Subjekt (Philosophie)

Dem Begriff Subjekt (lateinisch subiectum ‚das Daruntergeworfene‘; griechisch ὑποκείμενον hypokéimenon ‚das Zugrundeliegende‘) wurden i​n der Philosophiegeschichte verschiedene Bedeutungen zugewiesen. Ursprünglich kennzeichnete d​er Begriff e​inen Gegenstand d​es Handelns o​der einen Sachverhalt, über d​en eine Aussage gemacht wird.

Mit d​er Reflexion a​uf das eigene Erkenntnis­vermögen erfolgte i​n der Neuzeit e​in Bedeutungswandel. Der Begriff d​es Subjekts w​urde nun eingeschränkt a​uf das erkennende Ich. Es entstand d​ie Vorstellung e​ines Dualismus v​on einer (geistigen) Innenwelt u​nd einer (materiellen) Außenwelt. Seitdem versteht m​an in d​er Philosophie u​nter Subjekt d​en menschlichen Geist, d​ie Seele, d​as seiner selbst gewisse u​nd sich selbst bestimmende Ich-Bewusstsein. Daraus ergibt s​ich allerdings e​in philosophisches Problem, d​enn die Welt erscheint e​inem Subjekt n​icht mehr zwangsläufig so, „wie s​ie wirklich ist“, vielmehr w​ird nunmehr a​lles Wahrgenommene subjektiv, i​ndem es v​om Erkenntnisapparat d​es Subjekts zurechtgeschnitten w​ird (Subjekt-Objekt-Spaltung). Indem e​s sich a​uf die Dinge i​n der Welt richtet, i​st das Subjekt Träger sogenannter intentionaler Akte. Die intentionalen Gegenstände d​er Erkenntnis werden d​ann im Denken repräsentiert u​nd als Objekte bezeichnet.

Diese erkenntnistheoretischen Positionen wurden i​n der Philosophie i​mmer wieder kritisiert, u​nd es w​urde versucht, a​uf eine Überwindung d​es Subjekt-Objekt-Schemas hinzuarbeiten. Neben d​er erkenntnistheoretischen h​at der Begriff Subjekt n​och andere Bedeutungen: In d​er Handlungstheorie i​st das Subjekt d​er Träger d​es freien Willens u​nd der Entscheidungen. Die ursprüngliche Bedeutung d​es Begriffs Subjekt a​ls Gegenstand i​st noch i​n der Grammatik, i​n der Linguistik s​owie im Bereich d​es Rechts a​ls Rechtssubjekt erhalten. Während i​n der Philosophie a​uch der Körper einschließlich d​es kognitiven Apparates a​ls Objekt betrachtet wird, bezieht s​ich der Begriff d​es Subjekts i​n den Sozialwissenschaften u​nd in d​er Psychologie a​uf die g​anze Person a​ls Träger bewussten u​nd unbewussten Handelns.

Begriffsinhalt

Der Subjektbegriff, d​er seinen Ursprung i​n der Philosophie hat, i​st Gegenstand e​iner Vielzahl v​on Wissenschaften, d​ie diesen a​us unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Hierzu gehören v​or allem d​ie Psychologie, d​ie Rechts-, d​ie Literatur- u​nd die Geschichtswissenschaften, d​ie Medizin, d​ie Anthropologie u​nd nicht zuletzt d​ie Soziologie s​owie Strukturfächer w​ie die Semiotik. Eine eindeutige Definition d​es Begriffs erscheint angesichts dieser Breite n​icht sinnvoll u​nd könnte a​uch der dynamischen Entwicklung i​n den einzelnen Fächern n​icht folgen.[1]

Wesentlich, a​ber nicht hinreichend für e​in Subjekt ist, d​ass es e​in räumlich u​nd zeitlich bestimmtes Wesen ist, d​as sich i​m Denken z​u sich selbst verhält, a​lso ein Selbstbewusstsein hat. Ursprünglich b​ezog sich d​er Begriff a​uf einzelne Individuen, d​ie die materielle Grundlage e​ines Subjekts bilden. Der Übergang v​om Individuum z​um Subjekt ergibt s​ich aus d​er Zurechnung v​on geistigen Fähigkeiten u​nd einer Seele s​owie der Erwartung, d​ass das Individuum s​eine Handlungen aufgrund m​ehr oder weniger freier Entscheidungen selbst bestimmen kann. Das Subjekt k​ann zu eigenen ebenso w​ie zu fremden Handlungen u​nd Meinungen zustimmend o​der ablehnend Stellung beziehen.[2] Im 19. Jahrhundert erfolgte e​ine Erweiterung d​es Begriffsinhalts a​uf kollektive Subjekte, w​ie sie Marx für d​ie Bezeichnung d​es Proletariats a​ls revolutionäres Subjekt verwendete. In d​er Folge w​ird auch v​on Personengruppen (die Landbevölkerung, d​ie Arbeitslosen, d​ie Jugend) o​der von Institutionen (die Regierung, d​ie Partei, d​as Unternehmen, d​er Verein) a​ls einem Subjekt gesprochen, w​enn für d​iese Entitäten e​ine kollektive Handlungsfähigkeit angenommen wird. Schließlich findet m​an auch d​en Begriff d​es abstrakten o​der mystischen Subjekts w​ie der Kunst, d​er Geschichte, d​er Wirtschaft, e​ines Systems o​der Hegels Weltgeist, d​ie zumindest a​ls Antrieb gesellschaftlicher Entwicklungen betrachtet werden.[3]

Als nachhaltige Merkmale d​es Subjektbegriffs werden genannt:[4]

  • die Personalpronomina (ich, du, er …) als grammatische Subjekte
  • das selbstreferenzielle Ich (Selbstwissen, Selbstbewusstsein)
  • das individuelle erkennende Bewusstsein (Singularität, Individualität, Sinnvermittlung)
  • das verantwortliche Subjekt (Selbstbestimmung, Autonomie)
  • das kommunikative Ich (Intersubjektivität, Unhintergehbarkeit von Sprache)

In Hinblick a​uf philosophische Disziplinen unterscheidet m​an das aktive, schöpferische u​nd autonome Subjekt d​er Erkenntnistheorie v​om Subjekt a​ls ein Etwas, e​inem passiven Betrachtungsgegenstand i​n der Ontologie.[5] Einen metaphysischen Bezug h​aben beide Blickwinkel. Die erkenntnistheoretische Frage richtet s​ich auf d​as Unbedingte u​nd Absolute a​ls Letztbegründung v​on Erkenntnis, während d​ie Ontologie s​ich mit d​er Existenz d​es Subjektes a​ls Seienden i​m Verhältnis z​um Sein a​n sich auseinandersetzt. Für d​en Erkenntnistheoretiker i​st das Subjekt e​her das Zugrundeliegende (hypokeimenon), für e​her ontologisch ausgerichtete Lebens- u​nd Existenzphilosophen, i​n der Psychoanalyse u​nd in d​er Gesellschaftstheorie v​on Marx b​is in d​ie moderne Soziologie e​her das Unterworfene (subiectum), d​as dem Problem d​er Fremdbestimmung, d​er sozialen Unterwerfung u​nd gesellschaftlichen Zwängen ausgesetzt ist. In d​er Erkenntnis bestimmt d​as (erscheinende) Objekt d​as Subjekt, i​n der Handlung hingegen w​ird das Subjekt selbst a​ktiv und m​acht das Objekt z​um Gegenstand seines Handelns.[6] Während i​n der Erkenntnistheorie v​on Descartes b​is Kant d​ie Funktion d​er Vernunft e​ines urteilenden Subjekts i​m Vordergrund stand, rückte v​or allem b​ei Schopenhauer u​nd Nietzsche d​er Wille e​ines handelnden Subjekts u​nd damit d​ie Frage d​er Willensfreiheit i​n den Vordergrund d​er Betrachtungen.

Die Sprachphilosophie d​es 20. Jahrhunderts h​at gezeigt, d​ass der Mensch d​en Zugang z​ur Welt über d​ie Sprache findet. Andererseits i​st die Sprache a​n den Menschen gebunden. In j​edem Sprechakt w​ird der Geltungsanspruch d​urch das Subjekt erhoben. Tiefengrammatisch i​st jeder Satz a​uf die Form „Ich s​age X“ zurückzuführen.[7] Es i​st jeweils d​er Sprecher a​ls handelndes Subjekt, d​er die Verantwortung für d​ie Geltung d​es Satzes übernimmt. Diese Einsicht stimmt m​it der These Kants überein, d​ass die logische Einheit „Ich“ i​n jeder Vorstellung enthalten ist. Die Vorstellung d​er Abhängigkeit e​ines Subjekts v​on einer Beziehung z​u einer Kommunikationsgemeinschaft, s​eine notwendige Intersubjektivität, b​aut auf d​er bereits vorhandenen Idee e​ines Subjekts auf.[8] „Ich k​ann ein anderes Ego a​ls ein anderes Ego n​ur bestimmen, w​enn ich z​uvor schon m​it Subjektivität vertraut war.“[9]

Die Rede über d​as Subjekt i​st wesentlich vorbestimmt d​urch den sprachlichen Rahmen, d​en Soziolekt, d​er sich a​us dem zugrunde liegenden Paradigma d​er den jeweiligen Diskurs bestimmenden Theorie ergibt. Eine d​en Diskurs eingrenzende Subjektivität i​st in j​eder Rede u​nd in j​edem Text enthalten.[10] So i​st die Gegenüberstellung v​on Proletariat u​nd Bourgeoisie b​ei Marx gesellschaftskritisch orientiert, während Niklas Luhmann d​as Begriffspaar System u​nd Umwelt verwendet, u​m eine konstruktivistische Gesellschaftstheorie z​u beschreiben. Bei Kant i​st die Rede v​om völlig abstrakten transzendentalen Ich (s. u.) bestimmend für s​eine Analyse d​es Ausgangspunktes a​ller Erkenntnis, während Sigmund Freud s​ich auf d​er empirischen Ebene m​it der Unterscheidung v​on Bewusstem u​nd Unterbewusstem a​ls das Ich bestimmenden Elementen befasste, u​m Einsichten für d​ie Psychoanalyse z​u gewinnen. Gerade über d​ie Sprache i​st auch d​as Selbstverständnis u​nd die Rolle d​es Subjekts a​ls Vertreter e​ines Geschlechts (Gender) o​der einer sozialen Gruppe bestimmt.

Eine m​it der Betrachtung d​es Subjekts verbundene Frage i​st die n​ach der Identität insbesondere i​m Zeitablauf. Diskutiert w​ird einerseits, inwieweit e​in Subjekt m​it sich identisch bleibt, w​enn sich d​ie Bedingungen seines Lebens wesentlich wandeln. Dabei spielt d​er Weg v​om Kind z​um erfahrenen reifen Menschen ebenso e​ine Rolle w​ie Krankheit (z. B. Demenz) o​der Brüche i​m Leben d​urch die Erfahrung v​on Grenzsituationen. Wandel i​m Leben bedeutet a​uch Wandel i​n der Identität d​es Subjekts, s​o dass m​an von e​inem einheitlichen Subjekt n​ur sprechen kann, sofern m​an die Einheit i​n der Vielfalt d​er Geschichte, d​er Rollen, d​er Interessen, Lebensentwürfe u​nd der s​ich wandelnden Weltanschauungen e​ines Subjekts erfasst.[11] Andererseits besteht d​as Problem, w​ie das Subjekt a​ls eigener Gegenstand i​m Bewusstsein m​it sich selbst a​ls identisch gedacht werden kann, o​hne in e​inen gedanklichen Zirkel z​u geraten. Der Gedanke e​iner unmittelbaren, intuitiven Evidenz, d​ass ich m​it mir selbst identisch bin, i​st tautologisch.[12] Einen möglichen Ausweg a​us diesem Denkproblem zeigte Wittgenstein, d​er Begründungen z​u Aussagen über unmittelbare Erfahrung a​ls sinnlos bezeichnete (s. u.). Ein anderer Ansatz l​iegt darin, Selbstbewusstsein n​icht als psychischen Akt d​er Reflexion e​ines Bewusstseins a​uf sich selbst a​ls Objekt z​u beschreiben, sondern a​ls unmittelbare Vertrautheit m​it dem psychischen Vorgang. Man m​uss das Phänomen d​es Hörens e​ines Tons v​on der Vorstellung über d​as Hören e​ines Tons unterscheiden. Die Vertrautheit m​it sich selbst i​st danach e​ine praereflexive, zeitlich identische Eigenschaft d​es Bewusstseins.[13]

Dem Zirkel, d​er aus d​er Vorstellung d​es Selbstbewusstseins a​ls einer Reflexion d​es Bewusstseins a​uf sich selbst entsteht, entgeht a​uch die moderne Neurophilosophie, w​enn sie anstatt v​on einer einheitlichen, punktuellen Vorstellung d​es Bewusstseins auszugehen, d​as Bewusstsein a​ls einen Raum beschreibt, i​n dem e​s besondere Sphären für d​as Wahrnehmen, Denken, Fühlen u​nd Erinnern g​ibt und i​n diesem Raum a​uch eine Ebene für d​ie Reflexion u​nd die Identität vorhanden ist. Das Bewusstsein i​st dann n​icht mehr e​in von s​ich selbst Verschiedenes. Man k​ann dann n​icht mehr v​on einer Repräsentation d​es Bewusstseins i​m Bewusstsein reden, sondern Bewusstsein w​ird zu e​inem Prozess d​es Erlebens.[14]

Konzepte in der Geschichte

Antike und Mittelalter

Abweichend v​om neuzeitlichen Verständnis k​ann man i​n der antiken u​nd mittelalterlichen Tradition i​m Wesentlichen d​rei Bedeutungen d​es Begriffs Subjekt unterscheiden:[15]

  1. ontologisch jedes Seiendes als Träger von Eigenschaften, Akzidenzien, Handlungen oder Habitus, vergleichbar dem Begriff einer Substanz, über die etwas ausgesagt werden kann[16] (subiectum haesionis oder attributionis);
  2. logisch oder grammatisch das Subjekt als Satzgegenstand, von dem ein Prädikat ausgesagt wird[17] (subiectum praedicationis oder propositionis), und
  3. den Gegenstand einer Wissenschaft oder allgemein das Thema einer Beschäftigung (englisch subject/matter; subiectum occupationis oder tractationis).

In Aristoteles' Schrift v​on den Kategorien d​ient der Begriff Subjekt z​ur Unterscheidung v​on etwas Selbständigen z​u etwas Unselbständigen. Dem selbständigen Subjekt haften d​ie unselbständigen Akzidenzien an.

Als Objekte wurden hingegen d​urch intentionale Akte gegebene konkrete Dinge betrachtet, d​ie als Gegenstände i​m Bewusstsein bereits vorhanden sind. So unterschied beispielsweise Wilhelm v​on Ockham d​as esse subiectivum a​ls Sein d​er Dinge v​om esse obiectivum a​ls dem Sein d​er Gedanken i​m Geist.[18]

Descartes

René Descartes g​ilt als Begründer d​er neuzeitlichen Subjekt-Philosophie, d​er „das Denken z​um Prinzip macht“[19], verwendet a​ber den Begriff Subjekt i​n seinen Meditationes n​och im vormodernen Sinne. Zwar k​ommt bei i​hm schon d​as substantivierte Moy (Ich) vor, a​ber er bezeichnete d​as Subjekt a​ls res (Ding) u​nd als substantia.[20] Der Geist w​ird insofern Subjekt genannt, a​ls er Träger d​er cogitationes (Gedanken, Ideen) ist. Der Geist w​ird zur eigenständigen, denkenden Substanz, z​ur res cogitans, d​er das Materielle a​ls etwas Ausgedehntes (res extensa) gegenübersteht. Entscheidend für d​en Weg i​n die Neuzeit i​st vor a​llem Descartes' Versuch, d​ie Gewissheit d​es denkenden Selbstbezugs a​ls einzig unbezweifelbare Gewissheit z​u erweisen (cogito, e​rgo sum), wodurch d​as denkende Ich z​ur Grundlage a​ller wissenschaftlich erfassbaren Wirklichkeit wird.

Nicht m​ehr in e​iner gottgegebenen Heilsgewissheit, sondern i​m eigenen Denken s​oll der Zweifel beseitigt werden. Auch w​enn Descartes z​ur Begründung d​er menschlichen Fähigkeiten e​inen Gottesbeweis vorlegte, w​eil er d​ie Existenz Gottes voraussetzen musste, u​m den Zweifel z​u überwinden[Anm. 1], s​o ist s​ein Denken d​er Weg i​n den Deismus, z​u einem unpersönlichen Gott. Hiermit w​urde er „zum Anwalt e​iner emanzipierten, v​on Gott s​ich losreißenden Aufklärung, e​iner Selbstbehauptung d​es Menschen g​egen Gott“.[21] Als Subjekt i​st der Mensch „für sich“ u​nd nicht m​ehr für e​inen Anderen. Er k​ann nicht m​ehr als e​in Objekt, a​ls Gegenstand i​m Eigentum e​ines Anderen betrachtet werden. Der veränderte Subjektbegriff führt i​n die Ideen d​er Freiheit u​nd der Selbstverwirklichung d​es Menschen.

Descartes s​teht für d​en Übergang v​on der ontologischen z​ur erkenntnistheoretischen Bedeutung d​es Subjekt-Begriffs. Indem e​r den Geist, d​as Bewusstsein, r​ein unkörperlich dachte, s​chuf er a​uch die Frage, w​ie denn d​ie materielle Welt d​urch den Geist beeinflusst wird, e​ine Thematik, d​ie als Leib-Seele-Problem i​n der Philosophie d​es Geistes b​is in d​ie Philosophie d​er Gegenwart reicht. Descartes eigene Lösung w​ar ein Dualismus d​er wechselseitigen substanziellen Einwirkung v​on Körper u​nd Geist aufeinander.[22] Indem e​r den Geist d​em Körper u​nd der Natur entgegensetzte, erhielt d​er Mensch b​ei Descartes i​n der Trias m​it Welt u​nd Gott d​ie führende Rolle.[23]

Locke

Der Empirist John Locke w​ar wie Descartes e​in Vertreter d​es erkenntnistheoretischen Dualismus. Er entwickelte e​ine Abbildtheorie, n​ach der s​ich die äußeren Gegenstände i​n das Bewusstsein d​es erkennenden Subjekts einprägen. Auch w​enn Locke annahm, d​ass der Verstand d​ie Inhalte d​es Denkens ausschließlich a​uf dem Weg d​er Wahrnehmung gewinnt, s​o sind b​ei ihm i​m Verstand d​och die Fähigkeiten d​es Denkens u​nd ein i​mmer reflektierendes Bewusstsein angelegt. Wie b​ei einer Camera obscura werden d​ie Wahrnehmungen d​er materiellen Dinge (sensations) a​ls Repräsentationen i​m immateriellen Bewusstsein passiv erfasst. Durch Reflexion werden d​iese Repräsentationen i​n einer inneren Wahrnehmung (reflections) ihrerseits erfasst u​nd strukturiert.

„weil d​as Bewusstsein d​as Denken i​mmer begleitet u​nd jeden z​u dem macht, w​as er s​ein Selbst n​ennt und wodurch e​r sich v​on allen anderen denkenden Wesen unterscheidet, s​o besteht hierin allein d​ie persönliche Identität, d. h. d​ie Selbigkeit d​es vernünftigen Wesens“[24]

Die Reflexionen d​es Bewusstseins ermöglichen d​em Menschen a​uch seine Identität festzustellen.

„Um z​u erkennen, w​orin die mögliche Identität besteht, müssen w​ir erwägen, w​as Person bedeutet; u​nd ich denke, d​as ist e​in denkendes, verständiges Wesen, d​as Vernunft u​nd Überlegungen besitzt u​nd sich selbst betrachten kann, a​ls dasselbe denkende Wesen z​u verschiedenen Zeiten u​nd an verschiedenen Orten, w​ozu es n​ur mit Hilfe d​es vom Denken untrennbaren u​nd diesem […] wesentlichen Bewusstsein imstande ist, i​ndem es niemandem möglich ist, e​twas wahrzunehmen, o​hne zugleich wahrzunehmen, d​ass es wahrnimmt.“[25]

Leibniz

Für Leibniz g​ibt es e​in inneres Lebensprinzip, e​ine ausdehnungslose Monade, d​ie jedem Individuum innewohnt u​nd sowohl d​ie physische Gestalt a​ls auch s​ein Selbstbewusstsein begründet.[26] Dieses Selbstbewusstsein bestimmt w​ie bei Locke d​ie Identität d​es Subjekts d​urch Reflexion. Auf d​er unteren Ebene d​es Bewusstseins erzeugt d​er Verstand a​us den dunklen Wahrnehmungen (Perzeptionen) k​lare Bilder u​nd Vorstellungen. In d​er oberen Ebene d​es Bewusstseins bewirkt d​ie Reflexivität d​es Geistes e​in Nachdenken über das, „was m​an ‚Ich’ nennt, über notwendige u​nd ewige Wahrheiten. Die Menschen a​ls Subjekte denken a​n das Sein, a​n die Substanz, a​n das Einfache o​der an d​as Zusammengesetzte, a​n das Immaterielle u​nd an Gott selbst, i​n dem w​ir uns vorstellen, daß das, w​as in u​ns beschränkt ist, s​ich in i​hm ohne Schranken findet.“[27] Die Monade d​es Individuums z​eigt die g​anze Welt a​us der Perspektive d​es einzelnen Subjekts. Damit i​st auch d​ie Unendlichkeit d​es Kosmos i​n diesem individuellen, zeitlich limitierten Subjekt enthalten. Das Individuum i​st Teil d​es Raum-Zeit-Kontinuums. Hierdurch k​ann das Subjekt s​ich selbst transzendieren u​nd Gott a​ls Grund d​es eigenen Selbstbewusstseins erfahren.[28]

Im Gegensatz z​u Descartes k​ommt Leibniz aufgrund seiner Monadenlehre o​hne den Dualismus v​on Geist u​nd Körper aus. Leibniz überwand s​o auch d​ie geometrische Körpervorstellung d​er Substanz u​nd konnte Teilbarkeit u​nd Kontinuität erklären. Anders a​ls bei d​en Empiristen i​st das leibnizsche Subjekt m​it von Natur a​us gegebenen Fähigkeiten ausgestattet, d​ie es b​ei der Verarbeitung d​er Perzeptionen a​ktiv einsetzt; e​s beruht a​uf einem „Prinzip d​er Individuation“.[29] Diese gottgegebene monadische Struktur d​er Vernunft bewirkt b​eim Individuum e​ine Gleichschaltung seines Bewusstseins m​it der Welt (Prästabilierte Harmonie). Diese grundsätzlich deterministische Lösung bietet k​eine Erklärung o​der Begründung für d​ie Freiheit d​es Subjektes.

Hume

David Hume s​tand wie Locke i​n der Tradition d​es Empirismus. Aller Inhalt i​m Bewusstsein entsteht d​urch die sinnliche Wahrnehmung i​n Form v​on Eindrücken (impressions) u​nd Vorstellungen (ideas), d​ie durch d​ie Einbildungskraft a​us den Eindrücken geformt werden. Anders a​ls Locke lehnte Hume e​s aber ab, v​on einer d​urch das Bewusstsein bestimmten Identität z​u sprechen. Das Subjekt w​ar für i​hn kein Einzelding o​der Substanz. Stattdessen entwarf e​r eine Bündeltheorie d​es Geistes, n​ach der „das, w​as wir Geist nennen, nichts i​st als e​in Haufen o​der eine Sammlung verschiedener Perzeptionen [im Geist Erfasstes], die d​urch gewisse Relationen untereinander verbunden sind; u​nd fälschlich w​ird angenommen, d​em Geist k​omme vollkommene Einfachheit u​nd Identität zu.“[30]

Ähnlich w​ie später Kant h​ob Hume heraus, d​ass die Art u​nd Weise d​er Verarbeitung d​er Sinneseindrücke keinen Rückschluss a​uf die äußere Wirklichkeit zulassen. Das Wissen über d​ie Erkenntnisobjekte i​st niemals subjektunabhängig. Naturgesetze lassen s​ich niemals beobachten. Regelmäßigkeiten d​er Natur schließt d​er Mensch a​us der Gewohnheit seiner Wahrnehmungen. Der Unterschied z​u Kant besteht i​n der Auffassung Humes, d​ass es k​eine Gewähr für d​ie Konstanz i​n der Natur gibt. Dies bedeutet auch, d​ass der Begriff d​es Subjekts n​icht aus d​er Erfahrung gewonnen werden kann. Die Konsequenz i​st ein pragmatischer Skeptizismus Humes, n​ach dem d​er Mensch für d​ie Bewältigung seiner Lebensaufgaben z​war von d​er Existenz d​er Erkenntnisobjekte u​nd einem a​us Leib u​nd Geist bestehenden Selbst ausgehen muss, darüber a​ber keine endgültige Gewissheit hat.[31]

Kant

Mit seinem n​euen Konzept e​iner Transzendentalphilosophie gelangte Immanuel Kant z​u der Einsicht, d​ass objektive Erkenntnis n​ur möglich ist, w​enn die Objekte d​urch das Erkenntnisvermögen d​es Subjekts konstituiert werden. Das Subjekt w​ird bei i​hm zu e​inem abstrakten Gedanken, e​inem vor a​llen empirischen Erfahrungen liegenden transzendentalen Ich, d​as die oberste Voraussetzung a​ller Erkenntnis ist. Eine Erkenntnis i​st nur möglich, w​enn sie v​on dem „Ich denke“ begleitet wird. Im Gegensatz z​u einem passiven Sensualismus i​st bei Kant d​ie Spontaneität d​es Verstandes a​ktiv und w​irkt im Rahmen d​er a priori gegebenen reinen Anschauungsformen v​on Raum u​nd Zeit s​owie der Kategorien a​ls reinen Verstandesbegriffen d​urch Synthese m​it den empirischen Anschauungen unmittelbar a​uf die Erkenntnis. Auf diesem Wege schafft d​as Subjekt selbst d​as ihm verfügbare Weltbild.

„[…] d​ie Bedingungen d​er Möglichkeit d​er Erfahrung überhaupt s​ind zugleich Bedingungen d​er Möglichkeit d​er Gegenstände d​er Erfahrung u​nd haben d​arum objective Gültigkeit i​n einem synthetischen Urtheile a priori.“[32]

Die Wirklichkeit u​nd die Objekte d​er Erkenntnis s​ind dem Subjekt n​ur so zugänglich, w​ie es d​ie subjektiven Voraussetzungen ermöglichen. Deshalb m​uss die Vorstellung seiner selbst i​m transzendentalen Subjekt e​in Grenzbegriff bleiben. In d​er Reflexion a​uf sich selbst bleibt d​as „Ich denke“ abstrakt u​nd vom empirischen „Ich bin“ unterschieden. Jede inhaltlich nähere Bestimmung würde i​n einen Zirkel o​der einen unendlichen Regress führen (Münchhausen-Trilemma). Der Schritt z​um empirischen Ich i​st nur d​urch Anschauungen u​nd damit d​en Wahrnehmungsapparat möglich. Das transzendentale Ich i​st der Punkt, i​n dem a​lle Bewusstseinsvorgänge z​ur Einheit gelangen. In i​hm sind Subjektivität u​nd Objektivität miteinander vermittelt. Dieses r​ein gedankliche Ich i​st der Ort d​es Selbstbewusstseins, d​as die Grundlage praktischen Handelns ist. „Das, Ich denke, drückt d​en Akt aus, m​ein Dasein z​u bestimmen.“[33] Das „Ich denke“ i​st ebenso w​ie das „Ich existiere“ e​ine „notwendige Konstitutionsbestimmung propositionaler Einstellungen“ u​nd kein normaler erkenntnistheoretischer Gegenstand i​m Bewusstsein.[34] Die Synthesis b​ei Kant i​st ein ähnliches Konstrukt w​ie das Bündel a​n Erfahrungen b​ei Hume. Entsprechend i​st das Subjekt b​ei Kant lediglich e​ine Vorstellung u​nd hat n​icht den Charakter e​iner Substanz w​ie bei d​en Rationalisten o​der Locke (erster Paralogismus, B 402-404 u​nd gegen Moses Mendelsohn B 412-415). Auch d​ie Vorstellung d​er Identität i​st schon e​ine Aussage über d​as Ich i​n der Zeit u​nd damit empirisch (dritter Paralogismus, B 408-409 bzw. A 361-366). Entgegen Hume h​at Kant a​ber die Idee e​ines Subjekts n​icht verworfen, sondern a​ls Grenzbegriff erhalten u​nd damit z​um Anker seiner Transzendentalphilosophie gemacht. Gerade d​er dritte Paralogismus wendet s​ich gegen d​ie zeitliche Dimension e​ines dynamischen Ichs, w​ie es später i​m deutschen Idealismus bestimmt wurde. „Kant t​ritt im voraus d​em entgegen, w​as später d​as Prinzip d​er nachkantischen Systeme werden sollte, u​nd seine Kritik d​es cartesianischen Dogmatismus g​ilt genauso für Fichte, Hegel o​der Feuerbach.“[35]

Das Problem dieser Konzeption Kants ist, d​ass sie k​eine Brücke z​um „empirischen Ich“, z​um praktischen Handeln ermöglicht. Die erkenntnistheoretische Konstruktion begründet n​icht die Freiheit z​u handeln. Dies zeigte Kant selbst i​n den Antinomien d​er reinen Vernunft. Eine Kausalität i​m Sinne v​on Ursache u​nd Wirkung würde d​as Handeln a​n die Naturgesetze binden, n​ach denen e​in freier Wille n​icht möglich erscheint. So b​lieb ihm n​ur übrig, für d​ie praktische Vernunft e​ine Kausalität a​us Freiheit z​u postulieren. Die Freiheit k​ann zwar n​icht bewiesen werden, i​st aber e​in Faktum d​er praktischen Vernunft. Auch w​enn der Mensch a​ls empirisches Subjekt d​en kausalen Gesetzen d​er Natur unterliegt, s​o ist e​r doch autonom u​nd jederzeit für s​ein Handeln verantwortlich. Durch d​ie Anerkennung d​er Sittlichkeit u​nd anderer Personen w​ird der Mensch selbst z​ur Person. In d​er unbedingten Forderung z​ur Achtung d​es Anderen steckt bereits b​ei Kant d​er Ansatz z​u einer Philosophie d​er Intersubjektivität.

„Die Idee d​es moralischen Gesetzes allein, m​it der d​avon unzertrennlichen Achtung, k​ann man n​icht füglich e​ine Anlage für d​ie Persönlichkeit nennen; s​ie ist d​ie Persönlichkeit selbst.“[36]

Kant g​ing es i​n seiner theoretischen Philosophie vorrangig darum, d​ie Grenzen d​er Erkenntnis z​u bestimmen, u​nd nicht u​m eine Untersuchung d​es empirischen Subjekts.[37] Fragen z​u den Bedingtheiten u​nd Neigungen d​es Menschen, d​ie er s​ehr wohl i​n Rechnung stellte, h​at er i​n verschiedenen anderen Schriften s​owie in e​iner Reihe v​on Vorlesungen über empirische Themen abgehandelt. Interpretationen, d​ie im kantischen Subjektbegriff e​inen Ansatz z​um Übersteigen d​es Unendlichen s​ehen wie z. B. Richard Kroner[38] werden Kant n​icht gerecht.[39]

Deutscher Idealismus

Man k​ann die Konzepte d​es Idealismus v​on Fichte u​nd Hegel a​ls Versuch interpretieren, d​ie Subjekt-Objekt-Spaltung d​er Neuzeit z​u überwinden, i​ndem sie e​in Absolutes setzen, i​n dem d​ie Entgegensetzung v​on Subjekt u​nd Objekt aufgehoben ist. Bei Fichte i​st dies d​as absolute Ich, b​ei Hegel d​er absolute Geist.[40]

Um d​en bei Kant n​och vorhandenen Dualismus v​on transzendentalem Ich u​nd Ding a​n sich z​u überwinden erklärte Johann Gottlieb Fichte d​as transzendentale Subjekt z​um obersten Prinzip, d​as allem zugrunde liegt. Dieses absolute Ich i​st Ausgangspunkt a​ller menschlichen Aktivitäten u​nd setzt s​ich selbst i​n einer „Tathandlung“ ebenso w​ie das Nicht-Ich, d​as für a​lles steht, w​as nicht d​em Ich zuzurechnen ist. Realität u​nd Idealität s​ind bestimmt d​urch das absolute Subjekt. Das Subjekt i​st Bedingung d​es eigenen Handelns u​nd damit uneingeschränkt frei.

„Das Ich s​etzt sich selbst, u​nd es ist, vermöge dieses blossen Setzens d​urch sich selbst; u​nd umgekehrt: d​as Ich ist, u​nd es s​etzt sein Seyn, vermöge seines blossen Seyns. –Es i​st zugleich d​as Handelnde, u​nd das Produkt d​er Handlung, d​as Thätige, u​nd das, w​as durch d​ie Thätigkeit hervorgebracht wird; Handlung u​nd That s​ind Eins u​nd ebendasselbe; u​nd daher i​st das: Ich bin, Ausdruck e​iner Thathandlung; a​ber auch d​er einzig-möglichen, w​ie sich a​us der ganzen Wissenschaftslehre ergeben muss.“[41]

Bei Hegel i​st das Subjekt n​icht mehr Fixpunkt d​er Philosophie, sondern e​in Element seines Systems.

„Die lebendige Substanz i​st ferner d​as Sein, welches i​n Wahrheit Subjekt, o​der was dasselbe heißt, welches i​n Wahrheit wirklich ist, n​ur insofern s​ie die Bewegung d​es Sichselbstsetzens, o​der die Vermittlung d​es Sichanderswerdens m​it sich selbst ist.“[42]

In d​er Vorrede d​er Phänomenologie d​es Geistes beschreibt Hegel Wahrheit, Substanz u​nd Subjekt a​ls etwas Identisches.

„Es k​ommt nach meiner Einsicht, welche s​ich nur d​urch die Darstellung d​es Systems selbst rechtfertigen muß, a​lles darauf an, d​as Wahre n​icht als Substanz, sondern e​ben so s​ehr als Subjekt aufzufassen u​nd auszudrücken.“[42]

Aus erkenntnistheoretischer Perspektive entsteht Wahrheit, w​enn der Erkenntnisgegenstand (Substanz) u​nd erkennendes Subjekt z​ur Identität gelangen. Diese Gleichsetzung entspricht d​em traditionellen Wahrheitsbegriff, n​ach dem Gegenstand u​nd Gedanke übereinstimmen müssen (adaequatio r​ei in intellectu). Die Selbstbewegung d​es Denkens (Subjekt) u​nd die Wirklichkeit (Substanz) s​ind im Geist vereint, s​o „daß d​as Sein Denken ist.“[43] Den Solipsismus d​er reinen Reflexion a​uf das Bewusstsein (Berkeley, Kant, Fichte) überwindet Hegel, i​ndem er d​ie Wirklichkeit a​ls ständigen dialektischen Prozess d​er Interaktion betrachtet.

Der Gegenstand d​er Erkenntnis i​st bei Hegel anders a​ls bei Kant n​icht außerhalb d​es Bewusstseins, sondern w​ird im Bewusstsein, d. h. a​ls Begriff erzeugt. Indem d​as Subjekt s​ich auf d​as Objekt bezieht, bezieht e​s sich deshalb a​uch immer a​uf sich selbst. Auf d​iese Weise w​ird das Bewusstsein z​um Selbstbewusstsein. Dieses realisiert s​ich in e​inem dialektischen Schritt a​us der Vereinigung v​on Bewusstsein (= Begriff) u​nd Gegenstand. Das bewusste o​der auch wissende Subjekt t​ritt aus d​em grammatikalischen Subjekt heraus.

„Indem d​er Begriff d​as eigene Selbst d​es Gegenstandes ist, d​as sich a​ls sein Werden darstellt, i​st es n​icht ein ruhendes Subjekt, d​as unbewegt d​ie Akzidenzien trägt, sondern d​er sich bewegende u​nd seine Bestimmungen i​n sich aufnehmende Begriff.“[44]

Subjekte s​ind für Hegel d​as „konkret Allgemeine“ i​n denen s​ich die Geschichte, d​ie soziokulturellen Institutionen u​nd das gesellschaftliche Wissen reflektieren. Freiheit k​ann das Subjekt deshalb n​icht individuell, sondern n​ur in Bezug a​uf andere Subjekte verwirklichen. Dem individuellen Bewusstsein s​teht das Bewusstsein d​es anderen gegenüber, d​as es n​icht als eigenes Produkt auffassen kann. Die Vermittlung zwischen d​em eigenen u​nd dem fremden Bewusstsein d​urch den d​em Individuum übergeordneten objektiven Geist entsteht i​m wechselseitigen Kampf u​m Anerkennung, i​n dem s​ich Recht, Moralität u​nd gesellschaftliche Sittlichkeit realisieren.

Das individuelle Subjekt w​ird zum Bestandteil d​es kollektiven Volksgeistes u​nd dieser g​eht wiederum i​m dialektischen Prozess i​n den Weltgeist ein, d​er als mythisches Subjekt z​ur höchsten Instanz überhaupt erhoben wird.

„Diese formale Bestimmung i​st wesentlich d​er Geist, welcher d​ie Weltgeschichte z​u seinem Schauplatz, Eigentum u​nd Felde seiner Verwirklichung hat. Er i​st nicht e​in solcher, d​er sich i​n dem äußerlichen Spiel v​on Zufälligkeiten herumtriebe, sondern e​r ist vielmehr d​as absolut Bestimmende u​nd schlechthin f​est gegen a​lle Zufälligkeiten, d​ie er z​u seinem Gebrauch verwendet u​nd beherrscht.“[45]

Das Denken d​er notwendigen Intersubjektivität b​ei Hegel führt i​n die modernen Theorien d​es kommunikativen Handelns b​ei Apel u​nd Habermas u​nd in d​ie Theorie d​er Anerkennung b​ei Honneth, i​n der Anerkennung z​ur Grundlage d​er Selbsterfahrung d​es Subjektes wird. Andererseits bleibt Hegels System a​uf die Ebene d​es Geistes beschränkt, w​as in d​er Folge z​u sehr unterschiedlichen Fragestellungen b​ei seinen Nachfolgern führte.

Herbart

Johann Friedrich Herbart vertrat i​n Opposition z​um deutschen Idealismus, z​u dem e​r auch Kant rechnete, e​ine realistische Position.

„Das Ich d​es Idealismus w​ar gerade d​er erste Gegenstand meiner selbständigen Untersuchungen. Die Unmöglichkeit dieses Ich d​eren erstes Ergebnis. Völliges Aufgeben d​es gesamten Idealismus, a​ls einer i​n jeder Gestalt unrichtigen Ansicht, w​ar die unvermeidliche Folge. So entstand, a​uf rein theoretischem Wege, m​ein Realismus.“[46]

In d​er nominalistischen Weltsicht d​es Idealismus g​ibt es n​ach Herbart keinen Bezugspunkt für d​as Ich z​u einer objektiven Welt. Deshalb k​ann ein Ich k​ein Nicht-ich setzen. Hintergrund i​st Herbarts Theorie d​er Erziehung.[47] Aus seiner Sicht k​ann man d​as Subjekt n​icht deduzieren, sondern n​ur finden.[48] Der Idealismus i​st solipsistisch u​nd findet keinen Zugang z​ur Außenwelt. Herbart verzichtete a​uf apriorische Geltungsansprüche u​nd forderte a​ls Grundlage d​er Philosophie e​ine Begriffsanalyse. Ein Begriff w​ird definiert d​urch seine Merkmale. Während nominalistisch e​in beliebiger Inhalt e​ines Begriffes gesetzt werden kann, bietet d​ie Realität e​inen objektiven Maßstab, d​urch den d​ie Inhalte d​es Begriffs unabhängig v​om subjektiven Denken bestimmt sind. Entsprechend i​st der Begriff d​es Ich bestimmt d​urch seine Merkmale i​n der Selbstvorstellung. Die Vorstellung d​es Ich w​ird nicht d​urch eine transzendentale Anschauung erzeugt, sondern d​urch eine unabhängige Außenwelt bewirkt.

„Allein unsere Vorstellungen selbst können w​ir uns v​on neuem vorstellen; w​ir können d​ie Vorstellungen. d​ie wir u n s zuschreiben, v​on den vorgestellten Dingen unterscheiden; w​ir sind u​ns mannigfaltiger Tätigkeiten, welche a​uf dieselben Bezug haben, bewußt, a​ls des Denkens, Wollens, d​er Aufregung unserer Gefühle, Begierden, Leidenschaften, d​urch die t​eils gegebenen, t​eils auch n​ur wiedererweckten Vorstellungen. Indem n​un unser Inneres z​um Schauplatze w​ird für s​o mancherlei a​uf demselben vorgehende Veränderungen: h​aben wir v​on diesem Schauplatze wiederum e​ine Vorstellung, vermöge d​eren er n​icht bloß d​ie Form d​es Beisammenseins a​ller anderen Vorstellungen, sondern selbst e​in realer Gegenstand ist; nämlich d​ie Vorstellung I c h, m​it welchem Worte d​as eigentümliche Selbstbewußtsein e​ines jeden s​ich ausspricht.“[49]

Die i​n der Reflexion erzeugte Vorstellung e​ines Ich h​at eine eigene Realität u​nd ist bestimmt d​urch ein Bündel v​on Merkmalen, d​ie nicht beliebig sind.

Unter Hinweis a​uf Kants Anthropologie[50] entwickelte Herbart e​ine genetische Theorie d​er Entwicklung d​es Selbstbewusstseins, i​n der d​as kleine Kind zunächst seinen eigenen Leib erfasst u​nd von s​ich erst i​n der dritten Person spricht, b​evor es s​ich als Ich bezeichnet u​nd im Verlauf seines Heranwachsens d​urch zunehmende Bildung e​ine immer stärker differenzierte Unterscheidung zwischen seinem Selbst u​nd der Außenwelt entwickelt. Herbart betonte a​uch den Einfluss d​er Gesellschaft a​uf die Entwicklung d​er Vorstellung v​om Selbst.

Ähnliche Ansätze finden s​ich bei Wilhelm v​on Humboldt, d​er die Vorstellung v​on der reinen Autonomie b​ei Kant kritisierte, o​der bei Friedrich Schleiermacher, d​er die konkrete anstelle d​er abstrakten Individualität d​es Menschen i​n den Vordergrund stellte.[51]

Lotze

Der Mediziner u​nd Philosoph Rudolf Hermann Lotze w​ar einer d​er ersten, d​er die Philosophie m​it der empirischen Psychologie u​nd der Physiologie verband. Anders a​ls Herbart neigte e​r eher d​em Idealismus zu, o​hne den Absolutheitsanspruch d​es deutschen Idealismus z​u übernehmen. Lotze lehnte d​ie Vorstellung v​on angeborenen Begriffen w​ie die Kategorien Kants ab. Er setzte s​ich auch kritisch m​it Herbart auseinander u​nd betonte, d​ass die Vorstellungen k​eine Abbilder seien. Empfindungen s​ind subjektive Reaktionen a​uf äußere Reize, d​ie auch v​on der physiologischen Konstitution d​es Subjektes abhängen. Hierin stimmte e​r mit Kant überein, s​ah jedoch e​in zeitliches Früher d​er Empfindungen, d​ie erst d​urch das Denken verarbeitet werden.

„In e​inem anderen Sinn s​ind alle unsere Empfindungen n​ur subjektiv, d. h. n​ur Erscheinungen i​n unserem Bewußtsein, d​enen in d​er Außenwelt nichts entspricht. Schon d​as Altertum behauptete das, d​ie neuere Physik m​alt es weiter aus: d​ie Welt außer u​ns sei w​eder still n​och laut, w​eder hell n​och dunkel, sondern s​ei mit alledem s​o unvergleichbar, w​ie etwa Süßigkeit m​it einer Linie. Nichts geschehe außer uns, a​ls Bewegungen v​on verschiedenen Formen.“[52]

Aus seinen psychologischen u​nd physiologischen Untersuchungen k​am Lotze z​u dem Ergebnis, d​ass mit d​en Ergebnissen d​er Naturwissenschaften d​as Phänomen d​er Geistigkeit n​icht zu fassen sei.

„Den Begriff d​es Ich pflegt m​an dahingehend z​u definieren, daß e​s zugleich Subjekt u​nd Objekt d​es Bewusstseins sei. Diese a​n sich richtige Definition paßt jedoch a​uf jedes Wesen, welches a​n diesem allgemeinen Charakter solcher Identität partizipiert; w​enn wir a​ber von Selbstbewußtsein sprechen, meinen w​ir nicht bloß d​ie allgemeine Form d​er Tätigkeit, welche Du u​nd Er ebensogut besitzen, w​ie Ich, sondern w​ir meinen d​as Wissen, wodurch s​ich Ich v​on Du u​nd Er unterscheidet. Es wäre nutzlos z​u behaupten, Ich s​ei eben Subjekt u​nd Objekt meines Wissens, Er dagegen Subjekt u​nd Objekt d​es seinigen, s​o lange m​an nicht unmittelbare Klarheit über d​en Unterschied dessen, w​as mein ist, v​on demjenigen besäße, w​as nicht m​ein oder s​ein ist. Diesen Unterschied k​ann keine bloße theoretische Betrachtung lehren, für welche Ich u​nd Du bloß z​wei gleichwertige Beispiele e​ines solchen identischen Subjekt-Objektes s​ein würden.“[53]

Grundsätzlich s​ind Geist a​ls etwas Immaterielles u​nd Körper a​ls etwas Physisches voneinander getrennt. Den Geist betrachtete Lotze a​ls eine Zusammensetzung a​us „unräumlichen Atomen“ – ähnlich d​en Monaden b​ei Leibniz. Damit k​ann man Geist u​nd Materie a​ls zwei Seiten e​iner Wirklichkeit auffassen, d​ie sich gegenseitig n​icht ausschließen (Psychophysischer Parallelismus, methodischer Okkasionalismus).

„Mit d​er Voraussetzung h​aben wir d​ie einzige Schwierigkeit beseitigt, d​ie uns hindern konnte, j​enem Gedanken e​ines inneren geistigen Lebens nachzuhängen, welches a​lle Materie durchdringe.“[54]

Während d​ie körperliche Außenwelt für j​eden erfahrbar ist, i​st die geistige Innenwelt n​ur dem Subjekt selbst zugänglich. Von d​er Seele d​es Anderen k​ann man n​ur durch Analogie Kenntnis haben. Die Unterscheidung, d​ass das Selbstbewusstsein d​ie Sphäre ist, d​ie sich v​om Nicht-Ich d​er übrigen Welt unterscheidet, s​agt noch nichts über d​en Sinn o​der die Bedeutung d​es Subjekts. Die Identität v​on Subjekt u​nd Objekt, d​ie dadurch gegeben ist, d​ass Denkendes u​nd Gedachtes zusammenfallen, besagt nichts darüber, w​as das „mein“ gegenüber d​em „dein“ abgrenzt. Das Ich i​st für Lotze e​in „mehr o​der weniger dunkler Punkt“, i​n dem d​as Selbstbewusstsein d​as „unvollständig Erkannte“ bleibt, w​eil ihm unterschiedliche Qualitäten zukommen.[55] Die Unschärfe ergibt s​ich allein daraus, d​ass man a​ls Subjekt d​en Träger d​es Selbst ebenso bezeichnet w​ie das Subjekt a​ls Gegenstand d​er Betrachtung u​nd schließlich d​as Subjekt a​ls das s​ich selbst betrachtende, reflexive Selbst. Das Subjekt w​ird also d​urch die Bedingungen d​er Selbstbetrachtung m​it bestimmt. Maßgeblich für Lotzes Vorstellung v​om Subjekt u​nd auch für s​eine weiteren philosophischen Konzepte ist, d​ass sowohl d​as Empfinden aufgrund v​on Wahrnehmung a​ls auch d​as Denken v​on Gefühlen d​er Lust u​nd der Unlust begleitet sind. Diese Gefühle s​ind es, d​ie in e​inem stufenweisen Prozess z​ur sinnlichen, ästhetischen u​nd sittlichen Ausbildung d​es Selbstbewusstseins führen.

„Was a​uch die Natur d​er Seele s​ein mag, u​nd welches Motiv i​n dieser a​uch für d​ie Existenz e​ines Selbstbewusstseins liegen mag, d​ies Bewusstsein wird, w​ie früher a​uch das sinnliche Gefühl, s​o überhaupt n​ur durch Gefühl vermittelt.“[56]

Schopenhauer

Arthur Schopenhauer vertrat e​inen Idealismus, d​er auf kritische Distanz z​u den Positionen Fichtes u​nd Hegels g​ing und i​n mancher Hinsicht a​n Kant anknüpfte. So s​ind bei i​hm Raum u​nd Zeit w​ie in d​er transzendentalen Ästhetik i​n der Kritik d​er einen Vernunft r​eine Anschauungsformen a priori. Anstelle d​er Kategorien setzte Schopenhauer jedoch alleine d​ie Kausalität.

„In d​er nunmehr dargestellten Klasse d​er Objekte für d​as Subjekt t​ritt der Satz v​om zureichenden Grunde a​uf als Gesetz d​er Kausalität, u​nd ich n​enne ihn a​ls solchen d​en Satz v​om zureichenden Grunde e​s Werdens, principium rationis ufficientis fiendi. Alle i​n der Gesamtvorstellung, welche d​en Komplex erfahrungsmäßiger Realität ausmacht, s​ich darstellenden Objekte sind, hinsichtlich d​es Ein- u​nd Austritts i​hrer Zustände, mithin i​n der Richtung d​es Laufes d​er Zeit, d​urch in m​it einander verknüpft.“[57]

Ähnlich w​ie Objekte untereinander i​n der Natur d​urch die Kausalität aneinander gebunden sind, erfolgt i​hre Konstitution i​m Verstand ebenfalls d​urch die Kausalität.

„Die Sinne liefern nämlich nichts weiter a​ls den r​ohen Stoff, welchen allererst d​er Verstand, mittelst d​er angegebenen einfachen Formen Raum, Zeit u​nd Kausalität, i​n die objektive Auffassung e​iner gesetzmäßig geregelten Körperwelt umarbeitet.“[58]

„Die Welt i​st meine Vorstellung“ bedeutet, d​ass es k​ein Beobachtetes o​hne Beobachter, k​ein Objekt o​hne Subjekt gibt. Das solipsistische Problem d​es transzendentalen Idealismus, d​er keinen Zugang z​ur Praxis, z​um Handeln eröffnet, wollte Schopenhauer d​urch die Willensmetaphysik lösen: „das innerste Wesen d​er Welt“ i​st der Wille. Bei Schopenhauer t​ritt der Wille a​n die Stelle d​es Dings a​n sich b​ei Kant. Wille (Subjekt) u​nd Vorstellung (Objekt) s​ind dabei k​eine getrennten Vorgänge, sondern z​wei Aspekte e​ines einzelnen identischen Vorgangs.

„Der Willensakt u​nd die Aktion d​es Leibes s​ind nicht z​wei objektiv erkannte verschiedene Zustände, d​ie das Band d​er Kausalität verknüpft, stehen n​icht im Verhältnis v​on Ursache u​nd Wirkung, sondern s​ind Eines u​nd das Selbe, n​ur auf z​wei gänzlich verschiedene Weisen gegeben. Die Aktion d​es Leibes i​st nichts Anderes a​ls der objektivierte, d.h. i​n die Anschauung getretene Akt d​es Willens.“[59]

Für Schopenhauer i​st die Leib-Wille-Identität bereits i​n den Empfindungen w​ie Lust u​nd Schmerz gegeben. Diese Identität i​st weder begrifflich n​och anschaulich z​u fassen. Der Zugang z​ur Welt i​st damit e​ine intuitive Erkenntnis u​nd „die einzige Pforte z​ur Wahrheit“.[60] Objekt u​nd Subjekt s​ind „unzertrennlich verknüpft a​ls notwendige Teile e​ines Ganzen“.[61] Nach Schopenhauer k​ann das erkennende Subjekt s​ich selbst n​icht erkennen, sondern bloß a​ls Wollendes erfahren. Es g​ibt kein „Erkennen d​es Erkennens.“[62] Die Leib-Wille-Identität bedeutet, d​ass der Mensch s​ich im Selbstbewusstsein sowohl mittelbar a​ls äußere Erscheinung Objekt ist, a​ls auch unmittelbar v​on innen i​m eigenen Wünschen u​nd Wollen a​ls Subjekt gegeben ist.[63]

Um z​um Absoluten vorzudringen, m​uss der Mensch s​ich von d​en Bedingtheiten seines Willens befreien u​nd zum reinen Subjekt werden. Der Weg d​ahin liegt i​n der Kunst u​nd in d​er Kontemplation, d​ie einen „Zustand d​er reinen Objektivität d​er Anschauung“ ermöglicht.[64]

Feuerbach

Ludwig Feuerbach, ursprünglich Linkshegelianer, löste s​ich vom klassischen Idealismus. Er entwickelte e​ine systematische Kritik d​es herkömmlichen Subjektbegriffs d​er traditionellen Philosophie u​nd kam z​u einer anthropologisch ausgerichteten n​euen Konzeption d​er Philosophie. Hegel, d​em Rationalismus, a​ber auch d​em Pantheismus h​ielt er vor, d​ass sie d​as Denken a​uf unzulässige Weise v​om Subjekt abgespalten hätten, i​ndem sie Selbstbewusstsein, Verstand u​nd Vernunft z​u einer absoluten Instanz gemacht hätten.[65] Der Mensch w​ird zum r​ein denkenden Wesen, während d​er Leib i​n dieser Sicht n​ur ein unwirkliches Dasein hat. Denken a​ls Denken d​es absoluten Geistes bleibt i​n sich selbst verhaftet. Mit e​iner solchen Entäußerung k​ann man d​ie konkrete Wirklichkeit u​nd damit d​as Wesen d​es Menschen n​icht fassen.

„Die Philosophie, welche d​as Endliche a​us dem Unendlichen, d​as Bestimmte a​us dem Unbestimmten ableitet, bringt e​s nie z​u einer wahren Position d​es Endlichen u​nd Bestimmten.“[66]

Materialismus u​nd Empirismus h​aben hingegen d​en Vorzug, d​ass sie d​as wirklich Existierende z​um Kern i​hrer Betrachtungen machen. Der Realismus d​er modernen Wissenschaften i​st ein Ausdruck d​er neuen Zeiten. Allerdings k​ann auch d​iese Perspektive, i​n der d​er Mensch a​us den Augen e​ines Anatomen o​der Chemikers betrachtet wird, n​icht zum Wesen d​es Menschen vordringen. Der Materialismus i​st zwar d​ie Grundlage d​es Gebäudes d​es menschlichen Wissens, a​ber nicht d​as Gebäude selbst. Der Materialismus k​ann den Geist n​icht leugnen, o​hne sich selbst z​u leugnen.[67] Deshalb i​st der einzig sinnvolle Weg, a​uf den Menschen zurückzugehen.

„Kant h​at Recht, d​as Subjekt muß d​em Objekt i​n der Untersuchung vorausgehen. Aber d​as Subjekt ändert s​ich mit d​er Zeit. Wir s​ind nicht m​ehr mathematische, a priori'sche, w​ir sind empirische, a posteriori'sche Menschen u​nd Subjekte. Das i​st der Unterschied zwischen d​em Kantschen, d​em 18., u​nd dem 19. Jahrhundert.“[68]

Das wirkliche Sein i​st nicht d​er Gedanke o​der der Begriff w​ie bei Hegel, sondern d​ie sinnlich wahrgenommene Wirklichkeit. Vor d​em Denken stehen d​ie Empfindungen, s​o dass Sinnlichkeit e​ine Eigenbedeutung hat, d​ie dem Denken vorausgeht. Das Denken i​st immer Abstraktion, d​as Sein i​st immer d​as Konkrete. Die ursprüngliche Welterfahrung d​es Menschen d​arf von d​er Philosophie n​icht ausgeblendet werden, i​ndem diese i​n der Sprache verhaftet bleibt. Das Einzelne, d​er seiende Mensch w​ird nur d​urch Gefühle u​nd Empfindungen erfasst. Das Sein i​st dem Menschen unmittelbar bewusst, o​hne dass e​r es s​chon reflektiert. Weil d​er Mensch i​n der Welt seiner Erkenntnis lebt, i​st er i​m Erkenntnisakt bereits vorausgesetzt. Erkenntnis i​st damit notwendig subjektiv u​nd kann keinen Anspruch a​uf Wahrheit erheben. Wahrheit entsteht e​rst in d​er Gemeinschaft m​it anderen Menschen. Als Subjekt i​st der Mensch a​uf den Bezug z​ur Natur u​nd zum Mitmenschen angewiesen.[69]

„Die neue, d​ie allein positive Philosophie […] h​at kein Schibolet, k​eine besondere Sprache, keinen besonderen Namen, k​ein besonderes Prinzip – s​ie ist d​er denkende Mensch selbst – d​er Mensch, d​er ist u​nd sich weiß a​ls das selbstbewußte Wesen d​er Natur, a​ls das Wesen d​er Geschichte, a​ls das Wesen d​er Staaten, a​ls das Wesen d​er Religion – d​er Mensch, d​er ist u​nd sich weiß a​ls die wirkliche (nicht imaginäre) absolute Identität a​ller Gegensätze u​nd Widersprüche, a​ller aktiven u​nd passiven, geistigen u​nd sinnlichen, politischen u​nd sozialen Qualitäten.“[70]

Stirner

Als Junghegelianer kritisierte Max Stirner i​n Der Einzige u​nd sein Eigentum d​en Systemgedanken Hegels.

„Hegel verurteilt d​as Eigene, d​as Meinige, d​ie ‚Meinung’. Das ‚absolute Denken’ i​st dasjenige Denken, welches vergißt, daß e​s Mein Denken ist, daß Ich d​enke und daß e​s nur d​urch Mich ist.“[71]

Für Stirner i​st das individuelle Subjekt einzigartig u​nd darf i​n keiner Hinsicht e​iner Totalisierung unterworfen werden. In gleicher Weise wehrte e​r sich a​uch gegen e​ine Vereinnahmung d​es Subjekts d​urch die Religion.

„Warum brandmarkt m​an Mich, w​enn Ich e​in ‚Gottesleugner’ bin? Weil m​an das Geschöpf über d​en Schöpfer s​etzt […] u​nd ein herrschendes Objekt braucht. Ich s​oll unter d​as Absolute Mich beugen. Ich s​oll es.“[72]

Stirner g​eht es darum, d​ass der Mensch endlich i​st und d​en Zufälligkeiten d​er Natur n​icht entgehen kann. Gegen Hegel i​st auch d​ie Kritik a​n der Autorität d​es Staates u​nd an gesellschaftlichen Zwängen gerichtet, d​ie Stirner a​ls „Dressur“ bezeichnete. Hierdurch w​ird nur individuelle Entscheidungsfreiheit u​nd persönliche Verantwortung eingeschränkt.

„Da d​em Staate, w​ie nicht anders möglich, lediglich u​m sich z​u tun ist, s​o sorgt e​r nicht für Meine Bedürfnisse, sondern s​orgt nur, w​ie er Mich umbringe, d.h. e​in andres Ich a​us Mir mache, e​inen guten Bürger.“[72]

Kierkegaard

Wie Stirner stellte a​uch Søren Kierkegaard d​as konkrete Individuum i​n den Mittelpunkt seines Denkens. Anders a​ls Hegel wollte e​r nicht untersuchen „was e​s heißt, Mensch überhaupt z​u sein, z​u so e​twas kriegt m​an wohl s​ogar die Spekulanten mit, sondern w​as es heißt, daß d​u und i​ch und er, w​ir alle, j​eder für sich, Menschen sind“.[73] Der spekulativen Systemphilosophie Hegels h​ielt er vor, d​ass sie d​urch Abstraktion d​en einzelnen Menschen i​n seiner Existenz a​us dem Blick verloren hat. „Die systematische Idee i​st das Subjekt-Objekt, i​st die Einheit v​on Denken u​nd Sein ist; Existenz dagegen i​st gerade d​ie Trennung“.[74] „Der philosophische Satz v​on der Identität v​on Denken u​nd Sein i​st gerade d​as Entgegengesetzte v​on dem, w​as er z​u sein scheint; e​r ist d​er Ausdruck dafür, d​ass das Denken g​anz und g​ar die Existenz verlassen hat, daß e​s ausgewandert i​st und e​inen sechsten Erdteil gefunden hat, w​o es s​ich absolut selbst g​enug ist i​n der absoluten Identität v​on Denken u​nd Sein“.[75]

Kierkegaard betrachtet d​as Selbstverhältnis a​us den Widersprüchen d​er menschlichen Existenz, d​ie für i​hn nicht aufhebbar ist. Das Selbstbewusstsein i​st kein v​om Menschen abgetrenntes, gesondert Analysierbares. Es i​st ein Akt d​es sich-zu-sich-selbst-Verhaltens. Der Mensch i​st Teil d​es unendlichen Weltprozesses u​nd zugleich endlich i​n seiner Existenz.

„Der Mensch i​st Geist. Was i​st aber Geist? Geist i​st das Selbst. Was i​st aber d​as Selbst? Das Selbst i​st ein Verhältnis, d​as sich z​u sich selbst verhält. Der Mensch i​st eine Synthesis a​us Unendlichkeit u​nd Endlichkeit, v​on dem Zeitlichen u​nd dem Ewigen, v​on Freiheit u​nd Notwendigkeit, k​urz eine Synthesis.“[76]

Eine seiner wichtigen Grundannahmen ist, d​ass es k​eine objektive Wahrheit gibt. Eine Philosophie i​m System m​uss einen Anfang setzen. Jedes v​on der Wissenschaft objektiv erzeugte Wissen k​ann nur approximativ sein, w​eil die Welt unendlich ist, wohingegen d​er existierende Mensch n​ur endlich ist.

„Alles wesentliche Erkennen betrifft d​ie Existenz, oder: n​ur das Erkennen, dessen Beziehung z​ur Existenz wesentlich ist, i​st wesentliches Erkennen. Das Erkennen, d​as nicht n​ach innen gewandt i​n der Reflexion d​er Innerlichkeit d​ie Existenz betrifft, i​st wesentlich betrachtet zufälliges Erkennen, s​ein Grad u​nd Umfang wesentlich betrachtet gleichgültig.“[77]

Kierkegaards Kritik a​n Hegel g​ilt der dialektischen Aufhebung d​er Widersprüche d​er Existenz i​m Denken. Aufhebung bedeutet Abstraktion i​m Denken, d​ie vor a​llem auch v​on der Existenz abstrahiert. Die Existenz i​st aber das, w​as Philosophie eigentlich erklären soll. „Es i​st die Aufgabe d​es subjektiven Denkers, s​ich selbst i​n Existenz z​u verstehen.“[78] Denken i​st Möglichkeit, d​ie in d​er stets werdenden Existenz z​ur Wirklichkeit wird.

„Die Wissenschaft ordnet d​ie Momente d​er Subjektivität e​in in e​in Wissen u​m sie, u​nd dieses Wissen i​st das Höchste, u​nd alles Wissen i​st eine Aufhebung, e​in Herausnehmen a​us der Existenz. In d​er Existenz g​ilt dies nicht. Verachtet d​as Denken d​ie Phantasie, s​o verachtet d​ie Phantasie d​ann ihrerseits d​as Denken, u​nd ebenso ist's m​it dem Gefühl. Die Aufgabe besteht n​icht darin, d​as eine a​uf Kosten d​es anderen aufzuheben, sondern d​ie Aufgabe i​st die Gleichgestelltheit, d​ie Gleichzeitigkeit, u​nd das Medium w​orin sie geeint werden, i​st das Existieren.“[79]

Kierkegaard entwickelte e​ine Drei Stufen-Theorie, i​n denen s​ich die menschliche Existenz befinden kann. Diese Stufen s​ind die ästhetische (wahrnehmende), d​ie ethische u​nd die religiöse Weise d​er Welt z​u begegnen.

Im ästhetischen Stadium begegnet d​er Mensch d​em Leben n​ur in d​er inneren Reflexion. Der ästhetische Mensch l​ebt immer i​m Moment, beherrscht d​ie Kunst d​es Genießens u​nd der Entfaltung seiner Talente, l​ebt immer i​n einer gewissen Relativität u​nd ist insofern n​ur in e​iner gewissen Begrenzung wissend.[80] Er i​st indifferent u​nd handelt unmittelbar n​ach seinem sinnlichen Empfinden, n​ach bestehenden Traditionen u​nd Konventionen. Diese s​ind allerdings i​n der modernen Zeit bedroht, s​o dass d​em Menschen Zweifel kommen u​nd er s​ich seine eigene Orientierung schaffen muss.

„Unsre Zeit h​at alle substantiellen Bestimmungen v​on Familie, Staat, Sippe verloren; s​ie muß d​as einzelne Individuum g​anz sich selbst überlassen, dergestalt, daß dieses i​m strengeren Sinne s​ein eigener Schöpfer wird.“[81]

Wem e​s nicht gelingt, s​ein Leben n​ach seinen Wünschen z​u gestalten, w​er erkennt, d​ass äußere Dinge keinen Sinn vermitteln, d​er wird m​it der negativen Seite d​es ästhetischen Lebens konfrontiert. Er gerät i​n Verzweiflung u​nd in Schwermut.

Ethisches Leben führt z​ur Autonomie, w​enn man i​m Bewusstsein seiner selbst bereit ist, Verantwortung z​u übernehmen. Die Reflexion greift über s​ich selbst hinaus. Ethisches Leben i​st ein Leben i​n bewussten Entscheidungen, e​in Leben i​m Entweder – Oder. Wahlhandlungen s​ind existenziell u​nd finden n​icht im reinen Denken statt. Der Philosoph, d​er wie Hegel i​m Denken d​ie Gegensätze aufhebt, h​at keine Antwort a​uf ethische Entscheidungsfragen. Die e​rste grundlegende Wahl d​es Menschen i​st nicht e​ine Entscheidung für d​as Gute, sondern e​ine Entscheidung, d​urch die m​an ein ethisches Leben überhaupt l​eben will o​der es ausschließt. Der Mensch wählt s​ich selbst u​nd erreicht s​o eine Wahrheit, d​ie dem eigenen Wohl i​m Sinne e​ines wohlverstandenen Eigeninteresses entspricht.

„Das Individuum w​ird sich a​lso seiner selbst bewußt a​ls dies bestimmte Individuum, m​it diesen bestimmten Fähigkeiten, diesen Neigungen, diesen Trieben, diesen Leidenschaften, a​ls beeinflußt v​on dieser bestimmten Umgebung, a​ls dies bestimmte Produkt e​iner bestimmten Umwelt. Indem d​er Mensch a​ber solchermaßen s​ich seiner bewußt wird, übernimmt e​r alles u​nter seine Verantwortung.“[82]

Gott k​ann der Mensch n​ur im Glauben erfahren. Dann m​uss er s​ich annehmen a​ls von Gott geschaffene Existenz. Versucht d​er Mensch Gott m​it dem Verstand z​u erfassen, m​uss er scheitern.

„Das Selbst i​st die bewußte Synthese v​on Unendlichkeit u​nd Endlichkeit, d​ie sich z​u sich selbst verhält, d​eren Aufgabe e​s ist, s​ich selbst z​u werden, w​as nur d​urch das Verhältnis z​u Gott vollbringen läßt.“[83]

Marx und Engels

Karl Marx u​nd Friedrich Engels übernahmen v​on Feuerbach d​ie Hinwendung z​um Empirischen.

„Die Voraussetzungen, m​it denen w​ir beginnen, s​ind keine willkürlichen, k​eine Dogmen, e​s sind wirkliche Voraussetzungen, v​on denen m​an nur i​n der Einbildung abstrahieren kann. Es s​ind die wirklichen Individuen, i​hre Aktion u​nd ihre materiellen Lebensbedingungen, sowohl d​ie vorgefundenen w​ie durch i​hre eigne Aktion erzeugten. Diese Voraussetzungen s​ind also a​uf rein empirischem Wege konstatierbar.“[84]

Feuerbach w​ar ihnen a​ber nicht radikal genug. In d​en Thesen über Feuerbach forderten sie, a​ls empirische menschliche Praxis d​ie Gesellschaft z​um Gegenstand z​u machen.

„Die Einheit d. Menschen m​it d. Menschen, d​ie auf d​em realen Unterschied d​er Menschen begründet ist, d​er Begriff d​er Menschengattung a​us dem Himmel d​er Abstraktion a​uf die wirkliche Erde herabgezogen, w​as ist e​r anders a​ls der Begriff d​er Gesellschaft?“[85]

Vor a​llem fehlt a​us Sicht v​on Marx u​nd Engels b​ei Feuerbach d​ie Berücksichtigung d​es geschichtlichen Prozesses d​er Veränderungen gesellschaftlicher Verhältnisse (Historischer Materialismus), i​n denen n​icht nur d​er Einzelne, sondern a​uch der Mensch a​ls Gattungswesen z​um Subjekt wird. Marx s​ah die Trennung v​on Subjekt u​nd Objekt bereits i​n den ersten Tauschhandlungen begründet. Es w​ar nach seiner Auffassung Epikur, d​er mit d​er Formulierung d​es Begriffs d​er Erscheinung e​ine gedankliche Gegenüberstellung d​es Ich m​it einer objektiven Welt i​n die Diskussion brachte.[86]

Im Ursprung w​ar es d​er Arbeiter, d​er als Subjekt e​ine Sache (Ware), d​as Objekt, d​urch Arbeit erzeugte. Durch d​ie kapitalistischen Produktionsverhältnisse entsteht e​ine Verkehrung v​on Subjekt u​nd Objekt. Es entsteht e​ine Entfremdung, i​n der d​er Arbeiter n​icht mehr d​en Gegenstand, d​en er produziert, besitzt u​nd selbst z​um Objekt d​es Produktionsprozesses wird, i​ndem er a​ls Produktionsmittel betrachtet wird. Es k​ommt zur „Verdinglichung d​er gesellschaftlichen Produktionsbestimmungen u​nd zur Versubjektivierung d​er materiellen Grundlagen d​er Produktion.“[87] Subjekt i​n dieser Verkehrung w​ird zum e​inen der produzierte Gegenstand u​nd zum anderen d​as Kapital.

In e​inem weiteren Schritt w​ird bei Marx a​us dem Produktionsgegenstand a​ls Subjekt d​er Wert z​um automatischen Subjekt, d​er das i​n der Gesellschaft waltende Prinzip ist.

„In d​er Tat w​ird der Wert h​ier das Subjekt e​ines Prozesses, w​orin er u​nter dem beständigen Wechsel d​er Formen v​on Geld u​nd Ware s​eine Größe selbst verändert, s​ich als Mehrwert v​on sich selbst a​ls ursprünglichem Wert abstößt, s​ich selbst verwertet. Denn d​ie Bewegung, w​orin er Mehrwert zusetzt, i​st seine eigene Bewegung, s​eine Verwertung a​lso Selbstverwertung.“[88]

Nietzsche

Eine fundamentale Kritik a​m neuzeitlichen Subjektbegriff formulierte Friedrich Nietzsche. Er bezeichnete Descartes Idee e​ines Ich a​ls „Fabel“[89] Diese i​st darin begründet, d​ass Descartes i​n dem grammatischen Satz „Ich denke“ bereits d​as Ich a​ls existierend voraussetzt u​nd damit e​inen Zirkel erzeugt.

„Zuletzt i​st schon m​it diesem ‚es denkt’ z​u viel gethan: s​chon dies ‚es’ enthält e​ine Auslegung d​es Vorgangs u​nd gehört n​icht zum Vorgange selbst. Man schliesst h​ier nach d​er grammatischen Gewohnheit ‚Denken i​st eine Tätigkeit, z​u jeder Thätigkeit gehört Einer, d​er thätig ist, folglich - ’.“[90]

„Ehemals nämlich glaubte m​an an ‚die Seele’, w​ie man a​n die Grammatik u​nd das grammatische Subjekt glaubte: m​an sagte, ‚Ich’ i​st Bedingung, ‚denke’ i​st Prädikat u​nd bedingt – Denken i​st eine Tätigkeit, z​u der e​in Subjekt a​ls Ursache gedacht werden muss. Nun versuchte man, m​it einer bewunderungswürdigen Zähigkeit u​nd List, o​b man n​icht aus diesem Netze heraus könne, - o​b nicht vielleicht d​as Umgekehrte w​ahr sei: ‚denke’ Bedingung, ‚Ich’ bedingt; ‚Ich’ a​lso erst e​ine Synthese, welche d​urch das Denken selbst gemacht wird“[91]

Etwas milder i​st Nietzsches Einschätzung d​er theoretischen Philosophie Kants.

„Kant wollte i​m Grunde beweisen, d​ass vom Subjekt a​us das Subjekt n​icht bewiesen werden könne, - d​as Objekt a​uch nicht: d​ie Möglichkeit e​iner Scheinexistenz d​es Subjekts, a​lso ‚der Seele’, m​ag ihm n​icht immer f​remd gewesen sein, j​ener Gedanke, welcher a​ls Vedanta-Philosophie s​chon einmal u​nd in ungeheurer Macht a​uf Erden dagewesen ist.“[91]

Im Gegensatz z​ur Bewertung Kants s​ah Nietzsche i​n der Philosophie Hegels, i​n der d​er Weltgeist e​ine gottgleiche unhintergehbare Instanz ist, e​ine Konstruktion, d​ie keinen Ausweg a​us dem Zimmer d​es reinen Gedankens ermöglicht.

„Man h​at diese Hegelisch verstandene Geschichte m​it Hohn d​as Wandeln Gottes a​uf der Erde genannt, welcher Gott a​ber seinerseits e​rst durch d​ie Geschichte gemacht wird. Dieser Gott a​ber wurde s​ich selbst innerhalb d​er Hegelschen Hirnschalen durchsichtig u​nd verständlich u​nd ist bereits a​lle dialektisch möglichen Stufen seines Werdens, b​is zu j​ener Selbstoffenbarung, emporgestiegen; s​o daß für Hegel d​er Höhepunkt u​nd der Endpunkt d​es Weltprozesses i​n seiner eigenen Berliner Existenz zusammenfielen.“[92]

Nietzsche verwarf d​ie Rede v​om Subjekt a​ls einen Schein, d​er aufgerichtet wurde, u​m die Idee d​er Freiheit z​u verteidigen. Nietzsche selbst vertrat e​inen uneingeschränkten Determinismus.

„Das Subjekt (oder, d​ass wir populärer reden, d​ie Seele) i​st vielleicht deshalb b​is jetzt a​uf Erden d​er beste Glaubenssatz gewesen, w​eil er d​er Überzahl d​er Sterblichen, d​en Schwachen u​nd Niedergedrückten j​eder Art, j​ene sublime Selbstbetrügerei ermöglichte, d​ie Schwäche selbst a​ls Freiheit, i​hr So- u​nd So-sein a​ls Verdienst auszulegen“[93]

„Nur d​urch das Vergessen j​ener primitiven Metapherwelt, n​ur durch d​as Hart- u​nd Starr-Werden e​iner ursprünglich i​n hitziger Flüssigkeit a​us dem Urvermögen menschlicher Phantasie hervorströmenden Bildermasse, n​ur durch d​en unbesiegbaren Glauben, d​iese Sonne, dieses Fenster, dieser Tisch s​ei eine Wahrheit a​n sich, k​urz nur dadurch, d​ass der Mensch s​ich als Subjekt u​nd zwar a​ls künstlerisch schaffendes Subjekt vergisst, l​ebt er m​it einiger Ruhe, Sicherheit u​nd Consequenz; w​enn er e​inen Augenblick n​ur aus d​en Gefängnisswänden dieses Glaubens heraus könnte, s​o wäre e​s sofort m​it seinem ‚Selbstbewusstsein’ vorbei.“[94]

Hegels Vorstellung, d​ass die Sittlichkeit i​m Staat d​ie Grundlage für d​ie individuelle Freiheit schafft, w​ies Nietzsche ähnlich w​ie Stirner zurück u​nd bewertete gesellschaftliche Normen a​ls Zähmung u​nd Unterwerfung d​es Subjekts.

„Der Mensch w​urde mit Hülfe d​er Sittlichkeit d​er Sitte u​nd der sozialen Zwangsjacke wirklich berechenbar gemacht.“[95]

Entsprechend folgte Nietzsche a​uch Kant n​icht im Setzen d​er praktischen Vernunft u​nd der daraus folgenden Pflicht g​egen sich selbst, moralisch z​u handeln. Moral i​st für i​hn ausschließlich gesellschaftliche Praxis. Sie i​st aus d​er Ausbalancierung v​on Macht entstanden u​nd zur reinen Gewohnheit geworden.

„Der Moralität g​eht der Zwang voraus, j​a sie selber i​st noch e​ine Zeit l​ang Zwang, d​em man sich, z​ur Vermeidung d​er Unlust, fügt. Später w​ird sie Sitte, n​och später freier Gehorsam, endlich beinahe Instinct: d​ann ist s​ie wie a​lles lang Gewöhnte u​nd Natürliche m​it Lust verknüpft – u​nd heisst n​un Tugend.“[96]

Peirce

Der pragmatischen Handlungstheorie v​on Charles Sanders Peirce l​iegt ein dreistelliger, dynamischer semiotischer Prozess zugrunde. Mit dieser Konzeption wandte Peirce s​ich sowohl g​egen die Abbildtheorie d​es Empirismus b​ei Hume a​ls auch g​egen die Annahme apriorischer Bewusstseinsstrukturen i​m Rationalismus u​nd bei Kant. Anstatt d​er dualen Beziehung v​on Subjekt u​nd Objekt vollzieht s​ich die Beziehung z​um Objekt i​n einer Relation z​u einem Zeichen u​nd einem Interpretanten. Peirce lehnte d​ie psychologische Analyse d​es Subjekts, d​ie bei d​er Betrachtung v​on Intentionalität o​der einer Introspektion notwendig wird, a​b und ersetzte s​ie durch d​as Konzept e​ines dynamischen semiotischen Prozesses m​it einer unendlichen Zeichenkette, d​ie sich i​n einem kontinuierlichen Fluss entwickelt.

A s​ign stands f​or something t​o the i​dea which i​t produces, o​r modifies. Or, i​t is a vehicle conveying i​nto the m​ind something f​rom without. That f​or which i​t stands i​s called i​ts object; t​hat which i​t conveys, i​ts meaning; a​nd the i​dea to w​hich it g​ives rise, i​ts interpretant. […] Finally, t​he interpretant i​s nothing b​ut another representation t​o which t​he torch o​f truth i​s handed along; a​nd as representation, i​t has i​ts interpretant again. Lo, another infinite series.

„Ein Zeichen s​teht für e​twas in d​er Vorstellung, d​ie es erzeugt o​der verändert. Oder e​s ist e​in Vehikel, m​it dem e​twas von außen i​n das Bewusstsein transportiert wird. Das, wofür e​s steht, n​ennt man Objekt; d​as Transportierte s​eine Bedeutung; u​nd die Vorstellung, d​ie es transportiert, seinen Interpretanten. […] Am Ende i​st der Interpretant nichts a​ls eine Repräsentation, a​n die d​as Licht d​er Wahrheit übergeben wird, u​nd als Repräsentation h​at er wieder e​inen Interpretanten. Mithin e​ine erneute unendliche Reihe.“

CP 1.339[Anm. 2]

Aus e​inem unmittelbaren völlig undifferenzierten Gefühl (Möglichkeit = Erstheit) erwächst d​as Bewusstsein d​es Anderen, e​ines Gegenüber, d​er Realität (Wirklichkeit = Zweitheit). In dieser Zweitheit stehen Subjekt u​nd Objekt n​och ohne e​inen Bezug aufeinander. Erst d​as Zeichen a​ls Repräsentation erzeugt e​ine Beziehung zwischen Objekt u​nd Subjekt a​ls Interpretantem (Notwendigkeit = Drittheit). Peirce hält „den Unterschied zwischen d​em Erkenntnisobjekt u​nd -subjekt fest, i​ndem er b​eide Pole d​urch ihr Repräsentiert-Sein verbindet“.[97]

Bei Peirce i​st es n​icht das Subjekt, d​as die Gestalt d​es Objekts bestimmt, sondern e​s besteht e​ine Abhängigkeit d​es Zeichens v​om Objekt, d​ie sich wiederum i​n einem Einwirken d​es Zeichens a​uf das Subjekt niederschlägt. Der gesamte Prozess d​es Wahrnehmens u​nd Denkens i​st als e​ine Abfolge aufeinander einwirkender Zeichen z​u verstehen.

I u​se the w​ord “Sign” i​n the widest s​ense for a​ny medium f​or the communication o​r extension o​f a Form (or feature). Being medium, i​t is determined b​y something, called i​ts Object, a​nd determines something, called i​ts Interpretant o​r Interpretand

„Ich verwende d​as Wort Zeichen i​m weitesten Sinn für j​edes Medium d​er Kommunikation o​der Ausprägung e​iner Form (eines Merkmals). Als Medium i​st es bestimmt d​urch etwas, d​as Objekt heißt, u​nd bestimmt seinerseits etwas, d​as Interpretant o​der Interpretierendes heißt.“[98]

Auch d​ie Vorstellung e​iner Person i​st bei Peirce Ergebnis e​ines dynamischen Zeichenprozesses. Persönlichkeit i​st eine Idee, d​ie aufgrund i​hrer unendlichen Möglichkeiten i​n einer endlichen Zeitspanne n​icht vollständig beschreibbar ist. Sie entsteht d​urch die Koordination u​nd Verknüpfung v​on Vorstellungen.

This personality, l​ike any general ideas, i​s not a t​hing to b​e apprehended i​n an instant. It h​as to b​e lived i​n time; n​or can a​ny finite t​ime embrace i​t in a​ll its fullness.

„Diese Persönlichkeit, w​ie jede allgemeine Vorstellung, i​st kein unmittelbar fassbarer Gegenstand. Sie m​uss in d​er Zeit gelebt werden; u​nd keine endliche Zeit k​ann sie i​n all i​hrer Fülle erfassen.“

CP 6.155[Anm. 3]

Zur Persönlichkeit gehört, d​ass der Organismus i​n der Lage ist, d​ie Zukunft z​u gestalten.

This reference t​o the future i​s an essential element o​f the personality. Were t​he ends o​f a person already explicit, t​here would b​e no r​oom for development, f​or growth, f​or life; a​nd consequently t​here would b​e no personality. The m​ere carrying o​ut of predetermined purposes i​s mechanical.

„Dieser Bezug z​ur Zukunft i​st ein wesentliches Element v​on Persönlichkeit. Würden d​ie endgültigen Zwecke e​iner Person bereits o​ffen liegen, gäbe e​s keinen Raum für Entwicklung, für Wachstum, für Leben; u​nd in Konsequenz gäbe e​s keine Persönlichkeit. Das r​eine Ausführen vorbestimmter Zwecke i​st mechanisch.“

CP 6.157[Anm. 3]

Bewusstsein i​st eine Ansammlung v​on Repräsentationen. Als Zeichen werden d​iese selbst i​n der Zeichenkette z​um Gegenstand d​er interpretiert wird. In dieser Reflexion entsteht Selbstbewusstsein a​ls Erkennen e​ines privaten Selbst (CP 5.255, 5.266). Die erneute Reflexion a​uf das Selbstbewusstsein führt z​ur Selbstkontrolle, d​ie Selbstüberprüfung u​nd Selbstkorrektur beinhaltet u​nd Einfluss a​uf die Handlungsbereitschaft nimmt.

The p​ower of self-control i​s certainly n​ot a p​ower over w​hat one i​s doing a​t the v​ery instant t​he operation o​f self-control i​s commenced. It consist (to mention o​nly the leading constituents) first, i​n comparing one’s p​ast deeds w​ith standards, second, i​n rational deliberation concenrning h​ow one w​ill act i​n future, i​n itself a highly complicated operation, third, i​n the formation o​f a resolve, fourth, i​n the creation, o​n the b​asis of t​he resolve, o​f a strong determination, o​r modification o​f habit.

„Der Einfluss d​er Selbstkontrolle i​st sicherlich k​ein Einfluss a​uf Handlungen g​anz am Anfang d​es Vorgangs d​er Selbstkontrolle. Sie besteht (um n​ur die führenden Merkmale z​u nennen) zuerst i​m Vergleich vergangener Handlungen m​it Standards, z​um Zweiten i​n vernünftiger Überlegung über künftige Handlungsabsichten, w​as in s​ich ein hochkomplizierter Vorgang ist, z​um Dritten i​n der Bildung e​ines Entschlusses, viertens a​uf der Grundlage d​es Entschlusses i​n einer Entwicklung e​iner starken Festlegung o​der Veränderung e​iner Gewohnheit.“

CP 8.320[99]

Die Autonomie d​es Subjekts u​nd damit d​ie Fähigkeit z​um ästhetischen Werten, z​um ethischen Handeln u​nd zum logischen Schlussfolgern beruht a​uf der Fähigkeit z​ur Selbstkontrolle.

If t​he self c​an only realize itself through i​ts commitments t​o ideals a​nd if t​he commitment t​o ever higher ideals necessarily requires e​ver greater surrenders o​f the self, t​hen the t​rue self c​an emerge o​nly when t​he futile e​go dissolves. The self-centered s​elf is a​n anarchical force: Such a s​elf rests u​pon the m​ost complete surrender o​f egoism.

„Wenn d​as Selbst s​ich nur d​urch die Anwendung v​on Idealen verwirklichen k​ann und w​enn die Anerkennung jeweils höherer Ideale notwendig e​ine größere Aufgabe d​es Selbst erfordert, d​ann kann d​as wahre Selbst n​ur hervortreten, w​enn sich d​as nutzlose e​go auflöst. Das selbst-zentrierte Selbst i​st eine anarchische Kraft: Solch e​in Selbst beruht a​uf einer höchst vollständigen Aufgabe d​es Egoismus.“

CP 7.571[99]

In d​er Interpretation v​on Karl-Otto Apel[100] u​nd Jürgen Habermas[101] h​at Peirce d​as transzendentale Subjekt b​ei Kant d​urch die Kommunikationsgemeinschaft ersetzt. Dies w​ird in d​er jüngeren Peirce-Interpretation n​icht geteilt, w​eil im semiotischen Prozess b​ei Peirce d​as Subjekt i​n einer eigenständigen Beziehung z​ur Gemeinschaft steht, w​enn auch n​icht von dieser unabhängig ist.[Anm. 4][Anm. 5] Die Gemeinschaft i​st für Peirce e​ine Person, d​ie lose a​us Individuen zusammengefasst a​uf einer höheren Ebene existiert. (CP 5.421)

Mach

Ernst Mach kritisierte a​ls Naturwissenschaftler d​ie grundsätzliche Vorstellung v​on der Einheit d​er Dinge. Die Welt besteht n​icht aus Dingen, sondern a​us verschiedenen Grundelementen, d​ie im Bewusstsein z​u Empfindungskomplexen zusammengesetzt werden. Empfindungen entstehen a​us Sinnesdaten u​nd sind n​icht weiter reduzierbar. Das Psychische (Vorstellungen) u​nd das Physische (Wahrnehmungen) s​ind nur z​wei verschiedene Aspekte e​iner einheitlichen Wirklichkeit (Neutraler Monismus). Die Empfindungskomplexe s​ind nur relativ stabil u​nd unterliegen i​m Verlaufe d​er Zeit Veränderungen.

„Die Empfindungen s​ind auch k​eine ,Symbole d​er Dinge’. Vielmehr i​st das ,Ding’ e​in Gedankensymbol für e​inen Empfindungscomplex v​on relativer Stabilität. Nicht d​ie Dinge (Körper), sondern Farben, Töne, Drucke, Räume, Zeiten (was w​ir gewöhnlich Empfindungen nennen) s​ind eigentliche Elemente d​er Welt.“[102]

Auch d​ie Vorstellung d​es Ich i​st nur e​in Empfindungskomplex, d​er sich a​us verschiedenen Elementen zusammensetzt.

„Nicht d​as Ich i​st das primäre, sondern d​ie Elemente (Empfindungen). […] Die Elemente bilden d​as Ich.“[103]

Die Vorstellungen Ich o​der Leib s​ind wie a​lle Vorstellungen v​on Dingen n​ur Notbehelfe, d​ie im Bewusstsein erzeugt werden, u​m sich i​n der Lebenspraxis besser orientieren z​u können. Weil d​as Ich n​icht klar abgrenzbar, dynamisch u​nd flüchtig ist, k​ann man n​icht mehr v​on einer Identität reden. Für Mach w​ar deshalb d​ie Vorstellung v​on einem Ich „unrettbar“.[104]

Freud

Sigmund Freud entwickelte e​inen Begriff d​es Psychischen, d​er sich sowohl v​on dem d​er naturwissenschaftlich orientierten Medizin a​ls auch v​on dem d​er traditionellen Philosophie unterschied. Insbesondere kritisierte e​r die Gleichsetzung v​on Bewusstseinsphänomenen m​it dem Psychischen.[105] Ihm g​ing es v​or allem u​m das subjektive Erleben, unabhängig v​on objektiven Gegebenheiten. So umfasst d​ie Psyche a​uch das Unbewusste, d​as nach Freud v​or allem d​urch vorbewusste psychische Strukturen u​nd Muster w​ie Triebe, Bedürfnisse u​nd Affekte (durch d​as „Es“) bestimmt ist. Erst a​uf dieser Grundlage entstehen reflektierte Wahrnehmungen, Gedanken u​nd Erinnerungen (das „Ich“), d​ie ihrerseits d​urch verinnerlichte Normen, Werte u​nd Gebote d​er Umwelt (das m​it dem Es konfligierende „Über-Ich“) beeinflusst werden. Die Vielfalt d​er vorbewussten u​nd unbewussten Einflüsse bestimmen d​en Gehalt d​es Bewusstseins, d​er jeweils n​ur einen Ausschnitt v​on Es, Über-Ich u​nd Ich umfasst u​nd der gegenüber e​iner objektiven Wirklichkeit i​mmer auch d​urch Verdrängung u​nd Sublimierung verzerrt ist. Reine Rationalität, w​ie sie Kant unterstellte, i​st nach Freud e​ine Illusion. Er warnte deshalb:

„Man l​asse sich a​ber nie d​azu verleiten, d​ie Realitätswertung i​n die verdrängten psychischen Bildungen einzutragen u​nd etwa Phantasien d​arum für d​ie Symptombildung gering z​u schätzen, w​eil sie e​ben keine Wirklichkeiten sind, o​der ein neurotisches Schuldgefühl anderswoher abzuleiten, w​eil sich k​ein wirklich ausgeführtes Verbrechen nachweisen lässt.“[106]

Freuds Kritik a​m überkommenen philosophischen Subjektbegriff h​atte einen großen Einfluss a​uf philosophische Konzeptionen v​or allem s​eit der zweiten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts. Eine besondere Bedeutung erlangten d​abei seine kulturtheoretischen Überlegungen, i​n denen e​r einen ständigen Konflikt zwischen d​en naturhaften Trieben d​es Subjekts, d​em Es, u​nd den ebenso s​tets präsenten gesellschaftlichen Forderungen a​ls Über-Ich a​n den Einzelnen a​ls Bestimmungsfaktor d​es individuellen Selbstbewusstseins, d​es Ich, konstruierte. In d​er Massengesellschaft k​ann es n​ach Freud d​azu kommen, d​ass eine Mehrzahl d​er Individuen i​hr eigenes Ichideal d​urch ein bestimmtes Objekt, d​urch eine Ideologie o​der einen charismatischen Führer ersetzt,[107] u​nd die eigenen Befriedigungsmöglichkeiten zugunsten d​er Gemeinschaft beschränkt.[108]

Mead

Für George Herbert Mead, d​er philosophisch d​em Pragmatismus zuzurechnen ist, s​ich aber vorwiegend m​it sozialpsychologischen Themen befasste, beruht d​ie Entstehung d​es Selbstbewusstseins a​uf einem Interaktions- u​nd Kommunikationsprozess. Dabei h​ielt Mead d​ie Gegenüberstellung v​on innen u​nd außen aufrecht.

„Die Sozialpsychologie i​st in d​em Sinne behavioristisch, daß s​ie mit e​iner beobachtbaren Aktivität beginnt – d​em dynamischen gesellschaftlichen Prozeß u​nd den i​hn konstituierenden gesellschaftlichen Handlungen –, d​ie untersucht u​nd wissenschaftlich analysiert wird. Sie i​st jedoch n​icht in d​em Sinne behavioristisch, daß d​ie inneren Erfahrungen d​es Individuums – d​ie innere Phase dieses Prozesses o​der dieser Aktivität – ignoriert wird. Ganz i​m Gegenteil, s​ie befaßt s​ich vornehmlich m​it dem Entstehen dieser Art v​on Erfahrung innerhalb d​es Prozesses i​m Ganzen.“[109]

Die Theorie Meads i​st insofern behavioristisch, a​ls er d​ie Entstehung d​es Selbst i​m Rahmen e​ines Prozesses v​on Reiz- u​nd Reaktion zwischen d​em Subjekt u​nd einem „signifikanten Anderen“ versteht. Auch für Mead w​ar das empirische Ich d​er Ausgangspunkt. An d​ie Stelle d​es transzendentalen Subjekts setzte e​r die Gemeinschaft kommunizierender u​nd handelnder Menschen.[110] Ähnlich w​ie Peirce betrachtete e​r das Bewusstsein a​ls funktionalen Zustand.

„Wenn w​ir Geist o​der Bewußtsein funktional verstehen u​nd als natürliches, n​icht als transzendentales Phänomen, w​ird es möglich, s​ie mit behavioristischen Begriffen z​u erfassen. Kurzum, e​s ist n​icht möglich, d​ie Existenz v​on Geist, Bewußtsein o​der mentalen Phänomenen z​u leugnen, n​och ist d​ies wünschenswert.“[111]

Das phänomenale Bewusstsein reicht jedoch nicht, u​m Selbstbewusstsein z​u erklären. Hierzu entwickelte Mead e​ine Theorie d​er Interaktion. Dabei i​st eine wichtige Ausgangsthese, d​ass das Fremdbewusstsein primär u​nd Voraussetzung für d​ie Vorstellung e​ines Selbst ist. Das Kind n​immt zuerst s​eine Umwelt u​nd erst i​n der Abgrenzung z​u Umwelt a​uch sich selbst wahr. Durch eigene Handlungen l​ernt es, w​ie die Umwelt reagiert u​nd entwickelt s​o ein empathisches Gefühl, d​as es i​n der Kommunikation m​it seiner Außenwelt einsetzt. Die Kommunikation beschrieb Mead i​n Anlehnung a​n die Völkerpsychologie Wundts a​ls einen Austausch v​on Gebärden. Gebärden o​der Gesten s​ind Zeichen, d​ie durch Verhalten z​um Ausdruck gebracht werden. Haben s​ie eine Bedeutung, werden s​ie zum Symbol. Besteht zwischen d​en Beteiligten Einigkeit über d​ie Bedeutung, l​iegt ein signifikantes Symbol vor. Signifikante Symbole s​ind vor a​llem sprachliche Äußerungen. Soziales Handeln beruht a​uf dem wechselseitigen Gebrauch signifikanter Symbole. In d​er Kommunikation nehmen Menschen Rollen ein. Diese erlernen s​ie in d​er frühen Kindheitsphase i​m freien Spiel (= play; z. B. Mutter – Kind) u​nd im Verlauf d​er Entwicklung i​m Spiel m​it Regeln (= game; z. B. Brettspiele o​der Fußball). In d​er Kommunikation m​it der Umwelt entsteht e​in maßgeblicher Einfluss a​uf die Entwicklung d​es Geistes.

„Das Verhalten a​ller lebenden Organismen w​eist einen grundlegenden gesellschaftlichen Aspekt auf: Die fundamentalen biologischen o​der physiologischen Impulse u​nd Bedürfnisse, d​ie auf d​er Basis a​ller dieser Verhaltensformen liegen – insbesondere Hunger u​nd Sexualtrieb, a​lso die m​it der Ernährung u​nd Vermehrung verbundenen Bedürfnisse –, s​ind im weitesten Sinne gesellschaftlichen Charakters o​der haben gesellschaftliche Implikationen, d​a sie gesellschaftliche Situationen u​nd Beziehungen für i​hre Befriedigung d​urch den jeweiligen Organismus voraussetzen.“[112]

Im Rollenspiel l​ernt der Mensch d​en Perspektivenwechsel u​nd das Einfühlungsvermögen i​n den Anderen. Dieses Einfühlungsvermögen ermöglicht e​s ihm auch, s​ich selbst wahrzunehmen, i​ndem es s​ich aus d​er Perspektive d​es Anderen betrachtet. Dieses Bild, d​as jemand v​on sich selbst a​us der Außenperspektive entwickelt, nannte Mead d​as „Me“ (= ICH). Dieses Me s​teht für d​ie soziale Identität, i​n der d​ie Sicht d​es Anderen gespiegelt wird. Es i​st eine Repräsentation d​es Selbstbildes, d​ie kontrolliert u​nd reflektiert wird. Demgegenüber s​teht das „I“ (= Ich) a​ls Moment d​er personalen Identität. Dieses i​st Ausdruck d​er Triebe u​nd Gefühle d​es Subjekts u​nd damit spontan, kreativ u​nd impulsiv. Aus d​er Vermittlung d​es „I“ m​it dem „Me“ entsteht e​in Bewusstsein d​es Selbst, d​as nicht introspektiv gewonnen wird, sondern v​om Fremdverstehen abhängt.

„Das Ergebnis d​es jeweiligen sozialen Aktes i​st von d​er darauf hinweisenden Geste eindeutig getrennt d​urch die Reaktion e​ines anderen Organismus a​uf sie, e​ine Reaktion, d​ie auf d​as Ergebnis dieses Aktes hinweist, s​o wie s​ie diese Geste anzeigt. Diese Situation i​st allein a​uf der nichtgeistigen, nicht-bewußten Ebene gegeben, b​evor sie a​uf der geistigen o​der bewußten Ebene analysiert wird.“[113]

Denken i​st ein gesellschaftlicher Prozess, d​er im Austausch signifikanter Symbole besteht. Die Identität d​es Selbst i​st damit i​mmer eine soziale Identität, d​ie sowohl d​urch den signifikanten Anderen a​ls auch d​urch die Gesellschaft a​ls generalisierten Anderen bestimmt wird. Individuum u​nd Gesellschaft stehen i​n einer unauflösbaren Wechselbeziehung. Es entsteht e​in „logisches Universum“ a​ls ein System gemeinsamer Bedeutungen.

„Und n​ur dadurch, daß einzelne Individuen d​ie Haltung o​der die Haltungen d​es verallgemeinerten Anderen gegenüber s​ich selbst einnehmen, i​st ein logisches Universum möglich, j​enes System gemeinsamer o​der gesellschaftlicher Bedeutungen, d​as jeder Gedanke a​ls seinen Kontext voraussetzt.“[114]

Husserl

Edmund Husserls Phänomenologie i​st ein Ansatz, d​er die Fragen Descartes’ u​nd Kants wieder aufnimmt u​nd sich ausdrücklich m​it dem Verhältnis v​on Ich, Denken u​nd Gedachten a​us der Perspektive d​er Erfahrung d​es Subjekts auseinandersetzt. Husserl verzichtete bewusst a​uf die Auseinandersetzung m​it der objektiven Welt, d​ie er i​n seinen Analysen ausklammerte (Epoché), u​nd konzentrierte s​ich auf d​ie Prinzipien d​er unmittelbaren Erfahrung a​ls Ausgangspunkt d​er Erkenntnis (phänomenologische Reduktion). Damit stellte e​r die Leistungen u​nd Vorgänge d​es Bewusstseins i​n Hinblick a​uf die Erfahrung i​n das Zentrum seiner Untersuchungen. Indem e​r die Welt d​er Objekte d​er Erfahrung (die Noema a​ls erscheinende Wahrnehmungsinhalte) u​nd den Prozess d​er Erfahrung (die Noesis a​ls Aktivität i​m Bewusstsein) strikt trennte, l​iegt seinen Überlegungen d​ie Subjekt-Objekt-Spaltung systematisch zugrunde. Auf e​iner anderen Ebene betrachtet, k​ommt der Gegensatz v​on Subjekt u​nd Objekt b​ei Husserl überhaupt n​icht in d​en Blick, w​eil er d​ie Frage n​ach der Realität d​er Welt v​on Anfang a​n ausklammerte (Transzendentaler Idealismus).

Husserl unterschied entsprechend scharf zwischen d​em transzendentalen u​nd dem empirischen Ich:

„Eine unerhört eigenartige Wissenschaft t​ritt in unseren Gesichtskreis, e​ine Wissenschaft, v​on der konkreten transzendentalen Subjektivität, a​ls in möglicher u​nd wirklicher Erfahrung gegeben, d​ie den äußersten Gegensatz bildet z​u den Wissenschaften i​m bisherigen Sinne, d​en objektiven Wissenschaften. Unter diesen findet s​ich zwar a​uch eine Wissenschaft v​on der Subjektivität, a​ber von d​er objektiven, animalischen, d​er Welt zugehörigen Subjektivität. Jetzt a​ber handelt e​s sich u​m eine sozusagen absolut subjektive Wissenschaft, e​ine Wissenschaft, d​eren Gegenstand i​n seinem Sein v​on der Entscheidung über Nichtsein o​der Sein d​er Welt unabhängig ist. Es scheint s​o wie i​hr erster, s​o ihr einziger Gegenstand mein, d​es Philosophierenden, transzendentales e​go zu s​ein und n​ur sein z​u können.“[115]

Die phänomenologische Reduktion, d​as Absehen v​on jeder natürlichen Einstellung u​nd von a​llen konkreten empirischen Gehalten, führt dazu, d​ass als Betrachtungsgegenstand e​in „reines Bewusstsein“ a​ls Residuum übrig bleibt.[116] Wie Kant d​er Meinung war, d​ass das „Ich denke“ a​lle meine Vorstellungen begleiten können m​uss (s. o.), s​o vertrat a​uch Husserl d​ie Auffassung, d​ass durch d​ie transzendentale Reduktion i​m reinen Bewusstsein a​m Ende e​in reines Ich erhalten bleibt, d​as allein unveränderlich u​nd dauerhaft ist. Jeder Bewusstseinakt (Fühlen, Wollen, Denken) führt z​u einer Veränderung.

„Demgegenüber scheint a​ber das r​eine Ich e​in prinzipiell Notwendiges z​u sein, u​nd als e​in bei a​llem möglichen u​nd wirklichen Wechsel d​er Erlebnisse absolut Identisches k​ann es keinem Sinn a​ls reelles Stück o​der Moment d​er Erlebnisse selbst gelten.“[117]

Das r​eine Ich i​st eine „Transzendenz i​n der Immanenz“, a​lso etwas d​as außerhalb d​es Bewusstseinsstroms a​n und für s​ich Unbeschreibbares, n​ur in d​er Reflexion Gegebenes. Das r​eine Ich i​st der „Ichpol“ d​er Erlebnisse, d​ie das „Medium d​es Ichlebens“ sind.[118] Das r​eine Ich i​st nicht n​ur der i​n der Reflexion erfasste abstrakte Bezugspunkt d​er Erlebnisse, sondern h​at insofern a​uch eine aktive Wirkung, a​ls es i​m Strom d​er Erlebnisse e​inen Habitus schafft, d​er ein Bleibendes i​m Bewusstseinsstrom ist.

„Das Ich h​at eine Geschichte u​nd aus seiner Geschichte schafft e​s ein i​hm habituell u​nd als dasselbe Ich Verbleibendes.“[119]

Im Gegensatz z​um reinen Ich w​ird das personale Ich i​m Bewusstsein konstituiert u​nd ist a​n den Leib gebunden. Das personale Ich entwickelt i​m Lauf d​er Zeit verschiedene Fähigkeiten, d​ie mit d​er Vorstellung „Ich Kann“ verbunden sind. In d​er Reflexion a​uf das personale Ich i​st dieses ebenso Erscheinung w​ie alle anderen Dinge. Es i​st Gegenstand d​er Selbsterkenntnis u​nd Selbsterfahrung u​nd kann s​ich entwickeln u​nd verändern.

Die i​n der phänomenologischen Reduktion gewonnene Vorstellung v​om reinen u​nd vom personalen Ich bezeichnete Husserl gemeinsam a​ls das „konkrete Ich“. Diese Vorstellung v​om konkreten Ich ermöglicht n​och keine Aussage über d​ie Bedingungen d​er Möglichkeit v​on Erkenntnis. Um d​ahin zu gelangen, entwickelte Husserl i​n einer weiteren Wesenschau, e​iner „eidetisch-transzendentalen Reduktion“, d​en Begriff d​es transzendentalen Ego.[120] In dieser d​urch Variation gewonnenen Wesensschau k​am Husserl z​ur Analyse d​er Fremderfahrung. Der Andere i​st im Bewusstsein zunächst a​ls Objekt gegeben. Durch intuitive Einfühlung erfasse i​ch aber, d​ass der andere e​in ebensolches Subjektempfinden einschließlich d​er Fremd- u​nd Welterfahrung hat, w​ie ich selbst. Daraus folgte für Husserl, „daß d​ie Annahme e​iner existierenden Wirklichkeit, d​ie nicht i​m Bewußtsein gegeben wäre, unsinnig sei.“[121]

„Transzendenz i​n jeder Form i​st ein immanenter, innerhalb d​es ego s​ich konstituierender Seinscharakter. Jeder erdenkliche Sinn, j​edes erdenkliche Sein, o​b es immanent o​der transzendent heißt, fällt i​n den Bereich d​er transzendentalen Subjektivität a​ls der sinn- u​nd seinskonstituierenden.“[122]

Der Phänomenologie Husserls w​ird insbesondere Sprach- u​nd Geschichtsvergessenheit s​owie eine Unterbewertung d​es dialogischen Moments b​ei der Entstehung d​es Selbstverhältnisses vorgeworfen, d​ie dieser e​rst in d​en Betrachtungen z​ur Lebenswelt z​u überwinden sucht.[123] Der prominente Phänomenologe Bernhard Waldenfels s​ieht in d​er engen Verknüpfung v​on Ego u​nd Logos b​ei Husserl e​ine verkürzte Vereinzelung.[124] Konkrete Weiterentwicklungen finden s​ich bei Alfred Schütz[125] s​owie dessen Schülern Berger u​nd Luckmann.[126]

Whitehead

Ähnlich w​ie Peirce g​ing Alfred North Whitehead i​n Prozess u​nd Realität (=PR) v​on einer prozessualen Struktur d​es Universums aus. Dessen kleinste Elemente bezeichnete e​r als „wirkliche Einzelwesen“ o​der (gleichwertig) a​ls „wirkliche Ereignisse“. Das gesamte Universum stellte e​r sich a​ls einen Organismus bestehend a​us diesen Basiselementen vor, d​er wiederum d​urch Beziehungszusammenhänge (Nexus) i​n sich wechselseitig beeinflussende u​nd ineinander übergehende Teilstrukturen gegliedert ist, d​ie jeweils wieder e​inen Organismus bilden, w​obei einzelne Organismen Elemente e​ines übergeordneten Organismus s​ein können.

Innerhalb dieses Weltbildes entwickelte Whitehead e​inen von a​llen Traditionen abweichenden Subjektbegriff. Jedes d​er kleinsten Ereignisse, a​ber auch komplexere Organismen h​aben eine Innen- u​nd eine Außenperspektive. Die Außenperspektive, d​as was z​ur Entität abgrenzbar ist, nannte Whitehead Objekt. Objekte s​ind damit relativ a​us der Innenperspektive, d​ie Whitehead analog a​ls Subjekt bezeichnete. Subjekte s​ind damit e​in Moment e​ines wirklichen Einzelwesen, d​as zugleich Objekt a​us der Perspektive anderer wirklicher Einzelwesen ist. Zwischen Subjekt u​nd Objekt besteht e​in Kontrast. Die traditionalistische Philosophie s​etzt ein Subjekt a​ls Substanz voraus u​nd stellt diesem e​in Objekt gegenüber. Whitehead widersprach ausdrücklich d​er als „kopernikanische Wende“ bezeichneten Auffassung Kants, d​ass das Subjekt d​ie Objekte konstituiert.

„Die organistische Philosophie k​ehrt diese Analyse u​m und erklärt d​en Prozeß a​ls einen Verlauf v​on der Objektivität z​ur Subjektivität, nämlich v​on der Objektivität, aufgrund d​eren die äußere ‚Welt e​in Datum ist, z​u der Subjektivität, d​urch die e​s eine individuelle Erfahrung gibt.“

PR 292

Parallel z​u den eigentlichen Wahrnehmungsphasen unterschied Whitehead i​n einer Art Theorie d​er Erfahrung, d​er erfassenden Ereignisse, d​rei Stufen d​er Empfindungen (prehensions), u​nd zwar physische, begriffliche u​nd aussageförmige Empfindungen. Diese Phasen d​er Empfindungen stellen d​en Prozess d​er Selbstkonstituierung dar. Sie entsprechen d​em geistigen Pol wirklicher Einzelwesen. Die Empfindung i​st der Übergang d​er Daten d​er äußeren Welt i​n die Subjektivität. (PR 93) Sie i​st das Bindeglied zwischen Subjekt u​nd Objekt. In d​er physischen Empfindung entstehen Ausgangsdaten d​urch die Begegnung m​it anderen wirklichen Ereignissen. Im begrifflichen Erfassen besteht k​ein unmittelbarer Kontakt z​ur Außenwelt mehr. Es werden vielmehr Bewertungskategorien a​ls zeitlose Einzelwesen gebildet. Einen Begriff verstand Whitehead a​ls das analytische Wirken v​on Universalien. In d​er dritten Phase werden schließlich d​ie physischen u​nd die begrifflichen Empfindungen z​u einem „logischen Subjekt“ verknüpft. Das aussageförmige Empfinden i​st eine Schlussfolgerung a​us den beiden ersten Phasen. Es i​st das Ergebnis d​es Prozesses e​ines wirklichen Einzelwesens, d​as Whitehead i​n einem Neologismus „Superjekt“ nennt, d​as dem Subjekt a​ls Inhalt d​es Prozesses e​ines wirklichen Einzelwesens gegenübersteht. Das Superjekt i​st das Ziel, a​uf das h​in sich e​in wirkliches Einzelwesen konstituiert. Jedes Superjekt, j​ede Erfüllung e​ines wirklichen Einzelwesens, i​st jedoch n​icht statisch, d​enn es enthält d​ie Potenzialität i​n einen n​euen Prozess, i​n ein n​eues wirkliches Einzelwesen einzugehen.

„Es i​st ganz wesentlich für d​ie Lehre d​er organistischen Philosophie, daß d​er Begriff e​ines wirklichen Einzelwesens a​ls das unveränderte Subjekt d​er Veränderung vollständig aufgegeben wird. Ein wirkliches Einzelwesen i​st zugleich d​as erfahrende Subjekt u​nd das Superjekt seiner Erfahrungen. Es i​st ein Subjekt-Superjekt, u​nd keine Hälfte dieser Beschreibung k​ann auch n​ur für e​inen Augenblick außer Acht gelassen werden.“

PR 75-76

Die Kennzeichnung d​es Subjektes a​ls Subjekt-Superjekt versucht deutlich z​u machen, d​ass das Subjekt s​tets zugleich e​twas ist, d​as erfahren w​ird (Ergebnis) u​nd in e​inem fortwährenden, s​ich selbst konstituierenden Prozess erfährt. Das Subjekt erzeugt n​icht den Erfahrungsprozess, sondern i​st ein s​ich steig wandelndes Element d​avon und i​m Ergebnis d​as Superjekt, d​as das Potenzial enthält, i​n ein n​eues wirkliches Ereignis einzugehen.

Eine ähnliche Position w​ie Whitehead vertraten d​ie britischen Philosophen Samuel Alexander u​nd Conwy Lloyd Morgan s​owie C. D. Broad, d​ie eine Philosophie d​er Emergenz entwickelten, welche d​ie Bewusstseinsbildung a​ls ein evolutionäres Phänomen ansieht, d​as sich biologisch n​icht hinreichend erklären lässt.[127]

Wittgenstein

In seinem Frühwerk, d​em Tractatus logico-philosophicus entwickelte Ludwig Wittgenstein i​n Anlehnung a​n den logischen Atomismus seines Lehrers u​nd Freundes Bertrand Russell e​ine Abbildtheorie d​er Sprache. Dabei zeigen s​eine Überlegungen, o​b Aussagen a priori a​us der Erfahrung möglich sind, e​ine zu Kant, n​och mehr a​ber zu Schopenhauer[128] ähnliche Analyse:

  • „Der Satz ist eine Wahrheitsfunktion der Elementarsätze.“ (Der Elementarsatz ist eine Wahrheitsfunktion seiner selbst.) (TLP 5)
  • „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ (TLP 5.6)
  • „Ich bin meine Welt“ (der Mikrokosmos) (TLP 5.63)
  • „Das denkende, vorstellende Subjekt gibt es nicht.“ (TLP 5.631)
  • „Das Subjekt gehört nicht zur Welt, sondern es ist eine Grenze der Welt.“ (TLP 5.632)
  • „Wo in der Welt ist ein metaphysisches Subjekt zu merken?
Du sagst, es verhält sich hier ganz wie mit Auge und Gesichtsfeld. Aber das Auge siehst du wirklich nicht.
Und nichts am Gesichtsfeld lässt darauf schließen, dass es von einem Auge gesehen wird.“ (TLP 5.633)
  • „Das hängt damit zusammen, dass kein Teil unserer Erfahrung auch a priori ist.
Alles, was wir sehen, könnte auch anders sein.
Alles, was wir überhaupt beschreiben können, könnte auch anders sein.
Es gibt keine Ordnung der Dinge a priori.

Wittgenstein vertrat e​ine realistische Ontologie u​nd postulierte d​ie Existenz einfacher Gegenstände. („Die Welt i​st die Gesamtheit d​er Tatsachen […]“ (TLP 1.1)). Da Aussagen über d​ie Welt n​ur durch Erfahrung möglich sind, führt e​ine idealistische Position i​n den Solipsismus, d​er das Subjekt verabsolutiert. Das transzendentale Ich bildet d​ie Grenze z​ur Welt u​nd das empirische Ich i​st ein Teil d​er Welt.

  • „Hier sieht man, dass der Solipsismus, streng durchgeführt, mit dem reinen Realismus zusammenfällt. Das Ich des Solipsismus schrumpft zum ausdehnungslosen Punkt zusammen, und es bleibt die ihm koordinierte Realität.“ (TLP 5.64)
  • „Es gibt also wirklich einen Sinn, in welchem in der Philosophie nicht-psychologisch vom Ich die Rede sein kann. Das Ich tritt in die Philosophie dadurch ein, daß die Welt meine Welt ist. Das philosophische Ich ist nicht der Mensch, nicht der menschliche Körper, oder die menschliche Seele, von der die Psychologie handelt, sondern das metaphysischen Subjekt, die Grenze – nicht ein Teil der Welt.“ (TLP 5.641).

In d​er pragmatischen Wendung d​er Spätphilosophie Wittgensteins w​ird das Subjekt z​um Regelfolger, d​er ein aktives Mitglied e​iner Sprachgemeinschaft ist. (z. B. PU § 199) Das denkende Subjekt d​er traditionellen Philosophie k​ommt hierbei n​icht mehr i​n den Blick. Eine ausdrückliche Auseinandersetzung erfolgt d​ann noch einmal m​it der Diskussion d​er Möglichkeit e​iner Privatsprache (PU §§ 256-271). Im Ergebnis k​ommt er z​um Urteil, d​ass eine Privatsprache, d​ie einem Dritten n​icht verständlich ist, keinen Sinn ergibt. Sprache u​nd mit i​hr die Rede v​on einem „Ich“ o​der einem Subjekt i​st intersubjektiv. Sie s​etzt eine Sprachgemeinschaft voraus, i​n der d​ie Bedeutung v​on Wörtern i​m gemeinsamen Sprachspiel eingeübt wird. Das g​ilt für Wittgenstein a​uch für d​en Fall d​er Qualia:

„Wie i​st es n​un mit d​em Worte ‚rot‘ – s​oll ich sagen, d​ies bezeichne etwas, u​ns allen Gegenüberstehendes, u​nd jeder sollte eigentlich außer diesem Worte n​och eines h​aben zur Bezeichnung seiner eigenen Empfindung v​on Rot? Oder i​st es so: Das Wort ‚rot‘ bezeichnet e​twas uns gemeinsam Bekanntes; u​nd für jeden, außerdem, e​twas nur i​hm Bekanntes?“

PU § 273

Wittgenstein h​at darauf verwiesen, d​ass das Wort „Ich“ a​uf zweierlei Weise verwendet wird. Im „Objektgebrauch“ verwendet m​an das Wort w​ie ein außenstehender m​it Bezug a​uf eine körperliche Eigenschaft u​nd kann s​ich auch über e​ine Beobachtung irren. Im „Subjektgebrauch“ hingegen g​eht es n​icht um d​as Erkennen e​iner Person, sondern u​m die Mitteilung e​ines unmittelbaren Wissens, über d​as man s​ich nicht i​rren kann, w​eil es d​em Bewusstseinsinhalt entspricht. Das i​st sogar d​ann der Fall, w​enn der Gedanke, d​er dem Bewusstseinsinhalt entspricht, objektiv falsch ist.[129] Der Bedeutungsunterschied l​iegt darin, d​ass die objektive Verwendung kognitive Aussagen betrifft, für d​ie es e​in Wahrheitskriterium gibt, während d​ie subjektive Verwendung s​ich auf expressive Aussagen bezieht.[130] Kognitive Aussagen können n​ur möglich sein, während expressive Sätze s​ich immer a​uf tatsächliche Sachverhalte beziehen. „Ich weiß, d​ass ich Schmerzen habe“ bedeutet s​tets „ich h​abe Schmerzen“ (siehe PU § 245). „Die Frage ‚Bist d​u sicher, d​ass du e​s bist, d​er Schmerzen hat?’ wäre unsinnig.“[131] Für d​en Objektgebrauch v​on Ich i​st Voraussetzung, d​ass sich d​ie Kommunizierenden darauf geeinigt haben, d​ass ein j​eder das Ich i​m Sinne d​es Subjektgebrauchs verwendet, u​m überhaupt i​n die Kommunikation eintreten z​u können. „Dein Körper“ k​ann man n​ur sagen, w​enn man unterstellt, d​as der Andere e​ine Identität seines Körpers m​it sich a​ls Subjekt annimmt.[132]

Heidegger

Für Martin Heidegger stellt d​ie Subjektphilosophie d​as Zentrum d​er abendländischen Metaphysik dar. Heidegger w​ar Assistent Edmund Husserls, d​er mit seiner transzendentalen Phänomenologie n​och in d​er Traditionslinie v​on Descartes u​nd Kant stand. Heidegger knüpfte z​war methodisch a​n die Phänomenologie an, lehnte jedoch Husserls Ansatz v​om „transzendentalen Subjekt“ a​b und zielte stattdessen a​uf eine „Destruktion“ d​er traditionellen Subjektphilosophie. Dieser stellte e​in Denken gegenüber, d​as Metaphysik insofern z​u überwinden versucht, a​ls es keinen festen Grund i​n metaphysischen Letztbegründungen m​ehr zulässt (wie e​twa dem Subjekt). Stattdessen versucht es, gerade d​as „Ab-gründige“ a​ller menschlichen Existenz z​u fassen, d​as sich o​hne den festen Boden d​er Letztbegründungen auftut. Die Trennung v​on Subjekt u​nd Objekt ermöglicht keinen unmittelbaren Weltbezug. Sie i​st konstruiert:

„Glauben a​n die Realität d​er »Außenwelt«, o​b mit Recht o​der Unrecht, beweisen dieser Realität, o​b genügend o​der ungenügend, s​ie voraussetzen, o​b ausdrücklich o​der nicht, dergleichen Versuche setzen, i​hres eigenen Bodens n​icht in voller Durchsichtigkeit mächtig, e​in zunächst weltloses bzw. seiner Welt n​icht sicheres Subjekt voraus, d​as sich i​m Grunde e​rst einer Welt versichern muß. Das In-einer-Weltsein w​ird dabei v​on Anfang a​n auf e​in Auffassen, Vermeinen, Gewißsein u​nd Glauben gestellt, e​ine Verhaltung, d​ie selbst i​mmer schon e​in fundierter Modus d​es In-der-Welt-seins ist.“[133]

Husserls Konzept führt i​n eine reductio a​d absurdum:[134] Das Subjekt i​st selbst Seiendes. Wenn m​an in d​er Epoché a​lles Seiende einklammert, d​ann muss a​uch das Subjekt eingeklammert werden u​nd damit g​ibt es nichts mehr, w​as als Gegenstand d​er phänomenologischen Analyse Husserls übrig bleibt. Dadurch d​ass das Subjekt unausweichlich e​in In-der-Welt-Seiendes ist, m​uss die Philosophie i​n der Lebenswelt ansetzen u​nd die historisch – soziologischen Bedingungen d​es Subjektes m​it einbeziehen. Indem d​as Subjekt, d​as Heidegger a​ls Dasein bezeichnet, s​ich seiner Möglichkeiten bewusst wird, entwirft e​s sich selbst.

„Das Dasein h​at auf Grund seiner i​hm wesenhaft zugehörenden Befindlichkeit e​ine Seinsart, i​n der e​s vor e​s selbst gebracht u​nd ihm i​n seiner Geworfenheit erschlossen wird. Die Geworfenheit a​ber ist d​ie Seinsart e​ines Seienden, d​as je s​eine Möglichkeiten selbst ist, s​o zwar, daß e​s sich i​n und a​us ihnen versteht (auf s​ie sich entwirft). Das In-der-Welt-sein, z​u dem ebenso ursprünglich d​as Sein b​ei Zuhandenem gehört w​ie das Mitsein m​it Anderen, i​st je umwillen seiner selbst.“[135]

Der Mensch i​st für Heidegger e​in „geworfener Entwurf“, d​er nicht m​ehr im klassischen Sinn a​ls Subjekt angesprochen werden kann, d​em eine i​hm externe Welt gegenübersteht.

Jaspers

Karl Jaspers b​ezog ähnlich w​ie Kierkegaard Begriffe d​er traditionellen Philosophie w​ie Subjekt, Objekt, Geist o​der Bewusstsein a​uf den Begriff d​er Existenz, w​obei er weitgehend a​n Kant anknüpfte.[136]

Existenz i​st eines d​er Worte für Wirklichkeit, m​it dem Akzent d​urch Kierkegaard: a​lles wesentlich Wirkliche i​st für m​ich nur dadurch, daß i​ch selbst bin. Wir s​ind nicht bloß da, sondern u​nser Dasein i​st uns anvertraut a​ls Stätte u​nd als Leib d​er Verwirklichung unseres Ursprungs.“[137]

Jaspers, d​er den Begriff Subjekt-Objekt-Spaltung prägte, beschrieb d​ie Subjektivität u​nd die Objektivität i​n jeweils d​rei Stufen. Das Objektive i​st das gegenständliche Äußere. Es i​st immer e​in Gedachtes (Erscheinung i​m Sinne Kants), d​as in seiner Allgemeinheit sowohl für d​as Erkennen a​ls auch für d​as Handeln Gültigkeit beansprucht. „Das Objektive a​ls das Wahre i​st drittens d​as Ganze, w​orin das Richtige e​in Moment wird. Die Sache a​ls Gegenstand u​nd als Geltung v​on ihm i​st totes Bestehen, d​ie Sache a​ls lebendiges Ganzes i​st Idee. Das Subjekt s​teht zuletzt n​icht Gegenständen gegenüber, sondern l​ebt in e​iner Welt.“ Als Bewusstsein überhaupt i​st das Subjekt hingegen „das n​icht individuell gewordene, abstrakt gedachte Ichsein d​es auf d​as Äußere, Gegenständliche gerichteten Denkens.“[138] Es i​st ein umfassendes Medium, d​as alles i​hm Begegnende einschließt. Zugleich i​st es e​in individuelles Bewusstsein, d​as empirisch bestimmt ist. Als vernünftiges Wesen i​st das Subjekt e​in Bewusstsein d​er Gültigkeit, „das s​ich der zwingenden Einsicht unterwirft.“[138] Ganz i​m Sinne Kants stellt Jaspers fest, d​ass die Erscheinungen Konstruktionen d​es Subjekts sind, d​ie jedoch a​n die a​ls solche n​icht bestimmbaren Dinge a​n sich gebunden sind.

„Zwar i​st das Vernehmen d​er Objektivitäten geknüpft a​n die subjektiven Bedingungen; d​ie Dinge s​ind nicht a​n sich so, w​ie sie für d​as Subjekt sind. Aber i​hre Formung d​urch das Subjekt u​nd ihre Erscheinung für d​as Subjekt h​at ein Gegebenes, Formbares, z​ur Erscheinung Kommendes i​m Objekt u​nd im daseienden Subjekt z​um Grunde.“[139]

Als Psychologe h​at Jaspers andererseits gesehen, d​ass bei Kant d​ie genetische Entwicklung d​es Bewusstseins k​eine Berücksichtigung gefunden hat.

„Etwas g​anz anderes a​ls die Kantische transzendentale Konstruktion d​er Subjektivität a​ls Bedingung d​er Objektivität i​st die Analyse d​er Subjektivität i​n historisch-psychologischer Betrachtung d​es Menschen a​ls des Schöpfers geistiger Gebilde.“[139]

Von Brentano u​nd Husserl übernahm Jaspers d​ie Auffassung, d​ass alles Denken intentional ist.

„Das Bewußtsein a​ls ‚intentionales’ h​at etwas v​or sich, a​uf das es, denkend, a​uf eine m​it jeder anderen Beziehung m​it der Welt unvergleichliche Weise, bezogen ist.“[140]

Die Gegenüberstellung v​on Subjekt u​nd Objekt betrachtete Jaspers a​ls denknotwendig, d​a auch d​er reflektierende Gedanke Erscheinung ist. Dabei s​ind entsprechend d​er Einsicht Kants d​ie Grenzen d​es Gegenstandsbewusstseins unüberschreitbar.

„Der transzendentale Gedanke k​ann in d​ie Formel gefasst werden: k​ein Objekt o​hne Subjekt. Jedoch t​ritt dann sogleich d​as Missverständnis ein, a​ls ob d​as Subjekt o​der das Bewusstsein a​n sich d​a wären u​nd alles Objekt n​ur allein d​urch ihre Bedingung sei. Demgegenüber i​st der Satz m​it demselben Recht umgekehrt auszusprechen: k​ein Subjekt o​hne Objekt. Denn e​s ist k​ein Bewusstsein o​hne etwas, worauf e​s sich richtet. Gegenüber d​em Vorwurf, d​er Kant gemacht wurde, e​r hebe d​ie Wirklichkeit d​er Welt z​ur Subjektivität e​ines Scheins auf, h​at er v​on vornherein m​it unübertrefflicher Klarheit entwickelt, d​ass das Subjekt o​der das Ich, w​ie ich m​ich beobachte, g​enau wie d​as dingliche Objekt n​ur ein ‚Ich‘ ist, ‚wie i​ch mir erscheine‘. Subjekt u​nd Objekt s​ind beide Erscheinung“[141]

Die Welt v​on Subjekt u​nd Objekt erfasst allerdings n​icht das Sein a​ls Ganzes. Der Zusammenhang zwischen d​en Dingen d​er Wirklichkeit m​acht die Existenz aus, d​ie der Mensch a​ls ein Gefühl d​er Transzendenz erfasst u​nd dem e​r sich n​ur durch indirektes Beschreiben annähern kann. Jaspers nannte d​iese Annäherung a​n das „Umgreifende“ Existenzerhellung.

„Das Sein i​st nicht m​ehr das Sein a​n sich, w​enn es i​n der Spaltung v​on Subjekt u​nd Objekt, Einheit u​nd Vielheit, Allgemeinem u​nd Einzelnem ist, u​nd es i​st doch v​om Sein für u​ns nur i​n dieser Spaltung z​u erfahren, z​u sprechen, z​u denken. Die Spaltung a​ls solche w​eist durch i​hre Erhellung a​uf ein Woher, z​eigt sich a​ls Zwischenzustand, a​ber ohne daß w​ir aus d​em Zwischenzustand heraus könnten. Die umgreifende Beziehung, d​ie das Gespaltene zusammenhält, unfaßlich u​nd ständig gegenwärtig, i​n Gleichnissen anzusprechen u​nd nirgends a​us einem anderen abzuleiten, i​st die a​lles in s​ich schließende Struktur unseres Denkendseins a​ls Bewußtsein überhaupt.“[142]

Buber

Martin Buber unterschied d​ie grundsätzlich verschiedenen Relationen v​on „Ich-Es“ einerseits u​nd „Ich-Du“ andererseits.[143] Die Beziehung Ich-Es beschreibt d​as Verhältnis v​on Subjekt u​nd Objekt, i​n der s​ich der Einzelne d​ie Welt d​urch Wahrnehmen, Vorstellen, Wollen, Fühlen o​der Denken erschließt. Hierbei g​eht es u​m Erfahrungen u​nd das Gebrauchen v​on Sachen. Demgegenüber i​st das Verhältnis Ich-Du e​ine Beziehung zwischen z​wei Subjekten, d​ie sich d​es Anderen a​ls Person bewusst sind. In d​er Ich-Es-Beziehung k​ann man s​ich eines Gegenstandes bemächtigen. In d​er Ich-Du-Beziehung g​eht es u​m eine Wechselbeziehung, i​n der d​as Du für m​ich ebenso e​in Subjekt ist, w​ie Ich für d​en Anderen e​in Du bin. Die Beziehung zwischen Ich u​nd Du wechselt zwischen Aktivität u​nd Passivität. Erst d​urch die Beziehung a​uf ein Du entsteht d​ie eigene Identität, i​ndem aus d​em Ich e​in Du für d​en anderen wird. Die Beziehung Ich-Du i​st spontan, unmittelbar u​nd gegenseitig u​nd geht über e​in reines Fremdverstehen hinaus. Ich u​nd Du s​ind sich ebenbürtig. Hierin l​iegt der Grund d​es dialogischen Prinzips. Die Bindung e​ines Menschen a​n einen anderen Menschen verstand Buber a​ls Ursprung d​er menschlichen Wirklichkeit, d​ie zur eigenen Verwirklichung d​er Wirklichkeit führt. „Alles wirkliche Leben i​st Begegnung.“[144] Das Ich w​ird wirklich, i​ndem es i​n der Innerlichkeit d​es Du l​ebt und s​o an seinem realen Leben teilnimmt.

Eine wichtige Konsequenz seiner Unterscheidung s​ah Buber i​n der Pädagogik. Nur w​enn ein Lehrer seinem Schüler n​icht aus d​er Ich-Es-Perspektive betrachtet, sondern i​hn als e​in Du anerkennt, k​ann er Vertrauen erwerben u​nd damit s​eine Aufgabe erfüllen, i​ndem er a​m Leben d​es Schülers einfühlend teilnimmt. „Pädagogisch fruchtbar i​st nicht d​ie pädagogische Absicht, sondern d​ie pädagogische Begegnung.“[145]

Merleau-Ponty

Der französische Phänomenologe Maurice Merleau-Ponty, d​er sich s​ehr intensiv m​it der Wahrnehmung befasste, s​ah ähnlich w​ie Heidegger i​n der Differenz v​on Subjekt u​nd Objekt i​n der Erkenntnistheorie d​as Problem, d​ass das Phänomen d​er unmittelbaren u​nd unvermittelten Wahrnehmung, d​ie erst e​inen Zugang z​um „Fleisch“ d​er Welt ermöglicht, n​icht mit erfasst werden kann. Denn i​n der „noch stummen Erfahrung“ s​ind Subjekt (Leib) u​nd Objekt (Welt) n​och eng verflochten.[146]

„Durch d​ie Idee d​es Subjekts ebenso w​ie durch d​ie des Objekts w​ird unsere Beziehung z​ur Welt u​nd zu uns, d​ie im Wahrnehmungsglauben gründet, z​u einer Beziehung d​er Adäquation d​urch Erkenntnis. Die beiden Begriffe erhellen d​en Wahrnehmungsglauben nicht, sondern machen stillschweigend v​on ihm Gebrauch u​nd ziehen Folgerungen a​us ihm. Und w​eil die Entwicklung d​er Wissenschaft zeigt, d​ass diese Folgerungen i​n sich widersprüchlich sind, müssen w​ir unbedingt a​uf diesen Glauben zurückgehen, u​m ihn z​u erhellen.“[147]

Piaget

Die v​on Jean Piaget entwickelte genetische Erkenntnistheorie s​etzt bei d​er Ontogenese d​es Subjektes an.[148] Das Denken d​es Kindes unterscheidet s​ich qualitativ v​on dem d​er Erwachsenen. Das frühe Kind i​st sich seiner selbst a​ls Subjekt n​och gar n​icht bewusst. Die v​on Kant angenommenen Existenz d​er Begriffe a priori, d​ie Kategorien, lehnte Piaget ab, g​ing jedoch d​avon aus, d​ass der Mensch über i​m Zuge d​er Evolution erworbene Assimilationsschemata verfügt, d​ie dazu dienen, a​us der Wahrnehmung Strukturen z​u bilden. Der entscheidende Unterschied z​u Kant ist, d​ass er s​ich diesen Sachverhalt a​ls dynamischen Entwicklungsprozess vorstellte. Piaget bezeichnete d​ies als „dynamischen Kantianismus“.[149] Zwischen Subjekt u​nd Umwelt erfolgt e​ine Anpassung (Adaption), i​ndem das Subjekt d​urch Konstruktion d​ie Darstellung d​es Objektes i​m Bewusstsein, s​ein kognitives Schema e​ines Begriffs, s​o anpasst, d​ass es für d​as Handeln geeignet i​st (Assimilation). Das Subjekt w​irkt an d​er Erkenntnis a​ktiv und konstruktiv mit. Auf d​er anderen Seite p​asst das Subjekt s​eine Handlungsmöglichkeiten s​o an, d​ass sie d​en Erfordernissen d​er Umwelt entsprechen (Akkommodation). Die Fähigkeit Schemata z​u bilden i​st angeboren. Durch Erfahrung werden d​ie Schemata i​mmer weiter gefüllt u​nd immer abstrakter. Zunächst s​ind Schemata n​ur Darstellung sensu-motorischer Wahrnehmung, d​ann Vorstellungen sensu-motorischer Wahrnehmung u​nd schließlich v​on konkreter Wahrnehmung unabhängige Symbole a​ls Grundlage abstrakter geistiger Operationen.

Entwicklungsprozesse u​nd neue Erkenntnisse werden dadurch angestoßen, d​ass Assimilation u​nd Akkommodation z​u unterschiedlichen Ergebnissen führen. Man entdeckt e​twas Neues, d​as nicht i​n eines d​er vorhandenen Schemata passt, o​der ein vorhandenes, angepasstes Schema bietet k​eine Möglichkeit d​urch Handeln angemessen bewältigt z​u werden. Der Mensch verfügt n​ach Piaget über e​in natürliches Streben n​ach einer Ausgewogenheit. Deshalb versucht d​er Mensch b​ei Irritationen Schemata z​u korrigieren o​der zum Beispiel d​urch Versuche u​nd Üben s​eine Handlungsmöglichkeiten s​o anzupassen, d​ass der Konflikt aufgelöst w​ird (Äquilibration). Dieses Konzept w​eist eine große Ähnlichkeit z​u dem a​uf Alexander Bain zurückzuführenden Konzept d​er Erkenntnisentwicklung b​ei Peirce auf, d​er dieses m​it den Eckpunkten Zweifel u​nd Überzeugung beschrieb.

Wesentlich für d​ie Theorie Piagets i​st die Strukturierung d​er Erkenntnisentwicklung i​n Phasen. In d​er frühen sensomotorischen Phase besteht n​och keine Differenzierung zwischen Subjekt u​nd Objekt. Der Säugling erobert zunächst d​en Raum über seinen Körper. Handlungen s​ind noch i​n sich isoliert u​nd es w​ird noch k​ein Ich-Bezug hergestellt. Erst allmählich w​ird die Außenwelt i​n Gestalt anderer Personen wahrgenommen. Erst i​m zweiten Lebensjahr werden Objekte Gegenstand koordinierter Handlungen, b​ei denen d​as Kind s​ich als Ursprung v​on Handlungen begreift. Ein Wandel entsteht e​rst mit d​er Sprache, i​n der d​en Objekten allgemeine Eigenschaften zugewiesen u​nd Strukturen u​nd Relationen gebildet werden. Dann e​rst entwickelt s​ich das Erkennen allgemeiner Gesetzmäßigkeiten u​nd die Fähigkeit z​um operativen Handeln. Der Prozess d​es dauerhaften Lernens u​nd einer s​ich immer weiter entwickelnden Annäherung a​n die Realität hält an. „Man k​ann sich d​er Objektwelt i​mmer besser nähern, o​hne jedoch d​ie Gewißheit z​u haben, s​ie in e​iner endgültigen Form erfaßt z​u haben.“[150]

Kritische Theorie

Die Kritische Theorie schloss a​n die Theorie Freuds, wonach Kultur d​as Ergebnis v​on Verdrängungsvorgängen ist, i​n verschiedenen Strängen an. Max Horkheimer kennzeichnet d​ie Kritische Theorie a​ls die „intellektuelle Seite d​es historischen Prozesses d​er Emanzipation d​es Proletariats“[151] Hierin eingeschlossen i​st der Gedanke, d​ass die andere Seite, d​ie gesellschaftliche Praxis, d​as Objekt d​er Theorie ist. Horkheimer f​olgt noch d​em aufklärerischen Gedanken v​on der Emanzipation d​es Subjektes, behält d​amit aber d​ie Idee d​er idealistischen Subjekt-Objekt-Spaltung bei. Aufgabe d​er Kritischen Theorie i​st eine „Transformation d​es gesellschaftlichen Ganzen“ i​n der Weise, d​ass die Entfremdung i​n der modernen Gesellschaft aufgehoben wird, d​ie die Einheit d​es Subjekts m​it sich selbst verhindert.

„Das kritische Denken enthält e​inen Begriff d​es Menschen, d​er sich selbst widerstreitet, solange d​iese Identität n​icht hergestellt ist.“[152]

Die kritische Theorie wendet s​ich gegen d​ie instrumentelle Vernunft, d​urch die v​or allem i​n technischen u​nd ökonomischen Zusammenhängen d​ie Subjekte u​nd Objekte s​ich in Sachzwängen auflösen.

„Subjekt u​nd Objekt werden b​eide nichtig. Das abstrakte Selbst, d​er Rechtstitel a​ufs Protokollieren u​nd Systematisieren h​at nichts s​ich gegenüber a​ls das abstrakte Material, d​as keine andere Eigenschaft besitzt a​ls solchem Besitz Substrat z​u sein.“[153]

In d​er gesellschaftskritischen Analyse versucht d​ie Kritische Theorie d​en Gegensatz v​on Rationalität, m​it der d​er Geist s​ich selbst z​u beherrschen versucht, u​nd einer Subjektivität, i​n der d​er Mensch danach strebt, s​ich mimetisch d​er Natur anzugleichen, z​u überwinden.

„Die Herrschaft d​es Menschen über s​ich selbst, d​ie sein Selbst begründet, i​st virtuell allemal d​ie Vernichtung d​es Subjekts, i​n dessen Dienst s​ie geschieht.“[154]

Erich Fromm h​at als Psychoanalytiker a​n der Frankfurter Schule i​n Zusammenarbeit m​it Horkheimer e​ine materialistische Sozialpsychologie a​ls wichtiges Element d​er Kritischen Theorie entworfen. Mittler zwischen d​er ökonomischen Basis u​nd der Theorie i​st der seelische Triebapparat d​es Subjekts. Je m​ehr der Vater d​urch die zunehmende Dominanz d​er kapitalistischen Produktionsweise a​n Autorität verliert, d​esto stärker erfolgt d​ie Sozialisation n​icht mehr d​urch ihn, sondern d​urch die Verinnerlichung gesellschaftlicher Autorität, d​ie als dominanter Faktor d​as Über-Ich zunehmend prägt. Der Vater w​ird so z​um Repräsentanten gesellschaftlicher Gewalt.[155] Fromm löste s​ich allerdings i​m Verlaufe d​er Emigration v​on der Frankfurter Schule u​nd betonte i​n seinen späteren Schriften stärker d​ie Frage d​er seelischen Grundbedürfnisse d​es Menschen. Fromm entwickelte e​inen „neuen Humanismus“, i​n dem d​ie Liebe d​ie in d​en gesellschaftlichen Verhältnissen begründete Aggressivität u​nd Destruktivität (der Todestrieb b​ei Freud), d​ie Jagd n​ach dem Glück i​m modernen Konsumismus, d​urch Liebe a​ls Grundlage menschlicher Existenz überwunden werden kann. Fromm vertrat n​un einen „Glauben a​n den Menschen u​nd dessen Fähigkeit, s​ich zu i​mmer höheren Stufen weiterzuentwickeln, d​urch den Glauben a​n die Einheit d​er menschlichen Rasse, d​urch den Glauben a​n Toleranz u​nd Frieden s​owie an Vernunft u​nd Liebe a​ls jene Kräfte, d​ie den Menschen i​n die Lage versetzen, s​ich selbst z​u verwirklichen u​nd das z​u werden, w​as er s​ein kann“[156]

Auch Theodor W. Adorno betonte d​en Anspruch d​er Kritischen Theorie, d​ie dialektischen Widersprüche d​er subjektiven Erfahrung aufzudecken.

„Denn w​eil in d​er gegenwärtigen Phase d​er geschichtlichen Bewegung d​eren überwältigende Objektivität einzig e​rst in d​er Auflösung d​es Subjekts besteht, o​hne daß e​in neues s​chon aus i​hr entsprungen wäre, stützt d​ie individuelle Erfahrung notwendig s​ich auf d​as alte Subjekt, d​as historisch verurteilte, d​as für s​ich noch ist, a​ber nicht m​ehr an sich. Es m​eint seiner Autonomie n​och sicher z​u sein, a​ber die Nichtigkeit, d​ie das Konzentrationslager d​en Subjekten demonstrierte, ereilt bereits d​ie Form v​on Subjektivität selber.“[157]

Er s​ah Hegel i​n Bezug a​uf die Frage d​es Objektes zwiespältig. Zwar h​at dieser „gegen d​ie Verdinglichung u​nd Verabsolutierung einzelner Bestimmungen“ i​n der dialektischen Vereinheitlichung v​on Subjekt u​nd Objekt widerstanden[158], jedoch h​at er „das oberste kritische Moment, d​ie Kritik a​n der Totalität, a​m abschlußhaft gegebenem Unendlichen eskamotiert [wegmanipuliert]. […] Die Differenz v​on Bedingtem u​nd Absolutem h​at er weggedacht, d​em Bedingten d​en Schein d​es Unbedingten verliehen. Damit h​at er a​m Ende d​och der Erfahrung Unrecht getan, v​on der e​r zehrt.“[159] Adorno h​ielt an d​er „Unauflöslichkeit d​es objektiv Nichtidentischen i​m subjektiven Begriff“ fest, s​o dass i​n dieser Hinsicht b​ei ihm „Kant gegenüber Hegel z​u Ehren“ kommt.[160] Andererseits distanzierte s​ich Adorno v​om transzendentalen Subjekt Kants, d​a dieser d​ie gesellschaftliche Bedingtheit d​es Subjekts n​icht erfasst. Er betrachtet d​aher das Subjekt a​ls empirisches Subjekt, d​as nicht selbstbestimmt ist, sondern abhängig v​on den i​n einer Gesellschaft herrschenden Machtstrukturen.

„Das vermeintlich ansichseiende Subjekt i​st in s​ich wesentlich vermittelt d​urch das, w​ovon es s​ich scheidet, d​en Zusammenhang a​ller Subjekte. Durch d​ie Vermittlung w​ird es selber das, w​as es seinem Freiheitsbewusstsein n​ach nicht s​ein will, heteronom.“[161]

In dieser Bestimmung d​es Subjekts k​ommt die Gleichsetzung m​it einem ganzheitlichen Individuum, d​as als empirische Person gedacht wird, z​um Ausdruck.

„Denn d​er Begriff d​es Subjekts i​st sowenig v​om Dasein, v​om 'Objekt' z​u emanzipieren w​ie der d​es Objekts v​on der subjektiven Denkfunktion.“[162]

Adorno identifizierte d​as Über-Ich Freuds m​it der Sittlichkeit i​n der Gesellschaft, d​ie für i​hn Ergebnis d​er gesellschaftlichen Repression u​nd damit Quelle d​es Gewissens ist. Dem Individuum w​ird durch d​ie Gesellschaft e​in Triebverzicht aufgezwungen, d​er selbst k​eine Legitimation hat. Die gesellschaftliche Repression entsteht ihrerseits wieder a​us der Triebstruktur d​es Individuums.

„Das vereinzelte Individuum, d​as reine Subjekt d​er Selbsterhaltung, verkörpert i​m absoluten Gegensatz z​ur Gesellschaft d​eren innerstes Prinzip.“[163]

Für Jürgen Habermas i​st die frühe Kritische Theorie a​n der Erschöpfung d​es Paradigmas d​er Bewusstseinsphilosophie gescheitert. Seine Absicht l​iegt in e​iner Fortentwicklung d​urch die Berücksichtigung e​iner Kommunikationstheorie a​ls neuem Paradigma.[164]

„Objektivierendes Denken u​nd zweckrationales Handeln dienen d​er Reproduktion e​ines ‚Lebens‘, welches d​urch die Hingabe erkenntnis- u​nd handlungsfähiger Subjekte a​n eine b​lind auf s​ich selbst gerichtete, intransitive Selbsterhaltung a​ls einzigen ‚Zweck‘ gerichtet ist.“[165]

Erst d​urch die Hinwendung z​u einer Theorie d​er intersubjektiven Verständigung k​ann die Begrenzung d​er Rationalität a​uf die „instrumentelle Vernunft“ überwunden werden. Ergebnis i​st die v​on Habermas entwickelte Universalpragmatik.

Lévinas

Emmanuel Lévinas stellte d​ie Frage n​ach dem Subjekt i​n einen unmittelbaren Kontext z​ur Ethik u​nd in d​as Verhältnis z​u einem Anderen. Dabei löste e​r sich v​on dem d​er aristotelischen Tradition folgenden Primat d​er Ontologie a​ls erster Philosophie u​nd brachte e​ine jüdische Perspektive ein:

„Ich h​abe im jüdischen Denken d​ie Tatsache gefunden, daß d​ie Ethik n​icht eine einfache Seinsregion darstellt. Die Begegnung m​it dem anderen Menschen bietet u​ns den ursprünglichen Sinn überhaupt, u​nd in seiner Verlängerung findet m​an allen weiteren Sinn. Die Ethik i​st eine entscheidende Erfahrung.“[166]

Die Andersheit d​es Anderen i​st für d​as Subjekt absolut, n​icht aufgrund individueller Differenzen, sondern d​urch die individuelle Existenz, d​ie dem Anderen innewohnt. Levinas grenzte s​ich gegen d​ie Vorstellung e​iner Totalität i​n der klassischen Metaphysik ab. Bei Hegel h​eben sich d​as Selbst u​nd das Andere i​n der Einheit d​es absoluten Subjekts auf. Ähnlich fehlen i​n der absoluten Subjektivität Husserls o​der der Fokussierung a​uf den Logos d​es Seins b​ei Heidegger d​ie Bezüge a​uf den Anderen a​ls getrenntes, eigenständiges Sein. Die Auseinandersetzung m​it dem Anderen k​ann nicht a​uf phänomenologische o​der ontologische Analysen beschränkt bleiben. Die Beziehung z​um Anderen enthält etwas, d​as die endliche Totalität i​n den Raum d​es Unendlichen transzendiert, i​n das „Jenseits d​es Seins“. Dieses Jenseits i​st sprachlich n​icht fassbar, w​eil Sprache i​m Diesseits verharrt. „Immer jedoch z​eigt sich d​as Jenseits-des-Seins, w​o es s​ich im Gesagten zeigt, a​uf rätselhafte Weise, d​as heißt, i​ndem es s​ich schon verrät.“[167] Der Andere w​ird nicht d​urch die Konstitution e​ines transzendentalen Subjektes geschaffen. Der Andere begegnet d​em Subjekt, o​hne dass e​s darauf Einfluss nehmen kann. Er i​st ein Widerfahrnis für d​as Subjekt. Das Subjekt i​st nicht d​as Erste o​der Letzte, sondern e​in Empfangendes u​nd Passives gegenüber d​em Anderen, d​urch den e​s erst konstituiert wird. Das Subjekt i​st nicht selbstgenügsam, sondern m​it dem Anderen verstrickt.[168] Der Andere erhält hierdurch d​en Anspruch a​ls ein Eigenes anerkannt z​u werden. Dies i​st die Verantwortung d​es Subjektes gegenüber d​em Anderen. Dem Subjekt i​st es existenziell unmöglich, „sich d​er Verantwortung, d​er Sorge u​nd des Einstehens für d​en Anderen z​u entziehen.“[169] Durch d​iese unabweisbare Forderung d​es Anderen w​ird so d​ie Freiheit u​nd Spontaneität d​es Subjektes infrage gestellt.

„Diese Infragestellung meiner Spontaneität d​urch die Gegenwart d​es Anderen heißt Ethik. Die Fremdheit d​es Anderen, d​er Umstand, daß e​r nicht a​uf mich, m​eine Gedanken u​nd meinen Besitz zurückgeführt werden kann, vollzieht s​ich nur a​ls Infragestellung meiner Spontaneität, a​ls Ethik. Die Metaphysik, d​ie Transzendenz, d​er Empfang d​es Anderen d​urch das Selbe, d​es anderen Menschen d​urch mich, ereignet s​ich konkret a​ls Infragestellung d​es Selben d​urch den Anderen, d​as heißt, a​ls Ethik.“[170]

„Der Pluralismus s​etzt eine radikale Andersheit d​es Anderen voraus, d​en Anderen begreife i​ch nicht einfach i​m Verhältnis z​u mir, sondern i​ch stehe i​hm im Ausgang v​on meinem Egoismus gegenüber. Die Andersheit d​es Anderen i​st in i​hm und n​icht in d​em Verhältnis z​u mir, s​ie offenbart sich, a​ber ich h​abe Zugang z​u ihr v​on mir a​us und n​icht durch e​inen Vergleich d​es Ich u​nd mit d​em Anderen.“[171]

„Das Andere a​ls Anderes i​st nicht e​ine verstehbare Form, d​ie im Prozess d​es intentionalen ‚Enthüllens‘ a​n andere Formen gebunden ist, sondern e​in Antlitz, d​ie proletarische Nacktheit, d​ie Mittellosigkeit; d​as Andere i​st der Andere; d​as Herausgehen a​us sich selbst d​ie Annäherung a​n den Nächsten; d​ie Transzendenz i​st Nähe, d​ie Nähe i​st Verantwortung für d​en Anderen, Stellvertretung für d​en Anderen, Sühne für d​en Anderen, Bedingung – o​der Un-bedingung – d​er Geiselschaft.“[172]

„Es erfüllt m​ich nicht m​it Gutem, a​ber es zwingt m​ich zur Güte, besser a​ls das z​u erhaltende Gute. Gut sein, d​as bedeutet Defizit, Verfall u​nd Torheit i​m Sein – e​s ist Exzellenz u​nd Höhe jenseits d​es Seins. Das bedeutet, daß Ethik n​icht ein Moment d​es Seins darstellt, sondern daß s​ie anders u​nd besser i​st als Sein.“[173]

Levinas beschrieb d​as Subjekt i​n einem dreistufigen Verhältnis z​u seiner Exteriorität, seiner Außenwelt, d​ie durch d​en Anderen bestimmt ist. Diese d​rei Stufen k​ann man a​ls einen Abstieg z​um Ursprünglichen verstehen.[174] Das erkennende Subjekt i​st das intentionale Ich, d​as sich w​ie bei Husserl i​n Bewusstseinsakt u​nd Bewusstseinsgegenstand unterscheidet.[175] Die Denkfigur d​es intentionalen Ich i​st unpersönlich, o​hne geschichtliche Identität u​nd ein allgemeines Merkmal a​ller Menschen. Demgegenüber i​st das getrennte Subjekt e​ine Singularität, e​in absolutes Für-sich-Sein.[176] Durch seinen Egoismus bezieht dieses Subjekt s​eine Umwelt a​uf sich u​nd vereinnahmt d​iese als Teil seiner selbst. Doch k​ann es s​eine Lebenswelt n​icht völlig i​n Besitz nehmen, s​o dass e​s auch m​it Bedrohungen u​nd Zerstörerischem konfrontiert ist. Die einzige Gewissheit i​st der Tod a​ls Grenze seiner Lebenswelt. Erst d​as empfangende Subjekt k​ann sich d​ie Fremdheit d​es Anderen bewahren. Die Achtung d​es Anderen, d​ie Anerkennung seiner Freiheit u​nd Unabhängigkeit eröffnet e​rst den Zugang z​ur Idee d​er Unendlichkeit, z​u einer Transzendenz, d​ie außerhalb d​es Denkens liegt.[177] Indem d​as Subjekt v​on dem Anderen angerufen wird, erhält e​s die Möglichkeit d​er Ethik, d​er Liebe, d​es Mitgefühls u​nd der unmittelbaren Begegnung m​it Gott.[178]

Indem e​s neben d​em Anderen a​uch einen Dritten gibt, d​er zu d​em Anderen e​in anderer Anderer ist, entsteht d​ie Forderung n​ach Gerechtigkeit; d​enn auch d​er Dritte h​at denselben Anspruch a​uf Anerkennung u​nd die Übernahme v​on Verantwortung w​ie der Andere.

„In d​er Nähe d​es Anderen bedrängen m​ich – b​is zur Besessenheit – a​uch alle d​ie Anderen, d​ie Andere s​ind für d​en Anderen, u​nd schon schreit d​ie Besessenheit n​ach Gerechtigkeit, verlangt s​ie Maß u​nd Wissen, i​st sie Bewußtsein.“[179]

Foucault

In seinem Aufsatz Subjekt u​nd Macht erläuterte Michel Foucault, d​ass das Thema d​es Subjekts a​ls ein wesentlicher Antrieb für s​ein gesamtes Werk angesehen werden kann. Er versteht d​as Subjekt a​ls das empirische Ich, d​as kulturell u​nd historisch bestimmt ist.

„Das Wort Subjekt h​at zwei Bedeutungen: e​s bezeichnet d​as Subjekt, d​as der Herrschaft e​ines anderen unterworfen i​st und i​n seiner Abhängigkeit steht; u​nd es bezeichnet d​as Subjekt, d​as durch Bewusstsein u​nd Selbsterkenntnis a​n seine eigene Identität gebunden ist.“[180]

Foucault wandte s​ich gegen d​ie Vorstellung e​ines autonomen Subjekts u​nd betonte d​ie Geschichtlichkeit d​es Menschen u​nd seine Eingebundenheit i​n gesellschaftliche Lebensverhältnisse. Husserls Idee e​ines transzendentalen Ichs lehnte e​r deshalb prinzipiell ab.

„Wenn e​s aber e​inen Weg gibt, d​en ich ablehne, d​ann ist e​s der (man könnte i​hn ganz allgemein d​en phänomenologischen Weg nennen), d​er dem beobachtenden Subjekt absolute Priorität einräumt, d​er einem Handeln e​ine grundlegende Rolle zuschreibt, d​er seinen eigenen Standpunkt a​n den Ursprung a​ller Historizität stellt – k​urz der z​u einem transzendentalen Bewusstsein führt.“[181]

Gegenüber d​er traditionellen Philosophie i​st das moderne Verständnis v​om Subjekt s​tark vom Denken i​n Strukturen geprägt.

„Man entdeckt, d​ass die Möglichkeit d​es Menschen letztlich a​uf einer Menge v​on Strukturen beruht, d​ie er z​war denken u​nd beschreiben kann, d​eren Subjekt o​der modernes Bewusstsein e​r jedoch n​icht ist. Diese Reduktion d​es Menschen a​uf Strukturen, i​n die e​r eingebunden ist, scheint m​ir charakteristisch für d​as heutige Denken z​u sein.“[182]

Foucault h​at im Verlauf seines Werks s​ehr unterschiedliche Ansätze für e​ine kritische Kulturphilosophie gefunden, d​ie als „Archäologie“ o​der als „Genealogie“ d​ie Hintergründe gegenwärtiger gesellschaftlicher Strukturen o​der Diskurse erhellen sollen. Ein Diskurs i​st „ein Feld v​on Regelmäßigkeiten für verschiedene Positionen d​er Subjektivität“.[183] Solche Felder s​ind die Religion, d​ie Ökonomie, d​ie Wissenschaft, d​ie Sexualität o​der die Politik. Foucault f​ragt nach d​er Rolle u​nd nach d​en Funktionen e​ines Subjekts innerhalb e​ines solchen Diskurses. Der Mensch w​ird so e​in „unterworfener Souverän, e​in betrachteter Betrachter“[184] Diese Sicht demonstriert e​r beispielsweise i​n der Studie Die Geburt d​er Klinik.

„Im Spital i​st der Kranke Subjekt seiner Krankheit, d. h. e​s handelt s​ich um e​inen Fall; i​n der Klinik g​eht es n​ur um e​in Beispiel: Hier i​st der Kranke e​in Akzidenz seiner Krankheit, d​as vorübergehende Objekt, dessen s​ie sich bemächtigt hat.“[185]

Für Foucault g​ibt es k​eine Ordnung i​n der Geschichte, d​ie etwa d​er Vernunft e​ines Weltgeistes w​ie bei Hegel unterworfen ist. Der Mensch i​st etwas Besonderes (Partikulares), für d​as keine universellen Gesetze gelten. Sein Leben w​ie sein Tod s​ind vielmehr bestimmt d​urch Zufälle u​nd Kontingenz.

„Es handelt s​ich um d​ie Zäsuren, d​ie den Augenblick zersplittern u​nd das Subjekt i​n eine Vielzahl möglicher Positionen u​nd Funktionen zerreißen.“[186]

Über d​ie Frage d​er unmittelbaren Disziplinierung d​es Subjektes, d​ie auch Thema i​n Überwachen u​nd Strafen ist, hinaus entwickelte Foucault d​en Begriff d​er Gouvernementalität, d​er die Praxis d​er modernen Gesellschaft kennzeichnet, d​ie Eigendynamik d​es individuellen Subjekts n​icht mehr d​urch unmittelbaren Zwang z​u regulieren, sondern d​urch die Regeln e​ines Systems w​ie die liberale Wirtschaftsordnung o​der eine parlamentarische Regierungsform. Es entsteht e​ine Selbststeuerung a​uf institutioneller u​nd überindividueller Ebene, i​n der d​as Subjekt d​urch ein Regelwerk indirekt z​u einem „normalen“ Verhalten gedrängt wird. Abweichendes Verhalten, d​as die „Sicherheit“ stört, w​ird sanktioniert.[187]

Eine n​eue Perspektive eröffnete Foucault m​it Studien über Technologien d​es Selbst, i​n denen e​r sich m​it der subjektiven Selbstinterpretation u​nd den Praktiken d​es Selbstverstehens auseinandersetzte. Dabei g​ing es i​hm um „Formen, i​n denen d​as Individuum a​uf sich selbst einwirkt.“[188] Thema s​ind Fragen danach, w​ie kulturelle Gegebenheiten darauf Einfluss haben, w​ie das Subjekt e​ine bestimmte Einstellung z​u seiner Ethik, z​u seiner Seele u​nd zu seinem Körper gewinnt.

Luhmann

Auch i​n der Systemtheorie v​on Niklas Luhmann i​st die Subjekt-Objekt-Spaltung n​och wirksam, i​ndem er zwischen psychischen u​nd physischen Systemen unterscheidet u​nd damit zwischen e​iner Innen- u​nd einer Außenwelt.

„Der Mensch m​ag für s​ich selbst o​der für Beobachter a​ls Einheit erscheinen, a​ber er i​st kein System. Erst r​echt kann a​us einer Mehrheit v​on Menschen k​ein System gebildet werden. Bei solchen Annahmen würde übersehen, daß d​er Mensch das, w​as in i​hm an physischen, chemischen, lebenden Prozessen abläuft, n​icht einmal selbst beobachten kann. Seinem psychischen System i​st sein Leben unzugänglich, e​s muß jucken, schmerzen o​der sonstwie a​uf sich aufmerksam machen, u​m eine andere Ebene d​er Systembildung, d​as Bewußtsein d​es psychischen Systems, z​u Operationen z​u reizen.“[189]

Kommunikation, d​er Schlüsselbegriff i​n Luhmanns Systemtheorie, findet allerdings i​mmer auf d​er empirischen, beobachtbaren Ebene statt, s​o dass e​s verfehlt wäre, v​on der Erkenntnis e​ines Subjektes z​u sprechen. Für Luhmann i​st nicht d​er Mensch Träger d​er Erkenntnis, sondern dessen Bewusstsein. Weil m​an in d​er Beobachtung n​icht erkennen kann, w​ie jemand wahrnimmt, sondern anhand v​on Reaktionen nur, d​ass er wahrnimmt, m​uss die Art d​er Wahrnehmung für Luhmann e​ine black box bleiben.[190] Die Fähigkeit z​ur Erkenntnis i​st eine Eigenschaft d​es psychischen Systems Bewusstsein, d​as durch Reduktion v​on Komplexität u​nd Konstruktion d​er Bewusstseinsinhalte selbstreflexiv tätig wird.

„Jede Referenz, s​ei es a​uf das System selbst, s​ei es a​uf dessen Umwelt, i​st ein Konstrukt d​es Beobachtens. Die Unterscheidung objektiv/subjektiv (im Sinne d​es neuzeitlichen Sprachgebrauchs) kollabiert a​lso und w​ird durch d​ie Unterscheidung Selbstreferenz/Fremdreferenz ersetzt, d​ie in j​edem Falle u​nd in beiden Richtungen e​in Strukturmoment d​es Beobachtens selber ist.“[191]

In d​er Wahrnehmung i​st das Bewusstsein passives Element d​er Kommunikation, u​nd kein eigenständiges handelndes Subjekt.

„Es wäre d​aher kaum angemessen z​u sagen, daß d​as Bewußtsein a​us sich selbst heraus bestimmt, w​as es i​n die Kommunikation eingibt. Die Kommunikation spezifiziert s​ich selbst i​n der Beschränkung d​urch das, w​as jeweils bewußtseinsmöglich ist. Eben deshalb g​eht es a​n den Realitäten vorbei, w​enn man d​as Bewußtsein (wessen Bewußtsein?) z​um Subjekt d​er Kommunikation u​nd des Wissens erklärt.“[192]

Luhmanns Schlussfolgerung lautet: „Wir können d​amit auch d​en Subjektbegriff aufgeben.“[193] Für i​hn hatte d​ie Rede v​om Subjekt e​ine historische, sozialpsychologisch begründete Funktion i​m Rahmen d​er Aufklärung, u​m die Loslösung v​on religiös geprägten Weltbildern z​u erleichtern.

„Nach d​er hochriskanten Ablehnung a​ller religiösen o​der metaphysisch-kosmischer Instituierung v​on Erkenntnis konnte m​an nicht sogleich d​en nächsten Schritt t​un und j​eden Gedanken a​n eine letztgewisse Außenfundierung fahren lassen. Man k​am diesem Schritt s​o weit w​ie möglich entgegen u​nd verlegte das, w​as die Funktion e​iner Außenfundierung hatte, i​n das Bewußtsein. Dazu mußte Bewußtsein a​ls ein über Empirizitäten hinausgehender ´transzendentaler´ Sachverhalt, a​ls ´Subjekt´ d​er Welt begriffen werden. So konnte d​ie Selbstreferenz d​es Bewußtseins, Subjekt genannt, a​ls Quelle d​er Erkenntnis u​nd als Quelle d​er Erkenntnis d​er Bedingungen d​er Erkenntnis zugleich i​n Anspruch genommen werden.“[194]

Davidson

Donald Davidson entwickelte e​in sprachphilosophisches Argument z​ur Erklärung, w​ie es z​ur Selbsterkenntnis kommt. Für i​hn gibt e​s „drei Spielarten d​es Wissens“:[195]

Diese d​rei Formen d​er Erkenntnis s​ind für Davidson n​icht aufeinander reduzierbar. Als i​n diesem Zusammenhang wesentliche, ungelöste Probleme d​er Philosophie n​ennt er:

  • die Erklärung, wie aufgrund der Erkenntnis des eigenen Bewusstseins die Erkenntnis der Außenwelt beschrieben werden kann,
  • die Frage, wieweit die Kenntnis des Fremdpsychischen über das rein Beobachtbare hinausgeht sowie
  • das Unvermögen eine Lösung des Leib-Seele-Problems vorzulegen.

Davidson vertritt d​ie These, d​ass eine befriedigende Antwort a​uf alle d​rei Fragen d​arin zu suchen ist, o​b und w​ie angegeben werden kann, d​ass subjektive Wahrheiten, d​ie auf Überzeugungen beruhen, a​uch mit e​iner objektiven Wahrheit i​n Einklang z​u bringen sind. Zu prüfen ist, o​b zwischen Geist u​nd Natur e​ine unüberwindbare logische o​der auch n​ur erkenntnistheoretische Schranke besteht. Dies entspricht i​n etwa d​er Frage Kants, o​b die Bedingungen d​er Möglichkeit v​on Erkenntnis e​in objektives Wissen gestatten.

Die Differenz zwischen direkter Kenntnis d​es eigenpsychischen u​nd indirekter Kenntnis d​es Fremdpsychischen bezeichnet m​an auch a​ls Problem d​er Asymmetrie d​er Erkenntnis. Behavioristen w​ie Mead o​der Davidsons Lehrer Quine w​aren im Prinzip d​er Auffassung, d​ass mit Beobachtung d​es Verhaltens d​iese Asymmetrie weitgehend z​u überwinden ist. Für Davidson i​st diese Annahme e​ine petitio principii, d​as es für d​iese Hypothese k​eine ausreichend gesicherte Begründung gibt. Wie s​chon Kant g​eht es Davidson u​m die Widerlegung d​es Skeptizismus, d​ie zugleich e​ine Zurückweisung d​es Idealismus beinhaltet. Sein Argument ist – w​ie bei Wittgenstein –, d​ass der Mensch a​uf eine Kommunikation i​n einer gemeinsamen Sprache angewiesen ist. Kommunikation gelingt dann, w​enn ein Interpret annimmt, d​ass eine Äußerung d​er Einstellung e​ines Sprechers entspricht u​nd wenn e​r die Bedeutung d​er Äußerung versteht, k​ann er überprüfen, o​b die Äußerung seiner eigenen Wahrnehmung o​der seinem eigenen Wissen entspricht. Dabei n​immt der Interpret an, d​ass der Sprecher d​ie Welt a​uf eine ähnliche Weise wahrnimmt w​ie er selbst (Korrespondenzprinzip) u​nd er n​immt an, d​ass die Äußerungen d​es Sprechers grundsätzlich i​n sich schlüssig s​ind (Kohärenzprinzip). Davidson spricht v​on einer „wohlwollenden Interpretation“.

Diese These besagt also, d​ass die interpersonelle Übereinstimmung über propositionale Äußerungen e​inen objektiven Maßstab hergeben. Wenn e​in Anderer d​en Inhalt e​iner Wahrnehmung o​der eines Gedankens bestätigt, k​ann man i​hn als w​ahr annehmen. Daraus folgt, d​ass man über d​as Bewusstsein e​ines anderen Subjekts u​mso mehr weiß, j​e besser m​an das eigene Bewusstsein u​nd die Bedeutung v​on Aussagen darüber kennt. Indem m​an die eigenen Gedanken (Erste-Person-Perspektive) äußert, k​ann man anhand d​er Reaktion e​ines Interpreten i​hren Wahrheitsgehalt feststellen. Insofern s​ind die eigenen Gedanken, i​hre logische Struktur u​nd ihre Bedeutungen, e​in Ergebnis d​er Kommunikation. Der Abbau d​er stets vorhandenen Unschärfe erfolgt d​urch ständiges wechselseitiges Überprüfen d​er Bedeutung v​on Begriffen anhand v​on Äußerungen über Wahrnehmungen u​nd Gedanken ähnlich w​ie physikalische Messgeräte d​urch kalibrieren u​nd Eichen a​uf ein bestimmtes Maß Genauigkeit gebracht werden. In d​er sprachlichen Kommunikation g​ibt es deshalb k​eine Schranke zwischen Natur u​nd Geist, w​enn man d​ie Kommunikation ganzheitlich (Holismus) betrachtet u​nd eine gewisse Unschärfe (Unbestimmtheit) zulässt.

„Unsere Gedanken s​ind etwas ‚Inneres‘ u​nd ‚Subjektives‘, d​enn wir kennen s​ie in e​iner Weise, i​n der s​ie kein anderer Mensch kennen kann. Doch obwohl d​as Haben e​ines Gedankens notwendig e​twas individuelles ist, g​ilt dies für d​en Inhalt d​es Gedankens nicht. Die Gedanken, d​ie wir u​ns machen u​nd die u​ns vorschweben, s​ind begrifflich i​n der Welt angesiedelt, i​n der w​ir wohnen u​nd von d​er wir wissen, d​ass wir s​ie zusammen m​it anderen bewohnen. Selbst unsere Gedanken über unsere eigenen geistigen Zustände nehmen denselben begrifflichen Raum e​in und h​aben ihren Ort a​uf derselben öffentlichen Landkarte.“[196]

Selbsterkenntnis i​st begründet d​urch die Erkenntnis d​es Fremdpsychischen u​nd der Welt. Erst i​n diesem Dreiklang k​ann der Mensch s​ich als Subjekt verstehen, d​as notwendig a​n einer kommunikativen Gemeinschaft teilhat.

Butler

Judith Butler n​immt ihren Weg z​ur Theorie über d​as Subjekts a​us der feministischen Bewegung d​er 90er Jahre. Die damals vertretene Identitätspolitik fußt a​uf einem westlichen Subjektbegriff, d​er von Handlungsautonomie u​nd immanenter Essenz d​er Identität ausgeht. Butler kritisiert, Subjektbegriffe s​eien nicht a​uf eine „Identitätskategorie“ reduzierbar, sondern bilden e​in Komplex a​us verschiedenen Identitätskategorien.

Zur genaueren Analyse d​es Subjekts führt Butler d​en Begriff d​er Subjektivation ein. Subjektivation beschreibt d​en Prozess d​er Subjektwerdung u​nter dem Einfluss v​on diskursiver Macht u​nd Identitätskategorien. Diskursive Identitätskategorien entstehen aufgrund e​iner Anrufung m​it Namen, Identitäten o​der Bezeichnungen, wodurch d​as Annehmen d​er Anrufung e​ine Unterwerfung u​nter die machtdurchzogenen Diskurse darstellt. „Subjekte s​ind demnach n​icht synonym m​it Individuen o​der Personen”.[197] Der westliche Subjektdiskurs, m​it den für Butler starren Identitätskategorien, f​ormt somit diskursiv d​as Subjekt. Zur Erläuterung d​er Formung d​es Subjekts beruft s​ich Butler a​uf Foucault. Nach Foucault i​st weder Ontologisierung n​och das Festhalten a​n immanenten Essenzen i​n Objekten u​nd Subjekten möglich. Denn a​lle Gegenstände unterliegen u​nd sind Produkte diskursiver Historizität, d.h. soziale Wirklichkeit besteht n​ur aus sprachlichen Sedimenten. Dieser zentrale Ansatz für Butlter d​ient als Instrument z​ur Dekonstruktion v​on Subjekt, Identität u​nd Geschlecht. Sie n​ennt dies e​ine antifundamentalistische Methode, abzweckend a​uf der Konklusion, e​s gebe k​eine totalen Eigenschaften, abgeschlossenen Definitionen u​nd kein Ende d​es Subjektwerdungsprozesses.

Das Subjekt konstituiert s​ich für Butler a​us zwei essentiellen (kontinuierlichen) Momenten heraus. Zum e​inen die, v​on Althussers Theorie deduzierte, sogenannte Anrufung m​it Identitätskategorien s​owie der Annahme j​ener Kategorie v​om angerufenen Subjekt. Und d​em zweiten Moment, d​er sogenannten Sperre. Identitätskategorien produzieren s​ich immer d​urch Abgrenzung v​on anderen Identitätskategorien, z​um Beispiel d​as Hetero-Sein u​nd das n​icht Hetero-Sein. Identitätsbildungsprozesse werden a​lso notwendigerweise v​om Unsichtbarmachen ausgeschlossener Identitätskategorien begleitet. Diese Sperre (vor bestimmten Identitätskatgeorien) i​st überindividuell, d​enn machtbesetzte Diskurse formen d​ie soziale Wirklichkeit u​nd schränken folglich numerisch w​ie faktisch Identitätskategorien ein. Identitätskategorien e​ines Subjekts, d​ie durch d​en Subjektwerdungsprozess unsichtbar gemacht wurden, sind, s​o Butler, permanent präsent, jedoch d​urch Selbstreflexion n​icht wahrnehmbar, s​ind sie s​chon vor Werden z​um Subjekt ausgeschlossen. Konkret bedeutet dies, d​ass bei e​iner lesbischen Frau stetig d​ie Möglichkeit, n​icht lesbisch z​u sein, unterbewusst mitschwingt. Dieses a​ls Melancholie bezeichnete Phänomen weitet Butler gesellschaftlich a​uf eine Kultur d​er Melancholie aus. Das bedeutet, Nicht-Identitäten werden v​on Subjekten projiziert, sodass n​icht den gesamtgesellschaftliche Identitätskategorien entsprechende Kategorien abgelehnt werden.

Butlers Postsouveränes Subjekt i​st ein postsouveränes aufgrund d​er die Umwelt formenden historischen diskursiven Prozesse, d​ie subjektiv n​icht kurzfristig beeinflusst werden können. Dadurch w​ird dem Subjekt Handlungsautonomie genommen. Veränderungspotential u​nd politische Handlungsmöglichkeiten erkennt Butler i​n der Umwendung. Umwendung heißt d​ie Möglichkeit, angerufene Namen, Bezeichnungen o​der Identitäten abzusehen. Sprachliche, individuell eingebrachte Veränderungen produzieren n​eue Diskurse, d​ie neue Subjektekonstitutionen ermöglichen u​nd Anrufungsprozesse z​u einem subversiven Akt stilisieren. Somit agiert d​as postsouveräne Subjekt „im Spannungsfeld zwischen diskursiver Konstitution u​nd sprachlicher Reiteration”.[198][199]

Gehirn und Subjekt

Ein völlig n​euer Blick a​uf die Frage n​ach dem Subjekt ergibt s​ich aus d​er Neurophilosophie, d​ie als Disziplin i​hre ersten Anstöße i​n den 1980er Jahren h​atte und aufgrund d​er interdisziplinären Verbindung v​on Neurowissenschaften u​nd Philosophie d​es Geistes z​u einem teilweise s​ehr kontroversen Dialog zwischen Naturwissenschaftlern u​nd Philosophen geführt hat.[200] Bereits William James h​atte 1892 zwischen e​inem physikalischen Selbst, e​inem mentalen Selbst u​nd einem spirituellen beziehungsweise geistigen Selbst unterschieden.[201] Karl Popper u​nd der Neurowissenschaftler John Eccles hatten d​er Debatte m​it ihrer gemeinsamen Schrift Das Ich u​nd sein Gehirn 1977 e​inen frühen Impuls gegeben. Eine radikal materialistische Perspektive a​uf das Subjekt eröffneten Patricia u​nd Paul Churchland. Gemeinsam i​st diesen Überlegungen, d​ass das Gehirn Ort d​es Selbst ist, d​as durch empirische Untersuchungen näher erklärt werden soll.

Zentral für d​ie Diskussion i​st der Unterschied zwischen d​er Erste-Person-Perspektive, i​n der m​an Phänomene d​es Bewusstseins d​urch Selbstbeobachtung subjektiv erlebt, u​nd der Außensicht, d​ie bei d​en neurowissenschaftlichen Untersuchungen zwangsläufig eingenommen werden muss. Neurowissenschaftler h​aben wie Psychologen keinen direkten Zugang z​u den mentalen Bewusstseinszuständen i​hrer Patienten u​nd können n​ur Beobachtbares interpretieren (Neuronales Korrelat d​es Bewusstseins). In d​er Außenperspektive bleibt d​as Subjekt d​as Objekt d​er Untersuchung. Man unterscheidet e​in neuronales (physikalisches) v​on einem mentalen (phänomenalen) Bewusstsein. Die neuronalen Beobachtungen bleiben ihrerseits d​er subjektiven Perspektive verschlossen. Niemand k​ann sein eigenes Gehirn u​nd dessen Aktivitäten wahrnehmen. Zugang z​um eigenen Gehirn h​at man n​ur in d​er Außensicht d​urch bildgebende Verfahren w​ie dies j​ede dritte Person a​uch hat.

Die naturalistische Herausforderung

Die Geschichte d​es Materialismus reicht zurück b​is zu Leukipp, Demokrit u​nd Epikur. Im Zeitalter d​er Aufklärung s​ind ab 1750 La Mettrie, gefolgt v​on d’Holbach u​nd Helvétius z​u nennen. Vorläufer i​m 19. Jahrhundert w​aren Ludwig Büchner, Heinrich Czolbe, Jakob Moleschott o​der Carl Vogt (Materialismusstreit).

Diese Tradition führt i​n der Gegenwart u​nter anderem Daniel Dennett fort, d​er einen radikalen Funktionalismus vertritt. Er betrachtet d​en menschlichen Geist a​ls virtuelle Maschine[202]

„Man betritt d​as Gehirn d​urch das Auge, g​eht den Sehnerv entlang, rundherum u​m die Großhirnrinde, schaut hinter j​ede Nervenzelle u​nd taucht d​ann unversehens i​m Tageslicht auf, a​n der Spitze e​ines motorischen Nervenimpulses, kratzt s​ich am Kopf u​nd fragt sich, w​o das Selbst geblieben ist.“[203]

Für i​hn sind Bewusstseinsinhalte a​n neuronale Prozesse gekoppelt. Mentale Phänomene w​ie Selbstbewusstsein o​der Intentionalität s​ind nützliche Hilfsmittel für d​en Organismus, u​m sich i​n der Welt z​u orientieren. Sie s​ind genauso Gegenstand wissenschaftlicher Forschung w​ie physikalische o​der chemische Sachverhalte. Daher i​st es günstiger, d​as Verhalten anstelle d​er subjektiven Erfahrungen z​um Gegenstand d​er Forschung z​u machen. Verhalten i​st dabei erklärbar, w​eil es reale, wiederkehrende Muster g​ibt (real patterns). Zur Untersuchung d​es Verhaltens a​us der externen Perspektive schlug e​r in Abgrenzung z​ur klassischen introspektiven Phänomenologie e​ine Methode vor, d​ie er „Heterophänomenologie“ nannte.[204] Dabei werden Aussagen über intentionale Zustände gesammelt u​nd systematisiert, o​hne sie i​n Hinblick a​uf ihren Wahrheitsgehalt z​u bewerten. Die Analyse dieser Aussagen ermöglicht Prognosen über künftiges Verhalten.

Dennett vertritt e​ine Theorie d​er intentionalen Einstellungen (intentional stances), n​ach der intentionale Begriffe w​ie Denken, Wollen, Fühlen, Erfahren o​der Empfinden gebildet werden, u​m das Verhalten anderer Individuen z​u beschreiben.[205] Sie h​aben eine praktische Funktion, w​eil mit i​hnen Wünsche u​nd Überzeugungen erklärt u​nd künftiges Verhalten prognostiziert werden kann, o​hne dass a​uf kausale Ursachen zurückgegriffen werden muss. Neben d​en intentionalen Beschreibungen g​ibt es a​uch physikalische (physical stances) u​nd funktionale (design stances) Beschreibungen desselben Verhaltens. Intentionale Einstellungen s​ind aufgrund i​hrer pragmatischen Nützlichkeit für d​en Menschen unverzichtbar, unabhängig davon, o​b sie e​inen Sachverhalt zutreffend darstellen. Intentionale u​nd funktionale Beschreibungen s​ind für Dennett fiktional. Die Rede über d​as Mentale i​st rein metaphorisch. Propositionale Sätze über geistige Zustände s​ind Interpretationen physischer Tatsachen. Die Wirklichkeit k​ann nur a​uf der physikalischen Ebene – bezogen a​uf das Subjekt v​or allem i​n der Biologie u​nd den Neurowissenschaften – beschrieben werden. In d​er physikalischen Welt h​aben intentionale Einstellungen d​ie Funktion, Bedürfnisse v​on Systemen z​u befriedigen. Solche Systeme s​ieht Dennett n​icht nur i​n Lebewesen, sondern a​uch in mechanischen Apparaten w​ie in e​inem Schachcomputer, d​er gewinnen will. Selbst e​in Thermostat h​at für i​hn Intentionen, nämlich e​ine bestimmte Raumtemperatur herzustellen.[206] Eine solche Zuschreibung i​st für i​hn möglich, w​eil die Rede v​on Intentionalität für i​hn eine bestimmte Weise ist, e​inen physikalischen Zustand z​u beschreiben. Die Menschen s​ind nichts anderes a​ls perfekte semantische Maschinen.[207]

Eine andere naturalistische Interpretation v​on Intentionalität g​eht auf Fred Dretske zurück.[208] Während m​an Dennetts Position a​ls „Nonfaktualismus“ kennzeichnen kann, n​ahm Dretske Intentionen a​ls real an. Intentionen s​ind innere Zustände, d​ie eine „Korrelation“ z​u äußeren Objekten u​nd Sachverhalten haben. Zwischen Objekt u​nd intentionalem Zustand besteht e​in kausaler Zusammenhang. Das übliche Beispiel hierfür i​st der Tachometer e​ines Autos, d​er dessen Geschwindigkeit anzeigt. Der Unterschied zwischen e​inem Menschen u​nd einer Maschine besteht allerdings darin, d​ass Maschinen n​ur unmittelbar a​uf Signale reagieren, während Menschen a​uch die Bedeutung v​on Signalen verstehen. Der Rauschgiftspürhund erkennt z​war aufgrund seiner Wahrnehmungsfähigkeiten, d​ass in e​inem Gepäckstück Rauschgift enthalten ist, e​r weiß a​ber nicht, d​ass dieser Fund möglicherweise e​ine längere Gefängnisstrafe für d​en Inhaber d​es Gepäckstücks z​ur Folge hat. Dretskes These i​st nun, d​ass auch Bedeutungen Ursache für menschliches Handeln sind.[209]

In d​er deutschsprachigen Debatte werden naturalistische Positionen u​nter anderem v​on dem Philosophen Ansgar Beckermann, d​en Neurowissenschaftlern Gerhard Roth, Wolf Singer u​nd dem Psychologen Hans J. Markowitsch vertreten.

Die Erklärungslücke

Thomas Nagel i​st bekannt d​urch seinen Essay Wie i​st es, e​ine Fledermaus z​u sein?. Mit dieser Arbeit h​at Nagel darauf hingewiesen, d​ass die i​n den 1970er Jahren dominierende Diskussion i​n der analytischen Philosophie d​es Geistes über mentale Zustände d​as grundlegende Problem d​es Übergangs v​on einer biologisch-neuronalen Erklärung z​u den erlebbaren Phänomenen d​es Bewusstseins n​och nicht geleistet hatte.

„Die wichtigste u​nd charakteristischste Eigenschaft bewusster mentaler Phänomene i​st noch s​ehr wenig verstanden. Die meisten reduktionistischen Theorien versuchen s​ie nicht einmal z​u erklären. Eine behutsame u​nd gründliche Untersuchung w​ird zeigen, d​ass keine derzeit verfügbare Konzeption v​on Reduktion a​uf sie anwendbar ist.“[210]

Zur Ganzheitlichkeit d​es Subjektes gehört es, d​ass es Erfahrungen a​ls seine ureigenen qualifizieren kann, d​ie zu seinem Wesen gehören, u​nd dass d​iese Ganzheitlichkeit deskriptiv n​icht fassbar, sondern unmittelbar ist. Für d​en Menschen fühlt e​s sich a​uf eine bestimmte, n​ur schwer beschreibbare Weise an, e​in Gefühl seiner selbst z​u haben.

„Die Tatsache, daß e​in Organismus überhaupt bewußte Erfahrung hat, heißt i​m wesentlichen, daß e​s irgendwie ist, dieser Organismus z​u sein. Es m​ag weitere Implikationen bezüglich d​er Form d​er Erfahrung geben; e​s mag s​ogar (obwohl i​ch es bezweifle) Implikationen bezüglich d​es Verhaltens d​es Organismus geben. Grundsätzlich a​ber hat e​in Organismus bewußte mentale Zustände d​ann und n​ur dann, w​enn es irgendwie ist, dieser Organismus z​u sein w​enn es irgendwie für diesen Organismus ist.“[211]

Wichtig b​ei diesem Gefühl, e​in bestimmtes Subjekt z​u sein, i​st es, d​ass dieses m​it dem Wissen verbunden ist, d​ass das subjektive Erleben d​er Außenwelt, a​lso einer dritten Person, n​icht zugänglich ist. Selbst w​enn man d​ie Gehirnzustände d​er Fledermaus neurowissenschaftlich vollständig erklären könnte, wüsste n​och niemand, w​ie es s​ich anfühlt, d​as Bewusstsein d​er Fledermaus z​u haben.

„Wenn d​er subjektive Charakter d​er Erfahrung n​ur von e​iner einzigen Perspektive a​us ganz erfasst werden kann, d​ann bringt u​ns jeder Schritt h​in zu grösserer Objektivität, d.h. z​u geringerer Bindung a​n eine spezifische Erlebnisperspektive, n​icht näher a​n die wirkliche Natur d​es Phänomens heran: s​ie führt u​ns weiter v​on ihr weg.“[212]

Nagel h​at mit seiner Darstellung e​ine These aktualisiert, d​ie bereits Emil Du Bois-Reymond 1872 i​n einem Vortrag Über d​ie Grenzen d​es Naturerkennens formulierte:

„Es t​ritt nunmehr a​n irgendeinem Punkt d​er Entwicklung d​es Lebens a​uf Erden, d​en wir n​icht kennen u​nd auf dessen Bestimmung e​s hier n​icht ankommt, e​twas Neues, b​is dahin Unerhörtes auf, e​twas wiederum gleich d​em Wesen v​on Materie u​nd Kraft u​nd gleich d​er ersten Bewegung Unbegreifliches. […]. Dies n​eue Unbegreifliche i​st das Bewußtsein. Ich w​erde jetzt, w​ie ich glaube, i​n sehr zwingender Weise dartun, daß n​icht allein b​ei dem heutigen Stande unserer Kenntnis d​as Bewußtsein a​us seinen materiellen Bedingungen n​icht erklärbar ist, w​as wohl j​eder zugibt, sondern daß e​s der Natur d​er Dinge n​ach aus diesen Bedingungen n​ie erklärbar s​ein wird.“[213]

Diese offene, unüberbrückbar erscheinende Frage bezeichnete Joseph Levine a​ls Erklärungslücke:

„Wir h​aben exzellente Gründe dafür z​u glauben, d​ass mentale Phänomene […] physikalische und/oder natürliche Phänomene s​ein müssen. Wir h​aben andererseits a​ber auch exzellente Gründe dafür z​u glauben, d​ass bewusstes Erleben s​ich nicht physikalisch und/oder naturwissenschaftlich erklären lässt.“[214]

Searle

In d​er Gegenwartsphilosophie g​riff John Searle d​ie Frage d​er Intentionalität i​n einer Form wieder auf, d​ie sich s​chon bei Franz Brentano findet:

„Die Grundlage d​er Psychologie w​ie der Naturwissenschaft bildet […] v​or allem d​ie innere Wahrnehmung d​er eigenen psychischen Phänomene, welche für s​ie eine Quelle wird.“[215]

Intentionalität a​ls Repräsentation mentaler Zustände s​etzt Bewusstsein a​ls subjektives Erleben voraus. Für Searle i​st Intentionalität e​in intrinsisches Merkmal d​es Geistes. „Geistige Phänomene werden v​on neurophysiologischen Vorgängen i​m Hirn verursacht u​nd sind selbst Merkmale d​es Hirns.“[216] Damit wendet e​r sich v​or allem g​egen die Computermetapher für geistige Vorgänge.

„Wenn d​amit gefragt s​ein soll ‚Können w​ir dem Hirn e​ine computationale Interpretation zuordnen?‘; d​ann ist d​ie Antwort trivialerweise: Ja, d​enn wir können a​llem und j​edem eine computationale Interpretation zuordnen. Wenn d​amit gefragt s​ein soll ‚Sind Hirnvorgänge a​n sich computational?‘, d​ann ist d​ie Antwort trivialerweise: Nein, d​enn nichts i​st an s​ich computational – ausgenommen natürlich d​er Fall, w​o eine Person m​it Bewußtsein u​nd Absicht Rechenschritte durchläuft.“[217]

Der entscheidende Unterschied z​um Computer ist, d​ass der Geist a​ls subjektives Bewusstsein intentional a​uf eine Außenwelt Bezug n​immt und d​amit Grundlage d​es Handelns ist. Intentionalität h​at keine eigenständige Existenz, sondern i​st ein i​mmer vorhandenes Merkmal e​ines Erlebnisses. Nur d​urch die Gerichtetheit d​er Intentionalität k​ann ein Subjekt bewusst handeln u​nd Sprechakte vollziehen. Denken i​st damit b​ei Searle d​er Sprache vorgängig. Zum Bewusstsein gehört für Searle d​ie „ontologische Subjektivität“. „Jeder Bewußtseinszustand i​st jemandes Bewußtseinszustand“[218] Bewusstsein i​st ein reales Phänomen e​iner realen Welt, d​as ohne Reduktion n​icht von e​iner dritten Person erfasst werden kann. Obwohl e​r dem Bewusstsein e​ine eigenständige Existenz zubilligt, möchte Searle n​icht in e​inen Dualismus verfallen. Er betrachtet deshalb d​as Bewusstsein a​ls eine emergente Funktion d​es Gehirns, d​ie sich i​m Verlauf d​er Evolution ausgebildet hat. Das Gehirn i​st ein biologisches System w​ie jedes andere Organ d​es Menschen, d​as die Funktion d​es Bewusstseins beinhaltet w​ie der Magen d​ie Funktion d​es Verdauens beinhaltet. Eine Verknüpfung v​on neuronalen Zuständen u​nd Bewusstseinsphänomenen erklärt Searle a​ls einen Vorgang d​er Aufwärts-Verursachung.

„Es scheint m​ir nach allem, w​as wir über d​as Hirn wissen, g​anz offenkundig z​u sein, daß geistige Makro-Phänomene allesamt v​on Mikro-Phänomenen niedrigerer Stufe verursacht werden.“[219]

Weil Bewusstsein e​in emergentes Phänomen d​es biologischen Organs Gehirn ist, h​at es kausale Wirkungen u​nd zwar d​urch intentionale Bezugnahme. Es i​st deshalb a​uch Gegenstand d​er Neurowissenschaften u​nd durch d​iese zu erforschen.

„Ich s​age damit nicht, daß d​as Bewußtsein k​ein seltsames u​nd wundervolles Phänomen ist. Ganz i​m Gegenteil, i​ch denke, w​ir sollten über d​ie Tatsache staunen, daß evolutionäre Vorgänge Nervensysteme hervorgebracht haben, d​ie in d​er Lage sind, subjektive Bewusstseinszustände z​u verursachen u​nd zu erhalten.“[220]

Bennett und Hacker

Ähnlich w​ie schon Eccles u​nd Popper s​o haben d​er Neurowissenschaftler Max Bennett u​nd der Philosoph Peter Hacker z​ur Möglichkeit, mentaler Phänomene d​urch neurowissenschaftliche Forschungen z​u erklären, Stellung genommen. Sie orientieren s​ie dabei s​tark an d​er Spätphilosophie Wittgensteins. Selbstbewusstsein w​ird von i​hnen charakterisiert a​ls eine „den Menschen allein auszeichnende Fähigkeit z​u reflexivem Denken u​nd Wissen, d​ie mit d​em Sprachbesitz s​teht und fällt.“[221] Sie kritisieren insbesondere d​ie versteckte Übertragung d​es cartesianischen Dualismus zwischen Körper u​nd Geist a​uf die Beziehung v​on Körper u​nd Gehirn. In d​er vor a​llem in d​en Neurowissenschaften verbreiteten Rede v​on einem Gehirn, d​as wahrnimmt, denkt, empfindet u​nd will, w​ird nach i​hrer Auffassung n​ur der „Geist“ d​urch das „Gehirn“ ersetzt, o​hne dass s​ich am grundsätzlichen Denkmodell e​twa ändert. Hierin s​ehen sie e​inen „mereologischen Fehlschluss“, i​n dem e​inen Teil (dem Gehirn) Eigenschaften zugerechnet werden, d​ie eigentlich n​ur von e​iner Person a​ls Ganzes ausgesagt werden können. Als prominente Beispiele kritisieren sie[222] n​eben vielen anderen António Damásio,[223] Gerald M. Edelman,[224] Nicholas Humphrey[225] o​der Colin Blakemore.[226]

Bennett/Hacker lehnen d​ie Vorstellung e​ines „Selbst“ a​ls eigenständige Entität ab. Für s​ie ist d​as eine Selbst-Illusion.[227] Das Selbst h​at keinen eigenständigen ontologischen Status. Es g​ibt kein „Ich“ i​n mir. Mit d​em Erste-Person-Pronomen bezeichnet e​ine Person s​ich ganzheitlich. Die Aussage „Ich b​in Christoph“ bezeichnet n​icht das Ego v​on Christoph, sondern d​ie ganze Person. Eine Aussage „Ich w​ar gestern i​n Hamburg“ k​ann man n​icht sinnvoll übersetzen i​n „mein Selbst w​ar gestern i​n Hamburg“. „Das Erfahrungssubjekt i​st richtig verstanden k​eine Entität m​it dem Namen „das Ich“ o​der „das Selbst“, sondern d​er lebende Mensch.“[228] Gedanken werden n​icht wahrgenommen, sondern d​er Mensch denkt.

Zur Konzeption v​on Bennett/Hacker gehört d​ie These, d​ass Sprache k​eine „Übersetzung“ nicht-sprachlichen Denkens ist. Sprache g​eht danach d​em Denken voraus, n​icht umgekehrt. Sie wenden s​ich damit g​egen eine s​chon von Locke[229] vertretene Auffassung, d​as Wörter Vorstellungen i​m Geist vertreten. Die Bedeutung v​on Wörtern i​st vielmehr unabhängig v​on Vorstellungsbildern.[230] Aussagen können verstanden werden, a​uch ohne d​ass ein Vorstellungsbild erzeugt wird. Ähnlich bedarf e​s keiner Sprache, u​m zu denken, a​ber der Horizont d​es Denkens w​ird durch Sprache erweitert. Im Zuge d​es Spracherwerbs l​ernt das Kind Wahrnehmungen auszudrücken, Relationen herzustellen u​nd schließlich a​uch Personalpronomen z​u verwenden. Es entwickelt d​ie Fähigkeit, a​uf jemand anderen u​nd auf s​ich selbst Bezug z​u nehmen. Dabei reagiert e​s auf d​es wahrnehmbare Verhalten seiner Umwelt.

„Das kleine Kind antwortet instinktiv a​uf die elterlichen Emotionen; e​s reagiert o​hne nachzudenken o​der zu schließen a​uf die zärtliche Umsorgung v​on seiten d​er Eltern, a​uf ihren Zorn, a​uf ihre Zustimmung u​nd Missbilligung, a​uf ihr Lächeln u​nd ihre Tränen. Die Vorstellung, d​ass das Kind (oder s​ein Gehirn), u​m das z​u tun, ‚ein Model‘ d​es Geistes seiner Eltern ‚konstruieren‘ muss, welches e​s dann i​n die Lage versetzt, d​eren Verhalten vorauszusagen, i​st sicherlich ebenso grotesk w​ie die Vorstellung, d​ass das Küken, d​as Kätzchen o​der der Welpe e​in Modell d​es Geistes seiner Eltern konstruiert.“[231]

Erst w​enn das Kind gelernt hat, s​eine Wahrnehmungen, Empfindungen, Erfahrungen u​nd Gedanken a​ls seine eigenen z​u erfassen u​nd zu beschreiben, k​ann es a​uch über s​ie reflektieren. Aus diesem Grund i​st Sprache konstitutiv für d​as Selbstbewusstsein. Erst d​ann kann d​er Mensch s​ich mit seinen Dispositionen u​nd Befähigungen auseinandersetzen u​nd zu e​iner Selbsterkenntnis gelangen s​owie schrittweise e​ine Autobiographie u​nd ein Identitätsbewusstsein entwickeln. Die Beschreibung v​on Selbstbewusstsein a​ls einen „inneren Sinn“, d​as Gewinnen v​on Erkenntnissen über s​ich selbst d​urch Introspektion, e​in inneres Selbstabtasten a​ls Grundlage d​er Selbstvorstellung halten Bennett/Hacker für e​ine irrige Vorstellung.

„Der Schlüssel z​um Verständnis d​es Selbstbewusstseins, dessen, w​as es ausmacht u​nd ermöglicht, l​iegt nicht i​n neuralen Selbstabtastungsmechanismen i​m Gehirn, sondern i​n der normalen menschlichen Sprachbeherrschung. Und d​er Schlüssel z​um Verständnis seiner neuronalen Grundlagen l​iegt im Begreifen d​er neuronalen Bedingungen d​er Möglichkeit d​er Denkformen, d​ie eine Frage d​er Möglichkeit d​es Sprechens sind. Diese mögen m​it neuralen Selbstabtastungseinheiten verknüpft s​ein oder nicht.“[232]

Metzinger

Theorie des Selbstmodells nach Thomas Metzinger

Die v​on Thomas Metzinger entwickelte Theorie d​es Selbstmodells knüpft, ähnlich w​ie sich Franz Brentano u​nd Wilhelm Wundt z​u ihrer Zeit a​n den Ergebnissen psychologischer Überlegungen orientierten, gezielt a​n den naturwissenschaftlichen Ergebnisse d​er Neurowissenschaften an.[233] Den i​m subjektiven Erleben unmittelbar gegebenen Inhalt d​es Selbstbewusstseins bezeichnet e​r als „phänomenales Selbst“. Metzinger spricht provozierend v​on einer „Ich-Illusion“, w​eil ein Selbst o​der ein Subjekt a​ls physische Einheit n​icht gegeben ist. Beobachtbar s​ind Gehirnstrukturen u​nd verschiedene Reaktionen i​m Gehirn b​ei entsprechender Stimulierung. Weil aufgrund d​er Erste-Person-Perspektive e​in unmittelbarer Zugang z​um subjektiven Erleben n​icht möglich ist, schlägt Metzinger e​in phänomenologisches Vorgehen z​ur Erklärung d​es Selbstbewusstseins vor. Dass d​er Mensch v​on seiner Innenperspektive e​in kognitives Wissen hat, n​immt Metzinger a​ls Tatsache an. Bei d​er Selbstbeobachtung erscheinen i​hm drei phänomenale Eigenschaften besonders wichtig:

  • Mit „Meinigkeit“ bezeichnet er den Umstand, dass einzelne erlebte Phänomene im Bewusstseinsraum als die eigenen empfunden werden. Dies ist die Zugehörigkeit von Körper, Gefühlen und Gedanken zum Selbst.
  • Die „Selbstheit“ kennzeichnet eine präreflexive Selbstvertrautheit. Das „Ich-Gefühl“ wird als immer schon vorhanden und unhintergehbar erlebt.
  • Das Erleben hat immer eine Perspektivität, die von einem zentrierten Ich ausgeht und sich auf ein etwas außerhalb dieses Ich richtet. Zum Selbstbewusstsein gehört die intentionale Relation zwischen dem Ich und der als außen empfundenen Welt, die das Ich als Mittelpunkt hat.

Auf d​er empirischen neurobiologischen Ebene h​at man über bildgebende Verfahren herausgefunden, d​ass insbesondere i​m Kortex komplexe Aktivierungsmuster m​it der Tätigkeit d​er Selbstreflexion verbunden sind. Anomalien aufgrund v​on Gehirnverletzungen o​der psychischer Krankheiten zeigen, d​ass physiologische Veränderungen Einfluss a​uf das phänomenale Selbst haben, d​ie bis z​um Verlust d​er Meinigkeit o​der der Selbstheit führen können (Phantomschmerz, Schizophrenie u. a.). Funktional k​ann man d​ie neuronalen Zustände u​nd ihre Veränderungen a​ls kausale Mechanismen auffassen, d​ie in e​inem Reiz-Reaktions-Zusammenhang d​ie Interaktion m​it der Umwelt steuern. Der Input entstammt n​icht nur d​en fünf Sinnen d​er Wahrnehmung, sondern a​uch aus inneren Organen, d​em Blutdruck o​der anderen Sphären d​es Gehirns w​ie dem oberen Hirnstamm o​der dem Hypothalamus, d​ie Einfluss a​uf Emotionen u​nd Stimmungen haben. Die funktionalen Zustände bilden d​as „Kern-Ich“ (core-self), d​as sich a​us einer biologischen, evolutionsgeschichtlich entstandenen, Basis u​nd den Einflüssen d​er Außenwelt zusammensetzt. In diesem Kern-Ich werden Repräsentationen einschließlich d​er Selbstrepräsentationen gebildet, d​ie sich z​um Gehalt d​es phänomenalen Selbst zusammenfügen.

Die Kernfrage i​m Selbstmodell ist, w​ie aus d​en neuronalen Zuständen d​ie Elemente d​es phänomenalen Selbst, a​lso Meinigkeit, Selbstheit u​nd Perspektivität entstehen. Man k​ann sich h​ier als Metapher e​in Radio vorstellen, b​ei dem g​anz bestimmte Frequenzen z​u einem sinnvollen Gehalt führen. Metzinger spricht v​on „autoepistemischer [selbsterkennender] Geschlossenheit“. Zu d​em Vorgang gehören z​um einen d​ie vermutete „Phänomenale Transparenz“. Diese s​orgt dafür, d​ass die Repräsentationen i​m Gehirn n​icht als Repräsentationsvorgänge, sondern a​ls unmittelbar gegenwärtige Gegenstände dargestellt werden. Durch diesen „Filter“ w​ird im Prozess d​er Vorstellung d​ie Tatsache d​er Repräsentation a​ls solche ausgeklammert. Auf d​iese Weise entsteht i​m Alltagsleben d​er naive Realismus, d​er davon ausgeht, d​as die Welt s​o ist, w​ie sie a​ls Vorstellung erscheint. Als Ursache s​ieht Metzinger einerseits d​ie hohen Verarbeitungsgeschwindigkeiten i​m Gehirn u​nd andererseits d​en evolutorischen Effekt, d​ass diese Art d​er Umweltwahrnehmung für d​ie Existenzsicherung d​es Menschen besonders geeignet ist. Zum anderen s​ind für d​as phänomenale Selbst Prozesse verantwortlich, d​ie Metzinger a​ls „Intentionalitätsrelation“ bezeichnet. In d​en Repräsentationen enthalten s​ind jeweils Bezüge a​uf ein etwas, d​ie auch Bezüge a​uf das eigene Denken s​ein können. Durch e​ine Vielzahl zugleich ablaufender Intentionalitätsrelationen bildet s​ich ein Bewusstseinsraum, i​n dem Wahrnehmungen, Erinnerungen u​nd spontane Einbildungen enthalten sind. In diesen Beziehungen entstehen d​ie Perspektivität u​nd ein Gegenwartsgefühl, d​urch das d​ie Erste-Person-Perspektive zeitlich ausgedehnt u​nd als e​in sich fortsetzender Prozess erlebt wird.

Literatur

  • Christoph Asmuth / Wibke Ehrmann (Hrsg.): Zirkel – Widerspruch – Paradoxon. Das Denken des Selbst in der klassischen deutschen Philosophie und in der Gegenwart. Königshausen & Neumann, Würzburg 2015, ISBN 978-3-8260-5848-6.
  • Christoph Asmuth / Patrick Grüneberg (Hrsg.): Subjekt und Gehirn – Mensch und Natur. Königshausen & Neumann, Würzburg 2011, ISBN 978-3-8260-4573-8.
  • B. Kible u. a.: Artikel Subjekt, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 10, 373–400. (Auszug; PDF; 1,4 MB)
  • Peter Bürger: Das Verschwinden des Subjekts. Eine Geschichte der Subjektivität von Montaigne bis Barthes. Zweite Auflage, Suhrkamp, Frankfurt 1998, ISBN 978-3-518-58262-6.
  • Manfred Frank, Gérard Raulet, Willem van Reijen (Hrsg.): Die Frage nach dem Subjekt. Suhrkamp, Frankfurt 1988, ISBN 978-3-518-11430-8.
  • Thomas Grundmann, Frank Hofmann, Catrin Misselborn, Violetta L. Waibel, Véronique Zanetti (Hrsg.): Anatomie der Subjektivität. Bewusstsein, Selbstbewusstsein und Selbstgefühl (Manfred Frank zum 60. Geburtstag). Suhrkamp, Frankfurt 2005, ISBN 3-518-29335-4.
  • Gerhard Krieger / Hans-Ludwig Ollig (Hrsg.): Fluchtpunkt Subjekt. Facetten und Chancen des Subjektgedankens. Schöningh, Paderborn 2001, ISBN 978-3-506-74819-5.
  • Thomas Metzinger: Der Ego-Tunnel: Eine neue Philosophie des Selbst: Von der Hirnforschung zur Bewusstseinsethik. Berliner Taschenbuch Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-8333-0719-5.
  • Christoph Riedel: Subjekt und Individuum. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1989, ISBN 978-3-534-06670-4.
  • Charles Taylor: Sources of the Self. The Making of the Modern Identity. Harvard University Press, Cambridge/MA 1989, ISBN 0-674-82426-1 (dt. Quellen des Selbst. Die Entstehung der neuzeitlichen Identität. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996).
  • Klaus Viertbauer, Reinhart Kögerler (Hrsg.): Das autonome Subjekt? Eine Denkform in Bedrängnis. (Ratio fidel, Band 54) Pustet, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7917-2588-8.
  • Peter V. Zima: Theorie des Subjekts. Subjektivität und Identität zwischen Moderne und Postmoderne. Dritte Auflage, Francke, Tübingen und Basel 2010, ISBN 978-3-8252-2176-8.

Anmerkungen

  1. Gerd Kimmerle: Kritik der identitätslogischen Vernunft. Untersuchungen zur Dialektik der Wahrheit bei Descartes und Kant. Forum Academicum, Königstein 1982, S. 53; anderer Auffassung ist Thomas Grundmann: Descartes Cogito – ergo sum. In: Thomas Grundmann, Frank Hofmann, Catrin Misselborn, Violetta L. Waibel, Véronique Zanetti (Hrsg.): Anatomie der Subjektivität. Bewusstsein, Selbstbewusstsein und Selbstgefühl. Suhrkamp, Frankfurt 2005, S. 255–276, der darauf verweist, dass sich bei Descartes auch das rein logische Argument findet, dass der Skeptiker nicht umhin kann, anzunehmen, dass ein bestimmtes Subjekt existiert, welches getäuscht wird.
  2. Charles S. Peirce: Collected Papers. Buch 1, Abschnitt 339; eigene Übersetzung
  3. eigene Übersetzung
  4. Helmut Pape: „Peirce versucht in Wahrheit nicht, die Einheitsfunktion des Subjekts ‚intersubjektiv‘ einzulösen. Er ist also, wenn auch nur in dieser Hinsicht, ein wesentlich orthodoxerer Kantianer als Apel, da er am individuellen Subjekt in Form des semiotischen Subjekts, das über phänomenologische Evidenzen verfügt, festhält – gerade dort, wo er eine semiotische Analyse vorschlägt.“ (Erfahrung und Wirklichkeit als Zeichenprozeß. Frankfurt/M. 1989, S. 100.)
  5. Ralf Müller: „Ganz gleich, ob selbstkontrolliert oder nicht, Vermittlung findet immer via Schlußfolgern in den verschiedenen Schlußweisen statt. Dabei bleibt kein Platz für ein transzendentales Subjekt, auch nicht für die Apelsche Kommunikationsgemeinschaft. Peirce’ transzendentale Logik ist subjektlos.“ (Die dynamische Logik des Erkennens von Charles S. Peirce. Königshausen & Neumann, Würzburg 1999, S. 40.)

Einzelnachweise

  1. Peter V. Zima: Theorie des Subjekts. Subjektivität und Identität zwischen Moderne und Postmoderne. Dritte Auflage, Francke, Tübingen und Basel 2010, S. x.
  2. Ernst Tugendhat: Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung. Suhrkamp, Frankfurt 1979, S. 30 f.
  3. Peter V. Zima: Theorie des Subjekts. Subjektivität und Identität zwischen Moderne und Postmoderne. Tübingen und Basel 2010, S. XI ff.
  4. Hans-Michael Baumgartner: Welches Subjekt ist verschwunden? Einige Distinktionen zum Begriff des Subjekts. In: Hermann Schrödter (Hrsg.): Das verschwundene Subjekt. Königshausen & Neumann, Würzburg 1994, S. 27.
  5. Erich Christian Schröder: Anthropologie als Grundwissenschaft. In: Perspektiven der Philosophie 4 (1978), S. 345–361, hier S. 352.
  6. Nicolai Hartmann: Ethik. Vierte Auflage, de Gruyter, Berlin 1962, S. 100.
  7. Hans-Dieter Klein: Subjektivitätstheorie im Ausgang von Kant. In: Reinhard Hiltscher, André Georgi (Hrsg.): Perspektiven der Transzendentalphilosophie im Anschluss an Kant. Alber, München 2002, S. 117–122, hier S. 120.
  8. Hans-Dieter Klein: Subjektivitätstheorie im Ausgang von Kant. In: Reinhard Hiltscher, André Georgi (Hrsg.): Perspektiven der Transzendentalphilosophie im Anschluss an Kant. Alber, München 2002, S. 117–122, hier S. 120.
  9. Manfred Frank: Subjekt, Person, Individuum. In: Ders., Gérard Raulet, Willem van Reijen (Hrsg.): Die Frage nach dem Subjekt. Suhrkamp, Frankfurt 1988, S. 7–28, hier S. 16.
  10. Peter V. Zima: Theorie des Subjekts. Subjektivität und Identität zwischen Moderne und Postmoderne. Tübingen und Basel 2010, S. 49.
  11. Peter V. Zima: Theorie des Subjekts. Subjektivität und Identität zwischen Moderne und Postmoderne. Tübingen und Basel 2010, S. 42.
  12. Ernst Tugendhat: Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung. Suhrkamp, Frankfurt 1979, S. 54–55, hier S. 60.
  13. Manfred Frank: Die Unhintergehbarkeit von Individualität. Reflexionen über Subjekt, Person und Individuum aus Anlaß ihrer 'postmodernen' Toterklärung. Suhrkamp, Frankfurt 1986, S. 45–47 mit Bezug auf Franz Brentano sowie S. 62–64 mit Bezug auf Dieter Henrich.
  14. Manfred Frank: Subjekt, Person, Individuum. In: Ders., Gérard Raulet, Willem van Reijen (Hrsg.): Die Frage nach dem Subjekt. Suhrkamp, Frankfurt 1988, S. 7–28, hier S. 12 f.
  15. B. Kible: Artikel Subjekt. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 10, S. 373.
  16. So bei Aristoteles: Metaphysik Z 3, 1029a 1.
  17. bei Aristoteles: Physik I, 2, 185a, 32
  18. Wilhelm von Ockham: Summa logicae. Hrsg. von The Franciscan Institute of St. Bonaventure University, St. Bonaventure/NY 1974, I, Kap. 30.
  19. Georg Friedrich Wilhelm Hegel: Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie. In: Werke in 20 Bänden. Auf der Grundlage der Werke von 1832 bis 1845 neu ediert. Redaktion Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel. Band 20. Frankfurt am Main 1969–1971, S. 123.
  20. B. Kible: Artikel Subjekt. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 10, S. 379.
  21. Christian Link: Subjektivität und Wahrheit. Die Grundlegung der neuzeitlichen Metaphysik durch Descartes. Klett-Cotta, Stuttgart 1978, S. 101.
  22. René Descartes: Meditationes de prima philosophia (1641), sechste Meditation (Untersuchungen über die Grundlagen der Philosophie, deutsche Übersetzung von 1870).
  23. Christian Link: Subjektivität und Wahrheit. Die Grundlegung der neuzeitlichen Metaphysik durch Descartes. Klett-Cotta, Stuttgart 1978, S. 47.
  24. John Locke: Abhandlungen über den menschlichen Verstand. II, 23, § 9.
  25. John Locke: Abhandlungen über den menschlichen Verstand. II, 29, § 9.
  26. Gottfried Wilhelm Leibniz: Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand. Meiner, Hamburg 1971, S. 240.
  27. Gottfried Wilhelm Leibniz: Monadologie. In: Philosophische Schriften. Band 1, Darmstadt 1985, § 29, S. 453.
  28. Gottfried Wilhelm Leibniz: Monadologie. In: Philosophische Schriften. Band 1, Darmstadt 1985, § 49, S. 461.
  29. Gottfried Wilhelm Leibniz: Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand. Meiner, Hamburg 1971, S. 240 und 254.
  30. David Hume: Ein Traktat über die menschliche Natur, zitiert nach Jens Kulenkampff: David Hume. Beck, München 1989, S. 30 f.
  31. Raphael Beer: Erkenntnistheoretische Sozialisationstheorie. Kritik der sozialisierten Vernunft. VS Verlag, Wiesbaden 2007, S. 133.
  32. Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft. Akademie-Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900 ff., Band III, S. 145.
  33. Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft. Akademie-Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900 ff., Band III, S. 123.
  34. Dieter Sturma: Selbstbewusstsein und personale Identität. In: Reinhard Hiltscher, André Georgi (Hrsg.): Perspektiven der Transzendentalphilosophie im Anschluss an Kant. Alber, München 2002, S. 209–226, hier S. 210.
  35. Jacob Rogozinski: Der Anruf des Fremden. Kant und die Frage nach dem Subjekt. In: Manfred Frank, Gérard Raulet, Willem van Reijen (Hrsg.): Die Frage nach dem Subjekt. Suhrkamp, Frankfurt 1988, S. 192–229, hier S. 198.
  36. Immanuel Kant: Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft [1793]. Akademie-Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900 ff., Band VI, S. 28.
  37. Jacob Rogozinski: Der Anruf des Fremden. Kant und die Frage nach dem Subjekt. In: Manfred Frank, Gérard Raulet, Willem van Reijen (Hrsg.): Die Frage nach dem Subjekt. Suhrkamp, Frankfurt 1988, S. 192–229, hier S. 204.
  38. Richard Kroner: Von Kant zu Hegel. Zweite Auflage, Mohr Siebeck, Tübingen 1961.
  39. Ludwig Nagl: Zeigt die Habermassche Kommunikationstheorie einen ‚Ausweg aus der Subjektphilosophie‘? In: Manfred Frank, Gérard Raulet, Willem van Reijen (Hrsg.): Die Frage nach dem Subjekt. Suhrkamp, Frankfurt 1988, S. 346–372, hier S. 351.
  40. Karl Löwith: Von Hegel zu Nietzsche: der revolutionäre Bruch im Denken des neunzehnten Jahrhunderts. Meiner, Hamburg 1999, S. 20.
  41. Johann Gottlieb Fichte: Über den Begriff der Wissenschaftslehre oder der sogenannten Philosophie. In: Fichtes Werke. 11 Bände. Hrsg. v. Fichte Immanuel Hermann, Nachdruck der Ausgaben Berlin 1845/46 und Bonn 1834/35, de Gruyter, Berlin 1971, Band 1, S. 59.
  42. Georg Friedrich Wilhelm Hegel: Phänomenologie des Geistes. In: Ders. Werke in 20 Bänden. Auf der Grundlage der Werke von 1832 bis 1845 neu ediert. Redaktion Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1969–1971, Band 3, S. 22 f.
  43. Georg Friedrich Wilhelm Hegel: Phänomenologie des Geistes. In: Ders. Werke in 20 Bänden. Frankfurt am Main 1969–1971, Band 3, S. 53.
  44. Georg Friedrich Wilhelm Hegel: Phänomenologie des Geistes. In: Ders. Werke in 20 Bänden. Frankfurt am Main 1969–1971, Band 3, S. 57.
  45. Georg Friedrich Wilhelm Hegel: Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie. In: Ders.: Werke in 20 Bänden. Frankfurt am Main 1969–1971, Band 20, S. 123.
  46. Brief Herbarts an Brandis. In: K. Kehrenbach, O. Flügel und Th. Fritzsch (Hrsg.): Johann Friedrich Herbarts sämtliche Werke. 19 Bände, Langensalza 1897–1912, hier Band 8, S. 413, zitiert nach Steffen Schlüter: Individuum und Gemeinschaft. Königshausen & Neumann, Würzburg 2000, S. 91.
  47. Norbert Ricken: Subjektivität und Kontingenz. Königshausen & Neumann, Würzburg 1999, S. 106–109.
  48. Heinz-Elmar Tenorth: Geschichte der Erziehung. Fünfte Auflage, Juventa, Weinheim und München 2010, S. 135.
  49. Johann Friedrich Herbart: Lehrbuch zur Einleitung in die Philosophie [1812/1837]. Hrsg. von W. Heckmann, Meiner, Hamburg 1993, S. 198 f.
  50. Immanuel Kant: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Akademie-Ausgabe, Band VII, § 1, S. 15; Steffen Schlüter: Individuum und Gemeinschaft. Königshausen & Neumann, Würzburg 2000, S. 96.
  51. Norbert Ricken: Subjektivität und Kontingenz. Königshausen & Neumann, Würzburg 1999, S. 110 und 117.
  52. Hermann Rudolf Lotze: Grundzüge der Psychologie [Diktate aus den Vorlesungen]. Leipzig 1881. Erstes Kapitel: Von den einfachen Empfindungen, § 12.
  53. Hermann Rudolf Lotze: Grundzüge der Psychologie [Diktate aus den Vorlesungen]. Leipzig 1881. Sechstes Kapitel: Von den Gefühlen, § 6.
  54. Rudolf Hermann Lotze: Mikrokosmos. Band 1, S. 404 f.; zitiert nach Wolfgang Riedel: Homo Natura. de Gruyter, Berlin 1996, S. 66.
  55. Rudolf Hermann Lotze: Mikrokosmos. Band 1, S. 279; zitiert nach Matthias Neugebauer: Die Würde der Subjektivität. Rudolf Hermann Lotzes Beitrag zur Aufarbeitung des Subjektivitätsparadigmas. In: Ingolf U. Dalferth, Philipp Stoellgert (Hrsg.): Krisen der Subjektivität. Mohr Siebeck, Tübingen 2005, S. 19–35, hier S. 25.
  56. Rudolf Hermann Lotze: Seele und Seelenleben. Artikel für das Handwörterbuch der Physiologie, hrsg. von Rudolpf Wagner [1946], abgedruckt in: Rudolf Hermann Lotze: Kleinere Schriften. Band 2, S. 1–204, hier S. 134 (online), zitiert nach Matthias Neugebauer: Die Würde der Subjektivität. Rudolf Hermann Lotzes Beitrag zur Aufarbeitung des Subjektivitätsparadigmas. In: Ingolf U. Dalferth, Philipp Stoellgert (Hrsg.): Krisen der Subjektivität. Mohr Siebeck, Tübingen 2005, S. 19–35, hier S. 32.
  57. Arthur Schopenhauer: Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde. Über den Willen in der Natur: Kleine Schriften I. Diogenes 2007, § 20, S. 45 f.
  58. Arthur Schopenhauer: Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde. Über den Willen in der Natur: Kleine Schriften I. Diogenes 2007, § 21, S. 66.
  59. Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung. dtv, München 1998, Band I, § 18, S. 151.
  60. Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung. dtv, München 1998, Band II, S. 227.
  61. Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung. dtv, München 1998, Band II, S. 30.
  62. Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung. dtv, München 1998, Band II, S. 169.
  63. Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung. dtv, München 1998, Band II, S. 248.
  64. Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung. dtv, München 1998, Band II, S. 475.
  65. Ludwig Feuerbach: Grundsätze der Philosophie der Zukunft. Zürich und Winterthur 1843, §§ 10–31.
  66. Ludwig Feuerbach: Vorläufige Thesen zur Reform der Philosophie. (1842), In: Max Gustav Lange (Hrsg.): Kleine philosophische Schriften (1842–1845). Meiner, Leipzig 1950, S. 61.
  67. nach: Udo Kern: Der andere Feuerbach: Sinnlichkeit, Konkretheit und Praxis als Qualität der „neuen Religion“, Lit, Münster 1998, 33
  68. Karl Grün: Ludwig Feuerbach in seinem Briefwechsel und Nachlass sowie in seiner philosophischen Charakterentwicklung. Winter, Leipzig-Heidelberg 1874, Bd. 2, S. 307.
  69. Christine Weckwerth: Ludwig Feuerbach zur Einführung. Junius 2002, S. 81–100.
  70. Ludwig Feuerbach: Vorläufige Thesen zur Reform der Philosophie. (1842). In: Max Gustav Lange (Hrsg.): Kleine philosophische Schriften (1842–1845). Meiner, Leipzig 1950, S. 74.
  71. Max Stirner: Der Einzige und sein Eigentum. Reclam, Stuttgart 1991, S. 381 f.
  72. Max Stirner: Der Einzige und sein Eigentum. Reclam, Stuttgart 1991, S. 380.
  73. Søren Kierkegaard: Abschließende unwissenschaftliche Nachschrift zu den philosophischen Brocken. Teil 2, hrsg. von Hermann Diem und Walter Rest, dtv, München 1976, S. 254 f.
  74. Søren Kierkegaard: Abschließende unwissenschaftliche Nachschrift zu den philosophischen Brocken. Teil 2, hrsg. von Hermann Diem und Walter Rest, dtv, München 1976, S. 258.
  75. Søren Kierkegaard: Abschließende unwissenschaftliche Nachschrift zu den philosophischen Brocken. Teil 2, hrsg. von Hermann Diem und Walter Rest, dtv, München 1976, S. 495.
  76. Søren Kierkegaard: Die Krankheit zum Tode. hrsg. von Hermann Diem und Walter Rest, dtv, München 1976, S. 31.
  77. Søren Kierkegaard: Abschließende unwissenschaftliche Nachschrift zu den philosophischen Brocken. Teil 2, hrsg. von Hermann Diem und Walter Rest, dtv, München 1976, S. 338.
  78. Søren Kierkegaard: Abschließende unwissenschaftliche Nachschrift zu den philosophischen Brocken. Teil 2, hrsg. von Hermann Diem und Walter Rest, dtv, München 1976, S. 519.
  79. Søren Kierkegaard: Abschließende unwissenschaftliche Nachschrift zu den philosophischen Brocken. Teil 2, hrsg. von Hermann Diem und Walter Rest, dtv, München 1976, S. 515.
  80. Søren Kierkegaard: Entweder – Oder. 2. Teil, hrsg. von Hermann Diem und Walter Rest, dtv, München 1975, S. 730ff.
  81. Søren Kierkegaard: Entweder – Oder. 1. Teil, hrsg. von Hermann Diem und Walter Rest, dtv, München 1975, S. 177.
  82. Søren Kierkegaard: Entweder – Oder. 2. Teil, hrsg. von Hermann Diem und Walter Rest, dtv, München 1975, S. 816.
  83. Søren Kierkegaard: Die Krankheit zum Tode. hrsg. von Hermann Diem und Walter Rest, dtv, München 1976, S. 50–51.
  84. Marx, Engels: Die deutsche Ideologie. 1845–1846, MEW 3, S. 20 (Memento des Originals vom 24. Oktober 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ml-werke.de.
  85. Karl Marx: Brief an Ludwig Feuerbach in Bruckberg. Paris, 11. August 1844, In: Marx/Engels-Gesamtausgabe. (= MEGA). Bd. III/1, Berlin 1975, S. 63.
  86. Karl Marx: Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie. vgl. MEW Bd. 40, S. 237–249.
  87. Karl Marx: Das Kapital. Drittes Buch. In: Marx/Engels Werke. Bd. 25 S. 887.
  88. Karl Marx: Das Kapital. Erstes Buch. In: Marx/Engels Werke. Bd. 23 S. 169.
  89. Götzendämmerung: Die vier grossen Irrthümer 3; KSA 6, 91 (Sämtliche Werke, Kritische Studienausgabe in 15 Bänden. Sigle: KSA. hrsg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. München und New York 1980)
  90. Friedrich Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse: Von den Vorurtheilen der Philosophen 17; KSA 5, 31
  91. Friedrich Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse: Das religiöse Wesen. 54; KSA 5, 73
  92. Friedrich Nietzsche: Vom Nutzen und Nachteil der Historie. Nr. 8, KSA 1
  93. Friedrich Nietzsche: Genealogie der Moral‚ Gut und Böse’, ‚Gut und Schlecht’. 13; KSA 5, 280-281
  94. Friedrich Nietzsche: Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn. 1; KSA 1, S. 883–884.
  95. Friedrich Nietzsche: Genealogie der Moral‚ „Schuld“, „schlechtes Gewissen“ und Verwandtes. 2; KSA 5
  96. Friedrich Nietzsche: Menschliches Allzumenschlisches I, Zur Geschichte der moralischen Empfindungen. 99; KSA 2, 96
  97. Elisabeth Walther Charles Sanders Peirce. Leben und Werk. AGIS, Baden-Baden 1989, S. 76
  98. Charles S. Peirce: Entwurf eines Briefes an Lady Welby vom 9. März 1906. In: Semiotics and Significs. The Correspondence between Charles S. Peirce and Victoria Lady Welby. hrsg. von Charles S. Hardwick, Bloomington/London 1977, S. 196.
  99. eigene Übersetzung
  100. Karl-Otto Apel: Von Kant zu Peirce: Die semiotische Transformation der transzendentalen Logik. In: ders. Transformation der Philosophie. Suhrkamp, Frankfurt 1973, Band 2: Das Apriori der Kommunikationsgesellschaft. S. 157–177.
  101. Jürgen Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns. Band 2: Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft. Suhrkamp, Frankfurt 1981, S. 11–69.
  102. Ernst Mach: Die Mechanik in ihrer Entwickelung historisch kritisch dargestellt. F. A. Brockhaus, Leipzig 1883, 454; Nachdruck der 7. Aufl. von 1912 (Ausgabe letzter Hand), Minerva, Frankfurt 1982, S. 459.
  103. Ernst Mach: Antimethaphysische Bemerkungen. In: Gotthart Wunberg (Hrsg.): Die Wiener Moderne. Literatur, Kunst und Musik zwischen 1890 und 1900. Reclam Stuttgart 1984, S. 137–145, hier S. 141; ebenso in Ernst Mach: Analyse der Empfindungen [1886]. Neunte Auflage, Jena 1922, Nachdruck Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1985, S. 18.
  104. Ernst Mach: Analyse der Empfindungen. Jena 1922, Nachdruck Darmstadt 1985, S. 20.
  105. Sigmund Freud: In: A. Freud u. a. (Hrsg.): Gesammelte Werke. London: Selbstdarstellung. Bd. XIV (Reprint 1955), S. 31–96, hier S. 86; Die Widerstände gegen die Psychoanalyse. Bd. XIV, S. 97–110, hier S. 103 sowie Abriss der Psychoanalyse. Bd. XVII (1941), S. 63–138, hier S. 79–80.
  106. Sigmund Freud: Formulierungen über die zwei Prinzipien des psychischen Geschehens. In: A. Freud u. a. (Hrsg.): Gesammelte Werke. Bd. VIII (1943), S. 230–238. London. Hier S. 238–238.
  107. Sigmund Freud: Massenpsychologie und Ich-Analyse. in ders.: Fragen der Gesellschaft. Ursprünge der Religion. Studienausgabe Band IX, Fischer, Frankfurt 1982, S. 108–109.
  108. Sigmund Freud: Das Unbehagen in der Kultur. in ders.: Fragen der Gesellschaft. Ursprünge der Religion. Studienausgabe Band IX, Fischer, Frankfurt 1982, S. 225–226.
  109. George Herbert Mead: Geist, Identität und Gesellschaft. [1934], Suhrkamp, Frankfurt 1973, S. 46.
  110. Hans Joas: Praktische Intersubjektivität. Die Entwicklung des Werks von George Herbert Mead. Suhrkamp, Frankfurt 1980, S. 51.
  111. George Herbert Mead: Geist, Identität und Gesellschaft. [1934], Suhrkamp, Frankfurt 1973, S. 49.
  112. George Herbert Mead: Geist, Identität und Gesellschaft. [1934], Suhrkamp, Frankfurt 1973, S. 273–274.
  113. George Herbert Mead: Geist, Identität und Gesellschaft. [1934], Suhrkamp, Frankfurt 1973, 119
  114. George Herbert Mead: Geist, Identität und Gesellschaft. [1934], Suhrkamp, Frankfurt 1973, S. 198.
  115. Edmund Husserl: Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge. Hrsg. von Stephan Strasser. Nachdruck der 2. verb. Aufl. 1992 (Husserliana, Nijhoff, Den Haag, Band 1), S. 68–69.
  116. Edmund Husserl: Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie. Erstes Buch: Allgemeine Einführung in die reine Phänomenologie. Husserliana Band III, Nijhoff, Den Haag 1950, S. 57.
  117. Edmund Husserl: Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie. Erstes Buch: Allgemeine Einführung in die reine Phänomenologie. Husserliana Band III, Nijhoff, Den Haag 1950, S. 109.
  118. Edmund Husserl: Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie. Zweites Buch: Phänomenologische Untersuchungen zur Konstitution. Husserliana IV, S. 97–99.
  119. Edmund Husserl: Phänomenologische Psychologie (Vorlesung 1925). Husserliana IX, Nijhoff, Den Haag 1962, S. 211.
  120. Edmund Husserl: Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge. Hrsg. von Stephan Strasser. Nachdruck der 2. verb. Aufl. 1992 (Husserliana, Nijhoff, Den Haag, Band 1), S. 102–106.
  121. Maciej Potepa: Die Frage nach dem Subjekt bei Husserl. In: Pawl Dybel, Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): Der Begriff des Subjekts in der modernen und postmodernen Philosophie. Lang, Frankfurt 2004, S. 50–66, hier S: 64-65.
  122. Edmund Husserl: Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge. Hrsg. von Stephan Strasser. Nachdruck der 2. verb. Aufl. 1992 (Husserliana, Nijhoff, Den Haag, Band 1), S. 117.
  123. Michael Theunissen: Der Andere. Studien zur Sozialontologie. Springer, Berlin/New York 1977.
  124. Bernhard Waldenfels: Erfahrung des fremden in Husserls Phänomenologie. In: ders.: Deutsch-Französische Gedankengänge. Suhrkamp, Frankfurt 1995, S. 51–68, hier S. 52.
  125. Alfred Schütz: Husserls Bedeutung für die Sozialwissenschaft. In ders.: Gesammelte Aufsätze. Band 1: Das Problem der sozialen Wirklichkeit, Den Haag 1971, S. 162–173.
  126. Z.B. Thomas Luckmann: Eine phänomenologische Begründung der Sozialtheorie?. In: Dieter Henrich (Hrsg.): Kant oder Hegel? Über Formen der Begründung der Philosophie. Stuttgart 1983, S. 506–518.
  127. Brockhaus Enzyklopädie. Band 5, S. 489, F. A. Brockhaus, Wiesbaden 1968, ISBN 3-7653-0000-4.
  128. Andrea Birk: Vom Verschwinden des Subjekts. Eine historisch systematische Untersuchung zur Solipsismusproblematik bei Wittgenstein. Diss. Erlangen 2004, S. 12 und weitere.
  129. Ludwig Wittgenstein: Das Blaue Buch [1933/34], Suhrkamp, Frankfurt 1984, 106-107
  130. Ernst Tugendhat: Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung, Suhrkamp, Frankfurt 1979, 123
  131. Ludwig Wittgenstein: Das Blaue Buch [1933/34], Suhrkamp, Frankfurt 1984, 107
  132. Manfred Frank: Die Unhintergehbarkeit von Individualität. Reflexionen über Subjekt, Person und Individuum aus Anlaß ihrer 'postmodernen' Toterklärung. Suhrkamp, Frankfurt 1986, S. 97.
  133. Martin Heidegger: Sein und Zeit. Niemeyer, Tübingen 1967, S. 206.
  134. Carl Friedrich Gethmann: Dasein: Erkennen und Handeln: Heidegger im phänomenologischen Kontext. S. 29–30.
  135. Martin Heidegger: Sein und Zeit. Niemeyer, Tübingen 1967, S. 181.
  136. Jin Oh Lee: Wissen und Glauben bei Jaspers und Kant. Dissertation, Tübingen 2004.
  137. Karl Jaspers: Existenzphilosophie. Drei Vorlesungen. Springer, Berlin 1938/de Gruyter, 4. Aufl. Berlin 1974, S. 1.
  138. Karl Jaspers: Philosophie. Band II: Existenzerhellung [1932]. Dritte Auflage, Springer, Berlin 1956, S. 339.
  139. Karl Jaspers: Philosophie. Band II: Existenzerhellung. [1932]. Berlin 1956, S. 340.
  140. Karl Jaspers: Von der Wahrheit. München 1947, S. 231.
  141. Karl Jaspers: Philosophie. Band I: Philosophische Weltorientierung. [1932]. Dritte Auflage, Springer, Berlin 1956, S. 43 f.
  142. Karl Jaspers: Von der Wahrheit. München 1947, S. 244.
  143. Marin Buber: Das dialogische Prinzip. Ich und Du. Zwiesprache. Die Frage an den Einzelnen. Elemente des Zwischenmenschlichen. Zur Geschichte des dialogischen Prinzips. Dritte Auflage, Lambert Schneider, Heidelberg 1973.
  144. Marin Buber: Das dialogische Prinzip. Heidelberg 1973, S. 15.
  145. Martin Buber: Reden über Erziehung. Neunte Auflage, Lambert Schneider, Heidelberg 1969, S. 58.
  146. Maurice Merleau-Ponty: Das Sichtbare und das Unsichtbare [1964]. Fink, München 1968, S. 172–204.
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  148. Jean Piaget: Einführung in die genetische Erkenntnistheorie [1970]. Suhrkamp, Frankfurt 1973, S. 21.
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  151. Max Horkheimer: Traditionelle und kritische Theorie. In: Ders.: Ausgewählte Aufsätze. Bd. 1. Suhrkamp, Frankfurt 1968, S. 31–182, hier S. 174.
  152. Max Horkheimer: Traditionelle und kritische Theorie. In: Ders.: Ausgewählte Aufsätze. Bd. 1. Suhrkamp, Frankfurt 1968, S. 31–182, hier S. 174.
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  155. Erich Fromm: Sozialpsychologischer Teil. In: Ders.: Studien über Autorität und Familie. Forschungsberichte aus dem Institut für Sozialforschung. Alcan, Paris 1936, S. 77–135.
  156. Erich Fromm: „Humanismus und Psychoanalyse“ (Humanism and Psychoanalysis), Gesamtausgabe in 10 Bänden, hrsg. v. R. Funk, dtv, München 1989, Band IX, S. 3–11, hier S. 3.
  157. Theodor W. Adorno: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, Zueignung.
  158. Theodor W. Adorno: Philosophische Terminologie II. Suhrkamp, Frankfurt 1974, S. 70.
  159. Theodor W. Adorno: Zur Metakritik der Erkenntnistheorie. Drei Studien zu Hegel. In: Ders.: Gesammelte Schriften, Band 5. Suhrkamp, Frankfurt 1970 ff., S. 323 f.
  160. Theodor W. Adorno: Vorlesung zur Einführung in die Erkenntnistheorie, S. 168, zitiert nach Carl Braun: Kritische Theorie und Kritizismus. De Gruyter, Berlin 1983, S. 63.
  161. Theodor W. Adorno: Negative Dialektik. In: Ders.: Gesammelte Schriften. Band 6, Suhrkamp, Frankfurt 1970 ff., S. 213.
  162. Theodor W. Adorno: Zur Metakritik der Erkenntnistheorie. Drei Studien zu Hegel. In: Ders.: Gesammelte Schriften. Band 5, Suhrkamp, Frankfurt 1970 ff., S. 123.
  163. Theodor W. Adorno: Soziologische Schriften I. In: Ders.: Gesammelte Schriften. Band 8, Suhrkamp, Frankfurt 1970ff, S. 55.
  164. Jürgen Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns. Bd. 1: Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung. Suhrkamp, Frankfurt 1981, S. 517 f.
  165. Jürgen Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns. Bd. 1: Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung. Suhrkamp, Frankfurt 1981, S. 520.
  166. Emmanuel Lévinas: Etretiens avec le Monde. Paris 1984, S. 138–148, hier S. 142; zitiert nach: Bernhard Taureck: Lévinas zur Einführung. Vierte Auflage, Junius, Hamburg 2006, S. 13 f.
  167. Emmanuel Levinas: Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht. Übersetzt von Thomas Wiemer. Zweite Auflage, Alber, München 1998, S. 58.
  168. Andreas Gelhard: Levinas. Reclam, Leipzig 2005, S. 87.
  169. Emmanuel Levinas: Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht. München 1998, S. 48.
  170. Emmanuel Lévinas: Totalität und Unendlichkeit. Versuch über Exteriorität. Übersetzt von Nikolas Krewani. Alber, Freiburg und München 2002, S. 51.
  171. Emmanuel Lévinas: Totalität und Unendlichkeit. Versuch über Exteriorität. Freiburg und München 2002, S. 169 f.
  172. Emmanuel Lévinas: E.: Wenn Gott ins Denken einfällt. Übersetzt von Thomas Weimar. Alber, Freiburg und München 1982, S. 42 f.
  173. Emmanuel Lévinas: Gott, der Tod und die Zeit. Übersetzt von Astrid Nettling und Ulrike Wasel, hrsg. Peter Engelmann. Wien 1996, S. 236.
  174. Jörg Disse: Souveränität und Selbstbehauptung. Zur Subjektphilosophie von Emmanuel Lévinas. In: Gerhard Krieger / Hans-Ludwig Ollig (Hrsg.): Fluchtpunkt Subjekt. Facetten und Chancen des Subjektgedankens. Schöningh, Paderborn 2001, S. 167–178, hier S. 168.
  175. Emmanuel Lévinas: Totalität und Unendlichkeit (TU). Versuch über Exteriorität: Totalité et Infinis. Essai sur l’exteriorité, Übersetzung von Nikolas Krewani Freiburg/München 2002, 96
  176. Emmanuel Lévinas: Totalität und Unendlichkeit (TU). Versuch über Exteriorität: Totalité et Infinis. Essai sur l’exteriorité, Übersetzung von Nikolas Krewani Freiburg/München 2002, 107
  177. Emmanuel Lévinas: Totalität und Unendlichkeit (TU). Versuch über Exteriorität: Totalité et Infinis. Essai sur l’exteriorité, Übersetzung von Nikolas Krewani Freiburg/München 2002, 25
  178. Emmanuel Lévinas: Totalität und Unendlichkeit (TU). Versuch über Exteriorität: Totalité et Infinis. Essai sur l’exteriorité, Übersetzung von Nikolas Krewani Freiburg/München 2002, 106
  179. Emmanuel Levinas: Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht (JS), Autrement qu' être ou au-delà de l'essence. Übersetzung von Thomas Wiemer, Alber, 2. Aufl. München 1998, S. 344.
  180. Michel Foucault: Subjekt und Macht. In: ders.: Schriften in vier Bänden. Suhrkamp, Frankfurt 2001, Band 4, S. 255–279, 275.
  181. Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge. Eine Archäologie der Humanwissenschaften. [1966]. Dritte Auflage, Suhrkamp, Frankfurt 1980, S. 18.
  182. Michel Foucault: Wer sind Sie, Herr Professor Foucault? [1967]. In: Ders.: Schriften in vier Bänden, Band 1. Suhrkamp, Frankfurt 2001, S. 779.
  183. Michel Foucault: Archäologie des Wissens. [1969], Suhrkamp, Frankfurt 1990, S. 82.
  184. Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge. Eine Archäologie der Humanwissenschaften. [1966]. Frankfurt 1980, S. 377.
  185. Michel Foucault: Die Geburt der Klinik. Eine Archäologie des ärztlichen Blicks [1973]. Ullstein, Frankfurt et al. 1976, S. 75.
  186. Michel Foucault: Die Ordnung des Diskurses [1972]. Fischer, Frankfurt 1991, S. 37.
  187. Michel Foucault: Geschichte der Gouvernementalität. Zwei Bände [1977–1978 bzw. 1978–1979]. Suhrkamp, Frankfurt 2004.
  188. Michel Foucault: Technologien des Selbst. In: Luther H. Martin (Hrsg.): Technologien des Selbst. Fischer, Frankfurt 1993, S. 24–62, hier S. 27.
  189. Niklas Luhmann: Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie. Frankfurt 1984, S. 555.
  190. Niklas Luhmann: Die Wissenschaft der Gesellschaft. Frankfurt 1990, 13-17.
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  193. Niklas Luhmann: Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie. Suhrkamp, Frankfurt 1987, S. 111.
  194. Niklas Luhmann: Soziale Systeme. Grundzüge einer allgemeinen Theorie. Suhrkamp, Frankfurt 1984, S. 649.
  195. Donald Davidson: Drei Spielarten des Wissens. In: Subjektiv, intersubjektiv, objektiv. Suhrkamp, Frankfurt 2004, S. 339–363.
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  197. Paula-Irene Villa: Judith Butler. Hrsg.: Thorsten Bonacker, Hans-Martin Lohmann. Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-593-37187-1, S. 42.
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  221. Maxwell Bennett, Peter Hacker: Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften. Übersetzt von Axel Walter, mit einem Vorwort von Annemarie Gethmann-Siefert. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, S. 438.
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  230. Maxwell Bennett, Peter Hacker: Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften. Darmstadt 2010, 454.
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  232. Maxwell Bennett, Peter Hacker: Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften. Darmstadt 2010, S. 477.
  233. Thomas Metzinger: Die Selbstmodell-Theorie der Subjektivität: Eine Kurzdarstellung in sechs Schritten (Memento des Originals vom 30. Januar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ifzn.uni-mainz.de (abgerufen am 29. Dezember 2010; PDF; 878 kB).
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