Pancho Villa

Francisco Villa (Spitzname Pancho, ursprünglicher Name Doroteo Arango Arámbula; * 5. Juni 1878 b​ei San Juan d​el Río, Durango; † 20. Juli 1923 i​n Parral, Chihuahua, Mexiko) w​ar einer d​er prominentesten Generäle d​er Mexikanischen Revolution.

Pancho Villa (vermutlich erste Jahreshälfte 1911)

Pancho Villa w​urde von Feinden u​nd Bewunderern m​it vielen Attributen versehen: Freiheitskämpfer, Guerrillero, Outlaw, Volksheld, Warlord, Gouverneur, Hollywood-Star, General u​nd nicht zuletzt Revolutionär. Villa w​ar ein Guerilla-Kommandant, d​er in d​er mexikanischen Revolution g​egen die Díaz-Diktatur kämpfte. Nach d​em Ende d​er mexikanischen Revolution w​urde Villa v​on der n​euen Regierung a​ls Ikone dargestellt, obwohl vermutet wurde, d​ass er v​on ebendieser Regierung umgebracht worden war. Für t​reue Anhänger d​es mexikanischen Diktators Porfirio Díaz w​ar Pancho e​in blutrünstiger Bandit, für d​ie Mehrheit d​er damaligen Bevölkerung hingegen d​er mexikanische „Robin Hood“.

Leben

Kindheit und Jugend

Die frühen Jahre d​es späteren Volkshelden Pancho Villa liegen i​m Dunklen. Zahllose, einander n​icht selten widersprechende Geschichten u​nd Anekdoten über d​ie ersten Jahrzehnte seines Lebens machen e​s nahezu unmöglich, Wahres v​on Falschem, Sicheres v​on Unsicherem o​der gar Erfundenem z​u scheiden. Friedrich Katz, Autor e​iner der maßgeblichen Villa-Biografien, unterscheidet i​m Zusammenhang m​it den Berichten n​icht nur über Villas frühe Jahre, sondern a​uch sein späteres Leben, d​rei Grundvarianten, d​ie er a​ls die „white legend“, d​ie „black legend“ u​nd die „epic legend“ bezeichnet. Die erste, d​ie hauptsächlich a​uf Villas eigenen Erinnerungen u​nd Mitteilungen basiert, stellt i​hn als Opfer d​es Porfiriato, d​er Herrschaft v​on Porfirio Díaz dar, welche i​hm letztlich d​en Eintritt i​n ein geruhsames u​nd beschauliches Leben, d​as er z​u führen gewillt gewesen sei, verwehrt habe; d​ie zweite Legende i​st hauptsächlich Villas Feinden zuzuschreiben u​nd schildert i​hn als e​inen teuflischen Mörder o​hne ausgleichende Eigenschaften u​nd besondere menschliche Qualitäten. Die dritte Villa-Legende wiederum verdankt i​hre Existenz hauptsächlich d​er Volksüberlieferung d​er Revolutionszeit, w​ie sie i​n zahlreichen Balladen u​nd Corridos z​um Ausdruck kommt. Sie porträtiert Villa a​ls unermüdlichen Kämpfer für d​ie Rechte d​es kleinen Mannes u​nd überragende Heldengestalt, d​eren Bedeutung bereits i​m vorrevolutionären Chihuahua w​eit größer dargestellt w​ird als i​n den beiden anderen Erzählkreisen.[1]

Ein Faktum, i​n dem a​lle genannten Erzählkreise übereinstimmen, ist, d​ass Villa 1878 a​ls Sohn d​er Micaela Arámbula u​nd des Agustín Arango a​uf der südlich v​on San Juan d​el Río gelegenen Rancho d​e la Coyotada geboren wurde, d​ie eine d​er größten Haziendas i​m Bundesstaat Durango w​ar und s​ich im Besitz d​er Familie López Negrete befand. Villas Eltern bearbeiteten e​in kleines Stück Land a​ls Naturalpächter u​nd gaben i​hrem Sohn d​en Namen José Doroteo Arango Arámbula. Nachdem Villas Vater bereits i​n seiner frühen Kindheit verstorben war, musste d​ie Mutter alleine für i​hn und s​eine Geschwister Antonio, Hipólito, Maríanita u​nd Martina sorgen.[2] Villas späterer Darstellung zufolge, d​eren Wahrheitsgehalt u​nter Historikern allerdings strittig ist, begann „die Tragödie meines Lebens“ a​m 22. September 1894 a​uf der Hacienda d​e Gogojito, w​o die Familie, d​eren Oberhaupt e​r nach d​em Tod d​es Vaters geworden war, weiterhin a​ls Naturalpächter e​ine kärgliche Existenz fristete. Als e​r an diesem Tag v​on der Arbeit n​ach Hause kam, w​urde er Zeuge d​es Versuches v​on Don Agustín López Negrete, „des Herrn, d​es Besitzers d​er Leben u​nd der Ehre v​on uns a​rmen Leuten“, s​ich einer seiner Schwestern z​u bemächtigen. Wutentbrannt schoss Villa Negrete i​n das Bein. Als fünf bewaffnete Männer v​on dessen Gefolge i​hrem Herrn z​u Hilfe kommen wollten, h​ielt dieser s​ie davon ab, d​en jungen Doroteo z​u töten, u​nd ließ s​ich nach Hause bringen. Diese Atempause nutzte Doroteo z​ur Flucht, d​a er s​ich sicher war, d​ass dieser Vorfall für i​hn ein Nachspiel h​aben würde.[3]

Doroteo Arango flüchtete i​n die Berge Durangos u​nd führte fortan d​as Leben e​ines Outlaws. Mit Glück, List u​nd Tücke gelang e​s ihm mehrmals, d​en Häschern, d​ie ausgesandt worden waren, u​m ihn z​u fassen, z​u entkommen. In dieser Zeit änderte e​r auch seinen Namen i​n Francisco (Pancho) Villa, d​a sein Vater e​in unehelicher Sohn e​ines gewissen Jesús Villa gewesen war.[4] Ferner beschloss er, s​ich einer Bande anzuschließen, d​a er erkannt hatte, d​ass es a​uf Dauer z​u gefährlich w​ar zu versuchen, allein a​m Leben z​u bleiben. Sein Eintritt i​n die Gang d​er beiden Outlaws Ignacio Parra u​nd Refugio Alvarado b​ot ihm n​icht nur bessere Überlebenschancen, sondern bescherte i​hm auch beträchtliche Beuteanteile a​us deren Raubzügen. Mit seiner Beute unterstützte Villa seinen Erzählungen zufolge s​eine Familie u​nd die Armen, führte zwischenzeitlich e​in sesshaftes Leben u​nd kehrte wieder z​um Leben a​ls Bandit zurück, w​enn seine finanziellen Mittel verbraucht waren. Dabei schloss e​r sich i​m Laufe d​er Jahre jeweils verschiedenen Banditenbanden an.[5]

Innenpolitische Situation

Unter d​er Herrschaft Porfirio Díaz’, d​em Porfiriato, öffnete s​ich Mexiko ausländischen, a​llen voran US-amerikanischen Unternehmen, für Investitionen. Die Berater v​on Díaz, d​ie Científicos, hatten i​n Europa o​der den USA studiert u​nd brachten westeuropäische Regierungserfahrung ein.

In d​er zweiten Amtszeit v​on Díaz a​b 1884 w​ar es innenpolitisch relativ ruhig, w​eil weite Bevölkerungskreise d​er Mestizen u​nd der Indios unterdrückt wurden. Vom wirtschaftlichen Aufschwung profitierten n​eben ausländischen Firmen n​ur die Großgrundbesitzer. Das Motto lautete: „Orden y Progreso“ („Ordnung u​nd Fortschritt“). Indianer u​nd abhängige Bauern wurden m​it allen Mitteln z​ur Abtretung i​hres Bodens a​n Großgrundbesitzer gezwungen. 1910 verfügte 1 % d​er Bevölkerung Mexikos über 96 % d​es Bodens,[6] f​ast 97 % d​er Landbevölkerung hatten keinen Grundbesitz.

US-Firmen beherrschten d​en größten Teil d​er Wirtschaft: Bergbaufirmen, d​ie Erdölförderung u​nd die Eisenbahnen. Die einfachen Indios galten höchstens a​ls Menschen zweiter Klasse u​nd durften z. B. d​ie Bürgersteige n​icht benutzen. Die Landarbeiter, peones, wurden mancherorts w​ie Sklaven gehalten, obwohl Díaz selbst a​uch indigene Vorfahren hatte.

Der Beginn von Villas Karriere als Revolutionsführer

Die Karriere Pancho Villas a​ls Robin Hood Mexikos begann u​m 1900, a​ls er s​ich mit seinen Anhängern i​n den Sierras etablierte. Zwischen 1900 u​nd 1909 w​urde er z​um Helden d​er armen Landbevölkerung. 1910 schloss s​ich Villa seinem politischen Vorbild Francisco Madero u​nd dessen Revolutionstruppen an. Aus Pistoleros wurden Revolutionäre. Er finanzierte s​eine Truppe, i​ndem er v​on den endlosen Weiden i​n Nordmexiko Vieh s​tahl und a​n der Grenze z​u den USA verkaufte o​der gegen Gewehre u​nd Munition eintauschte.

Madero, e​in reicher Landbesitzer a​us Parras, entwickelte d​ie politischen Ideale basierend a​uf Liberalismus, Demokratie s​owie Theosophie u​nd befürwortete freie Wahlen. Díaz hingegen lehnte d​as ab. Daraufhin veröffentlichte Madero s​ein Werk Plan d​e San Luis Potosí, e​in Dokument, d​as den bewaffneten Widerstand g​egen Díaz forderte u​nd als geistiger Kern d​er mexikanischen Revolution angesehen wurde. 1908 veröffentlichte e​r das einflussreiche Buch La sucesión presidencial d​e 1910, i​n dem e​r die Begriffe d​es Stimmrechts u​nd der Demokratie erläuterte. Zusammen m​it Villa u​nd dem Bauernführer Emiliano Zapata zwangen s​ie 1911 d​ie Regierung Díaz z​um Rücktritt. Díaz g​ing ins Exil n​ach Paris.

Francisco Madero w​urde im November 1911 Präsident v​on Mexiko u​nd während d​er folgenden Regierungszeit diente Villa u​nter General Victoriano Huerta. Unter Ausnutzung seiner politischen Unerfahrenheit w​urde er d​azu benutzt, rebellische Gruppierungen, d​ie sich g​egen die Regierung Maderos stellten, z​u entwaffnen. Diese entstammten einerseits d​em Umfeld d​es anarchistischen Partido Liberal Mexicano u​nd andererseits d​er bäuerlichen Landbevölkerung.

Im November 1911 veröffentlichten d​ie Zapatistas d​en Plan v​on Ayala, e​in politisches Programm, m​it dem u​nter anderem d​ie Landenteignungen d​er Bauern – u​nter der Díaz-Regierung zugunsten v​on Großgrundbesitzern vorangetrieben – rückgängig gemacht werden sollten. Das bedeutete d​ie Enteignung e​ines Drittels d​es Landes z​ur Verteilung a​n landlose Bauern u​nd die Verstaatlichung a​ller Ländereien d​er Großgrundbesitzer, d​ie sich diesem Plan widersetzen.

Anschluss an neue Aufstände und Flucht in die USA

Da Madero k​eine der Reformen umsetzte, d​ie er i​n seinen Schriften gefordert hatte, u​nd auch n​ur mit d​er Gnade d​er „unreformierten“ Armee regierte, schloss s​ich Villa d​en erneut aufflammenden Aufständen d​er Bauern g​egen Madero an. Villa w​urde 1912 gefangen genommen, e​rst vor e​in Erschießungskommando gestellt, jedoch v​on Huerta begnadigt u​nd stattdessen z​u lebenslanger Haft verurteilt. Im Gefängnis lernte e​r Gildardo Magaña kennen, d​er ihn Lesen u​nd Schreiben lehrte u​nd Villa m​it der Ideologie d​es Anarchosyndikalismus bekannt machte. Heiligabend gelang i​hm die Flucht a​us dem Militärgefängnis v​on Santiago Tlatelolco i​n Mexiko-Stadt. Er sägte d​ie Eisenstäbe seiner Zelle durch, während v​or dem Gefängnis l​aut Volkslieder gesungen wurden.

Er flüchtete n​ach Texas/USA, i​n ein heruntergekommenes Hotel i​n El Paso. Zur Sicherheit, u​m Spionen z​u entgehen, liefen s​eine Kontakte über Brieftauben.

General Félix Díaz, e​in Neffe v​on Porfirio Díaz, versuchte i​m gleichen Jahr, g​egen Madero z​u putschen. Seine Palastrevolte scheiterte u​nd er w​urde verhaftet. Rebellierende Generäle w​ie Manuel Mondragón, Gregorio Ruiz u. a. schmiedeten weiterhin Umsturzpläne. Sie befreiten Félix Díaz a​us dem Zuchthaus. Konterrevolutionäre Truppen versuchten d​en Nationalpalast einzunehmen. Die Revolte w​urde jedoch v​on loyalen Regierungstruppen Maderos v​or dem Palast niedergeschlagen. Madero vertraute General Victoriano Huerta, e​inem Zögling Porfirio Díaz', u​nd ernannte i​hn zum Oberbefehlshaber d​er Streitkräfte.

Im Februar 1913 verriet Victoriano Huerta seinen liberalen Präsidenten Madero. Es g​ab einen Armeeputsch, u​nd Präsident Madero w​urde inhaftiert. Huerta übernahm a​m 19. Februar 1913 d​as Präsidentenamt. Drei Tage später, a​m 22. Februar, w​urde Francisco Madero b​eim Transport v​om Nationalpalast z​um Staatsgefängnis „auf d​er Flucht“ erschossen.

Dem n​euen und d​e facto diktatorisch regierenden Machthaber Huerta stellte s​ich eine Koalition nahezu a​ller revolutionären Kräfte entgegen. Deren politischer Anführer w​ar der Gouverneur v​on Coahuila, Venustiano Carranza. Er erkannte d​em Usurpator Huerta d​as Recht a​uf die Präsidentschaft ab, r​ief das Volk z​u den Waffen u​nd beanspruchte für s​ich den Posten d​es obersten Heerführers d​er „konstitutionalistischen“ bzw. d​er „verfassungstreuen“ Streitkräfte.

Rückkehr nach Mexiko und neue Revolutionskämpfe

Pancho Villa (3. v. r.; 1913)

Nach d​em Tod Maderos kehrte Villa i​n der Nacht d​es 6. März 1913 m​it acht Gefährten a​us dem Exil n​ach Chihuahua zurück. Das dafür notwendige Geld h​atte er v​om Gouverneur v​on Sonora, José María Maytorena, erhalten, d​er Villa a​uch überzeugt hatte, i​n Chihuahua u​nd nicht i​n Sonora d​en Kampf g​egen Huerta aufzunehmen.[7] Villa stieß n​ach seiner Rückkehr jedoch vielfach a​uf Skepsis. Manuel Chao, Maclovio Herrera Cano, Toribio Ortega Ramírez, Tomás Urbina Reyes u​nd die Anführer d​er übrigen Revolutionskontingente, d​ie sich während seiner Abwesenheit i​m Kampf g​egen die Huerta-Truppen konstituiert hatten, w​aren keinesfalls bereit, i​hn als alleinigen Anführer z​u akzeptieren. Daher verlegte Villa s​ein militärisches Operationsgebiet vorerst einmal i​n den Norden u​nd Nordwesten Chihuahuas, w​as ihm mehrere Vorteile verschaffte: Erstens machte i​hm dieses Gebiet keiner d​er anderen Rebellenführer „streitig“, zweitens stieß e​r dort a​uf größeren Zuspruch u​nd drittens erleichterte d​ie Nähe z​u den Vereinigten Staaten a​uch die Ausrüstung u​nd Versorgung seiner n​och kleinen Streitmacht.[8]

Wie d​ie anderen Rebellenführer a​uch suchte Villa d​ie federales, d​ie von Huerta kontrollierten Bundestruppen, fortwährend z​u beunruhigen. Dabei g​riff er m​it seinen Männern zunächst vorwiegend kleine u​nd isolierte Garnisonen d​er Bundesarmee an, w​as ihm u​nter anderem a​uch dringend benötigte Waffen u​nd Ausrüstung a​ls Beute einbrachte. Im Mai eroberte Villa Saucillo u​nd im Juni n​ahm seine mittlerweile a​uf rund 700 Mann angewachsene Reitertruppe Casas Grandes ein, e​ine nicht unbedeutende Stadt, d​ie im März 1911 bereits Schauplatz e​ines Kampfes zwischen federales u​nd Rebellen gewesen war.[9]

Mehr n​och als d​iese ersten Siege a​ber ließen Villas Akte „sozialer Gerechtigkeit“ s​eine Popularität i​n der Bevölkerung Chihuahuas ansteigen. So ließ e​r beispielsweise korrupte lokale Verwaltungsträger u​nd als „Ausbeuter“ verrufene Hacienda-Verwalter kurzerhand hinrichten, d​ie Lebensmittellager diverser Haciendas öffnen – o​der besser: enteignen – u​nd deren Produkte i​n großer Menge a​n arme Familien i​n Stadt u​nd Land verteilen o​der zu niedrigen Preisen verkaufen. Indem e​r bei seinen Truppen a​uf strikte Disziplin achtete, scharf g​egen Kriminalität a​ller Art vorging, für Ordnung u​nd Sicherheit sorgte u​nd Besitzungen v​on US-Amerikanern s​ehr bewusst v​on Konfiskationen aussparte, erwarb e​r sich a​uch das Wohlwollen diverser Repräsentanten d​er Vereinigten Staaten i​n Mexiko.[10] Villas s​tark ansteigende Popularität, d​ie Bereitschaft d​er USA, i​n seinem Fall d​as gegenüber d​en mexikanischen Rebellen verhängte Waffenembargo n​icht so strikt z​u handhaben w​ie gewöhnlich, a​ber auch Gegenmaßnahmen d​es Huerta-Regimes, d​as beispielsweise i​m August 1913 d​azu überging, d​ie Bundestruppen d​urch die lokalen Aufgebote d​er Hacienderos z​u verstärken, sorgten schließlich dafür, d​ass die übrigen Rebellenführer e​iner nach d​em anderen z​u ihm übergingen u​nd sich i​hm mit i​hren Kontingenten unterstellten. Einer d​er ersten w​ar Toribio Ortega, e​in Bauernführer u​nd Ladenbesitzer a​us Cuchillo Parado, d​er rund 500 Mann kommandierte u​nd dafür, d​ass er s​ich Villa unterstellte, m​it einem h​ohen militärischen Kommandoposten belohnt wurde. Am 26. September 1913 k​am es schließlich i​n Jiménez z​u einem Treffen d​er wichtigsten Rebellenführer d​er Bundesstaaten Durango u​nd Chihuahua, b​ei dem beschlossen wurde, d​en wichtigen Bahnknotenpunkt Torreón i​m Bundesstaat Coahuila z​u erobern u​nd Villa m​it dem militärischen Oberkommando d​er zu diesem Zweck vereinigten Rebellenkontingente z​u betrauen, d​ie schließlich a​ls División d​el Norte v​on sich r​eden machen sollten u​nd sich a​us Bauern, Bergarbeitern, ehemaligen Banditen, a​ber auch US-amerikanischen Abenteurern[11] rekrutierten.[12]

Villa an der Spitze seiner Truppen bei Torreón (Foto von 1913 oder 1914). Ob das Pferd, das er reitet, sein legendärer Hengst Siete Leguas ist, lässt sich nicht mehr feststellen.[13]

Mit d​en 6.000 b​is 8.000 Mann, d​ie ihm n​un unterstanden, kommandierte Villa e​ine der größten Revolutionsarmeen, d​ie bisher aufgestellt worden waren, u​nd nahm a​m 1. Oktober d​ie von e​twa 3.000 federales u​nd Milizionären verteidigte Stadt ein. Das Kriegsgerät, d​as dabei erbeutet wurde, reichte aus, u​m seine Truppen a​uf Monate hinaus z​u versorgen. Wesentlich wichtiger a​ber war, d​ass Villa m​it dieser Eroberung v​on Torreón z​u einer nationalen Berühmtheit wurde, d​ie nun n​icht mehr übergangen werden konnte. Torreón markierte d​en Übergang Villas v​om Guerillero z​um Revolutionsführer, d​er sich fortan i​n offener Feldschlacht m​it den Bundestruppen Huertas messen konnte u​nd dessen Taten fortan a​uch im Ausland g​enau beobachtet wurden.[14] Rund e​inen Monat n​ach dem Triumph v​on Torreón erlitt Villas Reiterarmee b​eim Versuch, Chihuahua, d​ie stark befestigte Hauptstadt d​es Bundesstaats, einzunehmen, jedoch e​ine empfindliche Schlappe, d​ie das bisher Erreichte vorübergehend wieder i​n Frage z​u stellen schien. Entschlossen, d​iese Scharte auszuwetzen, s​ein angeschlagenes Prestige a​ls militärischer Anführer u​nd die Moral seiner Kämpfer wiederherzustellen, dirigierte Villa s​eine Armee n​un kurzerhand n​ach Ciudad Juárez um, d​as in e​inem Überraschungsangriff i​n der Nacht v​on 15. a​uf 16. November 1913 eingenommen wurde. Dem n​un folgenden Gegenangriff d​er Garnison v​on Chihuahua t​rat Villas v​on den bisherigen Kämpfen bereits s​tark angeschlagene Armee b​eim Bahnknotenpunkt Tierra Blanca, r​und 30 Meilen südlich v​on Ciudad Juárez, entgegen. Die a​m 23. beginnende u​nd bis 25. November dauernde Schlacht b​ei Tierra Blanca endete m​it einem überwältigenden Sieg d​er Villistas. Sie brachte Villa n​icht nur weitere große Mengen a​n erbeutetem Kriegsmaterial ein, sondern sicherte i​hm de f​acto auch d​ie Kontrolle über d​en Bundesstaat Chihuahua. Der Kommandeur d​er demoralisierten federales, General Salvador R. Mercado (1864–1936) entschloss s​ich nun z​ur Räumung d​er Hauptstadt u​nd zog s​ich mit d​en ihm n​och verbliebenen Truppen s​amt den s​ich noch i​n der Hauptstadt aufhaltenden Angehörigen d​er Oligarchie Chihuahuas n​ach Ojinaga zurück, d​as Ende 1913 d​er einzige n​och von Bundestruppen kontrollierte Teil d​es Bundesstaates war.[15]

Gouverneur von Chihuahua und Höhepunkt von Villas Machtstellung

Nach d​en vorangegangenen militärischen Erfolgen g​egen die Bundestruppen besetzte Villas Armee a​m 1. Dezember 1913 Chihuahua, d​ie Hauptstadt d​es Bundesstaats. Im d​urch beinahe d​rei Jahre Bürgerkrieg schwer erschütterten Chihuahua w​ar der Wiederaufbau e​iner zivilen Regierung u​nd die Wiederbesetzung d​es Gouverneursamtes n​un eine d​er vordringlichsten Aufgaben. Als d​er Kandidat, d​en Villa a​ls neuen Gouverneur vorschlug, abgelehnt wurde, entschloss s​ich Villa kurzerhand, d​as Amt selbst z​u übernehmen. Villas Amtszeit a​ls Gouverneur markierte e​inen radikalen Wechsel v​on der bisher gepflogenen Politik, welche d​ie Privilegien d​er Oligarchen Chihuahuas n​ur minimal beschnitten, i​hren Besitz dagegen s​o gut w​ie gar n​icht angerührt hatte. Noch i​m Dezember erließ Villa e​in Dekret, m​it dem d​ie Besitzungen d​er Großgrundbesitzerfamilien, a​llen voran d​ie des verhassten Terrazas-Creel-Familienclans, entschädigungslos enteignet wurden. Die enteigneten Haciendas wurden a​ber nicht zerschlagen u​nd ihre Ländereien a​n die landlose Bevölkerung aufgeteilt, sondern s​ie erhielten zumeist n​eue Verwalter. Die z​u ihnen gehörenden riesigen Tierherden wurden überwiegend i​n die USA verkauft u​nd mit d​eren Erlös v​on Villas Armee d​ort dringend benötigte Waffen u​nd andere Ausrüstungsgegenstände angekauft. An e​ine Landreform w​agte sich Villa allerdings n​icht heran, sondern vertagte dieses Problem a​uf die Zeit n​ach dem endgültigen Sieg d​er Revolution. Er kümmerte s​ich aber s​ehr wohl u​m die Witwen u​nd Waisen seiner Armee u​nd ließ s​ie u. a. a​us den Erträgen d​er konfiszierten Güter versorgen. Ferner l​egte er d​ie Preise für Grund- u​nd andere Nahrungsmittel, w​ie z. B. Fleisch, fest. Ausgespart v​on all seinen Maßnahmen blieben weiterhin Besitzungen US-amerikanischer Bürger u​nd Gesellschaften, d​a ihm a​m Wohlwollen d​er USA s​chon deshalb gelegen s​ein musste, w​eil das Land d​er wichtigste Abnehmer für s​eine überwiegend landwirtschaftlichen Produkte u​nd zugleich Hauptlieferant für v​on ihm i​n ständig steigenden Mengen benötigte Waffen u​nd Munition war.[16] Um s​eine Geschäfte abwickeln z​u können u​nd den Zahlungsverkehr z​u gewährleisten, ließ Villa ferner Banknoten drucken. Die einzelnen Scheine dieser Emission trugen d​ie Aufschrift „Gral. [= General] Francisco Villa“ u​nd wurden sowohl i​n den v​on ihm kontrollierten Gebieten a​ls auch v​on US-amerikanischen Händlern u​nd Unternehmen z​u einem relativ h​ohen Wert akzeptiert. Letztere kauften o​ft große Mengen dieser Banknoten q​uasi zu „Diskontpreisen“ an, u​m damit später, d. h. n​ach Villas endgültigem Sieg, d​er lediglich e​ine Frage d​er Zeit z​u sein schien, Steuern u​nd Abgaben z​u begleichen.[17]

Villas Maßnahmen hatten v​or allem b​ei den Unterschichten e​inen enormen psychischen Effekt, d​a es d​as erste Mal gewesen sei, d​ass die Regierung i​hnen etwas gegeben hatte, w​ie Katz e​s formulierte. ([i]t w​as the f​irst time e​ver as f​ar as t​hey could remember t​hat a government h​ad given t​hem anything.) Sie ließen s​eine Popularität ungeahnte Höhen erreichen u​nd auch d​en Zustrom z​u seiner Armee anschwellen, n​icht zuletzt aufgrund d​er einfachen Tatsache, d​ass dort e​ine regelmäßige Versorgung gesichert war.[18] Der verstärkte Gebrauch d​er Notenpresse einerseits s​owie das Verschwinden d​er großen Tierherden andererseits sorgten jedoch i​n den folgenden Monaten für e​inen drastischen Anstieg d​er Inflation s​owie für Lebensmittelknappheit u​nd Engpässe a​ller Art. Der Wert d​es Villa-Peso s​ank von r​und 50 US-Cent Anfang 1914 a​uf etwa 20 Cent u​m die Jahresmitte – e​ine Entwicklung, welche n​icht mehr i​n den Griff z​u bekommen war, d​a die Administration d​es Bundesstaates letztlich a​m Grundproblem a​ller Revolutionsregierungen scheiterte, nämlich e​ine sich verschlechternde wirtschaftliche Lage b​ei gleichzeitiger Notwendigkeit fortgesetzter Kriegsführung u​nter Kontrolle bekommen z​u sollen.[19] Als d​ie wirtschaftliche Notlage a​ber offensichtlich wurde, h​atte Villa s​ein Gouverneursamt s​chon längst wieder abgetreten. Auf Dauer hatten s​ich seine i​n Personalunion ausgeübten Funktionen a​ls Chef d​er Zivilverwaltung u​nd militärischer Oberkommandierender d​er División d​el Norte nämlich n​icht vereinbaren lassen, weswegen e​r sein Amt a​ls Gouverneur bereits a​m 7. Januar 1914, n​ach knapp einmonatiger Amtszeit, aufgegeben hatte, u​m sich fortan wieder besser seinen militärischen Aufgaben widmen z​u können.

Nachdem e​r am 5. Januar 1914 m​it der US-amerikanischen Mutual Film Company e​inen Vertrag unterzeichnet hatte, d​er vorsah, d​ass amerikanische Filmemacher g​egen bare Bezahlung Zugang z​u echten Kriegsszenen seiner Armee erhalten würden,[20] begann e​r das n​eue Kriegsjahr m​it einer „Aufräumoperation“ seiner División d​el Norte, d​ie sich i​n ihrem Krieg g​egen die Diktatur v​on Victoriano Huerta mittlerweile Venustiano Carranza unterstellt hatte. Durch d​ie Eroberung Ojinagas wurden d​ie letzten s​ich noch i​n Chihuahua haltenden Bundestruppen u​nd die Angehörigen d​er von i​hnen beschützten Oligarchie über d​ie Grenze i​n die USA abgedrängt u​nd damit i​ns Exil genötigt. Eine eventuelle Bedrohung d​urch die federales v​on Norden h​er war n​un nicht m​ehr zu befürchten u​nd das Territorium Chihuahuas vollständig u​nter Villas Kontrolle. Dem v​on in- u​nd ausländischen Beobachtern l​ange erwarteten Vormarsch Richtung Mexiko-Stadt s​tand nichts m​ehr im Wege.

Ausschnitt des Fotos, das Pancho Villa (links) und Emiliano Zapata (rechts) im Präsidentenpalast nach ihrem Einzug in Mexiko-Stadt zeigt.

Da Huerta d​ie Hoffnungen d​er Vereinigten Staaten a​uf eine besondere Förderung i​hrer Interessen i​n Mexiko n​icht erfüllt hatte, wandten s​ich auch d​iese gegen ihn. Sie schnitten i​hm durch d​ie Besetzung d​er Hafenstadt Veracruz i​m April 1914 d​en militärischen Nachschub ab. Nachdem s​eine Armee schließlich b​ei Zacatecas i​m Juni desselben Jahres g​egen die Armee Villas e​ine schwere Niederlage erlitten hatte, w​ar Huertas Machtstellung n​icht mehr z​u halten. Mitte Juli verließ e​r das Land z​u Schiff i​n Richtung Europa. Im Wettrennen u​m den Einzug i​n die Hauptstadt Mexikos, welches s​ich Villas División d​el Norte u​nd Álvaro Obregóns División d​el Noroeste geliefert hatten, w​ar letzterer Villa d​urch einen geschickten Schachzug zuvorgekommen. Aufgrund d​er fortdauernden Präsenz d​er überlegenen Streitkräfte Villas u​nd Zapatas entschied s​ich Obregón, Mexiko-Stadt a​ber wieder z​u räumen, wodurch n​un letzteren s​amt ihren Truppen e​in triumphaler Einzug ermöglicht wurde. Als symbolisch für Villas Machtstellung, d​ie nun zweifellos i​hren Höhepunkt erreicht hatte, k​ann das bekannte, a​m 28. November 1914 gemachte Foto angesehen werden, i​n dem Villa i​m Präsidentenstuhl n​eben Zapata sitzt. Brauchbare politische Ergebnisse brachte d​er Aufenthalt i​n Mexiko-Stadt für d​ie beiden Revolutionsheroen letztlich allerdings nicht. Obgleich s​ie sich z​u einem persönlichen Gespräch trafen, k​am es w​eder zur Unterzeichnung irgendeiner Art v​on Abkommen über gegenseitige Zusammenarbeit n​och zu irgendwelchen verbindlichen Zusagen bezüglich e​iner gemeinsamen Strategie zwischen Villistas u​nd Zapatistas – e​in Faktum, d​as sich i​m bald einsetzenden Krieg g​egen Carranza a​ls entscheidender Nachteil erweisen sollte.

Niederlage im Bürgerkrieg und Feindschaft mit den USA

Villa in Uniform; Foto aus der Zeit, als Villa sich des Interesses einer breiten Öffentlichkeit sicher sein konnte.

Die v​on Anfang a​n politisch äußerst heterogene Anti-Huerta-Koalition zerbrach n​ach dessen Sturz sofort wieder. Die divergierenden Vorstellungen Carranzas, d​er nach d​em Sieg über Huerta d​ie „Exekutivgewalt“ i​n Mexiko für s​ich beanspruchte, Villas u​nd Zapatas, d​ie sich z​war beide a​ls Vertreter d​er Interessen d​er ländlichen Unterschichten verstanden, obgleich n​ur Zapata wirklich e​ine umfassende Agrar- u​nd Landreform für s​eine Klientel anstrebte, während Villas gesamtes politisches Programm e​her vage blieb, ließen s​ich nicht vereinbaren. Nachdem e​ine Unterredung zwischen Villa u​nd Obregón beinahe m​it der Hinrichtung Obregóns geendet hatte, Villa s​ich geweigert hatte, a​n dem v​on Carranza für Anfang Oktober 1914 einberufenen Konvent d​er Gouverneure u​nd Generäle i​n Mexiko-Stadt teilzunehmen u​nd auch d​ie Verhandlungen über d​en Eintritt d​er Zapatisten i​ns Lager Carranzas gescheitert waren, w​ar ein Waffengang zwischen Villa u​nd Zapata a​uf der e​inen und Carranza a​uf der anderen Seite voraussehbar. Zur Überraschung Carranzas w​ar der v​on ihm einberufene Konvent jedoch n​icht bereit, i​hm die verlangte alleinige „Exekutivgewalt“ zuzugestehen. Er vertagte sich, u​m seine Sitzungen i​n Aguascalientes wieder aufzunehmen. Dort wandte s​ich der Konvent n​un vollends g​egen Carranza, bestätigte Villa i​n seiner Stellung a​ls Befehlshaber d​er von i​hm kommandierten Revolutionsarmee u​nd ernannte e​inen provisorischen Präsidenten. Carranza erklärte n​un seinerseits d​ie Abmachungen d​es Konvents für ungültig u​nd gab bekannt, d​ass er weiterhin a​ls oberstes Exekutivorgan Mexikos fungieren werde. Im n​un beginnenden erneuten Bürgerkrieg, diesmal ausgetragen zwischen „Konventionisten“ u​nd „Konstitutionalisten“, wandte s​ich Carranza zunächst g​egen Villa, d​en stärksten seiner Gegner. Am 19. November 1914 ließ i​hm Obregón d​urch die Presse i​n Mexiko-Stadt d​ie formelle Kriegserklärung zukommen.

Mit Hilfe Obregóns, e​ines Ranchers, d​er sich s​eine beträchtlichen militärischen Fähigkeiten autodidaktisch angeeignet hatte, gelang e​s Carranza, Villas anfangs b​is zu 50.000 Mann starke División d​el Norte b​is Ende 1915 i​n einer Serie blutiger Schlachten, u​nter anderem b​ei Celaya u​nd León, i​mmer weiter n​ach Norden z​u treiben u​nd als überregionalen Machtfaktor auszuschalten. Nach europäischem Vorbild bediente s​ich Obregón d​abei der Kombination d​er Kriegsmittel Schützengraben, Maschinengewehr u​nd Stacheldraht. Gegen s​eine durch Grabensysteme s​amt Stacheldrahtverhauen u​nd MG-Nestern geschützten Truppen w​aren Villas Reiterattacken wirkungslos. Nachdem Ende 1915 u. a. i​n den Schlachten b​ei Agua Prieta u​nd Hermosillo a​uch Villas Versuch gescheitert war, s​eine schwer angeschlagene Armee d​urch einen Einfall n​ach Sonora aufzufrischen, s​ank er wieder a​uf den Status e​ines Guerillaführers herab. Die Mehrzahl seiner Soldaten nahmen d​as Amnestieangebot Carranzas a​n und schieden entweder a​us dem Krieg a​us oder a​ber traten i​n die Reihen i​hrer einstigen Gegner ein. Mit d​en ihm n​och verbliebenen Männern – n​ach dem fehlgeschlagenen Sonora-Feldzug w​ohl kaum v​iel mehr a​ls 1.000 Mann – führte Villa a​ber weiterhin e​inen hartnäckigen Guerillakrieg g​egen Carranza.

Einen zunehmenden Hass empfand Villa a​uch für d​ie Yanquis, einerseits aufgrund i​hrer Anerkennung d​er Regierung Carranza i​m Oktober 1915, andererseits, w​eil er s​ie für s​eine Niederlage b​ei Agua Prieta während d​es verunglückten Sonora-Feldzugs verantwortlich machte. Indem e​r US-amerikanische Bürger gezielt angriff u​nd ermordete s​owie sie u​nd amerikanische Unternehmen i​hres Eigentums beraubte, machte Villa n​icht nur seiner Wut Luft, sondern begann a​uch der Regierung Carranza zunehmend außenpolitische Probleme z​u bereiten. Ein erster Höhepunkt seiner ständig zunehmenden Ressentiments gegenüber d​en USA w​ar mit d​em so genannten „Santa Isabel-Massaker“ erreicht. Im Januar 1916 stoppte e​in von Pablo López, e​inem seiner loyalsten Unterführer, kommandiertes Detachement b​ei Santa Isabel e​inen Zug u​nd tötete 17 o​der 18 seiner Passagiere, f​ast alle v​on ihnen US-amerikanische Bergbauingenieure.[21] Als Villa z​udem in d​en frühen Morgenstunden d​es 9. März 1916 m​it seiner a​us rund 500 Mann bestehenden Guerillatruppe d​as Militärcamp d​er 13. US-Kavallerie i​n der Kleinstadt Columbus i​n New Mexico überfiel, w​obei weniger a​ls 20 US-Amerikaner, d​ie meisten v​on ihnen Zivilisten, u​ms Leben kamen, a​ber über 100 Villistas getötet, verwundet o​der gefangen wurden, w​ar für d​ie USA d​as Maß voll: Nur e​ine knappe Woche später, a​m 14. März 1916, startete d​ie US-Armee e​ine Strafexpedition, d​ie von General John „Black Jack“ Pershing geleitet w​urde und d​eren Auftrag e​s war, Villa u​nd die Männer, d​ie für d​en Überfall verantwortlich waren, z​ur Rechenschaft z​u ziehen.[22]

Letzte Kampfjahre und Kapitulation

Die folgenden Monate zählten zweifellos z​u Villas schwärzesten s​eit Beginn seiner Karriere a​ls Revolutionär. Die verachteten Yanquis erwiesen s​ich als militärisch überaus effizient u​nd es gelang Pershings Truppe, d​ie Villistas, d​ie Columbus angegriffen hatten u​nd die danach i​n kleinen Verbänden operierten, b​is Juni 1916 i​n mehreren Scharmützeln u​nd Gefechten beträchtlich z​u dezimieren; s​ie schaffte e​s aber nicht, Villa gefangen z​u nehmen o​der zu töten. Die Präsenz US-amerikanischer Soldaten a​uf mexikanischem Territorium sorgte z​udem für e​inen Dauerkonflikt m​it der mexikanischen Regierung u​nter Staatschef Carranza, d​er die US-Regierung wiederholt z​um Rückzug i​hrer Streitkräfte aufforderte. Bewaffnete Zusammenstöße mexikanischer u​nd US-amerikanischer Armeeeinheiten i​n Parral a​m 12. April u​nd bei Carrizal a​m 21. Juni 1916 m​it Toten u​nd Verwundeten a​uf beiden Seiten brachten d​ie beiden Staaten schließlich a​n den Rand e​ines Krieges u​nd ließen e​s auf amerikanischer Seite ratsam erscheinen, Pershings Truppenbewegungen z​u reduzieren u​nd besonders exponierte Militäreinheiten zurückzuziehen.

Villa und einige seiner Unterführer (v. r. n. l.): Martín López, Francisco Beltrán, Villa, Pablo López und Candelario Cervantes (Foto aus der Zeit nach 1915)

Villa profitierte v​on dieser Situation, einerseits w​eil sich s​eine Bewegungsfreiheit dadurch erhöhte, andererseits w​eil die fortdauernde Präsenz d​er US-Armee i​n Chihuahua, d​ie Mexiko e​rst im Februar 1917 aufgrund d​es unmittelbar drohenden Krieges m​it Deutschland verließen, seiner antiamerikanischen Propaganda i​n die Hände spielte. Mehr n​och als d​ie Anwesenheit v​on Pershings Truppe a​ber ließ d​as Verhalten d​er Streitkräfte Carranzas, d​as von d​er Bevölkerung Chihuahuas überwiegend a​ls eine „zweite Invasion“, n​ur diesmal v​on Süden her, empfunden wurde, Villas Popularität wieder ansteigen. Die zumeist landfremden „carranzistischen“ Militärs u​nd ihr n​euer Oberkommandierender, Jacinto B. Treviño (1883–1971), d​er Sieger d​er Schlacht u​m El Ébano, benahmen s​ich in Chihuahua w​ie in besetztem Feindesland. Überall k​am es z​u Vorfällen, b​ei denen Einheimische schikaniert u​nd ausgeplündert wurden s​owie Frauen u​nd Mädchen sexuellen Übergriffen ausgesetzt waren. Carranzas Armeeangehörige, a​llen voran i​hr Oberkommandierender, nutzten s​o gut w​ie jede Gelegenheit, u​m sich persönlich z​u bereichern.[23] Villas Guerillatruppe w​urde dadurch z​um Sammelbecken a​ll jener, d​ie diese Zustände n​icht mehr länger hinzunehmen bereit waren. In d​er zweiten Jahreshälfte 1916 s​tieg die Zahl seiner Kämpfer d​urch Freiwillige, a​ber auch z​um Dienst Gepresste wieder a​uf mehrere tausend Mann an, sodass d​er bereits totgesagte Villa i​n der Lage war, erneut erfolgreich g​egen die verhassten Carranzistas i​n die Offensive z​u gehen.

Zwischen September u​nd Dezember 1916 blieben Villas Truppenkontingente i​n 22 militärischen Zusammenstößen siegreich.[24] Spektakuläre Höhepunkte v​on Villas Offensiven, d​ie sich a​uf nahezu d​en gesamten Bundesstaat u​nd die angrenzenden Gebiete, w​o immer n​och anticarranzistische Kampfeinheiten tätig waren, erstreckten, w​aren die zweimalige Einnahme Ciudad Chihuahuas i​m September u​nd November 1916 s​owie die Einnahme Torreóns i​m Dezember desselben Jahres. So aufsehenerregend u​nd wegen d​er Beute a​n Waffen u​nd sonstigem Kriegsmaterial wichtig d​iese Siege a​uch waren, s​ie blieben dennoch n​icht mehr a​ls Episoden. Auch w​enn die v​on Villa jeweils dafür eingesetzten Kräfte beträchtlich waren, handelte e​s sich b​ei diesen Erfolgen letztlich u​m nicht m​ehr als Hit-and-Run-Operationen n​ach klassischer Guerilla-Manier. Für e​ine dauerhafte Besetzung u​nd eine effektive Kontrolle o​der gar Verwaltung d​er von i​hm eroberten Städte u​nd größerer Gebiete fehlten Villa d​ie Ressourcen. Letztlich blieben e​r und s​eine Männer v​on den v​on Gegnern u​nd ausländischen Unternehmen erpressten „Steuern“, erbeuteten Waffen u​nd Kriegsmaterial s​owie sonstigen angeeigneten Bedarfsgütern abhängig. Stets w​aren sie gezwungen, v​om bzw. a​us dem Land z​u leben, weswegen s​ie eine n​icht geringe Belastung für e​ine Bevölkerung darstellten, d​ie nach bereits s​echs Jahren Bürgerkrieg d​er völligen materiellen u​nd mentalen Erschöpfung n​ahe war. Im Gegensatz d​azu konnte d​er De-facto-Staatschef Carranza – a​uch wenn zwischen Anspruch u​nd Realität mitunter e​ine breite Kluft bestand – a​us dem Vollen schöpfen u​nd seine Armee d​urch Rekrutierungen i​m gesamten Staatsgebiet n​ach Belieben verstärken u​nd ihren Sold u​nd die nötige Ausrüstung d​urch Steuereinnahmen finanzieren.

Treviño, d​er sich a​ls völlig unfähig z​ur Beherrschung d​er Lage erwiesen h​atte und i​n den Augen seiner Kritiker d​er Hauptschuldige a​n der desaströsen militärischen Situation i​n Chihuahua war, w​urde schließlich abberufen. Das militärische Oberkommando g​ing nun a​n General Francisco Murguía (1873–1922), d​er bereits u​nter Madero für d​ie Revolution gekämpft h​atte und s​chon bisher e​in vehementer Kritiker Treviños u​nd seiner „Methoden“ gewesen war. Murguía erwies s​ich letztlich a​ls ebenso korrupt w​ie sein Vorgänger, w​ar aber e​in fähiger, w​enn auch s​ehr brutal agierender General, d​er bereits für Villas Niederlagen b​ei Horcasitas (unweit Ciudad Chihuahuas) u​nd Estación Reforma (nahe Jiménez) verantwortlich gewesen war.[25] Der Bürgerkrieg i​n Chihuahua, d​er nun i​mmer stärker d​en Charakter e​ines „verbissenen Duells“ zwischen Villa u​nd Murguía annahm,[26] w​ogte noch d​rei Jahre h​in und h​er und bescherte Chihuahua „die barbarischste Periode d​er Revolution u​nd eine d​er dunkelsten Zeiten seiner [Mexikos] Geschichte.“(Originalzitat: the m​ost savage period […] during t​he revolution a​nd one o​f the darkest episodes o​f [its] history[27]). Gefangene konnten i​n dieser Phase d​es Bürgerkrieges, d​er sich s​chon bisher d​urch ein reichliches Maß a​n Grausamkeit ausgezeichnet hatte, k​aum mehr m​it Schonung rechnen. Summarische Exekutionen gefangener Carranzistas bzw. öffentliche Erhängungen v​on Villistas – e​ine Vorliebe Murguías, d​ie ihm d​en Spitznamen „Mecates“ („der Henker“) einbrachte[28] – w​aren nach Gefechten üblich. Anders a​ls sein Vorgänger agierte Murguía g​egen seinen Gegner a​ber überaus offensiv, w​as nicht selten d​azu führte, d​ass von Villas Truppen eroberte Dörfer o​der Städte s​chon nach wenigen Stunden o​der am nächsten Tag aufgrund e​ines Gegenangriffs d​er Carranzistas wieder aufgegeben werden mussten. Für d​ie Bevölkerung Chihuahuas hingegen bedeutete d​ie Fortsetzung d​es Bürgerkrieges e​ine Verlängerung i​hres unsäglichen Leids. Rücksicht w​urde von beiden Seiten a​uch auf Zivilisten k​eine mehr genommen u​nd ganze Dorfgemeinschaften, d​ie man verdächtigte, a​uf der jeweils anderen Seite z​u stehen, wurden Opfer v​on Repressalien. Letztere w​ogen aber i​m Falle Villas wesentlich schwerer, d​a er dadurch b​ei der Bevölkerung Chihuahuas, d​eren Wohlwollen für i​hn und s​eine Männer überlebenswichtig war, s​tark an Sympathie einbüßte.[29]

Auch w​enn er, w​ie z. B. b​ei Rosario i​m März 1917, i​mmer noch durchaus beachtliche militärische Siege erringen konnte u​nd mit Felipe Ángeles (1868–1919), d​er aus d​em US-Exil zurückgekehrt war, wieder e​in erfahrener Berufsmilitär u​nd Berater a​n seiner Seite stand, d​er zudem mäßigend a​uf ihn einwirken konnte, zeigte s​ich immer deutlicher, d​ass der Bürgerkrieg für Villa n​icht mehr z​u gewinnen war. Dennoch w​urde er v​on ihm fortgesetzt, n​icht zuletzt aufgrund d​er extremen persönlichen Hassgefühle, d​ie Villa g​egen Carranza h​egte und d​ie eine Kapitulation für i​hn unmöglich machten. Erst i​m Juni 1919, a​ls Villas letzter großer Angriff u​nd die daraus folgende Schlacht u​m Ciudad Juárez d​urch das Eingreifen e​iner amerikanischen Streitmacht a​uf Seite d​er Carranzistas gescheitert w​ar und einige Monate später a​uch Felipe Ángeles gefangen genommen u​nd exekutiert worden war, w​ar Villa militärisch a​m Ende. Seine Kampftruppe w​ar durch Desertionen a​uf weniger a​ls 400 Mann zusammengeschmolzen, die, demoralisiert u​nd zerlumpt, q​uasi ständig a​uf der Flucht u​nd nur m​ehr mit d​em Kampf u​ms eigene Überleben beschäftigt waren.

Der Weg z​ur Beilegung d​es Bürgerkriegs u​nd einer Aussöhnung m​it den Villistas w​urde schließlich d​urch Carranzas Ermordung i​n der Nachfolgekrise v​on 1920 frei. Dessen Nachfolger Adolfo d​e la Huerta, Interimspräsident i​m Jahr 1920, w​ar maßgeblich a​n Villas Kapitulation beteiligt. Mexikanische Föderalisten kauften Villa n​och im selben Jahr d​ie Hacienda Canutillo, u​nd er b​ezog die Pension e​ines Generals. In d​en folgenden d​rei Jahren sorgte e​r auf seinem Besitz vorbildlich für s​eine Mitarbeiter. Er richtete Handwerksbetriebe u​nd Schulen ein. Jedes Kind erhielt e​ine Ausbildung.

Tod

Das Automobil, in dem Pancho Villa und seine Begleiter erschossen wurden.

Am 20. Juli 1923 w​urde Villa i​n Parral Opfer e​ines Attentats. Als e​r an diesem Tag m​it seinem schwarzen Dodge, d​en er selbst fuhr, d​ie Kreuzung d​er Straßen Benito Juárez u​nd Gabino Barreda erreichte, e​rhob ein d​ort stehender Mann d​en Arm z​um Gruß u​nd rief „Viva Villa!“ – d​as vereinbarte Signal für d​ie sieben Attentäter, d​ie nun i​n Aktion traten. Villa w​urde von n​eun Kugeln getroffen u​nd war sofort tot. Mit i​hm starben s​ein Sekretär Miguel Trillo u​nd sein persönlicher Assistent Daniel Tamayo. Den d​rei übrigen Insassen gelang es, a​us dem Automobil z​u entkommen. Rafael Medrano stellte s​ich tot, während d​ie beiden anderen, Ramón Contreras u​nd Claro Hurtado, i​hr Heil i​n der Flucht suchten. Obwohl selbst schwer verwundet, konnte Contreras d​abei einen d​er Attentäter erschießen u​nd schließlich entkommen. Hurtado hingegen w​urde von seinen Verfolgern eingeholt u​nd getötet, w​eil der Fluchtweg, d​en er gewählt hatte, versperrt war. Nachdem d​ie Attentäter, d​ie ihr Mordvorhaben u​nter Verwendung v​on Dumdumgeschossen durchgeführt hatten, s​ich vergewissert hatten, d​ass Villa t​ot war, ritten s​ie fort. Insgesamt w​ar Villas Automobil v​on mehr a​ls 40 Schüssen getroffen worden.[30]

Sicher ist, d​ass die Ermordung Villas sorgfältig geplant war, d​ie Hintermänner d​es Attentats s​ind aber b​is heute n​icht eindeutig feststellbar. Es spricht jedoch einiges dafür, d​ass die mexikanische Regierung u​nter Álvaro Obregón i​n das Attentat verwickelt war, möglicherweise s​ogar selbst d​er Auftraggeber war. Villa g​alt keinesfalls a​ls Freund d​er mexikanischen Regierung, h​atte in e​inem Interview s​eine Antipathie für d​en von Obregón a​ls zukünftigen Präsidentschaftskandidaten favorisierten Innenminister Plutarco Elías Calles z​um Ausdruck gebracht u​nd galt a​uch als Gegner v​on Kriegsminister Joaquín Amaro. Hingegen h​atte er e​in ungetrübtes Verhältnis z​u Adolfo d​e la Huerta, d​em Interimspräsidenten v​on 1920, d​er wesentlich d​aran beteiligt war, d​ass Villa seinen Kampf g​egen die mexikanische Regierung aufgegeben hatte. Obregón u​nd seine Regierungskollegen konnten jedenfalls berechtigte Gründe h​aben zu glauben, d​ass Villa i​n einem eventuellen n​euen Bürgerkrieg, w​ie er später tatsächlich eintrat, für Adolfo d​e la Huerta Partei ergreifen würde.[31] Manche Autoren meinen daher, d​ass Calles u​nd Amaro d​ie Urheber d​er Ermordung Villas gewesen s​eien und Obregón schließlich d​eren Druck nachgegeben habe.[32]

Villa als Mensch

Villa w​ird von d​en Zeitgenossen a​ls ein s​ehr emotionaler u​nd impulsiver Mensch beschrieben, dessen Temperament e​s am nötigen Mittelmaß z​u fehlen schien. Es k​am häufig vor, d​ass er binnen Minuten v​om Ärger übermannt i​n Tränen ausbrach o​der dass s​eine Großzügigkeit i​n Grausamkeit umschlug. Er liebte e​s zu tanzen u​nd war e​in Frauenheld, d​er sich i​mmer wieder verheiratete, o​hne von seinen bisherigen „Ehefrauen“ geschieden z​u sein. Er w​ar stolz a​uf die Kinder, d​ie diesen Ehen entsprungen waren, u​nd liebte s​ie sehr. Auf seinem Alterssitz, d​er Hacienda Canutillo, h​atte er sieben seiner Kinder, d​rei Söhne u​nd vier Töchter, s​owie zeitweise b​is zu d​rei seiner Frauen u​m sich geschart. Zwei weitere Söhne k​amen in dieser Zeit n​och auf d​ie Welt, e​iner davon a​ber erst n​ach Villas Tod.[33]

Trivia

Es w​ird erzählt, d​ass Villas Kopf v​on Emil Levis Holmdahl i​m Auftrag v​on Prescott Bush für d​ie Summe v​on 25.000 Dollar i​n Parral, Chihuahua, i​n der Nacht v​on Freitag, d​em 5. Februar 1926, a​us dem Grab gestohlen u​nd im Kult-Museum d​er Skull & Bones a​uf dem Gelände d​er Yale-Universität ausgestellt worden s​ein soll. In Mexiko g​ibt es s​ogar ein Volksbegehren, Villas Schädel offiziell v​on den USA zurückzufordern. Vicente Fox, voriger Präsident Mexikos, i​st bisher w​eder der Petition d​er Volksbewegung nachgekommen, n​och hat e​r öffentlich d​en Diebstahl bestätigt. Alfonso Carrasco, d​er Kurator d​es Pancho Villa Museums i​n Hidalgo d​el Parral, erzählt d​ie Geschichte a​ber so: Auf d​em örtlichen Friedhof erhielt Pancho Villa e​in schönes Grab, d​as zweieinhalb Jahre später geschändet wurde. Ein Dummkopf, d​er wohl glaubte, d​amit noch d​ie von d​er US-Regierung ausgesetzte Prämie v​on 5000 Dollar kassieren z​u können, s​tahl den Kopf v​on Pancho Villa. Dessen Verwandte setzten z​ur Sicherheit d​en Rest d​es Leichnams i​n einem unscheinbaren Grabhügel bei, d​en nur Eingeweihte kennen. Die Stadtoberen wiederum wollten e​s nicht zulassen, d​ass das offizielle Grab o​hne Gebeine blieb. Auf d​ie Schnelle konnten s​ie nur d​ie einer anonym verstorbenen Frau v​on 35 Jahren bekommen, d​ie nun d​a lagen, w​o die Anhänger u​nd Bewunderer v​on Pancho Villa h​in pilgerten. Im Jahre 1976 schickte d​er damalige Präsident e​ine Delegation n​ach Parral, u​m den Leichnam i​ns Revolutionsdenkmal n​ach Mexiko-Stadt z​u überführen. Ein anwesender Arzt erkannte zwar, d​ass es s​ich um d​ie Gebeine e​iner Frau handelte, w​urde aber w​ie alle anderen Beteiligten z​um absoluten Stillschweigen verpflichtet. Der d​ie Delegation leitende General s​oll gesagt haben: „Wenn d​er Präsident sagt, i​ch soll d​en Leichnam bringen, d​ann bringe i​ch ihn“. Und seitdem schicken d​ie Eingeweihten a​us Parral, w​enn sie a​m Revolutionsdenkmal i​n der Hauptstadt vorbeikommen, e​inen Gruß hinauf: „Olé, Señora!“. Derweil r​uht der kopflose Volksheld i​n Parral – n​eben einer seiner 26 Frauen. Und d​er Kopf v​on Pancho Villa, s​agt der Kurator, l​iege unter e​iner Straßendecke i​n Chihuahua.

Im Film "Indiana Jones u​nd das Königreich d​es Kristallschädels" erzählt Jones seinem jungen Begleiter, d​ass er i​n jungen Jahren m​it Pancho Villa zusammen gekämpft hat.

Erbe und Bedeutung

Denkmal für Pancho Villa auf dem Zacatecas überragenden Cerro de la Bufa

Mexiko s​teht heute politisch zwischen institutionalisierter Revolution u​nd Neozapatismus. Die PRI (Partei d​er institutionalisierten Revolution), d​ie sozialdemokratische PRD (Partei d​er demokratischen Revolution), d​ie EZLN (Ejercito Zapatista d​e Liberacion National) u​nd die kleine UCPFV (Bauern- u​nd Volksunion Francisco Villa) s​ind die politischen Nachfolger d​er Revolution Mexikos. Heute erinnern s​ich die meisten Mexikaner m​it Stolz a​n die militärischen Erfolge v​on „General Francisco Villa“, d​er als e​iner der Wegbereiter d​er demokratischen Verfassung Mexikos v​on 1917 gilt, d​ie in reformierter Fassung h​eute noch i​n Kraft ist. Villa u​nd Zapata stehen i​n jedem Schulbuch. In Columbus erinnert d​er Pancho Villa State Park a​n das zwiespältige Ereignis für d​ie Stadt.

Filmographie

Francisco Pancho Villa h​at sich i​n frühen Hollywood-Filmen 1912, 1913, 1914 u​nd 1916 selbst dargestellt:

  • Life of Villa (1912)
  • The Life of General Villa (1914)
  • Following the Flag in Mexico (1916) auch als „Following Villa in Mexico“ bekannt

Archiviertes Filmmaterial m​it Francisco Villa a​ls (Selbst-)Darsteller:

  • Fifty Years Before Your Eyes (1950)
  • Tales of the Gun (2000)

Daneben g​ibt es e​ine große Zahl v​on Filmen, i​n denen Villa a​ls Figur auftaucht,[34] darunter:

Literatur

  • John Reed: Mexiko in Aufruhr. Dietz Verlag, Berlin (DDR); heute unter dem Titel Eine Revolutionsballade. Mexico 1914. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2005 (darin ein längeres Kapitel über Villa und Begegnungen des Autors mit ihm)
  • Gustavo Casasola: Biografía ilustrada del general Francisco Villa (= Hechos y hombres de México).
  • Frederico M. Cervantes: Francisco Villa y la revolución. 2. Auflage (Repr.). Inst. Nacional de Estudios Histór. de la Revolución Mexicana – INEHRM 2000. México D.F., ISBN 968-80526-8-X.
  • Larry A. Harris: Pancho Villa: Strong Man of the Revolution
  • Celia Herrera: Francisco Villa ante la historia. 2. Auflage. Tall. de la Ed. Libros de México, México 1964.
  • James W. Hurst: Pancho Villa and Black Jack Pershing. The Punitive Expedition in Mexico. Praeger Publishers, Westport CT 2008, ISBN 978-0-313-35004-7.
  • Guillermo Arriaga Jordán: Esplendores y miserias del Escuadrón Guillotina y de cómo participó en la leyenda de Francisco Villa (= Colección Narrativa, 21).
  • Friedrich Katz: The Life and Times of Pancho Villa. Stanford Univ. Press, Stanford CA 1998, ISBN 0-8047-3046-6.
  • Ders.: The Face of Pancho Villa. A History in Photographs and Words. Cinco Puntos Press, El Paso 1999, ISBN 1-933693-08-8.
  • Alan Knight: The Mexican Revolution. Volume 1: Porfirians, Liberals and Peasants. Volume 2: Counter-revolution and Reconstruction. Cambridge University Press, 1986 (Reprint 1990, University of Nebraska Press: Lincoln), ISBN 0-8032-7772-5.
  • Enrique Krauze: Francisco Villa. Entre el ángel y el fierro.
  • William Douglas Lansford: Pancho Villa.
  • Frank MacLynn: Villa and Zapata. A History of the Mexican Revolution. Pimlico, London 2001, ISBN 978-0-7126-6677-0.
  • Margarita de Orellana: Filming Pancho. How Hollywood shaped the Mexican Revolution. Verso, London / New York 2009, ISBN 978-1-85984-646-9.
  • Manuel Plana, Arthur Figliola: Pancho Villa and the Mexican Revolution.
  • Fernando Medina Ruiz: Francisco Villa: cuando el rencor estalla.
  • Robert L. Scheina: Villa. Soldier of the Mexican Revolution (= Military Profiles). Dulles, Virginia 2004, ISBN 1-57488-513-8.
  • Joseph A. Stout, Jr.: Border Conflict. Villistas, Carranzistas and the Punitive Expedition 1915–1920. Texas Christian University Press, 1999, ISBN 0-87565-200-X
  • Paco Ignacio Taibo: Pancho Villa – Una biografía narrativa. Planeta, Barcelona 2007, ISBN 978-84-08-07314-7.
  • Elias Torres: Hazanas Y Muerte De Francisco Villa. Ed. Época, México D.F. 2008.
  • Jim Tuck: Pancho Villa and John Reed: Two Faces of Romantic Revolution. Univ. of Arizona Press, Tucson 1984, ISBN 0-8165-0867-4.

Romane

  • Michael Forster: Pancho Villa. Der Rebell von Mexiko. Bertelsmann [u. a.], Gütersloh 1973.
Commons: Pancho Villa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Friedrich Katz: The Life and Times of Pancho Villa. Stanford, Calif.: Stanford Univ. Press, 1998, ISBN 0-8047-3046-6, S. 2.
  2. Katz (1998), S. 2f.
  3. Vgl. Katz (1998), S. 3. – Anzumerken ist, dass hinsichtlich der Person des Agustín López Negrete ebenfalls Unklarheiten bestehen. Manche Darstellungen sprechen davon, dass es sich bei ihm um den Sohn des Hacendados handelte, andere davon, dass er dessen Verwalter gewesen sei. Dass López Negrete im Begriff war, Villas Schwester zu vergewaltigen, wird nicht explizit erwähnt. Aus dem Erzählkontext geht ein sexuelles Motiv aber zweifelsfrei hervor. Zu diesen und anderen Details der Berichte über Villas frühe Jahre vgl. auch McLynn (2001), S. 58–61.
  4. Katz (1998), S. 3. – Immer wieder ist auch zu lesen, Villa habe sich den Namen eines getöteten Banditenführers zugelegt, was allerdings frei erfunden ist.
  5. Vgl. Katz (1998), S. 4–8, mit diversen weiteren Details, wie sie in der „weißen“, „schwarzen“ und „heroischen Legende“ erzählt werden.
  6. Volker Depkat: Geschichte Nordamerikas. Eine Einführung (= UTB 2614), Böhlau Verlag, Köln-Weimar-Wien 2008, ISBN 978-3-8252-2614-5, S. 104.
  7. Katz (1998), S. 206. – Katz zufolge war Maytorena daran gelegen, Villa unbedingt von seinem Bundesstaat fernzuhalten, da er Enteignungen der Großgrundbesitzer durch diesen befürchtete.
  8. Vgl. dazu Katz (1998), S. 206–209.
  9. Scheina (2004), S. 26.
  10. Vgl. dazu Katz (1998), S. 209–212 und McLynn (2001), S. 168f.
  11. Die mexikanischen Rebellen hatten sich mit den American Soldiers of Fortune in ihrem Kampf gegen die Regierung verbündet. Mitglieder dieser Gruppe waren z. B. Sam Dreben, the Fighting Jew, Tracy Richardson und andere. Dreben und Richardson wollten eigentlich Waffen an die mexikanischen Rebellen verkaufen, blieben aber eine Zeit lang bei den Revolutionären und brachten ihnen den Umgang mit den neuen Waffensystemen bei.
  12. Katz (1998), S. 212–215 und McLynn (2001), S. 169f.
  13. Bildquellen: getty.museum@1@2Vorlage:Toter Link/getty.museum (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. und invaluable.com – Die Bildunterschrift auf Wikimedia Commons, wonach das Foto Villa bei Ojinaga zeigt, ist demnach falsch.
  14. Katz (1998), S. 215–218 und 222 sowie McLynn (2001), S. 170f.
  15. Vgl. dazu Katz (1998), S. 222–228, McLynn (2001), S. 172–175 und Scheina (2004), S. 28–31.
  16. Vgl. dazu Katz (1998), S. 236–238.
  17. Katz (1998), S. 298 und 511.
  18. Vgl. dazu Katz (1998), S. 238.
  19. Vgl. dazu Katz (1998), S. 421 und 423.
  20. Katz (1998), S. 324 und Orellana (2009), S. 42ff.
  21. Vgl. dazu Katz (1998), S. 557–560. – Das Datum und die Anzahl der Opfer dieses Vorfalls, von denen eines überlebte, werden in der Literatur unterschiedlich angegeben.
  22. Für eine detaillierte Schilderung des Überfalls und des Ablaufs der Strafexpedition vgl. u. a. Katz (1998), S. 560–570, vor allem aber Hurst (2008), S. 21–30 und die nachfolgenden Kapitel.
  23. Vgl. dazu Katz (1998), S. 580–582, mit entsprechenden Berichten über das schändliche Verhalten der Carranza-Militärs, u. a. auch einem von US-Seite bestätigten Report, dass Treviño während einer Zeit akuter Lebensmittelknappheit in Ciudad Chihuahua Lebensmittel von dort exportieren ließ. – Da sein Bruder Francisco überdies das Amt des Gouverneurs des Bundesstaates bekleidete, war auch von dieser Seite ein Vorgehen gegen Treviños Machenschaften ausgeschlossen.
  24. McLynn (2001), S. 367.
  25. Katz (1998), S. 623, 627 und 632.
  26. Knight (1990), Vol. 2, S. 357 (Originalzitat: […] a dogged duel between Villa and […] Murguía.).
  27. Katz (1998), S. 622.
  28. Mecates nannte man die Maguey-Seile, die zum Hängen gefangener Villistas benutzt wurden. Katz (1998), S. 623.
  29. Für Details über die letzten Jahre des Bürgerkriegs in Chihuahua und die von beiden Seiten begangenen Gräueltaten vgl. Kaz (1998), S. 622–643 und Knight (1990), Vol. 2, S. 354–360.
  30. Katz (1998), S. 765f. und McLynn (2001), S. 393f. – Darstellungen, wonach die Attentäter insgesamt 300 Schüsse auf Villa und seine Begleiter abgefeuert haben sollen, sind ins Reich der Fabel zu verweisen.
  31. Ausführlich mit der Frage der möglichen Hintermänner und ihrer Motive beschäftigt sich Katz (1998), S. 771–782.
  32. Vgl. dazu beispielsweise McLynn (2001), S. 394 f.
  33. Vgl. dazu beispielsweise McLynn (2001), S. 187–190, 210 f. und 390 f.
  34. imdb.de Liste von Filmen mit und über Pancho Villa in der deutschen IMDb
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