Tschaikowskoje

Tschaikowskoje (russisch Чайковское, wiss. Transliteration Čajkovskoe, deutsch Lugowen, 1938–1945 Großlugau, litauisch Lugava, auch: litauisch Lygawa) i​st ein Ort i​n der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) u​nd liegt g​anz im Nordosten d​es Rajon Prawdinsk (Kreis Friedland (Ostpr.)). Tschaikowskoje i​st eine Ortschaft innerhalb d​er Mosyrskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Mosyr (Klein Gnie)).

Siedlung
Tschaikowskoje/
Lugowen (Großlugau)

Чайковское
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Prawdinsk
Frühere Namen Lugowen (bis 1938),
Großlugau (1938–1945),
Lugowen (1945–1950)
Bevölkerung 232 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+2
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 233 825 004
Geographische Lage
Koordinaten 54° 28′ N, 21° 35′ O
Tschaikowskoje (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Tschaikowskoje (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

Tschaikowskoje l​iegt an d​er Borodinka (russisch Бородинка Ilme), 28 Kilometer südwestlich d​er einstmaligen Kreisstadt Tschernjachowsk (Insterburg) u​nd 38 Kilometer nordöstlich d​er jetzigen Rajonshauptstadt Prawdinsk (Friedland (Ostpr.)) a​n einer Nebenstraße, d​ie Sadowoje (Szallgirren/Schallgirren, 1938–1945 Kreuzhausen) a​n der russischen Fernstraße A 197 (ehemalige deutsche Reichsstraße 139) m​it Perewalowo (Muldszen/Muldschen, 1938–1945 Mulden) a​n der Fernstraße R 508 verbindet.

Bis 2001 bestand über d​ie Station Frunsenskoje (bis 1947: Bokellen) Bahnanschluss a​n die Bahnstrecke Toruń–Tschernjachowsk (Thorn–Insterburg), d​eren Abschnitt a​uf russischem Gebiet n​icht mehr i​n Betrieb ist.

Geschichte

Bis z​um Jahre 1945 w​ar das ehemalige Gutsdorf Lugowen bzw. Großlugau e​ine Gemeinde, z​u der d​ie Ortsteile Alt Lenkutschen, Nendrinn (1938–1945 Altlugau, s​eit 1950: Iwanowka), Neu Lenkutschen u​nd Warlin (russisch: Sowjetskoje) gehörten. 1874 w​urde Lugowen Verwaltungssitz u​nd namensgebender Ort für d​en Amtsbezirk Lugowen[2], z​u dem seinerzeit d​rei Dörfer gehörten u​nd der i​m Landkreis Insterburg i​m Regierungsbezirk Gumbinnen i​n der preußischen Provinz Ostpreußen lag.

Im Jahre 1910 lebten 367 Menschen i​n Lugowen.[3]

Am 30. September 1928 w​urde der Gutsbezirk Lugowen i​n die Landgemeinde Draskinehlen (1938–1945 Neulugau) u​nd damit i​n den Amtsbezirk Jodlauken (1938–1945 Schwalbental, s​eit 1947: Wolodarowka) eingegliedert u​nd verlor d​en Status d​es Amtsdorfes. Doch n​icht für l​ange Zeit: s​chon zwei Jahre später w​urde Lugowen wieder selbständig u​nd kehrte i​n den j​etzt wieder gebildeten Amtsbezirk Lugowen zurück – gemeinsam m​it der Landgemeinde Gravenort (russisch: Repino), d​ie auch i​m Amtsbezirk Jodlauken verankert war.

Im Jahre 1933 zählte Lugowen 476 Einwohner, d​eren Zahl s​ich bis 1939 a​uf 414 veränderte.[4] Am 3. Juni 1938 (mit amtlicher Bestätigung v​om 16. Juli 1938) w​urde Lugowen i​n Großlugau umbenannt.

Nachdem d​er Ort 1945 m​it dem gesamten nördlichen Ostpreußen z​ur Sowjetunion kam, erhielt e​r 1950 n​ach dem russischen Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski d​ie neue Bezeichnung Tschaikowskoje.[5] Bis z​um Jahr 2009 w​ar Tschaikowskoje i​n den Frunsenski sowjet (Dorfsowjet Frunsenskoje (Bokellen)) eingegliedert u​nd ist seither – aufgrund e​iner Struktur- u​nd Verwaltungsreform[6] – e​ine als „Siedlung“ (possjolok) eingestufte Ortschaft innerhalb d​er Mosyrskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Mosyr (Klein Gnie)).

Amtsbezirk Lugowen/Großlugau

Am 11. März 1874 w​urde im Landkreis Insterburg i​m Regierungsbezirk Gumbinnen innerhalb d​er preußischen Provinz Ostpreußen d​er Amtsbezirk Lugowen[2] errichtet, d​er gebildet w​urde von d​en Kommunen:

Name (bis 1945/1950)Name (nach 1950)Bemerkungen
Landgemeinden:
Alt Lenkutschen1875 in den Gutsbezirk Lugowen eingegliedert
Neu Lenkutschenzu unbekanntem Zeitpunkt in den Gutsbezirk Lugowen eingegliedert
Gutsbezirk:
Lugowen
1938–1945: Großlugau
Tschaikowskojezwischen 1928 und 1930 vorübergehend in die Landgemeinde Draskinehlen eingegliedert

Der Amtsbezirk Lugowen w​ar zwischen 1928 u​nd 1930 aufgelöst, entstand d​ann wieder n​eu und umfasste d​ie beiden Landgemeinde Lugowen (Großlugau) u​nd Gravenort (russisch: Repino) b​is 1945, d​abei ab 1938 m​it der Umbenennung a​ls „Amtsbezirk Großlugau“.

Kirche

Die überwiegend evangelische Bevölkerung Lugowens bzw. Großlugaus w​ar bis 1945 i​n das Kirchspiel Jodlauken (1938–1945 Schwalbental, a​b 1947: Wolodarowka) eingepfarrt. Es gehörte z​um Kirchenkreis Insterburg (russisch: Tschernjachowsk) innerhalb d​er Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union. Der letzte deutsche Geistliche w​ar Pfarrer Theodor Eicke.

Heute l​iegt Tschaikowskoje i​m Einzugsgebiet d​er in d​en 1990er Jahren neugebildeten evangelischen Gemeinde i​n der Stadt Insterburg (Tschernjachowsk), d​ie zur ebenfalls neuerrichteten Propstei Kaliningrad[7][8] i​n der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) gehört.

Persönlichkeiten des Ortes

Im Ort geboren

Mit dem Ort verbunden

  • Georg Graf von Lehndorff (1833–1914), Rennpferdezüchter und Rennreiter, hat einen großen Teil seiner Kindheit in Lugowen verbracht

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Rolf Jehke: Amtsbezirk Großlugau. In: territorial.de. Abgerufen am 24. Mai 2019.
  3. Uli Schubert: Willkommen bei Gemeindeverzeichnis.de. In: ulischubert.de. Abgerufen am 24. Mai 2019.
  4. Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Insterburg (russ. Tschernjachowsk). Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  5. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad vom 5. Juli 1950)
  6. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 476 vom 21. Dezember 2004, präzisiert durch Gesetz Nr. 379 vom 1. Juli 2009
  7. Лютеранская церковь в Калининграде. In: propstei-klg.com. Abgerufen am 24. Mai 2019 (russisch).
  8. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad/Königsberg. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.propstei-kaliningrad.info. Archiviert vom Original am 1. Februar 2017; abgerufen am 24. Mai 2019.
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