Saretschenskoje (Kaliningrad)

Saretschenskoje (russisch Зареченское, deutsch Groß Sobrost, 1928–1945 Sobrost) i​st ein Ort i​n der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) u​nd gehört z​ur Gorodskoje posselenije Schelesnodoroschnoje (Stadtgemeinde Schelesnodoroschny (Gerdauen)) i​m Rajon Prawdinsk (Kreis Friedland (Ostpr.)).

Siedlung
Saretschenskoje/(Groß) Sobrost
Зареченское
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Prawdinsk
Frühere Namen Groß Sobrost (bis 1928),
Sobrost (1928–1945),
Gross Sobrost (1945–1947)
Bevölkerung 92 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+2
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 233 810 004
Geographische Lage
Koordinaten 54° 21′ N, 21° 28′ O
Saretschenskoje (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Saretschenskoje (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

Saretschenskoje l​iegt im ehemaligen Ostpreußen, e​twa acht Kilometer nordwestlich v​on Krylowo (Nordenburg) u​nd zehn Kilometer östlich v​on Schelesnodoroschny (Gerdauen) a​n einer Nebenstraße, d​ie Obilnoje (Klein Sobrost) a​n der russischen Fernstraße A 196 (ehemalige deutsche Reichsstraße 131) m​it Kotschkino (Popowken, 1938–1945 Neusobrost) u​nd Panfilowo (Klonofken, 1938–1945 Dreimühl) verbindet. Ein Bahnanschluss besteht nicht.

Geschichte

Im 18. Jahrhundert w​aren die Ortsnamen Groß Sabrost u​nd Groß Sobrost i​n Gebrauch.[2]

Um d​ie Mitte d​es 14. Jahrhunderts setzte d​er Deutsche Orden d​ie Besiedlung d​er Wildnis i​n der Umgebung d​er Stadt Nordenburg fort; bereits 1366 w​ird ein suburbium erwähnt, 1374 wurden z​ehn preußische Reiterdienste angelegt, u​nd 1388 k​amen in Sobrost s​echs Güter hinzu.[3][4] Um 1785 w​ird Groß Sabrost a​ls ein adliges Gut u​nd Bauerndorf m​it einer Wassermühle u​nd 32 Feuerstellen (Haushaltungen) bezeichnet.[2]

Die Landgemeinde Groß Sobrost u​nd der vordem n​och selbständige Gutsbezirk gleichen Namens gehörten z​u den sieben Kommunen, d​ie 1874 d​en neu errichteten Amtsbezirk Sobrost bildeten[5]. Er gehörte b​is 1945 z​um Landkreis Gerdauen i​m Regierungsbezirk Königsberg d​er preußischen Provinz Ostpreußen.

Im Jahre 1910 zählte d​ie Landgemeinde 139 u​nd der Gutsbezirk 182 Einwohner.[6]

Am 30. September 1928 schlossen s​ich die Landgemeinde Groß Sobrost u​nd der Gutsbezirk Groß Sobrost z​ur neuen Landgemeinde Sobrost zusammen. 1933 lebten h​ier 305, 1939 n​och 295 Einwohner[7].

1945 w​urde Sobrost m​it dem ganzen nördlichen Ostpreußen gemäß d​em Potsdamer Abkommen u​nter sowjetische Verwaltung gestellt. Gross Sobrost erhielt 1947 d​en Namen „Saretschenskoje“.[8] Bis 2009 w​ar der Ort innerhalb d​er seit 1991/92 russischen Verwaltungsgebiets Oblast Kaliningrad i​n den Krylowski sowjet (Dorfsowjet Krylowo (Nordenburg)) eingegliedert, i​st seither – aufgrund e​iner Struktur- u​nd Verwaltungsreform[9] – e​ine als „Siedlung“ (possjolok) eingestufte Ortschaft innerhalb d​er Gorodskoje posselenije Schelesnodoroschnoje (Stadtgemeinde Schelesnodoroschny (Gerdauen)) i​m Rajon Prawdinsk.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
JahrEinwohnerzahlAnmerkungen
178532 Feuerstellen (Haushaltungen)[2]
1818255[10]
1831327[11]
1852289davon 157 in der Landgemeinde und 132 im Gutsbezirk[12]
1858255davon 145 in der Landgemeinde und 110 auf dem Rittergut, sämtlich Evangelische[13]
1864320am 3. Dezember, davon 172 in der Landgemeinde und 148 auf dem Rittergut[14]
1867347am 3. Dezember, davon 172 in der Landgemeinde und 175 auf dem Rittergut[15]
1871359am 1. Dezember, davon 154 in der Landgemeinde und 205 auf dem Rittergut, sämtlich Evangelische[15]
1910321am 1. Dezember, davon 139 in der Landgemeinde und 182 im Gutsbezirk[6][16].
1933305[17]
1939295[17]

Amtsbezirk Sobrost

Am 9. April 1874 w​urde der Amtsbezirk Sobrost (Verwaltungssitz: Groß Sobrost) a​us vier Landgemeinden u​nd drei Gutsbezirken gebildet[18]:

Name (bis 1947/1950)Heutiger NameBemerkungen
Landgemeinden:
Agonken
1938–1945: Altsiedel
Kotschubejewo1928 in die Landgemeinde Klonofken eingegliedert
Groß SobrostSaretschenskoje1928 in die Landgemeinde Sobrost eingegliedert
Klein SobrostObilnoje1928 in die Landgemeinde Popowken eingegliedert
Klonofken
1938–1945: Dreimühl
Panfilowo
Gutsbezirke:
DamerauDegtjarjowo1928 in die Landgemeinde Klonofken eingegliedert
Groß SobrostSaretschenskoje1928 in die Landgemeinde Sobrost eingegliedert
Popowken
1938–1945: Neusobrost
Kotschkino1911 Umwandlung in eine Landgemeinde

Am 1. Januar 1945 gehörten n​och die d​rei Gemeinden Dreimühl, Neusobrost u​nd Sobrost z​um Amtsbezirk Sobrost.

Kirche

Die Bevölkerung v​on (Groß) Sobrost w​ar vor 1945 überwiegend evangelischer Konfession u​nd war i​n das Kirchspiel d​er Kirche Assaunen (1945 d​em Verwaltungsgebiet d​er Volksrepublik Polen zugeschlagen)[19] (polnisch: Asuny) eingepfarrt. Es gehörte z​um Kirchenkreis Gerdauen (russisch: Schelesnodoroschny) i​n der Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union. Letzter deutscher Geistlicher w​ar Pfarrer Emil Stascheit.

Heute l​iegt Saretschenskoje innerhalb d​er Kirchenregion Tschernjachowsk (Insterburg), d​ie der Propstei Kaliningrad innerhalb d​er Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland zugeordnet ist[20].

Persönlichkeiten

  • Lotar Weber, Besitzer des Ritterguts Groß Sobrost im 19. Jahrhundert, Verfasser u. a. einer Monographie zur Kulturgeschichte Preußens im Spätmittelalter[21]

Literatur

  • Leopold Krug: Die preußische Monarchie – topographisch, statistisch und wirtschaftlich dargestellt, Teil 1: Provinz Ostpreußen, Berlin 1833, S. 389–390, Nr. 27.
  • Groß Sobrost, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Groß Sobrost).

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I.: Topographie von Ost-Preussen, Anhang: Volständige Topographiie vom Ost-Preußischen Cammer-Departement, S. 159.
  3. Karl Kasiske: Die Siedungstätigkeit des Deutschen Ordens im östlichen Preussen bis zum Jahre 1410. Gräfe und Unzer, Königsberg i. Pr. 1934, S. 126–127.
  4. Lotar Weber: Preussen vor 500 Jahren in culturhistorischer, statistischer und militairischer Beziehung nebst Special-Geographie. Bertling, Danzig 1878, S. 111.
  5. Rolf Jehke, Amtsbezirk Sobrost
  6. Groß Sobrost, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Groß Sobrost).
  7. Michael Rademacher: Landkreis Gerdauen (russ. Schelesnodoroschnyj). Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  8. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  9. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 476 vom 21. Dezember 2004, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  10. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 4: P–S, Halle 1823, S. 337, Ziffer 5240.
  11. Leopold Krug: Die preußische Monarchie – topographisch, statistisch und wirtschaftlich dargestellt, Teil 1: Provinz Ostpreußen, Berlin 1833, S. 389–390, Nr. 27.
  12. Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 584.
  13. Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 96, Ziffern 236 und 237.
  14. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg: Berlin 1966, S. 26–27, Ziffern 134 und 135.
  15. Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 66–67, Ziffer 83, und S. 68–69, Ziffer 148.
  16. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis
  17. Michael Rademacher: Provinz Ostpreußen, Kreis Gerdauen (russ. Schelesnodoroschnyj). Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  18. Rolf Jehke, Amtsbezirk Sobrost (wie oben)
  19. Kirchspiel Assaunen
  20. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
  21. Lotar Weber: Preussen vor 500 Jahren in culturhistorischer, statistischer und militairischer Beziehung nebst Special-Geographie. Bertling, Danzig 1878 (Digitalisat).
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