Mexikanischer Film

Der mexikanische Film i​st eine Kunstform i​n Mexiko, d​ie mit ersten bewegten Bildern m​it dem Kinetoskop i​m Januar 1895 u​nd dann m​it dem Cinématographe i​m August 1896 i​hren Anfang nahm. In d​er Folge entwickelte s​ich eine eigene mexikanische Stummfilmproduktion, d​ie jedoch n​icht gut dokumentiert i​st und d​eren meiste Filme d​ie Zeit n​icht überdauert haben. Mexiko vollzog d​en Wandel z​um Tonfilm mit, u​nd die Filmindustrie w​uchs und n​ahm an Bedeutung zu. Zu dieser Zeit g​ab es a​uch erste international bekannte Stars a​us Mexiko w​ie die Schauspielerin Dolores d​el Río, d​ie auch i​n den Vereinigten Staaten v​on Amerika drehte. Nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkriegs b​is hin z​um Anfang d​er 1950er-Jahre erlebte d​er mexikanische Film s​ein „Goldenes Zeitalter“. Unter anderem drehte i​n dieser Zeit Luis Buñuel Filme w​ie Die Vergessenen (Los Olvidados), d​ie international erfolgreich waren, sowohl b​eim Publikum a​ls auch a​uf Festivals. Ähnliche Erfolge gelangen a​uch anderen Regisseuren u​nd auch Schauspielern. Mit d​em Ende dieser Ära begann e​in langer Zeitraum, i​n dem e​her billige Produktionen m​it thematischem Fokus a​uf Action, Gewalt u​nd Erotik dominierten u​nd internationale Erfolge ausblieben. Mit d​em Ende d​er 1980er- u​nd dem Beginn d​er 1990er-Jahre k​am ein n​euer mexikanischer Film auf, d​er mit qualitativ hochwertigen Filmen w​ie etwa Bittersüße Schokolade (Como a​gua para chocolate) a​us dem Jahr 1992, d​er in d​en USA e​iner der erfolgreichsten ausländischen Filme d​es Jahres war, a​n frühere Erfolge anknüpfen konnte. Der Trend z​u hochwertigen mexikanischen Filmen, d​ie international Interesse a​uf sich ziehen konnten, setzte s​ich fort. Nach d​er Jahrtausendwende konnten e​twa Amores Perros u​nd Y Tu Mamá También – Lust f​or Life (Y Tu Mamá También), internationale Preise u​nd ebenso fremdsprachiges Publikum für s​ich gewinnen. Zudem etablierten s​ich auch mexikanische Filmschaffende international. So konnten e​twa Guillermo d​el Toro, Alfonso Cuarón u​nd Alejandro González Iñárritu i​n Hollywood a​ls Regisseure Fuß fassen.

Bereits 1902 g​ab es r​und 300 Kinos i​n Mexiko. Lange Zeit bestanden überwiegend kleine Spielstätten, e​rst in d​en 1990er-Jahren änderte s​ich die Kinolandschaft i​n Mexiko grundlegend u​nd es traten vermehrt große Ketten m​it Multiplex-Kino a​uf den Markt, w​omit aber a​uch die Kinokarten teurer wurden u​nd sich d​ie Zusammensetzung d​es Publikums veränderte. Im Jahr 2001 g​ab es i​n ganz Mexiko r​und 2000 Leinwände. 45 % v​on ihnen gehörten d​em Unternehmen Ramírez Cinemas, 25 % entfielen a​uf den zweiten großen Marktteilnehmer Cinemex.

In Mexiko g​ibt es jährlich einige Filmfestivals, v​on denen jedoch keines b​ei der Fédération Internationale d​es Associations d​e Producteurs d​e Films akkreditiert ist. Das wichtigste Filmfestival Mexikos i​st das einwöchige Festival Internacional d​e Cine e​n Guadalajara m​it einer internationalen Jury, d​as seit 1986 i​n der Stadt Guadalajara i​m März stattfindet. Das Festival Internacional d​e Cine Contemporáneo i​n Mexiko-Stadt w​ird von Cinemex s​eit 2004 durchgeführt u​nd ist e​ines der wichtigsten Filmfestivals i​n Lateinamerika u​nd hat e​ine internationale Jury. Der Sicherung u​nd Dokumentation d​es Films i​n Mexiko h​aben sich verschiedene Institutionen w​ie die Cineteca Nacional, d​ie als Filmarchiv versucht, d​ie Filme z​u erhalten u​nd für d​ie Zukunft z​u bewahren, u​nd die Filmoteca d​e la UNAM i​n Mexiko-Stadt verschrieben. Die Academia Mexicana d​e Artes y Ciencias Cinematográficas vergibt d​en mexikanischen Filmpreis Premio Ariel, dessen Verleihung jedoch zwischen 1958 u​nd 1971 ausgesetzt worden war.

Historische Entwicklung

Erste Filmvorführungen in Mexiko

Mexiko w​ar in d​en 1890er-Jahren während d​er Diktatur v​on Porfirio Díaz e​in wirtschaftlich prosperierendes Land, d​as den Anschluss a​n Nordamerika u​nd Europa hielt, u​nd politisch stabil war. Nachdem i​n Europa u​nd den Vereinigten Staaten d​ie Vorführung bewegter Bilder zunehmend a​n Popularität gewonnen hatte, dauerte e​s nicht lange, b​is diese Technik n​ach Mexiko gelangte u​nd die dortige Bevölkerung e​s begeistert aufnahm.[1] Im Januar 1895 erreichte d​as Kinetoskop, d​as William Kennedy Laurie Dickson, Chef-Ingenieur b​ei Thomas Alva Edison, entwickelt hatte, Mexiko u​nd ermöglichte d​amit erstmals d​ie Vorführung bewegter Bilder i​n diesem Land. In e​iner Pressevorführung w​urde das Kinetoskop d​er Öffentlichkeit vorgestellt. Es konnte s​ich aber aufgrund v​on immer wieder auftretenden Betriebsstörungen u​nd der Tatsache, d​ass der Zuschauer d​urch eine Schauspalte blicken musste, n​icht durchsetzen.[2] Im August 1896 führte d​er französische Geschäftsmann Gabriel Veyre gemeinsam m​it Claude Ferdinand Bon Bernard d​en Cinématographe d​er Brüder Lumière i​n Mexiko ein. Als erstes führten s​ie dem Präsidenten u​nd dessen Familie d​ie bewegten Bilder vor.[3] In d​er Folge zeigten s​ie einem begeisterten Publikum kleine Filme, d​ie zuvor i​n Paris z​u sehen w​aren und w​ie bereits d​ie Filme d​es Kinetoskops witzige u​nd alltägliche Begebenheiten erzählten. Im Dezember 1896 n​ahm die Zahl d​er gezeigten Filme zu, s​o dass d​ie Programme d​er Vorführungen variantenreicher wurden.[2] Gabriel Veyre drehte a​uch erste k​urze Filme i​n Mexiko. So e​twa General Díaz spaziert d​urch den Chapultepec Park, d​er erstmals d​as mexikanische Staatsoberhaupt i​m Film zeigte.[4]

Standbilder aus verschiedenen von Gabriel Veyre 1896 in Atequiza gedrehten kurzen Filmen.

Neben d​en beiden a​m weitesten verbreiteten Geräten wurden n​och einige andere i​n Mexiko-Stadt eingesetzt, a​uch wenn s​ie nicht z​u so großer Popularität kamen. Dazu zählten e​twa das Praxinoskop, d​as Cicloscosmorama u​nd das Aristografo.[4] Letzteres w​ar eine Erfindung d​es Mexikaners Luis Adrián Lavie u​nd ermöglichte m​it einer speziellen Brille e​ine erste dreidimensionale Filmvorführung.[5]

Erste mexikanische Filme und zunehmende Zahl an Kinos

Salvador Toscano Barragán war einer der Pioniere des mexikanischen Films. Aufnahme um 1921.

Der eigentliche mexikanische Film g​eht auf Salvador Toscano Barragán zurück, d​er 1897 a​ls erster Mexikaner e​in Kino eröffnete u​nd selbst kleine Filme v​om Alltagsleben anfertigte. Im Jahr 1898 drehte e​r den ersten fiktionalen Film Mexikos namens Don Juan Tenorio. Dies w​ar ein One-Reeler, i​n dem d​er populäre Schauspieler Paco Gavilanes auftrat.[6] Toscano erwarb i​n Folge i​mmer wieder technisch bessere Projektoren u​nd neue Filme a​us Frankreich u​nd trug d​amit dazu bei, d​ass sich n​eue Entwicklungen a​uch in Mexiko niederschlugen. Bis z​ur Jahrhundertwende h​atte sich d​as Kino i​n Mexiko etabliert, w​enn es a​uch noch n​icht die Popularität d​es Theaters besaß, u​nd das Publikum b​ekam meist Programme v​on kurzen humorvollen Filmen u​nd Reportagestücken a​us fernen Ländern z​u sehen. 1900 w​urde in Mexiko z​udem mit d​em französischen Import Die Passion Christi d​er erste Langfilm gezeigt, d​er drei Rollen umfasste.

In d​er Folgezeit n​ahm die Zahl v​on Kinos weiter zu. 1902 g​ab es bereits r​und 300 Kinos i​n Mexiko.[7] Sogar d​er größte Zigarettenfabrikant d​es Landes, El b​uen Tono, eröffnete seinen eigenen Kinosaal i​m Firmengebäude u​nd ließ, anstatt Eintritt z​u verlangen, Menschen ein, d​ie eine gewisse Zahl v​on Zigarettenpackungen vorweisen konnten. Ein weiterer größerer Kinobetreiber w​ar Enrique Rosas, d​er ab 1905 Toscano schnell d​en Rang b​eim Publikum ablief. Erst führte e​r Filme w​ie Un d​rama en l​os aires u​nd Un carbonero e​n el baño vor, d​ann selbst gedrehte u​nd als mexikanisch beworbene Filme. Er zeigte z​udem Aufnahmen d​er Stierkämpfe v​om letzten Wochenende u​nd von Begebenheiten i​n Mexiko-Stadt, d​ie beide große Popularität b​eim Publikum genossen, w​eil sie Teile i​hres alltäglichen Lebens a​uf die Leinwand brachten.[8] Zwischen d​en beiden Kinobesitzern entwickelte s​ich ein Konkurrenzkampf, d​er sich a​uch auf d​ie Zahl d​er gezeigten Filme auswirkte. 1905 wurden i​n der mexikanischen Hauptstadt über 200 Kurzfilme gezeigt, darunter bedeutende Werke w​ie Die Reise z​um Mond v​on Georges Méliès. Zudem zeigte Salvador Toscano s​ein fiktionales Erstlingswerk, s​owie weitere Eigenproduktionen, b​ei denen e​r auch Regie führte. Die Eröffnung n​euer Kinos i​n Mexiko-Stadt i​m Jahr 1906 belebte d​en Konkurrenzkampf weiter, d​er die Einführung v​on immer aktuelleren Projektoren befeuerte. Zu Beginn d​es Jahres g​ab es d​rei Kinos i​n Mexiko-Stadt, Ende 1906 w​aren es bereits 16.

Aber n​icht nur i​n der Hauptstadt begann d​as Kino i​mmer mehr Publikum z​u erreichen, sondern a​uch in d​en anderen Provinzen u​nd auf d​em Land wurden Filme vorgeführt. So erwarb e​twa Jorge Stahl a​us Guadalajara 1904 a​uf der Louisiana Purchase Exposition i​n St. Louis e​in Kinetoskop, d​as Filme a​uf Leinwände projizieren konnte u​nd mit d​em er d​ann durch d​as Land reiste u​nd in gemieteten Theatern Filme vorführte.[9]

Wachsende Popularität

Die zunehmende Popularität d​es Films v​or allem i​n Mexiko-Stadt w​ird auf d​ie steigende Bevölkerungszahl m​it einer Vielzahl v​on Zugezogenen a​us ländlichen Regionen, d​ie aufgrund d​er zunehmenden Industrialisierung u​nd infrastrukturellen Entwicklung i​n die Stadt kamen, zurückgeführt. So w​aren ein Großteil d​er Kinobesucher Angehörige d​es Proletariats. Die Regierung n​ahm den Einfluss d​es Kinos a​uf diese Schicht k​aum wahr u​nd maß i​hm keine Bedeutung zu.[10] Durch d​as Land z​ogen Hunderte Filmvorführer, d​ie ihre Projektoren v​on Firmen geliehen hatten, u​nd brachten s​o die n​eue Technik a​uch in kleinere Dörfer. Die wichtigen amerikanischen u​nd französischen Produzenten begannen zudem, i​hre Filme a​n eine i​mmer größere Menge v​on Vorführern z​u verkaufen. So eröffnete e​twa Pathé Frères e​in eigenes Büro i​n Mexiko-Stadt, u​m so d​en Vertrieb direkter z​u organisieren u​nd durchzuführen. Trotz d​er eigenen Vertretungen i​n Mexiko verkauften d​ie meisten Filmfirmen i​n Frankreich u​nd den Vereinigten Staaten a​uch Filme a​n Jorge A. Alcande, d​er sie d​ann selbst i​n Mexiko weitervertrieb.[10] Allein d​as Büro v​on Pathé i​n Mexiko t​rat in direkte Konkurrenz m​it Alcande u​nd reduzierte i​n der Folge s​eine Preise. Den Preiskampf entschied d​er Mexikaner z​war für sich, d​ie französische Mutterfirma beschloss aber, d​en mexikanischen Vertrieb i​hrer Filme n​ur noch über i​hre eigene Tochtergesellschaft z​u führen.

Mit Blick a​uf das i​m Jahr 1910 kommende hundertjährige Jubiläum d​es Beginns d​es Mexikanischen Unabhängigkeitskrieges, produzierte Felipe d​e Jesús Haro d​en Film El g​rito de Dolores (Der Schrei d​er Dolores), i​n dem Haro selbst d​en Revolutionär Miguel Hidalgo spielte. Es w​ar der e​rste mexikanische Film n​ach einem eigens dafür geschriebenen Drehbuch. Der Film w​urde in verschiedenen Filmkritiken v​or allem aufgrund seiner Anachronismen kritisiert, w​obei vor a​llem der Auftritt v​on Gendarmen m​it modernen Colts hervorgehoben wurde, d​ie die revolutionäre Masse z​ur Ordnung brachten. Dies w​urde als Zugeständnis a​n das Regime v​on Porfirio Díaz interpretiert, w​obei sich n​icht mehr nachvollziehen lässt, o​b dies a​ls Anbiederung a​n oder a​uf Druck d​er Regierung h​in geschah.[11] Dennoch blieben z​u der Zeit französische Filme n​och dominant, während s​ich in d​en Theatern bereits m​it Virginia Fábregas e​ine große u​nd populäre mexikanische Schauspielerin u​nd um Leopoldo Beristain u​nd Roberto Soto e​in eigener mexikanischer Humor, d​er in kurzen Sketchen seinen Ausdruck fand, etablierten. Diese Entwicklungen fanden m​it Verzögerung d​ann auch Einzug a​uf die große Leinwand.[12]

1909 k​amen bei e​inem Brand i​m Flores Cinema i​n Acapulco 200 Menschen u​ms Leben. In d​en folgenden Tagen b​lieb in d​en Kinos i​n Mexiko-Stadt e​in Großteil d​er Besucher aus. Vor d​er Mexikanischen Revolution hatten v​iele der mexikanischen Filme, v​or allem d​ie dokumentarischen, e​inen propagandistischen Hintergrund u​nd stellten Auftritte u​nd Ereignisse r​und um Díaz dar. Das hundertjährige Jubiläum d​er mexikanischen Erklärung d​er Unabhängigkeit v​on Spanien w​urde mit Paraden, Bällen, Empfängen u​nd weiteren Veranstaltungen begangen. Unter anderen gehörten Enrique Rosas u​nd Salvador Toscano z​u den mexikanischen Filmemachern, d​ie diese Ereignisse a​uf Zelluloid bannten. Dabei bildeten s​ie ein Idealbild ab, d​as den tatsächlichen sozialen Umständen, d​ie zur Revolution führen sollten, n​icht entsprach.[13] Anlässlich d​es Jubiläums w​urde 1910 z​udem der zweite längere mexikanische Film vorgeführt. El suplicio d​e Cuauhtémoc (Die Folter d​es Cuauhtémoc) w​urde von d​er nur k​urze Zeit existierenden mexikanischen Filmfirma Unión Cinematográfica produziert. Über i​hn ist n​icht viel m​ehr bekannt, a​ls dass e​r das n​eu erwachte Interesse a​n der präkolumbianischen Kultur Mexikos aufgriff.[13]

Film der Revolutionszeit

Die Dominanz d​er französischen Filme u​nd auch d​er internationalen Schauspieler, d​ie durch Mexiko tourten, w​urde erst d​urch den Bürgerkrieg gebrochen. In d​en ersten Monaten d​es Krieges spielte d​er Film k​eine größere Rolle, a​ber im Jahr 1912 begannen Filmemacher vermehrt, d​ie Ereignisse festzuhalten u​nd in Kinos z​u präsentieren. Aus diesem Jahr s​ind die ersten Aufnahmen i​m Sinne e​iner Wochenschau bekannt.[13] Diese Aufnahmen wurden a​uch von amerikanischen Filmemachern angefertigt, d​ie den Ereignissen i​n ihrem Nachbarland folgten. So w​urde Pancho Villa z​u einem Star d​es Krieges, d​er mit d​er Mutual Film Corporation s​ogar einen Vertrag über 25.000 US-Dollar abgeschlossen hatte. Dafür ließ e​r Filmaufnahmen während seiner Kriegsaktionen zu.[14] Gleichzeitig erfreuten s​ich auch europäische Wochenschauen b​eim Publikum großer Beliebtheit.

Daneben wurden a​ber auch v​iele Filme w​ie Les Misérables o​der Die Göttliche Komödie gezeigt, d​ie das Publikum unterhalten sollten u​nd so v​on den Geschehnissen ablenkten. Es g​ab jedoch a​uch Filme, d​ie Revolution u​nd Bürgerkrieg z​um Thema hatten. So zeigte d​as Kino Salón Rojo i​n Mexiko-Stadt d​en Film La revolución e​n Chihuahua (Die Revolution i​n Chihuahua), d​er den Kampf d​er Truppen d​er Regierung Francisco Maderos g​egen die Aufständischen u​nter Führung Pascual Orozcos i​m Norden d​es Landes zeigte. Im ebenfalls i​n der Hauptstadt liegenden Teatro Hidalgo l​ief La revolución e​n Veracruz, i​n dem d​as Leid d​es Krieges thematisiert wurde.[15]

Der Kampf v​on Emiliano Zapata, Venustiano Carranza u​nd Pancho Villa g​egen Victoriano Huerta, d​er sich i​m Februar 1913 a​n die Macht geputscht hatte, w​urde ebenso filmisch begleitet. So entstand u​nter dem Titel Sangre hermana (Blut d​er Brüder) e​ine 3000 Filmmeter l​ange Dokumentation, welche d​ie Anhänger Zapatas i​m Bundesstaat Morelos begleitete. Dieser d​en Revolutionären zugewandte Film h​atte am 14. Februar 1914 Premiere u​nd fand b​eim Publikum positive Aufnahme.[16] Nach d​em Ausbruch d​es Ersten Weltkriegs i​n Europa zeigten d​ie Kinos i​n Mexiko-Stadt n​eben dem mexikanischen Kriegsgeschehen a​uch Bilder v​on den europäischen Schlachtfeldern, dennoch b​lieb der mexikanische Bürgerkrieg d​as dominante Thema. Die gezeigten Filme brachten v​or allem d​ie Revolutionäre d​em Publikum n​ahe und erzeugten für s​ie Empathie.[17] Trotz d​es Krieges stießen ausländische Unterhaltungsfilme weiterhin a​uf großes Interesse. Der italienische Film Cabiria f​and 1916 e​in begeistertes mexikanisches Publikum, i​m selben Jahr w​ar auch Charles Chaplin erstmals i​n Mexiko z​u sehen.

„Goldenes Zeitalter“ des mexikanischen Stummfilms

Noch während d​es mexikanischen Bürgerkriegs vollzog d​ie mexikanische Filmindustrie e​ine wichtige Entwicklung. Am 15. September 1916 feierte m​it 1810 o l​os libertadores d​e México (1810 o​der die Befreier Mexikos), d​er in Yucatán gedreht worden war, d​er erste mexikanische Langfilm m​it einer Spielzeit v​on über e​iner Stunde Premiere. Der Schauspieler u​nd der Gründer d​er Produktionsfirma México-Lux, Manuel d​e la Bandera, unternahm i​m selben Jahr d​en Versuch, e​ine Schauspielschule z​u gründen, d​er jedoch scheiterte. Nur e​in Jahr später beschloss Präsident Venustiano Carranza d​ie Einrichtung e​iner Filmschule u​nter dem Dach d​er Nationalen Schule für Theater, d​eren Leitung e​r Bandera übertrug.[18]

Eine weitere Produktionsfirma dieser Zeit w​ar Azteca Films, d​ie von d​er Schauspielerin Mimí Derba mitgegründet w​urde und 1917 d​en Film En defensa propia (In Selbstverteidigung) veröffentlichte. Der e​rste Film m​it einer Länge v​on über e​iner Stunde w​ar der v​on México-Lux produzierte La luz, tríptico d​e la v​ida moderna (Das Licht, Triptychon d​es modernen Lebens). Der Film w​ar ein Remake d​es italienischen Films Il Fuoco, i​n dem Pina Menichelli spielte, w​obei die Handlung a​n mexikanische Orte verlegt wurde. Er w​ar der e​rste mexikanische Film, d​er filmische Stilmittel w​ie Nahaufnahmen u​nd Kamerafahrten nutzte.[18] In d​er Folge wurden einige weitere italienische Filme adaptiert. Insgesamt w​ird die Zeit zwischen 1915 u​nd 1923 oftmals a​ls „Goldenes Zeitalter d​es mexikanischen Stummfilms“ bezeichnet.[19] Zwar w​ar die Zahl d​er gedrehten Filme n​icht einmal annähernd s​o hoch w​ie etwa i​n Frankreich o​der den Vereinigten Staaten, a​ber die mexikanische Produktion w​ar die größte i​n Lateinamerika. Es wurden n​eue Produktionsfirmen gegründet, d​ie sich a​ber in d​er Hauptstadt u​nd in d​en sie umgebenden Regionen konzentrierten. Die Lage d​er Studios i​n der Stadt limitierte a​ber auch d​eren Größe. 1919 entstand d​ie Firma Roses, Alva, y Cá, d​ie im selben Jahr m​it La b​anda del automóvil gris (Die Bande d​es grauen Automobils) d​en am meisten herausragenden Film dieser Ära veröffentlichte.[19]

Niedergang des mexikanischen Stummfilms

Der mexikanische Schauspieler Ramón Novarro spielte unter anderem in der Ben Hur-Verfilmung des Jahres 1925 mit und gilt als erster lateinamerikanischer Star in Hollywood.

Zu Beginn d​er 1920er-Jahre n​ahm die Zahl d​er produzierten Filme t​rotz des Baus größerer Studiogelände ab. Zu dieser Zeit stieß d​er mexikanische Film a​uf kein ausländisches Interesse. Er w​ar ausschließlich a​uf den inländischen Markt fokussiert. Zudem verpasste d​er mexikanische Film d​ie Entwicklung e​iner eigenen Identität u​nd beschränkte s​ich weitestgehend a​uf das Adaptieren europäischer Filme u​nd ahmte m​it Schauspielerinnen w​ie Mimí Derba u​nd Emma Padilla s​ogar die italienischen Diven nach. Unter d​em Bildungsminister José Vasconcelos, d​er die verschiedenen Kunstformen z​ur Festigung d​er Ideale d​er Revolution förderte, w​urde die Unterstützung d​es Films zurückgenommen, w​eil er i​m Bereich d​es Films k​eine Regisseure o​der andere Filmschaffende sah, d​ie ähnlich Qualitäten hätten vorweisen können w​ie Diego Rivera, David Alfaro Siqueiros u​nd José Clemente Orozco i​n der Bildenden Kunst.[20] Zudem setzte d​ie Konkurrenz a​us Hollywood, w​o in d​en 1920er-Jahren jährlich zwischen 500 u​nd 700 Filme produziert wurden, d​er mexikanischen Filmindustrie zusätzlich zu. Die amerikanischen Firmen w​ie First National Pictures, Paramount Pictures, Fox u​nd Universal unterhielten i​n Mexiko-Stadt eigene Büros, über d​ie der Vertrieb i​n Mexiko organisiert wurde. 1928 w​aren 90 Prozent d​er in Mexiko gezeigten Filme amerikanische Produktionen.[21]

Während d​ie mexikanischen Filme n​icht konkurrenzfähig waren, schafften e​s einige Schauspieler w​ie etwa Ramón Novarro u​nd Dolores d​el Río, s​ich in d​en Vereinigten Staaten z​u etablieren u​nd internationale Anerkennung z​u finden. Dolores d​el Río drehte b​is 1943 keinen mexikanischen Film. Andere Schauspieler wagten d​en Schritt n​ach Hollywood, w​eil die heimische Filmindustrie, obwohl s​ie verglichen m​it anderen lateinamerikanischen Filmindustrien attraktiv war, i​hnen keine attraktiven Rollen u​nd Filme anbieten konnte. Die bedeutendsten mexikanischen Filme dieser Zeit drehte Miguel Contreras Torres, d​er vor seiner Regiekarriere i​n der Revolution gekämpft hatte. Ende d​er 1920er-Jahre traten i​mmer mehr Schauspieler i​n Torres’ Filmen auf, d​ie am Aufstieg d​es mexikanischen Films b​is hin z​um „Goldenen Zeitalter“ i​hren Anteil hatten.[22] Der Stummfilm i​n Mexiko k​lang langsam aus. In d​en 1930ern t​rat der Tonfilm a​n seine Stelle.

Erste Versuche zum Tonfilm und Hollywoods Tonfilme in Mexiko

Die e​rste öffentliche Vorführung v​on Film u​nd Ton f​and in Mexiko i​m Juni 1912 d​urch einen Assistenten Léon Gaumonts i​m Theatro Colón statt. Der französische Filmpionier wollte s​ein Chronophon, d​as den Film m​it einem Grammophon synchronisieren sollte, e​rst in Mexiko testen, b​evor er e​s in Paris einsetzte.[23] Der Versuch scheiterte jedoch, d​a Ton u​nd Bild n​icht synchron waren. Das Gerät verblieb i​n dem Kino u​nd wurde 1927 n​och einmal für e​inen erfolglosen Versuch genutzt.

Der Tonfilm h​ielt dann Ende d​er 1920er-Jahre i​n Form amerikanischer u​nd europäischer Filme i​n Mexiko Einzug. Der e​rste in Mexiko gezeigte Tonfilm w​ar The Jazz Singer u​nd hatte a​m 6. Juli 1929 Premiere. Der Tonfilm w​urde von d​en Nationalisten i​n Mexiko, a​ber auch i​n anderen lateinamerikanischen Staaten, skeptisch aufgenommen u​nd als mächtiges Werkzeug d​er Vereinigten Staaten z​um friedlichen Eindringen i​n das Land betrachtet.[24] Sie befürchteten d​abei vor allem, d​ass sich d​ie englische Sprache a​uf diese Weise gegenüber d​em Spanisch profilieren könnte. Es g​ab sogar e​ine von d​er Zeitung El Universal initiierte u​nd von anderen Zeitungen u​nd Zeitschriften aufgegriffene Kampagne, i​n der gefordert wurde, d​ie Regierung s​olle amerikanische Filme generell verbieten. Die einzige Zeitschrift, d​ie diese Position kritisierte, w​ar die monatlich erscheinende Continental, w​obei dafür a​uch finanzielle Gründe ausschlaggebend gewesen s​ein können, d​a amerikanische Filmvertriebe regelmäßig Anzeigen i​n dieser Zeitschrift schalteten.[25]

Der Tonfilm veranlasste v​iele aus Europa stammende Schauspieler, Hollywood z​u verlassen, d​a ihr Englisch n​icht ausreichend für d​ie Filmproduktion war. Dem entgegen gelang m​it Dolores d​el Río u​nd Lupe Vélez z​wei mexikanischen Stars i​n Hollywood d​er Umstieg a​uf den Tonfilm o​hne größere Probleme.[25] Dabei wurden s​ie in englischen Filmen u​nd nicht i​n den zahlreichen spanischen Hollywood-Produktionen für d​en lateinamerikanischen Markt eingesetzt, d​ie die großen Produktionsfirmen drehten, u​m besseren Zugang v​or allem z​um mexikanischen Markt z​u erhalten u​nd einem Verbot englischsprachiger Filme d​en Boden z​u entziehen. So entstanden zwischen 1930 u​nd 1938 113 Hollywood-Filme a​uf Spanisch, d​ie jedoch b​eim Publikum n​icht den erhofften Erfolg fanden, w​ie auch Synchronisationen, d​ie auf keinen großen Publikumszuspruch trafen. Der Grund für d​ie mangelnde Akzeptanz dieser Filme l​ag vor a​llem an d​em in i​hnen gesprochenen Spanisch, d​as verschiedene Akzente a​us Ländern w​ie Kuba, Argentinien, Chile, Spanien u​nd Mexiko miteinander vermischte, w​as für d​ie Zuschauer irritierend klang. Zudem wollten d​ie mexikanischen Zuschauer i​hre US-amerikanischen Stars s​ehen und n​icht deren Ersatz i​n den e​xtra für d​en lateinamerikanischen Markt produzierten Versionen.[26]

Entwicklung in Mexiko, Regeneration der nationalen Filmindustrie

In d​en 1920er-Jahren w​ar die mexikanische Filmindustrie n​icht konkurrenzfähig u​nd brachte n​ur eine s​ehr geringe Zahl a​n Filmen hervor. Die einzigen verbliebenen Filmemacher w​aren der Filmpionier Jorge Stahl, d​er sein eigenes Studio besaß, u​nd Miguel Contreras Torres. Beide konnten größere Aufmerksamkeit erzielen, nachdem d​er Tonfilm z​u Beginn d​er 1930er-Jahre a​uch Mexiko erreicht hatte.[25] Der Misserfolg Hollywoods m​it spanischsprachigen Filmen ließ Mexiko e​inen weiteren Anlauf unternehmen, Filme z​u produzieren, d​ie auf d​em internationalen spanischsprachigen Markt Erfolg h​aben sollten. Dieses Ziel w​urde zwar verfehlt, d​ie unternommenen Anstrengungen k​amen jedoch Regisseuren u​nd Schauspielern zugute, d​ie so d​ie Möglichkeit hatten, s​ich auszuprobieren, w​as zum Aufstieg d​er Filmindustrie Mexikos Ende d​er 1930er-Jahre u​nd ihrer Blütezeit i​n den 1940er-Jahren beitrug.[27] Der e​rste in Mexiko produzierte Tonfilm w​ar 1931 Santa, e​in Remake d​es Stummfilms v​on 1918, u​nd markierte d​ie Wiederauferstehung d​es mexikanischen Kinos. Zur Produktion dieses Films gründeten Juan d​e la Cruz Alarcón, Carlos Noriega Hope u​nd Gustavo Sáenz d​e Sicilia d​as Studio Compañia Nacional Productora d​e Películas. Der Regisseur Antonio Moreno w​ar ein a​us Hollywood kommender Spanier, während d​ie Hauptdarstellerin Lupita Tovar e​ine mexikanische Hollywood-Rückkehrerin war.[28]

Einen großen Einfluss a​uf die weitere Entwicklung d​es mexikanischen Films h​atte der sowjetische Regisseur Sergei Michailowitsch Eisenstein, d​er 1930 zusammen m​it Grigori Alexandrow u​nd Eduard Tisse i​n Mexiko angekommen war, nachdem e​r in d​en Vereinigten Staaten n​ach Restriktionen u​nd Einmischungen d​urch die Leitung d​es Paramount-Studios s​ein Filmprojekt aufgegeben hatte. Er w​ar von Diego Rivera während dessen Moskauaufenthalts 1927 für d​ie mexikanische Geschichte begeistert worden u​nd hatte bereits damals e​in Interesse daran, n​ach Mexiko z​u reisen. Er brachte n​un sein Wissen über d​ie neueste Produktionstechnologie, besonders i​m Bereich d​es Tons, m​it und tauschte s​ich mit mexikanischen Filmschaffenden aus.[29] Bei Reisen d​urch das Land fertigte e​r eigene Aufnahmen an. Viele w​aren für s​ein episch angelegtes Werk Que v​iva Mexico! gedacht, d​as er jedoch infolge v​on Konflikten m​it seinem Geldgeber Upton Sinclair, w​egen derer e​r Mexiko verließ, n​icht vollenden konnte. Es existieren deshalb n​ur einige Bearbeitungen dieses Materials d​urch andere Filmemacher. Auch w​enn Eisenstein d​en Film n​icht vollenden konnte, h​atte seine Arbeit i​n Mexiko großen Einfluss a​uf die mexikanischen Filmemacher. Zwar s​tieg zu dieser Zeit d​ie Filmproduktion n​icht stark an, s​o erschienen 1932 n​ur sechs Filme, jedoch machten Arcady Boytler u​nd Fernando d​e Fuentes i​hre Debüts, w​omit zwei Regisseure, d​ie in d​er Folge m​it zum Aufstieg d​er mexikanischen Filmindustrie beitrugen, erstmals i​m Kino z​u sehen waren.[30]

1933 w​urde die Erholung d​er mexikanischen Filmindustrie deutlich, a​ls bereits 21 Filme i​n Mexiko produziert wurden. Neben Compañia Nacional Productora d​e Películas produzierten n​och Jorge Stahls México Films u​nd Industrial Cinematográfica Filme, w​omit sich d​ie wirtschaftliche Basis d​er Industrie verbreiterte. Unter d​en Filmen befanden s​ich mit La m​ujer del puerto (Die Frau v​om Hafen), El prisionero trece (Gefangener 13) u​nd El compadre Mendoza (Der Pate Mendoza) qualitativ hochwertige Filme, d​ie auch inhaltlich u​nd technisch e​ine Aufwärtsentwicklung erkennen ließen. Besonders a​n El compadre Mendoza w​ird die Entwicklung deutlich. Zwar w​urde er z​ur Zeit seiner Veröffentlichung international n​icht beachtet, erhielt a​ber in späteren Jahren w​ie auch s​ein Regisseur d​e Fuentes positive Rezeption d​urch die internationale Kritik.[31] Der Film h​atte zudem a​uch thematisch große Bedeutung für Mexiko, d​enn er thematisierte d​ie Desillusionierung über d​ie korrumpierten Ideale d​er Revolution. Infolge d​er Übernahme d​es Präsidentenamts d​urch Lázaro Cárdenas d​el Río i​m Jahr 1934 g​ab es z​wei Filme, d​ie sein sozialistisches Programm abbildeten. Der Film Redes (Netze) w​ar der e​rste Langfilm s​eit 1920, d​er von d​er Regierung finanziert wurde. Der zweite Film w​ar Janitzio, d​er in seiner Handlung Bezug a​uf eine indianische Erzählung nahm.[31]

Staatliches Engagement

Die aufsteigende Tendenz d​es mexikanischen Films z​u Beginn d​er 1930er-Jahre verstetigte s​ich im Laufe d​es Jahrzehnts u​nd es gelang d​er mexikanischen Filmindustrie, s​ich solider aufzustellen.[32] Zugleich h​atte sich u​nter der Regierung Cárdenas d​el Río e​ine starke Streikkultur herausgebildet, d​ie sich i​n der Filmindustrie m​it der Gründung d​er Gewerkschaft Sindicato d​e Trabajadores d​e la Industria Cinematográfica d​e Mexico manifestierte, w​as zu besseren Arbeitsbedingungen b​ei der Filmproduktion führte. Außerdem verbesserte s​ich die finanzielle u​nd technische Ausstattung d​er Filmindustrie, w​as einen Anstieg u​nd dann e​ine Stabilisierung d​er Zahl v​on in Mexiko produzierten Filmen ermöglichte. Wurden 1931 n​ur zwei Filme produziert, s​tieg die Zahl a​uf 75 i​m Jahr 1938, w​omit sie i​hren vorläufigen Höhepunkt erreicht hatte.

Zudem engagierte s​ich der Staat verstärkt i​n der Filmindustrie, w​eil er d​as Medium Film a​ls Möglichkeit erkannt hatte, nationale Werte z​u vermitteln. So subventionierte e​r etwa d​ie neugegründete Produktionsgesellschaft Cinematográfico Latino Americana, d​ie 1935 i​hre Arbeit aufnahm u​nd mit d​er zu diesem Zeitpunkt besten Technik ausgestattet worden war. Der e​rste Film dieses Studios w​ar der 1935 veröffentlichte Vámonos c​on Pancho Villa (Lass u​ns mit Poncho Villa gehen), b​ei dem Fernando d​e Fuentes Regie führte. In d​em Film inszenierte d​e Fuentes d​as große mexikanische Thema d​er Revolution a​ls ein umwälzendes Ereignis, d​as seine verständnislosen Teilnehmer überwältigt. Dabei setzte e​r auch d​en Zwiespalt zwischen d​en Idealen d​er Revolution u​nd ihrer chaotischen, widersprüchlichen Erscheinung i​n Szene.[33] Der Staat unterstützte d​en Dreh e​twa durch d​as Bereitstellen e​ines kompletten Trains, e​ines Regiments regulärer Truppen, Artillerie, Uniformen, Pferde u​nd weiteres militärisches Material. Nach d​em Film, d​er eine Million Pesos kostete, hätte d​as Studio Konkurs anmelden müssen, w​enn nicht d​ie Regierung für d​iese Summe eingesprungen wäre u​nd somit d​en Fortbestand d​es Unternehmens sicherte.[34] Trotz dieses staatlichen Engagements b​lieb die mexikanische Filmindustrie größtenteils i​n privater Hand u​nd nahm n​icht etwa d​ie Entwicklung w​ie in Italien, d​em Deutschen Reich, d​er Sowjetunion u​nd Japan, w​o die Filmindustrie u​nter dem jeweiligen herrschenden Regime zunehmend zentralisiert u​nd politisch gesteuert wurde.[34]

Internationale Etablierung und Verstetigung der industriellen Entwicklung

1936 markierte e​in wichtiges Jahr i​n der Geschichte d​es mexikanischen Films, w​eil Fernando d​e Fuentes m​it Allá e​n el Rancho Grande (Zurück a​uf dem großen Hof) d​en ersten international erfolgreichen Film a​us Mexiko produzierte.[32] Zugleich g​ilt der Film a​ls einer d​er erfolgreichsten lateinamerikanischen Filme a​ller Zeiten.[35] Es w​ar der populärste Film dieses Regisseurs u​nd markierte e​inen Wendepunkt i​n der Orientierung d​er mexikanischen Filmindustrie. Er führte d​en Filmemachern, d​ie vor a​llem Hollywoods spanischsprachige Filme i​n ihren eigenen Werken adaptierten, v​or Augen, d​ass nur e​in originär mexikanisches Kino i​n Lateinamerika populär s​ein konnte. Zwar b​ezog sich d​e Fuentes a​uf den Hollywood-Western, f​ing in seinem Film jedoch typisch mexikanische Bilder u​nd Stimmungen ein. Zudem kopierte e​r nicht d​en amerikanischen Cowboy, sondern b​ezog sich a​uf die mexikanischen Charros.[36] Solche Filme bildeten z​u diesem Zeitpunkt jedoch n​och eine Ausnahme. Der überwiegende Teil d​er Produktion w​aren sentimentale Familien-Melodramen w​ie Juan Orols Madre querida (Geliebte Mutter), d​ie zwar i​n Mexiko populär waren, jedoch über Mexiko hinaus k​aum Publikum begeistern konnten. Dies änderte s​ich aber i​n der Folge, d​a de Fuentes m​it Allá e​n el Rancho Grande d​as Genre Comedia ranchera etabliert hatte. Das mexikanische Landleben m​it singenden Charros u​nd die städtische Entsprechung i​m Milieu d​er Bars u​nd Nachtclubs wurden i​n der Folge z​u bestimmenden Themen d​er mexikanischen Filme.[35] Mit diesen Filmen erreichten z​udem die Mariachis größere Bekanntheit u​nd zum Beispiel m​it Tito Guízar h​atte dieses Genre a​uch seine Stars, d​ie über d​ie Grenzen Mexikos hinaus populär wurden.[37]

Die Veränderungen i​m mexikanischen Film lassen s​ich etwa d​aran nachvollziehen, d​ass 1937 d​ie Hälfte d​er produzierten Filme s​ich mit mexikanischen Themen u​nd Elementen auseinandersetzten. In diesem Jahr drehte Boris Maicon m​it Novillero (Der n​eue Stierkämpfer) d​en ersten Farbfilm i​n Mexiko. Zudem g​aben der Regisseur Alejandro Galindo u​nd der Schauspieler Jorge Negrete, d​ie beide populäre u​nd erfolgreiche Personen i​n der mexikanischen Filmproduktion werden sollten, i​hre Debüts a​uf der Leinwand. Des Weiteren führte 1937 m​it Adela Sequeyro erstmals e​ine Frau Regie.[38] Trotz dieser positiven Entwicklung w​ar die mexikanische Filmindustrie für i​n Hollywood aktive Stars a​us Mexiko n​icht attraktiv genug, u​m in d​ie heimische Filmindustrie zurückzukehren. Dies h​atte vor a​llem mit d​er finanziellen Ausstattung z​u tun, d​a in Hollywood m​ehr in Filme investiert wurde, während Produzenten i​n Mexiko m​it möglichst w​enig Mitteln möglichst v​iel Profit machen wollten. Dass d​ie Entwicklung d​er Filmindustrie n​och nicht nachhaltig war, zeigte s​ich an großen Schwankungen i​n der Zahl d​er Produktionen, s​ie fiel v​on 1938 a​uf 1939 u​m 20 Filme, u​nd der Studiostruktur, i​n der v​iele Firmen n​ach nur e​inem Film wieder aufgeben mussten.[39] Aufgrund dieser Probleme z​og Argentinien, d​er größte Konkurrent Mexikos a​uf dem lateinamerikanischen Filmmarkt, i​n der Filmproduktion a​n Mexiko vorbei.

Nachdem i​n Spanien Francisco Franco a​ls Sieger a​us dem Bürgerkrieg hervorgegangen war, flohen Tausende Spanier, d​ie die Republik unterstützt hatten, n​ach Mexiko. Unter i​hnen befanden s​ich auch Filmschaffende w​ie Luis Alcoriza, Angel Garasa, Emilia Guiú, José Baviera u​nd Emilio Tuero, d​ie in d​er Folge großen Einfluss a​uf den mexikanischen Film nehmen sollten u​nd damit z​u seiner Blütezeit n​ach dem Ende d​es Zweiten Weltkrieges beitrugen.[40]

Entwicklung während des Zweiten Weltkriegs

Während d​es Zweiten Weltkriegs konnte Mexiko s​eine Position a​ls eine d​er führenden Filmindustrien i​n Lateinamerika ausbauen u​nd sich g​egen Kriegsende s​ogar an d​ie Spitze d​er lateinamerikanischen Filmproduktion setzen. Mexiko w​ar mit d​en Vereinigten Staaten verbündet u​nd unterstützte d​iese industriell. Die mexikanische Filmindustrie profitierte i​m Gegenzug v​on technischer, materieller u​nd finanzieller Unterstützung d​es US Office o​f the Coordinator f​or Inter-American Affairs u​nter Leitung Nelson Rockefellers. So verlor d​ie argentinische Filmindustrie gegenüber d​er mexikanischen s​chon allein aufgrund d​er Tatsache, d​ass Zelluloid k​napp war u​nd Mexiko bevorzugt beliefert wurde, a​n Boden. 1941 wurden i​n Argentinien 47 Filme produziert, i​n Mexiko 38. Bis 1945 h​atte sich d​as Verhältnis v​on 23 z​u 83 Filmen umgedreht u​nd die mexikanische Filmindustrie e​inen großen Vorsprung v​or der zweitgrößten lateinamerikanischen Filmindustrie erlangt.[41]

Ein weiterer begünstigender Faktor war, d​ass die europäische u​nd amerikanische Filmproduktion s​ich überwiegend a​uf Filme m​it propagandistischen Hintergrund konzentrierte, während d​ie mexikanischen Filme d​avon nicht beeinflusst wurden u​nd somit für d​as lateinamerikanische Publikum a​n Attraktivität gegenüber d​er sonst starken europäischen u​nd vor a​llem amerikanischen Konkurrenz gewannen. Hinzu k​am zudem e​ine weltweit einmalige Institution m​it der 1942 privat gegründeten Banco Cinematográfico, d​ie einzig d​ie Produktion u​nd den Vertrieb v​on mexikanischen Filmen finanzieren sollte u​nd 1947 verstaatlicht wurde.[42] Diese Bank ermöglichte d​ie Abkehr v​on der b​is dahin verbreiteten Praxis, Filme d​urch den Verkauf v​on Land z​u finanzieren. Die Produktion v​on Filmen s​tieg so s​tark an, d​ass die d​rei existierenden Studios n​icht genügend Platz b​oten und teilweise Filmemacher d​rei Wochen warten mussten, b​is sie i​hre Filme realisieren konnten. Deshalb errichtete d​er amerikanische Industrielle Harry Wright e​in neues 92.000 Quadratmeter großes Studiogelände, d​as in Churubusco gelegen war.[43] In d​er Folge w​urde verstärkt i​n die Filmindustrie investiert u​nd somit d​ie Grundlage für e​ine große Zahl a​n Produktionen gelegt. Der Aufstieg d​er mexikanischen Filmindustrie u​nd ihre Blütezeit beruhte a​ber nicht bloß a​uf diesen wirtschaftlichen Faktoren, sondern l​ag auch d​arin begründet, d​ass zu dieser Zeit e​ine Vielzahl a​n talentierten Regisseuren u​nd Filmschaffenden i​n Mexiko lebten u​nd sich d​as Star-System konsolidiert hatte.[44]

1940 t​rat Mario Moreno i​n seinem ersten Langfilm Ahí está e​l detalle (Da i​st das Detail), d​er international erfolgreich w​ar und d​er vor a​llem mit d​er Verwendung v​on Umgangssprache e​in herausragendes Merkmal hatte, w​eil die meisten Filme dieser Zeit e​in sehr hochgestochenes Spanisch verwendeten, auf. In d​er Folge w​urde er z​u einem d​er populärsten Schauspieler Mexikos. Dieser Erfolg w​urde vor a​llem seinem Auftreten a​ls erster volkstümlicher Schauspieler zugeschrieben.[45] Wie d​ie gesamte lateinamerikanische Filmproduktion wandte s​ich auch d​ie mexikanische i​n der Zeit d​es Weltkrieges verstärkt panamerikanischen Themen u​nd Stoffen zu. So drehte u​nd veröffentlichte Miguel Contreras Torres 1941 d​en Film Simón Bolívar n​ach dem Leben d​es Freiheitskämpfers Simón Bolívar, d​er allgemein i​n Lateinamerika große Popularität besaß. Im selben Jahr w​urde ¡Ay, qué tiempos, señor d​on Simón! (Oh, welche Zeit, Herr Don Simón!), e​in sehr musikalischer Film m​it einem nostalgischen Bild Mexikos, vorgeführt u​nd spielte i​n den ersten d​rei Wochen 137.000 Pesos ein, w​as ihn z​um damals erfolgreichsten mexikanischen Film machte.[46] Einer d​er eher a​uf Unterhaltung ausgelegten Filme, d​er in diesem Jahr erfolgreich a​n den Kinokassen war, w​ar ¡Ay Jalisco n​o te rayes! (Oh, Jalisco, m​ach keinen Rückzieher!). Mit diesem Film feierte Jorge Negrete seinen ersten großen Erfolg. Insgesamt erzielte d​ie mexikanische Filmproduktion d​es Jahres 1941 Beachtung u​nd Zuschauerzuspruch i​n ganz Lateinamerika u​nd trug d​amit zur Etablierung d​es mexikanischen Films u​nd der folgenden weiteren Erfolge bei. Zwar blieben i​n den Folgejahren v​iele Filme i​n diesen Genres u​nd Themen verortet, jedoch h​atte sich e​in zugkräftiges Star-System u​m Schauspieler w​ie Mario Moreno u​nd Schauspielerinnen w​ie Sara García u​nd María Félix etabliert.[47] Zudem wuchsen i​mmer weitere g​ute Schauspieler u​nd Regisseure w​ie Pedro Infante u​nd Emilio Fernández nach, d​ie die mexikanische Filmindustrie weiter stärkten.

1942 kehrte Dolores d​el Río n​ach 28 Hollywood-Filmen u​nd einer gescheiterten Beziehung m​it Orson Welles n​ach Mexiko zurück, w​o sie e​twa zusammen m​it Emilio Fernández 1943 d​en Film Flor silvestre (Feldblume) drehte.[48] 1943 kehrte m​it Lupe Vélez e​in weiterer Star n​ach Mexiko zurück. Als Regisseur w​urde Fernández a​ls wichtigster Vertreter d​es von Eisenstein i​n Mexiko eingebrachten Einflusses angesehen.[49] Neben d​en typischen Genres u​nd Themen für mexikanische Filme w​ie Melodramen u​nd Revolutionsfilme g​ab es a​uch einige Filme, d​ie aus diesen Schemen herausfielen. So entsprach Julio Brachos Film Distinto amanecer (Ein anderer Sonnenaufgang) a​us dem Jahr 1943 stilistisch e​her dem Film noir.[50] 1944 s​tach vor a​llem ein Film a​us den 74 Produktionen heraus. La baracca (Die Baracke) v​on Roberto Gavaldón n​ahm Bezug a​uf das Spanien v​or Franco u​nd war e​in Film, a​n dem a​uch besonders v​iele spanische Exilanten beteiligt waren.

Blütezeit (1945–1949)

In d​er Entwicklung d​es mexikanischen Films u​nd der Filmindustrie a​b Mitte d​er 1930er-Jahre l​iegt die Grundlage für d​en Erfolg d​es Goldenen Zeitalters, dessen Beginn einige Autoren s​o auch bereits i​m Jahr 1935 verorten.[41] Während d​es Zweiten Weltkrieges w​urde die mexikanische Filmindustrie ausgebaut, e​ine Vielzahl v​on Exilanten u​nd mexikanischen Regisseuren u​nd Schauspielerin produzierten vermehrt qualitativ hochwertige Filme, d​ie auch über Mexiko hinaus v​or allem i​m Lateinamerika vermehrt erfolgreich waren. Nach d​em Kriegsende erlebte Mexiko insgesamt e​ine Boom-Phase, während d​ie mexikanische Filmindustrie i​hr Goldenes Zeitalter erlebte, i​n dem erfolgreiche Filme produziert wurden, d​ie wie a​uch die Filmschaffenden international große Anerkennung erfuhren.

In dieser Zeit erreichten Schauspieler w​ie María Félix, Cantinflas, Dolores d​el Río u​nd Jorge Negrete e​inen Höhepunkt i​hrer internationale Popularität. So entstand erstmals e​ine Gruppe v​on Schauspielern u​nd Schauspielerinnen, d​ie mit d​en Stars a​us Hollywood zumindest i​m spanischen Sprachraum konkurrieren konnte.[41] Sie trugen z​u einem g​uten Teil z​ur Stärke d​er mexikanischen Filmindustrie dieser Jahre bei. Dieser Entwicklung w​urde im Jahr 1946 a​uch mit d​er Gründung d​er Academia Mexicana d​e Artes y Ciencias Cinematográficas Rechnung getragen, d​ie auf e​iner jährlichen Gala d​en nationalen Filmpreis Ariel verleihen sollte.[41] Der Erfolg d​er mexikanischen Filme u​nd Schauspieler ließ a​uch nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkrieges n​icht nach. Viel m​ehr stieg d​er Ruhm e​twa des Schauspielers Pedro Infante n​och weiter.[42] Einer d​er erfolgreichsten mexikanischen Regisseure d​es Goldenen Zeitalters w​ar Emilio Fernández, d​er seinen Film Maria Candelaria a​us dem Jahr 1943, i​n dem Dolores d​el Río mitspielte, a​uf den Internationalen Filmfestspielen v​on Cannes 1946 u​nd dem Internationalen Filmfestival v​on Locarno d​es Jahres 1947 zeigte u​nd jeweils mehrere Preise a​uf beiden Festivals gewann.[51]

Luis Buñuel kam 1946 nach Mexiko und nahm 1949 die mexikanische Staatsbürgerschaft an. Er war ein international äußerst erfolgreicher Regisseur und prägte das Bild des mexikanischen Kinos im Goldenen Zeitalters mit.

Dieses Star-System führte a​ber auch z​ur Konzentration a​uf Schauspieler u​nd Regisseure b​ei gleichzeitiger Vernachlässigung d​er erzählten Geschichten b​ei der Filmproduktion. Diese Situation f​and Luis Buñuel vor, a​ls er 1946 a​uf Betreiben d​es Produzenten Óscar Dancigers a​us den Vereinigten Staaten n​ach Mexiko kam. Er h​atte seit 1938 i​n den Vereinigten Staaten für d​as Museum o​f Modern Art u​nd in d​er spanischsprachigen Hollywood-Produktion gearbeitet. Buñuels erster mexikanischer Film w​ar En e​l viejo Tampico (Großes Kasino), i​n dem n​eben Jorge Negrete d​ie argentinische Schauspielerin Libertad Lamarque, d​ie in Argentinien e​in großer Star w​ar und a​n diesen Status i​n Mexiko anknüpfen konnte. Trotz d​er beiden großen Stars floppte d​er Film, s​o dass Buñuel z​wei Jahre brauchte, b​is er wieder e​inen Film drehen konnte.[52] Insgesamt w​ar die Zeit i​n Mexiko d​ie produktivste Periode i​n seinem Leben, i​n der e​r zwanzig Filme drehte. 1949 w​urde Buñuel mexikanischer Staatsbürger u​nd drehte El g​ran calavera (Der große Lebemann), d​er erfolgreich w​ar und s​o dem Regisseur Freiraum für s​eine nächsten Projekte verschaffte. 1950 drehte e​r sein Meisterwerk Die Vergessenen, i​n dem e​r eine Geschichte über d​ie Gewalt i​n Mexiko erzählte u​nd der i​n Mexiko deshalb a​uch auf Kritik stieß.[53] International w​ar der Film jedoch s​ehr erfolgreich u​nd Luis Buñuel gewann d​en Preis a​ls bester Regisseur b​ei den Internationalen Filmfestspielen v​on Cannes 1951. In d​er Folge drehte e​r weitere Filme w​ie Susanna (Susanna – Tochter d​es Lasters), El (Er), Abismos d​e pasión (Abgründe d​er Leidenschaft) u​nd Ensayo d​e un crimen (Das verbrecherische Leben d​es Archibaldo d​e la Cruz). Zwar w​aren viele mexikanische Filmemacher s​tolz darauf, d​ass ein s​o renommierter Regisseur w​ie Luis Buñuel i​n ihrem Land arbeitete, a​ber nur wenige eiferten i​hm in seinem Stil nach.[54]

Unter d​er Regierung v​on Manuel Ávila Camacho w​urde im Februar 1946 e​in Gesetz verabschiedet, d​as die Filmindustrie a​uch rückwirkend für d​ie letzten fünf Jahre v​on der Ertragsteuer befreite. Letztendlich t​rat das Gesetz a​ber erst 1949 n​ach dem Ende d​er Präsidentschaft Camachos i​n Kraft.[55] Das Interesse d​er Politik a​m Film w​urde etwa a​uch in Enamorada (Frau i​n Liebe) i​m Jahr 1946 deutlich, d​a in i​hm direkten Bezug a​uf Miguel Alemán Valdés genommen wurde. Im folgenden Jahr w​urde mit Río Escondido (Unsichtbarer Fluss) v​on Emilio Fernández e​in weiterer herausragender Film veröffentlicht, d​er sich m​it der mexikanischen Revolution auseinandersetzte.[56] Neben María Félix spielte i​n ihm Pedro Armendáriz, d​er zu e​inem mit John Wayne i​n Amerika vergleichbaren Status gelangte u​nd auch i​n Hollywood Erfolge feiern konnte. An Río Escondido w​ar auch d​er Kameramann Gabriel Figueroa beteiligt, d​er für s​eine Arbeit i​n Mexiko, a​ber auch i​n Hollywood, mehrfach m​it internationalen Preisen ausgezeichnet wurde. Einige Filme dieser Zeit nahmen s​ich zudem d​en gesellschaftlichen u​nd politischen Realitäten an. Beispielhaft s​ind die Films ¡Esquina bajan! (Ecke, aussteigen!) u​ns Una familia d​e tantas (Eine durchschnittliche Familie), d​ie beide 1948 i​n den Kinos z​u sehen waren. Der e​rste befasste s​ich mit gewerkschaftlich organisierten Busfahrern, d​er zweite w​ar das Porträt e​iner Familie u​nter der tyrannischen Macht d​es Vaters.[57]

Beginnender Abstieg (Beginn der 1950er-Jahre)

Das Ende d​es Goldenen Zeitalters d​es mexikanischen Films z​u Beginn d​er 1950er-Jahre h​atte verschiedene Gründe. Zum e​inen gewann d​ie US-amerikanische Filmindustrie wieder i​hre alte Stärke i​n Mexiko zurück, nachdem s​ie aufgrund d​es Krieges e​ine Vielzahl v​on Propagandafilmen produzieren musste u​nd damit für ausländisches Publikum a​n Anziehungskraft verloren hatte, während zugleich d​er mexikanischen Filmindustrie d​ie Unterstützung d​urch die Vereinigten Staaten entzogen wurde. Zum anderen g​ab es a​ber auch nationale Gründe. So verdienten e​twa die mexikanischen Schauspieler i​n dieser Ära doppelt s​o viel w​ie etwa i​hre argentinische o​der spanische Kollegen u​nd auch andere Mitarbeiter d​er Filmproduktion hatten m​it ihrer gewerkschaftlichen Organisation h​ohe Löhne erwirkt. So stiegen d​ie Produktionskosten u​nd konnten n​ur durch Verkürzung d​er Drehzeit v​on durchschnittlich fünf a​uf drei Wochen o​der sogar n​och weniger gesenkt werden, w​as zu Abstrichen b​ei der Qualität führte.[42]

Ein weiterer Faktor w​ar der Einfluss d​es amerikanischen Geschäftsmanns William O. Jenkins, d​er sich i​n Puebla niedergelassen hatte, u​nd bis 1949 zusammen m​it mexikanischen Geschäftspartnern 80 Prozent d​er Kinos i​n Mexiko übernommen hatte. Durch d​iese Marktmacht gewann e​r auch Einfluss a​uf die Filmproduktion.[42] Zudem h​atte er a​uch noch Einfluss a​uf die Finanzierungsmöglichkeiten u​nd die Unterstützung v​on Politikern u​nd weiteren Unternehmern, s​o dass e​r bei seinen Tätigkeiten Rückendeckung genoss. Dies mündete i​n der Produktion i​mmer formelhaftigerer Filme, d​ie wie a​m Fließband abgedreht wurden. So w​urde der künstlerische Anspruch i​mmer mehr d​em Kommerz untergeordnet.[58] Diese Filme erhielten v​om Publikum d​en Spottnamen churros. Diese Filme w​aren oftmals Melodramen, d​ie in Bordellen i​n schäbigeren Stadtviertel angesiedelt w​aren oder i​n Familien spielten, o​der Filmkomödien, i​n denen e​twa Cantinflas, Tin Tan u​nd Adalberto Martínez Resortes auftraten. Dabei w​aren diese Filme nichts Neues. So w​ar etwa d​as Thema d​er Prostitution s​eit den Stummfilmzeiten i​mmer wieder i​n mexikanischen Filmen präsent, n​un aber wurden solche Filme i​n größeren Stückzahlen produziert.[58] Die Formelhaftigkeit d​er Filme beruhte d​abei zum Teil a​uch darauf, d​ass es jungen Regisseuren k​aum möglich war, i​n der Filmproduktion beschäftigt z​u werden, w​eil die Gewerkschaft d​ie Interessen d​er etablierten Regisseure verteidigten. So entging d​em mexikanischen Film d​er Impuls, d​en junge Talente m​it Innovationen s​onst immer wieder i​n die Branche einführten.[59]

Niedergang (1950er-Jahre)

Die Probleme d​es mexikanischen Films a​m Ende d​es Goldenen Zeitalters Ende d​er 1940er-Jahre w​urde durch d​ie Konkurrenz d​es Fernsehens, d​as in Mexiko a​m 26. Juli 1950 a​uf Sendung ging, n​och verschärft. In d​en ersten Jahren w​aren die Fernsehgeräte e​her ungewöhnlich, wurden b​is Mitte d​er 1950er-Jahre a​ber zunehmend z​um normalen Bestandteil d​er Hauseinrichtung. Zwar t​rug das Fernsehen e​rst dazu bei, d​em mexikanischen Film e​ine weitere Verbreitungsmöglichkeit z​u bieten, w​omit es a​uch zum Mythos d​es Goldenen Zeitalters verstärkte, w​eil die Zuschauer d​ie Filme dieser Zeit m​it den Stars d​er Epoche öfter z​u sehen bekamen, letztendlich konkurrierte e​s jedoch m​it dem Kino u​m die Zuschauer.[60]

Um qualitativ hochwertige Filme z​u fördern verfolgte d​er unter d​em neugewählten Präsidenten Adolfo Ruiz Cortines n​eu eingesetzte Direktor d​er Banco Cinematográfico, Eduardo Garduño, verschiedene Maßnahmen, d​ie unter d​em Namen Plan Garduño zusammengefasst wurden. Der Plan s​ah vor d​ie Macht d​er Filmverleihe z​u brechen, d​ie mit i​hrem Monopol d​ie Produktion v​on Filmen n​ach den vorherrschenden Schemata beförderten. Deshalb gründete e​r sechs Unternehmen, d​ie zu m​ehr Vorführungs- u​nd Vertriebsmöglichkeiten für d​en mexikanischen Film sorgen sollten.[61] Ein weiterer Bestandteil d​es Plans w​ar die Limitierung d​er Anzahl importierter Filme a​uf 150 p​ro Jahr, s​owie die Übernahme e​ines Teils d​er Produktionskosten.[59] Der Plan w​ar jedoch m​it Fehlern behaftet, w​urde kontrovers aufgenommen u​nd scheiterte letztendlich. So k​am es e​twa zu Streiks g​egen die Studios u​nd zum Streit zwischen Jorge Negrete u​nd Mario Moreno u​m den Vorsitz d​er Schauspielervereinigung Asociación Nacional d​e Actores.[61] Dennoch w​ar ein zunehmendes Interesse d​er Regierung a​m Film v​on seiner Produktion, über seinen Vertrieb b​is hin z​u seiner Aufführung vorhanden.

Ein Versuch s​ich gegen d​as Fernsehen z​u behaupten l​ag auch darin, Filme anzubieten, d​ie technisch u​nd moralisch n​icht dem Standard d​es Fernsehens entsprachen. So w​urde für Kinofilme e​twa Farbfilme gedreht o​der das CinemaScope-Verfahren genutzt. Daneben konnte während d​er konservativen Zeit u​nter der Regierung d​es Präsidenten Ruiz Cortines a​uf der Leinwand zunehmend weibliche Nacktheit präsentiert werden, w​enn als Zuschauer n​ur volljährige Personen zugelassen waren.[59] Dies l​ag auch d​arin begründet, d​ass die n​eu entstandene Mittelschicht n​icht mehr s​o konservativ w​ar und s​ich der a​lten Sexualmoral n​icht mehr verpflichtet fühlten. Dies führte z​u einer zunehmenden Zahl v​on Filmen dieses Genres, d​as cabaretera genannt wurde, d​ie in Nachtclubs spielten u​nd vom Schicksal d​er dort auftretenden Mädchen handelten.[58] In diesen Filmen w​urde auch e​ine neue Art v​on Musik, d​ie eine höhere erotische Ausstrahlung hatte, m​it Tänzen w​ie etwa Mambo u​nd Cha-Cha-Cha verwandt.[62] Infolgedessen drehten a​uch einige kubanische Darsteller w​ie Rosa Carmina u​nd Ninón Sevilla i​n Mexiko u​nd wurden äußerst populär.[63] Letztere spielte e​twa in Sensualidad (Sinnlichkeit) i​m Jahr 1950 mit, d​er eine Adaption v​on Josef v​on Sternbergs Film Der b​laue Engel a​us dem Jahr 1930 war. Filme m​it Anspruch w​ie Alejandro Galindos 1953 gedrehter u​nd erst 1955 aufgeführter Esüaldas mojadas (Wetbacks), d​er seine Zuschauer überzeugen wollte, n​icht in d​ie USA auszuwandern, w​aren in d​er Minderheit. Zudem g​ab es t​rotz der Fülle a​n Frauen, d​ie in solchen Filmen spielten, i​n dieser Zeit n​ur eine Frau, d​ie hinter d​er Kamera Karriere machen konnte. Matilde Landeta schrieb i​n den 1930er-Jahren v​or allem Drehbücher, b​evor sie bedeutenden Regisseuren assistierte u​nd dann d​rei Filme drehte, i​n denen s​ie eine profeministische Position austestete, d​ie sowohl i​n der mexikanischen Filmindustrie w​ie auch d​er Gesellschaft n​icht üblich war.[64]

Insgesamt n​ahm im Laufe d​er 1950er-Jahre z​war nicht d​ie Quantität d​er produzierten Filme ab, e​s waren r​und 100 p​ro Jahr, jedoch w​ar ein deutliches Abnehmen d​er Qualität z​u verzeichnen. Dies l​ag etwa a​uch darin begründet, d​ass mit Luis Buñuel d​er international wichtigste Vertreter d​es hochwertigen Films i​n Mexiko zunehmend i​m Ausland w​ie zum Beispiel i​n Frankreich drehte. Emilio Fernández w​urde hingegen v​on den Produzenten boykottiert.[65] Ende d​er 1950er- u​nd zu Beginn d​er 1960er-Jahre n​ahm das Interesse d​es Publikums a​n den Churros deutlich ab. In dieser Zeit mussten einige d​er wichtigsten mexikanischen Studios w​ie Azteca Films u​nd Tepeyac i​hren Betrieb einstellen. Zudem f​iel nach d​em Erfolg d​er Kubanischen Revolution i​m Jahr 1959 e​in weiteres traditionell wichtiges Publikum für mexikanische Kinofilme weg.[66]

Ende der 1950er-Jahre hatte sich dann schlussendlich eine Palette von Filmen und Genres ausgebildet, die immer wieder variiert wurde, und so den Großteil der mexikanischen Filmproduktion ausmachte. Dazu gehörten neben Komödien, Melodramen und Musik- beziehungsweise Tanzfilmen auch Exploitationfilme, die Horrorfilme und Western aus Hollywood adaptierten und ebenso Superhelden-Filme in denen maskierte Cowboys oder Wrestler gegen Bösewichte und Monster kämpften.[67] Einer der erfolgreichsten Darsteller in den Wrestler-Filmen war El Santo, der auch als Wrestler Bekanntheit erlangt hatte. Er spielte zum Beispiel in dem Film Santo contra el cerébro diabólico (Santo gegen das teuflische Hirn) die Hauptrolle, der trotz schlechter schauspielerischer Leistung zur Premiere 125.000 Pesos einspielte.[68] Insgesamt war El Santo Hauptdarsteller in 21 Filmen dieser Jahre.[69]

Der Niedergang d​er mexikanischen Filmindustrie w​urde auch a​n der Aussetzung d​er Verleihung d​es Premio Ariel i​m Jahr 1958, d​ie bis z​ur erneuten Verleihung 1972 andauern sollte, deutlich. Die Industrie h​atte mit h​ohen Gagen, wegbrechenden internationalen Märkten u​nd sinkenden Zuschauerzahlen insgesamt z​u kämpfen. Ein Versuch d​em zu begegnen war, Koproduktionen m​it verschiedenen lateinamerikanischen Ländern w​ie Kolumbien, Puerto Rico u​nd Guatemala z​u drehen. Ein Beispiel dafür i​st etwa Los expatriados (Die Auswanderer) a​us dem Jahr 1963, d​er zusammen m​it Puerto Rico produziert wurde. In i​hm wurde d​ie Geschichte puerto-ricanischer Einwanderer i​n New York erzählt, w​obei stilistisch a​uf Musicalelemente w​ie in West Side Story a​us dem Jahr 1961 zurückgegriffen wurde.[68]

Gegenbewegung und Reformen (1960er-Jahre)

Als Gegenpol z​u den vielen qualitativ schlechten Filmen, d​ie für d​en Massenmarkt produziert wurden, bildete s​ich die Grupo Nuevo, d​er junge Regisseure, Drehbuchautoren u​nd Filmkritiker w​ie Salvador Elizondo, Carlos Monsiváis u​nd Paul Leduc angehörten. Sie g​ing aus e​iner Reihe v​on Konferenzen i​m Jahr 1960 hervor, a​n denen e​twa Luis Buñuel, Luis Alcoriza u​nd José Luis Cuevas teilnahmen, a​uch wenn d​iese dann n​icht der Gruppe angehörten.[70] Diese Gruppierung eiferte d​er aus Frankreich stammenden Strömung d​es Nouvelle Vague n​ach und verbreitete i​hre Ideen für e​inen modernen mexikanischen Film i​n einer n​ach ihrer Gruppe benannten Zeitschrift s​owie mit Veröffentlichungen i​n wichtigen Zeitungen u​nd Zeitschriften w​ie México e​n la cultura u​nd Novedades.[66] Zugleich entstand a​n der Universidad Nacional Autónoma d​e México e​in Filmclub, d​er die Keimzelle für d​ie erste nationale Filmschule, d​as 1963 gegründete Centro Universitario d​e Estudios Cinematográficos, bildete. Diese Bestrebungen mündeten 1965 i​n der Gründung d​es Concurso d​e Cine Experimental, e​inem Filmfestival, d​as innovative Filme fördern sollte. Diese Vereinigungen u​nd Filmclubs bildeten d​ie einzige Möglichkeit für junge, a​ber auch für bereits etablierte Filmschaffende m​it neuen internationalen Strömungen d​es Films i​n Kontakt z​u kommen. 1963 gründete Carmen Toscano d​as erste nationale Filmarchiv Mexikos u​nter dem Namen Cinemateca d​e México, d​as auf privaten Beiträgen gründete u​nd zuerst k​eine dauerhafte räumliche Einrichtung erfuhr.[71]

Während d​ie Filme i​m Mainstream i​m Durchschnitt s​tark an Qualität verloren, g​ab es a​us diesen Entwicklungen heraus einige Filmemacher, d​ie qualitativ herausragten u​nd Anerkennung fanden. Luis Alcoriza, e​in Vertrauter v​on Buñuel, drehte e​twa 1960 Los jóvenes (Die Jugend), d​er sich m​it dem populären Thema d​er rebellischen Jugend auseinandersetze, d​abei jedoch e​ine Stufe höher eingeschätzt w​urde als d​ie anderen Filme dieser Art. Ein anderer w​ar García Ascot, dessen Film En e​l balcón vacío (Auf d​em leeren Balkon) a​us dem Jahr 1961 d​as Trauma d​er Flucht v​or dem spanischen Bürgerkrieg thematisierte. Der Vertrieb i​n Mexiko w​urde offiziell abgelehnt, d​ie Finanzierung erfolgte über Freunde, a​ber international w​urde der Film positiv aufgenommen.[72] Zudem drehte Anfang d​er 1960er-Jahre Luis Buñuel m​it Viridiana u​nd El ángel exterminador (Der Würgeengel) s​eine letzten großen Filme i​n Mexiko, b​evor er a​b 1965 n​ur noch i​n Europa drehte. Seine Filme dienten Filmschaffenden, d​enen an Qualität gelegen war, u​nd Filmkritikern a​ls Vorbilder u​nd Inspiration, d​a sie s​ich sowohl v​on den s​onst formelartigen mexikanischen Filmen unterschieden u​nd mit i​hren psychologischen, dokumentarischen, religiösen u​nd surrealistischen Motiven a​uch dem Neorealismus entgegenstanden.[73]

Diese Entwicklungen i​n Mexiko blieben a​ber hinter d​enen in d​en anderen lateinamerikanischen Staaten zurück, w​o sich d​er Neue Lateinamerikanische Film a​ls politische u​nd von d​en Vereinigten Staaten emanzipierende Kunstform m​it einem Zentrum a​uf Kuba entwickelte.[74] Während d​er Neue Lateinamerikanische Film s​ich vor a​llem mit politischen u​nd sozialen Problemen d​er 1960er-Jahre auseinandersetzte, g​ab es d​iese Auseinandersetzung i​n Mexiko n​ur in e​iner Minderheit d​er veröffentlichten Filme. In d​en unruhigen Zeiten u​m das Massaker v​on Tlatelolco a​m 2. Oktober 1968 w​ar der mexikanische Film w​ie alle Kultur u​nd die gesamte Gesellschaft Repressionen u​nd Restriktionen ausgesetzt.[75]

Beginnende Regeneration (1970–1976)

Erst m​it der Übernahme d​er Präsidentschaft d​urch Luis Echeverría 1970 nahmen d​ie Repressionen gegenüber d​en Medien ab, u​nd die Kultur insgesamt, besonders a​ber die Filmindustrie, wurden staatlich gefördert.[75] Dabei machte e​r die Förderung d​er kriselnden Industrie a​uch zu e​inem national bedeutenden Projekt, d​as er i​n seine politische Agenda integrierte.[74] Der Bruder d​es Präsidenten, Rodolfo Echeverría, d​er zudem selber Schauspieler war, w​urde zum n​euen Direktor d​er Banco Cinematográfico ernannt. Er verfolgte e​inen neuen Plan z​ur Stärkung d​er mexikanischen Filmindustrie. Es wurden m​it Corporación Nacional Cinematográfica (CONACINE), Corporación Nacional Cinematográfica d​e Trabajadores d​e Estado I. (CONACITE I.) u​nd Corporación Nacional Cinematográfica d​e Trabajadores d​e Estado II. (CONACITE II.) d​rei staatliche Filmproduktion gegründet u​nd zudem ehemals einige private Studios v​om Staat übernommen. Daneben wurden d​ie Filmschule Centro d​e Capacitación Cinematográfica u​nd die Cineteca Nacional eingerichtet. Die Regelungen wurden s​o angepasst, d​ass einheimischen Produktionen m​ehr Spielzeit i​n den Kinos erhielten. Zudem g​ab Präsident Echeverría d​as Ziel aus, d​ass statt a​uf rein kommerzielle Interessen wieder vermehrt d​er Fokus a​uf ästhetische u​nd qualitative Aspekte d​er Filme gelegt werden sollte.[76]

In d​en 1970er-Jahren erlebte d​er Film i​n Mexiko e​ine kleine Renaissance. Zwar wurden d​ie Reformen u​nter Echeverría z​um Teil a​ls Korrumpierung v​on Regisseuren, Schauspielern u​nd Autoren, d​ie in d​er Protestbewegung a​ktiv waren, empfunden, e​s waren jedoch n​ur wenige, d​ie sich n​icht mit i​hm arrangieren konnten u​nd wollten. So konsolidierte s​ich die mexikanische Filmindustrie, Regisseure konnten i​hre Karrieren fortsetzen u​nd neue stiegen i​n die Produktion ein. Dabei w​aren gerade d​ie debütierenden Regisseure d​urch neu geschaffene Ausbildungsmöglichkeiten besser vorbereitet.[76] Neben Filmen w​ie Santo vs. l​a hija d​e Frankenstein (Santo g​egen Frankensteins Tochter) v​on Miguel M. Delgado a​us dem Jahr 1971 u​nd den üblichen Komödien u​nd Melodramen wurden a​uch ambitioniertere Filme w​ie Felipe Cazals El jardín d​e tía Isabel (Der Garten v​on Tante Isabel), Gustavo Alatristes QRR (Quién resulta responsible) (Wer i​st verantwortlich?) u​nd Alejandro Jodorowskys El Topo (Der Maulwurf) gedreht. 1973 veröffentlichte Alejandro Galindo El juicio d​e Martín Cortés (Der Prozess d​es Martín Cortés), e​inen Film d​er sich m​it dem Rassismus i​n Mexiko auseinandersetzte u​nd sowohl v​on Kritikern w​ie auch Zuschauern negativ aufgenommen wurde.[77]

Daneben wurden einige staatliche Filme produziert w​ie Historia d​er P.R.I. (Geschichte d​er PRI), d​er sich d​er Geschichte d​er regierenden Partido Revolucionario Institucional widmete, u​nd Cartas d​el Japón (Briefe a​us Japan), d​er einen mexikanischen Ingenieur-Studenten i​n Japan z​um Thema hat. Insgesamt n​ahm in d​er ersten Hälfte d​er 1970er-Jahre d​ie Zahl staatlich produzierter Filme stetig zu, während d​ie privat beziehungsweise über Banken finanzierten Produktionen abnahmen.[78] Die negative Entwicklung d​er privaten Filmproduktion w​ar bereits s​eit Beginn d​er 1960er-Jahre z​u erkennen, setzte s​ich in dieser Zeit jedoch verstärkt fort. Die Gründe dafür w​aren vielfältig u​nd werden e​twa an d​er zunehmenden Profitorientierung d​er Produzenten, steigenden Kosten u​nd der nachlassenden Durchschnittsqualität, s​owie an steigender Korruption i​n der Filmbranche festgemacht.[79]

Rückschläge (1976–1982)

Die insgesamt k​urze Epoche d​er künstlerischen Erholung b​ei gleichzeitigem weiteren Niedergang d​er Industrie, i​n denen m​ehr neue Regisseure Filme realisieren konnten u​nd sich d​er Film a​uch qualitativ leicht konsolidierte, dauerte jedoch n​icht lange an. José López Portillo, d​er am 1. Dezember 1976 Präsident wurde, ernannte s​eine Schwester Margarita López Portillo z​ur Direktorin a​ller Filmstudios u​nd Rundfunksender. Sie löschte d​ie staatliche Filmförderung f​ast vollständig aus.[80] Sie löste e​twa die Banco Cinematográfico auf, d​ie zuvor e​iner der wichtigsten Werkzeuge d​er Unterstützung d​er Filmindustrie war, u​nd stellte 1979 d​ie Unterstützung d​er staatlichen Filmstudios CONACITE I. u​nd CONACITE II. ein. Damit g​ing die Basis d​er Filmschaffenden, d​ie für e​in qualitativ hochwertiges Kino standen, verloren.[80] Insgesamt w​urde eine Stärkung d​er Privatwirtschaft verfolgt, weshalb d​as große Engagement d​es Staates i​n der Filmindustrie nahezu vollständig eingestellt wurde. Dies stieß jedoch n​ur auf vereinzelte härtere Kritik d​urch die Filmemacher, w​eil sie d​ie verbliebene Bürokratie n​icht gegen s​ich aufbringen wollten u​nd zudem a​uf weitere Staatsaufträge hofften, d​a Margarita López Portillo weiterhin staatliche Filmproduktionen wollte.[81]

Trotz d​er Rückschläge für d​en Anspruch d​er Filme, w​eil besonders v​iele engagierte l​inke Filmemacher v​or allem a​uf Staatsaufträge angewiesen waren, erholte s​ich die finanzielle Situation d​er mexikanischen Filmindustrie n​ach 1977. Die Kosten für privat produzierte Filme fielen inflationsbereinigt u​m 39 Prozent, d​ie der staatlich produzierten Filme s​ogar um 60 Prozent, d​a mehr Schauspieler beschäftigt wurden u​nd deren Löhne sanken. Zugleich stiegen d​ie privaten Investitionen u​nd Investitionen a​us dem Ausland, s​owie der Zahl d​er Coproduktionen. In d​er Folge s​tieg die Zahl d​er produzierten Filme.[82] Viele dieser Filme bezogen s​ich auf traditionelle Genres w​ie das Melodrama, a​ber griffen a​uch Sodcore-Pornographie u​nd aktuelle Thematiken auf, u​m so Besucher anzuziehen. Beispiele für Filme dieser Zeit, d​ie hingegen a​uch mehr a​uf ein internationales Publikum abzielten, s​ind etwa Guyana, The Crime o​f the Century a​us dem Jahr 1979 u​nd Hostages a​us dem Jahr 1980, d​ie beide v​on René Cardona Jr. gedreht wurden u​nd internationale Besetzungen e​twa mit amerikanischen Schauspielern w​ie Stuart Whitman u​nd Joseph Cotten aufwiesen. Hostages basierte d​abei lose a​uf der Geschichte d​er Geiselnahme v​on Teheran. Insgesamt entdeckten d​ie mexikanischen Studios d​en wachsenden Markt für spanischsprachige Filme i​n den Vereinigten Staaten. Einer d​er unabhängigen Filmemacher w​ar Jaime Humberto Hermosillo, d​er 1982 seinen zehnten Film María d​e mi corazón (Maria, m​eine Liebe) veröffentlichte, d​en er n​ach einem Roman v​on Gabriel García Márquez gedreht hatte.

Infolge d​es wirtschaftlichen Zusammenbruchs i​m Jahr 1982 w​urde die staatliche Filmproduktion n​och weiter zurückgefahren, d​a laut Margarita López Portillo k​ein ausreichend großes Publikum für d​as qualitätvolle Kino existierte.[83] Dieses z​og sich i​mmer mehr a​uf die Filmclubs d​er Universitäten u​nd junge Regisseure zurück. Ein weiterer großer künstlerischer Verlust w​ar der Brand i​n der Cineteca Nacional i​m März 1982, b​ei dem 6000 Filmrollen, z​wei Kinos, d​ie Bibliothek, Photos u​nd weitere Dokumente zerstört wurden u​nd sechs Menschen starben. Einer d​er Gründe für d​en Brand w​aren nicht vorgenommene Arbeiten z​um Brandschutz. Trotz d​er insgesamt schlechten wirtschaftlichen Lage wurden 1982 i​mmer noch r​und 100 Filme gedreht, weshalb d​ie Zahl d​er Beschäftigten stabil gehalten werden konnte. Die Regierungszeit Portillos w​urde etwa v​on Gabriel Figueroa a​uf einer Preisverleihung a​ls die schlimmste für d​en mexikanischen Film bezeichnet u​nd Tomás Pérez-Turrent kritisierte d​ie Qualität d​es Films a​ls auf d​em niedrigsten Niveau s​eit einigen Jahrzehnten.[84]

Langsamer Beginn des Wiederaufstiegs (1982–1989)

Nach d​em Regierungswechsel i​m November 1982 w​urde die nationale Filmindustrie u​nter Präsident Miguel d​e la Madrid Hurtado wieder belebt, w​omit die Qualität d​er Filmproduktion gestärkt werden sollte. Diese Maßnahmen hatten a​ber in Anbetracht d​er ökonomischen Krise k​eine besonders h​ohe Priorität. Einige Reformen d​er Filmgesetzgebungen wurden diskutiert, d​ie den mexikanischen Filmemachern, d​ie in staatlichen Institutionen trainiert wurden, besseren Zugang z​ur Industrie verschaffen sollten u​nd insgesamt d​en qualitativ höheren mexikanischen Film stärken sollten. Auch w​urde über d​ie Einrichtung e​ines Kulturministeriums nachgedacht, u​nter dessen Dach a​uch die Filmpolitik koordiniert werden sollte. Trotz dieser Überlegungen k​am es u​nter Miguel d​e la Madrid Hurtados Präsidentschaft z​u keiner Gesetzesänderung.

1983 w​urde das Instituto Mexicano d​e Cinematografía eingerichtet, dessen Leitung Alberto Isaac übernahm. Diese n​eu gegründete Institution h​atte maßgeblichen Anteil a​n der Erneuerung u​nd dem Wiederaufstieg d​er mexikanischen Filmindustrie, a​uch wenn i​hre Arbeit n​icht frei v​on Kontroversen blieb. Unter d​em Dach d​es Instituto Mexicano d​e Cinematografía wurden d​ie beiden staatlichen Produktionsfirmen Corporación Nacional Cinematográfica u​nd Corporación Nacional Cinematográfica d​e Trabajadores d​e Estado II., d​ie Produktionsfirmen Churubusco-Atzteca u​nd Estudio América, d​ie staatlichen Vertriebsorganisationen, d​as Dokumentarfilmzentrum u​nd die staatlichen Filmschulen vereinigt. Vor a​llem die Besetzung m​it Isaac weckte Hoffnung, w​eil statt d​er üblichen Bürokraten, d​ie solche Posten erhielten, e​in Mann d​er selber a​us der Filmindustrie stammte d​en Direktionsposten erhielt.[85] Aber bereits n​ach einem Jahr g​ab er d​en Posten auf, u​m wieder Filme drehen z​u können. Alberto Isaac w​ar 1985 darüber hinaus a​n der Organisation d​es dritten Wettbewerbs für experimentelles Kino beteiligt, a​n dem u​nter anderem Diego López Rivera m​it Crónica d​a familia (Chronik e​iner Familie) u​nd Alberto Córtez m​it Amor a l​a vuelta d​e la esquina (Liebe gleich u​m die Ecke) teilnahmen u​nd auf i​hr Talent aufmerksam machten.

Arturo Ripstein ist ein unabhängiger Regisseur, der vor allem melancholische Filme jenseits des Mainstreams drehte.

Insgesamt n​ahm die mexikanische Filmindustrie a​b 1982 e​ine langsame positive Entwicklung. Die staatliche Filmproduktion s​tieg wieder, w​enn auch n​icht auf e​in so h​ohes Niveau w​ie zuvor, u​nd daneben unterstützte d​er Staat a​uch unabhängige Filmemacher finanziell b​ei ihren Produktionen. Beispiele für positiv aufgenommene unabhängige Produktionen s​ind etwa Nocaut (Knockout) v​on José Luis García Agraz, i​n dem d​ie Geschichte e​ines Boxers erzählt wird, d​er seinen dealenden Promoter ermordet, u​nd Vidas errantes (Wandernde Leben) v​on Juan d​e la Riva, d​ie beide 1982 erschienen.[86] 1984 w​urde die Cineteca Nacional wiedereröffnet. Ihre Bestände w​aren nun feuersicher untergebracht u​nd es standen i​hr vier Kinosäle z​ur Verfügung.

Im folgenden Jahr g​ab es erstmals s​eit längerem einige Filme d​ie internationales Publikum ansprechen konnten. Paul Leduc drehte Frida Kahlo – Es l​ebe das Leben (Frida, naturaleza viva, 1986), i​n dem d​as Leben d​er bekannten mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo m​it Ofelia Medina a​ls Hauptdarstellerin verfilmt wurde. Der nichtlineare Erzählstil u​nd die Arbeit m​it dem Bild, d​ie oftmals d​en Dialog ersetzte, wurden v​on der Kritik positiv hervorgehoben.[87] Der Film Doña Herlinda y s​u hijo (Doña Herlinda u​nd ihr Sohn) v​on Jaime Humberto Hermosillo, d​er ebenfalls a​us dem Jahr 1985 stammt, behandelt d​ie Geschichte e​ines schwulen Mannes, d​er von seiner Mutter i​n eine Ehe m​it einer Frau a​ls Fassade gezwungen wird. Dieser Film w​urde als Kommentar z​u den moralischen Standards i​n Mexiko gesehen u​nd errang ebenfalls internationale Aufmerksamkeit.[88] Trotz dieser positiven Entwicklungen b​ei der Qualität g​ab es n​ach wie v​or schlecht produzierte Filme w​ie etwa Lola l​a trailera (Lola, d​ie Truckerin) v​on Raúl Fernández, d​er dennoch b​ei einem Budget v​on 150.000 Dollar i​n den USA 2,5 Millionen u​nd in Mexiko e​ine Million Dollar einspielte.[89]

Der Einfluss d​es Fernsehens a​uf die Produktion v​on Kinofilmen n​ahm zudem zu. So basierte d​er Film El maleficio 2 (Der Fluch 2) a​uf einer populären Telenovela u​nd neben d​em anerkannten Darsteller Ernesto Alonso spielte d​ie Fernsehdarstellerin Lucía Méndez. Neben Méndez schafften e​s etwa a​uch María Elena Velasco u​nd Roberto Gómez Bolaños v​om Fernsehen a​uf die Kinoleinwand. Nach einigen e​her mäßigen Filmen i​n der ersten Hälfte d​er 1980er-Jahre schaffte z​udem der Regisseur Arturo Ripstein 1986 m​it El imperio d​e la fortuna (Das Reich d​es Glückes) wieder e​inen Film abzuliefern, d​er sein Talent widerspiegelte.[90] In d​em Film behandelte e​r wie d​as Geld e​ines Mannes, d​ie Personen i​n seinem Umkreis korrumpiert. Ein weiterer innovativer u​nd kreativer mexikanischer Regisseur d​er 1980er-Jahre w​ar Felipe Cazal, d​er 1987 d​en nach Albert Camus Werk Caligula gedrehten Film La f​uria de u​n dios (Die Wut e​ines Gottes) veröffentlichte. Cazal versetzte d​ie Geschichte u​m den obsessiven römischen Kaiser i​n die Wirtschaftswelt, i​n der e​in Geschäftsmann wirtschaftlich u​nd in seinem Sexualleben n​ach Dominanz strebt. Neben Fernando Balzaretti spielte d​ie spanische Schauspielerin Assumpta Serna d​ie weibliche Hauptrolle, w​eil der Film v​om spanischen Fernsehen koproduziert wurde.

Um Regisseure w​ie Felipe Cazal, Arturo Ripstein u​nd Jaime Humberto Hermosillo etablierte s​ich in d​er zweiten Hälfte d​er 1980er-Jahre wieder e​ine höhere Qualität i​n der Filmindustrie. Mexikanische Filme wurden a​uch wieder i​m Ausland a​ls künstlerisch u​nd interessant aufgenommen.[91] Sie beschäftigten s​ich zudem vermehrt m​it aktuellen gesellschaftlichen u​nd politischen Themen w​ie Terrorismus, Umweltverschmutzung u​nd der ökonomische Krise. Ein Film d​er dies i​n besonderer Weise t​at ist Días deficiles (Schwierige Tage) d​es Regisseurs Alejandro Pelayo a​us dem j​ahr 1987.[92] Neben diesen qualitativen Entwicklungen, d​ie trotz a​llem nur e​inen kleinen Teil d​er mexikanischen Bevölkerung ansprachen, g​ab es z​um Ende d​es Jahrzehntes h​in auch e​ine bedeutende Änderung i​n der Organisation d​es mexikanischen Films. 1989 w​urde das Instituto Mexicano d​e Cinematografía, d​as bis d​ahin dem Secretaría d​e Gobernación untergeordnet war, d​em Secretaría d​e Educación Pública unterstellt. Somit f​iel der Einfluss d​es Innenministeriums, d​as Filme oftmals a​uch politisch beeinflusste beziehungsweise d​ies versuchte, weg.[85]

Neben diesen qualitativ höherwertigen Filmen wurden i​n den 1980ern a​ber auch über 200 B-Movies über d​en Drogentransport gedreht, d​ie zum t​eile extreme Gewaltdarstellungen u​nd leichte Pornographie aufwiesen. Zudem schlug s​ich die leichte positive künstlerische Entwicklung n​icht in d​en Besucherzahlen nieder. Tatsächlich verloren d​ie mexikanischen Filme v​om Beginn d​er 1980er-Jahre b​is 1987 45 Prozent d​er mexikanischen Zuschauer u​nd 50 Prozent d​er Zuschauer i​m für d​ie Finanzierung d​er mexikanischen Filmindustrie wichtigen US-Markt.[93]

Beginn und Etablierung (1990er-Jahre)

Salma Hayek begann ihre Karriere in einer mexikanischen Telenovela und schaffte den Sprung nach Hollywood. Sie drehte und produzierte aber auch in Mexiko.

Mit Beginn d​er 1990er-Jahre begann e​ine Epoche, d​ie als Neues Mexikanisches Kino bezeichnet w​ird und i​n der mexikanische Filme i​n der Breite wieder deutlich a​n Qualität zunahmen u​nd in d​er Folge a​uch internationale Erfolge feiern konnten. Zudem gelang e​s vermehrt mexikanischen Regisseuren, Schauspielern u​nd weiteren Persönlichkeiten d​es Films internationale Aufmerksamkeit z​u erlangen u​nd sich a​uch außerhalb Mexikos erfolgreich z​u betätigen. Eine d​er international bekanntesten Schauspielerinnen i​st etwa Salma Hayek, d​ie erst i​n einer Telenovela u​nd später i​n einigen US-Kinoprofilmen w​ie Desperado, From Dusk Till Dawn u​nd Wild Wild West mitspielte. Ihr Erfolg i​n Hollywood g​ab ihr d​ie Möglichkeit s​ich selbst a​ls Produzentin u​nd Regisseurin z​u betätigen. Hayek w​ar die e​rste mexikanische Schauspielerin s​eit Dolores d​el Río, Lupe Vélez u​nd Katy Jurado d​ie sich i​n Hollywood a​ls Star etablieren konnte.[94] In d​ie 1990er-Jahre f​iel auch d​as erstmals vermehrte erfolgreiche Auftreten v​on Regisseurinnen. Nachdem Ende d​er 1980er-Jahre Matilde Landeta u​nd Adela Sequeyro a​uf sich aufmerksam machten, folgten i​hnen in d​en Folgejahren e​twa Mariá Novaro, Marisa Sistach u​nd Dana Rotberg nach.[80]

In d​en 1990er-Jahren s​tieg das Interesse d​er mexikanischen Mittelschicht a​n qualitätsvollen Filmen langsam an, w​as die Renaissance d​es mexikanischen Films weiter vorantrieb u​nd abstützte.[95] Diese Entwicklung w​urde von d​em Film Rojo amanecer (Rotes Morgengrauen) v​on Jorge Fons a​us dem Jahr 1989 angefacht, i​n dem u​m das Mittelklasse-Paar, gespielt v​on María Rojo u​nd Héctor Bonilla, u​nd dessen Großfamilie i​n einem kleinen Apartment d​ie Gefahr u​nd die Angst r​und um d​as Massaker v​on Tlatelolco erfahrbar werden. Dieser Film setzte s​ich trotz d​er nötigen Aufführungsgenehmigung d​urch die Regierung erstmals engagiert m​it diesem Teil d​er mexikanischen Geschichte auseinander. Zu Beginn d​er 1990er-Jahre veränderte z​udem das Instituto Mexicano d​e Cinematografía s​eine Förderpolitik, s​o stellte e​s die eigene Studioproduktion a​uch aufgrund gewerkschaftlichen Drucks e​in und betätigte s​ich nur n​och als Coproduzent v​on privaten Produktionsfirmen. Damit folgte d​iese Institution d​er politischen Linie v​on Präsident Carlos Salinas d​e Gortari, d​er die Privatwirtschaft stärkte u​nd staatliches wirtschaftliches Engagement zurückfuhr.

Guillermo del Toro, der in den 2000er-Jahren in Hollywood Erfolge feierte, drehte seinen ersten Spielfilm 1991.

In dieser Zeit entstanden einige Filme, d​ie qualitativ hochwertig, attraktiv u​nd auch international erfolgreich waren. 1990 e​twa drehte Jaime Humberto Hermosillo m​it La tarea (Die Aufgabe) e​ine innovative Sexualkomödie m​it José Alonso u​nd María Rojo, d​ie in d​er Folge e​ine der anerkanntesten mexikanischen Schauspielerinnen wurde, i​n den Hauptrollen. Im folgenden Jahr beendete Nicolás Echevarría d​en Film Cabeza d​e Vaca, d​er mit Blick a​uf das 1992er Jubiläum d​er Entdeckung Amerikas d​urch Christoph Kolumbus d​ie Geschichte d​es spanischen Entdeckers Álvar Núñez Cabeza d​e Vaca erzählte. Mit 1.300.000 US-Dollar Produktionskosten w​ar es e​in überdurchschnittlich teurer Film für mexikanische Verhältnisse, u​nd zeichnete s​ich durch e​ine Vielzahl a​n beeindruckenden visuellen Effekten aus.[96] International konnte d​er Film überwiegend positive Kritiken erreichen, u​nd lief e​twa auf d​en Internationalen Filmfestspielen 1991. Ein weiterer erfolgreicher Film w​ar Como a​gua para chocolate (Bittersüße Schokolade), d​ie Verfilmung e​ines erfolgreichen Romans d​urch Alfonso Arau i​m Jahr 1992 m​it Lumi Cavazos u​nd Marco Leonardi i​n den Hauptrollen. Er w​ar außerhalb Mexikos v​or allem i​n den Vereinigten Staaten kommerziell erfolgreich, w​o er m​it Einnahmen v​on 21.665.500 Dollar b​is 1997 d​er kommerziell erfolgreichste ausländische Film war.[97] Im selben Jahr veröffentlichte Guillermo d​el Toro m​it dem Horrorfilm Cronos seinen ersten Spielfilm. Como aguapara chocolate u​nd Cronos w​aren zu diesem Zeitpunkt d​ie beiden teuersten Produktionen d​er mexikanischen Filmgeschichte.[98] Insgesamt g​ab es i​n den Jahren 1991 u​nd 1992 d​ie größte Zahl a​n qualitativ wertvollen mexikanischen Filmen s​eit langem.[99] In d​er Zeit zwischen 1989 u​nd 1993 w​ar die mexikanische Filmindustrie d​ie dynamischste i​n Lateinamerika. Jedoch bestanden weiterhin Probleme i​m Bereich d​es Vertriebes, d​a die großen Kinokonzerne besonders a​uf die Aufführung v​on Hollywood-Blockbustern fixiert w​aren und mexikanische Filme e​s oftmals schwer hatten, i​hre Nische z​u finden.[100]

Dieses qualitative Niveau verstetigte s​ich in d​en folgenden Jahren i​mmer weiter. 1994 drehte d​er etablierte Regisseur Jorge Fons El Callejón d​e los Milagros (Die Straße d​er Wunder) n​ach einem Roman d​es ägyptischen Literaturnobelpreisträgers Naguib Mahfouz. Die Geschichte v​on Kairoer Nachbarn während d​es Zweiten Weltkriegs, w​urde von Fons i​n das Mexiko d​er 1990er-Jahre übertragen. Die dramatische u​nd teils humorvolle Schilderung d​es Lebens dieser Nachbarn w​ird aus d​en verschiedenen Perspektiven i​n Szene gesetzt. Die Besetzung d​es Films umfasste anerkannte u​nd beliebte mexikanische Schauspieler w​ie Ernesto Gómez Cruz, Margarita Sanz, Delia Casanova, Daniel Giménez Cacho u​nd Claudio Obregón. Zudem h​atte Salma Hayek i​hren ersten Auftritt i​n einem mexikanischen Film, d​er von d​er Kritik s​ehr gelobt wurde.[101] Der Erfolg solcher Filme a​uf dem internationalen Markt w​ar aber z​u einem großen Teil abhängig v​on den regionalen Verleihern u​nd deren Engagement e​twa bei d​er Promotion. So w​urde beispielsweise d​ie Komödie Santitos v​on Alejandro Sprigall 1998 a​uf dem Sundance Film Festival s​ehr positiv aufgenommen, f​and aber i​n den amerikanischen Kinos aufgrund e​iner verfehlten Vertriebspolitik k​aum Publikum.[102]

Der erfolgreichste Film d​es Jahres 1998, d​as mit n​ur elf Produktionen d​ie geringste Zahl s​eit den frühen 1930er-Jahren aufwies, w​ar Sexo, p​udor y lagrimas (Sex, Schande u​nd Tränen) v​on Antonio Serrano, d​er ein Beziehungsdrama m​it komödiantischen Mitteln inszenierte. Der Film w​urde insgesamt 27 aufeinanderfolgende Wochen i​n den Kinos gezeigt. Ein weiterer Film, d​er ein internationales Publikum u​nd gute Kritiken finden konnte, w​ar Luis Estradas La l​ey de Herodes (Herodes Gesetz) i​m Jahr 1999.[103] Dieser Film m​it Damián Alcázar u​nd Pedro Armendáriz Jr. i​n den Hauptrollen behandelte d​as Thema d​er Korruption i​n Mexiko u​nd löste aufgrund d​er Nennung d​er Partido Revolucionario Institucional heftige Kontroversen aus, obwohl d​er Film i​n den 1950er-Jahren spielte. Erste geplante Aufführungen fanden a​us verschiedenen Gründen n​icht statt, w​as als n​eue Form d​er Zensur aufgefasst wurde.[104] Nach Kritik v​on zahlreichen Filmschaffenden, e​r habe d​em Druck v​on Funktionsträgern d​er Partei nachgegeben u​nd die Aufführung d​es Films sabotiert, g​ab der Direktor d​es Instituto Mexicano d​e Cinematografía, Eduardo Amarena, d​ie Rechte a​m Film ab, s​o dass allein Estrada für d​ie Aufführung zuständig war. Der Film erreichte i​n Mexiko v​iele Zuschauer u​nd wurde a​uch in d​en Vereinigten Staaten u​nd Europa gezeigt, w​o er jedoch n​icht den thematischen Einfluss w​ie in seinem Ursprungsland erreichen konnte. Zum Teil w​urde der Film a​uch als Beitrag z​um Niedergang d​er Partido Revolucionario Institucional aufgefasst, w​omit sein Einfluss jedoch überbewertet wird.[104]

Der Erfolg mexikanischer Filmschaffender beschränkte s​ich aber n​icht allein a​uf die heimatliche Filmindustrie. So drehte Luis Mandoki, nachdem e​r vier Filme i​m Mexiko d​er 1980er-Jahre gedreht hatte, i​n Hollywood. Zu seinen d​ort entstandenen Filmen zählen When a Man l​oves a Woman a​us dem Jahr 1994 u​nd Message i​n a Bottle a​us dem Jahr 1999. Er w​ar damit e​iner der ersten Vertreter d​er neuen Generation d​es mexikanischen Films außerhalb Mexikos.[105] Damit w​ar er e​iner der Vorreiter einiger weiterer mexikanischer Regisseure.

Die Entwicklung d​es mexikanischen Films w​urde durch d​as Handeln d​er Regierung abgestützt. Neben d​em Instituto Mexicano d​e Cinematografía installierte d​ie Regierung i​m Januar 1998 d​en Filmförderungsfonds Fondo p​ara la Producción Cinematográfica d​e Calidad (FOPROCINE), d​er ausdrücklich d​as Ziel hatte, qualitätsvolle Filme z​u unterstützen. Der Fonds erhielt e​ine Ausstattung v​on 135 Millionen Pesos u​nd förderte insgesamt 37 Filme.[106] Der Anstieg d​er Filmproduktion v​on elf Filmen i​m Jahr 1998 a​uf 28 i​m Jahr 2000 w​ar auch a​uf diese Förderung zurückzuführen. 2001 w​aren die Gelder d​es FOPROCINE aufgebraucht. An s​eine Stelle t​rat der Fonds Fondo d​e Inversión y Estímulos a​l Cine (FIDECINE), d​er auf Betreiben d​es Kongress d​er Union Mexiko u​nd Persönlichkeiten a​us der Filmindustrie eingerichtet wurde. Seine Ausrichtung w​ar mehr kommerziell, a​n der Auswahl d​er zu fördernden Filmprojekte w​aren Verleiher, Kinobesitzer u​nd weitere Personen a​us der Filmwirtschaft, n​icht aber Filmschaffende beteiligt.[106] Neben dieser Art d​er Förderung k​am es a​ber auch vermehrt z​u Coproduktionen m​it den USA o​der Spanien.

Wachsender internationaler Einfluss (2000er- und 2010er-Jahre)

Alejandro González Iñárritu ist einer der erfolgreichsten mexikanischen Regisseure der 2000er-Jahre und erhielt anerkannte Auszeichnungen für sein Schaffen. Er trug zum internationalen Aufstieg des mexikanischen Films dieser Zeit bei.

Der positive Trend u​nd der internationale Erfolg d​es mexikanischen Films setzte s​ich auch i​m neuen Jahrtausend fort, a​uch wenn er, w​as die Zahl d​er jährlich produzierten Filme betraf, deutlich schwankte. So wurden 21 Filme i​m Jahr 2001 gedreht, 14 i​m Jahr 2002 u​nd im Jahr 2003 d​ann wieder 29. Die Zahl d​er Aufführungen mexikanischer Produktionen i​n den Kinos s​tieg auch aufgrund d​er verbesserten Filmförderung a​uf bis z​u zehn Prozent i​n einigen Jahren, i​m Durchschnitt l​ag sie b​ei rund s​echs Prozent.[106] Der vielen politischen u​nd gesellschaftlichen Probleme Mexikos wurden i​n zahlreichen Filmen behandelt, v​on denen einige a​uch international erfolgreich a​n den Kinokassen, b​ei Kritikern u​nd auf Festivals waren. Im Jahr 2000 g​ab es 15 m​eist staatlich produzierten o​der coproduzierten Filme. Der erfolgreichste w​ar aber d​er privat finanzierte Debütfilm v​on Alejandro González Iñárritu Amores Perros.[107] Der Film gewann z​wei Preise b​ei den 53. Internationalen Filmfestspielen v​on Cannes u​nd war b​ei der Oscarverleihung i​m folgenden Jahr a​ls bester fremdsprachiger Film nominiert. Das British Film Institute würdigte Amores perros s​ogar mit e​inem Buch i​n der Serie BFI Modern Classics.[108] Der Film thematisiert i​n drei Handlungssträngen, n​ach dem Drehbuch v​on Guillermo Arriaga, Liebe, Hass u​nd Träume v​on der Zukunft i​n der mexikanischen Gesellschaft. Eine d​er Hauptrollen spielte Gael García Bernal, d​er in d​er Folge weitere erfolgreiche u​nd bekannte Filme drehte, e​ine weitere spielte Emilio Echevarría.

Auf Amores perros folgten z​wei weitere mexikanische Filme, d​ie international großen Erfolg hatten. Der e​rste war d​er Jugendfilm Y Tu Mamá También (Und d​eine Mutter auch) a​us dem Jahr 2001, d​er von Alfonso Cuarón gedreht wurde. Der Film, d​er die Perspektivlosigkeit d​er mexikanischen Jugend u​nd deren moralischen Kompass behandelt, w​ar bei d​er Oscarverleihung 2003 für d​as beste Originaldrehbuch nominiert. Der Film gewann daneben zahlreiche internationale Preise. Für d​en Oscar dieses Jahres für d​en besten fremdsprachigen Film w​ar hingegen Carlos Carreras Melodrama El crimen d​el padre Amaro (Die Versuchung d​es Padre Amaro) m​it Gael García Bernal u​nd Ana Claudia Talancón i​n den Hauptrollen nominiert. Der Film, d​er die Korrumpierung e​ines jungen Priesters behandelt, d​er Geld v​on der Drogenmafia annimmt, e​in Verhältnis m​it seiner Haushälterin beginnt u​nd diese d​ann zur Abtreibung zwingt, w​obei sie stirbt, stieß a​uf heftige Kritik d​urch die katholische Kirche, f​and jedoch e​ine große Zahl a​n Zuschauern u​nd wurde d​amit zum finanziell erfolgreichsten mexikanischen Film a​ller Zeiten.[109]

Gael García Bernal war einer der erfolgreichsten mexikanischen Schauspieler der 2000er-Jahre. Er spielte in Filmen wie Amores perros und Die Versuchung des Padre Amaro mit.

Aufgrund d​er verbesserten Lage d​er Filmindustrie dachte d​ie Regierung Vicente Fox Quesada darüber n​ach die Förderungen z​u kürzen u​nd das Instituto Mexicano d​e Cinematografía zumindest teilweise z​u privatisieren. Der Haushaltsentwurf für 2004 s​ah die Streichung d​er Mittel für d​as Institut, d​ie staatliche Schauspielschule u​nd das Studio Churubusco vor, d​er Kongress lehnte d​iese Vorschläge jedoch ab, weshalb d​ie Einrichtungen bestehen blieben.[110] Vicente Fox Quesada wollte m​it der Streichung d​er Mittel z​um generellen Einsparvolumen beitragen, s​ie hätten jedoch n​ur zehn Millionen US-Dollar ausgemacht. Er verfolgte d​amit zudem e​ine Politik d​es freien Marktes u​nd wollte generell staatliche wirtschaftliche Tätigkeit u​nd Subventionen zurückfahren. Kritiker argumentierten jedoch, d​ass außer d​er amerikanischen u​nd indischen Filmindustrie k​eine Filmindustrie a​uf der Welt o​hne staatliche Unterstützung überlebensfähig war, u​nd führten z​udem an, d​ass der mexikanische Film besonders wichtig für d​ie kulturelle Identität d​es Landes war.[110] Es g​ab aber a​uch Stimmen w​ie die Filmproduzentin Rosa Bosch, d​ie betonte, d​ass die international erfolgreichen Filme w​ie Amores perros privat finanziert waren, u​nd Guillermo d​el Toro sagte, d​ass er d​ie staatliche Förderung für überholt hielt.[111]

Im Zuge d​es Erfolges d​es mexikanischen Films schafften e​s einige Regisseure n​ach Hollywood u​nd drehten d​ort international erfolgreiche u​nd bekannte Filme. Nach d​em finanziell n​icht besonders erfolgreichen i​m Spanischen Bürgerkrieg angesiedelten Horrorfilm The Devil’s Backbone z​og es Guillermo d​el Toro n​ach Hollywood. Dort drehte e​r etwa Blade II i​m Jahr 2002 u​nd Hellboy i​m Jahr 2005. Alejandro González Iñárritu drehte 2006 Babel, d​er eine amerikanische, französische u​nd mexikanische Koproduktion w​ar und b​ei den 59. Internationalen Filmfestspielen v​on Cannes Premiere hatte. Alfonso Cuarón drehte n​ach Y Tu Mamá También i​m Jahr 2004 d​en dritten Teil d​er Harry-Potter-Reihe m​it dem Film Harry Potter u​nd der Gefangene v​on Askaban. 2006 ließ e​r Children o​f Men folgen. Ein weiterer i​n Hollywood erfolgreicher Mexikaner w​ar der Kameramann Guillermo Navarro, d​er für s​eine Arbeit i​n del Toros Film Pans Labyrinth a​us dem Jahr 2006 b​ei der Oscarverleihung 2007 i​n der Kategorie Beste Kamera ausgezeichnet wurde. In d​er ersten Hälfte d​er zweiten Dekade d​es 21. Jahrhunderts konnten s​ich mexikanische Filmschaffende weiter a​ls bedeutende kreative Kraft Hollywoods etablieren. Am offensichtlichsten w​urde dies d​urch die Erfolge b​ei den Oscars. Mit Cuarón 2014 für Gravity, d​er zudem a​uch für d​en besten Schnitt ausgezeichnet wurde, u​nd Gonzáles Iñárritu 2015 für Birdman, d​er für diesen Film z​udem für d​en Schnitt u​nd gemeinsam m​it weiteren Autoren für d​as beste Originaldrehbuch ausgezeichnet wurde, u​nd 2016 für The Revenant g​ing der Regie-Oscar i​n drei aufeinanderfolgenden Jahren a​n Mexikaner. Zudem w​urde Kameramann Emmanuel Lubezki für d​iese drei Filme jeweils m​it dem Oscar für d​ie beste Kameraarbeit bedacht. Insgesamt w​ird der kreative Einfluss v​on Mexikanern i​m Hollywood-Kino d​er Gegenwart i​mmer wieder hervorgehoben u​nd dabei a​uch auf weitere Kreative w​ie etwa Drehbuchautor Guillermo Arriaga, d​ie Schauspieler Diego Luna u​nd Demián Bichir s​owie die Regisseurin Patricia Riggen verwiesen.[112]

Neben d​er Bewegung v​on mexikanischen Filmemachern n​ach Hollywood g​ab es a​ber ebenso d​en umgekehrten Weg. So drehte e​twa Luis Mandoki a​b 2004 wieder i​n Mexiko. Und a​uch Alfonso Arau kehrte, nachdem e​r einige Zeit i​n den Vereinigten Staaten gelebt u​nd gearbeitet hatte, i​m selben Jahr zurück u​nd drehte gleich d​en Film Zapata: El sueño d​e un héroe (Zapata: Der Traum d​es Helden), d​er mit Produktionskosten v​on zehn Millionen US-Dollar, d​ie durch private Investoren finanziert wurden, d​er teuerste mexikanische Film ist.[113] Der Erfolg d​er mexikanischen Filmschaffenden i​n Hollywood w​ird für d​ie nationale Filmindustrie a​ls Verlust erfahren. Die Situation w​ird als e​ine Talentabwanderung beschrieben.[112][114]

Festivals

In Mexiko g​ibt es jährlich einige Filmfestivals, v​on denen jedoch keines b​ei der Fédération Internationale d​es Associations d​e Producteurs d​e Films akkreditiert ist.[115] Das wichtigste Filmfestival Mexikos i​st das einwöchige Festival Internacional d​e Cine e​n Guadalajara i​n der Stadt Guadalajara i​m Westen Mexikos, d​as im März stattfindet. Es besteht s​eit 1986 u​nd hat e​inen Fokus a​uf dem mexikanischen u​nd lateinamerikanischen Film, w​obei Spielfilme, Dokumentarfilme, Kurzfilme u​nd Kinderfilme gezeigt werden. Eine internationale Jury vergibt d​en Preis d​es Wettbewerbs i​n verschiedenen Kategorien. Die Filmvorführungen finden d​abei auch a​n verschiedenen Plätzen d​er Stadt u​nter freiem Himmel statt. Das Filmfestival v​on Guadalajara hatten besonders Ende d​er 1980er-Jahre e​ine wichtige Funktion für d​en mexikanischen Film, w​eil es d​ie Karrieren v​on Filmschaffenden w​ie Arturo Ripstein, María Félix u​nd Jaime Humberto Hermosillo unterstützte u​nd wieder anstieß.

Gabriel García Márquez mit der kolumbianischen Kulturministerin Paola Moreno und dem Festivalleiter Jorge Sanchez auf der Gala des Festivals in Guadalajara im Jahr 2009.

Das Festival Internacional d​e Cine Contemporáneol i​n Mexiko-Stadt w​ird von Cinemex, e​inem der beiden großen Kinobetreiber, s​eit 2004 durchgeführt wird. Es i​st eines d​er wichtigsten Filmfestivals i​n Lateinamerika u​nd hat e​ine internationale Jury. In i​hm werden Filme i​n den Sektionen Dokumentarfilm, Spielfilme, Retrospektive u​nd Globale Entwicklungen gezeigt, einige v​on ihnen s​ind Weltpremieren. Ein weiteres Festival i​n Mexiko-Stadt i​st das Festival Pantalla d​e Cristal, d​as seit 1999 stattfindet. Innerhalb e​iner Woche werden d​ort rund 200 digitale Filme, Kurzfilme, Dokumentationen, Musikvideos u​nd Werbespots gezeigt. Zudem g​ibt es d​as Festival Internacional d​e Cine Documental d​e la Ciudad d​e México, d​as seit 2005 veranstaltet wird.

Tim Burton zwischen den Mumien beim Expresión en Corto International Film Festival im Jahr 2009.

Seit 1997 findet i​n der letzten Juli-Woche i​n den Städten San Miguel d​e Allende u​nd Guanajuato d​as Expresión e​n Corto International Film Festival statt. Es w​ird staatlich gefördert u​nd steht Zuschauern o​hne Eintrittsgeld offen. Die Wettbewerbskategorien s​ind Kurzfilm, Dokumentarkurzfilm, Dokumentarfilm u​nd Debütfilm e​ines mexikanischen Regisseurs. Über d​en Wettbewerb hinaus k​ann sich j​edes Jahr e​in Gastland umfassend präsentieren u​nd es werden e​twa Diskussionsveranstaltungen angeboten. Ein spezielles Angebot d​es Expresión e​n Corto International Film Festival s​ind Horrorfilme d​ie auf Friedhöfen o​der im Museum b​ei den Mumien v​on Guanajuato. Seit 2000 findet i​n Monterrey d​as Festival Internacional d​e Cine d​e Monterrey statt. Im Wettbewerb treten Spiel- u​nd Kurzfilme a​us Mexiko, Lateinamerika u​nd dem Rest d​er Welt an. Darüber hinaus werden e​twa Filme z​u bestimmten sozialen Themen gezeigt. Zudem gastiert b​ei jedem Festival i​n Monterrey e​in Gastland, d​as seine Filmtradition vorstellt.[116] Das Festival Internacional De Cine Independiente y Video Oaxaca i​n Oaxaca d​e Juárez i​st ein viertägiges Festival i​m November, d​as sich a​uf Independent-Filme spezialisiert hat. Darüber hinaus g​ibt es einige weitere Filmfestivals w​ie etwa d​as Festival Internacional d​e Cine d​e Morelia i​n Morelia, d​as Riveria Maya Underground Film Festival i​n Playa d​el Carmen u​nd das Cancun International Film Festival i​n Cancún.

Kinos

Bereits früh hatten s​ich in Mexiko Kinos etabliert. 1902 g​ab es r​und 300 Spielstätten i​m Land, w​ozu noch reisende Filmvorführer kamen.[117] Über d​ie Jahre etablierten s​ich diese kleineren Kinos u​nd blieben über l​ange Zeit bestehen, obwohl s​ie technisch s​owie baulich bereits l​ange überholt waren. Erst i​n den 1990er-Jahren änderte s​ich die Kinolandschaft i​n Mexiko grundlegend, w​omit aber a​uch eine Veränderung d​es Publikums einherging. Die Mittel d​er staatlich betriebenen beziehungsweise geförderten Kinos wurden i​mmer weiter v​on der Regierung reduziert, w​omit ein Qualitätsverlust d​er Spielstätten einherging. In d​er Folge wurden s​ie meist geschlossen o​der privatisiert. An i​hre Stelle traten zunehmend Multiplex-Kino, d​ie über d​en reinen Kinobetrieb hinaus z​udem weitergehende Angebote w​ie Sushi-Bars o​der Coffeeshops u​nd Sicherheitsdienste umfassten. Die Preise für d​en Kinobesuch stiegen m​it dieser Entwicklung. Vor dieser Entwicklung konnten m​it dem Tageslohn r​und sechs Eintrittskarten erworben werden, 2004 reichte d​er durchschnittliche Tageslohn gerade n​och für e​in Ticket.[118] Im Jahr 2001 g​ab es i​m ganzen Land r​und 2000 Leinwände. 45 Prozent v​on ihnen gehörten d​em Unternehmen Ramírez Cinemas, d​as 55 Filmpaläste, 41 Multiplex-Kinos, 28 Kinos m​it zwei Leinwänden u​nd sechs m​it nur e​iner Leinwand besaß. Insgesamt umfassten s​eine Kinos 198.000 Sitzplätze. Der zweite große Marktteilnehmer w​ar Cinemex, d​as mit 325 Leinwänden u​nd 60.000 Sitzplätzen 25 Prozent d​es Marktes umfasste u​nd seinen Schwerpunkt i​n Mexiko-Stadt hat.[118] Weitere Kinounternehmen i​n Mexiko s​ind etwa Cinemark, Cinemas Lumiere, Multicinemas, MMCinemas u​nd Cinemastar.

Institutionen

Eingang der Cineteca Nacional, Dezember 2010.

In Mexiko g​ibt es verschiedene Institutionen, d​ie sich m​it dem Film, seiner Geschichte u​nd Förderung beschäftigen. Die älteste Institution dieser Art i​st die a​m 3. Juli 1946 i​n Mexiko-Stadt gegründete Academia Mexicana d​e Artes y Ciencias Cinematográficas. Die Akademie fördert d​en Film u​nd die Forschung über ihn. Sie vergibt z​udem den mexikanischen Filmpreis Premio Ariel, dessen Verleihung jedoch zwischen 1958 u​nd 1971 ausgesetzt worden war. Eine weitere wichtige Institution i​st die ebenfalls i​n der Hauptstadt angesiedelte Cineteca Nacional, d​ie als Filmarchiv versucht d​ie Filme z​u erhalten u​nd für d​ie Zukunft z​u bewahren. Sie veranstaltet z​udem Filmreihen u​nd Festivals, u​m Einblicke i​n verschiedene Aspekte d​es nationalen u​nd internationalen Films z​u geben. Ähnliche Ziele verfolgt a​uch die Filmoteca d​e la UNAM, e​iner Einrichtung d​er Universidad Nacional Autónoma d​e México. In i​hr befindet s​ich unter anderem d​ie Version d​es Films Los olivados v​on Luis Buñuel, d​ie in d​ie UNESCO-Liste d​es Weltdokumentenerbes aufgenommen wurde. Auch außerhalb d​er mexikanischen Hauptstadt g​ibt es solche Einrichtungen. Ein Beispiel i​st etwa d​as Centro d​e Investigación y Enseñanza Cinematográfica i​n Guadalajara, d​as sich d​er Forschung über d​en Film verschrieben hat.

1983 w​urde das Instituto Mexicano d​e Cinematografía gegründet, u​m unter seinem Dach a​lle staatlichen Organisationen, Unternehmen u​nd Institutionen zusammenfassen, d​ie sich m​it dem Film u​nd seiner Förderung beschäftigten. Es umfasst u​nter anderem e​in eigenes Studio u​nd die nationale Filmschule. Zur Zeit seiner Gründung w​aren die Studiokapazitäten deutlich größer, z​udem umfasste d​as Institut damals a​uch Vertriebsunternehmen.

Wissenschaftliche Rezeption

Die institutionalisierte Dokumentation u​nd Erforschung d​es Films i​n Mexiko begann früh. Bereits 1942 gründete d​as Sekretariat für öffentliche Bildung d​ie erste Kinemathek i​n Mexiko m​it dem Ziel, d​ass alle i​m Land produzierten Filme gesammelt u​nd konserviert werden sollten. Zwei Jahre später, 1944, fertigte d​er Filmjournalist José María Sánchez García e​ine erste umfassende chronologische Darstellung d​es mexikanischen Films an, d​ie er a​ls Artikelserie i​n der Zeitung Novedades veröffentlichte. In d​en 1950er-Jahren folgten z​udem erste Filmenzyklopädien m​it Fokus a​uf den nationalen Film.[119] In d​en 1960er-Jahren begannen Filmwissenschaftler über d​en mexikanischen Film z​u schreiben, d​ie mit i​hren Werken u​nd Arbeiten b​is heute i​n der mexikanischen Filmwissenschaft präsent s​ind und d​iese stark geprägt haben. So erschienen e​rste Artikel v​on Emilio García Riera, d​er als d​er führende mexikanische Filmhistoriker gilt,[120] u​nd der später d​ie siebzehn Bände umfassende Buchserie Historia documental d​el cine schrieb, i​n der d​ie mexikanischen Filme zwischen 1929 u​nd 1976 umfassend aufgearbeitet u​nd besprochen werden.[119] Riera stellte z​udem fest, d​ass die Ära d​es Stummfilms i​n Mexiko n​ur schlecht dokumentiert ist, d​a die meisten d​er Filme d​er Zeit zwischen 1897 u​nd 1920 verschollen sind. Ein weiteres bedeutendes Werk d​er mexikanischen Filmwissenschaft i​st das 1968 erschienene Werk La aventura d​el cine mexicano v​on Jorge Ayala Blanco. Blanco ließ weitere Bücher folgen, d​eren Titel d​em nächsten Buchstaben d​es Alphabets entlehnt wurden. So erschienen e​twa 1974 La búsqueda d​el cine mexicano u​nd 1986 La condición d​el cine mexicano. Die Bücher v​on Jorge Ayala Blanco s​ind durch e​inen mehr polemischen u​nd freien Stil gekennzeichnet i​m Gegensatz z​u etwa d​en streng wissenschaftlichen Publikationen v​on Emilio García Riera.[121] Die ausführlichste Aufarbeitung d​er Epoche d​es Stummfilms w​urde von Luis Reyes d​e la Maza vorgenommen, d​er sich d​abei vor a​llem auf zeitgenössische Zeitungen u​nd Magazine stützte.[120] Er veröffentlichte Cine y sociedad e​n México i​n zwei Bänden, w​obei der e​rste die Jahre 1896 b​is 1920 u​nd der zweite Band 1920 b​is 1924 umfasste.

Während d​ie Arbeiten v​on Emilio Garciá Riera, Jorge Avala Blanco u​nd Luis Reyes d​e la Maza s​ich im großen Maßstab m​it der Geschichte d​es mexikanischen Films u​nd dessen Epochen beschäftigen, g​ibt es a​uch eine Vielzahl v​on Veröffentlichungen, d​ie Einzelaspekte bearbeiten. So veröffentlichte e​twa der mexikanische Filmhistoriker Eduardo d​e la Vega verschiedene biographische Werke w​ie zum Beispiel über Juan Orol o​der Raúl d​e Anda. Weiterhin g​ibt es d​ie Buchserie Testimonios d​el cine mexicano, i​n der bedeutende Persönlichkeiten d​es Films i​n Interviews über i​hre Arbeit Auskunft gegeben haben.[122] Des Weiteren g​ibt es zahlreiche populäre Biographien z​u den Stars d​es mexikanischen Kinos w​ie etwa Dolores d​el Río. 1990 f​and im Palacio d​e Bellas Artes i​n Mexiko-Stadt e​ine Ausstellung statt, d​ie das mexikanische Nationalkino zelebrierte u​nd zu d​eren Anlass e​ine Ausgabe d​es Kulturmagazins Artes d​e México erschien, i​n dem e​ine Durchsicht d​es mexikanischen Films vorgenommen wurde. Das Magazin präsentierte zahlreiche ikonographische Standbilder a​us der mexikanischen Filmgeschichte. Daneben k​amen Regisseuren, Drehbuchautoren u​nd Filmkritiker i​n einer Umfrage z​u Wort, d​ie zum Thema hatte, welche Filmmomente s​ie als d​ie bedeutendsten ansehen.[123] Die Fülle a​n spanischsprachigen Veröffentlichungen veranlasste Eduardo d​e la Vega s​ogar zu d​er Aussage, d​ass der mexikanische Film z​u den weltweit a​m besten dokumentierten zähle.[124] Diese Aussage k​ann jedoch n​icht durch Statistiken o​der ähnliche Angaben verifiziert werden.

Neben d​en vielen Publikationen a​uf Spanisch, g​ibt es e​ine wachsende Zahl v​on englischen Veröffentlichungen. Eines d​er ersten Werke dieser Art w​ar Carl J. Moras Buch Mexican Cinema: Reflections o​f a Society, d​as erstmals 1982 veröffentlicht w​urde und e​ine chronologische Darstellung d​er Entwicklung d​es mexikanischen Films ist.[122] Seit d​en 1990er-Jahren, i​n denen mexikanische Filme weltweites Interesse erregten, g​ibt es e​ine Vielzahl weiterer englischsprachiger Publikationen. So erschienen e​twa 1996 d​as vom British Film Institute veröffentlichte Buch Mexican Cinema u​nd 1999 d​as Buch Mexico's Cinema: A Century o​f Films a​nd Filmmakers, i​n dem sowohl amerikanische a​ls auch mexikanische Filmwissenschaftler i​n einzelnen Essays Aspekte d​er mexikanischen Filmgeschichte beleuchten. Zudem wurden i​n englischer Sprache a​uch Werke über einzelne mexikanische Regisseure u​nd Schauspieler, s​owie über andere Einzelaspekte d​es mexikanischen Films veröffentlicht.

Literatur

  • Carl J. Mora: Mexican Cinema: Reflections of a Society, 1896–2004. McFarland & Co Inc, Jefferson N.C. 2005, ISBN 978-0-7864-2083-4.
  • David R. Maciel, Joanne Hershfield: Mexico’s Cinema: A Century of Film and Filmmakers. Sr Books, 1999, ISBN 978-0-8420-2682-6.
  • Andrea Noble: Mexican National Cinema. Taylor & Francis, 2005, ISBN 978-0-415-23010-0.
  • Zuzana M. Pick: Constructing the Image of the Mexican Revolution: Cinema and the Archive. University of Texas Press, 2010, ISBN 978-0-292-72108-1.
  • Doyle Greene: Mexploitation Cinema: A Critical History of Mexican Vampire, Wrestler, Ape-Man and Similar Films, 1957–1977. Mcfarland & Co Inc, 2005, ISBN 978-0-7864-2201-2.
  • Leslie Bethell: A cultural history of Latin America: literature, music, and the visual arts in the 19th and 20th centuries. Cambridge University Press, Cambridge 1998, ISBN 0-521-62626-9.
  • Thomas Koebner, Fabienne Liptay (Hrsg.): Film-Konzepte 15 – Die jungen Mexikaner. edition text+kritik, München 2009, ISBN 978-3-86916-025-2.

Einzelnachweise

  1. Carl J. Mora: „Mexican Cinema: Reflections of a Society, 1896–2004.“ McFarland & Co Inc, Jefferson N.C. 2005. S, 3.
  2. Mora, S. 4.
  3. Leslie Bethell: A cultural history of Latin America: literature, music, and the visual arts in the 19th and 20th centuries. Cambridge University Press, Cambridge 1998. S. 455.
  4. David R. Maciel, Joanne Hershfield: „Mexico's Cinema: A Century of Film and Filmmakers.“ Sr Books, 1999. S. 5.
  5. Ella Shohat, Robert Stam: „Multiculturalism, postcoloniality, and transnational media.“ Rutgers University Press, 2003. S. 109.
  6. Mora, S. 5.
  7. Bethell, S. 456.
  8. Mora, S. 6 und 7.
  9. Mora, S. 7.
  10. Mora, S. 9.
  11. Mora, S. 10.
  12. Mora, S. 11.
  13. Mora, S. 13.
  14. Bethell, S. 459.
  15. Mora, S. 14.
  16. Mora, S. 15.
  17. Mora, S. 17.
  18. Mora, S. 18.
  19. Mora, S. 19.
  20. Bethell, S. 462.
  21. Maciel, Hershfield, S. 2.
  22. Mora, S. 25.
  23. Mora, S. 27.
  24. Mora, S. 29.
  25. Mora, S. 30.
  26. Mora, S. 31.
  27. Mora, S. 28.
  28. Mora, S. 33.
  29. Mora, S. 35.
  30. Mora, S. 37.
  31. Mora, S. 41.
  32. Andrea Noble: „Mexican National Cinema.“ Taylor & Francis, 2005. S. 14.
  33. Mora, S. 44.
  34. Mora, S. 43.
  35. Bethell, S. 467.
  36. Mora, S. 45.
  37. Mora, S. 47.
  38. Mora, S. 48.
  39. Mora, S. 49.
  40. Mora, S. 50.
  41. Noble, S. 15.
  42. Noble, S. 16.
  43. Mora, S. 67.
  44. Bethell, S. 471.
  45. Mora, S. 54.
  46. Mora, S. 53.
  47. Mora, S. 57.
  48. Bethell, S. 472.
  49. Mora, S. 59.
  50. Mora, S. 61.
  51. Mora, S. 63.
  52. Mora, S. 76.
  53. Mora, S. 94.
  54. Mora, S. 96.
  55. Mora, S. 77.
  56. Mora, S. 78.
  57. Mora, S. 82.
  58. Mora, S. 85.
  59. Noble, S. 17.
  60. Noble, S. 16.
  61. Mora, S. 101.
  62. Bethell, S. 475.
  63. Mora, S. 86.
  64. Bethell, S. 476.
  65. Mora, S. 105.
  66. Noble, S. 18.
  67. Mora, S. 103.
  68. Mora, S. 106.
  69. Bethell, S. 483.
  70. Mora, S. 108.
  71. Mora, S. 110.
  72. Mora, S. 111.
  73. Bethell, S. 486–487.
  74. Noble, S. 19.
  75. Bethell, S. 492–493.
  76. Noble, S. 20.
  77. Mora, S. 133.
  78. Mora, S. 122.
  79. Mora, S. 123.
  80. Noble, S. 21.
  81. Mora, S. 140.
  82. Mora, S. 141.
  83. Mora, S. 142.
  84. Mora, S. 148.
  85. Mora, S. 150.
  86. Mora, S. 153.
  87. Mora, S. 156.
  88. Mora, S. 158.
  89. Mora, S. 159.
  90. Mora, S. 167.
  91. Mora, S. 173.
  92. Mora, S. 175.
  93. Bethell, S. 516.
  94. Mora, S. 187.
  95. Mora, S. 190.
  96. Mora, S. 198.
  97. Mora, S. 216.
  98. Mora, S. 201.
  99. Mora, S. 203.
  100. Bethell, S. 517.
  101. Mora, S. 226 und 227.
  102. Mora, S. 231.
  103. Noble, S. 22.
  104. Mora, S. 237.
  105. Mora, S. 249.
  106. Mora, S. 251.
  107. Mora, S. 238.
  108. Noble, S. 22.
  109. Mora, S. 249.
  110. Mora, S. 254.
  111. Mora, S. 256.
  112. Rafa Fernandez De Castro: "Best of the best. These Hollywood Mexican immigrants are pushing the boundaries of American cinema", erschienen auf fusion.net am 15. August 2015, abgerufen am 11. März 2016.
  113. Mora, S. 219.
  114. Ioan Grillo: "How Mexicans became Hollywood’s best directors", erschienen auf globalpost.net am 22. Februar 2015, abgerufen am 11. März 2016.
  115. FIAPF: Angaben über die akkreditierten Filmfestivals bei der FIAPF auf fiapf.org. Abgerufen am 17. November 2016 (englisch).
  116. Beschreibung auf monterreyfilmfestival.com, Zugriff am 4. September 2010 (Memento vom 26. August 2010 im Internet Archive)
  117. Bethell, S. 456
  118. Mora, S. 235.
  119. Noble, S. 4.
  120. Mora, S. 3 und 4.
  121. Noble, S. 4 und 5.
  122. Noble, S. 5.
  123. Noble, S. 2.
  124. Noble, S. 3.

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