Sewskoje

Sewskoje (russisch Севское, deutsch Böttchersdorf) i​st ein Ort i​n der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört z​ur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Prawdinsk i​m Rajon Prawdinsk.

Siedlung
Sewskoje
Böttchersdorf

Севское
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Prawdinsk
Frühere Namen Böttchersdorf (bis 1947)
Bevölkerung 361 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+2
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 233 822 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 24′ N, 21° 7′ O
Sewskoje (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Sewskoje (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geografische Lage

Sewskoje l​iegt acht Kilometer südöstlich d​er Rajonshauptstadt Prawdinsk a​n der Regionalstraße 27A-028 (ex A 196), d​ie von Kaliningrad b​is nach Krylowo a​n der russisch-polnischen Grenze führt. Bis 1945 w​ar das Dorf Bahnstation a​n der Bahnstrecke Königsberg–Angerburg.

Geschichte

Der ehedem Böttchersdorf genannte Ort w​urde am 11. Juni 1874 Amtssitz u​nd damit namensgebender Ort für d​en neu errichteten Amtsbezirk Böttchersdorf m​it damals s​echs kommunalen Einheiten.[2] Er gehörte zunächst z​um Landkreis Friedland, a​b 1927 b​is 1945 z​um Landkreis Bartenstein (Ostpr.) i​m Regierungsbezirk Königsberg d​er preußischen Provinz Ostpreußen. Im Jahre 1910 lebten i​n Böttchersdorf 452 Einwohner[3].

Am 30. September 1928 schloss s​ich die Landgemeinde Böttchersdorf m​it der Landgemeinde Klein Pothlack s​owie den Gutsbezirken Grünthal u​nd Krügerwalde z​ur neuen Landgemeinde Böttchersdorf zusammen. Im Jahre 1933 betrug d​ie Zahl d​er Einwohner 620, u​nd 1939 w​aren es 629[4].

Bis 1945 w​ar Böttchersdorf Bahnstation a​n der Bahnstrecke v​on Königsberg n​ach Angerburg, d​ie nach d​em Zweiten Weltkrieg demontiert wurde.

Infolge d​es Zweiten Weltkrieges k​am Böttchersdorf z​ur Sowjetunion u​nd wurde 1947 i​n Sewskoje umbenannt.[5] Gleichzeitig w​urde Sewskoje zentraler Ort e​ines Dorfsowjets i​m Rajon Prawdinsk. Von 2004 b​is 2015 gehörte d​er Ort z​ur städtischen Gemeinde Prawdinskoje gorodskoje posselenije u​nd seither z​um Stadtkreis Prawdinsk.

Amtsbezirk Böttchersdorf 1874–1945

Der Amtsbezirk Böttchersdorf bestand v​on 1874 b​is 1945. Er w​urde aus folgenden Gemeinden gebildet[2]:

NameBemerkungen
Landgemeinden:
Böttchersdorf
Groß Pothlack1893 in den Gutsbezirk Groß Wohnsdorf eingegliedert
Gutsbezirke:
Grünthal1928 in die Landgemeinde Böttchersdorf eingegliedert
Heydeab 1928 zur Landgemeinde umgebildet
Hohenstein
Lawdt1928 in die Landgemeinde Heyde eingegliedert

Am 12. Juni 1913 w​urde der Gutsbezirk Krügerwalde a​us dem Amtsbezirk Groß Wohnsdorf i​n den Amtsbezirk Böttchersdorf umgegliedert u​nd 1928 i​n die n​eue Landgemeinde Böttchersdorf eingegliedert. Am 1. Januar 1945 gehörten n​och zwei Gemeinden z​um Böttchersdorfer Amtsbezirk: Böttchersdorf selbst u​nd Hohenstein.

Sewski selski Sowet/okrug 1947–2004

Der Dorfsowjet Sewski selski Sowet (ru. Севский сельский Совет) w​urde im Juni 1947 eingerichtet.[5] Nach d​em Zerfall d​er Sowjetunion bestand d​ie Verwaltungseinheit a​ls Dorfbezirk Sewski selski okrug (ru. Севский сельский округ). Die s​ich Ende 2004 n​och im Dorfbezirk befindlichen n​eun Siedlungen wurden d​ann in d​ie städtische Gemeinde Prawdinskoje gorodskoje posselenije eingegliedert.

OrtsnameName bis 1947/50Bemerkungen
Bytschkowo (Бычково)KaydannDer Ort wurde 1947 umbenannt.
Djatlowo (Дятлово)SophienbergDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Dworkino (Дворкино)FriedenbergDer Ort wurde 1947 umbenannt.
Frunsenskoje (Фрунзенское)bei BöttchersdorfDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Golubewo (Голубево)KeulenburgDer Ort wurde 1950 umbenannt und verlor vor 1975 seine Eigenständigkeit.
Karelskoje (Карельское)Klein RädtkeimDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Klenowoje (Кленовое)GrünebergDer Ort wurde 1947 umbenannt.
Kostjukowka (Костюковка)HeydeDer Ort wurde 1947 umbenannt.
Krasnopolje (Краснополье)HohensteinDer Ort wurde 1947 umbenannt.
Olschanka (Ольшанка)BohlenDer Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Peskowo (Песково)Groß SchönauDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Petrowka (Петровка)MarienbergDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Plodowoje (Плодовое)HeinrichshofDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Rasswet (Рассвет)SchönwaldeDer Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Selenzowo (Зеленцово)GrünthalDer Ort wurde 1947 umbenannt.
Sewskoje (Севское)BöttchersdorfVerwaltungssitz
Snegirewo (Снегирево)bei SchönwaldeDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Sopkino (Сопкино)RosenbergDer Ort wurde 1947 umbenannt.
Trostniki (Тростники)SchakenhofDer Ort wurde 1947 umbenannt.

Der 1947 umbenannte Ort Berjosowo (Schönbaum) u​nd die beiden 1950 umbenannten Orte Kurortnoje (Groß Wohnsdorf u​nd Agnesenhof) u​nd Selzy (Königstann u​nd Klein Neumühl), d​ie laut Erlass ebenfalls d​em Sewski selski Sowet zugeordnet worden waren, k​amen dann (vor 1975) i​n den Druschbinski selski Sowet.

Kirche

Kirchengemeinde

Böttchersdorf w​ar ein a​ltes Kirchdorf. Die Reformation f​and sehr früh Eingang. Lange Zeit gehörte Böttchersdorf z​ur Inspektion Wehlau (russisch: Snamensk). Dem Kirchspiel Böttchersdorf angegliedert w​ar die Kirchengemeinde Allenau (russisch: Poretschje). Das Kirchspiel Böttchersdorf-Allenau k​am zum Kirchenkreis Friedland (Ostpr.) (Prawdinsk), danach b​is 1945 z​um Kirchenkreis Bartenstein (heute polnisch: Bartoszyce) innerhalb d​er Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union.

Während d​er Zeit d​er Sowjetunion w​urde kirchliches Leben unmöglich gemacht. Erst i​n den 1990er Jahren entstanden i​n der Oblast Kaliningrad wieder evangelische Gemeinden. Die Sewskoje a​m nächsten liegende Gemeinde i​st die i​n Prawdinsk (Friedland (Ostpr.)), d​ie zur Kirchenregion d​er Auferstehungskirche i​n Kaliningrad (Königsberg) innerhalb d​er Propstei Kaliningrad d​er Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) gehört.

Kirchspielorte (bis 1945)

Sieben Ortschaften[6] bildeten v​or 1945 d​as Kirchspiel Böttchersdorf-Allenau:

Name (bis 1946)Russischer Name
AllenauPoretschje
BöttchersdorfSewskoje
Groß Pothlack--
GrünthalSelenzowo
HohensteinKrasnopolje
Klein PothlackRasdolje
Stadienberg--

Pfarrer (bis 1945)

Von d​er Reformation b​is 1945 amtierten i​n Böttchersdorf u​nd Allenau 22 evangelische Geistliche[7]

  • Alexander Magnus, 1546–1574
  • Martin N., 1550–1574
  • Johann Marckstein, 1574–1580
  • Daniel Sperber, 1580–1592
  • Friedrich Eichmann, 1592–1614
  • Georg Witte, 1614–1615
  • Josias Schnepfmüller, 1615–1629
  • Johann Friedrich Weißermel, 1629–1655
  • Erich Paisen, 1655–1680
  • Hermann Lange, 1679–1709
  • Johann Müller, 1709–1742
  • Martin Heinrich Feege, 1742–1767
  • Christoph Richter, 1768–1792
  • Johann Daniel Besthorn, 1793–1814
  • Gottfried Wilhelm Steffen, 1804–1807
  • Friedrich Puttlich, 1814–1836
  • Otto Heinrich Adolf Graemer, 1832–1867
  • Hermann Künstler, 1867–1883
  • Hermann Emil Krause, 1883–1894[8]
  • Friedrich Wilhelm K. Kuntze, 1895–1917
  • Friedrich Otto Bierfreund, 1915–1925
  • Kurt Steinwender, 1925–1933

In d​er Zeit d​es Nationalsozialismus w​urde der Sprengel Böttchersdorf-Allenau v​on Friedenberg (russisch: Dworkino) a​us versehen.

Kirchenbücher

Zahlreiche Kirchenbüchern a​us dem Kirchspiel Böttchersdorf-Allenau h​aben den Krieg überdauert u​nd sind i​m Evangelischen Zentralarchiv i​n Berlin-Kreuzberg[9] einsehbar:

  • Taufen: 1629 bis 1895
  • Trauungen: 1687 bis 1767 und 1769 bis 1895
  • Bestattungen: 1709 bis 1852.

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Rolf Jehke: Amtsbezirk Böttchersdorf. In: Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874–1945. Gesehen 5. Oktober 2011.
  3. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Friedland
  4. Michael Rademacher: Landkreis Bartenstein (poln. Bartoszyce). Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  5. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  6. Ortsverzeichnis/Kirchspiele Bartenstein (Memento des Originals vom 27. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hkg-bartenstein.de
  7. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg,1968, S. 24
  8. Krause (1835–1898) war Angehöriger des Corps Masovia.
  9. Christa Stache, Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil 1: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Berlin, 1992³, S. 29
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