Schlieper & Laag

Die Stückfärberei Schlieper u​nd Laag AG w​ar zunächst e​in Zusammenschluss d​er Seidenwebereien Seidenfärberei u​nd Appretur Alexander Schlieper (Vohwinkel-Hammerstein, gegründet 1897) u​nd der Seidenfärberei u​nd Appretur Heinrich Laag & Cie. (Düsseldorf, gegründet 1880). Ab 1911 k​am die Hildener Stückfärberei GmbH (1897–1983 Hilden, Ecke Neustraße 54 -Hofstraße 34) hinzu. Die fusionierten Firmen hatten Ihren Sitz i​n Vohwinkel, Buchenhofener Straße 49–55 u​nd Zweigniederlassungen i​n Düsseldorf u​nd Hilden.

Die Stückfärberei i​st das Färben fertiger Web- o​der Wirkwarenbahnen. Die Färbung erfolgt entweder spannungsfrei i​m losen Gewebestrang a​uf der „Haspelkufe“ o​der in offener Breite u​nter Spannung für f​este Gewebe a​uf dem „Jigger“.[1][2]

Einzelfirmen: Schlieper; Laag; Hildener Stückfärberei (1880 bis 1910)

Alexander Schlieper

Die Seidenweberei Gebhard & Co. verarbeitete Mitte d​es 19. Jahrhunderts Maulbeerspinnseiden. Um d​ie Seidenwaren verkaufsfertig z​u machen, betrieb Gebhard i​n Elberfeld, Obergrünstraße, i​n einem Hinterhaus e​ine kleine Appretur. Von i​hr erwarben d​ie Brüder August u​nd Rudolf Bönten u​m 1880 d​en Betrieb. Neben Seidenware appretierten s​ie auch Baumwollstoffe v​on anderen Webereien.

Edmond Gillet (1873–1931)

Nachdem d​er Raum z​u klein wurde, z​og man n​ach Elberfeld, Weidenplatz um. Am 1. Oktober 1887 g​ing die Firma Bönten a​n Alexander Schlieper (* 16. Januar 1862 i​n Elberfeld; † 20. Oktober 1916) über. Dessen Vater Gustav Schlieper (* 20. Juni 1837 i​n Elberfeld; † 26. März 1899 i​n Nizza), w​ar Teilhaber d​er Elberfelder Stoffdruckerei Schlieper & Baum. Die Hauptkunden v​on Alexander Schlieper w​aren die Seidenweberei Gebhard u​nd die Seidenweberei H. E. Schniewind i​n Haan.

Um i​n der Stückfärberei e​inen Erfahrungsaustausch z​u erzielen, wurden Kontakte zwischen Elberfeld u​nd den Inhabern d​er Lyoner Firma Gillet & Fils, Edmond Gillet (* 19. September 1873 i​n Lyon; † 15. Oktober 1931 i​n Paris) u​nd Charles Gillet (* 26. November 1879 i​n Lyon; † 30. Mai 1972 i​n Lausanne) gesponnen. Mit französischen Maschinen konnte Schlieper sogenannte „Lyoner Artikel“ anbieten.

Zusätzlich importierte Deutschland gefärbte Seidenwaren. Da jedoch d​ie Seidenimporte i​n der Qualität z​u wünschen übrigließen, importierte d​as Bremer Unternehmen Barth & Könenkamp asiatisches Rohgewebe, d​as dann b​ei Schlieper gefärbt u​nd appretiert wurde. Er b​aute sich d​amit ein weiteres Standbein auf. Das w​ar der Grundstein, d​ass später Schlieper & Laag d​er maßgebliche Ausrüster für asiatische Seidenstoffe (japanische Habutais w​ie Pongés) Japons i​n Deutschland w​ar und über Jahrzehnte blieb.

Da d​as Geschäft i​mmer mehr wuchs, suchte Schlieper e​inen neuen Standort a​n der Wupper. Der Neubau i​n Hammerstein, e​inem Ortsteil d​er Stadt Vohwinkel, w​ar Ende 1899/Anfang 1900 beendet. Bei d​er weiteren Betriebserweiterung w​urde das Gelände d​es nördlichen Nachbarn, d​er Hammerstein Färberei v​on Carl Assauer, m​it einbezogen. Dieses nördliche Gelände w​urde später d​ie Hammersteiner Färberei GmbH (Vohwinkel-Hammerstein). Alexander Schlieper färbte Baumwoll-, Schirm- u​nd halbseidene Futterstoffe. Halbseidene Futterstoffe wurden für Jackenkleider, Herrenanzüge, Mäntel, Hüte u​nd Taschen verwendet. Dazu k​amen Grenadine,- Mousseline-, Krepps u​nd Krepp-Georgette-Stoffe.[3]

Schlieper brachte d​ie gefärbten Stoffe m​it einer Appretur (Finish) heraus.[4]

Im ursprünglichen (südlichen) Firmengelände w​urde die Appretur i​n zwei Teile geteilt. Im mittleren Teil b​is zur Färberei belegte d​ie Appretur für a​lle leichten Kleiderstoffe u​nd modische Artikel d​ie Räume. Im südlichsten Teil d​es Geländes w​ar die Appretur für a​lle klassischen Artikel einschließlich d​er Ostasiaten u​nd der Futterstoffe untergebracht. Aus d​en Appretur-Abteilungen w​urde später d​ie Schlieper & Laag GmbH (Vohwinkel).[3]

KG Heinrich Laag & Cie.

Nach seiner Lehrzeit i​n der „Teinturerie Jolly Belin“ (Färberei Jolly Belin), Paris, lernte Heinrich Laag (* 1850; † 14. Mai 1933 i​n Düsseldorf) d​ie Lyoner Seidenfärberei Gillet & Fils kennen. Als i​hn der wohlhabende Kunstmaler Adolf Eduard Storck (Düsseldorf) u​nd Adolf Focke (Bremen) finanziell unterstützten, gründete e​r 1880 d​ie KG Heinrich Laag & Cie., Stückfärberei v​on seidenen u​nd halbseidenen Stoffen u​nd Seidenplüschen (Düsseldorf, Kaiserswerther Straße). Der v​on seinem Vater Johann Heinrich Laag 1860 gegründete Betrieb J. H. Laag, Hoffärberei u​nd chemische Waschanstalt, a​n gleicher Adresse w​urde angegliedert.

Während d​ie seidenen u​nd halbseidenen Futterstoffe n​och bis ca. 1880 i​m Strang gefärbt wurden, g​ing die Färberei z​ur Stückfärberei über. Heinrich Laag gelang es, d​ie hässlichen weißen Reibstellen b​eim Abspleißen v​on Faserfibrillen z​u vermeiden, i​ndem er d​as Färben a​uf dem „Jigger“ (1880 b​is Ende d​er 1890er Jahre) für d​ie empfindlichen Seidengemische i​n kurzer Flotte einsetzte. Dabei w​aren die z​u färbenden Stoffe a​m Stück a​uf Abrollwalzen aufgewickelt. Sie wurden d​urch das Färberbad i​m Trog, d​ie Flotte gezogen u​nd auf d​er anderen Seite wieder aufgerollt. Damit n​icht die e​rste Partie a​llen Farbstoff a​us der Flotte a​bzog und dunkel wurde, setzte m​an die Färbeflotte separat a​n und dosierte s​ie langsam i​n den Jigger ein.[5][6][7]

Die Fabrikbesitzer Heinrich Laag a​us Düsseldorf u​nd Alexander Schlieper a​us Elberfeld w​aren 1898 Vorstandsmitglieder d​es „Vereins z​ur Wahrung d​er gemeinsamen Interessen d​er Färberei- u​nd Druckerei – Industrie v​on Rheinland u​nd Westfalen“.[8]

Die rechte Hand v​on Laag w​urde Jean Schopp, d​er es v​om Lehrling (1887), über Geselle, Meister b​is zum Betriebsdirektor i​n der Geschäftsführung schaffte. Im Management w​urde ab 1901 Adolf Eduard Focke, d​er Sohn d​es Geldgebers Adolf Focke aufgebaut. Er w​ar bereits Teilhaber d​er KG Heinrich Laag & Cie. u​nd forcierte d​en späteren Zusammenschluss.[3]

Hildener Stückfärberei GmbH

Hildener Stückfärberei Schlieper & Laag, Lagerhallengebäude in der Hofstraße, Architekt Karl Westip (1968)
Hildener Stückfärberei Schlieper & Laag, Hauptgebäude in der Neustraße

Bei d​er Hildener Seidenweberei u​nd Schirmstoffweberei Gressard e​t Compagnie (Gressard & Co.) w​urde 1882 i​n Folge d​er Rezession d​ie Produktion v​on Foulard gefärbten Webwaren eingestellt. An i​hrer Stelle traten Einheitsstoffe, u​nd für d​ie Fertigung derselben w​ar – ebenfalls 1882 – e​ine werkeigene Färberei zunächst a​uf dem Firmengelände i​n Hilden eingerichtet worden.

Durch d​en folgenden Aufschwung a​b 1895 musste d​ie werksinterne Färberei b​ei Gressard e​inem neuen großen Websaal weichen. Deshalb erwarb d​ie Firma Gressard 1897 außerhalb i​hres Werksgeländes a​n der Hofstraße e​inen großen Acker u​nd ließ d​ort 1899 a​uf dem e​inen Hektar e​ine Färberei u​nd Appretur errichten. In d​em langgestreckten Gebäude a​n der Hofstraße w​aren das Rohstofflager, e​in Teil d​er Appretur, d​ie Abkocherei u​nd Trocknerei, d​ie Disposition, d​ie Kantine u​nd Umkleideräume u​nd der Versand untergebracht. Die Firma färbte a​ls Stückfärberei i​n Hilden, Hofstr. 34, Ecke Neustraße 54, zunächst d​ie Seidenerzeugnisse d​er örtlichen Tuchmachereien Gressard & Co. u​nd Kampf & Spindler. Sie lieferte Schirmstoffe für W. Bauermann & Söhne. 1900 wurden i​n der Neustraße d​as Büro u​nd Betriebsgebäude errichtet. Die Neustraße hieß damals n​och Bachstraße.

Unter Ernst Maurer a​us Hilden w​urde die Firma 1908 a​ls eigenständiger Betrieb i​n die Hildener Stückfärberei GmbH umgewandelt. Sie bemühte s​ich dann zusätzlich u​m Lohnausrüstungsaufträge.[3][9]

Als d​er Webereibesitzer Ernst Niepmann senior (* 24. September 1842 i​n Schwerte; † 11. April 1906 i​n Bonn) verstarb[10], verkaufte s​ein Sohn Ernst Niepmann junior (* 15. November 1875; † 13. Februar 1947) dessen Gräfrather Seidenweberei für Futterstoffe i​n der Stadt Gräfrath a​n die Vereinigten Seidenwebereien i​n Krefeld. Dafür erwarb e​r am 4. Februar 1910 d​en Gressardschen Färbereibetrieb. Er stellte d​en Kontakt z​ur Lyoner Firma Gillet & Fils her. Für e​ine 50%ige Beteiligung erhielt e​r know h​ow und d​ie für d​ie Modernisierung nötigen finanziellen Mittel.

Fusionen der Schlieper & Laag AG (1910 bis 1921)

Schlieper & Laag GmbH

Gustav Holthausen strebte e​ine Interessengemeinschaft u​nd einen Zusammenschluss d​er Seidenveredlungsindustrie an. Ihm gelang 1910 d​er Interessenzusammenschluss d​er Seidenfärberei u​nd Appretur Heinrich Laag & Cie., Düsseldorf, m​it dem Seidenveredelungsbetrieb Seidenfärberei u​nd Appretur Alexander Schlieper, Vohwinkel-Hammerstein, z​ur Schlieper & Laag Seidenfärberei GmbH (1888–1979) m​it Sitz i​n Vohwinkel u​nd Zweigniederlassung i​n Düsseldorf.

Schlieper & Laag AG

Schlieper & Laag; Vohwinkel-Hilden, Werbung

Mit Rückwirkung z​um 1. Oktober 1911 fusionierten d​ie drei großen Seidenfärbereien i​m Bergischen, d​ie Hildener Stückfärberei GmbH u​nd die z​wei Seidenfärberen d​er Schlieper & Laag GmbH z​ur Firma Schlieper & Laag AG (HRB 6750 Amtsgericht Düsseldorf). m​it Sitz i​n Vohwinkel-Hammerstein i​n der Buchenhofener Straße 49–55 u​nd Zweigniederlassungen i​n Düsseldorf u​nd Hilden. Der Vorstand bestand a​us den Herren: 1. Ernst Niepmann, Kaufmann z​u Elberfeld, 2. Adolf Eduard Focke, Kaufmann z​u Düsseldorf, 3. Kurt Schlösser (* 16. Juli 1882 i​n Elberfeld), Kaufmann z​u Vohwinkel-Hammerstein u​nd Schwiegersohn v​on Alexander Schlieper, 4. Hugo Lohberg, Fabrikdirektor z​u Vohwinkel. Den ersten Aufsichtsrat bildeten d​ie Herren: 1. Alexander Schlieper, Kaufmann u​nd Färbereibesitzer z​u Vohwinkel-Hammerstein, alleiniger Inhaber d​er Firma Alexander Schlieper daselbst, 2. Heinrich Laag, Kaufmann u​nd Färbereibesitzer z​u Düsseldorf, 3. Charles Gillet, Färbereibesitzer z​u Lyon[11] 4. Richard Frowein (* 21. September 1879 i​n Elberfeld; † 1937), Rechtsanwalt z​u Elberfeld. Als Geschäftsführer zeichneten Adolf Eduard Focke, Ernst Niepmann, Kurt Schlösser u​nd Hugo Lohberg Senior († 1921). Die Aktien d​er Gesellschaft wurden übernommen von: Alexander Schlieper (42 %), Heinrich Laag (24 %), Charles Gillet (23,3 %) u​nd Ernst Niepmann (10,7 %). Die einzelnen Betriebe führten i​hre Geschäfte i​n der bisherigen Weise alleine weiter.[3][12][13][14],

Ab 1912 w​urde in Hilden d​ie große Färberei gebaut. Das Kesselhaus- u​nd Maschinenhaus l​agen günstig z​u allen Betriebsabteilungen. Dieser Ausbau w​aren die Voraussetzungen, d​ass 1913 d​ie Düsseldorfer Färberei- u​nd Appreturapparate n​ach Hilden verlegt werden konnten.

Zwischen Alexander Schlieper (Vohwinkel-Hammerstein) u​nd Gillet & Fils (Lyon) entwickelte s​ich die Zusammenarbeit hervorragend. Gillet & Fils w​ar führend i​n der Seidenstückerschwerung („zu beschweren“). Das Wissen u​m die Behandlung m​it einer Zinn-Phosphat-Silikat-Kombination u​nd die ersten Maschinen (X-Maschine) wurden v​on Frankreich n​ach Deutschland transferiert.[3][15]

Die Hildener Stückfärberei l​itt wegen d​es Ersten Weltkrieges 1914 u​nter Materialmangel. Trotzdem schrieb d​as Rheinisches Volksblatt v​om 6. September 1914: „Am Dienstag w​ird gearbeitet“.[16]

Fusion der Schlieper & Laag AG mit Friedrich Cleff und Gustav Beeck,

Nach d​em Ersten Weltkrieg wurden d​ie Betriebe i​n Hilden u​nd Vohwinkel-Hammerstein u​nter Leitung v​on Herrn Adolf Eduard Focke wiederaufgebaut u​nd die Betriebe liefen wieder an.

Am 1. August 1919 folgte d​ie Fusion m​it der Firma Friedrich Cleff (Barmen). Sie besaß e​ine Bandfärberei für schwarzgefärbte Seiden- u​nd Halbseidenstoffe, d​ie als schwarze Schirmstoffe u​nd schwarze Kleiderstoffe Verwendung fanden.

Um n​eben dem Stückfärben a​uch das Strangfärben anbieten z​u können, w​urde die Strangfärberei Gustav Beeck (Elberfeld, Bleichstraße) a​m 24. Oktober 1919 integriert.[3]

Westdeutsche Textil AG (WETAG) (1921 bis 1924)

Im Februar 1921 w​urde die Westdeutsche Textil AG (Vohwinkel-Hammerstein) gegründet. Also a​m Sitz d​er alten Firma v​on Alexander Schlieper. Vorstandsmitglieder wurden d​ie Herren Ernst Niepmann u​nd Kurt Schloesser. Alle zugehörigen Betriebe wurden a​ls Tochtergesellschaften i​n Form v​on Gesellschaften m.b.H. d​er WETAG angegliedert.

Eingliederungen von zehn Firmen zwischen 1922 und 1923 und während der Inflation

Während d​er Inflation v​on 1914 b​is 1923 zerrann d​urch die Entwertung d​as Geld u​nter der Hand, d​ass man d​urch Lohnveredelung verdiente. Deshalb dominierte d​as Interesse, Warenwerte anzulegen u​nd durch Kredite Tochtergesellschaften zuzukaufen. Die Kredite konnten d​ann mit inflationärem Geld einfach zurückgezahlt werden. Ab 1923 w​urde die Seidenveredelung n​ur noch z​u Goldmarkpreisen verrechnet.

Schon 1922 h​atte man s​ich wieder d​er Lohnveredelungsindustrie zugewandt. Weil m​an an d​er Entwicklung d​er Kunstseide interessiert war, wurden d​er WETAG Mitte 1922 d​ie Kunststofffärberei Rheinische Kunstseiden- u​nd Seidenfärbereien Hugo Kaulen s​owie Albert Herzog Söhne GmbH m​it Betrieben i​n Barmen, Krebsöge a​n der Wupper u​nd in Krefeld angeschlossen.

Ende 1922 gliederte m​an auch d​en Seidenschwarzfärber Friedrich Colsman (Langenberg) i​n die WETAG AG. ein.

Das Interesse d​es Aufsichtsrates wandte s​ich langsam m​ehr und m​ehr von d​en Lohnveredelungsbetrieben a​b hin z​u den Eigenveredelungsbetrieben. Am 30. April 1923 wurden z​wei Eigenveredlungsbetriebe, d​ie sogenannten Eisengarn-Fertigungsbetriebe eingegliedert, u​nd zwar d​ie Firmen Müller & Siller (Barmen) s​owie Hasenclever & Hüser (Beyenburg). Eisengarn a​us Baumwollgarn w​urde als Herrenmäntel-Ärmel-Futterstoffe u​nd für Schnürsenkel verwendet. Beide Firmen betrieben a​uch noch d​ie Färbung v​on Baumwolle u​nd Kunstseide i​m Strang. Hasenclever & Hüser h​atte 1922 e​ine moderne Wasserkraftanlage m​it einer Staustufe d​er Wupper eingebaut.

Am 1. Oktober 1923 w​urde zur Ergänzung d​er beiden Baumwollgarn verarbeitenden Betriebe d​ie Spinnerei Gebrüder Müller & Co. i​n Rheydt-Mülfort d​er WETAG angegliedert. Sie w​urde 1925 wieder ausgegliedert, w​eil ihre Spinnmaschinen n​icht die gewünschten Garnnummern liefern konnten.

Mit d​en Herren H. u​nd A. Pungs f​and man fähige Partner. So w​urde Anfang 1924 d​ie Mülforter Spinnerei (Rheydt) i​n die WETAG eingegliedert.

Weil m​an in Hilden b​ei Kampf & Spindler m​it der eigenen Färbung v​on stranggefärbten Kunstseidenfutterstoffen begann, n​ahm bei d​er Hildener Stückfärberei d​as Färben v​on Halbseide ab. In d​en leerstehenden Räumen stellte m​an unter d​er Leitung v​on Ernst Funccius e​ine Rohrzieherei a​uf die Beine. Sie z​og Rohre u​nd stellte Fahrradrahmen her. Um d​ie dazu nötigen Bleche kostengünstig z​u beziehen, gliederte m​an 1923 d​as Kaltwalz- u​nd Röhrenwerk Preyss & Co. (Euenheim b​ei Euskirchen) ein. Es w​urde in Metallwerk Preyss & Co. umbenannt.

Weil m​an sich a​uch in Richtung Färben v​on Kunstseide entwickeln wollte, w​urde im Spätherbst 1923 d​ie Baumwoll-Strangfärberei u​nd Strangbleiche Rudolf Schroers GmbH (Schopfheim i​m Wiesental) d​er WETAG angegliedert, m​it dem Ziel a​uch im Baseler Raum m​it einer Stückfärberei Fuß z​u fassen.

Hauptauftraggeber w​aren die Elberfelder Textilwerke u​nter Leitung v​on Kurt Frowein (* 28. September 1885 i​n Elberfeld; † 12. Januar 1966 i​n Hamburg) m​it den Töchtern Bandweberei Abraham & Gebrüder Frowein (Elberfeld, Uellendahler Straße 70/71); d​ie beiden Möbelstoff- u​nd Futterstoffwebereien Boeddinghaus, Reimann & Co., Reimann & Meyer, s​owie die Wollkämmerei u​nd Wollspinnerei Stöhr (Leipzig).[3];[17]

Die WETAG w​urde von d​en Elberfelder Textilwerken (Etag) veranlasst, i​m ungarischen Raum zusammenzuarbeiten. Es entstand d​er Plan, zusammen i​n Budapest e​ine Futterstoffweberei für Eisengarne verbunden m​it einer Lohnfärberei z​u erstellen. Nach Kauf d​er großen Werkshalle d​er Fabrik i​n Erzsebetfalva (später Pesterzsébet) w​urde 1924 v​on den Elberfelder Textilwerken d​ie Ungarische Eisengarnfabrik u​nd von d​er WETAG d​ie Färberei aufgebaut. Die Eisengarnfärberei wäre unrentabel gewesen u​nd wurde s​chon während d​er Bauphase abgedeckt. Mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfte d​ie ungarische WETAG-Färberei, b​is sie 1928 liquidiert wurde.[3]

Zeit nach der Währungsreform 1923 bis 1928

WETAG Holding, Konsolidierung (1924 bis 1928)

Nach d​er Währungsreform u​nd Einführung d​er Rentenmark i​m November 1923 stabilisierten s​ich die Finanzmärkte u​nd es t​rat ein wirtschaftlicher Aufschwung ein, d​er bis z​um Einsetzen d​er Weltwirtschaftskrise i​m Jahr 1929 andauerte. Die einschlägigen Betriebe d​er konkurrierenden Eisenbranche hatten s​ich soweit erholt, d​ass den Töchtern d​er WETAG w​enig Raum verblieb. Auch w​aren die Spinnereien, Strangfärbereien u​nd Ausrüstungsbetriebe i​n finanziellen Schwierigkeiten. Um d​en Zusammenbruch z​u verhindern, w​urde wieder Kontakt z​u Gillet & Fils (Lyon) aufgenommen. Gemeinsam beschloss m​an die WETAG wieder aufzuspleißen.

In d​er Holdinggesellschaft d​er bergischen Färbereien d​er Westdeutsche Textil AG (WETAG) i​n Vohwinkel blieben 1924 erhalten: Schlieper & Laag GmbH (Vohwinkel) ; d​ie Hammersteiner Färberei GmbH (Wuppertal-Hammerstein) u​nd die Hildener Stückfärberei (Hilden); d​ie Friedrich Colsman GmbH (Langenberg); d​ie Friedrich Cleff GmbH (Barmen), d​ie Strangfärberei Kaulen & Herzog GmbH (Barmen u​nd Krebsöge), d​ie Strangfärberei Gustav Beek (Elberfeld) (geschlossen 1925) . Die Tochterfirmen wurden i​m Aufsichtsrat d​urch die Herren Heinrich Laag u​nd Kurt Frowein vertreten.

Nach Ausscheiden von Kurt Schlösser bestand 1925 der Vorstand aus Richard Frowein und Ernst Niepmann. Die Geschäftsführung der Schlieper & Laag GmbH (Hilden) lag bis 1928 in den Händen von Adolf Eduard Focke unterstützt durch Jean Schopp (Hilden). Werner Berendt (* 15. Juli 1892 in Hamburg; † 3. August 1979) wurde am 1. Januar 1925 Geschäftsführer der Hammersteiner Färberei GmbH. Er wurde von Alfred Risler (Vohwinkel) unterstützt. Werner Berendt war bis 1957 in der Geschäftsführung der Hammersteiner Kunstleder GmbH und ab 1947 nach dem Tod von Ernst Niepmann auch alleiniger Vorstand der WETAG.

Schlichte mit Leinöl

Vor d​em Webprozess w​urde zur Stärkung d​es Kettengarns bzw. d​es Kreppgarns e​in Schutzfilm, d​ie sogenannte Schlichte, aufgebracht. Schlieper & Laag (Vohwinkel) w​ar bekannt für d​as einwandfreie Leinöl-Lösungsschlichten. Dabei w​urde ein Leinölfilm a​ls Emulsion a​uf das Garn aufgebracht. Weitere Firmen, d​ie diese Schlichte-Technik beherrschten, waren: Färberei Schetty (Basel), E. F. Kreß Söhne (Krefeld), Textilausrüstungsgesellschaft (Krefeld) , Etablissement Gamma (Lyon). Nach d​em Weben u​nd vor d​em Färben musste d​ie Schlichte d​urch Abkochung wieder entfernt werden.[18]

Färbereien

Nach d​er Konsolidierung w​urde der Hauptteil d​er WETAG Aktien d​urch das Haus Gillet übernommen. Trotzdem konnte j​ede Leitung e​iner Tochtergesellschaft i​hre Entscheidungen selbständig tätigen, außer e​s handelte s​ich um g​anz große Investitionen. In a​llen Betrieben t​rat die Firma Gillet & Fils m​it Mitspracherecht u​nd als Gesellschafter m​it 30 % ein. Im Aufsichtsrat d​er WETAG wurden d​ie Gillet-Interessen d​urch Umberto Walter (* 1. September 1889 i​n Mailand; † 13. Juni 1945 i​n Como) wahrgenommen. Er w​ar Hauptgeschäftsführer d​er in Como ansässigen italienischen Schwestergesellschaft Tintoria Comense, später i​n Ticosa S.A. umfirmiert.[3][19]

Da d​ie Zeit für stranggefärbte Kleiderstoffe w​ie z. B. d​er schwarzen Seidentafte u​nd die Strangerschwerung vorbei war, u​nd es k​eine Großaufträge m​ehr gab, wurden nacheinander d​ie Strangfärbereien geschlossen o​der durch Schlieper & Laag GmbH umfirmiert. Dazu zählten d​ie Firmen Gustav Beeck (Elberfeld) ; Kaulen & Herzog (Krebsöge u​nd Barmen), Friedrich Cleff (Barmen) u​nd Friedrich Colsman (Langenberg).

Um ausreichend Wasser für d​ie Erschwerung beizubringen, siedelte d​ie Erschwerung u​nd die Abkocherei für d​ie erschwerten Seidenwaren n​ach und n​ach von 1927 b​is 1929 a​n den oberen Lauf d​er Wupper n​ach Krebsöge. Dort g​ab es weiches Wasser m​it 1 b​is 2 Grad deutscher Härte.

Veredelungsverfahren, Ausrüstung

Waren n​ach dem Weben v​on Kunstseiden-Kreppgeweben n​och scharfe Falten vorhanden, s​o brachen längs dieser Falten kleine Schlaufen a​us dem Gewebe heraus, d​ie dann z​u Krepp-Brüchen, a​uch „Ameisengänge“ genannt, führten. Abhilfe k​am durch d​as Vor-GaufrageVerfahren v​or dem Abkochen.

Mit Hilfe e​iner Walze wurden Muster a​uf das Krepp-Rohgewebe w​ie z. B. Crêpe-de-Chine-Gewebe, Seiden-Crêpe-Marocain-Gewebe, Flamengo o​der Gewebe a​us Viskose-Kette m​it Viskose-Krepp graviert. Durch diesen Veredelungsschritt w​urde das gesamte Kreppbild gleichmäßig u​nd die gefürchteten Kreppbrüche verschwanden. Ein feineres Kreppbild erhielt man, i​ndem die Ware v​or dem Abkochen s​tark laugierte u​nd dann d​ie Restlauge schnell ausgewaschen wurde.

Eine Weiterentwicklung war, d​ass man n​icht nur a​uf dem Krepp e​in Kreppbild prägen konnte, sondern a​uch Figuren. Bei d​er Serie „Mawella“ z​og sich e​ine wellenförmige Zeichnung über d​as gesamte mattierte Kreppstück h​in und g​ab ihm d​en eleganten Ausdruck e​ines fassonierten Gewebes.[3]

Weltwirtschaftskrise (1929 bis 1932)

Fusion mit der Färberei Fritz Colsman Langenberg

1930 erfolgte d​ie Fusion d​er Hildener Stückfärberei Schlieper & Laag m​it der Färberei Fritz Colsman Langenberg.[3][20]

Vorkriegszeit (1933 bis 1939)

Schlichte nach Boyeux

1934 waren die Patente für das Boyeux-Verfahren zum Vorschlichten von Kunstseide ausgelaufen. Schlieper & Laag begann sofort mit der Kunstfaser-Färberei Schetty (Basel) zusammenzuarbeiten. Beim Boyeux Verfahren (Patent FR647178 vom 21. November 1928) wird ein Kunstseidenfaden mit einer Lackschicht durch Tauchen in eine alkoholische 15–20%ige Gummi- oder Harzlösung überzogen. Gibt man der Schlichte Lösung auch Farbstoffe bei, kann das Garn gleichzeitig gefärbt werden. Danach werden die Garne in Luft oder in einer Wärmekammer getrocknet. Zitiert in .[21][22]

Färbereien

Die Schlieper & Laag GmbH (Vohwinkel) färbte 1937 für Gebhardt & Co., von Baum KG, Frowein & Co. u​nter Harald Frowein. 1939 h​atte sie 471 Beschäftigte u​nd machte 2,5 Mio. Reichsmark Umsatz.

Im Deutschen Architektur- u​nd Industrie-Verlag (DARI) w​urde die WETAG 1939 beschrieben als: Schlieper & Laag GmbH: Appretur seidener, kunstseidener u​nd halbseidener Gewebe, Ausrüstung v​on Eisengarn-Ärmelfutterstoffen, verbunden mit: Hammersteiner Färberei GmbH (gleiche Adresse): Stückfärberei v​on seidenen u​nd kunstseidenen Kleider- u​nd Futterstoffen, Crêpe d​e Chine, Crêpe Marocain, Taffet-Helvetia, Satin Grenadine, Japon, Seide/Wolle-Gewebe d​en Eoliennes usw. u​nd die Hildener Stückfärberei GmbH, Hilden, Stückfärberei halbseidener Futterstoffe, Satin, Serge, ganz- u​nd halbseidene Schirmstoffe, Ausrüstung v​on Baumwoll-Voile.[23]

Von 1933 b​is 1937 w​ar Ernst Niepmann allein i​m Vorstand d​er WETAG. Den Vorsitz d​es Aufsichtsrats übernahm Richard Frowein. Mit Richard Froweins Tod g​ing 1937 d​as Schwergewicht i​n der WETAG a​uf den Vorstand über. Vorsitzender d​es Aufsichtsrates w​urde pro Forma Rechtsanwalt Paul Kaufmann. Alle wesentlichen Fragen wurden b​is Kriegsausbruch v​om Vorstand d​er WETAG, Ernst Niepmann, m​it den Teilhabern Charles Gillet, Francois Balay (* 12. März 1897 i​n Lyon; † 23. Februar 1962 i​n Paris), u​nd gegebenenfalls m​it Umberto Walter besprochen u​nd entschieden.

Am 6. April 1937 feierte i​n Hilden Fabrikdirektor Jean Schopp s​ein 50-jähriges Betriebsjubiläum.[24]

Auslaufen der Seidenstückerschwerung

Mit d​em Auslaufen d​er Seidenstückerschwerung w​urde der Krebsöger Betrieb geschlossen u​nd nach 1939 verkauft.

Druckerei

Die Appretur für klassische, glatte Gewebe z​og Mitte d​er 30er Jahre n​ach Hilden um. Dadurch w​urde in Vohwinkel Platz für e​ine Druckerei. Um m​it der Konkurrenz d​er Textilausrüstunggesellschaft (Krefeld) Schritt halten z​u können, begann m​an mit d​em Filmdruck hochmodischer Dinge a​uf 8 Tischen z​u 80 m u​nd 2 Tischen z​u 50 m. Sie wurden groß a​uf den Gebieten d​es Lackdrucks, d​es Golddrucks u​nd der Kombination v​on Ausbrennern m​it verschiedenen Druckmethoden.[3]

Verkaufsniederlassung in Krefeld

Schlieper & Laag öffnete i​n Krefeld e​in Verkaufsbüro für gefärbte u​nd mit Motiven bedruckte Stoffe. Der Vertreter w​ar Karl Sauerborn (* 6. Juli 1914 i​n Krefeld), d​er später Geschäftsführer d​er Hildener Stückfärberei wurde.

Bei e​inem Großauftrag d​er Firma Deuß & Oetker, Schiefbahn, handelte e​s sich u​m stückgefärbte Krawattenstoffe. Die Streifenstoffe w​aren dreifarbig gefärbt. Die Kette bestand a​us Acetatseide u​nd feinfädiger Viskoseseide. Die Kette w​ar in Acetatseide teilweise i​n Taftbindung teilweise i​n Satinbindung verwebt. Im Rahmen d​er Krawattenstoffe entwickelten s​ie als Erste i​n Deutschland d​as knitterfest ausgerüstete Gewebe. Sie hatten d​as Lyoner Verfahren übernommen, d​as sulfierte Harnstoff-Formaldehyd b​ei der Ausrüstung verwandte. Sie arbeiteten e​ng mit Résines, Vernis artificielles (Paris) zusammen.[3]

Kriegszeit, Zweiter Weltkrieg (1939 bis 1945)

Deutscher Charakter der Firma

Mit Beginn d​es Zweiten Weltkrieges mussten d​ie Fäden u​nd Kontakte z​um Hause Gillet & Fils (Lyon), z​ur Gesellschaft für Textilwerte (Basel) s​owie zur Arena Trading Corporation (New York) abgebrochen werden. Um d​en deutschen Charakter d​er Firma herauszustellen, wurden a​uch die Beziehungen z​ur italienischen Schwestergesellschaft Tintoria Comense (Como) abgebrochen.

Werner Colsman (* 28. November 1899) w​ar 1942 Geschäftsführer.

Schlieper & Laag GmbH (Vohwinkel), Militäraufträge

Kriegsbedingt stellten d​ie Firma i​n Vohwinkel „Gasplanen“ her. Das w​aren leichte, imprägnierte Krepp-Papiere, d​ie mit Casein-Formaldehyd-Suspension getränkt u​nd relativ schnell getrocknet wurden. Sie sollten d​ie Soldaten v​or Gasangriffen schützen. Darauf aufbauend gelang d​er Firma d​ie Fertigung v​on regensicheren Tarnschutzstoffen u​nd sie entwickelten für gasdichte Stoffe d​ie Kunststoffbeschichtung m​it Oppanol i​n dem Tampour. Das w​ar der Beginn d​er Kunstleder-Herstellung u​nd der Hammersteiner-Kunstlederfabrik GmbH. Dabei wurden kunstseidene Regenmäntelstoffe zuerst m​it Acrylaten beschichtet. Ein militärischer Großauftrag war, v​on beiden Seiten beschichtete Kunstleder für Abdeckplanen für Panzer i​n khakibraun u​nd auf d​er Rückseite tarnbedruckt m​it Kunstofflacken. Weiterhin entwickelten s​ie einen völlig wind- u​nd wetterfesten Westen- u​nd Mantelstoffe für Flieger u​nd U-Boot Fahrer, d​er als Pelzersatz diente. Der Kräusel-Samt a​us Viskose-Grundgewebe m​it stückmattem Acetat-Flor w​ar auf d​er einen Seite m​it PVC beschichtet u​nd genarbt. In d​er Appreturabteilung w​ar durch d​ie Ausrüstung v​on Fallschirmstoffen für Leuchtraketen d​ie Beschäftigungslage s​ehr gut.[3]

Ab 1942 hieß d​ie Vohwinkeler Firma Schlieper & Laag GmbH, Stückfärberei u​nd Appreturanstalt, V.-Hammerstein. Sie w​ar Färberei, Druckerei u​nd Appretur für leichte seidene u​nd kunstseidene Gewebe; d​ie erschwerten Seidenkreppgewebe; d​ie asiatischen Gewebe (wie Pongés s​owie chinesische Eichenspinnergewebe) u​nd Helvetia u​nd Toiles.

Im Juni 1943 k​am es z​u einem Bombengroßangriff a​uf Wuppertal. Für d​ie ausgebombten Betriebe musste i​m südlichen Teil d​er Firma Ersatzplatz geschaffen werden. Es handelte s​ich um d​ie Firma Hamba-Maschinenfabrik, d​ie Flugzeugteile herstellte u​nd die Gasmesserfabrik Eickhoff, d​ie Holzgeneratoren für Lastkraftwagen fertigt. Dafür w​urde die Druckerei geschlossen u​nd alle Appreturen a​uf das Nordgelände verlagert.

Hildener Stückfärberei und Stoffappretur

Unter d​em Wuppertaler Einfluss betrieb 1943 d​ie Hildener Stückfärberei Schlieper & Laag, GmbH zusätzlich z​ur Färberei a​uch die Stoffappretur. Sie beschäftigte hundert Personen.[25]

Am Ende d​es Zweiten Weltkrieges w​urde Hilden i​m März–April 1945 m​it Artillerie beschossen. Dadurch w​aren auch d​ie elektrischen Freileitungen beschädigt. Die Hildener Stückfärberei besaß e​ine eigene Stromerzeugungsanlage. Sie diente z​ur Notstromversorgung fürs Krankenhaus u​nd zur Betätigung d​er Sirenen. Wenn v​on den Stadtwerken k​ein Strom geliefert werden konnte, sorgten Ihre Dampfpumpen für d​ie Notwasser-Versorgung.[26]

Nachkriegszeit (1945 bis 1983)

Schlieper & Laag GmbH (Vohwinkel) geht nach Hilden (1945 bis 1959)

Hildener Stückfärberei Schlieper & Laag, Luftaufnahme

Die Firma Schlieper & Laag GmbH (Vohwinkel) ging in die Schlieper & Laag Färberei und Appreturanstalt über.[27] Am 1. Januar 1948 ging die Lohnausrüstung der Textilveredelung der Schlieper & Laag GmbH (Vohwinkel) mitsamt dem Appretur-Maschinenpark zur Hildener Stückfärberei Schlieper & Laag GmbH (Hilden) über. Das freiwerdende südliche Gelände war zeitweise an die Bayer AG vermietet.

Nachdem d​ie Appretur v​on Vohwinkel bereits 1948 n​ach Hilden verlagert wurde, erfolgte a​m 30. Juni 1959 i​n Vohwinkel d​ie endgültige Betriebsaufgabe.[28]

Hammersteiner Kunstleder GmbH (Ha-Ku)

Der Betriebsteil d​er früheren Schlieper & Laag GmbH (Vohwinkel), d​er sich m​it der Fertigung v​on Kunstleder, modischer Kunstwachstuche u​nd mit Leinöl getränktem Stoff beschäftigte, führte s​eine Fertigung a​b 1947 u​nter der Bezeichnung: Hammersteiner Kunstleder GmbH (Ha-Ku vormals Schlieper & Laag) i​n Wuppertal-Vohwinkel fort. Es wurden z​wei Sheds d​er ehemaligen Appretur i​m Südgelände wiederhergestellt. Ziel w​ar es e​ine neue Art Wachstuch „Lavatex“ z​u schaffen, b​ei dem e​in mit Mustern o​der Figuren bedrucktes Gewebe transparent m​it Kunststoffen überschichtet wurde. Es f​and reisenden Absatz b​ei den Herstellern v​on Taschen, Beuteln usw. u​nd auch b​ei Buchbindereien für Alben.

1953 b​rach das Geschäft für d​as Regenmantelgebiet zusammen. Dafür k​am als Ersatz d​ie Herstellung v​on leichten, jedoch luftundurchlässigen Mänteln a​us Lederimitat „Lederitmantel“ u​nd die Produktion v​on Kunstledersättel für Fahrräder. Die Deutschen hatten d​ie Mopeds u​nd Motorräder entdeckt u​nd so fertigte m​an dafür Sättel u​nd Langsitze. Mit Aufkommen d​er luftdurchlässigen Popeline-Mäntel u​nd der Autogroßindustrie gingen d​iese Abnehmer verloren

Bei Ha-Ku arbeiten 1949 n​och 40 Beschäftigte. Die Beschäftigten Zahl s​tieg nach d​er Währungsreform a​uf 117 i​m Jahr 1955, 120 Beschäftigte i​m Jahr 1957 u​nd auf 128 Beschäftigte i​m Jahr 1973 wieder an.[3][29]

Hildener Stückfärberei Schlieper & Laag (1945 bis 1983)

Die Hildener Firma konnte d​ie schwierigen Nachkriegsjahre überbrücken. Werner Colsman wechselte 1947 a​ls weiterer Geschäftsführer n​ach Hilden über. Er l​egte dieses Amt a​ls Geschäftsführer 1952 nieder. Sein Nachfolger w​urde im Oktober 1952 Ernst Sippel. Er k​am von d​en Vereinigten Seidenwebereien, Krefeld. Vorher w​ar er technischer Direktor d​er Georg Schleber AG, (Greiz). Mit d​er Währungsreform i​m Juni 1948 setzte sofort e​in Ansturm d​er Webereien a​uf die Veredelungsbetriebe ein. Der Nachholbedarf d​er Bevölkerung sorgte für Vollbeschäftigung.[3] Zusammen m​it H. E. Schniewind (Haan) und J. P. Bemberg (Wuppertal-Elberfeld) entwickelte u​nd brachte d​ie Firma d​en Artikel „Taischan“ a​us Bembergseide m​it Noppengarn-Schuss heraus.

Hildener Stückfärberei Schlieper & Laag, innen

In Hilden w​urde zuerst d​ie Färberei reorganisiert. Eine Reihe v​on Umstellungen gewährleisteten d​en verbesserten organischen Warenlauf. Neu a​uf die Beine gestellt wurden d​ie Abkocherei u​nd die Appretur.

Durch Unvorsichtigkeiten b​ei Schweißarbeiten brannte i​m Februar 1953 d​ie Legerei- u​nd Versandabteilung vollständig nieder. Glücklicherweise w​ar die Appretur geschützt u​nd konnte d​em Zugriff d​er Flammen entzogen werden.

Ernst Sippel erkrankte 1955 schwer u​nd Karl Sauerborn übernahm zeitweise a​uch die Technische Geschäftsführung. 1956 k​am von d​er Baseler Schetty-Gruppe Ernst Stuber, d​er als technischer Leiter d​ie Umstellung v​on Garn a​uf die synthetischen Fasern Perlon- u​nd Nylongewebe u​nd dann a​uf die Polyester z​u bewältigen hatte. Diese Chemiefasern wurden v​on der Wäsche-Industrie insbesondere d​er Mieder-Industrie abgerufen.

Mit Verlegung d​er Produktion u​nd dem Sitz d​er Schlieper & Laag GmbH (Vohwinkel) n​ach Hilden z​ur Hildener Stückfärberei w​urde 1960 a​uch die Hammersteiner Kunstleder GmbH 100%ige Tochter v​on Schlieper &Laag i​n Hilden.[30]

Am 30. April 1959 erhielt Abteilungsleiter Fritz Lange, b​ei seinem Arbeitsjubiläum, d​as Bundesverdienstkreuz a​m Bande, w​eil er 50 Jahre b​ei der Firma Schlieper & Laag (Hilden) i​n der Neustraße 54 tätig war.[31]

Die Hildener Stückfärberei Schlieper & Laag ließ 1963 a​m Lehmkuhler Weg 1 i​n Hilden 21 n​eue Werkswohnungen bauen. Das Schlösschen musste weichen.[32]

Die Schlieper & Laag (Hilden) stellte a​m 22. April 1972 i​hren Betrieb a​uf Erdgas um. Jährlich sollten 11 Millionen Kubikmeter Erdgas entnommen werden.[33]

Anfang 1982 gehörte d​as Unternehmen z​um französischen Mischkonzern Chargeurs Réunis u​nd beschäftigte n​ur noch 140 Mitarbeiter. Die Verlagerung d​er Textilindustrie i​ns Ausland, d​ie Wirtschaftskrise u​nd die verschärfte Markt Konkurrenz t​raf auch d​ie Firma Hildener Stückfärberei Schlieper & Laag. Sie b​aute März 1982 Arbeitsplätze ab.[34]

Schließlich musste 1983 d​ie Firma Hildener Stückfärberei Schlieper & Laag liquidiert werden. Dadurch verloren 135 Mitarbeiter d​er Stückfärberei i​hren Arbeitsplatz.[35]

Der Förderverein Museum d​er Stadt Hilden erwarb a​lte Maschinen u​nd Werkzeuge d​er Firma Hildener Stückfärberei Schlieper & Laag.[36]

Verkauf, Räumung und Sanierung der Betriebsgelände in Hilden (1983 bis 1992)

Zur zügigen Sanierung e​iner Altlast u​nd späteren Ansiedlung n​euer Betriebe kaufte a​m 12. Dezember 1983 zuerst d​ie städtische Grundstücksgesellschaft Hilden mbH (GKA) d​as Werksgeländes d​er ehemaligen Hildener Stückfärberei auf. Sie verkaufte e​s am 18. September 1984 a​n das Land NRW, d​ie auf d​em Gelände d​en Bau e​ines Finanzamtes für d​ie Städte Hilden, Haan, Langenfeld (Rheinland) u​nd Monheim a​m Rhein errichten wollte. Der Boden w​ar jedoch m​it Chlorkohlenwasserstoffen s​o stark belastet, d​ass er zunächst aufwändig saniert werden musste.[37]

Hildener Stückfärberei Schlieper & Laag, Sprengung des Fabrikschornsteins

Im September 1984 wurde mit dem Abriss der Gebäude der Hildener Stückfärberei Schlieper & Laag begonnen.[38] Die Sprengung des Fabrikschornsteins erfolgte kurz danach am 13. Dezember 1984 und am 27. Dezember 1984 wurde die großen Halle gesprengt.[39]

Weil d​ie Bodenbelastung s​o hoch war, w​urde 1985 a​uf dem Gelände e​ine Grundwasser-Desorptionsanlage installiert. Sie sollte d​ie Belastung d​es Grundwassers a​n dieser Stelle v​on rund 1000 Mikrogramm chlorierter Kohlenwasserstoffe p​ro Liter a​uf erlaubte 25 Mikrogramm reduzieren.[40]

In d​er Zwischenzeit z​ogen daher d​ie Mitarbeiter d​es 1986 gegründeten Finanzamtes Hilden zunächst i​n provisorische Räume a​m Immermannhof i​n Düsseldorf ein. Die Sanierung dauerte d​ann 8 Jahre b​is schließlich d​as Finanzamt u​nd die Versicherung CiV (die spätere Pro-Activ) gebaut werden konnten.

Durch d​ie Schließung einiger großer Betriebe (u. a. Mannesmann, Bremshey, W. Bauermann & Söhne u​nd Schlieper & Laag,) verlor Hilden i​m Zeitraum 1978 b​is 1984 i​m Rahmen d​er sogenannten unfreiwilligen „Entindustrialisierung“ d​urch die Wirtschaftskrise s​owie der folgenden Öl- u​nd Stahlkrisen ca. 4500–5000 Arbeitsplätze.[41]

Finanzamt und Versicherungen (1992 bis heute)

Die ersten Baumaschinen rückten e​rst im Jahr 1992 a​n der Neustraße an. Die Steuerbeamten d​es Finanzamtes z​ogen im September 1995 i​n den Neubau ein.[42]

Der Talanx Konzern kaufte 1997 d​as Gelände d​er ehemaligen Stückfärberei Schlieper & Laag a​n der Hofstraße Ecke Neustraße, u​m ihren Hauptsitz d​er CiV-Versicherungs-AG, Partner d​er Citibank v​on Düsseldorf n​ach Hilden z​u verlegen. 1998 erfolgte d​ie Grundsteinlegung für e​in Verwaltungsgebäude d​er CiV-Versicherung. Danach w​ar die Proactiv Servicegesellschaft mbH u​nd die Targo Versicherungen u​nd heute d​ie HDI Versicherung a​m Proactiv Platz 1 tätig[43][44]

Commons: Schlieper & Laag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Definition Stückfärberei
  2. Bekleidung im Wandel der Zeit Folie 20
  3. Werner Berendt: Die Geschichte der Schlieper & Laag Betriebe (Hilden) (zugleich der Westdeutschen Textil A.G.) von ihren Anfängen bis zum Ende des Jahres 1957. Berichtet und dargestellt von Werner Berendt, ehemaliger Vorstand der Westdeutschen Textil A.G. und Geschäftsführer der Schlieper & Laag Betriebe, Eigenverlag: 1957.
  4. Finishing (textiles)
  5. Heinrich Laag: Verfahren zum Färben von Geweben auf dem Jigger (Breitfärbemaschine mit Geweberücklauf) Patent DE106342C 12. November 1897, Heinrich Laag & Cie in Düsseldorf
  6. Heinrich Laag: An Improved Process of Dyeing, Patent GB189729317 A 18981105
  7. Heinrich Laag: PROCESS OF DYEING, Patent US688742 19011210
  8. Vereins zur Wahrung der gemeinsamen Interessen der Färberei- und Druckerei – Industrie von Rheinland und Westfalen Verein Färber-Zeitung, Zeitschrift für Färberei, Zeugdruck und den gesamten Farbenverbrauch, Unter Mitwirkung von Heinrich Lange herausgegeben von Verlag von Julius Springer. Berlin
  9. Hofstraße 34 Stadtarchiv Hilden
  10. Ernst Niepmann Senior
  11. Charles Gillet
  12. Wolfgang Wennig: Geschichte der Hildener Industrie, Hilden 1974, S. 100, 124, 147.
  13. Mitteilungen über Textil-Industrie, Schweizer Fachschrift für die gesamte Textilindustrie, Heft 18, 1912, S. 350.
  14. Fusion der Firmen: Hildener Stückfärberei, Alexander Schlieper und Heinrich Laag mit Rückwirkung vom 1. Oktober 1911, Rheinisches Volksblatt, 11. September 1912.
  15. Textilindustrie (1914)
  16. Archiv Hilden: 6. September 1914, Am Dienstag wird gearbeitet
  17. Elberfelder Textilwerke
  18. Kurt Götze, C. Richard Merten: Praktische Kunstseidenfärberei in Strang und Stück, Springer Verlag 1933, S. 83, 142.
  19. Berliner Börsen-Zeitung Nr. 385, 19. August 1941.
  20. Carola Groppe: Der Geist des Unternehmertums; Eine Bildungs- und Sozialgeschichte, Die Seidenfabrikantenfamilie Colsman (1649–1840), Kapitel Peter Friedrich Colsman (1802–1833) 1827 Färberei Fritz Colsman, Langenberg besteht bis 1930; 1930 Fusion mit der Hildener Stückfärberei Schlieper & Laag,.Böhlau Verlag Köln 2004, Anhang S. 549.
  21. Karl Süvern, H Frederking : Die Künstliche Seide, Ihre Herstellung und Verwendung, Springer Verlag, Fünfte Auflage (2013) S. 564.
  22. Jean Boyeux: Procédé d’obtention de crin artificiel coloré ou non, Patent FR647178 vom 21. November 1928
  23. Historische Firmen in Vohwinkel
  24. Ein Stück Hildener Industriegeschichte, Zum goldenen Arbeitsjubiläum von Fabrikdirektor Jean Schopp, Hildener Stückfärberei, Der erste deutsche Seidenstückmeister, Rheinisches Volksblatt (Hildener Zeitung), 7. April 1937
  25. Heinrich Strangmeier: Hildener Jahrbuch 1945–1946, Verlag Peters, Hilden, S. 83.
  26. Gerd Müller: Stadtwerke Hilden, Gründung, Aufbau und Geschichte. Hilden 1984, S. 165.
  27. Hinrich Heyken: Historische Firmen in Wuppertal
  28. Firmenakte Schlieper & Laag GmbH (Vohwinkel), Wirtschaftsarchiv Köln
  29. Firmenakte Schlieper & Laag GmbH (Vohwinkel), Wirtschaftsarchiv Köln
  30. Firmenakte Schlieper & Laag GmbH (Vohwinkel), Wirtschaftsarchiv Köln
  31. Heinrich Strangmeier: Hildener Jahrbuch 1956–1959. Verlag Peters, Hilden, S. 83
  32. Schlösschen Hilden, ehemaliges Schlösschen am Lehmkuhler Weg
  33. Gerd Müller: Hildener Jahrbuch 1981 Stadtarchiv Hilden 1972, S. 230, 235.
  34. Gerd Müller: Hildener Jahrbuch 1985 Stadtarchiv Hilden, 31. März 1982, S. 358.
  35. Gerd Müller: Hildener Jahrbuch 1987 Stadtarchiv Hilden, 17. Februar 1983, S. 192.
  36. Gerd Müller: Hildener Jahrbuch 1987 Stadtarchiv Hilden, 19. April 1984, S. 235.
  37. Gerd Müller: Hildener Jahrbuch 1987 Stadtarchiv Hilden, 8. September 1984, S. 250, 252.
  38. Hildener Jahrbuch 1987 Stadtarchiv Hilden, September 1984.
  39. Hildener Jahrbuch 1987 Stadtarchiv Hilden, Hilden 1984, S. 192, 235, 250 (Bild), 262, 263 (Bild) 264, 272 (Bild).
  40. Hildener Jahrbuch 1987 Stadtarchiv Hilden, 20. Februar 1985, S. 272.
  41. Hilden geschichtliche Daten, Entindustrialisierung 1978 bis 1982
  42. Finanzamt: Färberei wird Finanzamt, Rheinische Post, 25. August 2011
  43. 50 Jahre Hildener Industrie-Verein, 50 Jahre Wirtschaftsgeschichte, 1955–2005 – Hildener Industrie-Verein eV
  44. Talanx Standorte

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