geprägt von Gletscherströmen des Feldberg-Gletschers aus mehreren Eiszeiten. Den bis über 300 Meter mächtigen Hauptgletscher nahm das westlich am Herzogenhorn mit ineinander geschachtelten großen Karen beginnende trogförmige Krunkelbachtal auf. Das südwärtige Albtal mündet in einer kleinen Talstufe von etwa 20 Metern Höhe in das Krunkelbachtal. Die Alb hat dort eine Klamm mit kleinen Wasserfällen (einer davon künstlich) eingeschnitten. Etwas oberhalb quert ein markanter Endmoränenwall das Tal. Die enge Durchbruchsstelle des Baches, die Menzenschwander Kluse, wurde früher zum Aufstau für die Scheitholztrift genutzt. Der beckenförmige Mündungsbereich ist ein zusedimentierter, ehemaliger See. Zahlreiche Rundhöcker prägen die Wiesen der unteren Hangbereiche.
Westlich des Hinterdorfes liegt in einem Kar unter dem Spießhorn (1350,8 m) das kreisrunde Scheibenlechtenmoos, ein Gebirgs-Hochmoor. Auch im Gipfelbereich der nördlich gelegenen Bärhalde finden sich wertvolle kleine Moore verschiedener Entwicklungsstadien.
Große Teile der Gemarkung gehören zum Naturschutzgebiet Feldberg.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1328.
Existenzgrundlagen waren seit jeher Viehwirtschaft und Holzverarbeitung in Heimarbeit wie Schnitzerei (Schneflerei), Drechslerei, Spankorbherstellung. Die Nebenarbeit wurde vermehrt notwendig durch die zunehmende Flurzersplitterung im Realteilungsgebiet des Klosters St. Blasien.
Um 1770 waren die Waldungen der Gemeinde weitgehend dem Holzeinschlag zum Opfer gefallen. Das Holz wurde zum Hochrhein geflößt.
Um 1910 plante der Erbauer und Besitzer des Kurhauses St. Blasien Otto Hüglin ein großangelegtes Projekt mit einem Luxus-Hotel in Menzenschwand und einer Privatbahnanbindung über den Feldberg. Das Projekt wurde nicht realisiert.
Mit der Gebietsreform in Baden-Württemberg wurde mit Wirkung vom 1. Januar 1973 die bis dahin selbständige Gemeinde Menzenschwand, Landkreis Hochschwarzwald, dem Landkreis Waldshut zugeschlagen. Am 1. Juli 1974 wurde sie in die Stadt Sankt Blasien eingegliedert.[2]
Wirtschaft und Verkehr
Landwirtschaft
Menzenschwand ist als Talraum weitgehend geprägt durch die Nebenerwerbslandwirtschaft (Vieh- und Milchwirtschaft, auch Vertragsnaturschutz).
Tourismus
Die wesentliche Erwerbsquelle ist jedoch der Fremdenverkehr mit Beherbergungsbetrieben, Ferienwohnungen und spezifischen Dienstleistungen. Der heutige Ort versteht sich vorwiegend als Wintersportort im Skigebiet Feldberg. Im Ort gibt es ein Skisprungstadion mit zwei Schanzen (im Winter abends Sprungbetrieb bei Flutlicht), drei Lifte in Ortslage (einer gebührenfrei) und fünf auf dem Feldberg, sowie das größte Nordic-Walking-Netz in Deutschland. Ein neueres Angebot ist die Radontherapie.
Bergbau
Im Menzenschwander Krunkelbachtal gibt es ein reiches Uranvorkommen. Von 1961 bis 1991 wurde Uranerz abgebaut, offiziell war die Grube Krunkelbach aber nur ein „Uranaufsuchungsbetrieb“, dessen Hauptzweck die Erkundung und nicht der Abbau sein sollte. Nach Ende des Abbaus im Juli 1991 soff die Grube bis zum Jahresende vollständig ab. Das Land übernahm die Rekultivierung der Halden.[3] Aufgrund radonhaltiger Wasservorkommen aus dem stillgelegten Bergwerk wurde am 9. Oktober 2005 in Menzenschwand das erste Radonbad im Schwarzwald eröffnet, das Radon Revitalbad Menzenschwand.
Erreichbar ist Menzenschwand von St. Blasien aus oder über eine beim Ort Aha am Schluchsee von der Bundesstraße 500 abzweigende Straße, die im Winter teils nur eingeschränkt befahrbar ist.
Sehenswürdigkeiten
- Ortsbild mit mehreren Ensembles gut erhaltener Schwarzwaldhäuser
- Gipfelbereich Feldberg
- Gipfelbereich Herzogenhorn
- Wildbestand der alpinen Steilhänge (u. a. Gämsen, Greifvögel)
- Klamm und Wasserfälle der Menzenschwander Alb unterhalb der Menzenschwander Kluse (siehe auch Liste der Wasserfälle in Deutschland)
- Hochmoor Scheibenlechtenmoos in einem Kar unter dem Spießhorn
- Le Petit Salon mit Winterhalter-Ausstellung[4]
Kultur
Kirchen
Seit 1308 wird die katholische Gemeinde – heute: St. Martin – von den Benediktinermönchen in St. Blasien betreut. 1604 entstand eine Kapelle im Vorderdorf, die heutige Sebastianskapelle, der 1687/88 ein Kirchenneubau im Hinterdorf folgte.
1975 entstand ein neues Pfarrzentrum und eine neue Pfarrkirche, die am 30. Mai 1976 von Weihbischof Karl Gnädinger konsekriert wurde. Seit Oktober 2003 zählt die Pfarrei St. Martin, zusammen mit der Pfarrei Herz-Jesu, Albtal und der Pfarrei St. Blasius, zur Seelsorgeeinheit St. Blasien.
Die Kirche im Hinterdorf wird nun von der evangelischen Kirchengemeinde St. Blasien genutzt.
Persönlichkeiten
Der Porträtmaler und Lithograf Franz Xaver Winterhalter wurde in Menzenschwand geboren, ebenso sein Bruder Hermann Fidel Winterhalter (1808–1891).
Die Malerin Hildegard von Bylandt-Rheydt wohnte ab 1929 in Menzenschwand.[5]
Der Behindertensportler Alexander Spitz (* 1968),[6] der zwischen 1984 und 1994 bei Weltmeisterschaften und Paralympics in der Sportart Ski Alpin insgesamt 12 Gold-, 5 Silber- und 3 Bronze-Medaillen gewann, ist in Menzenschwand ansässig und Mitglied des Ski-Clubs Menzenschwand.[7]
Literatur
- Frank Bode: Subrezenter Vegetations- und Landschaftswandel im Südschwarzwald. Untersucht am Beispiel des Menzenschwander Tals. Dissertation, Universität Freiburg 2005, urn:nbn:de:bsz:25-opus-26477
- Hubert Mayer, Michael Ehlert: Chronik Menzenschwand. Geschichte eines Schwarzwalddorfes. Stadtverwaltung, St. Blasien 2000, ISBN 3-00-007141-5.
- Armin Simon: Der Streit um das Schwarzwald-Uran. Die Auseinandersetzung um den Uranbergbau in Menzenschwand im Südschwarzwald 1960–1991. In: Arbeitskreis Regionalgeschichte Freiburg e. V. (Hrsg.): Alltag & Provinz. Band 11. Donzelli-Kluckert Verlag, Bremgarten 2003, ISBN 3-933284-11-2.
Weblinks
Einzelnachweise
- Zahlen & Daten: Sankt Blasien. Abgerufen am 25. Oktober 2021.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 523.
- Deutschland / Baden-Württemberg / Schwarzwald / Menzenschwand / Krunkelbach. Mineralienatlas Lexikon; abgerufen am 11. Juni 2008
- Startseite. Le Petit Salon, abgerufen am 22. Juni 2016.
- Karin Steinebrunner: St. Blasien: Bilder der Heimatliebe. Badische Zeitung, 2. Juli 2012, abgerufen am 20. Juli 2012
- Übersicht Sportbotschafter. (Nicht mehr online verfügbar.) Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH, archiviert vom Original am 19. Oktober 2010; abgerufen am 19. Mai 2013.
- Rolf Kunkel: Die Trotzdem-Athleten. In: Die Zeit, Nr. 6/1998