Markus Beyer
Markus Beyer (* 28. April 1971 in Erlabrunn; † 3. Dezember 2018 in Berlin)[1] war ein deutscher Profi-Boxer und WBC-Weltmeister im Supermittelgewicht.
Markus Beyer | |
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Markus Beyer beim VOX-„Ewige-Helden“-Pressetermin im Dezember 2015 | |
Daten | |
Geburtsname | Markus Beyer |
Geburtstag | 28. April 1971 |
Geburtsort | Erlabrunn |
Todestag | 3. Dezember 2018 |
Todesort | Berlin |
Nationalität | Deutsch |
Gewichtsklasse | Supermittelgewicht |
Stil | Rechtsauslage |
Größe | 1,76 m |
Kampfstatistik als Profiboxer | |
Kämpfe | 39 |
Siege | 35 |
K.-o.-Siege | 13 |
Niederlagen | 3 |
Unentschieden | 1 |
Profil in der BoxRec-Datenbank |
Amateurkarriere
In seiner langjährigen Amateurkarriere gewann der aus Schwarzenberg im Erzgebirge stammende Rechtsausleger Beyer 235 von 274 Kämpfen. Bereits als Jugendlicher konnte er Erfolge feiern und wurde, für die SG Wismut Gera startend, in der DDR Schüler-, Jugend- und Juniorenmeister. 1988 gewann er auch den Titel bei den DDR-Meisterschaften der Senioren und wurde in Danzig mit einem Finalsieg gegen den Rumänen Zoltan Lunka Junioren-Europameister im Fliegengewicht (51 kg). Im Jahr 1989 boxte Beyer bei den Juniorenweltmeisterschaften in Bayamón (Puerto Rico) und erreichte dort im Federgewicht (57 kg) das Finale, wo er gegen den Puerto-Ricaner Carlos Febres nach Punkten 20-27 verlor.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde Beyer 1993 und 1995 auch Deutscher Meister im Halbmittelgewicht (71 kg), 1994 unterlag er im Finale Mario Veit. Bei den Weltmeisterschaften 1993 im finnischen Tampere schied er durch eine Niederlage im Achtelfinale gegen den Rumänen Francisc Vaștag (3-13) aus. Im Jahr 1995 erreichte er bei den Titelkämpfen in Berlin einen dritten Platz, dort verlor er im Halbfinale gegen Vaștag 4-8. 1996 unterlag Beyer erneut Vaștag im Finale der Europameisterschaften in Vejle (Dänemark) 4-14.
Beyer nahm für Deutschland zweimal an Olympischen Spielen teil, scheiterte allerdings jeweils frühzeitig: 1992 in Barcelona verlor er im Achtelfinale durch Abbruch in der ersten Runde gegen den Kubaner Juan Carlos Lemus. 1996 in Atlanta scheiterte er im Viertelfinale am Kasachen Jermachan Ibraimow (9-19), nachdem ihm zuvor noch ein Sieg (17-12) gegen den dreimaligen Amateurweltmeister Vaștag gelungen war.
Profikarriere
1996 wechselte Markus Beyer ins Profigeschäft und wurde vom Promoter Wilfried Sauerland unter Vertrag genommen. Sein Trainer wurde Ulli Wegner, der ihn auch schon als Amateur trainiert hatte. In seinem 17. Profikampf bekam Beyer erstmals die Gelegenheit, um einen Weltmeistertitel zu kämpfen. Am 23. Oktober 1999 gewann er durch einen Punktsieg gegen den Briten Richie Woodhall den WBC-Titel im Supermittelgewicht. Er war erst der dritte Deutsche nach Max Schmeling und Ralf Rocchigiani, dem es gelang, im Ausland Weltmeister zu werden.
Bereits in der zweiten Titelverteidigung am 6. Mai 2000 verlor er den Gürtel allerdings aufgrund eines technischen Knockouts in der zwölften Runde an Glenn Catley. In den folgenden drei Jahren arbeitete sich Beyer mit acht Siegen wieder in der Rangliste nach oben und bekam einen erneuten Titelkampf gegen den amtierenden WBC-Weltmeister, den Franko-Kanadier Éric Lucas. Durch einen knappen Punktsieg wurde er am 5. April 2003 erneut Weltmeister. Seine erste Titelverteidigung absolvierte er im August 2003 mit einem kontroversen Sieg gegen den Australier Danny Green. Green hatte Beyer in den ersten beiden Runden zu Boden geschickt, wurde dann aber wegen eines absichtlichen Kopfstoßes disqualifiziert.
Am 6. Juni 2004 verlor er den WBC-Titel nach einer überraschenden Punktniederlage in Chemnitz an den Italiener Cristian Sanavia. Der Boxstall engagierte den Hamburger Psychologen Eckard Winderl, der zuvor u. a. Dariusz Michalszewski in seinem Weltmeisterschaftskampf gegen Virgil Hill erfolgreich gecoacht hatte, als Coach für Beyer. Beyer gewann nach vier Monaten in seinem direkten Rückkampf gegen Sanavia durch K.o. in der sechsten Runde. So konnte er zum dritten Mal Weltmeister im Supermittelgewicht nach Version WBC werden. Das hatte vor ihm noch kein anderer deutscher Boxer geschafft.
Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Winderl zeigte sich auch im März 2005. Beyer gewann den Rückkampf gegen Green überzeugend nach Punkten, er selbst erschien in diesem Kampf mental stärker als je zuvor. In der letzten Runde deckte Green Beyer mit einem Schlaghagel ein, so dass dieser kurz angezählt werden musste. Ein Schock-Moment, doch Beyer blieb stabil. Er zeigte auch seinen Kritikern, dass er sich mental weiterentwickelt hatte. Für Beyer war es ein besonderer Kampf: „Der Sieg gegen Danny Green war definitiv eines meiner größten Highlights.“
Beyer und Eckard Winderl setzten ihre erfolgreiche Zusammenarbeit bis Januar 2006 fort.
Die Titelverteidigung gegen Sakio Bika aus Kamerun wurde im Mai 2006 nach der fünften Runde wegen einer Platzwunde unter Beyers rechtem Auge infolge eines Kopfstoßes Bikas vorzeitig abgebrochen und als unentschieden gewertet. Am 14. Oktober 2006 fand in Kopenhagen ein Vereinigungskampf gegen den Dänen Mikkel Kessler, Titelträger des WBA-Verbandes, statt. Beyer verlor die Begegnung bereits in der dritten Runde nach einer schnellen Kombination von Kessler durch K. o.
Nach dieser Niederlage wurden Gerüchte um einen möglichen Rücktritt vom Boxsport laut, der aber nie offiziell verkündet wurde. Stattdessen erklärte Beyer im Rahmen seiner Moderationstätigkeit im August 2007 bei der ARD, dass er durch den Kampf zwischen Arthur Abraham und Khoren Gevor selbst wieder Lust am Boxen bekommen habe und in den Ring zurückkehren wolle. Nach längeren Unstimmigkeiten mit seinem Promoter Sauerland wechselte er Ende 2007 zu Arena Box-Promotion und unterschrieb einen Vertrag über vier Kämpfe. Für den Hamburger Boxstall absolvierte Beyer nur einen Kampf; Punktsieg gegen den Russen Murad Machmudow im März 2008. Nach langwierigen Verletzungsproblemen, beendete er seine aktive Karriere.
Privates
Beyer war von 2008 bis 2010 mit Daniela Haak, Mitglied der Eurodance-Formation Mr. President, verheiratet und lebte mit ihr in Lilienthal bei Bremen. Nach der Trennung zog er zurück nach Schwarzenberg.
Nach kurzer und schwerer Krankheit starb Markus Beyer am 3. Dezember 2018 mit 47 Jahren in einem Berliner Krankenhaus. Nach unbestätigten Angaben hatte er an Nierenkrebs gelitten.[2]
Liste der Profikämpfe
Jahr | Tag | Ort | Gegner/Kampfziel | Ergebnis für Beyer |
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1996 | 23. November | Olympiahalle, München, Deutschland | Eric Davis | Sieg/TKO 6. Runde |
7. Dezember | Wien, Österreich | Harold Roberts | Sieg/TKO 2. Runde | |
1997 | 15. Februar | Kurhalle Oberlaa, Wien, Österreich | Andrew Flute | Punktsieg/6 Runden |
13. April | Köln, Deutschland | Isidore Janvier | Sieg/TKO 5. Runde | |
26. April | Leipzig, Deutschland | Juri Filipko | Punktsieg/6 Runden | |
1. Juni | Riesa, Deutschland | Paul Busby | Punktsieg/8 Runden | |
22. Juni | Köln, Deutschland | Danny Thomas | Punktsieg/6 Runden | |
12. Juli | Olympia, London, Großbritannien | Simon Andrews | Sieg/TKO 5. Runde | |
5. Oktober | Gera, Deutschland | Terry Ford | Sieg/KO 4. Runde | |
2. November | Halle (Saale), Deutschland | Kevin Pompey | Punktsieg/8 Runden | |
1998 | 11. Januar | SachsenARENA, Riesa, Deutschland | Alexander Boy Deutsche Meisterschaft | Sieg/KO 7. Runde |
18. April | Duisburg, Deutschland | Juri Jepifanzew | Sieg/TKO 7. Runde | |
5. Dezember | Köln, Deutschland | Robert Koon | Punktsieg/8 Runden | |
1999 | 27. Februar | Max-Schmeling-Halle, Berlin, Deutschland | Rene-Claude Dutard | Punktsieg/8 Runden |
8. Mai | Philipshalle, Düsseldorf, Deutschland | Octavian Stoica | Punktsieg/8 Runden | |
6. Juni | Ballsporthalle, Frankfurt am Main, Deutschland | Juan Carlos Viloria | Punktsieg/12 Runden | |
23. Oktober | Ice Rink, Telford, Großbritannien | Richie Woodhall WBC-Weltmeisterschaft | Punktsieg/12 Runden | |
2000 | 29. Januar | SachsenARENA, Riesa, Deutschland | Leif Keiski WBC-Titelverteidigung | Sieg/KO 7. Runde |
6. Mai | Ballsporthalle, Frankfurt am Main, Deutschland | Glenn Catley WBC-Titelverteidigung | Niederlage/TKO 12. Runde | |
16. Dezember | Europahalle, Karlsruhe, Deutschland | Ahmet Dine | Punktsieg/8 Runden | |
2001 | 27. Januar | SachsenARENA, Riesa, Deutschland | Lloyd Bryan | Punktsieg/10 Runden |
21. April | Messehalle, Erfurt, Deutschland | Manuel López | Sieg/KO 7. Runde | |
1. September | Bördelandhalle, Magdeburg, Deutschland | Glenn Odem | Punktsieg/8 Runden | |
6. Oktober | Eisstadion, Köln, Deutschland | Shannon Landberg | Punktsieg/10 Runden | |
2002 | 3. März | Brandenburg-Halle, Frankfurt (Oder), Deutschland | Anton Robinson | Sieg/TKO 7. Runde |
27. April | SachsenARENA, Riesa, Deutschland | Vincenzo Imparato | Punktsieg/12 Runden | |
24. August | Arena Leipzig, Leipzig, Deutschland | Roni Martínez | Sieg/TKO 4. Runde | |
2003 | 5. April | Arena Leipzig, Leipzig, Deutschland | Éric Lucas WBC-Weltmeisterschaft | Punktsieg/12 Runden |
16. August | Nürburgring, Nürburg, Deutschland | Danny Green WBC-Titelverteidigung | Sieg/DQ 5. Runde | |
2004 | 28. Februar | Mehrzweckhalle, Dresden, Deutschland | Andre Thysse WBC-Titelverteidigung | Punktsieg/12 Runden |
5. Juni | Chemnitz Arena, Chemnitz, Deutschland | Cristian Sanavia WBC-Titelverteidigung | Punktniederlage/12 Runden | |
9. Oktober | Messehalle, Erfurt, Deutschland | Cristian Sanavia WBC-Weltmeisterschaft | Sieg/KO 6. Runde | |
18. Dezember | Oberfrankenhalle, Bayreuth, Deutschland | Yoshinori Nishizawa WBC-Titelverteidigung | Punktsieg/12 Runden | |
2005 | 12. März | Stadthalle, Zwickau, Deutschland | Danny Green WBC-Titelverteidigung | Punktsieg/12 Runden |
3. September | Internationales Congress Centrum, Berlin, Deutschland | Omar Sheika WBC-Titelverteidigung | Punktsieg/12 Runden | |
2006 | 28. Januar | Tempodrom, Berlin, Deutschland | Alberto Colajanni WBC-Titelverteidigung | Sieg/TKO 12. Runde |
13. Mai | Stadthalle, Zwickau, Deutschland | Sakio Bika WBC-Titelverteidigung | Unentschieden/TD 4. Runde | |
14. Oktober | Parken, Kopenhagen, Dänemark | Mikkel Kessler WBC-Titelverteidigung WBA-Weltmeisterschaft | Niederlage/KO 3. Runde | |
2008 | 14. März | Zenith, München, Deutschland | Murad Machmudow | Punktsieg/8 Runden |
Sonstiges
- 2005 gründete Markus Beyer die Promotionsagentur 12Rounds, die unter anderem Profiboxer wie Danilo Häußler, Richel Hersisia und Alexander Sipos betreute. Ende 2009 verließ er die Firma.
- Ab 2015 war Beyer als Experte für die MDR-Fernsehsendung Sport im Osten im Einsatz.
- In der VOX-Show Ewige Helden erreichte Beyer 2016 den fünften Platz.
Literatur
- Monty Gräßler: Mit links und 40 Fieber: Die außergewöhnliche Karriere des Box-Weltmeisters Markus Beyer. Chemnitzer Verlag, Chemnitz 2009, ISBN 978-3-937025-48-3.
Weblinks
- Markus Beyer in der BoxRec-Datenbank
- Markus Beyer in der BoxRec-Encyclopaedia
- Markus Beyer in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)
- Literatur von und über Markus Beyer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Trauer um MDR-Box-Experten Markus Beyer. In: mdr.de. 4. Dezember 2018, abgerufen am 4. Dezember 2018.
- Ex-Boxweltmeister Markus Beyer ist tot. Boxen.de, 4. Dezember 2018
Vorgänger | Titel | Nachfolger |
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Richie Woodhall | Boxweltmeister im Supermittelgewicht (WBC) 23. Oktober 1999 – 6. Mai 2000 | Glenn Catley |
Éric Lucas | Boxweltmeister im Supermittelgewicht (WBC) 5. April 2003 – 5. Juni 2004 | Cristian Sanavia |
Cristian Sanavia | Boxweltmeister im Supermittelgewicht (WBC) 9. Oktober 2004 – 14. Oktober 2006 | Mikkel Kessler |